Ein bisschen ist man schon dabei: Eine Lieder-App mit allen Gesängen
des Evangelischen Gesangbuchs für das Smartphone soll bis Jahresende fertig
sein, ein Computerspiel soll in die Welt des Neuen Testaments einführen,
eine App für kirchliche Personalgespräche ist in Entwicklung und YouTube-Filme
sollen die Bibel kreativ vorstellen.
Ein Sozialwissenschaftler empfiehlt
den Kirchen, ihre Beratungsdienste stärker online anzubieten, zurzeit
wären z.B. für Beziehungskrisen eher Portale eingerichtet, die mit
Scheidungen Geld verdienen, Ratsuchende müssten jedoch kirchliche Beratungsstellen
auf den ersten Plätzen der Suchergebnisse finden können!
Und?
Wen interessiert das evangelische Gesangsbuch? Wer will ins Neue Testament eingeführt
werden? Wer glaubt, dass christliche Kirchen bei Beziehungsproblemen helfen
können? Es liegt zuerst einmal an der Nachfrage, nicht am Angebot.
Meinereiner kennt diesen überschießenden Angebotsdigitalismus
von Google-Suchen nach irgendwelchen DLLs, die irgendwo fehlen, oder nach
Freeware-Software, die für einen bestimmten Zweck rasch benötigt würde:
Angebote gibt's massenhaft, aber fast alle laden automatisch zusätzlich
irgendwelche sich selber installierende Programme down, die man weder gesucht
hat, noch braucht. Was bedeutet: nachdem das wirklich Gesuchte seinem Zweck
zugeführt wurde, geht's ans deinstallieren aufgedrängter Programme
oder zumindest zum Löschen überflüssigem Downloadzeugs. Und wenn
wer die Musik der Woche sucht und das Kirchengesangsbuch findet, wird er mit
sehr großer Sicherheit deswegen nicht zum Kirchenliedersänger!
Einer
der ständig wiederholten Slogans der Christenkirchen lautet: "Menschen
in eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus" zu bringen. Und wie
oft gelingt das? Offenbar nicht sehr oft, sonst wäre z.B. in Deutschland seit der Eingliederung der DDR
der Mitgliederbestand der beiden großen Christenkirchen nicht um über 13 Millionen
weniger geworden, 1990 waren es rund 58 Millionen Mitglieder, 2017 waren's nur
noch knapp 45 Millionen...