Dem Bankencrash zum 10.

Publiziert am 13. September 2018 von Wilfried Müller auf www.wissenbloggt.de

Schon lange kein Bankenartikel mehr in wissenbloggt … Jetzt ist also einer fällig, zum zehnten Geburtstag vom Bankencrash – und ein neuer Crash ist bereits in Arbeit. Noch ist es allerdings offen, wo es als nächstes crasht (Bild: Pexels & Free-Photos, pixabay, zusammengefügt von wb). Die Wahrscheinlichkeiten darf sich der geneigte Leser selber zurechtlegen.

Ist es beim Euro, der nach wie vor die ungelösten Probleme von Target 2 und der Unmöglichkeit der Abwertung vor sich herschiebt?
Ist es bei der EZB-Staatsfinanzierung über das QE-Programm ("Geldschwemme"), das z.B. Italien süchtig gemacht hat?
Ist es bei der Krise der Immigrationspolitik, von der die EU zerbröselt werden könnte?
Ist es bei der exponentiell wachsenden globalen Verschuldung von derzeit 250 Mrd. Dollar, wobei die Kredite die existierenden Werte um ein Mehrfaches übersteigen?
Oder ist es ein neuer heißer Kandidat namens CLO?

Inzwischen nehmen nicht nur Staaten ihre Kredite in einem endlosen Teufelskreis auf – auch Firmen sind inzwischen auf dem Trip, immer mehr Anleihen auszugeben. Dank der QE-Politik hat sich VW mit 21 Mrd. eingedeckt, und bei chinesischen und US-Firmen sind die Beträge noch höher. Die Top-3 der verschuldeten Staaten aus der 1. Welt sind:
1. Japan (245% vom BIP mit Yen im Wert von 10.000.000.000 €)
2. Griechenland (173% vom BIP mit 350.000.000 €)
3. Italien (138% vom BIP mit at 2.300.000.000 €)

Bei Japan ist das nicht so schlimm, weil die Japaner ihre Yen selber drucken können. Griechenland und Italien können das nur über die EZB, und vor allem Italien ist so abhängig, dass die QE-Maßnahmen ohne Crash nicht mehr aufhören können.

Doch das verblasst vor der neuen Weltbeglückung, welche die internationale Finanzindustrie fabriziert hat. Die Rede ist nun endlich von den CLOs. Man kennt die CDOs, die Collaterated Debt Obligations, (dreiviertelfaule Verbriefungen von Immo-Hypotheken) mit denen der Crash von 2008 erzeugt wurde. Nachdem die Politik es nicht geschafft hat, die Finanzwelt ernsthaft zu regulieren, wird nun ein neuer Anlauf mit CLOs (Collaterated Loan Obligations) unternommen.

Diesmal sind es Verbriefungen von "Leveraged Loans", das sind Kredite an Unternehmen mit niedriger Bonität. Die bringen mehr Zinsen in einer Landschaft der Minimalzinsen durch die QE-Maßnahmen. Debt und Loan bedeuten praktisch dasselbe, und vom Risiko her nehmen sie sich wohl auch nicht viel. Die CDOs crashten, als der Immo-Markt-Boom zuende ging. Die CLOs können crashen, wenn der Konjunktur-Boom aufhört – sie haben es in sich.

Es sind wieder dieselben Finanzinstitute wie damals, Citigroup, Bank of America und Deutsche Bank, die solchen Ramsch abpacken. Pensionskassen, Investmentfonds, Stiftungen und Versicherer kaufen das Zeug, weil sie sonst nicht genug Rendite auf ihr Geld bekommen und die  vertraglichen Leistungen für Ruheständler und Versicherte nicht erbringen können. Normale Staatspapiere und Firmenanleihen werfen dank QE seit Jahren nicht mehr genug ab.

Dafür hilft das QE von EZB und Fed bei Aktienrückkäufen, die jetzt auf einem Höchststand sind. Das treibt die Aktienkurse hoch, prima für die Manager, die mit Aktien bezahlt werden. Und es treibt Fusionen an, die Übernahme von Konkurrenten. Die folgenen Rationalisierungen bringen den Verlust von Arbeitsplätzen – die Nichtprivilegierten sind rundum die Leidtragenden, schon ohne Crash.

"Kredit" kommt vom italienischen "credite" (Darlehen) und das stammt vom lateinischen "creditum". Das englische "debt" stammt vom lateinischen "debere" (sollen).

Das passt irgendwie nicht.

Auf deutsch sind "Schulden" doch mit "Schuld" konnotiert, und auf englisch gemahnt "debt" an "doubt" (zweifeln). Beides gilt als falsch, aber da könnte man trotzdem dran glauben. Wenn's crasht, müssen sowieso alle dran glauben ...