Ursprünglich wollte die katholische Kirche in der BRD die Untersuchung
der Geschichte ihrer Missbrauchsfälle an den Kriminologen Christian Pfeiffer
auslagern, was jedoch nicht funktionierte, da Pfeiffer den begründeten
Verdacht hatte, dass zahlreiche ältere Kirchenakten bereits vernichtet
worden seien, siehe "BRD: Kirche forscht über Missbrauch"
und "Über die gestoppte Missbrauchsaufklärung".
Die katholische Kirche suchte sich an den Universitäten Mannheim,
Heidelberg und Gießen andere Forscher, diese erstellten die "MHG-Studie",
der SPIEGEL legte am 12.9.2018 dazu einen Bericht
vor, in welchem auch Zahlen angeführt wurden, der Bericht selber soll
von der katholischen Kirche am 25.9. der Öffentlichkeit vorgelegt werden.
Laut
Bericht des SPIEGELS sind 38.000 Personal- und Handakten aus 27 deutschen Diözesen
untersucht und ausgewertet werden, für die Zeit von 1946 bis 2014 erfasste
die Studie 3677 (überwiegend) männliche Minderjährige als Opfer
sexueller Vergehen und 1670 Kleriker als mutmaßliche Täter.
Was
schon Pfeiffer befürchtet hatte, scheint sich bestätigt zu haben,
es heißt im SPIEGEL-Artikel: "Die vorliegenden Zahlen werden
als konservative Annahme bezeichnet. 'Erkenntnisse über das Dunkelfeld
wurden nicht erlangt', schreiben die Autoren der Studie: 'Damit unterschätzen
alle Häufigkeitsangaben die tatsächlichen Verhältnisse'."
Denn zahlreiche Akten wurden vernichtet oder manipuliert.
Der Schlusssatz
lautet, es gäbe keinen Anlass zur Annahme, "dass es sich beim sexuellen
Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker der katholischen Kirche um eine
in der Vergangenheit abgeschlossene und mittlerweile überwundene Thematik
handelt".
Auch die ZEIT berichtete
am 12.9. ähnlich und fasste zusammen: "Ergebnis: Was man bislang
nur ahnte, was an dramatischen Einzelfällen bekannt und in Einzelstudien
belegt war, wird nun weit übertroffen, allein durch die Zahlen der Opfer
und der Täter. Sie sind alarmierend, auch weil die Forscher immer wieder
betonen, das 'Dunkelfeld' des Kindesmissbrauchs sei groß und die wahren
Zahlen lägen erfahrungsgemäß 'deutlich höher'. Die Wahrheit
ist also noch schlimmer."
Und was die vierjährige Forschung
wert war, zeigt dieses Zitat: "Das Forschungsprojekt hatte keinen Zugriff
auf Originalakten der katholischen Kirche. Alle Archive und Dateien der Diözesen
wurden von Personal aus den Diözesen oder von diesen beauftragten Rechtsanwaltskanzleien
durchgesehen."
Die Kirche hat sich also letztlich selber untersucht
und war jederzeit in der Lage, Quellen zu verfälschen oder ganz zu verbergen.
Wenn der Bericht dann am 25.9. präsentiert wird, kann man mit den Spekulationen
beginnen: wie groß ist das Dunkelfeld? Aber es ist ja historisch schon
immer so gewesen, die größte Leistung der katholischen Kirche ist
ihre permanente Heuchelei!