Ö1-Mittagsjournal vom 21.12.2018: "Der Rechnungshof hat
heute seinen Bericht über die Einkommen der heimischen Bevölkerung
vorgelegt. Untersucht wurden zum Beispiel die Unterschiede im Einkommen von
Männern und Frauen oder zwischen Berufsgruppen. Ein wenig überraschendes
Ergebnis dabei: Frauen verdienen immer noch weniger als Männer. Über
einen längeren Zeitraum betrachtet sind zwar die nominellen Einkommen gestiegen,
aber inflationsbereinigt verdienen viele Menschen in Österreich heute weniger
als vor 20 Jahren."
Allerdings wurde das genau nur im Bereich
der Gesamtbeschäftigten berechnet, also unabhängig von Voll- und Teilzeit.
Der Umstand, dass die Teilzeitbeschäftigung sich im 21. Jahrhundert vermehrt
hat, trägt natürlich auch zum Sinken der Realeinkommen bei.
Konkret
hat sich ergeben, dass das mittlere Bruttojahreseinkommen inflationsbereinigt
von 1998 mit 20.040 auf real 2017 nur noch 18.152 gesunken ist. Die Nettoeinkommen
fielen von 1998 bis 2017 von real 14.686 auf 13.721 Euro, das ist ein Rückgang
um sieben Prozent. Die Zunahme der Teilzeitarbeit zeigt sich darin, dass die
Bruttolöhne einen höheren Wertrückgang von 9,4 % hatten, weil
durch die Teilzeitarbeit die Abzüge weniger wurden. Eine Vollzeitkraft
mit 2000 Euro Monatslohn bekommt 1.483, zwei Teilzeitkräfte mit jeweils
20 Wochenstunden und 1000 Euro Lohn erhalten zweimal 849 Euro, also 1.698 Euro,
für dieselbe Arbeit also zusammen um 215 Euro mehr.
Die Arbeiter
sind überwiegend vom Rückgang betroffen, real sind die Bruttolöhne
auf 87 % gesunken, nettoreal sind es 92 % (hier haben Steuerreformen etwas bremsend
gewirkt).
Mit den Vollzeitbeschäftigten beschäftige sich der
Rechnungshof nicht so exakt, da werden nur die Bruttobezüge von 2004 bis
2017 angeführt und inflationsbereinigt dargestellt, für 2017 gibt
es brutto einen Medianbezug von 41.510, 2004 waren es 30.269 Euro, inflationsbereinigt
sind es 2017 nur noch 31.340, also ein Plus von 2004 bis 2017 von 3,54 %. In
alten Zeiten gab's reale 3,5 % manchmal sogar jährlich! Netto zu berechnen
war etwas komplizierter, weil das meinereiner selber probieren musste, hier
ergibt sich durch die Steuerreformen ein Plus von 5,9 %, pro Jahr 2004 bis 2017
sind das jährlich 0,45 %, also ein im Alltag praktisch gar nimmer wahrnehmbarer
Prozentsatz!
Ein eigenes Kapitel widmet der Bericht den Unterschieden
zwischen Männern und Frauen: 1998 lag das mittlere Bruttoeinkommen
bei den Männern bei 24.006, bei den Frauen bei 14.551, 2017 waren es 33.776
und 21.178. Dieser Unterschied liegt natürlich vorwiegend an der weiblichen
Teilzeitarbeit, dadurch verdienten Frauen brutto 1998 nur 60,6 % der Männer,
2017 waren es 62,7 %.
Aber klarerweise liegt es auch an der gewachsenen
Tradition. In früheren Zeiten waren Frauen für Haushalt und Kinder
tätig, arbeiten gingen weit vorwiegend nur unverheiratete Frauen. Im Laufe
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich das dann sehr stark verändert,
1998 waren es 44,3 %, 2017 sind es 47,1 % Frauenanteil an den unselbständig
Erwerbstätigen.
2004 arbeiteten 36 % der Frauen in Vollzeit,
2017 waren es nur noch 33,6 %. Der Männeranteil bei der Teilzeitarbeit
war 2004 nur bei 17%, 2017 es nur noch 5,3 %. Der Teilzeitanteil stieg nämlich
seit 2004 um 63 %, die Zahl der Beschäftigen nur um 20 %.
Von 2004
bis 2017 erhöhten sich die inflationsbereinigten Männereinkommen brutto
um 7 %, die der Frauen um 14 %, netto lauten diese Zahlen sechs und wieder 14
%. Was wohl auch mit den Steuernreformen zusammenhängt, wodurch die Progressionsverluste
verringert wurden. Die Frauen konnten etwas aufholen, allerdings sind die angeführten
14% umgerechnet auf die niedrigeren Frauenlöhne nur um die acht Prozent.
Und
wie man 2018 gerade aktuell erleben konnte, laufen die Bemühungen um die
Verbesserungen der Frauenlöhne immer noch neben der Realität:
Metaller und Eisenbahner als deutlich überwiegende Männerberufsbereiche
erhielten mit 3,5 % brutto zwar auch keinen wirklichen Reallohnzuwachs, der
frauendominierte Handel mit 2,5 % mehr im Brutto hatte die Nettorealkürzungen
bereits eingebaut.
Man hört immer wieder, die Arbeiter wären
eine aussterbende Gruppe, von 1998 bis 2017 sind sie von 1.479.951 auf 1.747.061,
also um 18 %, gestiegen, die Angestellten plus die im öffentlichen Dienst
Beschäftigten stiegen von 1.899.686 auf 2.650.864, somit um 39,5 %, die
Zahl der unselbständig Beschäftigten vermehrte sich somit von 3.379.647
auf 4.397.925, also um 30 %!
Die Wiedergeburt einer Partei, die seinerzeit für die Interessen der arbeitenden Bevölkerung gegründet worden war und die heute vororts in der praktischen politischen Tätigkeit nimmer wirklich wahrnehmbar ist. Wenn nun sogar der österreichische Rechnungshof feststellt, dass es im Bereich der arbeitenden Klasse seit zwanzig Jahren keine Reallohnerhöhungen mehr gegeben hat, dann wäre ja doch wohl die SPÖ irgendwie gefordert, darauf zu reagieren. Da man jedoch seinerzeit auch keinerlei Reaktion zeigte, als die Arbeiter in Massen zu FPÖ-Protestwählern wurden, weil sie eben wahrnehmen mussten, dass die SPÖ für ihre Interessen nimmer wahrnehmbar eintritt, wird es mit ziemlicher Sicherheit auch auf den Rechnungshofbericht keine Reaktion geben, eine Suche im Internet am 22.12. um 14h30 hat jedenfalls absolut nichts dazu erbracht...