Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller bezeichnete die Empörung
über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als "heuchlerisch"
– Schuld seien die Schwulen.
Walter
Kardinal Brandmüller, geboren 1929, war von 1998 bis 2009 Präsident
des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft - Bild: YouTube-Screenshot
Die
Empörung über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ist
aus Sicht des deutschen Kardinals Walter Brandmüller Heuchelei. "Da
benimmt sich die Gesellschaft ziemlich heuchlerisch", sagte Brandmüller
der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 90. Geburtstag an diesem Samstag.
"Was in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als
was in der Gesellschaft überhaupt geschieht." Sexueller Missbrauch
sei alles andere als ein spezifisch katholisches Phänomen. Der eigentliche
Skandal sei, dass sich die Kirchenvertreter in diesem Punkt nicht von der gesamten
Gesellschaft unterschieden.
"Nicht weniger wirklichkeitsfremd ist
es, zu vergessen beziehungsweise zu verschweigen, dass 80 Prozent der Missbrauchsfälle
im kirchlichen Umfeld männliche Jugendliche, nicht Kinder, betrafen",
kritisierte Brandmüller. Es sei zudem "statistisch erwiesen",
dass es einen Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität gebe.
3.677
Minderjährige von Klerikern missbraucht
Eine im vergangenen
Jahr vorgestellte Studie hatte ergeben, dass in Deutschland zwischen 1946 und
2014 insgesamt 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige
sexuell missbraucht haben sollen. Zudem hatten die mit der Studie beauftragten
Wissenschaftler problematische Strukturen in der katholischen Kirche benannt,
die Missbrauch nach wie vor befördern könnten – etwa die umstrittene
Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit (Zölibat) und die ausgeprägte
klerikale Macht einzelner Geistlicher.
Ein Teil der katholischen Kirche
versucht jedoch bereits seit längerem, "übergriffige Homosexuelle"
als Schuldige des Missbrauchsskandals verantwortlich zu machen (queer.de berichtete).
Zuletzt hatte im Oktober der frühere vatikanische Diplomat Erzbischof Carlo
Maria Viganò die "Plage der Homosexualität" als Hauptursache
ausgemacht (queer.de berichtete).
Der
Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hatte
darauf hingewiesen, dass der Zölibat und Homosexualität "für
sich genommen" keinen Missbrauch hervorriefen. (cw/dpa)