Hassprediger

Kardinal: Missbrauch und Homosexualität hängen zusammen

https://www.queer.de  am 4. Januar 2019

Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller bezeichnete die Empörung über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als "heuchlerisch" – Schuld seien die Schwulen.


Walter Kardinal Brandmüller, geboren 1929, war von 1998 bis 2009 Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft - Bild: YouTube-Screenshot

Die Empörung über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ist aus Sicht des deutschen Kardinals Walter Brandmüller Heuchelei. "Da benimmt sich die Gesellschaft ziemlich heuchlerisch", sagte Brandmüller der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 90. Geburtstag an diesem Samstag. "Was in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als was in der Gesellschaft überhaupt geschieht." Sexueller Missbrauch sei alles andere als ein spezifisch katholisches Phänomen. Der eigentliche Skandal sei, dass sich die Kirchenvertreter in diesem Punkt nicht von der gesamten Gesellschaft unterschieden.

"Nicht weniger wirklichkeitsfremd ist es, zu vergessen beziehungsweise zu verschweigen, dass 80 Prozent der Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld männliche Jugendliche, nicht Kinder, betrafen", kritisierte Brandmüller. Es sei zudem "statistisch erwiesen", dass es einen Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität gebe.

3.677 Minderjährige von Klerikern missbraucht

Eine im vergangenen Jahr vorgestellte Studie hatte ergeben, dass in Deutschland zwischen 1946 und 2014 insgesamt 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige sexuell missbraucht haben sollen. Zudem hatten die mit der Studie beauftragten Wissenschaftler problematische Strukturen in der katholischen Kirche benannt, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten – etwa die umstrittene Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit (Zölibat) und die ausgeprägte klerikale Macht einzelner Geistlicher.

Ein Teil der katholischen Kirche versucht jedoch bereits seit längerem, "übergriffige Homosexuelle" als Schuldige des Missbrauchsskandals verantwortlich zu machen (queer.de berichtete). Zuletzt hatte im Oktober der frühere vatikanische Diplomat Erzbischof Carlo Maria Viganò die "Plage der Homosexualität" als Hauptursache ausgemacht (queer.de berichtete).

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hatte darauf hingewiesen, dass der Zölibat und Homosexualität "für sich genommen" keinen Missbrauch hervorriefen. (cw/dpa)