"Der Niedergang der Kirche geht in naturgesetzlicher Weise wie der
Zerfall von Atomkernen und mit der gleichen Mathematik vor sich" (Heinz
Oberhummer).
Die Kirche müsste sich anpassen, um nicht unterzugehen,
den Glauben undogmatisch gestalten, ein offenes, toleranteres, nicht angstmachendes,
unautoritäres System gestalten. Dabei ist schon bei dieser Aufzählung
jedem klar, dass dann die Kirche erst recht, wenn auch anders untergeht.
Die
Menschen, die gerne in einer aufgeklärten Community leben wollen und ihre
Kinder mit Sicherheit in diesem humanistischen Sinne erziehen wollen, vor allem
im Hinblick auf eine zeitgemäße Ethik, können dies im Moment
nur zuhause tun. Die anderen müssen das Wagnis eingehen, ihre Kinder in
eine der 374 privaten katholischen Schulen zu schicken, wo manchmal sogar Opus
Dei unterrichtet, oder in eine öffentliche Schule, die an die Auflagen
des Konkordates gebunden ist und wo gespreiztes Denken normal ist. (2 h Religionsunterricht
für kritikfreies Denken). Um eine Schule im (neu-humanistischen)
Sinne einzurichten, wo durchgängig kritisches Denken gelehrt wird und der
Lehrplan auf dem Boden des heutigen Wissens der Menschheit und der westlichen
Kultur entwickelt wurde, wären aufgeklärte "neu-humanistische"
Privat-Schulen notwendig.
Warum gibt es die nicht?
In unserem
Staat, früher das Zentrum der Gegenreformation, also der rücksichtslosen
Zurückeroberung katholischer Herrschaft über die Menschen, zeigen
die Gesetze noch immer ihr kirchenfreundliches, anti-egalitäres Gesicht.
Denn jede Konfession kann sofort eine Schule aufmachen und Unterstützung
beantragen, wodurch mindestens die Lehrerkosten wieder hereinkommen. Das hat
eine ungehemmte, ja geförderte Entwicklung dieses Schultyps zur Folge -
trotz des Niedergangs der Kirche. (Jährliches Wachstum der konfessionellen
Schulen: 2014/15 +1,5%). De facto ist bereits jetzt weniger als die Hälfte
der Bevölkerung katholisch, wenn man die Zahlen um die später austretenden
Kinder bereinigt. Eine Förderung ist also nicht einzusehen, außer
man ist von der ethischen Überlegenheit des Christentums an sich überzeugt,
wofür es keinen Beleg gibt. Selbstverständlich wachsen im Windschatten
der katholischen Schulen auch muslimische aus dem Boden, denn sie fordern zu
Recht die gleichen Rechte.
Die einzigen, die nach geltendem Recht
keine Aussicht auf Subvention haben, sind nicht-konfessionelle Privatschulen,
die also z.B. von Säkularisten gegründet werden, die ohne Religion
auskommen. Säkulare Humanisten erziehen die Kinder zu kritischen, mündigen
Bürgern und schon deshalb wollen sie keine konfessionelle Schule. Sie wollen
selbständig denkende Kinder, die nicht jedem Populisten sofort auf den
Leim gehen, die für eine offene Gesellschaft im Sinne Poppers sind, deren
Individualität und Kreativität gefördert wird. Bildung, nicht
Indoktrination und eine zeitgemäße Ethik sind zentrale Anliegen.
Wie soll das die Kirche können, mit ihrer geistigen Basis des Wahrheitsbesitzes
und autoritären Struktur?
Anders als sogar in Bayern gelten bei
uns nur religiöse und nicht weltanschauliche Gemeinschaften wie die Humanisten
als Körperschaften öffentlichen Rechts und als förderungswürdig.
Eine solche Diskriminierung ist ein(e) GAU (Größte anzunehmende Unterschiedlichkeit)
und ein Skandal.