Verfechter
der Menschenrechte: Papst Franziskus (li.) und Großimam Achmed al-Tayyeb
(r.) Foto des Papstes: © Casa Rosada / Foto von Achmed al-Tayyeb: Sebastian
Kurz May, beide: Wikimedia (CC BY 2.0)
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) titelt
von einem gemeinsamen Kampf gegen Terrorismus und Extremismus und nennt die
Reise einen "Meilenstein auf dem Weg zum engeren interreligiösen Dialog
und zur Verständigung". Es klingt irgendwie verstörend, wenn
sich die Vertreter eines Königreichs und das Oberhaupt eines Kirchenstaates
treffen, um über Menschenrechte und interreligiösen Dialog zu plaudern.
So, wie zwei Blinde im Louvre herumtappen und sich über die Farben der
Gemälde unterhalten. Und nicht bemerken, dass sie in der Besenkammer stehen.
Doch
es kommt noch skurriler: Papst Franziskus und Großimam Achmed al-Tayyeb
haben eine gemeinsame Erklärung unterschrieben. Darin bekennen sie
sich "zu Frieden, Freiheit und Frauenrechten". Wer kann das – ohne
in Lachen auszubrechen – lesen? Der Papst bekennt sich zu Frauenrechten! Vor
allem zum Recht auf die Selbstbestimmung der Frau. Was er damit meint, zeigt
sich schon in der Einleitung der Erklärung "im Namen des unschuldigen
menschlichen Lebens, das Gott zu töten verboten hat." Vatican News
verdeutlicht, was die Herren meinen: "Die beiden Religionsführer erinnern
daran, dass der Schöpfer uns 'das Geschenk des Lebens gemacht hat, damit
wir es schützen. Niemand hat das Recht, es anderen zu nehmen, es zu bedrohen
oder nach eigenem Ermessen zu manipulieren … Wir verurteilen daher alle Praktiken,
die das Leben bedrohen: Völkermord, Terrorakte, Vertreibung, Menschenhandel,
Abtreibung und Euthanasie."
Selbstverständlich wird auch
wieder auf der alten Leier musiziert: Terror hat nichts mit Religion(en)
zu tun, "sondern ist vielmehr auf eine Häufung von Fehlinterpretationen
religiöser Texte zurückzuführen." Na dann ist ja alles gut.
Und Franziskus und Achmed al-Tayyeb können sich weiterhin die Hände
in Unschuld waschen.
Als "Festival der Toleranz" bezeichnet
gar katholisch.de den Besuch des Papstes auf der Arabischen Halbinsel. Und muss
doch zugeben: "Das … Gesicht der VAE ist geprägt von strenger Islam-Auslegung,
Traditionalismus und patriarchalem Empfinden von Beduinenclans, die binnen zweier
Generationen mittels ihrer Petrodollars aus dem arabischen Mittelalter ins 21.
Jahrhundert katapultiert wurden." Woher da Toleranz für Anders-
oder Nichtgläubige kommen soll, bleibt das Geheimnis des Autors.
Human Rights Watch wies daraufhin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate kein toleranter Staat sind. Wenzel Michalski sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle: "Es gibt dort massive Menschenrechtsverletzungen – gerade, was die freie Meinungsäußerung und das Recht auf Versammlungsfreiheit angeht. Wer diese Rechte in Anspruch nimmt, läuft Gefahr, im Gefängnis zu landen. … Der Staat geht sehr hart und brutal gegen Oppositionelle und Kritiker vor."