Gotteskrise

Kathpress-Meldung vom 19.11.2019 - am 20.11. wurden dazu atheistische Anmerkungen eingefügt!

Theologe: Missbrauch zeugt von tiefer liegender "Gotteskrise"

kath.press: Der Skandal des sexuellen Missbrauchs durch Priester zeugt nicht nur von einer "Kirchenkrise", sondern reicht weitaus tiefer und kann als "Gotteskrise" bezeichnet werden. Das hat der Wiener Theologe Wolfgang Treitler bei einem Vortrag am Montagabend an der Universität Wien betont. "Die Krise um Gott ist fundamental, ein kirchliches Erzeugnis durch den Missbrauch", so Treitler. Der Missbrauch lenke schließlich den Blick nicht nur auf einzelne Missbrauchstäter, sondern auf eine Theologie, in der ein "billiges, dogmatisch aufgeblasenes und Gott und Mensch missbrauchendes Gerede von einem Gott, der die Geschichte der Satten und Zufriedenen zur Heilgeschichte gemacht hat", aufleuchte. Eine solche Theologie, die ihre Wurzeln im Platonismus habe, sei letztlich unbiblisch und blasphemisch.
Atheistische Anmerkungen: Es ist ja schließlich nicht so einfach, über nichtexistierende Götter Gotteslehren zu entwickeln, weil das Gerede von einem Gott geht nur durch Aufblasen leerer Luft. Die Theologie kann aber wohl nix für den Missbrauch, daran ist der Umstand schuldig, dass man angeborene menschliche Triebe nicht durch Verbote stilllegen kann. Zwecks Vermeidung der Entwicklung von innerkirchlichen Feudalstrukturen samt feudalen Erbschaften an erstgeborene Knaben von Kirchenfunktionären wurden den Priestern legale Nachkommen untersagt. Dabei hatte doch der Jesus ganz klar verkündet (Mt 19,12), dass Ehelosigkeit nur für Kastrierte zulässig sei!

kath.press: Treitler referierte im Rahmen der von ihm initiierten Ringvorlesung "Sexueller Missbrauch von Minderjährigen: Verbrechen und Verantwortung". (...) Es habe sich in der Theologie eine "platonisierende Denkweise" eingeschrieben, die sich in der fatalen Unterscheidung von körperlicher Existenz auf der einen Seite und hehrem geistlichen Leben auf der anderen Seite zeige. Dieser Dualismus habe schließlich dazu geführt, dass das vermeintlich hehre das vermeintlich unwürdige leibliche Leben unterwarf und damit auch Tür und Tor für den Missbrauch öffnete, führte Treitler weiter aus. "So wurde und wird katholisches Christentum zur systematischen Kollaboration mit Missbrauchsverbrechen, dogmatisch abgesichert".
Atheistische Anmerkungen: Ja, da hat der Treitler völlig recht, das leibliche Leben zu entwürdigen verhindert klarerweise keine leiblichen Bedürfnisse! Und das ganze Leben lang nur zu wichsen, das schaffen eben längst nicht alle Priester!

kath.press: Kritik übte der Theologe in dem Zusammenhang auch an dem zuletzt unter dem Titel "Ja, es gibt Sünde in der Kirche" publizierten Text von Benedikt XVI. über die Quellen sexuellen Missbrauchs. Der emeritierte Papst hatte darin u.a. die 68er-Bewegung als Ursprung einer Krise ausgemacht, in deren Folge Missbrauch begünstigt wurde und sich ein Niedergang priesterlichen Lebens vollzog. Die Argumentation Benedikts sei letztlich ein "Missbrauch Gottes aufgrund kirchenpolitischer und dogmatischer Interessen", so Treitler.
Atheistische Anmerkungen: Auch da hat der Treitler recht, seit es den Zölibat gibt, gibt es eben auch den Missbrauch in allen Formen! Z.B. die kirchlicherseits mit dem Wort "Solizitation" bezeichnete sexuelle Bedrängung von Frauen bei der Beichte! Dazu bedurfte es keiner 68er-Bewgung, dafür genügte die Zölibatsvorschrift völlig! Auch da sieht Treitler die Sache richtig!

kath.press: Die von Treitler attestierte "Gotteskrise" sei indiziert worden durch die Peiniger selbst und durch deren Kalkül im Umgang mit den "Unterworfenen". Indem sie sich in herausgehobener Position und in Vertretung Gottes Handelnde mit einem exklusiven Heilszugang empfänden und ihre Opfer durch geistliche Einschüchterung, durch Denunziation und Isolation gefügig machten, werde der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen "theologisch gesehen Blasphemie im religiösen Erziehungs- und Betreuungsraum". Treitler: "Das Unfassliche dieses Gottesspiels liegt also im Erfolg, mit dem der Missbrauchstäter alle theologischen Bestände eines handelnden und rettenden Gottes liquidiert und damit, selbst auf lange Sicht, recht hat: Der Unterworfene blieb ohne Gott, und er blieb hilflos ausgeliefert."
Atheistische Anmerkungen: Im Judentum hatten die Priester verheiratet zu sein, ein Rabbi hatte Frau und Familie zu haben! Und zur Gottesbetrachtung Treitlers lässt sich sagen: es gibt einen Sexualtrieb, der sich nicht abschalten lässt, einen Gottestrieb gibt es nicht und kein Gott greift handelnd und rettend ins Geschehen ein, weil es eben nicht einen Gott, sondern keinen Gott gibt! Und durch die Jahrhunderte haben die geistlichen Hirten ihre Allmacht eben auch sexuell ausgenutzt, die Schafe mussten sich fügen, wenn der Hirte sie bespringen wollte! Meine Mutter hat mir die Geschichte des Pfarrers in ihrer Volksschulzeit in den 1920er-Jahren erzählt, der geschlechtsreife Mädchen beim Beichtgespräch gefügig machte, die ganze Pfarre wusste darüber Bescheid und die längste Zeit traute sich niemand dagegen was zu unternehmen. Bis schließlich die Tochter eines größeren Bauern ihrem Vater ihr Leid klagte und der Vater es wagte, zum Bischof zu gehen. Und was passierte? Der Pfarrer wurde weit weg in eine andere Pfarre versetzt, Verfahren oder gar eine Strafe gab es für den hochwürdigen Herrn Kinderschänder nicht!

kath.press: So gesehen gehöre es zu den "Perversionen christlicher Überlieferung, dass sie das tabuisierte Kindesopfer reaktiviert und darüber hinaus im Zwang zur Überbietung alles Jüdischen dieses zu einem göttlichen Vorgang der Erlösung macht: Der Untergang Jesu am Kreuz wird zum zentralen Motiv der Rettung". Wolle man also der durch den Missbrauchsskandal augenscheinlich gewordenen "Gotteskrise" theologisch etwas entgegensetzen, brauche es theologische Basis-Arbeit und eine Erneuerung der dogmatischen Christologie: "Weg mit der Hybris von dogmatischen Sätzen, die der Bevormundung durch antike Denker in einer darüber längst hinausgekommenen, auch innerkirchlichen Bildungsgesellschaft sich ergeben". Der "mentale Missbrauch" bereite schließlich den Boden für den körperlichen Missbrauch.
Atheistische Anmerkungen: Die Perversion liegt im Zölibat! Warum sagt das der Treitler nicht, er hat doch sonst die Realität des Missbrauchs gut im Blick! Wenn der Sexualtrieb normal gelebt werden kann, dann werden Missbrauchsfälle wohl nicht zu 100 % verschwinden, aber zum großen Teil! Und es gibt ja im Priesterleben nicht nur den Missbrauch von Kindern, sondern sicherlich viel häufiger ein Undercoverliebesleben das nicht strafbar ist! Dazu ein alter Witz: Ein Mann möchte in die Kirche gehen. Die Kirchtür ist verriegelt. Enttäuscht dreht er um und sieht durch ein Fenster des Pfarrhofs den Pfarrer, wie er gerade mit seiner Haushälterin vögelt. Da klopft der Mann ans Fenster bis es der Pfarrer öffnet. "Entschuldigung", sagt der Pfarrer, "ich hatte gerade ein Nickerchen gemacht". "Ja", sagte der Mann, "ich habe es durchs Nensterchen gesehen".

kath.press: Zu einer solchen theologischen Kehrtwende bedürfe es jedoch eines starken "Willens und Mutes zur grundlegenden Negation", so Treitler. Die Theologie müsse ihre Rede von Gott wieder stärker an das jüdische Erbe rückbinden und vor diesem Hintergrund auch reinigen. Es gehe um eine Theologie, die von "Gott im Nichts" rede - also nicht affirmativ und selbstsicher, sondern tastend und "am Abgrund": "Wer weiß, wer oder was Gott ist, weiß zu viel und weiß das Verkehrte, weil damit Identifikationen totalitären Charakters geschaffen werden." Es gebe Zeiten, "in denen die affirmative Gottesrede falsch ist. Solche Zeiten durchleben wir angesichts des realisierten Kalküls der Sexualverbrecher an Minderjährigen."
Atheistische Anmerkungen: Ja, da hat er recht, der Treitler, eine stärkere Rückbindung an das jüdische Erbe ist sehr zu empfehlen! Eine wichtige Norm der jüdischen Religion ist das biblische Gebot "seid fruchtbar und mehret euch". Von einem Rabbiner wird erwartet, dass er Frau und Kinder hat! Und ein Priester, der Frau und Kinder hat, wird normalerweise auch ein normales Sexualleben führen! So einfach ist das! Keine Gotteskrise, sondern eine Zölibatskrise!

PS: Die Gotteskrise gibt's natürlich trotzdem! Weil in der heutigen Zeit in den entwickelten Staaten Religion eine rückläufige Rolle spielt, man braucht sie im Alltag kaum noch...