Ethik ohne Gott

Aussendung von Jakob Purkarthofer vom 22.11.2019

1. österreichischer Humanisten-Kongress

Österreichs Humanisten formieren sich, weil Österreich dringend mehr Ethik und weniger Religion benötigt
Österreich soll säkularer werden. Mit diesem Anspruch versammeln sich die Humanisten des Landes am 30.11.19 im Rahmen eines prominent besetzten Kongresses. Der Trend "raus aus der Religion" ist offensichtlich, denn die Mitgliedschaften bei den Glaubensgemeinschaften sind rückläufig. Andererseits erwacht auch eine konservative Gegenbewegung:  Durch die Einwanderung nach Österreich etablieren sich zunehmend mehr Religionen, welche die gleichen Privilegien einfordern wie die katholische Kirche in Österreich. Das behindert jedoch das Funktionieren des Gemeinwesens und wird auch demokratiepolitisch immer bedenklicher. Entsprechend fordern die Humanisten auch eine Festschreibung der Säkularität in der Verfassung, eine Äquidistanz vom Staat zu den Religionsgemeinschaften sowie die gleichen Rechte für Weltanschauungsgemeinschaften nach deutschem Vorbild.  

Ethische Schule, religionsfreie Flüchtlingshilfe
Im Rahmen des Kongresses wird Michael Bauer über seine Erfahrungen beim Aufbau der humanistischen Organisation in Deutschland berichten. Mittlerweile umfasst der HVB rund 30 Kindergärten und eine Schule sowie soziale Dienstleistungsbetriebe. Die Pädagogin Ulrike von Chossy wird über ihre Erfahrungen mit dem Aufbau einer humanistischen Schule in Bayern berichten und die aus dem Iran stammende Mahsa Abdolzadeh spricht über ihren Wiener religionsneutralen Kindergarten "Philokids". Die iran-stämmige Mina Ahadi betreut die "säkulare Flüchtlingshilfe" für Ex-Muslime. Sie ist als junge Frau aus dem Iran geflohen und beschreibt ihren Wandel von der religiös erzogenen jungen Frau, die alles brav mitgemacht hat, bis zu ihrem Austritt aus dem Islam.
www.humanismus.deatheist-refugees.comwww.philokids.at

Prominente Säkularisten
Am Nachmittag spricht Bernhard Heinzlmaier über Sakularität im politischen Alltag und Alois Schöpf über kultiviertes und selbstbestimmtes Sterben abseits von High-Tech-Medizin und Pflegeindustrie. Schließlich spricht Gerhard Engelmayer über Ethikunterricht in Schulen und die bekannte Philosophin Lisz Hirn über das neue gesellschaftliche Biedermeier, das Männer und Frauen in alte Rollenbilder drängt, unsere offene Gesellschaft in Frage stellt und liefert auch Ideen, was man dagegen tun kann.  Den Eröffnungsvortrag hält Niko Alm, Geschäftsführer der Rechercheplattform Addendum, Gründer der Laizismus-Initiative, ehem. Abgeordneter z. NR. Wien. Autor des Buches "Ohne Bekenntnis".
www.aloisschoepf.atwww.liszhirn.at

Über den HVÖ:
Der Humanistische Verband Österreich wurde 1887 als Freidenkerbund gegründet. 1933 zählte der Verband bereits 65.000 Mitglieder und wurde im katholischen Austrofaschismus durch eine Notverordnung verboten, sein Vereinsvermögen wurde beschlagnahmt und eine spätere Restitution verweigert. Der Verband kämpft für konfessionsfreie, humanistische Ethik. Aufklärung, Humanismus und evidenzbasierte Politik und Wissenschaft sind zentrale Anliegen. Der HVÖ spricht sich gegen eine staatliche Privilegierung von Religionsgemeinschaften aus und fordert eine Beendigung des Einflusses insbesondere der röm.-kath. Kirche auf staatliche Einrichtungen und den ORF. In ganz Europa gibt es über 60 solche Organisationen, die in der Europäischen Humanistischen Föderation (EHF) und in der Weltdachorganisation der "Humanists International" vernetzt sind.
www.humanisten.at  

Samstag 30.11.19, Aula am Campus der Universität Wien, Altes AKH, 1090 Wien, Spitalgasse 4; 9.00-19.00, www.humanisten.at/programm