domradio: Für die katholische Kirche in Deutschland war 2019
eine Zäsur. Nach der Missbrauchs-Studie sah sie sich mit dem Rücken
zur Wand. Nun will sie durch Reformen Vertrauen zurückgewinnen. Doch ihr
Spielraum ist begrenzt.
Atheistische Anmerkung: Das Problem ist
wohl langfristig nicht das durch den endlich nimmer vertuschbaren Missbrauch
abgestürzte Vertrauen, sondern überhaupt der ständig sinkende
religiöse Bedarf, das Opium des Volkes verliert die danach Süchtigen...
domradio:
Die Kommentare in einigen Medien klangen dramatisch. Von einer "allerletzten
Chance" schrieb etwa der "Münchner Merkur". Die Bischöfe
müssten endlich "Farbe bekennen", forderten katholische Laien.
Für die katholische Kirche in Deutschland dürfte 2019 eine historische
Zäsur bedeutet.
Atheistische Anmerkung: Das Jahr 2019 spielt
keine besondere Rolle, in gut funktionierenden Sozialstaaten spielt der religiöse
Bedarf nur noch eine geringe Rolle, weil eben fast immer reale Hilfe in der
Not zu haben ist und Götter darum immer weniger um Hilfe gebeten werden, also
die Nachfrage nach Göttern wegschrumpft...
domradio: Zwar liegt die Aufdeckung des Missbrauchsskandals schon zehn
Jahre zurück. Doch die im September 2018 veröffentlichte Studie "Sexueller
Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche
Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie)
löste eine solche Schockwelle aus, dass für die katholische Kirche
2019 ein "Weiter so" keine Möglichkeit mehr war.
Atheistische
Anmerkung: Die Studie hat keine Schockwelle ausgelöst, im Volk
waren die sexuellen Übergriffe von Priestern ja immer bekannt gewesen,
meinereiner hat hier mehrfach die Geschichte gebracht, die meine Mutter erzählte,
wie in einer Mühlviertler Gemeinde in den 1920er-Jahren ein Pfarrer versetzt
wurde, weil endlich ein Vater gewagt hatte, zum Bischof zu gehen
und diesem von dessen Mädchenschändungen zu erzählen. Der Sexualtrieb
lässt sich nicht wegbefehlen, der Jesus hat ja bekanntlich die Ehelosigkeit,
also auch den Zölibat, nur für Kastraten als Möglichkeit gesehen
(Mt 19,12).
domradio: "Die alte Zeit ist zu Ende", schrieb Ruhrbischof Franz-Josef
Overbeck im Januar an die Katholiken im Bistum Essen. Inzwischen dächten
selbst jene Menschen an Kirchenaustritt, die sich das bislang nie hätten
vorstellen können. Overbeck mahnte eine Diskussion über Priesterbild
und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral an.
Atheistische
Anmerkung: Es geht wohl nicht darum, dass sich Leute den Austritt nicht
"vorstellen" können, sondern, dass es zwei Möglichkeiten
gibt, sich davor zu fürchten: Möglichkeit 1 ist ein vorhandener Restglaube,
es könnte Gott doch geben und er könnte den Kirchenaustritt strafen,
die Möglichkeit 2 ist die gesellschaftliche Angst, man mache sich durch
den Austritt zum Außenseiter, beide Variante verlieren zunehmend an Bedeutung.
domradio: Genau diese Themen bestimmen den Synodalen Weg, auf den sich
die Bischöfe im März bei ihrer Vollversammlung in Lingen einigten,
um Vertrauen zurückzugewinnen und systemische Ursachen für Missbrauch
zu identifizieren. Partner beim Synodalen Weg ist das Zentralkomitee der deutschen
Katholiken (ZdK). "Auf Augenhöhe" wollen die Laien mit den Bischöfen
beraten. Die Zulassung von Frauen zum Diakonat wäre nur ein erster notwendiger
Schritt für eine glaubwürdige Kirche, beschrieb ZdK-Vizepräsidentin
Claudia Lücking-Michel eine Zielvorgabe.
Atheistische Anmerkung: Es
geht dabei gar nicht um den katholischen Reformbedarf, wie hier schon oft geschrieben,
haben die reformierten protestantischen Kirchen mehr Probleme mit dem Kirchenaustritt,
in der BRD lag das Mitgliederminus von 1990 bis 2018 bei den Katholiken bei
gut 19 %, bei den Protestanten bei 28 %, mehr Liberalismus entbindet!
domradio: Zwischen Rom und Bonn wurde aber erst einmal darum gerungen,
welche Entscheidungsbefugnisse der kirchenrechtlich nicht definierte Synodale
Weg überhaupt hat. Papst Franziskus verfasste Ende Juni einen "Brief
an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland", in dem er Bedenken ebenso
äußerte wie Ermutigungen. Eindeutiger war im September ein Brief
der Bischofskongregation, der die Deutschen klar vor einer Überschreitung
ihrer Kompetenzen warnte. Die Warnschüsse aus Rom entschärfte der
Bischofskonferenz-Vorsitzende Marx daraufhin durch stille Diplomatie und geschmeidige
Anpassungen der synodalen Satzung.
Atheistische Anmerkung: Ein
"pilgerndes Volk Gottes in Deutschland", gibt's das noch? Ein am Sonntag
in die Kirche gehendes deutsches Gottesvolk ist jedenfalls eine zunehmende Randerscheinung.
Und nochmal: Reformen könnten zwar die Leute freuen, die sich noch intensiv
Gedanken über die Kirche machen, aber den weitgehend kirchenfrei lebenden
Großteil der Kirchenmitglieder wird das kaum berühren...
domradio: Sorge um drohende Spaltung - Dass aber selbst die freimütigsten
Gespräche am Ende kein eigenes deutsches Kirchenrecht mit Frauenweihe und
verheirateten Priestern hervorbringen kann, betonen auch die reformwilligsten
Bischöfe immer wieder. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode brachte
die Möglichkeit einer vatikanischen Bischofssynode für Westeuropa
als Ausweg ins Spiel, die ähnlich wie die Amazonas-Synode im Oktober 2019
weitreichende Reform-Empfehlungen aussprechen könnte.
Atheistische
Anmerkung: Da gilt dasselbe, die Ursache für den steigenden Austritt
sind ja wohl nicht die internen Kirchenprobleme, sondern der allgemein ständig
sinkende religiöse Bedarf!
domradio: Wie groß Empörung und Veränderungswillen im
Kirchenvolk sind, zeigte sich seit Mai bei den Aktionen von "Maria 2.0":
Fünf Frauen der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster riefen zu einem lokalen
"Kirchenstreik" gegen die Alleinherrschaft der Männer in der
Kirche auf. Eine Woche kein Gotteshaus betreten und keine ehrenamtlichen Dienste
verrichten: Aus der Aktion entwickelte sich eine bundesweite Protestwelle. Ein
Selbstläufer. Und das, obwohl sich die Bischofskonferenz im März eine
Quote für Frauen in Führungspositionen verordnet hatte. In den kommenden
vier Jahren soll der Anteil von Frauen auf der Leitungsebene der Bistümer
auf mindestens ein Drittel steigen. Die Zielvorgabe soll 2023 überprüft
werden.
Atheistische Anmerkung: Ja, das betrifft wieder nur
den harten Kern der tatsächlich den Glauben Praktizierenden! Von dort kommen
Austreter aber wohl eher recht selten!
domradio: Zu einem hoch brisanten Thema entwickelte sich die Entschädigung
von Missbrauchsopfern. Im September schlug eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung
von Kirchenvertretern und Opfern zwei sehr teure Modelle vor: eine Pauschale
von 300.000 Euro pro Opfer (ohne Überprüfung der Fälle) oder
ein abgestuftes Verfahren, bei dem je nach Schwere zwischen 40.000 und 400.000
Euro gezahlt werden. Das sorgte für Proteste nicht nur bei ärmeren
Bistümern und Orden. Kritiker sprachen von bundesweit bislang nie gezahlten
Summen, die das gesamte System der Opferentschädigung aus dem Gleichgewicht
bringen könnten.
Atheistische Anmerkung: Wenn die katholische
Kirche mit Kirchengeldern angemessene Entschädigungen an ihre Opfer zahlen
täte und gleichzeitig das Sexverbot für Geistliche abschaffte, das
könnte das katholische Image verbessern und vielleicht dazupassende Austreterkreise
tatsächlich am Austritt hindern.
domradio: Schnell entzündete sich auch eine Debatte daran, woher
das Geld kommen soll. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann betonte, es müssten
auch Kirchensteuermitteln verwandt werden; die Kirchenmitglieder seien als Solidargemeinschaft
in der Pflicht - eine These, die Empörung auslöste. Jesuitenpater
Klaus Mertes etwa warnte, dass "das gesamte Kirchenvolk in Mithaftung genommen
wird für das Leitungsversagen weniger".
Atheistische Anmerkung: Die
Kirche hat ja selber ein Riesenvermögen, riesige Immobilienbesitze, Firmenbeteiligungen
etc. - da könnte man dafür ja was flüssig machen und durch Abschaffung
des Zölibats den Zustrom von Pädophilen einschränken, also das
Problem auch von der praktischen Seite her eindämmen...
domradio: Austrittswelle - Ob die im Sommer veröffentlichte Statistik
zu den Kirchenaustritten des Vorjahres schon eine erste Reaktion auf die Missbrauchsstudie
enthält, lässt sich nicht feststellen. 216.078 Menschen kehrten der
katholischen Kirche 2018 den Rücken, 29 Prozent mehr als 2017. Im Laufe
von 2019 dürfte die Austrittswelle weiter angeschwollen sein.
Atheistische
Anmerkung: Ja, der Kirchenaustritt läuft jetzt in der katholischen
Kirche besser! 2018 sind fast gleich viele Katholiken und Protestanten ausgetreten,
in den Jahren davor war es nur um die 85 %
domradio: Finanziell ging es der Kirche weiterhin prächtig. Die katholische
Kirche verzeichnete 2018 mit 6,6 Milliarden Euro einen neuen Rekord bei der
Kirchensteuer. Als Hauptgrund sehen Fachleute die gute Konjunktur und die Entwicklung
der Löhne und Einkommen.
Atheistische Anmerkung: In
der BRD kassieren bekanntlich die Finanzämter mit der Lohn- und Einkommenssteuer
auch die Kirchensteuer, da kann keiner was schuldig bleiben oder durch falsche
Angaben den Betrag absenken.
domradio: Personell tat sich 2019 auf Ebene der Bischöfe wenig: Im
März wurde der neue Fuldaer Bischofs Michael Gerber in sein Amt eingeführt.
Im Juli verabschiedete sich der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa. Viele Oberhirten
sind derzeit mit der Zusammenlegung von Pfarreien beschäftigt. Viele Blicke
richteten sich dabei auf das Bistum Trier: Ende November setzte der Vatikan
die Umsetzung der dortigen Reform wegen kirchenrechtlicher Bedenken vorerst
aus.
Atheistische Anmerkung: Aha, das Bistum Trier könnte
man sich einmal genauer anschauen. Klar ist natürlich, dass der ständige
Rückgang des Besuchs der Sonntagsmesse den großen Kirchenbestand
infrage stellt. Wenn überall nur ein Häufchen Restchristen in den
Kirchen sitzt, dann hat man einen Angebotsüberschuss!
domradio: Veränderungsdruck wurde erneut bei den katholischen Medien
deutlich: Im Mai wurde bekannt, dass die Zeitungen der Bistümer Fulda,
Mainz und Limburg nur noch bis Ende 2023 erscheinen. Die Auflage ist massiv
eingebrochen. Später kündigten das Passauer Bistumsblatt und der Altöttinger
Liebfrauenbote aus dem gleichen Grund eine schrittweise Fusion an. Zu einem
wegweisenden Beschluss rang sich auch das ZdK durch: Es zieht 2022 von Bonn
nach Berlin. Präsident Thomas Sternberg erhofft sich eine bessere politische,
mediale und gesellschaftliche Präsenz.
Atheistische Anmerkung:
Klar,
wenn immer weniger Leute die Religion praktizieren, dann abonnieren auch immer
weniger die Kirchenzeitungen!
domradio: Politisch nahm die Kirche vor allem zu ethischen Fragen wie
Organspende, Schwangerschaftsuntersuchungen und Beihilfe zum Suizid Stellung.
Bischöfe und Laien betonten dabei mit einer Stimme, dass eine Organspende
weiter von der ausdrücklichen Zustimmung des potenziellen Spenders abhängig
sein soll. Ähnlich einheitlich zeigten sich die Katholiken beim Nein zu
vorgeburtlichen Bluttests als generelle Kassenleistung.
Atheistische
Anmerkung: Ja, ist ja alles gottgegeben, da kann doch der Mensch nicht
eingreifen! Also erschwert das! Weil das wird bestimmt den Kirchenaustritt fördern!
Die österreichische Regelung der Organentnahme bei Verstorbenen ist die
sogenannte Widerspruchslösung, man muss sich als Nichtspender registrieren
lassen, in der BRD muss man ausdrücklich zustimmen, das ist eine menschenfeindliche und
darum katholisch unterstützte
Regelung!
domradio: Mit Blick auf die AfD, die in mehreren Parlamenten weiter vorrückte,
äußerten sich katholische Bischöfe und Evangelische Kirche vor
der Europawahl: Zwar tauchten die Kürzel "AfD" oder "Pegida"
im Gemeinsamen Wort zur Demokratie nicht auf. Doch kritisierten die Kirchen,
dass der Zuzug der Flüchtlinge zu einer merklichen Abkühlung des gesellschaftlichen
Klimas und zu einer Verschärfung politischer Auseinandersetzungen geführt
habe. Es bleibe Verpflichtung der Kirchen, benachteiligten und ausgegrenzten
Menschen zu helfen.
Atheistische Anmerkung: Für die
Kirchen ist die Migration ja ein gutes Geschäft, Caritas & Co machen
damit ordentliche, vom Staat stattlich finanzierte Umsätze, den letzten obigen Satz
müsste man allerdings an die Realität anpassen, also statt "es
bleibe Verpflichtung der Kirchen, benachteiligten und ausgegrenzten Menschen
zu helfen" schreiben, "es bleibt staatliche Verpflichtung, die Kirchen
für Hilfe an benachteiligten Menschen gut zu bezahlen!"