Katholische Kirche in Deutschland 2019

Auf domradio.de schrieb Christoph Arens am 28.12.2019 über "Das Wagnis eines unbefestigten Weges" - hier sein Artikel mit atheistischen Anmerkungen:

domradio: Für die katholische Kirche in Deutschland war 2019 eine Zäsur. Nach der Missbrauchs-Studie sah sie sich mit dem Rücken zur Wand. Nun will sie durch Reformen Vertrauen zurückgewinnen. Doch ihr Spielraum ist begrenzt.
Atheistische Anmerkung: Das Problem ist wohl langfristig nicht das durch den endlich nimmer vertuschbaren Missbrauch abgestürzte Vertrauen, sondern überhaupt der ständig sinkende religiöse Bedarf, das Opium des Volkes verliert die danach Süchtigen...

domradio: Die Kommentare in einigen Medien klangen dramatisch. Von einer "allerletzten Chance" schrieb etwa der "Münchner Merkur". Die Bischöfe müssten endlich "Farbe bekennen", forderten katholische Laien. Für die katholische Kirche in Deutschland dürfte 2019 eine historische Zäsur bedeutet.
Atheistische Anmerkung: Das Jahr 2019 spielt keine besondere Rolle, in gut funktionierenden Sozialstaaten spielt der religiöse Bedarf nur noch eine geringe Rolle, weil eben fast immer reale Hilfe in der Not zu haben ist und Götter darum immer weniger um Hilfe gebeten werden, also die Nachfrage nach Göttern wegschrumpft...

domradio: Zwar liegt die Aufdeckung des Missbrauchsskandals schon zehn Jahre zurück. Doch die im September 2018 veröffentlichte Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie) löste eine solche Schockwelle aus, dass für die katholische Kirche 2019 ein "Weiter so" keine Möglichkeit mehr war.
Atheistische Anmerkung: Die Studie hat keine Schockwelle ausgelöst, im Volk waren die sexuellen Übergriffe von Priestern ja immer bekannt gewesen, meinereiner hat hier mehrfach die Geschichte gebracht, die meine Mutter erzählte, wie in einer Mühlviertler Gemeinde in den 1920er-Jahren ein Pfarrer versetzt wurde, weil endlich ein Vater gewagt hatte, zum Bischof zu gehen und diesem von dessen Mädchenschändungen zu erzählen. Der Sexualtrieb lässt sich nicht wegbefehlen, der Jesus hat ja bekanntlich die Ehelosigkeit, also auch den Zölibat, nur für Kastraten als Möglichkeit gesehen (Mt 19,12).

domradio: "Die alte Zeit ist zu Ende", schrieb Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck im Januar an die Katholiken im Bistum Essen. Inzwischen dächten selbst jene Menschen an Kirchenaustritt, die sich das bislang nie hätten vorstellen können. Overbeck mahnte eine Diskussion über Priesterbild und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral an.
Atheistische Anmerkung: Es geht wohl nicht darum, dass sich Leute den Austritt nicht "vorstellen" können, sondern, dass es zwei Möglichkeiten gibt, sich davor zu fürchten: Möglichkeit 1 ist ein vorhandener Restglaube, es könnte Gott doch geben und er könnte den Kirchenaustritt strafen, die Möglichkeit 2 ist die gesellschaftliche Angst, man mache sich durch den Austritt zum Außenseiter, beide Variante verlieren zunehmend an Bedeutung.

domradio: Genau diese Themen bestimmen den Synodalen Weg, auf den sich die Bischöfe im März bei ihrer Vollversammlung in Lingen einigten, um Vertrauen zurückzugewinnen und systemische Ursachen für Missbrauch zu identifizieren. Partner beim Synodalen Weg ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). "Auf Augenhöhe" wollen die Laien mit den Bischöfen beraten. Die Zulassung von Frauen zum Diakonat wäre nur ein erster notwendiger Schritt für eine glaubwürdige Kirche, beschrieb ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel eine Zielvorgabe.
Atheistische Anmerkung: Es geht dabei gar nicht um den katholischen Reformbedarf, wie hier schon oft geschrieben, haben die reformierten protestantischen Kirchen mehr Probleme mit dem Kirchenaustritt, in der BRD lag das Mitgliederminus von 1990 bis 2018 bei den Katholiken bei gut 19 %, bei den Protestanten bei 28 %, mehr Liberalismus entbindet!

domradio: Zwischen Rom und Bonn wurde aber erst einmal darum gerungen, welche Entscheidungsbefugnisse der kirchenrechtlich nicht definierte Synodale Weg überhaupt hat. Papst Franziskus verfasste Ende Juni einen "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland", in dem er Bedenken ebenso äußerte wie Ermutigungen. Eindeutiger war im September ein Brief der Bischofskongregation, der die Deutschen klar vor einer Überschreitung ihrer Kompetenzen warnte. Die Warnschüsse aus Rom entschärfte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Marx daraufhin durch stille Diplomatie und geschmeidige Anpassungen der synodalen Satzung.
Atheistische Anmerkung: Ein "pilgerndes Volk Gottes in Deutschland", gibt's das noch? Ein am Sonntag in die Kirche gehendes deutsches Gottesvolk ist jedenfalls eine zunehmende Randerscheinung. Und nochmal: Reformen könnten zwar die Leute freuen, die sich noch intensiv Gedanken über die Kirche machen, aber den weitgehend kirchenfrei lebenden Großteil der Kirchenmitglieder wird das kaum berühren...

domradio: Sorge um drohende Spaltung - Dass aber selbst die freimütigsten Gespräche am Ende kein eigenes deutsches Kirchenrecht mit Frauenweihe und verheirateten Priestern hervorbringen kann, betonen auch die reformwilligsten Bischöfe immer wieder. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode brachte die Möglichkeit einer vatikanischen Bischofssynode für Westeuropa als Ausweg ins Spiel, die ähnlich wie die Amazonas-Synode im Oktober 2019 weitreichende Reform-Empfehlungen aussprechen könnte.
Atheistische Anmerkung: Da gilt dasselbe, die Ursache für den steigenden Austritt sind ja wohl nicht die internen Kirchenprobleme, sondern der allgemein ständig sinkende religiöse Bedarf!

domradio: Wie groß Empörung und Veränderungswillen im Kirchenvolk sind, zeigte sich seit Mai bei den Aktionen von "Maria 2.0": Fünf Frauen der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster riefen zu einem lokalen "Kirchenstreik" gegen die Alleinherrschaft der Männer in der Kirche auf. Eine Woche kein Gotteshaus betreten und keine ehrenamtlichen Dienste verrichten: Aus der Aktion entwickelte sich eine bundesweite Protestwelle. Ein Selbstläufer. Und das, obwohl sich die Bischofskonferenz im März eine Quote für Frauen in Führungspositionen verordnet hatte. In den kommenden vier Jahren soll der Anteil von Frauen auf der Leitungsebene der Bistümer auf mindestens ein Drittel steigen. Die Zielvorgabe soll 2023 überprüft werden.
Atheistische Anmerkung: Ja, das betrifft wieder nur den harten Kern der tatsächlich den Glauben Praktizierenden! Von dort kommen Austreter aber wohl eher recht selten!

domradio: Zu einem hoch brisanten Thema entwickelte sich die Entschädigung von Missbrauchsopfern. Im September schlug eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung von Kirchenvertretern und Opfern zwei sehr teure Modelle vor: eine Pauschale von 300.000 Euro pro Opfer (ohne Überprüfung der Fälle) oder ein abgestuftes Verfahren, bei dem je nach Schwere zwischen 40.000 und 400.000 Euro gezahlt werden. Das sorgte für Proteste nicht nur bei ärmeren Bistümern und Orden. Kritiker sprachen von bundesweit bislang nie gezahlten Summen, die das gesamte System der Opferentschädigung aus dem Gleichgewicht bringen könnten.
Atheistische Anmerkung: Wenn die katholische Kirche mit Kirchengeldern angemessene Entschädigungen an ihre Opfer zahlen täte und gleichzeitig das Sexverbot für Geistliche abschaffte, das könnte das katholische Image verbessern und vielleicht dazupassende Austreterkreise tatsächlich am Austritt hindern.

domradio: Schnell entzündete sich auch eine Debatte daran, woher das Geld kommen soll. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann betonte, es müssten auch Kirchensteuermitteln verwandt werden; die Kirchenmitglieder seien als Solidargemeinschaft in der Pflicht - eine These, die Empörung auslöste. Jesuitenpater Klaus Mertes etwa warnte, dass "das gesamte Kirchenvolk in Mithaftung genommen wird für das Leitungsversagen weniger".
Atheistische Anmerkung: Die Kirche hat ja selber ein Riesenvermögen, riesige Immobilienbesitze, Firmenbeteiligungen etc. - da könnte man dafür ja was flüssig machen und durch Abschaffung des Zölibats den Zustrom von Pädophilen einschränken, also das Problem auch von der praktischen Seite her eindämmen...

domradio: Austrittswelle - Ob die im Sommer veröffentlichte Statistik zu den Kirchenaustritten des Vorjahres schon eine erste Reaktion auf die Missbrauchsstudie enthält, lässt sich nicht feststellen. 216.078 Menschen kehrten der katholischen Kirche 2018 den Rücken, 29 Prozent mehr als 2017. Im Laufe von 2019 dürfte die Austrittswelle weiter angeschwollen sein.
Atheistische Anmerkung: Ja, der Kirchenaustritt läuft jetzt in der katholischen Kirche besser! 2018 sind fast gleich viele Katholiken und Protestanten ausgetreten, in den Jahren davor war es nur um die 85 %

domradio: Finanziell ging es der Kirche weiterhin prächtig. Die katholische Kirche verzeichnete 2018 mit 6,6 Milliarden Euro einen neuen Rekord bei der Kirchensteuer. Als Hauptgrund sehen Fachleute die gute Konjunktur und die Entwicklung der Löhne und Einkommen.
Atheistische Anmerkung: In der BRD kassieren bekanntlich die Finanzämter mit der Lohn- und Einkommenssteuer auch die Kirchensteuer, da kann keiner was schuldig bleiben oder durch falsche Angaben den Betrag absenken.

domradio: Personell tat sich 2019 auf Ebene der Bischöfe wenig: Im März wurde der neue Fuldaer Bischofs Michael Gerber in sein Amt eingeführt. Im Juli verabschiedete sich der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa. Viele Oberhirten sind derzeit mit der Zusammenlegung von Pfarreien beschäftigt. Viele Blicke richteten sich dabei auf das Bistum Trier: Ende November setzte der Vatikan die Umsetzung der dortigen Reform wegen kirchenrechtlicher Bedenken vorerst aus.
Atheistische Anmerkung: Aha, das Bistum Trier könnte man sich einmal genauer anschauen. Klar ist natürlich, dass der ständige Rückgang des Besuchs der Sonntagsmesse den großen Kirchenbestand infrage stellt. Wenn überall nur ein Häufchen Restchristen in den Kirchen sitzt, dann hat man einen Angebotsüberschuss!

domradio: Veränderungsdruck wurde erneut bei den katholischen Medien deutlich: Im Mai wurde bekannt, dass die Zeitungen der Bistümer Fulda, Mainz und Limburg nur noch bis Ende 2023 erscheinen. Die Auflage ist massiv eingebrochen. Später kündigten das Passauer Bistumsblatt und der Altöttinger Liebfrauenbote aus dem gleichen Grund eine schrittweise Fusion an. Zu einem wegweisenden Beschluss rang sich auch das ZdK durch: Es zieht 2022 von Bonn nach Berlin. Präsident Thomas Sternberg erhofft sich eine bessere politische, mediale und gesellschaftliche Präsenz.
Atheistische Anmerkung: Klar, wenn immer weniger Leute die Religion praktizieren, dann abonnieren auch immer weniger die Kirchenzeitungen!

domradio: Politisch nahm die Kirche vor allem zu ethischen Fragen wie Organspende, Schwangerschaftsuntersuchungen und Beihilfe zum Suizid Stellung. Bischöfe und Laien betonten dabei mit einer Stimme, dass eine Organspende weiter von der ausdrücklichen Zustimmung des potenziellen Spenders abhängig sein soll. Ähnlich einheitlich zeigten sich die Katholiken beim Nein zu vorgeburtlichen Bluttests als generelle Kassenleistung.
Atheistische Anmerkung: Ja, ist ja alles gottgegeben, da kann doch der Mensch nicht eingreifen! Also erschwert das! Weil das wird bestimmt den Kirchenaustritt fördern! Die österreichische Regelung der Organentnahme bei Verstorbenen ist die sogenannte Widerspruchslösung, man muss sich als Nichtspender registrieren lassen, in der BRD muss man ausdrücklich zustimmen, das ist eine menschenfeindliche und darum katholisch unterstützte Regelung!

domradio: Mit Blick auf die AfD, die in mehreren Parlamenten weiter vorrückte, äußerten sich katholische Bischöfe und Evangelische Kirche vor der Europawahl: Zwar tauchten die Kürzel "AfD" oder "Pegida" im Gemeinsamen Wort zur Demokratie nicht auf. Doch kritisierten die Kirchen, dass der Zuzug der Flüchtlinge zu einer merklichen Abkühlung des gesellschaftlichen Klimas und zu einer Verschärfung politischer Auseinandersetzungen geführt habe. Es bleibe Verpflichtung der Kirchen, benachteiligten und ausgegrenzten Menschen zu helfen.
Atheistische Anmerkung: Für die Kirchen ist die Migration ja ein gutes Geschäft, Caritas & Co machen damit ordentliche, vom Staat stattlich finanzierte Umsätze, den letzten obigen Satz müsste man allerdings an die Realität anpassen, also statt "es bleibe Verpflichtung der Kirchen, benachteiligten und ausgegrenzten Menschen zu helfen" schreiben, "es bleibt staatliche Verpflichtung, die Kirchen für Hilfe an benachteiligten Menschen gut zu bezahlen!"