Jeder, der zum Unglauben verführt, wird umgebracht

Mohamed Yahya Ekhou am 27. Dez 2019 auf https://hpd.de/ - entdeckt für atheisten-info am 31.12.


Mohamed Yahya Ekhou aus Mauretanien (rechts) mit Dittmar Steiner von der Säkularen Flüchtlingshilfe Foto: © David Farago

Im März 2018 kam Mohamed Yahya Ekhou aus Mauretanien nach Deutschland, weil er als Atheist dort von seiner Familie mit dem Tod bedroht wurde. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, derzeit wartet er auf den Ausgang der Revision, die er mit Unterstützung der Säkularen Flüchtlingshilfe dagegen eingelegt hat. Im hpd erzählt er seine Geschichte.

Die Islamische Republik Mauretanien unterliegt strengen religiösen Regeln und einer tribalistischen Herrschaft. Sie ist eines der drei Länder der Welt, die den Namen "Islamische Republik" verwenden. Die mauretanische Gesellschaft besteht aus mehreren ethnischen Gruppen. Die Araber sind eine Minderheit, aber sie kontrollieren Politik, Religion und Wirtschaft. Wir haben keine andere Wahl, als nur den sunnitischen Islam anzuerkennen. Meine Familie gehört einem religiös extremistischen Stamm namens "Tijkant" an und hat großen Einfluss in Mauretanien.

Es ist meine Überzeugung, dass der Mensch sich nicht von alleine von der automatischen Programmierung befreien kann, die uns eingetrichtert wurde. Also begann ich, meine wahre Persönlichkeit auf einem YouTube-Channel namens "Atheismus-Instinkt" zu zeigen. Ich versuche dort, meine Gedanken auszudrücken und den Glaubensbegriff neu zu deuten und zeige meine Vision des Atheismus und der Verbreitung des freien Denkens.

Und weil ich das Recht einforderte, meinen Glauben frei zu wählen und das öffentlich zu zeigen, wurde gegen mich eine Fatwa erlassen und viele Menschen, vor allem der mauretanische Parlamentarier Sheikh Bouy Mohamed Fadel, haben gerichtlich Beschwerde gegen mich eingelegt und meine Hinrichtung gefordert. Es gab Demonstrationen, bei denen dazu aufgerufen wurde, mich zu töten.

Meine Geschichte

Dem freien Denken habe ich mich 2014 während meines Studiums zugewandt und habe "Das Netzwerk der Liberalen" in Mauretatien gegründet, das zur Meinungsfreiheit aufruft. Ich verbreitete die Ideen der Aufklärung, habe mich aber nicht explizit als Atheist bezeichnet.

Am Anfang fragte ich, warum der Himmel Pforten hat. Warum kommt jemand, der Gutes tut, nicht ins Paradies – nur weil er kein Muslim ist? Zum Beispiel Angelina Jolie. Die Antworten warfen jedoch immer mehr Fragen auf und nichts ergab Sinn. Ich stellte dem Imam unserer Moschee diese Frage und er sagte zu mir: Geh und bete zwei Rak'ahs!

Diese Antwort animierte mich nur mehr dazu, ganz genau hinzuschauen und zu hinterfragen. Warum haben wir Angst davor, zu fragen und weiterzufragen? Bei jeder Frage wurde ich mir der Zerbrechlichkeit der Religion bewusster. Und darüber, was sie ausmacht. Warum gehören Muslime zu den ärmsten und kränkesten Menschen und zu den Opfern von Rechtsverletzungen, Ungerechtigkeit und Katastrophen? Wie kann Gott das den Menschen antun, die zu ihm beten?

Vereinen oder spalten uns die göttlichen Religionen?

Die Realität zeigt, dass Religionen uns spalten, von denen jede einzelne für sich beansprucht, das Monopol auf das Paradies zu haben. Diese Antwort brachte einen Prozess in Gang, ließ mich meine eigenen Gedanken und Überzeugungen hinterfragen und revidieren. Viele weitere Fragen wurden aufgeworfen, als ich in meine Recherchen eintauchte.

Zu der Zeit war ich Student an einer Universität in Ägypten. Viele Anrufe und Drohungen erreichten mich von Stammesangehörigen, die mir vorwarfen, die Religion in Frage zu stellen und zum Säkularismus aufzurufen. Was mich mehrmals dazu zwang, meine Telefonnummer und den Wohnort zu wechseln. Nach vier Jahren gründlicher Überlegungen bekannte ich mich zum Atheismus.