Ist die katholische Kirche noch zu retten?

Sebastian Kisters am 30.1.2020 auf tagesschau.de

Einleitend heißt es dort über die heute in Frankfurt startenden Beratungen über Reformen in der katholischen Kirche:
"Laien und Bischöfe beraten ab heute über Reformen in der katholischen Kirche. Wie existenziell die Krise ist, zeigt sich rund zwei Kilometer vom Tagungsort entfernt, im Priesterseminar.
Neun Bistümer bilden im Frankfurter Priesterseminar ihren Nachwuchs aus. Zusammen bringen sie es derzeit auf 16 Priester-Anwärter. Bedenkt man, dass maximal die Hälfte der Männer sich am Ende weihen lässt, heißt das: Manche Bistümer dürfen in den kommenden Jahren bloß einen in Deutschland ausgebildeten neuen Seelsorger begrüßen.
Unter einigen Leitern der Priesterseminare macht der Begriff der Nulllinie die Runde. In der Medizin heißt das: Herzstillstand.
Als Therapie versucht es die katholische Kirche in Deutschland nun mit dem sogenannten Synodalen Weg. Delegierte Laien und Bischöfe treffen sich ab heute in Frankfurt am Main und beraten über Reformen. Vier Themengebiete werden besprochen: der Zölibat, Machtstrukturen, die Rolle von Frauen in der Kirche und die Sexualmoral. Die Wünsche derer, die künftig Gemeinden leiten wollen, sind klar."

Soweit diese kurze Einleitung, dazu nun hier etwas längere Ausführungen:

Dass es kaum noch Nachwuchspriester gibt, ist ja keine Überraschung, schließlich ist ein Nachwuchs an praktizierenden Gläubigen praktisch auch nicht vorhanden, am Sonntag in die Kirche zu gehen, ist ein Brauch für manche alte Leute, aber längst keine Massenerscheinung mehr. Und auch bei den Protestanten herrscht kein Andrang beim Pfarrernachwuchs und kein Andrang von praktizierendem Nachwuchs an Gläubigen.

Der Zölibat wurde erst 1000 Jahre nach dem Jesus eingeführt, der Apostel Paulus hatte sogar noch angeordnet, dass Bischöfe verheiratet zu sein hätten! Der Sinn des Zölibats war es, zu verhindern, dass in den damaligen Feudalzeiten sich unter den Geistlichen ebenfalls Feudalstrukturen bildeten, also die Bischöfe dem ältesten Sohn die Diözese und das Bischofsamt hinterließen und die Pfarrer mit den Pfarren dasselbe machten. Das steht inzwischen beim Stichwort "Zölibat" auch in Wikipedia: "Von Bedeutung war in diesem Prozess aber auch die Tatsache, dass bei verheirateten Klerikern Kirchenbesitz an deren Kinder vererbt worden wäre." Da es heute das Feudalsystem als allgemeine Gesellschaftsordnung nicht mehr gibt, ist der Zölibat längst völlig überflüssig. Und man hätte sich in der Kirche zum Großteil die ganzen Missbrauchsfälle erspart, weil es dann doch weitaus weniger Priester mit homosexuell-pädophilen Einstellungen gegeben hätte, dieser Männerkreis wird durch das Frauenverbot vorauserwählt.

Machtstrukturen: Dass die katholische Kirche von oben nach unten funktioniert, also keine offene Gemeinschaft ist, betrifft klarerweise auch nur den Teil der Kirchenmitglieder, welche heute noch die katholische Lehre wirklich glauben und praktizieren, bei der große Masse der Kirchenmitglieder ist es die wesentliche kirchliche Handlung, den Kirchenbeitrag zu zahlen! Weil die Tradition, in katholischen Gegenden katholisch zu sein, ist immer noch durch Angst bestimmt, mit dem Kirchenaustritt was Ungehöriges zu tun! Aber das wird auch im katholischen Bereich besser, in der BRD sind 2018 bei den Katholiken 216.078, bei den Protestanten 220.000 ausgetreten und für 2019 rechnet man dort auch mit ähnlichen Zahlen.

Die Rolle der Frauen ist speziell deswegen bei den Katholiken besonders verquer, weil die Zahl der praktizierenden Kirchenmitglieder immer bei den Frauen deutlich höher als bei den Männern war. Und das schon lange Zeit! Meinereiner weiß von seinen Eltern, dass in ihrem Heimatort, am Sonntagvormittag die Frauen in die Kirche und danach nach Hause zum Kochen gingen, während die Männer beim Frühschoppen im Wirtshaus saßen. Die katholisch-biblische Tradition war es (und ist es im Kirchenapparat noch heute!), dass Gott den Adam als sein Ebenbild aus Lehm formte und danach die Eva aus einer Adamrippe (Gen 2,22: Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.) und nach der Sünde mit dem Apfel vom Baum der Erkenntnis wurde die Eva dem Adam gänzlich untergeordnet (Gen 3,16: Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann, er aber wird über dich herrschen.)

Die katholische Sexualmoral wird heute wohl nahezu von allen katholischen Kirchenmitgliedern ignoriert. Dass z.B. Geschlechtsverkehr nur in aufrechter katholischer Ehe keine Sünde wäre, wenn soll das jetzt noch interessieren?

Insgesamt sind die meisten Menschen heute säkular eingestellt und machen sich nimmer viele Gedanken über Götter und deren Lehren, Religion ist eine Randerscheinung geworden und die katholische Kirche wird das auch werden. Ohne dass sie sich dagegen helfen wird können, auch nicht mit obigem "synodalen Weg" ...