Wegen Blasphemie mit dem Tode bedroht

Bericht von Inge Hüsgen vom 13. März 2020 auf https://hpd.de/

Wegen Blasphemie und Apostasie - Gotteslästerung und Abfall vom Glauben - wird der somalische Hochschulprofessor Mahmoud Jama Ahmed mit dem Tode bedroht. Die Organisation "Humanists International" (HI) fordert alle Humanist*innen und Humanisten zu Unterstützung und Spenden auf.

Mahmud Jama Ahmed, der an der Universität in der Stadt Hargeisa Geistes- und Sozialwissenschaften lehrte, hatte im Februar vergangenen Jahres in einem Posting auf seiner Facebook-Seite die Frage aufgeworfen, ob Bittgebete an Gott eine zielführende Strategie gegen die Dürre im Land seien: "Wenn Gebete von Gott erhört werden, warum leiden wir dann jedes Jahr unter der Dürre?", schrieb er und: "Weshalb wird den westlichen Ländern ganz ohne Gebete Regen zuteil, erzeugen sie etwa 'künstlichen Regen'?" Der Professor, der bereits in früheren Veröffentlichungen für Pressefreiheit eingetreten war, erreichte mit dem Posting ein überraschendes Maß an Aufmerksamkeit.

Sein Posting ging viral - und brachte ihm den Vorwurf der Blasphemie ein. Ein schweres Verbrechen im islamisch geprägten Somalia. Blasphemie und Apostasie können dort mit dem Tod bestraft werden. Mahmoud erhielt Morddrohungen und wurde am 21. März 2019 ohne Gerichtsbeschluss von der Polizei verhaftet. Zuvor soll er nach eigenen Angaben widerrechtliche Haft, körperliche Misshandlungen, illegale Durchsuchungen und Einschüchterungen verschiedener Art erfahren haben. Ein Wachmann habe ihn mit vorgehaltener Maschinenpistole zur Buße aufgefordert.

Am 30. April verurteilte ihn ein Gericht zu zweieinhalb Jahren Gefängnis wegen Blasphemie. Daraufhin forderte die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für Mahmoud, jedoch wurde das Gesuch vom Berufungsgericht abgewiesen. Im Januar wurde der Verurteilte nach zehn Monaten Haft begnadigt und vorzeitig entlassen. Er muss allerdings strenge Auflagen erfüllen und ist für fünf Jahre von seiner Hochschultätigkeit ausgeschlossen.

Inzwischen hat Mahmoud seinen Blog geschlossen und ist nicht mehr auf Facebook aktiv. Das fragliche Posting hat er gelöscht. Dennoch lassen seine Verfolger nicht von ihm ab. Wie HI berichtet, forderte ein bekannter Imam, Adam Sunnah, bei den Freitagsgebeten am 28. Februar und 6. März, den Tod des Hochschullehrers. Ein Apostat habe den Tod selbst dann verdient, wenn er seine Tat bereue. "Es ist schlecht für den Apostaten, in diesem Leben getötet zu werden, aber im Jenseits wird es ihm zugute kommen", zitiert HI den Imam.

Wie die Organisation berichtet, lebt Mahmoud heute im Verborgenen, getrennt von seiner Familie. Er kann seinen Beruf nicht ausüben und ist auf die finanzielle Unterstützung des Humanists at Risk Fund angewiesen.

HI ruft alle Humanisten und humanistischen Organisationen weltweit auf, sich beim Außenministerium und der somalischen Botschaft für den Schutz Mahmouds einzusetzen. Dazu sagte HI-Geschäftsführer Gary McLelland: "Es gibt niemals eine Rechtfertigung für so genannte 'Blasphemie'-Gesetze. Doch dieser Fall ist besonders ungeheuerlich, wenn man bedenkt, dass im Zentrum der Anklage die harmlose Äußerung eines prominenten somalischen Akademikers steht." Der Vertreter von HI beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, Kacem El Ghazzali, hat die somalischen Behörden aufgerufen, den Schutz von Mahmoud Jama Ahmed zu gewährleisten.

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