Corona-Krise und die postfaktische Realität

RT-Aussendung von Ivan Rodionov vom 27.3.2020

Die Corona-Krise ist auch ein Lackmustest für die vielbeschworene europäische Solidarität. Und von dieser ist wenig zu spüren, wie die Lage in Italien zeigt. Wo kommt die größte Hilfe her? Aus China, Russland und dem vom US-Embargo gebeutelten Kuba. Die Italiener haben allen Grund, sich von Brüssel im Stich gelassen zu fühlen. Nach italienischen Medienberichten sollen Polen und Tschechien chinesische Hilfslieferungen auf dem Weg nach Rom beschlagnahmt haben. Nun kommt die EU doch in Bewegung, um dem Land bei der Bewältigung der fatalen Krise unter die Arme zu greifen – Deutschland nimmt die ersten Corona-Patienten aus den überfüllten italienischen Kliniken auf. Doch der schale Eindruck bleibt, diese späte Solidarität würde mehr durch Hilfsbemühungen geopolitischer Konkurrenten angestoßen als durch die vielen Corona-Toten.

"Wir stehen an der Seite unserer italienischen Freundinnen und Freunde – auch mit medizinischer Schutzausrüstung, die wir vorgestern übergeben konnten", twitterte Heiko Maas. Dabei ging es um immerhin eine Million Schutzmasken. Was der Außenminister dabei unterschlug und was RT Deutsch aufdeckte: Achtzig Prozent dieser Masken kamen ursprünglich aus China. Sie blieben im deutschen Zoll hängen. Und erst jetzt konnten sie an die Italiener übergeben werden. Für diese Details war das Twitter-Format vermutlich zu knapp.

Schutzmasken, beziehungsweise der Mangel daran, werden auch in Deutschland immer mehr zum Thema. Der Präsident der Bundesärztekammer kritisiert das Krisenmanagement der Bundesregierung mit deutlichen Worten. Die Versorgung mit Schutzmasken – laut manchen Experten die "wichtigste Maßnahme" im Kampf gegen Corona – sei unzureichend, die Vorbereitung auf die Pandemie mangelhaft. Für Furore sorgte der Landrat von Heinsberg, Stephan Pusch, mit seinem verzweifelten Hilferuf an China. Als Moderator Frank Plasberg das als einen "ungeheuren Vorgang" bezeichnete, platzte dem CDU-Politiker bei hart aber fair der Kragen. Zu diesem Vorgang wäre es vielleicht gar nicht erst gekommen, hätte die Bundesregierung Hilfsangebote aus Peking nicht abgelehnt.

Was bleibt in diesen Tagen Corona-resistent? Fake News über RT Deutsch! Mitten in der Pandemie kommt es zu einer massiven Kampagne gegen unser Medium, losgetreten durch eine Falschmeldung der Bild-Zeitung. Diese behauptete, unser Sender würde wegen seiner Corona-Berichterstattung vom Verfassungsschutz und dem Bundeskriminalamt beobachtet. Schnell stellte sich das als grobe Falschinterpretation heraus. Der Verfassungsschutz sah sich zum Eingreifen genötigt und dementierte die Behauptung. Die Überwachung möglicher Fakes sei generell und RT Deutsch kein Beobachtungsfall.

Das hielt andere Medien wie etwa den Tagesspiegel nicht davon ab, die bereits widerlegten Bild-Fakes zu übernehmen und weiter zu verbreiten. Auch die Deutsche Welle fragte auf der Bundespressekonferenz nach, was denn die Behörden jetzt gegen RT Deutsch unternehmen würden, nachdem der Sender nun vom Verfassungsschutz beobachtet werde – bestrafen oder schließen. Der Sprecher des Innenministeriums stellte klar, dass es eine solche Beobachtung nicht gibt. Es half nichts: Das Redaktionsnetzwerk Deutschland verfälschte einfach die Aussage des Innenministeriums. Dabei ist das Springer-Blatt nach eigenen Maßstäben selbst ein Fall für den Verfassungsschutz. Es stellte einen Clip ins Netz, in dem Professor Zastrow die Wirksamkeit des Händewaschens bezweifelt – während es RT Deutsch fälschlicherweise unterstellt, wir würden vom Händewaschen abraten und damit die Gesundheit der deutschen Bevölkerung gefährden.

Das postfaktische Zeitalter, in dem wir leben, bleibt Corona-immun.