Dank an Gates

Wilfried Müller am 23.5.2020

In Verschwörungstheorien wird dem Microsoft-Milliardär Gates unterstellt, er profitiere von der Corona-Pandemie, oder er habe seine Finger sonstwie darin. Das ist sicher nicht wahr - aber wie kommen Leute dazu, ihm sowas zu unterstellen? Nun, das dürfte daran liegen, dass viele noch nicht vergessen haben, wie skrupellos Gates seinen Reichtum zusammengebracht hat.

Dies ist jetzt keine Meta-Verschwörungstheorie, sondern schlichte Vergangenheitsbewältigung. Man denke daran, wie fatal sich die unbestellten Microsoft-Updates auswirken konnten, und wie schwer es war, unerwünschte Änderungen rückgängig zu machen. Man erinnere sich daran, mit was für einem Aufwand es verbunden war, jeden neuen Computer mit den Microsoft-Betriebssystemen DOS oder Windows in Gang zu bekommen. Daraus wurde oft eine wochenlange Strafarbeit, bis die Programme so liefen wie auf dem alten Rechner - wenn es überhaupt gelang, sie wieder zum Laufen zu kriegen und man nicht neue Programme kaufen musste.

Wie es besser geht, konnte man bei der Konkurrenz Apple sehen: Da wurde der neue Rechner mit dem alten zusammengestöpselt, alles wurde rüberkopiert, und alles ging. Warum war das so?

Das ist von ganz alleine so. Normale Programme müssen nur rüberkopiert werden, und sie laufen. Wo sie nicht laufen, ist das speziellen Trixereien zu verdanken, die das Kopieren verhindern sollen. Die Probleme sind alle mit Absicht konstruiert, nämlich mit der Absicht, mehr zu verdienen.

Die Belästigung der Kunden diente der Einkommensoptimierung von Microsoft. Unautorisierte Kopien wurden so verhindert, aber auf Kosten von verpfuschter Zeit der Anwender. Und das war lange Zeit von vielen Anwendern. Diese Zeit zählte nicht, und das nehmen viele Anwender immer noch übel.

Noch übler waren die Sortwarehersteller dran. Der Schreiber dieses hat als Inhaber einer kleinen Computerfirma besondere Einsichten in die Strategien von Gates und Microsoft:
Während der Anfangsjahre war Microsoft vor allem Compilerlieferant. In der Firma des Berichterstatters pflegte ein hochkarätiger Compiler-Anwenderkreis zu tagen, weil viele Programmierer an den Fehlern der Microsoft-Compiler scheiterten. Microsoft schickte einen Beobachter, der die Fehler notierte, und das war's dann. Es dauerte jahrelang, bis sich was änderte.
Dafür hatte Microsoft die Zeit, QDOS zu entwickeln, das Quick and Dirty Operating System, das dann in DOS umbenannt wurde. Damit bootete Microsoft das bessere System CPM beim Hersteller IBM aus.
Das Microsoft-Windows war Apple und anderen Windows-Systemen nachempfunden. Für die Entwickler außerhalb von Microsoft war es in den ersten Jahren eine Katastrophe: Der Rechner stürzte laufend ab, der Bildschirm wurde dunkel, alle offenen Dateien waren weg. Es dauerte sehr lange, bis ein brauchbarer Entwicklerarbeitsplatz den Weg hierher fand. Bis dahin bot Microsoft schon Konkurrenzprodukte an.
Das Microsoft-Windows zeichnete sich nicht dadurch aus, dass es besser war, sondern dadurch, dass es anders war als alle anderen. So brauchte die Software des Berichterstatters 5 Jahre Umstellungsaufwand, obwohl sie sonst auf allen Rechnern von Großrechner bis PC lief, darunter die Windows-Systeme X-Windows und Motif. Nach den 5 Jahren hatte Microsoft die beherrschende Stellung auf dem Markt, und das galt für viele andere Sparten genauso.

Wenn es darum ging, die eigenen Interessen zu vertreten, waren Gates und Microsoft also überaus tüchtig. Die Interessen von privaten und kommerziellen Kunden spielten dagegen keine Rolle. Diese Haltung ist es, für die Gates steht, und das ist es, was ihn so unbeliebt macht. Wenn Gates jetzt mit Verschwörungstheorien überzogen wird, ist das nichts weiter als der Dank, der ihm abgestattet wird. Es ist der Dank an einen Turbokapitalisten, der gern als Wohltäter dastehen möchte. Man nimmt ihm das bloß nicht ab.

Anmerkung atheisten-info:

Meinereiner hat seinen ersten PC 1992 gekauft, mit Betriebssystem DOS 5 und Windows 3.0 - hier meinereiner 1992 samt PC, Monitor und Drucker im Hintergrund


das Bild vom damals berühmten unerwarteten schweren Ausnahmefehler:

Bill Gates hat sein Milliardenvermögen durch die Personalcomputer gemacht, der PC war deutlich billiger als die Firmen-Computer und konnte darum mit Gates DOS & Windows zum Massenprodukt werden. Die Millionenmassen der PCs brauchten Millionenmassen von Betriebssystemen und schaufelten damit Milliardenmassen in die Gates-Betriebssystemmonopolistenkasse...