15 Jahre RT

Darüber schrieb Ivan Rodionov auf https://de.rt.com/ am 10.12.2020:

Die Welt lag noch in ihren Fugen, sie kannte noch keinen "Islamischen Staat", Corona war nur eine Biermarke, die Ukraine gammelte halbwegs friedlich unter dem prowestlichen korrupten Machthaber Wiktor Juschtschenko vor sich hin, und Russland hieß in Brüssel und Berlin noch "Partner", solange es keine eigenen Interessen artikulierte und dem NATO-Kriegszug durch den Balkan und Nahost konsterniert zusah. Es war das Jahr 2005, als am 10. Dezember in Moskau der englischsprachige Kanal Russia Today erstmals auf Sendung ging. Ja, der Sender, der heute RT heißt und sein Programm in sechs Sprachen weltweit ausstrahlt, ist nur 18 Tage jünger als Angela Merkels Kanzlerschaft.

Und auch wenn die Feldjäger-Eskorte mit dem Gratulationsschreiben des Bundespräsidenten noch unterwegs ist, bedanke ich mich an dieser Stelle im Namen des Senders bei allen Gratulanten und bei unserem Publikum. Und ich wünsche unseren Hassern, pardon, Kritikern, weitere 15 Jahre und eine weiterhin spannende Suche nach Strohhalmen im Auge des Gegenübers. Wir halten Ihnen gern auch weiter den Spiegel vor, sodass der dicke Balken im eigenen Auge besser zu sehen ist.

"Russland ist böse, also kann ein russischer Staatssender auch nur Böses im Schilde führen" - so erklärt unser sehr lesenswerter redaktioneller Jubiläumsartikel die RT-Hysterie. Was diese mit Karl Poppers Toleranz-Paradoxon zu tun hat, erfahren Sie dort ebenfalls.

Wussten Sie, dass Putin krank ist und bald zurücktritt? Dass Moskau das neue Gomorrha ist? Haben Sie schon von den Schattenarmeen des Kreml gehört? Über das Parallel-Russland deutscher Medien, in dem alles möglich und nichts gesichert ist, spreche ich in meinem Kommentar. So viel in eigener Sache.

Der ursprünglich vierwöchige Lockdown Light wurde mit dem Versprechen entspannter Weihnachts- und Silvesterfeierlichkeiten versüßt. Sechs Wochen später ist diese Illusion dahin. Der Wellenbrecher hat die Welle nicht gebrochen. Er wurde weggeschwemmt. Die Neuinfektionszahlen erreichen neue Rekordstände. Die einzige plausible Erklärung für die politisch Verantwortlichen: die Einschränkungen waren nicht streng genug. Nun sind die Schulen, Kitas und der Einzelhandel dran. Und natürlich das Privatleben.

Sollte Neujahr wie gewohnt gefeiert werden, dann "haben wir Ende Januar noch einmal zusätzliche 25.000 Tote", sagt SPD-Gesundheitsexperte und Corona-Falke Karl Lauterbach. Silvester sei "ein typisches Alkoholfest", was in der Pandemie unerträglich wäre. Allerdings gibt der Abgeordnete Lauterbach zu, sich selbst ab und an einen guten Tropfen zu erlauben. Mit dem Klavierspieler Igor Levit würde er auf gern seinem Balkon auf die Erfolge beim Impfstoff anstoßen, twitterte der Sozialdemokrat. Er lasse sich seine gute Stimmung durch "diese Leute nicht verderben". Gemeint waren die Proteste gegen das neue Infektionsschutzgesetz vor seinem Fenster.

Die Lage sei dramatisch, sagt Markus Söder, alles müsse einfach mal runtergefahren werden. Würden die Kontakte nicht drastisch reduziert, dann könnte das kommende Weihnachten "das letzte mit den Großeltern sein", sagte Angela Merkel in einer streckenweise emotionalen Rede vor dem Bundestag. "Das ist eine überschaubare Zeit von Anfang Januar bis Mitte März, die kriegen wir hin", sagte die Bundeskanzlerin. Ab dann soll sich die Lage dank der Massen-Impfung entspannen.

Beim Testlauf des Impfstoffs von Pfizer/BioNTech in den USA meldete die nationale Aufsichtsbehörde sechs Tote, zwei davon in der Geimpften-Gruppe. Die Todesfälle stünden nicht im Zusammenhang mit der Vakzinierung, so der Bericht. Allerdings traten bei 84 Prozent der Teilnehmer Nebenwirkungen auf, einschließlich temporärer Gesichtslähmung.

Nachdem zwei Krankenschwestern in Großbritannien nach der Impfung einen allergischen Schock erlitten haben, warnen die britischen Behörden: Menschen mit ausgeprägter allergischer Vorgeschichte sollten den Pfizer/BioNTech-Impfstoff meiden.

Die Meinungsumfragen zeigen stets einen mehrheitlichen Zuspruch für Corona-Einschränkungen. Gleichzeitig sind ganze 42 Prozent der Befragten bereit, diese gegebenenfalls zu missachten und zu brechen, ergab eine Umfrage der Bundeswehr-Akademie in München. Besonders dann, wenn die Regelungen übertrieben erscheinen. Oder wenn man glaubt, sich dabei nicht anzustecken.