Philipp Rall - Atheismus: Darum werden Menschen zu Nicht-Gläubigen,
so Forscher
Was genau bedeutet "Atheismus" und warum
werden Menschen zu Atheisten? Macht Atheismus glücklicher als Religion?
Oder warum hören Menschen einfach auf, an einen oder mehrere Götter
zu glauben? Forscher könnten auf ebendiese Fragen Antworten haben.
In
den vergangenen Jahren scheint sich ein regelrechter Atheismus-Trend entwickelt
zu haben. Nicht nur wird augenscheinlich immer lautere Kritik an religiösen
Institutionen geäußert, sondern auch an Religionen selbst. Abseits
des öffentlichen Diskurses lassen sich auch Individuen von dieser Art neuer
Aufklärung mitreißen und "konvertieren" zum Atheismus.
Doch woran liegt das?
Atheistische Anmerkung: Jeder Mensch kommt
als Atheist auf die Welt! Die Götter werden ihm üblicherweise schon
in der frühen Kindheit eingeredet, davon entstehen die Götter in den
Menschenköpfen! Wenn Kindern keine Götter eingeredet werden, dann
bleiben sie in der Regel gottfrei und die Götter gehen ihnen in keiner
Weise ab!
Philipp Rall - Im weitesten Sinne wird Atheismus als das Fehlen oder die Ablehnung jeglichen
Glaubens an eine Gottheit definiert. Der Begriff steht also im Gegensatz zum
Theismus, lässt sich aber mit dieser Definition nicht klar von Agnostizismus,
Anti-Theismus und Apatheismus abgrenzen. Konkret wird Atheismus als die Überlegung
definiert, dass es keine plausible, beweisbare und damit reale Gottheit(en)
gibt.
Atheistische Anmerkung: Wie schon gesagt: wer glaubensfrei
aufgewachsen ist, dem fehlt nichts! Ein Gleichnis dazu: Ein Nichtraucher
ist wie ein Atheist: er hat entweder gar nie geraucht oder er hat sich das Rauchen
abgewöhnt! Gläubige sind Gottrauchsüchtige!
Philipp Rall - Was einst durch Philosophen der Aufklärung
wie Immanuel Kant, aber auch durch Marx und Nietzsche propagiert wurde, hält
längst als Gegenstand moderner Studien her. Das könnte unter anderem
daran liegen, dass sich der Forschungsgruppe Weltanschauung in Deutschland zufolge
schon 2012 gut 13 Prozent der Weltbevölkerung als Atheisten bezeichneten.
Forscher wollen mitunter klären, wann und vor allem warum Menschen zu Atheisten
werden und religiösen Institutionen, aber auch Gottheiten selbst den Rücken
kehren.
Atheistische Anmerkung: Wie schon gesagt, Menschen werden
gottfrei geboren! Früher hat sich z.B. eine christlich-brav-gläubige
Oma um die Enkel gekümmert und die haben schon - kaum dass sie windelfrei
waren - vom Jesus usw. gehört und das Beten gelernt
Philipp Rall - Warum werden Menschen Atheisten?
Joseph Henrich
war Professor für Kultur, Kognition und Koevolution an der University of
British Columbia. Im Jahr 2009 schlug er die Idee der Credibility Enhancing
Displays (CREDs - Glaubwürdigkeitsfördende Darstellung) vor. Damit
versuchte er, Menschen zu identifizieren, die "eine mentale Repräsentation
vermitteln, aber tatsächlich etwas anderes glauben". Das heißt:
Überzeugungen werden durch Handlungen effektiver verbreitet als durch Worte
allein - weil Handlungen Informationen über die wahren Überzeugungen
des Akteurs liefern. Er argumentiert auch, dass CREDs ein wesentlicher Bestandteil
des Tribalismus seien.
Atheistische Anmerkung: Im Tribalismus,
also im Stammestum, ist ein gemeinsames Verhalten: die Folge der Zugehörigkeit
zum Stamm und die Identifikation mit dem Stamm. Und im Stamm handeln dann meist
auch alle gemeinsam. Aber inzwischen leben ja Menschen nicht mehr in Stämmen,
sondern in Staaten, wo nicht alle gemeinsam tanzen müssen - zumindest ist
das in den gut entwickelten Staaten so! Für die CREDs ist wohl nur in geschlossenen
Gesellschaften ein Bedarf! Wie es z.B. im mittelalterlichen Katholizismus, dort
war der Katholizismus Menschenpflicht!
Philipp Rall - Sie sollen dabei helfen, sich mit einer Gruppe zu
identifizieren und die Bindungen innerhalb der Gruppe zu stärken. Rituale
wie ein Feuerläufe oder Tieropfer "vermitteln ein höheres Maß
an Glaubensverpflichtung und fördern dadurch die Kooperation und den Erfolg
im Wettbewerb zwischen Gruppen oder Institutionen", schreibt Henrich. Dass
Darbietungen wie diese heute nur noch in wenigen Teilen der Welt praktiziert
werden, könnte eine zunehmende Präsenz des Atheismus erklären.
Atheistische
Anmerkung: Ja, wenn es keine den Menschen von Geburt auf antrainierte und
vorgeschriebene Rituale mehr gibt, dann tanzen eben nimmer alle im jeweils vorgeschriebenen
Tempel - z.B. konkret: gehen sonntags nimmer in die Kirche! Und das ist ein
großer Fortschritt in der menschlichen Entwicklung!
Philipp Rall - ... und wann? Joseph Langston, Doktorand an der
neuseeländischen Victoria University und Forscher bei der Atheist Research
Collaborative, wollte wiederum wissen, wann Menschen zu Atheisten werden. Er
verweist mitunter auf frühere Untersuchungen, die CREDs als zumindest teilweise
einflussreich für den intergenerationalen religiösen Glauben positionieren.
Sie würden ihn vermuten lassen, dass CREDs auch darüber Aufschluss
darüber geben würden, in welchem Alter eine Person atheistisch wird.
Atheistische
Anmerkung: Der schreibt dasselbe wie meinereiner, aber spiegelverkehrt,
er glaubt natürlich, Glaube sei das Primäre und nicht bloß eine
mögliche Variante im menschlichen Dasein.
Philipp Rall - Im Rahmen einer Studie, die Langston 2018 im Fachjournal
Religion, Brain & Behavior veröffentlichte, wurden 5.153 Atheisten
befragt. Herausfinden wollte er, inwiefern die Beziehung zwischen CREDs und
Atheismus von religiöser Bedeutung, religiöser Wahl und religiösem
Konflikt beeinflusst wird und welche Rolle der Erwerb und die Weitergabe von
religiösen Überzeugungen dabei spielen.
Die Ergebnisse der Untersuchung
wiesen darauf hin, dass die Präsens und der Stellenwert im individuellen
Umfeld eine Verzögerung des Alters vorhersagte, in dem Menschen Atheisten
wurden. Zugleich könnten Wahlmöglichkeiten ebendiesen Prozess beschleunigen.
Auch fand Langston heraus, dass CREDs tatsächlich zu einem früheren
Bekenntnis zum Atheismus führten.
Atheistische Anmerkung:
Wer daheim religionsfrei erzogen wurde, dem schadet auch ein erlittener Religionsunterricht
nicht, mein Vater hat mir in der damaligen Zeit die Zugehörigkeit zur katholischen
Kirche auferlegt, weil das damals noch gesellschaftliche Pflicht war, meinemeinen
aber auch das Verhalten im Religionsunterricht erklärt, was meinereiner
dort zu hören bekomme, sei lauter völliger Blödsinn, aber meinereiner
sollte den Mund halten und dasselbe tun, was die anderen Schüler tun täten!
Als wir dann ab der zweiten Schulstufe zu Ostern auch noch beichten gehen mussten,
hat mir der Vater auch das erklärt, meinereiner sollte einfach irgendwelche
Banalitäten aufsagen, ich hätte der Mutter nicht gefolgt, in der Schule
gerauft, auf das Abendgebet vergessen, heimlich Zucker genascht usw., dann würde
ich wahrscheinlich drei Vaterunser als Buße bekommen, dazu sollte ich
mich irgendwo in eine Ecke der Kirche stellen und mit dem Gesicht zur Wand langsam
bis dreißig zählen und dann heimgehen. Die katholische Religion
war also für mich eine blödsinnige Belästigung, aber Atheist
musste meinereiner nicht werden, das war meinereiner ja schon bei der Geburt
gewesen!
Philipp Rall - Die Conclusio der Forscher: Aus den Ergebnissen
der Studien folgernd lässt sich also schließen: Das Wegfallen gemeinsamer
"Rituale" lässt Menschen eher zu Atheisten werden. Zu ihnen können
auch gemeinsame Kirchengänge oder Ähnliches zählen. Je mehr Wahlmöglichkeiten
Menschen haben, desto früher wenden sie sich dem "einen" Glauben
ab. Häufiges Ausleben einer Religion/eines Glaubens entschleunigt diesen
Prozess. Dass sich Atheismus nicht immer einfach festmachen ließ, zeigten
schon große Physiker. Stephen Hawking etwa wollte die Frage, ob es einen
Gott gibt, nicht verneinen, zählte sich selbst aber als Atheisten. Bei
uns kannst du übrigens auch nachlesen, was es mit den vier Reitern der
biblischen Apokalypse auf sich hat.
Atheistische Anmerkung: Die
Rituale sind eben Überbleibsel des Tribunalismus, man gehörte dazu,
wenn man mitmachte und wenn man nicht mitmachte, dann war man ein Außenseiter!
Heute sind die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen Lebens deutlich freier
als früher und heute sind es immer weniger Menschen, die als Kleinkinder
beten lernen und sonntags in die Kirche gehen mussten - wir können uns
das Weltbild und unser Verhalten in vielen bereichen selber bilden! Zu Stephen
Hawking ein Zitat zum obigen Text: "...Das bedeutet für den Physiker,
dass es in einem Moment, in dem es weder Zeit noch Grund und Zweck gegeben hat,
auch keinem Schöpfer bedurfte. Diese Einsicht führte Stephen Hawking
zu dem Schluss: Es gibt keinen Gott. Niemand initiierte den Urknall und niemand
bestimmt über unser Schicksal. Somit ging der Forscher auch davon aus,
dass es folglich keinen Himmel und kein Leben nach dem Tod gibt. Lediglich die
Naturgesetze, die das Leben erschaffen und über dem Menschen stehen, seien
als göttlich zu verstehen und es sei die Aufgabe von uns Menschen diese
ausgiebig zu erforschen."
Ja, die Menschen haben noch nicht alles
erforscht, darum erscheinen vielen Menschen manche Bereiche eben noch als "göttlich",
aber wir werden dereinsten auch das vernünftiger erklären können...