Darüber schrieb am 19.9.2021 die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA,
der Verdächtige ist der SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz, er würde beim Amtseid
als Bundeskanzler den Zusatz "So wahr mir Gott helfe" weglassen.
Meinereiner würde das bei einem Gerichtseid auch tun, obwohl der Zusatz
in Österreich gesetzlich vorgeschrieben ist: "Gemäß dem bis heute gültigen
Gesetz vom 3. Mai 1868 zur Regelung des Verfahrens bei den Eidesablegungen vor
Gericht lautet die Eidesformel für Zeugen in Zivil- und Strafverfahren unabhängig
von deren Religionszugehörigkeit: Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und
Allwissenden einen reinen Eid, dass ich über Alles, worüber ich von dem Gerichte
befragt worden bin (werde befragt werden), die reine und volle Wahrheit und
nichts als die Wahrheit ausgesagt habe (aussagen werde), so wahr mir Gott helfe!"
Es ist allerdings in Österreich inzwischen üblich, dass Unreligiöse die Götter
weglassen können, weil sonst müsste einer wie meinereiner sagen, dass er nun
zu lügen habe, weil es nicht wahr ist, dass ihm ein Gott hilft!
Aber schauen wir uns die IDEA-Meldung an, atheistische Kommentare wurden eingefügt:
IDEA: Der SPD-Kanzlerkandidat, Bundesfinanzminister Olaf Scholz,
würde im Falle eines Wahlsieges seinen Amtseid ohne den Zusatz "So wahr
mir Gott helfe" ablegen. Das sagte er in einem Interview mit "Bild
am Sonntag" (Ausgabe vom 19. September). Er habe diesen Zusatz noch nie
bei einem Amtseid gesprochen. Auf die Frage "Woran glauben Sie?" antwortete
der Politiker: "Dass wir Menschen füreinander verantwortlich sind. Dass
wir gegeneinander gerecht sein müssen. Nennen wir es Solidarität oder Nächstenliebe.
Diese Werte des Christentums prägen mich sehr."
Atheistischer Kommentar: Der Scholz ist ein Heuchler, er konfessionslos,
behauptet aber von christlichen Werten geprägt zu sein, Solidarität ist aber
ein sozialdemokratischer Wert! Verrmutlich heuchelt er herum, weil er es nicht
will, Stimmen von CDU/CSU-Wählern zu vertreiben. Aber die christlichen Unionsparteien
liegen bei den aktuellen Umfragen im Bereich von geringfügig über 20 %, die
SPD liegt bei 25 bis 27%. Zahlen über die Religionszugehörigkeit in der BRD
von 2019/2020 lauten so: Stärkste Gruppe mit 38,8 % sind die Konfessionslosen,
Zweiter sind die katholischen Kirchenmitglieder mit 26,7% und am 3. Platz liegen
die Protestanten mit 24,3%, da müsste sich der Scholz doch speziell auch an
die Konfessionslosen wenden!
IDEA: Scholz würde im Falle eines Wahlsieges der erste konfessionslose
Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Er ist evangelisch
getauft, aber aus der Kirche ausgetreten. 2013 hatte Scholz gegenüber dem "Hamburger
Abendblatt" gesagt, Kirche und Religion hätten für ihn einen großen
Stellenwert. "Was ich zum Beispiel als Konfirmand wahrgenommen habe, hat
mich beeinflusst." 2015 war der damalige Erste Bürgermeister von Hamburg
Schirmherr des 9. Kongresses Christlicher Führungskräfte in der Hansestadt.
Atheistischer Kommentar: Aha, bei der Konfirmation wurde er beeinflusst
und dann ist er trotzdem aus der Kirche ausgetreten, also wird dieser Einfluss
wohl nicht ungeheuer positiv gewesen sein. Der Scholz ist jedenfalls ein großer
Opportunist, der Kongress christlicher Führungskräfte ist eine Zusammenkunft
von Rechtsgerichteten, der NDR berichtete damals so: "Scholz unterstützt
Kongress radikaler Christen - Der große Saal im Hamburger Congress Centrum
(CCH) ist fast komplett gefüllt. Weit mehr als 1.000 Zuhörer sitzen in den
Reihen, die meisten von ihnen im schicken Business-Outfit. Gerade hat einer
der Organisatoren das Eröffnungsgebet gesprochen. Jetzt betritt Olaf Scholz
(SPD) die Bühne. 'Herzlich Willkommen in Hamburg', sagt der Bürgermeister,
'ich finde die Stadt der ehrbaren Kaufleute an der Wasserkante ist genau der
richtige Ort für den diesjährigen Kongress christlicher Führungskräfte'."
IDEA: Religion als "Kitt für die Gesellschaft"
- In seiner Zeit als Bürgermeister in Hamburg sagte Scholz in einem Vortrag
über die Rolle der Religionen im säkularen Staat: "Wenn man das Bedürfnis
hat, die Bedeutung von Religionsgemeinschaften zu ermessen, fragt man am besten
Immanuel Kant. Kant, der selbst vorgab, religiös zu sein, hat in bemerkenswerter
Weise die Aufgaben des Staates beschrieben und fand, für die Kirche bleibe
an staatlichen Aufgaben nicht viel. 'Was den Staat in Religionsdingen allein
interessieren darf, ist: wozu die Lehren derselben anzuhalten sind, damit er
nützliche Bürger, gute Soldaten, und überhaupt getreue Untertanen habe',
heißt es im 'Streit der Fakultäten'."
Atheistischer Kommentar: Der Kant war bekanntlich dafür, dass sich die
Menschen ihres eigenen Verstandes bedienen sollten, er sah die Aufgabe der Religionen
als Ordnungsmacht, aber dazu passt das Zitat des norwegischen Schriftstellers
Henrik Ibsen (1828 - 1906), "Preußen ist ein Staat von Duckmäusern, und
Duckmäuser sind die besten Soldaten". Und dieser Aufgabe, für Duckmäuser
zu sorgen, sind die Religionen die längste Zeit sehr erfolgreich nachgekommen!
Es ist allerdings nicht wahr, dass ein Gott geholfen hat, es war die religiöse
Lehre mit Himmel & Hölle!
IDEA: Scholz zufolge haben Religionsgemeinschaften im säkularen
Staat die Aufgabe, für sozialen Zusammenhalt zu sorgen. Sie lieferten den "Kitt
für die Gesellschaft".
Atheistischer Kommentar: Der Scholz ist nicht nur ein Opportunist, sondern
auch sehr weltfremd! Wieso sollen Religionsgemeinschaften "Kitt für die
Gesellschaft" sein? Davon ist in unseren Breiten kaum noch was wahrzunehmen!
Früher war es zum Beispiel gesellschaftliche Tradition, dass die Leute am Sonntag
in die Kirche gingen, jetzt ist es säkulare Tradition, dass das die meisten
Kirchenmitglieder nimmer tun und die Kirchenmitglieder ständig weniger werden.
In der BRD haben seit 1990 rund 15,25 Millionen Mitglieder die beiden christlichen
Großkirchen verlassen, der Bevölkerungsanteil ist von 72% auf 51% gesunken,
der Sonntagsmessbesuch ging seit 1990 katholischerseits von 6,2 Mio auf 1,3
Mio zurück (da wird allerdings auch Corona eine Rolle gespielt haben, 2019
waren es noch zwei und 2015 zweieinhalb Millionen), bei den Protestanten waren
diese Zahlen nicht zu finden, wohl weil sie noch niedriger sind. Der Scholz
sollte darum nicht christlich herumschleimen, sondern die herrschende Säkualrität
beachten, sonst verliert er vielleicht doch noch Stimmen...