Medientipps älteren Datums

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Anmerkung: angeführt sind in der Regel die österreichischen Ladenpreise


Peter Dinzelbacher - Weltuntergangsphantasien und ihre Funktion in der europäischen Geschichte, Alibri-Verlag 2014 - 210 Seiten, Euro 17.50
Der Historiker Peter Dinzelbacher spürt den Endzeitphantasien von der Antike bis in die Gegenwart nach. Im ersten Teil des Buches gibt er einen Einblick in die Vorstellungswelten der Untergangspropheten. Er zeigt, dass die Angst vor der Weltkatastrophe bereits vor der jüdisch-christlichen Apokalyptik existierte, folgt den Motiven durch das christliche Mittelalter in die Neuzeit und ordnet moderne, ökologisch begründete Schreckensszenarien in diese Tradition ein.
Im zweiten Teil erfolgt eine mentalitätsgeschichtliche Analyse. Dinzelbacher fragt nach den Beweggründen derer, die den Weltuntergang vorhersagten oder predigten, untersucht die dahinter stehenden Ängste, Wünsche und Phantasien. Und er stellt eine Frage von zentraler Wichtigkeit: Warum und zu wessen Vorteil wurden die apokalyptischen Szenarien verbreitet?

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Arzu Toker: Kein Schritt zurück - Alibri Verlag 2014, 157 Seiten, Euro 12,35
Was bedeutet Ehre im Islam? Um wessen Ehre geht es? Arzu Toker setzt sich literarisch mit dem Verständnis von Ehre auseinander.
Das ursprünglich für den Hörfunk verfasste Feature Die Balkonmädchen beschreibt den Konflikt zwischen dem Drängen junger Migrantinnen in Deutschland, frei zu leben, und den traditionellen Anforderungen ihrer Herkunftsfamilien.
In dem Prosatext Verschenkte Freiheit klagt eine Mutter voller Wut und Schmerz über den Verlust ihrer Tochter an eine islamische Sekte.
Das Nachwort ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit. Die Freiheit von religiösen Zumutungen. Die Freiheit von nationalen Fesseln. Ein Plädoyer für eine Utopie der Entwicklung gemeinsamer grenzüberschreitender Werte.

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Craig Venter - Leben aus dem Labor - Die neue Welt der synthetischen Biologie - S. Fischer Verlag 2014, 304 Seiten, Euro 20,60
Der bekannte Genetiker J. Craig Venter schafft es immer wieder in die Schlagzeilen: Nachdem er als Erster das menschliche Genom entzifferte, hat er jetzt als Erster einen künstlichen Organismus erschaffen. In seinem Buch erzählt er nun packend und anschaulich von den Rückschlägen und revolutionären Entdeckungen seiner Forschung. Gleichzeitig zeigt er, was die gegenwärtige Biologie kann und die zukünftige können wird: Sequenz für Sequenz passgenaue Organismen herstellen, die Geninformation "beamen", Modellzellen programmieren, mit denen man Versuche am Computer durchführen kann, sowie neuartige Medikamente erstellen und mit Lichtgeschwindigkeit auf der Welt verteilen. Ein Bericht von der vordersten Front der Wissenschaft und ein so faszinierender wie nachdenklich stimmender Einblick in die neue Welt der synthetischen Biologie.

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Harald Lesch / Josef M. Gaßner - Urknall, Weltall und das Leben - Komplett-Media Verlag, überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2014, 408 Seiten, Euro 30,80
Ein Universum entsteht aus dem Nichts und lädt ein zum Staunen. Der ewige Kreislauf aus Strukturbildung und kosmischen Katastrophen lässt faszinierende Objekte werden und vergehen. Sternengeburt und Sternentod reihen sich aneinander, bis hin zu einer wundersamen Metamorphose der Selbstorganisation von toter Materie zu lebenden Organismen. Dieses Leben wird sich seiner selbst bewusst und stellt Fragen: Wie konnte Alles aus dem Nichts entstehen und was war davor? Was ist Materie und was hält die Welt im Innersten zusammen? Was sind Sterne, Quasare, Pulsare, Jets, GRB, UHECR, Magnetare, Schwarze Löcher, Super- und Hypernovae, Galaxien und der Rest? Wie ist das Leben entstanden und sind wir allein? Wohin führt unsere kosmische Reise / welche Bedrohungen erwarten uns? Was ist Dunkle Materie, Dunkle Energie, Supersymmetrie, Eichsymmetrie und spontane Symmetriebrechung? Was bringt uns das Higgsboson und wie geht´s jetzt weiter am LHC? Die Weltformel: Stringtheorie oder Schleifenquantengravitation? Woher wissen wir das alles und wo ist die Grenze unserer Erkenntnis? Das anthropische Prinzip - ist noch Platz für Gott in unserem Weltbild? Harald Lesch und Josef M. Gaßner begeben sich auf die Suche nach ­Antworten und präsentieren im kurzweiligen Dialog den aktuellen Stand der Wissenschaft so verständlich wie nur möglich, bis an die Grenzen ihrer eigenen Vorstellungskraft.  

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Uwe-Christian Arnold / Michael Schmidt-Salomon - Letzte Hilfe - Ein Plädoyer für das selbstbestimmte Sterben - Rowohlt, 2014, 240 Seiten, Euro 19,50
Selbstbestimmung darf nicht enden, wenn es um das Sterben geht. Dies ist das Credo des Berliner Arztes Uwe-Christian Arnold. Seit vielen Jahren begleitet er schwer leidende Menschen, die beschlossen haben, selbstbestimmt aus dem Leben zu gehen. Er kennt ihre Schicksale und ihre Motive. Dieses Buch ist ein Bericht aus erster Hand für alle, die sich über das heikle Thema Sterbehilfe eine Meinung bilden wollen. Ein leidenschaftliches Plädoyer für das Recht auf Letzte Hilfe.

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Benjamin Kunkel - Utopie oder Untergang - Ein Wegweiser für die gegenwärtige Krise - Suhrkamp 2014, 246 Seiten, Euro 18,50
Nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus kam die Parole vom "Ende der Geschichte". Ebenfalls aus den USA kommt dieses Buch, das nun das Ende des Neoliberalismus anzukündigen versucht. Der Autor ist im neoliebralen Zeitalter aufgewachsen und reflektiert nun darüber, indem er Texte über Autoren wie Fredric Jameson, David Graeber und Slavoj Žižek verfasst, woraus sich ein Panorama linken Denkens formiert. Er scheribt, dass wir in einer Zeit leben, in der "die Konstruktionsfehler des globalen Kapitalismus so deutlich zutage getreten" sind, dass Hoffnung aufkommt, sich gegen dieses Zwangsregime zur Wehr setzten zu können. Denn: "Ein entscheidender Faktor für eine echte Renaissance marxistischen Denkens und marxistischer Kultur dürfte die Tatsache sein, dass der Kapitalismus bei vielen, die heute unter dreißig sind, jeden Anspruch auf Loyalität verwirkt hat."
Passend zur aktuellen Diskussion in Österreich über die Einführung einer Vermögenssteuer für Millionäre meint Kunkel, dass sich die herrschende Klasse einer Vermögensteuer unterwerfe, sei weniger wahrscheinlich als eine sozialistische Revolution. In Österreich ist allerdings eine sozialistische Revolution noch weitaus weniger wahrscheinlich als ein Bundeskanzler Strache. An dessen Karriere arbeiten ja weiterhin SPÖ und ÖVP mit größtem Eifer Hand in Hand.

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Hamed Abdel-Samad - Der islamische Faschismus: Eine Analyse -Droemer Verlag 2014, 224 Seiten, Euro 18,50
Der Islamismus entstand parallel zum italienischen Faschismus und zum Nationalsozialismus. Sein faschistoides Gedankengut allerdings reicht viel weiter zurück - es ist bereits im Ur-Islam angelegt. Hamed Abdel-Samad schlägt in seiner Analyse einen Bogen von den Ursprüngen des Islam bis hin zur Gegenwart. Die Grundzüge des Faschismus scheinen überall durch; in der Organisationsstruktur ebenso wie in der Religion, die stets über dem Menschen steht.
Ein wichtiges Buch, dessen Thesen Hamed Abdel-Samad eine Todes-Fatwa einbrachten. Allein das entlarvt den Islamismus.

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Ich Axel Cäsar Springer - Erklärung eines Wunders, Tatsachen und Deutungen - fünfteiliger DDR-TV-Film auf 5 DVDs, produziert 1968/1970, Preis je nach Anbieter ab ca. 20 Euro
Wie bei ähnlichen DDR-Produkten wurden sehr gut recherchierte Hintergründe zu einem Agitationsprodukt geformt, das aber auch heute noch sehenswert ist. Es mögen einige Fakten überstrapaziert und einige Personen in dem Film etwas satirisch überzeichnet wirken, aber gerade diese Methodik trifft den wesentlichen Kern der Funktion Springers und vermittelt den Habitus der bis heute herrschenden Kreise in der BRD. Springer war der passende Mann der den Eliten des untergegangenen Nazi-Deutschlands einen geräuschlosen Übergang in die BRD ermöglichte ohne grundlegende Positionen aufzugeben und somit dazu beitrug ihre Herrschaft abzusichern. Und auf diese heute gerne verschwiegene Geschichte geht der Film in voller Ausführlichkeit ein. Dass man sich bis heute dieser Tradition im Hause Springer bewusst ist, zeigt der große Empfang für Rosemarie Springer durch ihre Nachfolgerin an der Seite Axels, Friede Springer, im Mai 2012 zum 100. Jahrestag des Verlegerhauses. Rosemarie Springer ist eine Tochter des SS-Obergruppenführer Lorenz und ehemalige Frau eines Nazi-Industriellen aus deren Umkreis nach 1945 Geld in Richtung Springer floss. Dass die DDR Springer eine solche mediale Aufmerksamkeit widmete, ist bis heute nachvollziehbar. Kein Aufmacher in den Nachrichtenformaten, keine Kampagne in der BRD, keine Beeinflussung der Massen im bürgerlichen Sinne verläuft ohne diesen Konzern. Deshalb wird man diesen Film wohl auch nie im öffentlichen Fernsehen zur besten Sendezeit erleben, seine Veröffentlichung als DVD-Box darf als Überraschung gesehen werden, im Begleitheft hat man sich allerdings geziemend vom Film distanziert, was aber seine Aktualität eher bestätigt als diskreditiert...

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Robert Pleyer, Axel Wolfsgruber - Der Satan schläft nie: Mein Leben bei den Zwölf Stämmen - Knaur Verlag 2014, 280 Seiten, Euro 15,45
Geschlagen, gedemütigt und entmündigt: Mit diesen Worten beschrieb der Focus im Mai 2012 die Lebensverhältnisse bei den Zwölf Stämmen, eine Sekte, die seit Jahren in den Schlagzeilen ist. Als Robert Pleyer vor mehr als zwanzig Jahren in diese Sekte aufgenommen wurde, fühlte sich das zunächst wie eine Befreiung an. Doch bald zeigte sich, in welche Abhängigkeiten er geraten war. Denn bei den Zwölf Stämmen gelten allein die Regeln der Sektenführer, die ihre Macht auf umfassende Kontrolle stützen.
Vor drei Jahren beschloss Robert Pleyer, die Gemeinschaft mit seinen Kindern zu verlassen. Nun schildert er zum ersten Mal in allen Einzelheiten sein Leben bei den Zwölf Stämmen: die gottgleiche Stellung der Ältesten, die Entmündigung der Frauen, die Gewalt an den Kindern. Sein Bericht offenbart das Unmenschliche einer Sekte, deren Mitglieder kein Privateigentum besitzen, für ihre Arbeit keinen Lohn erhalten und Ärzte nur im äußersten Notfall aufsuchen dürfen.

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Thomas K. Luther - Jahwe Christus Allah - Projektion des Wahns und Anker der Macht - Verlag epubli GmbH 2014, 348 Seiten, Euro 25,60
Religiosität bedeutet: Bekenntnis zum Glauben an überirdische Mächte, die den Menschen beherrschen, die alles Materielle geschaffen haben; die richten, belohnen oder bestrafen. Doch rationales Denken und Erkenntnisse der Wissenschaft widerlegen diesen Glauben, degradieren die Erfinder der Götter und entlarven die geschäftigen Scharlatane der religiösen Machtapparate. Religionen sind Relikte archaischer Einfalt - sind nichts weiter, als Disziplinierungs- und Herrschaftssysteme, die allerdings seit Urzeiten funktionieren.

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Joachim Kahl, Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott, Tectum-Verlag 2014, 216 Seiten, 18,50 Euro
Erstmals erschien 1968 mit "Das Elend des Christentums" ein kritisches Werk eines promovierten Theologen, der durch sein Studium zum Atheisten geworden war. Joachim Kahls Klassiker der modernen Christentumskritik liegt jetzt in einer Neuausgabe für eine neue Lesergeneration vor. Fragt man nach den bedeutsamsten christentums- und kirchenkritischen Bücher der Nachkriegszeit, so dürfte man direkt nach Karlheinz Deschners "Abermals krähte der Hahn" Joachim Kahls Buch nennen.
Im Haupttext problematisierte er zunächst, dass Schwierigkeiten zu verbindlichen Aussagen über das Christentum bestünden, denn: "Die Christen wissen selber nicht, was christlich ist." Dann widmete Kahl sich der "Realbilanz der Kirchengeschichte" bezogen auf – so lauten die Kapitelüberschriften - “Die Kirche als Sklavenhalterin", "Die blutige Verfolgung der Heiden", "Die blutige Verfolgung der Juden", "Die blutige Verfolgung der Christen untereinander" und "Die Verteufelung der Sexualität und die Diffamierung der Frauen". Das Besondere in diesen Ausführungen besteht darin, dass Kahl mit Hinweisen auf Textpassagen aus dem Neuen Testament einen Kontext von theologischen Grundlagen und menschenverachtender Praxis deutlich machen konnte.
Dem folgend ging es um die "Unerkennbarkeit des historischen Jesus", liegen doch in der Tat über sein Wirken keine aussagekräftigen nicht-theologischen Quellen vor. Ausführlich thematisierte Kahl danach das "Chaos im Dogma" anhand der Theologiegeschichte vom Neuen Testament bis in die seinerzeitige Gegenwart. In dem "Programm der Entmythologisierung" zeitgenössischer progressiver Theologen erblickte er nur einen romantischen "Versuch einer Ehrenrettung des christlichen Glaubens". Und schließlich plädierte Kahl für eine "postchristliche Perspektive" für die Religionsfreiheit mit seinen Forderungen nach konsequenter Trennung von Staat und Kirchen, Universität und Kirchen und Schule und Kirchen.

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Holy Flying Circus - Voll verscherzt - Film von Owen Harris (2011), DVD, Preis je nach Anbieter unterschiedlich
Die berühmten Monty Pythons John Cleese (Darren Boyd), Eric Idle (Steve Punt) und Terry Jones (Rufus Jones) kämpfen nach den Dreharbeiten ihres in religiösen Kreisen berüchtigten Films "Das Leben des Brian" gegen Sittenwächter, religiöse Gruppen, öffentliche Zensur und selbst ernannte Moralapostel. Die Kontroversen um die Veröffentlichung des Films finden ihren Höhepunkt beim legendären BBC-Interview, das John Cleese und Michael Palin am 9. November 1979 in der Sendung "Friday Night, Saturday Morning" mit einem Bischof und einem christlichen Autor führten. - Film nach dem wirklichen Geschehen mit einem sehr gut auf die Monty Pythons getrimmten Schauspielerteam!

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Und dann der Regen - Film, Regie Icíar Bollaín, Drehbuch Paul Laverty, DVD, Preis je nach Anbieter unterschiedlich
Der junge spanische Regisseur Sebastián will den großen, wahrhaftigen Film über Kolumbus drehen: nicht den heroischen Entdecker zeigen, sondern die brutale Eroberung eines Kontinents. Weil das Budget äußerst knapp ist, hat Sebastiáns Produzent Costa das bolivianische Cochabamba als Drehort ausgewählt. Die Produktionskosten sind äußerst günstig, sogar die Gagen der indianischen Statisten für die spektakulären Massenszenen kann man sich hier leisten. Die Dreharbeiten laufen ausgezeichnet, bis in Cochabamba soziale Unruhen ausbrechen. Die Wasserversorgung der Region wurde an einen internationalen Konzern verkauft, der nach rigorosen Preiserhöhungen nun sogar das Auffangen von Regenwasser untersagt hat. Die Proteste der lokalen Bevölkerung eskalieren zum offenen Aufstand. Die spanische Filmcrew um Sebastián und Costa kann den aktuellen Konflikten nicht ausweichen: Ausgerechnet ihr indianischer Hauptdarsteller Daniel ist einer der Anführer des Wasseraufstands. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen, aber diesmal unter anderen Bedingungen...

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Franz M. Wuketits, Was Atheisten glauben, Gütersloher Verlagshaus 2014, 191 Seiten, Euro 20,60
Franz M. Wuketits gibt in seinem neuen Buch eine umfassende Antwort: Er zeigt, wie Atheisten das Leben sehen, wie sie dem Tod begegnen und wie sie in einer objektiv sinnlosen Welt doch einen Sinn in ihrem Leben finden. Atheismus ist ein Lebensentwurf, »Gottlosigkeit« führt keineswegs zu Nihilismus und Amoralismus. Atheisten sind eben auch Humanisten, die durchaus auf moralische Prinzipien bauen - allerdings bedürfen sie dabei keiner höheren, gottgegebenen Werte.

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Hermann Josef Schmidt - "Dem gilt es den Tod, der das gethan" Nietzsches frühe Entwicklung und einige ihrer Folgen - Alibri Verlag 2014, 251 Seiten, kartoniert, Euro 20.60
Der Band enthält acht Aufsätze, die zusammen ein rundes Bild des Christentumskritikers Nietzsche liefern. Hermann Josef Schmidt, bekannt für seinen "genetischen Ansatz", sein Bemühen, Nietzsches Philosophie in ihrer Entwicklung zu begreifen, setzt auch hier bei Texten aus der Kindheit an: er untersucht, wie der Knabe Nietzsche das Sterben seines Vaters und die Gespräche darüber in seinem Elternhaus erlebte; er folgt dessen Griechenbegeisterung und spürt den Begegnungen des Heranwachsenden mit dem verfemten und gescheiterten Vormärz-Dichter Ernst Ortlepp nach. Seine Hypothesen bieten Schlüssel zu Nietzsches späten Werken, zu seiner zunehmend radikaleren Ablehnung des Christentums, das er als verlogen und lebensfeindlich ansah, und zu mancher oft zitierten Sentenz.

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Walter Gerhardt: An ihren in alle Ewigkeit wahren und unveränderbaren 245 Dogmen krankt und stirbt die Katholische Kirche, Frankfurter Verlagsgruppe, 162 Seiten,  Euro 16,30
"Mit Diskussionen, Kirchentagen, Bischofssynoden schafft die katholische Kirche keinen neuen Aufbruch zum Glauben, denn sie hält betriebsblind an ihren antiquierten, von Klerikaljuristen formulierten Glaubenswahrheiten fest. Neue Erkenntnisse passen nicht in ihr realitätsfernes Weltbild. Wollte der ursprüngliche Jesus diese Kirche schaffen?" So der Klappentext. Dass ein historisches Jesus sicher keine katholische Kirche schaffen wollte, ist wohl klar und es ist für Atheisten auch egal, ob die katholische Kirche ihre Dogmen ändert, weil auch geänderte Dogmen den ständig zunehmenden Säkularismus nicht beeinträchtigen können. Aber vielleicht wäre ein katholischer Blick in die katholische Dogmenwelt trotzdem unterhaltsam?

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Michael Schmidt-Salomon - Hoffnung Mensch - Eine bessere Welt ist möglich, Piper Verlag 2014, 368 Seiten, Euro 20,60
Ist der Mensch tatsächlich nur ein »fataler Irrläufer der Natur«, um den es nicht schade wäre, würde er von der Erde verschwinden? Nein, sagt Philosoph und Bestsellerautor Michael Schmidt-Salomon: Denn die biologische und kulturelle Entwicklung unserer Spezies zeigt, dass wir das Potential haben, immer besser, immer »humaner« zu werden. Ein beeindruckendes, augenöffnendes Plädoyer für den Glauben an die Menschheit. Der Mensch ist das mitfühlendste, klügste, fantasiebegabteste, humorvollste Tier auf diesem Planeten. Er hat Kunstwerke von atemberaubender Schönheit hervorgebracht und raffinierteste Methoden entwickelt, um die Geheimnisse des Universums zu lüften. Nie zuvor gab es ein Lebewesen, das sich so aufopferungsvoll um Kranke und Schwache kümmerte, das so unermüdlich für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfte ᄁ trotz aller Niederlagen. Über die dunkle Seite der Menschheit ist viel geschrieben worden, ihre Sonnenseite fiel meist unter den Tisch. Dieses Buch zeigt sie auf. Eine Liebeserklärung an unsere oft verkannte Spezies, die es wert ist, dass wir uns für sie engagieren, statt vorauseilend vor der Irrationalität der Welt zu kapitulieren.

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Peter Baumann, Die Freiheit zum Sterben: Menschliche Autonomie am Ende, Chronos 2014, ISBN 3034012462, 23,70 Euro
"Der Psychiater ist mit der Suizidproblematik besonders vertraut. Auch mit dem medizinischen Wissen über gewolltes und ungewolltes Sterben. Ich kenne die Sterbehilfepraxis in der Schweiz seit vielen Jahren und habe ihre Abhängigkeit von der Rechtsprechung hautnah erlebt. Nachdem ich verurteilt und begnadigt worden bin, kann ich in meinem Alter ohne Furcht um die berufliche Existenz sagen und schreiben, was ich für richtig erachte."
Es war Peter Baumanns (1935ᄁ2011) Überzeugung, dass das Reden über Selbsttötungsabsichten und das Thematisieren sicherer, nicht aggressiver Sterbemethoden die beste präventive Tätigkeit gegen Suizid und gegen missliche Sterbesituationen sei. Als Psychiater kämpfte er vehement für die Anerkennung der Autonomie und gegen die Bevormundung sterbewilliger Menschen. Er selbst starb, bevor er den Vorsatz, seine Erfahrungen und Reflexionen nochmals in einem Buch festzuhalten, vollenden konnte. Er betraute Jakob Weiss mit der Aufgabe, früher Aufgeschriebenes und das in den letzten Monaten Erwogene und Besprochene herauszugeben. Daneben enthält der Band Beiträge von Angehörigen und Freunden, in denen die Person des Autors in den Vordergrund tritt.

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Kurt Schmid - Die Bibel / Tora / Koran - Für Jugendliche ungeeignet: Religionskritisches Argumentarium - Books on Demand 2014 - ISBN 978 373 220 5554 - 486 Seiten, Euro 35.00 - als Kindle-ebook bei Amazon um 26,99
Dieses Buch richtet sich an Menschen die eine kritische Distanz zur Religion haben, es soll helfen den Unterschied von Beschriftung und Inhalt der Religionspropaganda zu erkennen. Es ist kein wissenschaftliches Werk, aber geschrieben von einem Autor der lange Erfahrung als aktiver Atheist und als Präsident einer Atheistischen Organisation gesammelt hat. Das Buch zeigt offen die kaum zu übersehenden Wiedersprüche der Weltreligionen auf. Es zeigt die Absurditäten, der Kreationisten, dem katholischen Kompendium des Katechismus, dem Anspruch der Zionisten auf das Land ihrer Väter, dem Verständnis von Demokratie und Menschenrechten der Piusbrüderschaft, geht der Frage nach, ob die Ikone der Güte und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Theresa wirklich so gütig war, wie Ultra religiöse Juden, evangelikale Christen und Muslime die Rechte und Würde der Frauen immer mehr beschneiden. Es zeigt auch auf, wie sich immer mehr Gläubige von ihrer Mutter Kirche verabschieden, dafür aber ihr Heil in den Armen obskurer esoterischen Zirkeln suchen. Entzaubert auch die Mythen des einen, alleinigen Gottes für alle Menschen, wie auch das Leben und Wirken des Jesus von Nazareth. Es zeigt ebenfalls auf, wie der Faktor Angst immer noch die entscheidende Rolle spielt im Orchester der Religionsführer.

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Kurt Schmid - Das verstümmelte Mädchen - ein spannender Religionskrimi - Books on Demand 2014 - ISBN 978 373 220 4335 - 184 Seiten, Euro 14.00 - als Kindle-ebook bei Amazon um 9,99
Der zweite Krimi des Schweizers Kurt Schmid handelt von einem der schlimmsten Verbrechen, die wir Menschen zufügen kann. Ihnen die Sexualität zu rauben, sie werden verkrüppelt und auf das Schlimmste geschunden. Auch hier, wie fast immer im Einflussbereich der Religionen, sind die Opfer Mädchen und Frauen. Geschätzte 150 Millionen Frauen weltweit sind genitalverstümmelt. Ein Thema, das die Exklusivität des Exotischen längst verloren hat und auch bei uns zur gelebten Realität geworden ist. Nach UNICEF leben bereits über 10.000 genitalverstümmelte Frauen in der Schweiz, Tendenz steigend. Auch in der Schweiz sind Mädchen von diesem Verbrechen betroffen, auch hier werden Mädchen verstümmelt und für den Rest ihres Lebens verkrüppelt. Diese Tatsache war der Anlass, dieses Thema in Form eines Krimis aufzugreifen.

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Kurt Schmid - Der rote Gatter: Religionskrimi - Books on Demand 2. Auflage 2014 - ISBN 978 373 220 5905 - 208 Seiten, Euro 15.00 - als Kindle-ebook bei Amazon um 9,49
Religionskrimis? Wie und warum soll sich ein Religionskrimi von einem üblichen Krimi unterscheiden? Es gibt viele Facetten von Unrecht das unter dem Mantel der Religionen begangen wird. Die patriarchalischen Machtstrukturen der Religionen sind die Ursache, dass auch heute noch Millionen Menschen Opfer werden im Namen ihres Glaubens. Die Betroffenen sind meistens Frauen, gelten diese doch immer noch bei vielen Männern als Menschen zweiter Klasse. Im Katholizismus sind sie die Ursache für die Erbsünde, in anderen Religionen werden sie verstümmelt, oder mit dem verstorbenen Ehemann als Opferbeigabe verbrannt. Die Frauen vereinigen fast alle negativen Attribute auf sich: Die Frau als Sünderin, als Verführerin, als Hure; sie gilt als unrein, im Gegensatz zum Mann. Der rote Gatter, nicht gemeint das Gatter einer Weidenumzäunung, bei diesem roten Gatter handelt es sich um eine Kapelle, die im fünfzehnten Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte. Sie ist heute noch Bestandteil eines Gebäudes von nationaler Bedeutung. Sie repräsentiert einen fast allmächtigen Katholizismus, der auf Unterdrückung und allgegenwärtige Macht ausgerichtet war.
Dieser Krimi spielt heute, er handelt von einer Splittergruppe des Katholizismus, die sich mit den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 ᄁ 1965) unter Johannes XXIII nicht einverstanden erklären konnte und damit ein Schisma auslöste. Diese Gruppierung, die weltweit 300‘000 bis 500‘000 Anhänger hat, sehnt die Zeit der Allmacht der Kirche zurück. In diesem Umfeld und gedanklichem Mittelalter handelt dieser Roman.

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Sebastian Bartoschek / Alexa Waschkau - Ghosthunting - Auf Spurensuche im Jenseits - Alibri 2013, 178 Seiten, Euro 14.40
"Ghosthunting" ist ein verbreitetes Phänomen, auch in Deutschland gibt es zahlreiche Gruppen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, "Geistern" nachzustellen, wenn berichtet wird, dass irgendwo derartige Wesen ihr Unwesen treiben. Die beiden Autoren stellen die Geschichte der Geisterjagd dar, analysieren Motivation und Intention der Geisterjäger und präsentieren natürliche Erklärungen für Spukphänomene. Exemplarisch wird eine "Paranormale Untersuchung" durchgeführt, mittels derer überprüft werden kann, ob ein Phänomen vorliegt, das den Erkenntnishorizont der Wissenschaft übersteigt. Daneben kommen in 11 Interviews Ghosthunter selbst zu Wort.

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Emmerich Tálos - Das austrofaschistische Herrschaftssystem. Österreich 1933 ᄁ 1938, LIT Verlag 2013, 632 Seiten, 34,90 Euro
In den 1930er Jahren vollzogen sich in Österreich, wie in anderen europäischen Ländern, einschneidende politische Veränderungen. Sie kummulierten in der Etablierung des Austrofaschismus. Dieses Herrschaftssystem wird von Emmerich Tálos, einem ausgewiesenen Kenner, erstmals einer umfassenden Untersuchung unterzogen. Analysiert werden: Konstituierungsprozess, ideologisches Selbstverständnis, die politischen Strukturen, zentrale Akteure, die Um- und Neugestaltung der wesentlichen Politikfelder, die politische Stimmungslage, die folgenreichen Beziehungen zu Italien und Deutschland. Der Austrofaschismus weist insbesondere Ähnlichkeit mit dem italienischen Faschismus auf. Eine angemessene Interpretation des "Anschlusses" (im März '38) kann nur vor dem Hintergrund des Austrofaschismus erfolgen.

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Im Kältefieber" ᄁ Februargeschichten 1934: Erich Hackl, Evelyne Polt-Heinzl (Hg.), 330 Seiten, Picus Verlag, 22,90 Euro
2014 jährt sich der österreichische Bürgerkrieg zum achtzigsten Mal. Der Aufstand der Arbeiterschaft und des Republikanischen Schutzbunds gegen das austrofaschistische Regime am 12. Februar 1934 wurde von den Heimwehrverbänden und dem Militär brutal niedergeschlagen. Der kaltblütige Beschuss der Arbeiterwohnhäuser stellt eine entscheidende politische Zäsur auf dem Weg zum März 1938 dar. "Im Kältefieber" ist die bislang umfangreichste Anthologie zu den Februarkämpfen, mit vielen literarischen Entdeckungen österreichischer ebenso wie ausländischer Autorinnen und Autoren und Texten, die hier erstmals auf Deutsch publiziert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kämpfenden, Arbeiter und deren Frauen und Familien, die sich nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Städten und abseits der Zentren Österreichs der Zerschlagung der Demokratie entgegenstellten. Die Texte gehen über das unmittelbare Kampfgeschehen hinaus und beleuchten ebenso dessen Vorgeschichte wie dessen Konsequenzen.
Mit Beiträgen von: Jean Amery, Erich Barlud, Ulrich Becher, Willi Bredel, Melitta Breznik, Veza Canetti, Tibor Dery, Ilja Ehrenburg, Reinhard Federmann, Walter Fischer, Martha Florian, Oskar-Maria Graf, John Gunther, Michael Guttenbrunner, Erich Hackl, Alfred Hirschenberger, Franz Höllering, Franz Kain, Kurt Kläber, Rudolf Jeremias Kreutz, Miroslav Krleza, Franz Leschanz, Naomi Mitchison, Robert Neumann, Margarete Petrides, Margarete Rainer, Otto Roland, Anna Seghers, Jura Soyfer, Franz Taucher, Josef Toch, Alois Vogel, Prezihov Voranc, Karl Wiesinger.

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Ulf Faller - Der Kruzifixstreit oder Warum Schule säkular sein muss: Hintergründe einer notwendigen Debatte - 196 Seiten, Tectum Verlag 2014, 18,45 Euro
Europa wird weltanschaulich vielfältiger. Der Autor Ulf Faller sieht in der zunehmenden Vielfalt eine Chance in Zeiten wachsender globaler Herausforderungen. Das Miteinander von Menschen unterschiedlichster Religionen und Weltanschauungen allerdings muss erlernt werden. Hierbei spielt die Schule eine zentrale Rolle. Voraussetzung für das Gelingen eines weltanschaulich neutralen Staates ist, dass die gemeinsame Wertebasis eben nicht religiös definiert wird. Der immer wieder aufflammende Streit um Kreuze in Klassenzimmern zeigt deutlich die Gefahren eines "Kulturkampfes in Schulräumen". Während die Kreuz-Befürworter "unsere Kultur" als "christliches Abendland" etikettieren, zeigt Ulf Faller, dass die unsere Gesellschaft bestimmenden Grundwerte viel treffender in Antike und Aufklärung wurzeln. Dementsprechend sieht der Autor die Notwendigkeit, das Schulwesen säkular zu gestalten und zeigt praktische Konsequenzen für den Schulalltag auf. Im Besonderen unterstreicht er die Wichtigkeit eines Philosophie- und Ethikunterrichtes, an dem alle Schüler unabhängig von ihrem Bekenntnis gemeinsam teilnehmen.

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Anton A. Bucher - Der Ethikunterricht in Österreich: Politisch verschleppt - pädagogisch überfällig! - 128 Seiten, Verlag: Tyrolia 2014, 14,95 Euro
Seit dem Schuljahr 1997/1998 wird in Österreich in der Sekundarstufe II (ab 14 Jahren) Ethik als Schulversuch unterrichtet. Obwohl die erste Evaluation im Jahr 2001 positive Ergebnisse erbrachte, ist Ethik noch immer nicht in den regulären Unterricht aufgenommen worden. Einige Gründe: Uneinigkeit der politischen Parteien, das Beharren der Kirchen, den Ethikunterricht nur als Ersatzfach für diejenigen Schüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden, anzuerkennen, Das sei ein bildungspolitischer Skandal, ist der an der Universität Salzburg lehrende Religionspädagoge und Erziehungswissenschaftler Anton A. Bucher überzeugt. Er ist von Beginn an involviert und hat 2001 die vom Bundesministerium in Auftrag gegebene Evaluation durchgeführt (Ethikunterricht in Österreich. Bericht der wissenschaftlichen Evaluation der Schulversuche, Tyrolia 2001). In diesem Buch erzählt er die "unendliche" Geschichte des Schulversuches vom Beginn an bis zum November 2013, stellt die Ergebnisse einer Studie im Frühjahr 2013 vor, wie 1800 SchülerInnen den Unterricht bewerten, was sie lernen und von ihm glauben zu profitieren. Der Autor führt die politischen Hindernisse an, erzählt vom Parteien-Hick-Hack und wie die Kirche(n) ihre Monopolstellung(en) durch Verhinderung ausnützt. Bei aller Kritik vergisst er nie aufzuzeigen, wie sich Kirche und Staat den neuen Herausforderungen stellen können, ohne dass der Religionsunterricht auf der Strecke bleibt. Zum Abschluss stellt er seine Vision eines allgemein verpflichtenden Unterrichtsgegenstandes "Ethik und Religion" vor, der idealerweise in Kooperation zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat zu entwickeln wäre.
Soweit die Selbstdarstellung des Buches, Eytan Reif von der "Initiative Religion ist Privatsache" vermerkte zum obigen Schlusssatz: Auch wenn der Verfasser dieser Zeilen dem Vorschlag Buchers, die Religionsgemeinschaften in die Erstellung des Lehrplanes eines Ethik- und Religionenunterrichts miteinzubeziehen skeptisch gegenübersteht, darf nicht übersehen werden, dass das vorliegende Buch, wie kein anderes, eine liberal-laizistische Agende vertritt. Buchers Thesen, die den Interessen seines Brotgebers, der Katholischen Kirche, teilweise diametral entgegenstehen, entstammen offensichtlich einer langjährigen und ehrlichen Auseinandersetzung eines Pädagogen ᄁ und nicht eines Theologen! ᄁ mit einem hochkomplexen und politisch geladenen Forschungsgegenstand. Buchers kompromisslose Loyalität seiner eigenen Wahrheit gegenüber ist, insbesondere für österreichische Verhältnisse, beeindruckend, ja schon fast tragisch.

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Stephan Kalk - Freies Leben - Freier Glaube: Gedanken über humanistische Religion - 104 Seiten, Tectum- Verlag 2014, 10,25 Euro
Nicht wenige Katholiken und Protestanten sehnen sich nach einem Glauben ohne Hierarchie, ohne Bekenntnisse und ohne Dogmenzwang. Doch nur wenige werden bisher von der Existenz von freien religiösen Gemeinden gehört haben. Und doch gibt es sie seit bald 200 Jahren. Doch was wird in ihnen geglaubt? Stephan Kalk ist seit fast 30 Jahren hauptamtlich als Pfarrer, Religionslehrer und Seelsorger in freien Religionsgemeinden tätig. Sein Buch schenkt Einblicke und Ansatzpunkte für eine kritische Auseinandersetzung mit dem traditionellen Christentum einerseits wie für ein modernes und freies humanistisches Religionsverständnis andererseits. Ein Buch für alle, die mit den Problemlösungsversuchen der altbekannten Religionen noch an kein Ende angelangt, sondern weiterhin Suchende geblieben sind. Soweit der Cover-Text. Interessant ist das Buch für jemanden, der aus einer ähnlichen Erfahrung kommt: Sozusagen Religion als eine Art "Lebensmittel" erlebt hat und dann die realen Religionslehren nimmer glauben konnte und nach einer Art gottfreien Ethik sucht, die ihre Religionsbezüge nicht abgestreift hat.

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Gerhard Czermak - Problemfall Religion, Ein Kompendium der Religions- und Kirchenkritik - Tectum-Verlag 2014, 476 Seiten, Euro 25,60
Seneca: "Religion gilt dem gemeinen Mann als wahr, dem Weisen als falsch und dem Herrschenden als nützlich". Wenn Religion zum Problem wird: Skandale um maßlose Verschwendung oder sexuellen Missbrauch, unzeitgemäße Einstellungen zur Rolle der Frau, Verhütung oder Homosexualität, beschämende Positionierung im Nationalsozialismus und anderen faschistoiden Diktaturen die Kirchen stecken tief in der Krise. Die ununterbrochene Kette gravierender Desaster macht es unmöglich, das angebliche überstrahlende Gute zu sehen. Gerhard Czermak geht mit dem Problemfall Religion hart ins Gericht: Seine Anklage gegen insbesondere die christlichen Kirchen ist so breit aufgestellt wie bestürzend konkret untermauert. Dabei wirbelt er nicht bloß Staub aus längst vergangenen Zeiten auf, sondern bringt auch aktuelle Fakten ans Licht, die selbst Gläubigen noch gänzlich unbekannt sein dürften. Aber wen wundert das schon die Kirchen leben eben von der Unkenntnis ihrer Anhänger.

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Emmanuele Bernheim, "Alles ist gutgegangen", Hanser 2014, 208 Seiten, Euro 18,90
"Die Diagnose ist nicht berauschend." 88-jährig erleidet Andrᅡernheim, Kunstsammler in Paris, schillernd, charmant, vital, einen schweren Schlaganfall. Nichts, was sein Leben ausmachte, ist ihm nun mehr geblieben, und so bittet er seine Tochter, ihm den Freitod zu ermöglichen. Mit literarischer Intensität, dicht und präzise, erzählt Emmanu¥ Bernheim, welche unendliche Zumutung dies für die Familie ist, wie sie sich trotz unauflösbarer Gewissenskonflikte gemeinsam auf den Tod zubewegt. Mit großer Offenheit spricht sie über eine der letzten tabuisierten Fragen unserer Zeit und eine sehr persönliche Entscheidung – sie berührt damit jeden von uns. Ein großes Buch über das Glück des Lebens und die Freiheit zu sterben.

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Reza Aslan: Zelot - Jesus von Nazaret und seine Zeit, Rowohlt, 2. Auflage 2013, 384 Seiten, Euro 23,60
Das Buch Zelot richtet sich nicht an den Experten, sondern vielmehr an eine interessierte Leserschaft ohne spezielle altertumswissenschaftliche oder theologische Vorkenntnisse. In typisch amerikanischer Manier schafft Aslan es hier, ein praktisch voraussetzungsloses, sehr gut und spannend geschriebenes Buch zu präsentieren. Das Werk von Reza Aslan eignet sich hervorragend dazu, dem christlich geprägten Leser ein realistischeres Christusbild zu vermitteln. Die radikalen Konsequenzen dieser Forschungsergebnisse werden vom Autor nicht gezogen.

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Alfred Binder, Jahwe, Jesus und Allah. Eine kurze Kritik der monotheistischen Götter, Alibri-Verlag 2013, 165 S. 10,30 Euro
Das Buch setzt sich mit den Religionen auseinander, die uns tagtäglich begegnen: Christentum, Islam und Judentum. Während der erste Band der Reihe, Religion, die grundsätzliche und allgemeine Kritik an Religion zusammenfasste, wendet sich Alfred Binder nun verstärkt konkreten Fragen und spezifischen Problemen der monotheistischen, "abrahamitischen" Religionen zu. Binder stellt den Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen auf den Prüfstand, untersucht ihre phantastischen Behauptungen und erläutert, warum diese noch immer viele Menschen ansprechen und manche sogar in psychische Abhängigkeiten führen. Der Band macht auch deutlich: Intoleranz war und ist in das Fundament dieser Religionen eingezogen.

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Bruno Tellia / Berthold Löffler - Deutschland im Werte-Dilemma. Kann der Islam wirklich zu Europa gehören? Olzog 2013; 270 S.; Euro 28,70
Prof. Dr. Bruno Tellia ist Professor für Industriesoziologie an der Universität Udine und Mitglied eines europaweiten Netzwerkes zur Förderung einer europäischen Staatsbürgerschaft. Arbeitsschwerpunkte: Soziologie der Industrie, des Arbeitsmarktes, des Unternehmertums und der Weiterbildung. Zu diesen Themen hat er auch in englischer Sprache veröffentlicht: The Entrepreneur’s Role in Building a ‚New‘ Economic and Social System und Industrial Clusters in Eastern Europe. Außerdem forscht Tellia zum Thema »Verhandlungen in Situationen mit harten und emotional besetzten Interessenkonflikten«. Aktuell beschäftigt er sich mit den Folgen von Wanderungsbewegungen auf das religiöse Verhalten und mit der Rolle der Religionen bei der Integration von Einwanderern in Italien, insbesondere mit der Rolle des Islam. Prof. Dr. Berthold Löffler M.A., Verwaltungsassessor, hat Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie, Öffentliches Recht in Tübingen und Warschau studiert. Seit 1995 ist er Professor für Politikwissenschaft an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Seine derzeitigen Lehrgebiete sind Integrationssoziologie und Empirische Sozialforschung; Arbeitsschwerpunkt: Probleme der Integration von Einwanderern. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. verschiedene Aufsätze zu Integrationsfragen, zur Leitkultur und zu den kulturellen und rechtlichen Aspekten von Ehegattennachzug und Familienzusammenführung. 2011 erschien seine Monografie Integration in Deutschland. Zwischen Assimilation und Multikulturalismus.

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Arzu Toker: Kein Schritt zurück, 157 Seiten, Alibri-Verlag 2013, Euro 12.40
Was bedeutet Ehre im Islam? Um wessen Ehre geht es? Arzu Toker setzt sich literarisch mit dem Verständnis von Ehre auseinander. Das ursprünglich für den Hörfunk verfasste Feature Die Balkonmädchen beschreibt den Konflikt zwischen dem Drängen junger Migrantinnen in Deutschland, frei zu leben, und den traditionellen Anforderungen ihrer Herkunftsfamilien. In dem Prosatext Verschenkte Freiheit klagt eine Mutter voller Wut und Schmerz über den Verlust ihrer Tochter an eine islamische Sekte. Das Nachwort ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit. Die Freiheit von religiösen Zumutungen. Die Freiheit von nationalen Fesseln. Ein Plädoyer für eine Utopie der Entwicklung gemeinsamer grenzüberschreitender Werte.

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Stefan Graf, Darwin im Faktencheck - Moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand - 390 Seiten, Paperback - Tectum Verlag 2013, Euro 20,50
Ist die so fest etablierte Evolutionstheorie Charles Darwins in Wahrheit ein kapitaler Irrtum? Fußt sein Abstammungsmodell auf wissenschaftlich nicht mehr haltbaren Fehleinschätzungen? Und war Darwin selbst ein populistischer Blender, mit dem einzigen Ziel den eigenen Wohlstand zu wahren?
Diese Vorwürfe erheben Darwins Kritiker: Eine Unzahl von Zufällen im Zusammenspiel mit einem auf Mord- und Totschlag basierenden Überlebenskampf hätte doch niemals eine so stabile Koexistenz der heutigen Vielfalt an Lebensformen hervorbringen können, meint sie. Zudem habe Darwins Lehre den Gräueltaten der "Rassenhygiene" der Nazis den Weg bereitet. Es gelte ein Darwin-Komplott zu sprengen - geschmiedet von Wissenschaftskapazitäten, die wider besseres Wissen an einem völlig überholten Modell festhalten. Der Diplombiologe und Wissenschaftsjournalist Dr. Stefan Graf geht den provokanten Einwänden dieser "Antidarwinisten" unvoreingenommen, spannend und nicht ohne Humor auf den Grund und prüft ihre Argumente auf Stichhaltigkeit. Er bezieht auch den immer wieder brodelnden Konflikt zwischen Naturwissenschaft und religiösem Glauben mit ein und kommt zu klaren Ergebnissen.

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Kurt Flasch - Warum ich kein Christ bin: Bericht und Argumentation - 280 Seiten, Verlag: C.H.Beck, 4.(!!) Auflage Nov. 2013, erschienen im August 2013, Euro 20,50
Heute fragen sich viele Menschen, ob sie noch Christen sind. Andere wollen es wieder werden und suchen nach Wegen. Kurt Flasch erzählt - ausgehend von seiner Herkunft aus einer liberal-katholischen, kulturell und politisch engagierten Familie -, wie er ins Zweifeln am Christentum gekommen ist. Er bespricht die Hauptpunkte der christlichen Lehre in ihrer katholischen wie evangelischen Form und wendet sich an jeden Gläubigen und an jeden Ungläubigen, der seine Gründe prüfen will, warum er Christ ist.
Kurt Flasch ist Fachmann für antike und mittelalterliche Philosophie. Er hat sich ein Leben lang mit den Quellen zu dieser Zeit und deshalb auch mit dem Christentum befasst. Er erläutert argumentierend in persönlich gefärbter Darstellung, warum er kein Christ ist. Die Kritik gilt der christlichen Lehre, nicht dem Zustand der Kirchen.
Das Buch ist keine Autobiographie und keine Kampfschrift. Es bemüht sich um historische Gerechtigkeit, benennt die christlichen Überzeugungen genau und mit geschichtlichem Verständnis, bringt aber an Details nur das, was nötig ist, um zu einem sachlichen Urteil zu kommen. Flasch prüft aus den Quellen heraus die katholischen und evangelischen Varianten der christlichen Lehren und begründet, warum er von ihnen keinen weiteren Gebrauch machen wird.

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Gerd Lüdemann: Der echte Jesus. Seine historischen Taten und Worte. Ein Lesebuch. Zu Klampen Verlag 2013, 117 Seiten, Euro 10,10
Gerd Lüdemann hat in seinem großen Werk "Jesus nach 2000 Jahren" nachgewiesen, dass die meisten Taten und Worte Jesu im Neuen Testament auf Fälschungen zurückgehen. Nun präsentiert er in einem Lesebuch, welche Worte echt sind und welche Taten Jesus wirklich vollbracht hat. Jesus von Nazareth ist für das christliche Abendland die wichtigste Person. Über ihn sind Bibliotheken zusammengeschrieben worden. Die meisten Jesus-Bücher sind jedoch wertlos, da sie naiv den geglaubten Christus für den historischen Jesus ausgeben. Inzwischen ist sich die internationale kritische Forschung darüber einig, dass die meisten Worte Jesu nachträgliche Zuschreibungen und das Gros seiner Taten Projektionen sind. In seinem großen analytischen Werk "Jesus nach 2000 Jahren" legte Gerd Lüdemann vor mehr als einem Jahrzehnt den Stand der exegetischen Forschung zugrunde und fand nur wenige echte Jesustaten und -worte in den Evangelien. Er präsentiert nun diese Minderheit der echten Taten und Worte Jesu in einem neuen, handlichen Buch, das sich auf einen breiten wissenschaftlichen Konsens berufen kann, und hofft, auf diese Weise dem Mann aus Nazareth historisch näher zu kommen.

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Frank Deppe, Autoritärer Kapitalismus. Demokratie auf dem Prüfstand - VSA-Verlag 2013, 299 Seiten, Euro 25,40
Frank Deppe stellt Demokratietheorien auf dem Prüfstand, er untersucht das widersprüchliche Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie, beleuchtet die Entwicklung der Weltmächte und der demokratischen Bewegungen von unten. Die Vertreter der liberalen Demokratie verstehen diese als ein evolutionäres Zivilisationsmodell, das seine Ursprünge in der griechischen Antike hat und seit dem 16. Jahrhundert mit dem Denken des Rationalismus und der Aufklärung sowie seit dem 19 Jahrhundert mit der modernen bürgerlich-kapitalistischen Industriegesellschaft verbunden ist.
Fortschritt setzt sich danach in mehreren Demokratisierungswellen durch: die erste im Zuge der Auseinandersetzungen um das Wahlrecht, die zweite nach dem Sieg über den Faschismus in Europa, die dritte ab Mitte der 1970er Jahre nach dem Sturz der Diktaturen in Südeuropa und Lateinamerika sowie dem Ende der Systemkonkurrenz nach 1989. Offen bleibt, ob der "arabische Frühling" eine vierte Welle angestoßen hat, die bis in die Türkei und nach Brasilien reicht.
Doch Demokratie ist auch mit ganz anderen Bedeutungen besetzt von den Protagonisten einer sozialen Demokratie bis hin zu Sozialisten, die Eingriffe in die Eigentumsordnung, Umverteilung, umfassende Sozialgesetze und das Recht auf Bildung autonomer Parteien und Gewerkschaften fordern. Demokratie wurde also im Verlauf der Geschichte immer wieder von verschiedenen sozialen Kräften unterschiedlich ausgedeutet und erstritten.
Frank Deppe geht in diesem Buch der Frage nach, ob sich im 21. Jahrhundert das für die liberalen Konzeptionen konstitutive Bedingungsverhältnis von Kapitalismus, Freiheit und Demokratie erneut, aber auf neue Weise zersetzt. Präziser: Ob die Große Krise seit 2008 die Wende zu einem autoritären Kapitalismus beschleunigt hat.
Diese Fragestellung wird erweitert durch eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Entwicklung in den USA ("one dollar one vote"), in Russland (das System Putin) sowie in China und Indien als neuen Großmächten auf der Weltbühne. Abschließend wird diskutiert, wieweit demokratische Bewegungen von unten Gegengewichte gegen die autoritäre Wende mobilisieren können.

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Lawrence Wright: Im Gefängnis des Glaubens: Scientology, Hollywood und die Innenansicht einer modernen Kirche. Deutsche Verlags-Anstalt 2013, Gebundene Ausgabe, 624 Seiten, Euro 25,70
Die Sekte der Stars: Was Scientology so attraktiv und gefährlich macht - Scientology ist eine der umstrittensten sogenannten neuen religiösen Bewegungen. In Deutschland wird die Organisation vom Verfassungsschutz beobachtet. Was aber macht Scientology immer wieder attraktiv für Menschen auch in Deutschland? Warum hat Scientology so große Anziehungskraft gerade auf Hollywood?
In seinem neuen Buch begibt sich der Pulitzer-Preisträger Lawrence Wright in das Herz von Scientology. Nach jahrelangen Recherchen im Umfeld der Organisation schildert er ihre Gründung durch den Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard, die bizarr anmutenden Glaubensinhalte und die aggressiven Praktiken gegenüber Mitgliedern, Abtrünnigen und Kritikern. Seine Gespräche mit dem Filmregisseur und Ex-Mitglied Paul Haggis verschafften Wright tiefe Einblicke in die auffällig enge Beziehung gerade von Filmschaffenden – unter ihnen etwa Tom Cruise und John Travolta – zu Scientology.

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Daniel Bühling, Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen. Dunkle Wahrheiten über das Priesterseminar - Riva-Verlag 2013 - 224 Seiten, Euro 20,60
Ein ungeschönter Bericht aus der Welt der Scheinheiligkeit und Doppelmoral. Er ist jung und idealistisch, als er beschließt, Priester zu werden. Doch Daniel Bühling hat keine Ahnung, was ihn in seiner Ausbildung erwartet. Er gerät in die Parallelwelt des Priesterseminars, in der Homosexualität verteufelt und zugleich im Verborgenen ausgelebt wird und Psychosen und Wahnvorstellungen, perfide Machtspielchen und Alkoholmissbrauch an der Tagesordnung sind. Daniel Bühling hat den Mut, aus den Priesterseminaren der katholischen Kirche zu berichten. Er scheut sich nicht, offen kritische Fragen zu stellen, und liefert aus seiner eigenen Erfahrung bestürzende Antworten.

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Dirk Verhofstadt, Pius XII. und die Vernichtung der Juden - 448 Seiten - Alibri Verlag 2013, Euro 26,70
Dirk Verhofstadt analysiert die Politik des Vatikans während der Periode des europäischen Faschismus im Spannungsfeld von moralischem Anspruch und weltlichen Interessen. Dazu spannt er den Bogen etwas weiter und behandelt nicht nur das Verhältnis Pius XII. zum Nationalsozialismus in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Er untersucht die frühen Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft und die Haltung des Vatikans zu den katholisch ausgerichteten faschistischen Regimen. Und er wirft einen Blick darauf, wie die katholische Kirche sich nach 1945 mit ihrem Verhältnis zum Faschismus auseinandersetzte.
Aus dem Inhalt: Die Heiligsprechung von Pius XII.* Mörder Gottes * Was wusste der Papst? * Hat der Papst geschwiegen? * Angst vor dem Kommunismus * Die Nürnberger Rassengesetze * Gottgläubigkeit und Ahnenerbe * Der Krieg in Polen * Der Krieg in Westeuropa * Die Endlösung der Judenfrage.

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Fidelius Schmid, Gottes schwarze Kasse - Der Papst und die zwielichtigen Geschäfte der Vatikanbank, Eichborn 2013, 272 Seiten, Euro 20,60
Finanziert sich die Kirche mit kriminell erwirtschaftetem Geld? Geldwäsche für die Mafia, Beihilfe zur Steuerhinterziehung, verdeckte Parteienfinanzierung, Betrügereien, Millionen an Schmiergeldern und Schwarzgeld - bei all dem soll man nicht an die katholische Kirche denken. Tatsächlich aber gibt es im Vatikan einen Ort, an dem all dies Alltag war und teilweise bis heute ist: die Vatikanbank. Offiziell firmiert die Bank unter dem Namen "Institut für Religiöse Werke". Doch mit christlicher Moral und Wohltätigkeit hat die Realität dieser Institution, die am liebsten im Geheimen operiert, nur wenig zu tun. Dieses Buch zeigt zum ersten Mal die skandalbeladene Geschichte der Vatikanbank von ihrer Gründung bis heute. Es basiert auf umfangreichen Hintergrundrecherchen und teilweise auf neuen, bislang geheimen Dokumenten. Die Vatikanbank ist die schwarze Kasse der katholischen Kirche. Gottes schwarze Kasse.

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Boualem Sansal,  Allahs Narren: Wie der Islamismus die Welt erobert - 164 Seiten - Merlin-Verlag, Euro 15,40
Zum Autor: Boualem Sansal, geboren 1949, begann im Alter von 50 Jahren die literarische Karriere des gelernten Ingenieurs und Ökonoms. Boualem Sansals erster Roman wurde von der Kritik gefeiert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Als Direktor im algerischen Industrieministeriums wurde er jedoch entlassen. In seinem gesamten Werk setzt sich der international renommierte Autor auf bisher ungehörte Weise mit der traumatischen Situation in Algerien auseinander und macht deutlich, dass die Situation in Nordafrika viel mit Europa zu tun hat. 2011 wurde Boualem Sansal mit dem "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" ausgezeichnet.
Eine Kundenrezension zum Buch, Verfasser ist ein aus der Elfenbeinküste vor muslimischen Mördern geflüchteter Asylant in der BRD: Dieses Buch zeigt die mangelnde Integration der Moslems in die europäische Gesellschaft und zeigt auch die ersten Opfer des Islams: die Kinder und die Frauen! Bei den schwächsten Gliedern der Gesellschaft wird der Hebel angesetzt: die Kinder werden in gehirntötende Koranschulen gesteckt, die Frauen verschleiert wie Vieh im Haus gehalten. Die neue Generation von 1 Milliarde gehirngewaschenen neuen Aspiranten steht Gewehr bei Fuß und lebt geistig noch im tiefen Mittelalter.
Ein gewaltiger Rückschritt für die gesamte Menschheit ist es, dass hier Heerscharen von bedürftigen oder schutzlosen Menschen regelrecht abgerichtet werden. Der schöne Islam mit Minaretten und Paradiesen und ehrwürdigen Gelehrten mag irgendwo existieren, aber 99% aller Gläubigen haben dazu keinen Zugang. Die Wirklichkeit sieht man auf tausenden von youtube-Filmen! Hier wird stolz, sehr stolz, im Namen Allahs gefoltert, gemordet, geschlachtet, vergewaltigt und alle finde sich toll, denn Allah findet das sicher auch ganz hervorragend, Allah al akbar- dieser Allah, dem es gefällt, dass man Menschen den Bauch aufschlitzt! Um das machen zu können, benötigt man ein langes Koranstudium - dieses Buch, das einst für Hirten der Steinzeit geschrieben wurde - und wenig Liebe zu Mitmenschen. Frauen hinter Gardinen verbergen, sie züchtigen, hungrigen Ladendieben die Hand abhacken, alle nicht Gläubigen verfolgen: ist das eine Religion unserer Welt?, fragt der Algerier Sansal mit Recht!

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Rauf Ceylan, Michael Kiefer - Salafismus: Fundamentalistische Strömungen und Radikalisierungsprävention - 180 Seiten- Springer Verlag 2013, Euro 20,60
Neo-Salafistische Gruppierungen haben in den letzten Jahren die Diskussionen über den Islam in Deutschland stark geprägt. Trotz der religionspädagogischen und integrationspolitischen Relevanz fehlen weitgehend Erfahrungen mit Präventionsmaßnahmen gegen diese Strömung. Vor diesem Hintergrund verfolgt der vorliegende Band das Ziel, einen kompakten Überblick über die historischen Wurzeln und die politisch-theologischen Ideologien dieser fundamentalistischen Bewegungen zu geben. Als zweiter Themenschwerpunkt werden spezifische Präventionsmaßnahmen für den islamischen Religionsunterricht, für die Jugend- und Gemeindearbeit vorgestellt und kritisch eingeordnet sowie auf die Defizite in den unterschiedlichen Handlungsfeldern einer Präventionsarbeit hingewiesen.

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Ulrich Kutschera, Design-Fehler in der Natur: Alfred Russel Wallace und die Gott-lose Evolution, Lit Verlag 2013, 378 Seiten, Euro 20,50
Da bei oberflächlicher Betrachtung der Natur die Pflanzen und Tiere geordnet und geplant erscheinen, haben christliche Theologen im 18. Jh. die Existenz eines "Designer-Gottes" postuliert. Ausgehend von Leben und Werk von Alfred Russel Wallace (1823 - 1913) wird dargelegt, dass es in der Natur weder eine übergeordnete Intelligenz, noch einen Plan gibt. Lebewesen sind die Produkte einer nach Zufall und Notwendigkeit verlaufenden, richtungslosen Evolution. Das "Wallace-Prinzip der Eigeninitiative und Freidenker-Mentalität" wird vorgestellt, und das populäre "Intelligent Design-Konzept" als christlich-religiöser Wunderglaube enttarnt.

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Sebastian Bartoschek / Alexa Waschkau: Ghosthunting. Auf Spurensuche im Jenseits. Alibri-Verlag, ca. 180 Seiten, kartoniert, Euro 14,40
"Ghosthunting" ist ein verbreitetes Phänomen, auch in Deutschland gibt es zahlreiche Gruppen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, "Geistern" nachzustellen, wenn berichtet wird, dass irgendwo derartige Wesen ihr Unwesen treiben.Die beiden Autoren stellen die Geschichte der Geisterjagd dar, analysieren Motivation und Intention der Geisterjäger und präsentieren natürliche Erklärungen für Spukphänomene. Exemplarisch wird eine "Paranormale Untersuchung" durchgeführt, mittels derer überprüft werden kann, ob ein Phänomen vorliegt, das den Erkenntnishorizont der Wissenschaft übersteigt. Daneben kommen in 11 Interviews Ghosthunter selbst zu Wort.

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Bernd Kramer: Erleuchtung gefällig? Ein esoterischer Selbstversuch - Ch. Links Verlag, Berlin 2013, 208 Seiten, 17,40 Euro
Pendeln, Tarot, Rutengehen und Geistheilerei - es gibt kaum etwas, woran nicht geglaubt wird. Fast 40 Prozent der Deutschen sind laut Umfragen der Astrologie gegenüber aufgeschlossen. Bis zu 25 Milliarden Euro geben die Deutschen jedes Jahr für esoterische Mittel aus. Die Esoterik ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Warum schwören so viele Menschen auf offensichtlichen Unsinn? Bernd Kramer geht diesen Fragen nach und unternimmt dafür einen esoterischen Selbstversuch. Er taucht in die Szene ein: Bei einer Reinkarnationstherapie geht er seinem früheren Leben als Mönch nach; er hat erstaunlichen Erfolg als Berater bei einer Astro-Hotline; und auf einer Esoterik-Messe repariert er mittels Rückenkratzer, Salzstreuer und in »Transzendenzzapfen« umgetauften Weihnachtsschmuck die beschädigte Aura seiner begeisterten Kundschaft. Nach dem Lesen dieser Reportage freut man sich wieder auf den gesunden Menschenverstand.

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Eva Müller, Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt - 208 Seiten - Verlag Kiepenheuer&Witsch, 5. Auflage 2013, Euro 15,40
Seit neun Jahren leitet Bernadette Knecht einen katholischen Kindergarten bei Bonn. Sie ist kompetent, engagiert und beliebt. Aber als ihre Ehe zerbricht und sie sich neu verliebt, wird sie entlassen. Sie hat gegen die Moralvorstellungen der katholischen Kirche verstoßen. Die Eltern sind entsetzt – und wütend. Sie wollen ihre Kindergärtnerin behalten und gehen auf die Barrikaden. Dabei machen sie eine erstaunliche Entdeckung: Die Kirche bestimmt, aber sie zahlt nicht – der Kindergarten wird von ihnen selbst, vom Staat finanziert. Eva Müller erzählt die Geschichte einer Auseinandersetzung, die sinnbildlich für die Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in konfessionellen Einrichtungen steht. Anhand weiterer Beispiele aus dem ganzen Land beleuchtet sie Arbeitsbedingungen von Ärzten, Pflegern und Lehrern. Dabei stellt sie fest, dass die Anzahl katholischer und evangelischer Einrichtungen immer weiter steigt, während die Zahl der Kirchenmitglieder immer weiter sinkt. Eva Müller blickt in diesem Buch hinter die Kulissen des zweitgrößten deutschen Arbeitgebers; sie schildert, wie die Kirchen den Markt dominieren, was das für Arbeitnehmer bedeutet und wer den Preis dafür zahlt. Anschaulich, informativ und kritisch: »Gott hat hohe Nebenkosten« fragt danach, welchen Einfluss die Kirchen heute haben – und welchen sie haben sollen.

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Denn ich sah eine neue Erde - Thomas Müntzer - Theologe, Reformator, Revolutionär - DDR TV-Archiv, vier Teile auf 2 DVDs, 235 min. Preis je nach Anbieter 15 bis 20 Euro
1520 droht der Papst dem deutschen Theologen Martin Luther wegen seiner ketzerischen Thesen mit der Exkommunizierung. Doch dieser verbrennt die päpstliche Bulle demonstrativ. Während sich Kurfürst Friedrich der Weise schützend vor den Reformator stellt, schickt Luther seinen Anhänger Thomas Müntzer nach Zwickau. Müntzer soll dort als Prediger die neue Theologie durchsetzen. In Zwickau sieht sich Müntzer erstmals mit der Armut und großen Not des Volkes konfrontiert. Er setzt sich in der Folgezeit immer radikaler für eine Umverteilung des Reichtums ein und zieht sich mit seinen sozialrevolutionären Schriften den Zorn Luthers zu. Im Bauernkrieg 1525 führt Müntzer die aufständischen Bauern in der Schlacht bei Frankenhausen gegen das überlegene Fürstenheer und endet wie man in den wahrhaft christlichen Zeiten eben endete, wenn man sich für die Mühseligen und Beladenen einsetzte: am Schafott. Die DDR-Version des Lebens von Thomas Müntzer ist klarerweise aus marxistischer Sicht gestaltet und zeigt dabei auch die Vielseitigkeit der Bibel, weil dort stehen auch Sprüche, die durchaus kommunistisch anmuten und von den Befreiungstheologen im selben Sinn angewendet werden wie von Müntzer, nämlich mit der Schlussfolgerung drei Jahrhunderte nach Müntzer von Georg Büchner: Friede den Hütten, Krieg den Palästen.

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Rachid Boutayeb / Michael Roes - Der eifersüchtige Gott Ein Gespräch - Alibri Verlag 2013, 91 Seiten, kartoniert, Euro 9.25
Ein philosophisches Gespräch über Religion, über Gottesbilder, Ironie, Politik und den säkularen Staat. In diesem ᄁwest-östlichenᄁ Dialog treffen sich zwei Intellektuelle mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und reflektieren die Möglichkeit von Aufklärung.

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Robert S. Wistrich - Muslimischer Antisemitismus: Eine aktuelle Gefahr (aus der Reihe Studien zum Antisemitismus) Verlag: Edition Critic, 2. Auflage 2013, 164 Seiten, Euro 15.30
Die Political Correctness spielt ihre ganz eigene, den Westen lähmende Rolle, sobald ein Wissenschaftler oder Journalist versucht sich mit einem beliebigen Aspekt des Islam zu befassen. Selbst die fürchterlichsten Taten derer, die ohne zu zögern unschuldige Zivilisten im Namen des Jihad gegen die ᄁFeinde des Islamᄁ opferten, führten zu zweideutigen und zögerlichen westlichen Reaktionen, wenn es darum ging, die involvierten Doktrinen des Islam zu kritisieren. Der Krieg gegen Al-Qaida wurde von den Präsidenten Bush und Obama sinnentleert als ein ᄁKrieg gegen den Terrorᄁ bezeichnet, um eine Beleidigung des Islam als Religion zu vermeiden – dabei wurde doch der Islam aus politischen Gründen bereits von den Jihadisten gekapert. Das Buch ist eine gute Einführung in die antijüdische Haltung von Muslimen.

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Ulrich Kutschera - Design-Fehler in der Natur: Alfred Russel Wallace und die Gott-lose Evolution - Lit Verlag 2013, 378 Seiten, Euro 20.50
Da bei oberflächlicher Betrachtung der Natur die Pflanzen und Tiere geordnet und geplant erscheinen, haben christliche Theologen im 18. Jh. die Existenz eines "Designer-Gottes" postuliert. Ausgehend von Leben und Werk von Alfred Russel Wallace (1823 - 1913) wird dargelegt, dass es in der Natur weder eine übergeordnete Intelligenz, noch einen Plan gibt. Lebewesen sind die Produkte einer nach Zufall und Notwendigkeit verlaufenden, richtungslosen Evolution. Das "Wallace-Prinzip der Eigeninitiative und Freidenker-Mentalität" wird vorgestellt, und das populäre "Intelligent Design-Konzept" als christlich-religiöser Wunderglaube enttarnt.

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Matthias Glaubrecht - Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace - Galiani-Verlag 2013, 448 Seiten, Euro 25,70
Charles Darwin und die Evolutionstheorie kennt heute (nahezu) jeder. Darwins Werk ᄁDie Entstehung der Artenᄁ erlangte Weltruhm und seine Erkenntnisse sind (zumindest in der zivilisierten westlichen Welt) vollständig anerkannt. Doch wer war Alfred Russel Wallace? Matthias Glaubrecht widmet sich in seinem neuen Buch diesem unbekannten britischen Naturforscher und leidenschaftlichen Sammler, der schon zu Lebzeiten stets im Schatten des ᄁgroßen Darwinᄁ stand. Die Biographie ist überaus gut lesbar, informativ und unterhaltsam. Detailreich, aber nie ermüdend schildert er Leben und Wirken des Mannes, der nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass Darwin seine Theorie überhaupt veröffentlichte. Das Manuskript lag nämlich jahrelang in der Schublade und erst als Wallace (mit dem er in Briefkontakt stand) ihm seine eigenen Erkenntnisse über den Wandel und die Entstehung von Arten bei Tieren und Pflanzen mitteilte, entschloss sich Darwin, sein Buch in Druck zu geben. Darwin wurde berühmt - Wallace vergessen.

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Martin A. Nowak mit Roger Highfield, Kooperative Intelligenz. Das Erfolgsgeheimnis der Evolution. Aus dem Englischen von Enrico Heinemann, München 2013 (C. H. Beck-Verlag), 347 Seiten, Euro 25,70
Martin Nowak, ein weltweit führender Experte im Bereich Evolution und Spieltheorie, erklärt in seinem fesselnden, zugänglichen Buch, warum Kooperation - und nicht Egoismus - der Schlüssel zum Spiel des Lebens ist. Die brillante Antwort auf Frank Schirrmachers Bestseller "Ego".
Im Spiel des Lebens treibt uns das Streben nach Erfolg an. Wir alle wollen Sieger sein. Selbst unsere Gene, so heißt es, seien egoistisch. Aber Konkurrenz erzählt nicht die ganze Geschichte der Biologie. Etwas Grundlegendes fehlt. Um zu überleben, betreiben die Geschöpfe jeder Spezies und auf jeder Stufe der Komplexität auch Kooperation. In der menschlichen Gesellschaft ist Kooperation sogar allgegenwärtig. Selbst einfachste Abläufe bestehen aus mehr Zusammenarbeit, als man meinen könnte. Dabei beschränkt sich Kooperation nicht darauf, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Kooperation bedeutet darüber hinaus, dass Menschen, die potenziell Konkurrenten sind, stattdessen beschließen, einander zu helfen. "Kooperative Intelligenz" entschlüsselt das Rätsel, wie es dazu kommt und warum auf lange Sicht Kooperation immer gewinnt. Es erweitert unser Verständnis von Evolution und Solidarität und hat das Zeug, Debatten auszulösen.

Heiner Jestrabek (Hg.) Frühe deutsche Religionskritik. Edition Spinoza im Verlag Freiheitsbaum 2012. Reutlingen und Heidenheim 2013, 186 S. m. Abb. Klappenbroschur. 14 Euro.

Aufklärung war Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts auch in Deutschland dringend geboten, aber für deren Protagonisten äußerst gefährlich. Die clandestinen Schriften wurden verboten und öffentlich verbrannt, die Autoren scharf verfolgt und mit dem Tod bedroht. Dennoch fanden einige den Mut ihre Stimme zu erheben: Matthias Knutzen verteilte in Jena atheistische Flugschriften ("Überdies leugnen wir das Dasein eines Gottes, wir verachten die Obrigkeit und verwerfen alle Kirchen und Priester"), das anonym erschienene Buch Von den drei Betrügern unterstellte allen drei Begründern der monotheistischen Religionen (Moses, Jesus, Mohammed) Betrugsabsichten. Hermann Samuel Reimarus entlarvte in seiner Schrift (von G. E. Lessing als Fragment eines Ungenannten veröffentlicht) die Apostelgeschichten als widersprüchlich und erdichtet und plädierte eindringlich für religiöse Toleranz.

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Lawrence Wright, Im Gefängnis des Glaubens. Scientology, Hollywood und die Innenansicht einer modernen Kirche. Deutsche Verlags-Anstalt 2013, 624 Seiten, EUR 25,70
Die Sekte der Stars: Was Scientology so attraktiv und gefährlich macht. Scientology ist eine der umstrittensten sogenannten neuen religiösen Bewegungen. In Deutschland wird die Organisation vom Verfassungsschutz beobachtet. Was aber macht Scientology immer wieder attraktiv für Menschen auch in Deutschland? Warum hat Scientology so große Anziehungskraft gerade auf Hollywood?
In seinem neuen Buch begibt sich der Pulitzer-Preisträger Lawrence Wright (»Der Tod wird euch finden« über Al-Qaida) in das Herz von Scientology. Nach jahrelangen Recherchen im Umfeld der Organisation schildert er ihre Gründung durch den Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard, die bizarr anmutenden Glaubensinhalte und die aggressiven Praktiken gegenüber Mitgliedern, Abtrünnigen und Kritikern. Seine Gespräche mit dem Filmregisseur und Ex-Mitglied Paul Haggis verschafften Wright tiefe Einblicke in die auffällig enge Beziehung gerade von Filmschaffenden – unter ihnen etwa Tom Cruise und John Travolta – zu Scientology.

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Jenna Miscavige Hill / Lisa Pulitzer - Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht - btb Verlag 2013, 480 Seiten, Euro 20,60
Jenna Miscavige Hill, die Nichte des Nachfolgers von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard, David Miscavige, wuchs als Scientologin auf, verließ die kontrovers diskutierte Organisation aber im Jahr 2005. In ihrer Biographie enthüllt sie die befremdlichen und verstörenden Details ihrer Kindheit. Sie gibt einen erschütternden Einblick in ihre Erfahrungen als Mitglied der Sea Organization, das Machtzentrum von Scientology, und legt die Überzeugungen, Rituale und Geheimnisse einer Organisation offen, die bereits Hollywood-Stars wie Tom Cruise und John Travolta in ihren Bann gezogen hat. Sie erzählt, wie sie von ihrer Familie abgeschirmt wurde, und berichtet schließlich auch von ihrer mutigen Entscheidung, mit Scientology endgültig zu brechen.

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Helmut Fink (Hg) - Die Fruchtbarkeit der Evolution: Humanismus zwischen Zufall und Notwendigkeit - Alibri Verlag 2013, 296 Seiten, Euro 20,60
Seit Charles Darwin haben die Wissenschaften große Fortschritte gemacht. Der Grundgedanke einer Evolution durch Variation und Selektion hat sich dabei immer wieder als äußerst fruchtbar erwiesen. Doch woraus bezieht die Evolutionsidee ihre Erklärungskraft? Wie sehen die Evolutionsmechanismen im Detail aus? Sind sie bereichsspezifisch oder universell? Ist "kulturelle Evolution" mehr als eine bloße Metapher? Ist Evolution wirklich überall? Neben fachwissenschaftlichen Forschungsergebnissen stehen philosophische und weltanschauliche Überlegungen im Fokus dieses Bandes: Wie verändert die Erkenntnis der Evolution das humanistische Menschenbild? Setzt sich der säkulare Humanismus kulturell durch? Wo endet die Vereinbarkeit von Evolution und Religion?

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Karlheinz Deschner - Die Politik der Päpste - Vom Niedergang kurialer Macht im 19. Jahrhundert bis zu ihrem Wiedererstarken im Zeitalter der Weltkriege - Mit einem Nachwort von Michael Schmidt-Salomon, Alibri-Verlag, ca. 1.231 Seiten, gebunden, Euro 60,65
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Neuausgabe des lange vergriffenen Werkes "Ein Jahrhundert Heilsgeschichte - Die Politik der Päpste im Zeitalter der Weltkriege". In diesem Buch verfolgt Deschner den Weg der Päpste aus ihrer tiefsten Krise. Das voluminöse Werk bildet gleichsam den Schlussstein der monumentalen Kriminalgeschichte des Christentums. Deschners Darstellung beginnt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die katholische Kirche aufgrund europaweiter Demokratisierungsbestrebungen erheblich an Macht verliert und naturwissenschaftliche Erkenntnisse die Grundlagen des Glaubens weithin erschüttern. Gegen beides stemmen sich die Päpste vehement, unter anderem bestrebt, den verlorenen Kirchenstaat wiederherzustellen. Deschner führt die Untersuchung von Pontifikat zu Pontifikat: von Pius IX., dem Verkünder päpstlicher Unfehlbarkeit, zu dem hochpolitischen, wieder die Weltherrschaft erstrebenden Leo XIII.; weiter zu dem antimodernistischen und russenfeindlichen Pius X. und zu Benedikt XV., der im 1. Weltkrieg rechtzeitig die Seiten wechselt und so den Vatikan zu einem der Kriegsgewinnler macht. Pius XI, der einflussreichste Papst des Jahrhunderts, unterstützt Mussolini, Hitler, Franco, den Abessinienkrieg, den Spanischen Bürgerkrieg. Und Pius XII. setzt diesen von ihm seit langem mitbestimmten antikommunistischen Kurs fort - zur Verfolgung und Vernichtung der Juden fast ausnahmslos schweigend und die besonders grauenvolle massenhafte Hinschlachtung orthodoxer Serben durch die katholischen Ustaschen in Kroatien unter Ante Pavelic widerspruchlos duldend.
Deschner weist nach, dass die Stellvertreter Gottes, ihrem moralischen Anspruch entgegen, auch in dieser letzten großen Epoche stets auf der Seite jener Mächtigen standen, von denen sie sich Unterstützung für ihre imperialen Ziele erhofften. Auch mit Johannes XXIII. und dem II. Vatikanischen Konzil änderte sich das nicht wesentlich. Paul VI. setzte alles daran, den sogenannten Reformgeist zu zähmen, und Johannes Paul II. kehrte endgültig zur Machtpolitik unter konservativem Vorzeichen zurück. In einem Nachwort für die Neuausgabe zeichnete Michael Schmidt-Salomon die Entwicklung seit dem Ende des real existierenden Sozialismus nach.

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Uta Griechen / Johannes Schneider - Gibt es Gott, und wenn ja, warum nicht? Atheistin und gläubiger Katholik im Briefstreit - Tectum-Verlag 2013, 247 Seiten, Euro 20,50
Warum können viele Menschen nicht an übernatürliche Dinge glauben - an Götter, Wunder, Unsterblichkeit, eine absolute Wahrheit? Oder an einen "Allmächtigen", der das Weltgeschehen lenkt und dessen Sohn für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist?
Und warum sind sich andere ganz sicher, dass es einen persönlichen Gott gibt, der uns als sein Ebenbild schuf, uns eine Seele einhaucht, unserem Leben einen "höheren Sinn" verleiht und Gläubige mit ewiger Glückseligkeit im Jenseits belohnt?
Ein katholischer Theologe und eine Atheistin diskutieren solche Fragen in einem kontroversen Briefstreit, in gegenseitigem Respekt, aber auch mit knallharten Argumenten. Und beide sind ganz bei der Sache - mit Engagement, Überzeugungswillen und einem hohen Maß an Authentizität. Denn erst spät reifte der Gedanke, diesen Briefstreit um die "ewige Frage" auch zu veröffentlichen.
Herausgekommen ist ein ehrliches und spannendes Buch, das den Leser mitnimmt und ihn herausfordert, selbst Stellung zu beziehen zum Für und Wider der Frage nach Gott.

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Christian Kreiß - Profitwahn: Warum sich eine menschengerechtere Wirtschaft lohnt - 232 Seiten, Tectum-Verlag 2013, Euro 18,50
Die Finanzwirtschaft ist längst mächtiger als die Politik, in unserer Demokratie entscheidet nicht mehr der Mensch, sondern das Geld. Christian Kreiß tritt an gegen die Diktatur der Finanzmärkte und seine eigene Zunft die Wirtschaftsexperten. Sie beraten die Regierungen der Welt und beeinflussen, was der Öffentlichkeit als wissenschaftliche Wahrheit verkauft wird. Mit historischen Fakten und aktuellen Zahlen entlarvt Kreiß das zu bitterem Ernst gewordene Monopoly-Spiel der Finanzindustrie. Der Autor veranschaulicht, wie in der Vergangenheit jede wirtschaftliche Wachstumsphase in sozialem Unfrieden und Chaos endete. Seine erschreckende Bilanz: Wir selbst befinden uns am Ende einer solchen Periode. Es ist höchste Zeit für eine Gesellschaftsordnung, die Mensch und Umwelt gerecht wird. Es gibt einen Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus, der zu Chancengleichheit und einer wirklich freiheitlichen Gesellschaftsordnung führt. Auf dem Spiel stehen ein menschenwürdiges Dasein und echte Demokratie.

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Jakob Augstein: Sabotage. Warum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen. Carl Hanser-Verlag 2013, 304 Seiten, Euro 19,40
Was lernen wir aus der Geschichte? Bekanntlich nicht viel. Aber diese Lehre von Weimar sollten wir bedenken: Die vernachlässigte Republik ist in Gefahr. In der Finanzkrise haben wir, auch in Deutschland, den moralischen Meltdown des Systems erlebt. Doch anders als nach Fukushima hat die Politik keinen Ausstieg vorgesehen. Darum ist es an der Zeit, wieder zu kämpfen: für Gerechtigkeit, Gesetz, Gleichheit, Demokratie, Freiheit. Der Finanzkapitalismus hat uns diese Begriffe geraubt. Jetzt gilt es, sie zurückzuerobern. Bei der Bundestagswahl die Stimme abzugeben und danach zu schweigen – das ist zu wenig. Im Wahljahr legt Jakob Augstein ein Buch über die Frage vor, was uns wichtiger ist: Demokratie oder Kapitalismus.

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Rita Kuczynski - Was glaubst du eigentlich? Weltsicht ohne Religion - Ch. Links Verlag 2013, 192 Seiten, Euro 17,40
Mehr als ein Drittel der Deutschen ist konfessionslos. Dennoch spielen die Lebensansichten der Menschen ohne Religion in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle. Dabei leben sie keineswegs orientierungslos in dieser Welt. Sie haben eigene Werte und Maßstäbe und lösen ihre Gewissensentscheidungen auf ganz eigene Weise. Rita Kuczynski hat mehr als 50 Nichtreligiöse aus Ost- und Westdeutschland ausführlich befragt, woran sie denn glauben, wenn sie nicht an Gott glauben, worin sie den Sinn ihres Lebens sehen, an welchen Werten sie ihr Handeln ausrichten, wie sie Trost finden und welche Vorstellungen sie vom Tod haben. Die Philosophin und Romanautorin wertet zudem die einschlägige Literatur aus und gibt aufschlussreiche Einblicke in die große Vielfalt weltlicher Grundüberzeugungen.

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Johannes Fischler: New Cage: Esoterik 2.0 - Wie sie die Köpfe leert und die Kassen füllt - Mit einem Vorwort von Univ.-Prof. Dr. Heinz Oberhummer, theoretischer Physiker und Mitglied der bekannten "Science Busters" - Molden Verlag 2013, 288 Seiten, Euro 20,60
Allein in Deutschland setzt die Esoterikindustrie geschätzte 20 bis 25 Milliarden Euro pro Jahr um. Räucherstäbchen und Alternativ-Chic waren gestern die Branche ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und bedient sich professioneller Geschäftsmodelle und moderner Marketingstrategien, um potenzielle Kunden anzusprechen.
Ob Engelsfestivals, Energiekristalle oder esoterische Selbstfindungsseminare: Der Psychologe und Esoterikexperte Johannes Fischler fühlt der Marketingdramaturgie kritisch auf den Zahn und macht so die Mechanismen der Szene transparent.
Anschauliche Vergleiche mit der bunten Markenwelt internationaler Konzerne, spannende Undercover-Recherchen und erschütternde Berichte von Aussteigern und Betroffenen verdeutlichen die Schattenseiten einer boomenden Industrie, für deren Verlockungen wir anfälliger sind als wir denken.

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Christopher Hitchens: "Endlich. Mein Sterben". Pantheon Verlag 2013, 128 S., Euro 13,40
Nachdem der berühmte Atheist Christopher Hitchens die Diagnose seiner tödlichen Krankheit erhalten hatte, schrieb er, die von Elisabeth Kübler-Ross etablierte Theorie der verschiedenen Stufen des Sterbens träfe auf ihn nicht zu. Anfangs hätte er zwar seinen Zustand geleugnet, dann Zorn und Depression aber übersprungen: »Ich habe den Sensenmann herausgefordert, es mir so richtig zu zeigen – und muss nun vor etwas kapitulieren, das so vorhersehbar und banal ist, dass es selbst mich langweilt.«
Zeit seines Lebens war Christopher Hitchens ein scharfzüngiger Redner und erbarmungsloser Diskutant in politischen und weltanschaulichen Debatten. Wenn er zur Hochform auflief, waren ihm auch die gewandtesten Gegner nicht mehr gewachsen. Der gebürtige Brite lehrte seine Wahlheimat USA in den drei Jahrzehnten, in denen er dort lebte, das Fürchten, indem er deren Kriegsverbrechen und Bigotterie an den Pranger stellte wie niemand sonst. Während der Lesereise zu seiner Autobiographie Hitch 22 hatte Christopher Hitchens einen Zusammenbruch, der mit unerträglichen Schmerzen in der Brust einherging. Die Ärzte diagnostizierten Speiseröhrenkrebs. Diese Diagnose war, wie er später schrieb, seine »Deportation vom Land der Gesunden über die klar gezogene Grenze, die das Gelände der Krankheit davon trennt«. Was als ein Schreiben über die Krankheit beginnt, wird zu Hitchens’ letztem Buch, ein Text über das Leiden und Sterben, über den eigenen Tod.

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Lawrence M. Krauss - Ein Universum aus Nichts: ... und warum da trotzdem etwas ist - Albrecht Knaus Verlag 2013, 256 Seiten, Euro 20,60
Worüber sich Philosophen seit Jahrhunderten den Kopf zerbrechen, darauf weiß die Physik Antwort: Nach den neuesten Erkenntnissen kann durchaus alles aus dem Nichts entstanden sein. Und mit Lawrence Krauss ist das gar nicht so schwer zu verstehen. Ironisch, böse und zugleich mit einem Augenzwinkern weiß Krauss selbst die Erkenntnis, dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Nichts verschwinden werden, höchst amüsant zu präsentieren, und schont dabei niemanden: weder Philosophen noch Theologen noch sich selbst.
Die Frage nach der Entstehung unseres Universums ist eine der bemerkenswertesten Erkundungsreisen, die die Menschheit je unternommen hat. Einstein, Hubble, Relativitätstheorie, Inflation und Quantenmechanik – kein Bereich der Kosmologie, über den Lawrence Krauss nicht verständlich und vor allem spannend zu erzählen weiß. Dabei fragt er immer auch nach den Quellen unseres Wissens: Wie hat sich unsere Vorstellung vom Ursprung aller Dinge entwickelt? Weshalb wissen wir, was wir heute wissen? Und warum können wir davon ausgehen, dass das auch stimmt? Mit "Ein Universum aus Nichts" hat er ein Buch geschrieben, das schlau macht – voller Seitenhiebe gegen die theologische Zunft und alle anderen.

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Thomas Rießinger - Joseph Ratzinger - Ein brillanter Denker? Kritische Fragen an den Papst und seine protestantischen Konkurrenten, LIT-Verlag 2013, 224 Seiten, Euro 30,70
Joseph Ratzinger genießt den Ruf eines bedeutenden und tiefgründigen Theologen und Denkers. Ist dieser Ruf gerechtfertigt? Thomas Rießinger kommt anhand der Texte zu einem anderen Ergebnis. Eine gedankliche Tiefe kann er nicht feststellen. Die angeblichen Resultate beruhen auf einer Kombination von Wunschdenken und Ausblendung. Ergänzend werden protestantische Theologen betrachtet (Moltmann, Huber, Käßmann). Das Ergebnis ist ähnlich.

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Dirk Verhofstadt: Pius XII. und die Vernichtung der Juden – 450 Seiten, Alibri-Verlag 2013, Euro 26,80
Seit Rolf Hochhuths Drama Der Stellvertreter sind die Fragen umstritten: Was wusste der Vatikan genau über die nationalsozialistischen Konzentrationslager und die Vernichtung der europäischen Juden? Hat sich Papst Pius XII. angemessen verhalten oder hat er geschwiegen, als er deutlich und öffentlich hätte Stellung beziehen müssen? Bis heute werden diese Fragen kontrovers diskutiert und die Bewertungen der Rolle Pius’ XII. gehen dabei weit auseinander.
Dirk Verhofstadt analysiert die Politik des Vatikans während der Periode des europäischen Faschismus im Spannungsfeld von moralischem Anspruch und weltlichen Interessen. Dazu spannt er den Bogen etwas weiter und behandelt nicht nur das Verhältnis Pius XII. zum Nationalsozialismus in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Er untersucht die frühen Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft und die Haltung des Vatikans zu den katholisch ausgerichteten faschistischen Regimen. Und er wirft einen Blick darauf, wie die katholische Kirche sich nach 1945 mit ihrem Verhältnis zum Faschismus auseinandersetzte.

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Wiprecht von Treskow - Die Ketzereien einer gottesfürchtigen Seele -  366 Seiten, Pro Business Verlag 2012, 20,60 Euro
Warum stimmt das, was die Religionen als den Willen Gottes erklärten, so kläglich wenig miteinander überein? Weiß man, dass viele Bestandteile des christlichen Glaubens eigentlich altägyptische, respektive jüdische und hellenistische Glaubensvorstellungen waren? So etwa die Jungfrauengeburt, die Auferstehung und Deifizierung Jesu, viele seiner Wunder, das Jüngste Gericht, die Dreifaltigkeit, das Vaterunser. Ständig recycelt und neu editiert. Oder weiß man, dass es - außer Jesu - noch weitere 17 Messiasse gab? Dass keine zeitgenössische Quelle von Jesu stillem Wirken berichtete? Warum wusste schon das frühe Kirchenvolk mit dem Heiligen Geist nichts anzufangen? Jedenfalls erzählte es dem Propheten Mohammed, dass Jesu Mutter Maria für die Christen der dritte ihrer drei Götter sei. Oder wer denkt schon beim Besuch des Petersdoms daran, dass zu seinem Bau auch Ablassgelder dienten, die Geistliche gezahlt hatten, um dafür ein Jahr lang den sündenstraffreien Beischlaf zu pflegen? Papst Innozenz VIII brachte es auf diese Weise zu neun Kindern! Dies und anderes ist das Thema dieser Geschichte des ungläubigen Staunens über den eigenwilligen Umgang der Kirchen mit Moral und Wahrheit.

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Shahin Najafi: ᄁWenn Gott schläft. Mein Leben, mein Land, der Iran, meine Songs und Gedichte.ᄁ Kiepenheuer & Witsch, 9,30 Euro.

»Shahin Najafi ist der wütende Barde der Trauer eines Volkes, das um seine Freiheit kämpft.« Omid Nouripour »Naghi« heißt der Rap-Song, der den iranischen Musiker und Dichter Shahin Najafi im Sommer 2012 auf dramatische Art und Weise weltberühmt gemacht hat. Dennoch wissen wir nicht viel über diesen jungen Künstler, der seit vielen Jahren unermüdlich und voller Leidenschaft gegen Repressionen, Gewalt und Frauenunterdrückung im Iran schreibt und singt. Mit »Wenn Gott schläft« – einer Auswahl seiner wichtigsten Songtexte und Gedichte, erstmals übersetzt ins Deutsche, sowie autobiografischen Texten über seine Jugend im Iran und sein politisches Selbstverständnis – kann man nun mehr erfahren: über Najafis Weg vom frommen Koranrezitator zum Rapper und Regimekritiker, über seine Auseinandersetzung mit der Religion und über sein Leben im deutschen Exil. Ergänzt durch ein informatives Vorwort und Erläuterungen des Grünen-Abgeordneten und Iran-Experten Omid Nouripour, gewährt dieses Buch einen tiefen Einblick in das Innere der heutigen iranischen Gesellschaft. Ein wichtiges Dokument eines mutigen politischen Kampfes für Freiheit und Gerechtigkeit.

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Hartmut Krauss, Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung. Ein analytischer Leitfaden, Hintergrund-Verlag 2013, 230 Seiten, EUR 14,40
Angesichts endloser und sich immer wieder im Kreis drehender Debatten konzentriert Hartmut Krauss sich in seinem neuen Buch auf die unumgängliche Präzisierung des zentralen Grundsachverhalts, der im öffentlichen Diskurs immer wieder verdrängt, umgangen oder verdunkelt wird: "Der Islam in seiner orthodoxen Grundgestalt, wie er - unabhängig von subjektiven Aneignungs- und Umsetzungsformen - im Koran, der Hadithsammlung, den Festlegungen der Rechtsschulen sowie in autoritativen Texten und Gutachten von einflussreichen islamischen Gelehrten objektiv vorliegt, ist keine zu schützende 'Privatreligion', sondern eine totalitäre grund- und strafrechtswidrige Herrschaftsideologie mit einer monotheistisch-dogmatischen Prämisse. Für diesen Befund spricht auch die Begutachtung der historischen und aktuellen Praxis breiter Strömungen innerhalb der islamischen Herrschaftskultur, die den objektiv-dogmatischen Vorgaben folgen."
Im ersten Kapitel legt der Autor einige begriffliche und methodologische Präzisierungen dar, deren Vernachlässigung und Ungeklärtheit immer wieder den kritisch-rationalen Diskurs über den Islam und die durch ihn bestimmte Herrschaftskultur belasten und damit zur vermeidbaren Verwirrung beitragen. In Kapitel zwei wird dann die Gegensätzlichkeit zwischen orthodox-islamischer Dogmatik und den Grundprinzipien der menschenrechtlichen Moderne anhand wesentlicher Dimensionen näher untersucht. Im abschließenden Kapitel umreisst Krauss die tendenzielle Untergrabung und Zersetzung der säkular-demokratischen Gesellschaft.
Insgesamt liefert das Buch mit seiner faktendichten Analyse einen fundierten Gegenpol zur ausufernden Diffamierung islamkritischer Positionen, wie sie in Politik und Medien vorherrschend ist.

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Hubertus Mynarek, Luther ohne Mythos. Das Böse im Reformator, Ahriman-Verlag 2012, 115 Seiten, 13,20 Euro
Hubertus Mynarek versteht sein Buch als rechtzeitige Gegenrede zu den absehbaren großen Luther-Festlichkeiten, die Staat und Kirche fürs Jahr 2017 ins Auge gefasst haben. Dem ᄁHeldenliedᄁ, das Luther als ᄁverwegen mutigen Mannᄁ darstellt, der es mit dem Herrschaftsapparat des Papsttums aufgenommen habe, stellt der Autor die ᄁöffentlich tabuisierten und totgeschwiegenen Aspekteᄁ des Reformators gegenüber. Dazu gehört zunächst, dass Luther seine Kritik häufig in einem zutiefst irrationalen, hetzerischen Tonfall äußerte. In jeweils eigenen Kapiteln wird dies für die Auseinandersetzung mit dem Papsttum sowie seine Stellungnahmen zu den revoltierenden Bauern, den Juden, Ketzern & Hexen. Anschließend geht Mynarek auf Luthers Frauenbild und dessen Vorstellungen von Sexualität ein, die ᄁkeiner wirklichkeitsgemäßen Anthropologieᄁ entsprechen. Im Kapitel über sein Verhältnis zum Staat steht sein ᄁServilismusᄁ im Fokus; diese Haltung sei prägend für das Verhältnis der evanglischen Kirche zur Herrschaft gewesen und erkläre auch deren Versagen während des Nationalsozialismus. Die weiteren Abschnitte behandeln Luthers Verhältnis zu Vernunft und Willensfreiheit (die er ablehnt) sowie sein Gottesbild. Hier geht Mynarek davon aus, dass Luther seine eigene grobe und gewalttätige Natur auf Gott projiziert habe.
Mynareks Kritik zeichnet sich durch profunde Quellenkenntnis aus; die angeführten Zitate verdeutlichen hinreichend, dass 2017 eher über Luther nachgedacht als seiner ehrfürchtig gedacht werden sollte. Die aktuellen politischen Einschätzungen hingegen können nicht immer überzeugen.

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Andreas Altmann - Dies beschissen schöne Leben: Geschichten eines Davongekommenen - Piper 2013, 20,60 Euro
Was wird aus einem, der seine »Scheißjugend« nur knapp überlebt hat? Natürlich ein Versager, ein Versicherungsbetrüger und Bücherdieb, einer, der sich ebenso erfolglos als Schauspieler wie als Dressman oder Spüler versucht. Es gibt fast nichts, was Andreas Altmann nicht ausprobiert hätte. Am Ende aber entdeckt er, wie er wirklich leben will und wird zu einem der brillantesten Reporter und Reiseautoren unserer Tage. Andreas Altmann knüpft da an, wo sein Bestseller »Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend « aufgehört hat. Nie wieder zurück in die Provinz, das war klar, aber was will er wirklich? Die Antwort heißt: LEBEN. Länder und Ideen, Drogen und Frauen, Missetaten und Mönchstum. Altmann schildert seine Erfahrungen mit Schonungslosigkeit gegen sich selbst – und mit Leidenschaft und Witz. Es sind die Geschichten eines Davongekommenen, der beschlossen hat, ganz nah ranzugehen: ans Leben.

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Lawrence M. Krauss - Ein Universum aus Nichts: ... und warum da trotzdem etwas ist - 256 Seiten, Albrecht Knaus Verlag 2013, Euro 20,60
Warum gibt es alles und nicht nichts? Worüber sich Philosophen seit Jahrhunderten den Kopf zerbrechen, darauf weiß die Physik Antwort: Nach den neuesten Erkenntnissen kann durchaus alles aus dem Nichts entstanden sein. Und mit Lawrence Krauss ist das gar nicht so schwer zu verstehen. Ironisch, böse und zugleich mit einem Augenzwinkern weiß Krauss selbst die Erkenntnis, dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Nichts verschwinden werden, höchst amüsant zu präsentieren, und schont dabei niemanden: weder Philosophen, noch Theologen, noch sich selbst.
Die Frage nach der Entstehung unseres Universums ist eine der bemerkenswertesten Erkundungsreisen, die die Menschheit je unternommen hat. Einstein, Hubble, Relativitätstheorie, Inflation und Quantenmechanik – kein Bereich der Kosmologie, über den Lawrence Krauss nicht verständlich und vor allem spannend zu erzählen weiß. Dabei fragt er immer auch nach den Quellen unseres Wissens: Wie hat sich unsere Vorstellung vom Ursprung aller Dinge entwickelt? Weshalb wissen wir, was wir heute wissen? Und warum können wir davon ausgehen, dass das auch stimmt? Mit Ein Universum aus Nichts hat er ein Buch geschrieben, das schlau macht – voller Seitenhiebe gegen die theologische Zunft und alle anderen esoterischen Welterklärungen. Ganz ohne Berechnungen.

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Hansjoachim Bernt - Als Linker gegen Islamismus - Ein schwuler Lehrer zeigt Courage: HJB-Fakten - 173 Seiten, Hjb Verlag, Euro 13,30
Daniel Krause, Jahrgang 1980, ist promovierter Soziologe und Gymnasiallehrer. Als bekennender Homosexueller und Feminist verteidigt er linke und liberale Werte gegen den Einfluss von Religionen und anderen autoritären Einflüssen. Islamkritische Bücher gibt es zwar aus aktuellen Anlässen zahlreich auf dem deutschen Buchmarkt, doch dieses Buch ist aufgrund seiner klaren politischen Verortung im linkgrünen Lager etwas ganz besonders Erfreuliches! Dem Autor geht es ganz eindeutig um die Verteidigung "linker", also emanzipatorischer Werte: Gleichberechtigung von Frauen und Männer, von Mädchen und Jungen, von Homosexuellen und Heterosexuelle, von Gläubigen und Ungläubigen, um die Trennung von Staat und Religion. Krause legt dar, dass man dieses wichtige Thema nicht alleine den rechten Parteien überlassen darf, von denen er sich selbst glaubhaft distanziert. Im weiteren Verlauf des Buches gibt der Autor atemberaubende Einblicke in den Schulalltag.

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Robert Urban - Scheiß drauf!: Mit mir nicht mehr - 408 Seiten, Verlag: epubli GmbH, Euro 24,60
Angebliche Vogel-, und Schweineepidemien, durch die einige Wenige sich mit dem Verkauf von Millionen Medikamenten eine goldene Nase verdienen, Glühbirnen, die zu Gunsten gesundheitsgefährlicher, quecksilberhaltiger und teurer ᄁEnergiesparlampenᄁ verboten werden und ein Euro- Rettungsschirm, mit dem dank eines ᄁHebelsᄁ plötzlich die mehrfache Geldmenge aus dem Nichts erzeugt wird… Manchmal ist es so offensichtlich und so klar, wie wir verarscht werden. Während manche von uns immer noch Götzen anbeten und Politiker peinlicher und kindgleicher Form vergöttlichen –und dabei schon vergessen haben, dass keine von den Parteien jemals auch nur ein einziges Wahlversprechen gehalten hat- merken andere bereits ganz deutlich, dass etwas nicht stimmt. Besonders frühmorgens wenn wir mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln fahren, blicken wir in die Gesichter von schlecht gelaunten, frustrierten und ängstlichen Menschen, die unterwegs zu ihrer ᄁArbeitᄁ sind. Aber wenn ein Leben ohne Arbeit langweilig wäre, wie uns suggeriert wird, warum strahlen diese Leute dann nicht vor Freude? Wir stecken in einer durch sanften aber steten Druck von außen erzeugten Sackgasse. Noch nie gab es solche Zukunftsängste, Existenzsorgen und Depressionen unter den Mitbürgern. Wir träumen vom Lotto-Sechser und planen unseren Urlaub- der aber letzten Endes –wie so viele Dinge, die uns als ᄁWohlstandᄁ verkauft werden, nur als Kompensation für ein unglückliches Leben dient. Wir erschaffen ein Eigenheim, um mit 60 vom Herzinfarkt dahingerafft zu werden und es fällt uns nicht einmal auf, dass wir samt Zinsen und Zinseszinsen so viel an die Bank zurückbezahlt haben, dass wir uns drei Häuser hätten bauen können. Durch Arbeit sind die meisten von uns zu Sklaven geworden. Nicht das Gehalt ist der Lohn, sondern Krankheit und Unglück. Stress, Mobbing, Bossing sind die Schlagwörter der ᄁWohlstandsgesellschaftᄁ. Eine der bösartigsten Lügen der heutigen Zeit ist die Behauptung, dass ein ᄁJobᄁ die Lösung aller Sorgen, die Garantie für Glück und Wohlstand wäre. Tatsächlich leben wir in einem Teufelskreis aus Konsum, Manipulation und Arbeitszwang. Viel3 wollen aus diesem Hamsterrad raus, wollen endlich JETZT anfangen zu leben, wollen endlich JETZT frei sein. Diese BUCH zeigt den Weg!

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Jörg Schneider - So komme ich in die Hölle: Ein Streifzug durch den Irrsinn der Religion - 220 Seiten - Ubooks Verlag 2013, Euro 10,20
Der Weg in die Hölle ist leichter als man gemeinhin denkt. Ein kleiner Fehltritt im Leben und schon wartet die ewige Verdammnis. Zumindest droht uns so die Kirche. Jörg Schneider hat sich auf den Weg gemacht und noch nie gestellte Fragen ein für alle Mal beantwortet.
Unter anderem: Warum ist Gott kein Hippie? Dürfen evangelikale Christen Blitzableiter verwenden? Was hat es mit der Zahl des Antichristen auf sich? Warum musste ausgerechnet Charlton Heston die 10 Gebote entgegennehmen? Wohnt der Papst tatsächlich im Vakuum? Welchen Einfluss hat der Fleischverzehr an einem Freitag auf die Besetzungspolitik der Hölle? Wie fest darf man beim Steinigen werfen?
Dieses Buch klärt endlich die nebulösen Sachverhalte und zeigt Ihnen den mehrspurig ausgebauten Weg in das doppelt unterkellerte Glaubensgemäuer der kirchlichen Wahnvorstellung Hölle. Aber Vorsicht, es besteht Einsturzgefahr.

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Klaus Huber - Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter: Religionskritik in Zitaten - 208 Seiten, Books on Demand 2012, Euro 14,90
Es sind noch keine zehn Menschengenerationen vergangen, seit die letzten Hexen und Ketzer auf den Scheiterhaufen der Inquisition zu Asche verwandelt wurden. Unter dem Druck der sich durchsetzenden Aufklärung verlor die Kirche jedoch an Macht, Menschenrechte wurden gegen den erbitterten Widerstand der Kirche erkämpft. Heute darf Religionskritik zumindest hierzulande frei geäußert werden. In diesem Sammelband kommen zahlreiche Frauen und Männer zum Thema Glaube und Religion zu Wort. Sie alle haben sich zum Glauben, zur Bibel, zum Atheismus und zum Lebenssinn geäußert. Über 700 religionskritische Zitate sind hier gesammelt und in neun Themenbereiche übersichtlich gegliedert. Eine Besonderheit dieses Buches ist die Tatsache, dass es zahlreiche Kernaussagen aus der aktuellen religionskritischen Literatur wiedergibt. So finden sich hier u.a. wichtige Zitate aus Richard Dawkins Der Gotteswahn , Michael Schmidt-Salomons Manifest des evolutionären Humanismus oder Michael Onfrays Wir brauchen keinen Gott . Am Ende wird deutlich: Wo es an Wissen fehlt, gibt der Glaube erfundene Antworten. Und natürlich: Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter!

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Gerd Althoff  - "Selig sind, die Verfolgung ausüben": Päpste und Gewalt im Hochmittelalter - 254 Seiten - Theiss Verlag 2013, Euro 30,80
"Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden"? Nicht in den Augen aller Kirchenvertreter des Hochmittelalters. "Es seien die selig zu preisen, die Verfolgung ausübten um der Gerechtigkeit willen", schrieb etwa im 11. Jahrhundert Bischof Bonizo von Sutri. Der Historiker Gerd Althoff belegt in seinem neuen Buch: Diese Ungeheuerlichkeit aus der Feder eines Geistlichen, der eigentlich Barmherzigkeit und Güte predigen sollte, entsprach der Strategie und dem Selbstverständnis des Reformpapsttums. Damals kämpften die Päpste insbesondere mit den deutschen Königen im Investiturstreit um Macht und Einfluss. Christliche Geistliche formten vorgeblich unter Berufung auf Augustinus und andere Kirchenväter die Lehre um, bis sie als normative Grundlage und Legitimation für Gewaltanwendung taugte.

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Karlheinz Deschner - Kriminalgeschichte des Christentums. Band 10: 18. Jahrhundert und Ausblick auf die Folgezeit. Könige von Gottes Gnaden und Niedergang des Papsttums - 320 Seiten, Rowohlt Verlag 2013, Euro 23,60
"Gott geht in den Schuhen des Teufels. Dieser Gedanke bestimmte meine Arbeit, mein Leben", schreibt Karlheinz Deschner im Nachwort zum ersten Band der "Kriminalgeschichte des Christentums", der 1986 erscheint. Inspiriert von diesem Bild, hatte Deschner dem Rowohlt Verlag die "Kriminalgeschichte" schon 1970 angeboten: 320 Seiten, die 1973 erscheinen sollten. Es sollte daraus aber später etwas sehr viel Größeres werden: ein monumentales Werk, auf zehn Bände angelegt. Und jetzt, mehr als ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen des ersten Bandes, hat er es beendet! Von der heidnischen und jüdischen Vorgeschichte des Christentums über die alte Kirche zu den Kreuzzügen; von der Hexenjagd im Mittelalter über den Völkermord in Lateinamerika bis zur schließlichen Trennung von Kirche und Staat präsentiert Deschners Opus magnum auf ca. 6000 Seiten eine einzigartige Forschungsarbeit. Brillant geschrieben, breiten diese zehn Bände in intensiven Studien erhobene Fakten aus, die selbst von den Gegnern Deschners nicht bestritten werden. Der vorliegende Band 10 wendet sich dem Niedergang des Papsttums und der allmählichen Trennung von Kirche und Staat zu, in deren Vorgeschichte in fortwährenden Konflikten abermals Ströme von Blut vergossen werden, so beim Kampf christlicher und weltlicher Mächte um Skandinavien oder, weiter im Süden, in den Schlachten des Prinzen Eugen, des goldgierigen "Bewahrers der Christenheit". Auch dieser Band bekräftigt mit seiner Detailfreude, Exaktheit und kritischen Schärfe, daß Karlheinz Deschner zu Recht als der "wohl kompromißloseste Denker im deutschsprachigen Raum" (Die Weltwoche) gilt - und als der bedeutendste Kirchenkritiker der Gegenwart. (erscheint am 8.3.13)

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Jörg Schneider - So komme ich in die Hölle: Ein Streifzug durch den Irrsinn der Religion - 224 Seiten, Verlag: Ubooks/U-Line 2013, Euro 10,30
Der Weg in die Hölle ist leichter als man gemeinhin denkt. Ein kleiner Fehltritt im Leben und schon wartet die ewige Verdammnis. Zumindest droht uns so die Kirche. Jörg Schneider hat sich auf den Weg gemacht und noch nie gestellte Fragen ein für alle Mal beantwortet. Unter anderem: Warum ist Gott kein Hippie? Dürfen evangelikale Christen Blitzableiter verwenden? Was hat es mit der Zahl des Antichristen auf sich? Warum musste ausgerechnet Charlton Heston die 10 Gebote entgegennehmen? Wohnt der Papst tatsächlich im Vakuum? Welchen Einfluss hat der Fleischverzehr an einem Freitag auf die Besetzungspolitik der Hölle? Wie fest darf man beim Steinigen werfen? Dieses Buch klärt endlich die nebulösen Sachverhalte und zeigt Ihnen den mehrspurig ausgebauten Weg in das doppelt unterkellerte Glaubensgemäuer der kirchlichen Wahnvorstellung Hölle. Aber Vorsicht, es besteht Einsturzgefahr.

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Edward O. Wilson - Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen - 384 Seiten, Verlag: Beck 2013; Euro 23,60
Egoismus oder Nächstenliebe, Eigennutz oder Kooperation - was liegt mehr in der Natur des Menschen? Als Einzelwesen sind wir egoistisch, als Gruppenwesen aber ziehen wir uneigennütziges Verhalten vor, sagt Edward O. Wilson, der berühmteste Biologe unserer Zeit, in seinem wegweisenden Buch. Zwischen den beiden Antriebskräften herrscht ein Dauerkonflikt, in der Gesellschaft wie in jedem Einzelnen von uns. Die Balance, die wir anstreben, ist stets zerbrechlich.
Die soziale Eroberung der Erde ist die Summe lebenslanger innovativer Forschung, die Krönung des Lebenswerkes von Edward O. Wilson. Das Buch beginnt mit drei fundamentalen Fragen, die die Menschen seit Jahrtausenden faszinieren: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Nur die Biologie, so Wilson, ist in der Lage, diese Fragen wissenschaftlich zu beantworten. Wilson räumt mit dem Vorurteil auf, wonach die Evolution die Lebewesen daraufhin prägt, die Familie an die erste Stelle zu setzen. Wilson, der vor 35 Jahren die Soziobiologie begründet hat, zeigt uns mit seinem erstaunlichen Fundus an biologischen, verhaltenspsychologischen und anthropologischen Kenntnissen, dass die soziale Gruppe die treibende Kraft der menschlichen Evolution ist. Religion, Sport, Krieg - unser Trieb, uns zu Gruppen zusammenzuschließen und für sie zu kämpfen, ist es, was uns zu Menschen werden ließ. An einer Fülle anschaulicher Beispiele führt er vor, wie wir Moral, Religion und die Künste, ja die menschliche Kultur insgesamt nur dann wirklich begreifen, wenn wir ihre soziobiologischen Fundamente erkennen.

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Thomas Großbölting - Der verlorene Himmel: Glaube in Deutschland seit 1945 - 320 Seiten Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, Euro 30,90
In vielen Teilen der Welt war und ist das soziale Leben von religiösen Vorstellungen durchtränkt. In Westeuropa wie auch in Deutschland verhält es sich nicht mehr so: Seit Ende des Zweiten Weltkriegs erleben wir einen beispiellosen Traditionsbruch innerhalb der christlichen Konfessionen. Während die unmittelbare Nachkriegszeit noch von der Idee einer umfassenden Rechristianisierung geprägt war, hat sich diese Vorstellung wenige Jahrzehnte später verflüchtigt. Die individuelle Frömmigkeitspraxis schwindet, die Gotteshäuser werden leerer. Hinzu kommt, dass sich auch die christlichen Kirchen selbst in dieser Transformation umfassend gewandelt haben: Der strafende Gott hat sich allmählich zum liebenden Vater entwickelt, die Christenlehre zum Religions- und Ethikunterricht. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Kirchen selbst, sondern verändert auch die politische Kultur insgesamt: Idealbilder und Praxis von Kernbereichen des gesellschaftlichen Lebens wie Familie, Sexualität, Bildung, aber auch politische Entwürfe sind immer weniger christlich geprägt, so dass der gesellschaftliche und politische Einfluss der Kirchen abnimmt. Dennoch aber ist die Vorstellung vom Verschwinden der Religion nicht haltbar. Ein populärreligiöser Markt boomt, spirituelle Ratgeber werden als Lebenshelfer konsultiert, Religionsvertreter als Berater in Fragen der letzten Dinge um ihre Meinung gebeten. Wie lassen sich die verschiedenen Ebenen dieses Wandels erklären? Welche Konsequenzen zeitigt er für die religiösen Gemeinschaften, vor allem aber für unser Gemeinwesen insgesamt? Und: In welche Richtung wird sich das religiöse Feld zukünftig entwickeln?

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Shereen El Feki - Sex und die Zitadelle, Liebesleben in der sich wandelnden arabischen Welt - 416 Seiten, Hanser-Verlag 2013, Euro 25,60
Dieses Buch wagt sich an ein Tabu: Fünf Jahre lang hat Shereen El Feki Frauen und Männer in den arabischen Ländern, vor allem in Ägypten, befragt, was sie über Sex denken und welche Rolle er in ihrem Leben spielt. El Feki schildert bewegende Schicksale, erläutert historische Hintergründe und liefert aufschlussreiche Daten. Anhand der verschiedenen Aspekte von Sexualität eröffnet sie völlig neue Einblicke in das Innenleben der sich wandelnden arabischen Welt. Sie betont, dass den Islam eigentlich eine positive Haltung zur Sexualität auszeichnet, vertritt aber zugleich die provokante These, dass ohne einen freieren, offeneren Umgang damit die politisch-soziale Entwicklung in den arabischen Gesellschaften weiterhin stagnieren wird.

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Pussy Riot! Ein Punk-Gebet für Freiheit - 128 Seiten, Verlag: Edition Nautilus, Euro 10,30
Im August 2012 wurden Maria Aljochina, Nadescha Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch, drei Mitglieder des Punk-Kunstkollektivs Pussy Riot, wegen Rowdytum aus religiös motiviertem Hass zu zwei Jahren Straflager verurteilt ein politischer Skandal, der ein riesiges Presse-Echo und weltweit Solidaritätsbekundungen hervorgerufen hat. In dem vorliegenden Band wird bisher unveröffentlichtes Material zum ersten Mal auf Deutsch zugänglich gemacht: Briefe der Frauen aus dem Gefängnis, ihre Schlusserklärungen bei Gericht, Plädoyers der Rechtsanwälte sowie Songs und Gedichte, darunter das inkriminierte Punk-Gebet , mit dem die Frauen im Februar in der Moskauer Erlöserkirche gegen Wladimir Putin demonstriert hatten. Die Texte bieten ein bedrückendes Bild der russischen Demokratie , vom Filz zwischen Staat und Kirche, von der Realität im Gerichtsverfahren und im Gefängnisalltag sie zeigen aber auch, wie mutig und stark der Widerstand dieser Frauen ist. Außerdem enthält der Band Solidaritätsadressen von Yoko Ono, JD Samson u.v.a.

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Bernd Rebe - Die geschönte Reformation: Warum Martin Luther uns kein Vorbild mehr sein kann. Ein Beitrag zur Lutherdekade - 108 Seiten, Tectum-Verlag 2012, Euro 20,50
Die Theologin Margot Käßmann wurde von der EKD medienwirksam zur Botschafterin für das Reformationsjubiläum ernannt. Denn im Jahr 2017 jährt sich der legendäre Thesenanschlag Luthers zum fünfhundertsten Mal. Die Jahre 2008 bis 2017 wurden deshalb gar zur Lutherdekade erklärt. Frau Käßmann hat keine leichte Aufgabe. Einerseits berufen sich die protestantischen Kirchen teils schon in ihrem Namen auf Luther und gründen auf der von ihm ausgelösten Reformation. Andererseits werden bis zum Jubiläum in der Öffentlichkeit auch die dunklen Seiten Luthers so präsent sein wie nie zuvor: sein paranoider Judenhass, seine intolerante Glaubensenge, sein völlig inakzeptables Frauenbild und auch die vielfach verkrustete Mittelalterlichkeit seiner Glaubenspositionen. Wie soll man sich dem Lutherjubiläum stellen? Bernd Rebe setzt sich in diesem Buch mit den verschiedenen Sichtweisen auf die Reformation und ihren Wirkungen auseinander. Dabei unterzieht er auch Grundfragen des paulinischen Christentums zu dem der Re-Formator ja wieder hin wollte! einer kritischen Revision. Und er stellt in einigen Grundzügen "das Glaubenswagnis der Goethezeit" als eine nachaufklärerische Alternative zur überinterpretierten Reformation vor.

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Günther Jikeli, Antisemitismus und Diskriminierungswahrnehmungen junger Muslime in Europa. Ergebnisse einer Studie unter jungen muslimischen Männern, 341 Seiten, Klartext-Verlag 2012, Euro 30,80.
Muslimische, männliche Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien äußern sich in dieser Studie über ihre Diskriminierungserfahrungen, Identitäten und Einstellungen zu Juden. Diskriminierungen werden unterschiedlich empfunden. Vor allem bei der Selbstidentifikation als Deutscher, Franzose, bzw. Brite sind länderspezifische Unterschiede zu verzeichnen. Länderübergreifend sind jedoch die Begründungen, weshalb viele der Jugendlichen Juden ablehnen: klassisch antisemitische Stereotype und Verschwörungstheorien, auf Israel bezogener Antisemitismus, als selbstverständlich wahrgenommene negative Bilder von Juden, sowie antisemitische Zuschreibungen, die mit dem Islam bzw. der eigenen muslimischen oder ethnischen Identität begründet werden. Zahlreiche Zitate aus Interviews mit über 100 Jugendlichen veranschaulichen lebhaft, wie muslimische Jugendliche ihre antijüdischen Einstellungen selbst begründen. Damit beschreibt die Studie einen spezifisch muslimischen Antisemitismus in Europa. Dieser kann latent, aber auch massiv und aggressiv geäußert werden und stellt eine Gefahr für Juden dar. Ausführlich werden verschiedene Quellen und Einflussfaktoren erörtert. Die Studie weist nach, dass sich Antisemitismus muslimischer Jugendlicher weder durch Diskriminierungserfahrungen erklären, noch auf Israelkritik oder Antizionismus reduzieren lässt. Zum Schluss zeigen Beispiele von muslimischen Jugendlichen, die sich dem Antisemitismus explizit entgegenstellen, Ansatzpunkte auf, wie der Judenfeindschaft begegnet werden kann.

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Hubertus Mynarek, "Warum auch Hans Küng die Kirche nicht retten kann - Eine Analyse seiner Irrtümer" - Tectum-Verlag 2012, 239 Seiten, Euro 23,40.
Hans Küng gilt vielen progressiven Katholiken als Identifikationsfigur und aufrechter Kämpfer für eine menschlichere Kirche. In seinem Buch Ist die Kirche noch zu retten? gibt sich Küng als Arzt und Heiler seiner Kirche, der ihre schweren Krankheiten diagnostiziert und der in seinen Augen Todkranken die wirksamsten Therapien verschreibt. Doch Küngs Therapievorschläge sind zu halbherzig. Sie sind weit entfernt von einer Radikaloperation, durch die die Kirche vielleicht noch gerettet werden könnte. An fünf Grundirrtümern Küngs macht er die Unwirksamkeit seines Rettungsversuchs deutlich. Das kenntnisreiche und glänzend geschriebene Buch aus der Hand des kritischen Theologen Mynarek wird so zur vielleicht besten Kritik an dem vielfach überschätzten Reformer der katholischen Kirche.

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Isabelle Neulinger - Meinen Sohn bekommt ihr nie: Flucht aus dem gelobten Land - 208 Seiten, Verlag Nagel & Kimche AG; 3. Auflage 2013, Euro 18,40
Isabelle Neulinger wurde 1965 in Brüssel als Tochter einer modernen jüdischen Familie geboren. Sie lebte in Lausanne und wanderte 1999, einige Jahre nach dem Tod ihres ersten Mannes, nach Israel aus, wo sie in Tel Aviv lebte und für ein High-Tech-Unternehmen arbeitete. Dort lernte sie auch Shai Shuruk kennen, den sie später heiratete. Nachdem ihr Mann sich nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes im Jahr 2003 der radikalen Chabad-Lubawitsch-Bewegung anschloss, flüchtete Isabelle Neulinger 2005 schließlich aus Israel. Heute lebt sie mit ihrem Sohn in der Schweiz.

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Daniele Ganser, NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung, 445 Seiten, Orell Füssli Verlag, 5. Auflage 2012, Euro 25,70.
Dieses Buch zeichnet ein erschreckendes Bild: Ein durch die NATO und die militärischen Geheimdienste koordiniertes Netzwerk von Geheimarmeen war bis zum Auseinanderfall der Sowjetunion in mehreren westeuropäischen Ländern in schwere Verbrechen verwickelt, darunter Mord, Folter, Staatsstreich und Terror. <P>Daniele Ganser ist in seiner mehrjährigen Forschungsarbeit auf brisante Dokumente gestoßen: Sie belegen, dass die von den USA angeführte Militärallianz nach dem Zweiten Weltkrieg in allen Ländern Westeuropas geheime Armeen aufgebaut hat, welche von den Geheimdiensten CIA und MI6 trainiert wurden. Ihr Ziel: im Falle einer sowjetischen Invasion als Guerilla zu kämpfen, um die besetzten Länder wieder zu befreien. Doch dabei ist es nicht geblieben. Gezielt wurden Attentate gegen die eigene Bevölkerung ausgeführt, um Unsicherheit zu erzeugen und den Ruf nach einem starken Staat zu unterstützen. Sowohl die ursprüngliche Planung als auch die antikommunistisch motivierten Verbrechen sind heute der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt.

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Richard Dawkins (Autor), Dave McKean (Illustrator) - Der Zauber der Wirklichkeit: Die faszinierende Wahrheit hinter den Rätseln der Natur - 272 Seiten, Ullstein Verlag, Euro 27,80
Von Adam und Eva bis zu Gilgamesch: Richard Dawkins erzählt die Mythen der Menschheit und erklärt die wissenschaftliche Wahrheit, die hinter ihnen steckt. Seit jeher hat die Menschheit versucht, sich die rätselhafte Natur durch Mythen begreiflich zu machen. Auf den Herbst folgt der Winter, weil Hades, der Gott der Unterwelt, Persephone in sein Reich entführt hat und die blühende Natur mit ihr; in Wirklichkeit gibt es unterschiedliche Jahreszeiten, weil die Erdachse geneigt ist. Und die Welt entstand auch nicht, weil der indische Gott Vishnu seinem Diener Brahma ihre Erschaffung auftrug, sondern durch den Urknall. Dies beweist: So wunderbar die Mythen sind, weitaus spannender werden die Phänomene, wenn man sie wissenschaftlich betrachtet. Genau das tut Richard Dawkins, indem er die Wahrheit hinter den Rätseln erklärt. Ein faszinierendes, üppig illustriertes Buch, das den Zauber der Wirklichkeit feiert.

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Blaichinger Norbert  - Nie wieder schweigen - Sexueller Missbrauch in der kath. Kirche, 132 Seiten, edition-innsalz 2012, Euro 18,70
Dieses Buch ist der 2. Teil der Enthüllungen rund um den pädophilen Pater B., der zwar im Jahr 2010 verstorben ist, aber dennoch bis heute Spuren der Verwüstung - in das in vielerlei Hinsicht - hinterlassen hat. Anhand des Herrn O., der nur eines von vielen Opfern ist, werden sowohl die perfiden Strategien und Handlungen der beiden Täter (Pater B. und seines Gefährten Josef B.) als auch die schrecklichen Auswirkungen auf ihre Opfer gezeigt. Für beide gilt nach dem Gesetz die Unschuldsvermutung.

Blaichinger Norbert  - Pater B. - Eine Dokumentation,  130 Seiten, edition-innsalz 2010, Euro 18,70
Ein Ordensmann geht seinen pädophilen Neigungen nach. Zuerst im Kloster, dann exklaustriert in verschiedenen Pfarreien, in Oberösterreich, in Bayern. Er spaltet Gemeinden und Familien, hat einen unglaublichen Hang zu Gold und Glitzer. Kein Roman, sondern eine wahre Geschichte.
Die Kriminalpolizei ermittelt gegen Pater B. Aber erst jetzt, nach seinem Tod 2010, wird vieles offenbar. Durch genaue Recherchen, durch unveröffentlichte Dokumente, durch Interviews mit Zeitzeugen und Experten. Auch ein Missbrauchsopfer spricht und schildert, wie es seine Täter nach Jahrzehnten gefunden und mit der Vergangenheit konfrontiert hat.

Norbert Blaichinger stellte am 10. Jänner 2013 in Braunau sein Buch "Nie wieder schweigen" vor. Es geht in dieser Dokumentation um das Opfer eines pädophilen Benediktinerpaters, der zusammen mit seinem Freund zu den wahrscheinlich größten Knabenschändern der letzten Jahrzehnte gehörte. In dem vorangegangenen Buch "Pater B. -- Eine Dokumentation" beschreibt Prof. Blaichinger den Täter (der sich der Justiz entziehen konnte), in der Neuerscheinung "Nie wieder schweigen" die Qualen eines der vielen Opfer.
 

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Denef Norbert  - Ich wurde sexuell missbraucht - 160 Seiten, Starks-Sure Verlag 2007; Euro 10,00
Norbert Denef wurde als Kind über 8 Jahre lang von einem Pfarrer und einem Kirchenangestellten sexuell missbraucht. Dieser Seelenmord, wie er es selbst nennt, ließ ihn später in schwere Depressionen fallen.
Nach 35 Jahren brach er sein Schweigen und erhielt von der Katholischen Kirche als erstes bekanntes Missbrauchsopfer in Deutschland eine Abfindung in Höhe von 25.000 Euro - unter einer Bedingung: Er sollte sich verpflichten, über seine schrecklichen Erlebnisse weiter zu schweigen, so wie er es bereits jahrelang getan hatte, aus Angst, Scham und Schuldgefühl.
Doch Norbert Denef hielt sich nicht daran und machte seinen Fall in den Medien bekannt. Sein Buch ist Zeugnis vom Leidensweg eines Menschen, der sexuell missbraucht wurde. Es zeigt, wie zerstörerisch sexueller Missbrauch auf das gesamte weitere Leben eines Opfers einwirkt. Es berichtet, wie Familie und Umwelt auf seine Offenbarung reagierten und wie die Katholische Kirche mit seinem Problem umging. Mit großem Engagement sensibilisiert Norbert Denef die Gesellschaft für dieses Thema und motiviert Betroffene, ihr Schweigen zu brechen.

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Alexander Markus Homes - Prügel vom lieben Gott: Eine Heimbiographie - 141 Seiten, Alibri Verlag, erweiterte Neuauflage 2012, Euro 12,90
Anfang der 1960er Jahre wird Alexander Markus Homes als Kleinkind ins Heim gesteckt. 1981 erscheint Prügel vom lieben Gott als eines der ersten autobiographischen Bücher eines Heimkinds. Darin verarbeitet Homes in literarischer Form seine Erlebnisse und schildert sehr authentisch die Gefühlswelt eines Jungen, der in einer von Nonnen geführten Verwahranstalt aufwächst. Homes Erinnerungen sind ein ergreifendes Dokument der dort vorherrschenden Atmosphäre von Gewalt, Angst, Demütigung und Gehorsam. In der anhaltenden Debatte über kirchliche Heimerziehung, Gewalt und Missbrauch kann Prügel vom lieben Gott als Beleg dafür gelten, dass kirchliche Vorgesetzte und staatliche Aufsichtsbehörden schon vor 30 Jahren über die Zustände in den Heimen hätten Bescheid wissen und Konsequenzen ziehen können. Stattdessen sah sich Homes, über viele Jahre hinweg einziger Heimkritiker in Deutschland, mehrfach mit juristischen Schritten der Kirche konfrontiert. Die Neuausgabe ist erweitert um einen Prolog, in dem Homes die Geschichte der Unterdrückung seines Buches beschreibt und aktuelle Bezüge herstellt.

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Alfred Binder - Religion - Eine kurze Kritik, Alibri Verlag 2012, 171 Seiten, kartoniert, Euro 10.30
Alfred Binders Buch bietet eine übersichtliche Kritik der Religion. Dabei geht der Autor nicht philosophiegeschichtlich vor, sondern nimmt Argumente, die für die Gültigkeit von Religion angeführt werden, zum Ausgangspunkt. Diese referiert er und breitet dann die Gegenargumentation aus. Spricht etwa die Beobachtung, dass alle Völker eine Religion gehabt haben, für die Wahrheit von Religion? Oder gibt es nachvollziehbare Erklärungen dafür, warum Menschen früher einen Glauben an höhere Welten entwickelt haben? Gäbe es ohne Religion wirklich keine Werte? Können wir Gott nur mit dem Herzen erfahren und nicht mit dem Verstand erfassen? Gibt die Religion eine Antwort auf die Frage, warum die Welt überhaupt ist? Wer je mit Gläubigen diskutiert hat, wird viele Argumentationsfiguren wiedererkennen und sich wünschen, dieses Buch bereits damals gelesen gehabt zu haben.

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Patrik Lindenfors (Autor), Vanja Schelin (Illustrator) - Gott gibt es wohl doch nicht - 94 Seiten, Alibri Verlag 2012, Euro 12,40
Ein Buch für alle Kinder, die sich fragen, ob es einen Gott gibt. Es gibt christliche Kinder, muslimische Kinder, buddhistische Kinder... Wirklich? Wohl eher nicht, meint Patrik Lindenfors. Kinder sollten nicht automatisch der Religion ihrer Eltern zugeschlagen werden, sondern selbst überlegen können, welcher Glaube ihnen zusagt. Oder ob es Gott wohl doch nicht gibt ...

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Heiko Heinisch und Nina Scholz - Europa, Menschenrechte und Islam - ein Kulturkampf? - 392 Seiten, Passagen Verlag 2012, Euro 24,90
Enlightened Reader: Das ist ein Buch, das, angesichts der mannigfachen Dummheiten, die in der aktuellen Debatte um Islam und Meinungsfreiheit geäußert werden, soviel Erleuchtung bietet wie eine Tausend Watt Lampe im finsteren Wald ... Vereint auf's Trefflichste die Qualitäten von Historienschinken, Nachschlagewerk und Argumentationshilfe - ein Buch, das man wieder und wieder zur Hand nimmt. Gute, wichtige und bitter notwendige Pflichtlektüre, die in den Regierungsetagen der deutschsprachigen Länder verteilt werden sollte.

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Heinz Buschkowsky - Neukölln ist überall - 400 Seiten - Ullstein Hardcover 2012, Euro 20,60
Heinz Buschkowsky schlägt Alarm: Zoff auf den Straßen, hohe Arbeitslosigkeit, Überfremdungsängste bei der einheimischen Bevölkerung – das ist die Realität in Berlins Problembezirk Nr. 1. Doch Neukölln ist überall. Buschkowsky sagt, was sich in Deutschland dringend ändern muss.
Besprechung auf vorwaerts.de: Ferdinand Lassalle wusste: "Politische Aktion besteht im Aussprechen dessen, was ist. Alle politische Kleingeisterei besteht im Verschweigen dessen, was ist." Heinz Buschkowsky weiss es auch. So beklagt er in seinem Buch "entschlossenes Nichtstun" der Politik angesichts gescheiterter Integration. Ursache ist für ihn die "Zufallseinwanderung". Sie ziehe Armutsmigranten an, die in unserer Leistungsgesellschaft keine Chance hätten. Die Folgen: Integrationsverweigerung, Islamismus, Kriminalität. Buschkowsky beschränkt sich nicht auf Klagen. Er macht viele Vorschläge für mehr Integration, Bildung und Chancengleichheit. Aber warum spricht er nie von gelungener Integration? Er fragt zurück: In der Verkehrspolitik, zählen wir da Unfälle oder Unfallfreie? Der Autor schreibt: "Die Wahrheit tut weh und jeder möchte Schmerzen vermeiden." Das mag sein. Doch in der Demokratie gilt der Satz Ingeborg Bachmanns: "Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar." Dazu leistet Heinz Buschkowsky einen Beitrag.

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Fritz Schaap - Nur der Satan isst mit links: Ich war undercover in einer Islamistenschule - 160 Seiten, Herder Verlag 2012, Euro 15,40
Für vier Wochen hat der 31-jährige Schaap Jeans und Hemd gegen das traditionelle ägyptische Gewand namens Galabia eingetauscht, Zigaretten und Alkohol - zumindest offiziell - aus seinem Leben verbannt und dem Westen demonstrativ den Rücken gekehrt. Für diese Zeit war er noch vor dem Machtwechsel in Ägypten als Schüler an einer salafitischen Lehranstalt, die als islamistische Kaderschmiede gilt, eingeschrieben.
An der Schule lernt der erklärte Agnostiker Schaap Grundlegendes der salafitischen Lehre: Das Christentum ist Lüge, nur Muslime kommen ins Paradies, und: "Der Islam muss überall sein im Leben eines Menschen". "Dort, wo die Gesetze nicht mit der Scharia vereinbar sind, muss man sich abschotten, um nach den wahren Gesetzen zu leben", bringt man ihm bei. In einer Grammatikstunde trifft er auf einen Jungen namens Nur, der sagt, er wolle zu den Mudschaheddin und als Märtyrer sterben. Ein amerikanischer Konvertit namens Umar erklärt ihm: "Die Demokratie ist kein System für den Islam. Zu viele Stimmen", und weiter: "Die Scharia muss überall eingeführt werden. Überall! Und dafür müssen wir den Dschihad führen, Bruder. Es steht so im Koran."
Für die Zeit seines Aufenthalts teilt sich Schaap eine Wohnung mit dem Fast-Food-liebenden konvertierten Amerikaner Saif. "An den Wänden hängen eine Weltkarte und zwei weiße Din-A4-Seiten. Auf der einen ein Pfeil Richtung Mekka, auf der anderen die Verhaltensregeln für die Wohnung: keine Fremden, keine Frauen, kein Alkohol, keine Zigaretten", beschreibt der Autor seine Unterkunft. Saif gibt ihm eine Einführung in die Regeln des Islam: Musik und Filme sind verboten, ebenso wie alles, was von Gott ablenken könnte. Und das Essen mit der falschen Hand. "Das darfst du nicht", raunt er dem Linkshänder Schaap zu. "Nur der Satan isst mit links. Versuche, mit rechts zu essen."
Schaaps Buch ist nicht nur deshalb eine spannende Betrachtung, weil es die Abgründe des Islamismus in Ägypten zeigt. Es macht vor allem deutlich, wie gespalten die Gesellschaft im Land am Nil bereits war, bevor die Muslimbrüder und Salafiten dort die Regierung stellten, und wie groß und umfassend das Machtstreben radikaler Islamisten ist. Der radikale Islam, wie ihn ein Teil der derzeitigen Regierung vertritt, hat, trotz aller versöhnlichen Worte westlicher Politiker in Richtung Ägypten, globalen Anspruch.

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Peter Henkel: Irrtum Unser - Wie Glaube verstockt macht. Tectum-Verlag 2012, Paperback, 212 Seiten, Euro 14,95
Für Henkel "ist die Sache ganz einfach: So etwas wie Gott existiert nicht. So etwas wie Gott gibt es nur als Gedachtes, als Eingebildetes in den Köpfen von Menschen". Wie Richard Dawkins ("Der Gotteswahn"), Michael Schmidt-Salomon, Franz Buggle oder Joachim Kahl zählt Henkel zu den konsequenten Religionskritikern - im Unterschied zu manchen Zeitgenossen, die die eine oder andere Aussage der Kirche komisch finden (wie Jungfrauengeburt, leibliche Auffahrt in den Himmel etc.): Geschichten, die auch Theologinnen wie Uta Ranke-Heinemann als "verstandesfeindliche Märchen" abkanzeln. Henkel hingegen hält das Glauben an ein "höheres Wesen" grundsätzlich für eine "Torheit" - und analysiert, was Menschen zum Glauben an Götter verleitet, was sie sich von ihnen versprechen.
"Aus der betrüblichen Erfahrung, dass ein ernsthafter Dialog über den Kern des Gottesglaubens mit den Amtsträgern fast nie zugelassen wird", zieht Peter Henkel die Konsequenz - und richtet sein Augenmerk vornehmlich auf die 'verstockten' Anhänger. Auf ihre Verweigerungen und Ausweichmanöver, auf ihren Hang zum Ausblenden des Unbequemen, auf eine Motivation zum Wunsch- und Nützlichkeitsdenken. Oder darauf, wie beispielsweise Margot Käßmann sich schwärmend verirrt und sie und andere Theologen Ressentiments gegen die Vernunft schüren. Und welche fatalen Parallelen zwischen Religion und z.B. Astrologie bestehen."
"Glaube", schreibt der Autor, "das ist und bleibt Paradieren in der Sackgasse": Vom Aus- und Aufbruch in eine Welt ohne Gott, ohne die Krücken und Mythen des religiösen Irrtums, sind wir noch himmelweit entfernt. Das Buch endet mit zehn Gründen, warum so etwas wie Gott nicht existiert.

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Joseph Stiglitz - Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht - 512 Seiten, Siedler Verlag, 3. Auflage 2012, Euro 25,70
Pressestimmen:
"Joseph Stiglitz ist einer der besten und profiliertesten Wirtschaftswissenschaftler der Welt, er lehrt an der Columbia-Universität in New York und hat den Nobelpreis für Ökonomie erhalten. Man kann sagen, es gibt nicht sehr viele Menschen, die den Kapitalismus so gründlich erforscht haben wie er. Wenn dieser Mann nun zum wiederholten Mal die Marktwirtschaft kritisiert, dann lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen." (DIE ZEIT, 04.10.2012, Literatur - Beilage, 41/12 )
"Auch diejenigen, die Stiglitz' Optimismus nicht teilen, werden das Buch mit außerordentlichem Gewinn lesen. Er deckt Herrschaftsmechanismen auf, zerpflückt neoliberale Lügen und bietet aufschlussreiche Vergleiche mit der krisenhaften Situation in Europa. Dieses Buch sollte man gelesen haben!" (Neues Deutschland, 09.10.2012 )
"Das Buch stellt in seinem klaren und unaufgeregten Stil eine probate Anleitung für alle dar, die ihr vages Unwohlsein am Zustand Europas und seiner Ökonomie in Argumente verwandeln wollen." (Falter (A), 10.10.2012 )

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Herausgeber Peter Waldmann und Stefan Malthaner - Radikale Milieus: Das soziale Umfeld terroristischer Gruppen (Mikropolitik der Gewalt) - 390 Seiten, Campus Verlag 2012, Euro 36.-
Terrorismus ist eine Gewaltstrategie von Gruppen, die versuchen, mit Anschlägen aus dem Untergrund Angst zu verbreiten und Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Gruppen sind jedoch nicht sozial isoliert, sondern stehen in einem sozialen Umfeld, dem "radikalen Milieu", das mit ihnen sympathisiert und auf dessen Unterstützung sie angewiesen sind. Wie dieses Umfeld und seine Beziehung zu terroristischen Gruppen beschaffen ist und welche Wechselwirkungen bestehen, ist bislang wenig bekannt. Der Band bietet erstmals empirische Fallstudien zu historischen und aktuellen radikalen Milieus, die vom anarchistischen Terrorismus des 19. Jahrhunderts über ethnisch-radikale und sozialrevolutionäre Bewegungen bis hin zum aktuellen Rechtsterrorismus und zum islamistischen Terrorismus in Europa sowie dem Nahen und Mittleren Osten reichen.

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Horst Herrmann, Die Philosophie der Aufklärung für Dummies, Weinheim 2012, Wiley-VCH Verlag, 367 Seiten, Euro 20,60.
Spannend ist sie, die Philosophie, aber manchmal sind die Worte der großen Denker nicht leicht zu verstehen. Das gilt ganz besonders für die Philosophen der Aufklärung. Horst Herrmann erklärt Ihnen, was Sie über Kant, Montesquieu und Co. wissen sollten. Aber auch die Vorläufer wie Leibniz und der spitzzüngige Voltaire kommen nicht zu kurz. Der Autor bettet deren Schriften in die Geschichte und die Kunst dieser Zeit ein und zeichnet so ein faszinierendes Bild einer bewegenden Zeit.

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Manfred Spitzer - Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen - 368 Seiten, Droemer Verlag 2012, Euro 20,60
Digitale Medien nehmen uns geistige Arbeit ab. Was wir früher einfach mit dem Kopf gemacht haben, wird heute von Computern, Smartphones, Organizern und Navis erledigt. Das birgt immense Gefahren, so der renommierte Gehirnforscher Manfred Spitzer. Die von ihm diskutierten Forschungsergebnisse sind alarmierend: Digitale Medien machen süchtig. Sie schaden langfristig dem Körper und vor allem dem Geist. Wenn wir unsere Hirnarbeit auslagern, lässt das Gedächtnis nach. Nervenzellen sterben ab, und nachwachsende Zellen überleben nicht, weil sie nicht gebraucht werden. Bei Kindern und Jugendlichen wird durch Bildschirmmedien die Lernfähigkeit drastisch vermindert. Die Folgen sind Lese- und Aufmerksamkeitsstörungen, Ängste und Abstumpfung, Schlafstörungen und Depressionen, Übergewicht, Gewaltbereitschaft und sozialer Abstieg. Spitzer zeigt die besorgniserregende Entwicklung und plädiert vor allem bei Kindern für Konsumbeschränkung, um der digitalen Demenz entgegenzuwirken.

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Gerhard Czermak - Religion und Weltanschauung in Gesellschaft und Recht - Ein Lexikon für Praxis und Wissenschaft - Alibri-Verlag 2009, 402 Seiten, Euro 40,10
Religion hat im öffentlichen Leben eine erhebliche Bedeutung. Sie begegnet uns als religiös-weltanschauliches Moment in der Schule und anderen Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, in sozialen Institutionen, in der Arbeitswelt, bei der Kirchensteuer, in den Medien und vielen anderen Bereichen, vom Glockenlärm bis zur Friedhofshalle, vom Beamtenrecht über Bioethik bis zum Militär.
Das Lexikon beleuchtet die Rolle der Religion in der Gesellschaft und erläutert das komplexe Verhältnis des Staates zu den Religionsgemeinschaften in tatsächlicher und rechtlicher Sicht. In längeren, alphabetisch sortierten Artikeln werden einerseits Grundlageninformationen geboten, andererseits Themen behandelt, die teilweise kontrovers diskutiert werden. Die großen in Deutschland bestehenden Glaubensrichtungen und weltanschaulich-religiösen Organisationen finden eine detaillierte Beschreibung, ebenso zahlreiche kleinere Gruppierungen, deren Lehren und Praktiken in der öffentlichen Diskussion stehen. Insofern erfüllt das Lexikon eine doppelte Funktion: es ist Nachschlagewerk, das grundlegende Fakten und Zusammenhänge enthält, und zugleich Handbuch, das Interessierte auf den aktuellen Stand der jeweiligen Debatte bringt.

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Carsten Frerk, Christoph Baumgarten Gottes Werk und unser Beitrag: Kirchenfinanzierung in Österreich - Czernin Verlag 2012,  284 Seiten, Euro 24,90, auch als Kindle-ebook um 14,99
"Gottes Werk und unser Beitrag" ist das erste Kompendium, das sich der Kirchenfinanzierung in Österreich systematisch widmet. Die beiden Autoren, ausgewiesene Spezialisten zum Thema, haben Informationen zusammengetragen und gebündelt. Zeitgleich zum Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien in Österreich legen sie nun das Standardwerk mit vielen neuen Details und Zusammenhängen vor - für alle kritischen Leserinnen und Leser in Sachen Kirche und Staat. Wie groß ist der Privatbesitz der Bischöfe? Ist die Kirche arm? Davon kann keine Rede sein, wie die Autoren umfassend klären. Sie hinterfragen und widerlegen aber auch einige Mythen, wie "zehn Prozent der Wiener Immobilien gehören der Kirche." Netzwerke zwischen Kirche, Politik und Wirtschaft werden aufgedeckt.
Die Ergebnisse bergen überraschende Details: Wer noch nicht wusste, dass das Bundeskanzleramt ein Patronat des kaiserlichen Hauses Österreich weiter bedient, dem wird auch nicht bekannt sein, dass die Auslandsschule der Republik Österreich in Istanbul in der Hand von missionierenden Ordensgemeinschaften ist und dass es sich bei der gelebten Nächstenliebe um eine Caritas-Legende handelt. Es ist ein Werk entstanden, das es bisher in Österreich nicht gegeben hat, ein wahrer Paukenschlag an Information und Erkenntnis.

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Salman Rushdie - Joseph Anton: Autobiografie - C. Bertelsmann Verlag 2012, 700 Seiten, Euro 25,70
Am Valentinstag, dem 14. Februar 1989, erhält Salman Rushdie den Anruf einer BBC-Reporterin und erfährt, dass der Ayatollah Khomeini ihn "zum Tode verurteilt" hat. Zum ersten Mal hört er das Wort "Fatwa". Sein Vergehen? Einen Roman mit dem Titel "Die satanischen Verse" geschrieben zu haben, dem vorgeworfen wird, sich "gegen den Islam, den Propheten und den Koran" zu richten.
So beginnt die außergewöhnliche Geschichte eines Schriftstellers, der gezwungen wird, unterzutauchen und in ständiger Begleitung einer bewaffneten Polizeieskorte von Aufenthaltsort zu Aufenthaltsort zu ziehen. Als die Polizei ihn auffordert, sich einen Decknamen zuzulegen, wählt er eine Kombination aus den Vornamen seiner Lieblingsschriftsteller Conrad und Tschechow - Joseph Anton.
Was heißt es für einen Schriftsteller und seine Familie, über neun Jahre lang mit einer Morddrohung zu leben? Wie gelingt es ihm, weiter zu schreiben? Wie beginnt und endet für ihn die Liebe? Wie fest hat die Verzweiflung sein Denken und Handeln im Griff, was lässt ihn straucheln, und wie lernt er, Widerstand zu leisten? Zum ersten Mal erzählt Salman Rushdie seine beeindruckende Geschichte; es ist die Geschichte eines der entscheidenden Kämpfe unserer Zeit: der Kampf um die Meinungsfreiheit. Rushdie erzählt vom teils bitteren, teils komischen Leben unter bewaffnetem Polizeischutz und von den engen Beziehungen, die er zu seinen Beschützern knüpfte; von seinem Ringen um Unterstützung und Verständnis bei Regierungen, Geheimdienstchefs, Verlegern, Journalisten und Schriftstellerkollegen; und davon, wie er seine Freiheit wiedererlangte.
Ein einzigartig offenes, aufrichtiges Buch: fesselnd, provokant, bewegend und lebenswichtig. Denn das, was Salman Rushdie durchlebt hat, ist der erste Akt eines Dramas, das sich tagtäglich irgendwo auf dieser Welt vollzieht.

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Dazu das Anlass-Buch für die islamfaschistische Verfolgung Rushdies:
Salman Rushdie - Die satanischen Verse - rororo, 6. Auflage 2006, 720 Seiten, Euro 10,30
"Dieser Roman ist das überaus vielstimmige, Geschichte und Gegenwart durcheinanderwirbelnde, von Einfällen überbordende und trotz eines "Happy-End" letztlich tieftraurige Manifest eines endgültigen Glaubensverlustes. Seinen literarischen Rang gewinnt das Buch durch eine scheinbar paradoxe Entscheidung seines Autors. Denn Rushdie erzählt diesen Glaubensverlust nicht im Sinne rationaler Welterfahrung: er benutzt vielmehr alle ihm zu Gebote stehenden Mittel des Phantastischen und des Wunderbaren, um sein Pandämonium der entgöttlichten Welt zu veranschaulichen." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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Braunschlag - von David Schalko mit Robert Palfrader und Nicholas Ofczarek - TV-Kurzserie, ORF/Hoanzl 2012, alle acht Folgen auf 3 DVDs, 360 Minuten, Euro 29,99
Die Marktgemeinde Braunschlag an der tschechischen Grenze ist bankrott. Zwischen russischen Gläubigern und dem Druck aus St. Pölten scheint nur ein Wunder zu helfen. Und genau das ist der Plan von Bürgermeister Tschach. Gemeinsam mit seinem Freund, dem erfolglosen Discobetreiber Pfeisinger täuscht er eine Marienerscheinung vor, um massenweise Pilger nach Braunschlag zu lotsen. Zunächst deutet alles darauf hin, dass der Plan aufgeht. Doch zusehends beginnen sich die eigenwilligen Dorfbewohner gegenseitig im Wege zu stehen.
Das Drehbuch könnte nicht nur von Medjugorje, sondern auch von Bad St. Leonhard in Kärnten beeinflusst worden sein, dort spielt sich nämlich Ähnliches wirklich um einen italienischen Gaukler ab, der regelmäßig in diesem Ort auftritt, Marienerscheinungen behauptet und durch ihm nachlaufende hunderte Einfaltspinseln tatsächlich den Fremdenverkehr etwas belebt, was dazu führte, dass der Bürgermeister Maier (SPÖ!!) und der Gastwirt und Tourismusstadtrat Dohr (BZÖ) sich vehement für die "Marienerscheinungen" einsetzten und sogar von der Kirche deren Anerkennung forderten.

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Gianluigi Nuzzi - Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI. - 416 Seiten, Piper Verlag 2012, Euro 23,70
Der Informant wählte einen gut katholischen Decknamen: Als Maria spielte er dem italienischen Starjournalisten Gianluigi Nuzzi dann aber höchst unchristliche Dokumente und Briefe zu. Es geht um Geld, Einfluss und Macht. "Die heikelsten Themen der Kirche, direkt vom Schreibtisch des Kirchenoberhauptes, werden in einem journalistischen Enthüllungsbericht rekonstruiert, der bis in die privaten Wohnräume von Papst Ratzinger vordringt" (Corriere della Sera).Nuzzi zeigt aber nicht nur in einen dicht recherchierten Bericht, wie die Monsignori mit harten Bandagen kämpfen, sondern vor allem auch, wie der Vatikan Politik macht. Das betrifft auch und besonders das Heimatland des Papstes, Deutschland. In seinem Enthüllungsbuch "Seine Heiligkeit" deckt er auf, wie der Papst intern über Bundeskanzlerin Merkel herzieht, weil sie ihn  vorsichtig kritisiert, wie er mit kircheninternen Gegnern (oder wen er dafür hält) verfährt. In der deutschen Ausgabe werden speziell zu Deutschland neue Tatsachen aufgedeckt, und neue Dokumente veröffentlicht.
Noch immer ist der Papst einer der mächtigsten Männer der Welt, dessen Nachrichtendienst, so heißt es, nur von der CIA übertroffen wird. Wie er, einer der letzten absoluten Monarchen, von niemandem kontrolliert und immer hinter bislang streng verschlossenen Türen, mit diesen Informationen umgeht, wie der Vatikan heimlich Einfluss nimmt auf die Politik weltweit - das deckt Nuzzi auf.

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In diesem Zusammenhang sei auch an dieses Buch erinnert:
Gianluigi Nuzzi - Vatikan AG - Ein Geheimarchiv enthüllt die Wahrheit über die Finanz- und Politskandale der Kirche, Ecowin 2010, 356 Seiten, Euro 22,50
In den 1980er Jahren gab es großes Aufsehen, als die Banco Ambrosiano zusammenbrach, in der Folge zwei Bankiers die vorzeitige Reise ins Jenseits antraten und immer deutlicher wurde, dass es um schmutzige Geschäfte ging und dass Geldinstitute des Vatikan in die Sache verwickelt waren. Es erschienen mehrere Bücher zu den Vorfällen, aber da sich der Vatikan mit einer Mauer des Schweigens umgab und insbesondere Erzbischof Marcinkus, der als einer der Drahtzieher galt, sich seiner Verhaftung entzog, zeitlebens keine Aussage machte und von der Kurie gedeckt wurde, blieb vieles Spekulation.
Das Buch des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi ändert dies. 2008 erhält er Zugang zu einem Archivbestand, von dem bis dahin nichts bekannt war. Monsignor Renato Dardozzi hatte in den über 20 Jahren, die er im Vatikan tätig war (u.a. als Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften), über 4.000 Dokumente gesammelt - Briefe, interne Berichte, Bankunterlagen, viele davon mit brisantem Inhalt. Auf diesen Bestand konnte Nuzzis zurückgreifen.
Im ersten Teil bringt Nuzzi Licht in das vatikanische Finanzimperium und dessen Verstrickung in kriminelle Machenschaften. Minutiös führt er vor, wie das System funktionierte, und was mit den Geldern der Gläubigen so alles unternommen wurde. Er nennt Namen, gewährt uns Einblick in die Fraktionskämpfe und zeigt, wie das Werk Gottes und der Eigennutz bestimmter Prälaten manchmal in vollkommener Übereinstimmung waren. Dabei bestätigen die Dokumente viele der immer erhobenen Vorwürfe von Bestechung oder Geldwäsche.
Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Frage, inwieweit der Vatikan mit Geld aus "besonderen" Kassen in den 1990er Jahren Einfluss auf die italienische Politik genommen hat. Insbesondere geht es um die angestrebte Gründung einer Nachfolgepartei der Democrazia Cristiana, die bestimmte Kreise im Vatikan nach Kräften unterstützt haben sollen. Auch wenn hier die "harten" Belege oft fehlen (z.B. Aussagen von "Kronzeugen" herangezogen werden), wird deutlich: es gab im Vatikan bis in die jüngste Vergangenheit ein System der Finanzverwaltung, das dem Papst Mittel in beachtlicher Höhe für politische Interventionen bereitstellte.

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Ralph Ghadban - Islam und Islamkritik - Vorträge zur Integrationsfrage - Schiler Verlag, 297 Seiten, 28,80 Euro, auch als ebook um 8,99
Dieser Sammelband vereint siebzehn Vorträge und Aufsätze Ghadbans, die jeweils ein Thema in der Tiefe behandeln, zusammen aber einen weiten Überblick zur Islamintegrierbarkeit verschaffen.  - Kritik der Islamkritik: eine Selbstdemontage - Euro-Islam oder Ghetto-Islam?  - Der Euro-Islam eine Bilanz - Das Kopftuch in Koran und Sunna - Toleranz und Intoleranz im Islam - Fundamentalismus und Islam - Menschenrechtsfähigkeit trotz Absolutheitsansprüchen? - Der Multikulturalismus als Ideologie der Desintegration - Kulturelle Selbstbestimmung in der Rechtsgemeinschaft - Politische Propaganda radikaler islamischer Gruppen in der Bundesrepublik - Der Islam und der säkulare Staat - Der große Sanhedrin der Muslime die Islamkonferenz - Islam in der Diaspora - Kann der Islam mit Hilfe des Fiqh modernisiert werden? - Islamismus ohne Gewalt - Die Pseudo-Modernisten Said Nursi und Fethullah Gülen - Aufstand gegen die Ulama.

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Manfred Geier, Aufklärung. Das europäische Projekt, Rowohlt-Verlag 2012, 415 Seiten, Euro 25,70
Die Kenntnis davon, um was sich die mutigen und tapferen Aufklärer im 17., 18. und 19. Jahrhundert bemüht haben, für was sie sich oft unter Einsatz ihres Lebens einsetzten und für welche Überzeugungen und Einsichten - Einsichten die uns heutigen Europäern zum Teil eine Selbstverständlichkeit geworden sind - sie dereinst mit ganzem Herzblut kämpften, das alles ist elementar wichtig um das kleine europäische Wunder, in dem wir leben, zu verstehen und auch um zu erfahren, dass so etwas wie Menschenrechte, den Mut sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, sein Leben nach dem Maß der Vernunft auszurichten und die Meinung und Lebensweise Anderer zu tolerieren, auch wenn sie der eigenen Lebenseinstellung nicht entspricht - mit der Einschränkung, dass dem Leben anderer Bürger dadurch nicht grob geschadet wird und kein Unrecht geschieht - nicht selbstverständlich ist und um deren Erhalt der Einsatz sich lohnt.

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Andreas Müller - Der Westen. Ein Nachruf - ebook Kindle Edition 2012, 4307 KB (496 Seiten), Euro 8,80
"Hurra, wir kapitulieren!", schrieb Henryk Broder, um auf den Untergang des Westens einzustimmen. Wir wissen gar nicht, wofür wir stehen, argumentiert Andreas Müller ("Ist der Wald endlich tot?") hingegen in seiner monumentalen Streitschrift "Der Westen. Ein Nachruf". Gerüstet mit Ayn Rands Aufklärungsphilosophie "Objektivismus" holt der Autor zu einem kulturkritischen Rundumschlag aus und erläutert, was den Westen auszeichnet, was es zu verteidigen gilt und warum. Andreas Müller widersetzt sich dabei allem, was der Vernunft widerspricht - ob moderne Kunst, sentimentaler Gefühlskult, Ökologiebewegung, Islam oder Rassismus; alles muss das Bad im Feuerbach der Aufklärung überstehen. Auch vor provokanten Forderungen nach einem reinen Vergeltungsstrafrecht und der Aberkennung der staatlichen Souveränität von Dikaturen schreckt der Autor nicht zurück. Die Kulturkritik wird dabei stets von konstruktiven Ideen begleitet, die den Fehlentwicklungen entgegengestellt werden. Mit Gastbeiträgen von: Raymond Tallis ("Aping Mankind"), Edgar Dahl ("Wer zur Hölle will schon in den Himmel?"), Rolf Degen ("Lexikon der Psycho-Irrtümer"), Pascal Boyer ("Und Mensch schuf Gott"), Ludwig von Mises ("Liberalismus"), Voltaire ("Candide oder Der Optimismus"), Aristoteles ("Nicomachische Ethik") und Gott ("Die Bibel"). Ist der Westen noch zu retten? Andreas Müller schickt unsere größten Denker und Ideen an die Front, um diese Frage zu beantworten.

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Jetzt auch als Taschenbuch: Michael Hebeis, Schwarzbuch Kirche, Und führe uns nicht in Versuchung. Bastei Lübbe 2012, 284 Seiten, Euro 10,30
Seit 2000 Jahren erhebt die katholische Kirche Anspruch auf moralische Führung und geistliche Kompetenz - und erschüttert die Gläubigen doch immer wieder mit Skandalen. Die Reaktion der Kirchenoberen ist stets gleich: Schweigen und Vertuschen. Michael Hebeis zeigt, dass Machtstreben und das Ignorieren der Opfer in der katholischen Kirche System hat. Das kirchliche Sündenregister reicht von Antisemitismus bis Pädophilie und offenbart, wie skrupellos sie seit Jahrhunderten ihre Interessen verfolgt. Eine Pflichtlektüre nicht nur für Kirchenkritiker, sondern für alle enttäuschten Gläubigen.

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Christina Hellmich, al-Qaida. Vom globalen Netzwerk zum Franchise-Terrorismus. Primus-Verlag 2012, 176 Seiten, Euro 20,50
Al-Qaida und der islamistische Terror sind seit den Anschlägen vom 11. September weltweit ein beherrschendes Thema in der Außenpolitik. Doch wer oder was verbirgt sich hinter al-Qaida? Was sind die Beweggründe, was die Ziele des Terrornetzwerkes? Was wird die Zukunft bringen? In einer scharfsinnigen Analyse geht Christina Hellmich diesen Fragen nach. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 steht al-Qaida für einen Terrorismus, der alle nationalen und internationalen Diskussionen über Sicherheit beherrscht. Doch trotz der hohen Aufmerksamkeit, die auf diese Gruppierung gerichtet ist, bleiben die Annahmen darüber, wer oder was sich hinter al-Qaida verbirgt, höchst vage und widersprüchlich. Handelt es sich um eine straff strukturierte Organisation, ein globales Netzwerk oder unabhängige Zellen einer Art Franchise-Unternehmen ? Was bedeutet die Rede vom Djihad, der den Westen bedroht? Was ist nach dem Tod von Osama bin Laden zu erwarten? Christina Hellmich analysiert in ihrem Buch mit forensischem Scharfsinn die heute verbreiteten Thesen über Ursprünge und Manifestationen von al-Qaida sowie die entsprechenden arabischen Quellen.

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Science Busters - Wer nichts weiß, muss alles glauben - ORF 2012, Folge 1 bis 8 auf zwei DVDs 250 min - 22.18 Euro
Physik ist eines der meistgehassten aller Schulfächer. Man weiß, so etwas gibt es, es ist sicher unangenehm und man möchte auf keinen Fall etwas damit zu tun haben. Seit es die Science Busters gibt, ist alles anders. In einer einzigartigen Mixtur aus Spitzenhumor und Topwissenschaft haben sich zusammengefunden:
- der einst für den Nobelpreis nominierte österreichische Chef-Atheist und Skeptiker: Astrophysiker und Bestsellerautor Prof. Dr. Heinz Oberhummer (TU Wien),
- der bombenbastelnde Nacktscanner-Experte und Erfinder der kulinarischen Physik: Neurowissenschaftler, Experimentalphysiker und Bestsellerautor Univ.lekt. Werner Gruber (Uni Wien),
- sowie der ehemalige Medizinstudent und Studienabbrecher ('Mich haben die Krankheiten mehr interessiert als die Patienten'), der mehrfach ausgezeichnete Satiriker, Martin Puntigam - bei den ScienceBusters der MC des Abends.

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Carsten Frerk: Caritas und Diakonie in Deutschland. Mit einem Vorwort von Johannes Neumann. 372 Seiten, Aschaffenburg: Alibri Verlag. Durchgesehene Neuauflage 2012. 24,70 Euro.
Das Sozialsystem in Deutschland befindet sich in einer Umstrukturierungsphase. Lange Zeit wurde dieser Sektor allein von den großen Wohlfahrtsverbänden geprägt, nun engagieren sich zunehmend gewerbliche Anbieter. Die Pläne für eine Neuordnung der Krankenkassenbeiträge oder das absehbare Ende des Zivildienstes sind weitere Hinweise dafür, dass für die "Freie Wohlfahrtspflege" Veränderungen anstehen. Davon werden auch der Deutsche Caritasverband und das Diakonische Werk betroffen sein, die in den vergangenen Jahrzehnten zum weltweit größten privaten Arbeitgeberverbund aufgestiegen sind: Im kirchlichen Sozialbereich arbeiten alles in allem knapp 1,5 Millionen Personen, die einen Jahresumsatz von rund 45 Milliarden Euro erwirtschaften. Carsten Frerk hat über Caritas und Diakonie umfangreiche Zahlen und Fakten zusammengetragen, die es ermöglichen, ihre Rolle im heutigen Sozialsystem einzuschätzen und eine realistische Prognose über ihre Entwicklungsmöglichkeiten abzugeben. Detailliert und veranschaulicht durch zahlreiche Tabellen und Übersichten, stellt Frerk Finanzierung und Tätigkeitsfelder der kirchlichen Sozialkonzerne dar. Dabei zeigt er, dass deren Einrichtungen weitestgehend aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, während das karitative Engagement in der öffentlichen Wahrnehmung den Kirchen zugeschrieben wird. Ausführlich wird die Arbeitssituation der Mitarbeiter untersucht, die durch den Tendenzcharakter der Einrichtungen geprägt ist. Da die Kirchen ihre Sozialarbeit als "Verkündigung" ansehen, gilt für die Beschäftigten nicht das normale Arbeits- und Tarifrecht. Auf der Grundlage der Vorstellung einer "Dienstgemeinschaft" (die den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit überwunden zu haben meint) propagieren die Kirchen den sog. Dritten Weg - der in Zeiten knapper Kassen jedoch keineswegs ohne Konflikte ist. In Exkursen erörtert Carsten Frerk die politisch brisanten Fragen. Dabei geht es nicht nur um das besondere kirchliche Arbeitsrecht und die Zukunft des "Dritten Wegs", sondern auch um die medizinische und soziale Versorgungssituation für Nichtgläubige in einer zunehmend säkularen Gesellschaft; um die Auseinandersetzungen über die Kontrolle der Freien Wohlfahrtsverbände durch die Landesrechnungshöfe; oder um die Risiken, die mit den Expansionsstrategien kirchlicher Sozialträger verbunden sind.

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Kemal Bozay, Thomas Rammerstorfer, Thomas Schmidinger und Christian Schörkhuber - Grauer Wolf im Schafspelz - Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft, edition sandkorn, Buchverlag Franz Steinmaßl, 95 Seiten, 19,50 Euro
Sie treten immer offener auf - die "Grauen Wölfe". Sie sind eine faschistische Organisation, die ihre Ideologie aus der Türkei in Länder exportiert, in denen türkischstämmige MigrantInnen leben. Also auch nach Österreich. Die Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung hat sich dieses Problems angenommen und dieses Sachbuch herausgegeben. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ), schreibt in seinem Vorwort: "Dieses Buch ist (…) differenziert, professionell und hoch politisch. Gut recherchiert werden wir nochmals daran erinnert, dass Rechtsextremismus und Rassismus ein Phänomen ist, das es in unterschiedlichsten Ausprägungen fast überall gibt." Dieses Sachbuch will informieren und sensibilisieren. Es beschreibt die Anfänge des Faschismus in der Türkei, analysiert die Ursachen für den starken Zulauf zu nationalistischen Gruppierungen wie den "Grauen Wölfen" und zeigt kritisch den Umgang beziehungsweise den Nicht-Umgang der demokratischen Gesellschaft mit derartigen rechtsextremen Strömungen.
Erhältlich ist das Buch auch bei der Volkshilfe unter 0732 / 603099 oder unter fluechtlingsbetreuung@volkshilfe-ooe.at !

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Hugo Stamm: Im Bann des Maya-Kalenders; Endzeithysterie in Sekten und Esoterik,  Gütersloher Verlagshaus, 2012. -  270 S.  20.60 €
Je näher wir der Wintersonnenwende 2012 kommen, desto mehr spricht man vom Weltuntergang, den angeblich der Kalender der alten Mayaindianer für dieses Datum prophezeit. Womit wieder einmal das drohende Ende des blauen Planeten an die Wand gemalt wird. Stamm, seit Jahrzehnten journalistisch um Aufklärung bezüglich so genannter Sekten und ausufernder esoterischer Methoden bemüht, versucht an Hand der Wissenschaft der Endzeithysterie entgegenzuarbeiten. Er folgt den Aussagen seriöser Mayaforscher und kommt zu der Erkenntnis, dass die in zyklischen Abläufen denkenden Mayaindianer mit keiner Silbe die Apokalypse erwähnten. Wenn auch bei ihnen Katastrophenszenarien anzutreffen sind, so bedeuten diese zugleich einen Neubeginn. Die esoterische Geschäftemacherei mit dem magischen Datum 21. 12. 2012 erhält keine Rückendeckung durch den zur Zeit berühmtesten Kalender der Weltgeschichte. Doch nicht nur in der Esoterik flattern Endzeitaposteln umher, auch im christlichen Fundamentalismus, nicht zuletzt bei Zeugen Jehovas, Mormonen und Scientology ist ein Endzeitfieber nachzuweisen. Auch der geheimnisvolle, unheilbringende Planet Nibiru, esoterisches Spekulationsobjekt der Gegenwart, hält keiner wissenschaftlichen Untersuchung stand. Der Autor führt auch die endzeitlichen weltanschaulichen Elemente an, die im Dritten Reich und seiner Vernichtungsstrategie gegenüber Juden und Roma eine markante Rolle spielten.  Einige Ausführungen behandeln auch die psychischen Probleme, die unter ideellen Druck gesetzte Endzeitgläubige bekommen können - diese Thematik hätte allerdings eine umfassendere Darlegung verdient. Roman Schweidlenka

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Samia Shariff - Der Schleier der Angst - Verlag: Bastei Lübbe; 11. Auflage 2012, 384 Seiten, Euro 8,20
Angst ist ihr erstes Gefühl. Als drittes Kind einer reichen algerischen Familie in Paris geboren, begreift Samia schon früh, was es heißt, ein Mädchen zu sein. Die eigene Mutter verflucht den Tag, an dem sie geboren wurde. Vater und Brüder bringen ihr nur Ablehnung entgegen. Schon in Paris führt Samia das Leben einer Gefangenen, doch als die muslimische Familie nach Algerien zieht, erlebt sie die Hölle. Mit sechzehn wird sie an einen Mann zwangsverheiratet, der sie schon in der Hochzeitsnacht schlägt und vergewaltigt. "Wenn du deinen Mann nicht respektierst, bringen wir dich um", sagen die Eltern. In einer Atmosphäre von Angst und Gewalt bringt Samia sechs Kinder zur Welt. Als sie sich scheiden lässt, beginnt eine wahre Hexenjagd. Samia riskiert ihr Leben, um mit ihren Töchtern zu fliehen ...

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Oxana Kalemi - Sie haben mich verkauft: Eine wahre Geschichte - Verlag: Bastei Lübbe 2012, 352 Seiten, Euro 8,20
Es sollte ein Job für drei Monate sein, als Kellnerin in einem Club in Rumänien. Sie braucht das Geld für die Zukunft ihrer drei kleinen Kinder. Doch was sie dort in Wirklichkeit erwartet, ist ein wahrer Albtraum, kaum vorstellbar im 21. Jahrhundert: Der Club ist ein Bordell, ihre neuen Arbeitgeber entpuppen sich als europaweit agierende Menschenhändler. Eine schreckliche Zeit voller Angst und Gewalt beginnt, Oxana wird immer wieder verkauft, nach Italien, Deutschland, England verschleppt. Doch ihr gelingt das Unglaubliche, sie gibt niemals die Hoffnung auf und schafft es sich zu befreien. Ein erschütternder Bericht über die dunkelste Seite unserer Gegenwart.

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Roman Maria Koidl - Blender: Warum immer die Falschen Karriere machen - Hoffmann und Campe 2012, 224 Seiten, Euro 17,50
Intriganten, Pöstchenjäger, Luftpumpen und Schlipswichser: Sie alle gehören zum Inventar einer ganz normalen Karriere von Frauen, die eigentlich nur eines wollen: die Aufgabe besonders gut und zuverlässig erledigen. Dabei treffen sie auf männliche Platzhalter, die sich, schlechter ausgebildet, sozial wenig kompetent und längst nicht so engagiert wie ihre weiblichen Kolleginnen, durch den Büroalltag mogeln. Dafür sahnen Blender mehr Lohn ab und fallen auf magische Weise die Karriereleiter hinauf. Schonungslos entlarvt Roman Maria Koidl Strategien, Rhetorik und Taktik der Schaumschläger und erklärt, warum Frauen Blendern auch noch gern zuarbeiten, statt an die eigene Karriere zu denken.

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Geoffrey Falk - Gurus, Zwischen Sex, Gewalt und Erleuchtung, Alibri 2011, 230 Seiten, , Euro 14.40
Jiddu Krishnamurti, Maharishi Mahesh Yogi, Satya Sai Baba, Sri Chinmoy, Bhagwan: Das Inhaltsverzeichnis des Buches liest sich wie das Who's Who der erleuchteten spirituellen Führer des 20. Jahrhunderts - nur dass Geoffrey Falk sie uns eher als unterbelichtete Dunkelmänner vorstellt. Denn die vermeintlichen Lichtgestalten zeichnen sich vor allem durch Selbstüberschätzung, Ichbezogenheit und die Gier nach Macht, Reichtum und Sex aus. Ihre Weisheiten übersteigen kaum das Niveau von Kalendersprüchen und die einzigen, die aus ihren Lehren einen Nutzen ziehen, sind sie selbst. Meint Geoffrey Falk - und der kennt die Szene aus eigener Anschauung, hat er doch neun Monate in einem von Yogananda anerkannten Ashram verbracht. Wer Freude daran hat, wenn "anerkannte Autoritäten" ihrer Aura entkleidet werden (der Originaltitel lautete Stripping the Gurus), wird das Buch mit Vergnügen lesen.

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Rüdiger Vaas - Vom Urknall zu den Schwarzen Löchern - Illustriert von Gunther Schulz - KOSMOS Verlag 2011, 224 Seiten, Euro 25,70
Wie ist der Kosmos entstanden? Kann die Zeit rückwärts laufen? Öffnen Schwarze Löcher Wege in andere Universen? Stephen Hawking ist der berühmteste Wissenschaftler unserer Zeit. Mit seinen überraschenden Einsichten hat er immer wieder für Aufsehen gesorgt. Seine Bücher sind Bestseller. Aber was verbirgt sich hinter Hawkings Ideen? Warum sind sie so unheimlich kompliziert? Und wie sind sie überhaupt zu bewerten?

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Thomas Grüter - Magisches Denken - Wie es entsteht und wie es uns beeinflusst, Scherz 2010, 319 Seiten, Euro 19,50
Das Buch von Thomas Grüter nimmt die Leser mit auf eine Reise durch die menschliche Irrationalität. Woher stammen die Dämonen magischen Denkens? Warum denken wir nicht rational? Warum wurden Götter erfunden? Und welcher Grad der Unvernunft ist normal, ab wann beginnt eine Geisteskrankheit? Magisches Denken ist weit verbreit, nicht nur in esoterischen Büchern und Filmen, selbst im deutschen Strafgesetzbuch findet es sich. So verbietet der § 90a die Verunglimpfung staatlicher Symbole, etwa Flaggen, Wappen, Hymnen, und bedroht jeden, der es dennoch wagen sollte, mit bis zu drei Jahren Gefängnis für Taten, durch die niemand zu Schaden kommt oder persönlich beleidigt wird. Der Autor bietet einen Überblick über magisches Denken. Vom Glauben an Zauberei, Hexen und Magier über magisches Denken in der Medizin bis hin zu Esoterik in den Sozialwissenschaften geht die Darstellung Grüters. Auch das Thema Religion wird nicht ausgespart. Magisches Denken macht Religion erst möglich. Immer im Hintergrund wird dabei auch die Frage verfolgt, warum unser Gehirn magisches Denken hervorbringt. Das Buch ist spannend geschrieben. Es gibt einen umfassenden Überblick über das, was magisches Denken ausmacht und liefert Munition für Diskussionen mit Esoterikern.

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Rolf Bergmeier - Schatten über Europa - Der Untergang der antiken Kultur, Alibri-Verlag 2011, 293 Seiten, Euro 20.60
Eigentlich war alles anders, als wir es im Religions- oder Geschichteunterricht mitbekommen haben; soferne wir nicht in der letzten Bank eingeschlafen sind. Der Philosoph und Althistoriker Bergmeier zeichnet ein weltoffenes Bild der Antike. Sicher, es gab die Sklavenhaltergesellschaft, den römischen Imperialismus und Gladiatorenkämpfe mit und ohne Kolosseum sind nicht jedermanns Sache, aber es existierte ein umfassendes Bildungsideal, Erotik dürfte trotz der kleinbürgerlichen Gesetzgebung des Kaisers Augustus einen gesellschaftlich anerkannten Stellenwert besessen haben und in der Regel pflegten selbst die Römer religiöse Toleranz. Der alleinseligmachende Gott mit Monopolanspruch, der alle anderen Götterkonkurrenten dem Bildersturm überantwortete, hatte in der Antike wenige Chancen. Erst das Christentum, und hier vor allem die zu politischer Macht drängende Amtskirche, führte Weltflucht, Sinnen- und Leibfeindlichkeit ein und verbannte die Bildung mehr und mehr in die zensurierten Ecken im Dämmerlicht brütender Klosterbibliotheken. Kunst, Kultur und das Bildungssystem gingen auf ideologisch begründete Tauchfahrt und schleuderten Europa für ein Jahrtausend zurück in ideologische Enge und Angst vor dem strafenden Monopol-Vatergott. Erst arabische und byzantinische Überlieferungen ließen das geschichtliche Wissen um den liberalen, weltoffenen Teil der Antike wieder aufleben. Ein kämpferisches Buch, das den Mythos vom ach so tollen christlichen Abendland einige fundierte Schlagseiten versetzt. (Roman Schweidlenka)

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Aus aktuellem Anlass zum Österreich-Besuch des Dalai Lama im Mai 2012:
Colin Goldner, Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs, 733 Seiten, Alibri-Verlag, Neuausgabe 2008, 35.- Euro
Weltweit darf der Dalai Lama zu fast jedem Thema in Mikrophone plappern: ob Menschenrechte oder Abrüstung oder Ökologie. Wer die beflissene Ehrerbietung, die dem ᄁGottkönigᄁ allerseits entgegengebracht wird, schon immer genervt zur Kenntnis genommen hat, sollte sich das neue Buch von Colin Goldner besorgen. Denn Goldner schreibt eine politische Biographie des Dalai Lama, die gegen den Strich gebürstet ist. Das Buch folgt zum einen den Lebensstationen jenes Mannes, der als kleines Kind als ᄁReinkarnationᄁ Dalai Lamas ᄁerkanntᄁ und im Kloster auf sein Amt vorbereitet wurde. Es beschreibt den Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee (der für Tibet, aller westlichen Propaganda zum Trotz, auch einen beachtlichen Modernisierungsschub, zum Beispiel im Bildungs- und im Gesundheitswesen, brachte) und die Flucht des Dalai Lama nach Indien. Und es schildert, wie aus einer Schachfigur im Kalten Krieg ein Friedensnobelpreisträger und Medienstar wird. Noch aufschlussreicher sind die ᄁExkurseᄁ, die sich systematisch mit einzelnen Fragen der tibetischen Geschichte sowie der besonderen Variante des tibetischen Buddhismus befassen. Vor allem, was die Lebensverhältnisse im Alten Tibet angeht, fördert Goldner erschütternde Informationen zutage; auch das Bild des friedfertigen, weisheitsorientierten Buddhismus erhält einige schwere Kratzer, denn durch die Geschichte des Lamaismus zieht sich eine Blutspur, die Dämonologie kann es locker mit der katholischen aufnehmen und die Rolle der Frau lässt sich nur als erniedrigend beschreiben. Ganze Abschnitte seiner Arbeit widmet Goldner, der selbst mehrfach in Tibet und in Dharamsala war, der Menschenrechtsfrage. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass in Tibet diesbezüglich zwar ᄁchinesische Verhältnisseᄁ herrschen, dass die Berichte der Pro-Tibet-Aktivisten jedoch maßlos übertrieben sind. Vor allem Behauptungen, die Militärdiktatur betreibe einen ᄁkulturellen Völkermordᄁ reine Propaganda, haben rund 40 Jahre nach der Kulturrevolution keinerlei sachliche Grundlage mehr. Bis in die jüngste Vergangenheit weist er den manipulativen Einsatz vor allem von Bildern (z.B. durch die Wahl des Ausschnitts oder falsche Bildunterschriften) nach. Insgesamt ist Goldners Buch derzeit einzigartig – was die kritische Perspektive angeht und was die Informationsfülle betrifft.

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Sabatina James - Nur die Wahrheit macht uns frei: Mein Leben zwischen Islam und Christentum - 288 Seiten, Pattloch Verlag 2011, Euro 17,50
"Ich bin in beiden Kulturen zu Hause, in der westlichen und in der muslimischen. Ich weiß, was es bedeutet, in Pakistan zu leben, was es bedeutet, als pakistanische Frau im Westen zu leben, und was es bedeutet, sich zu integrieren." Tagtäglich werden Frauen von ihren Familien zur Ehe gezwungen - nicht nur in der arabischen Welt, sondern mitten in Europa. Sabatina war eine von ihnen, doch ihr gelang es mit unvorstellbarem Mut, sich zu widersetzen. Heute kämpft sie mit ihrem Verein Sabatina e.V. für andere muslimische Frauen, denen dasselbe Schicksal droht. Unterdrückung, Gewalt, mangelnder Wille zur Integration - immer wieder erhält sie dabei Einblick in die Parallelgesellschaft der in Deutschland lebenden Muslime. Nun meldet sich Sabatina James zu Wort: Sie kritisiert nicht nur den Islam, sondern fordert auch uns auf, uns nicht länger hinter dem Vorwand der Toleranz zu verstecken und zu erkennen, dass Freiheit ein Geschenk ist, das jeden Tag neu verteidigt werden muss.

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Katja Schneidt Gefangen in Deutschland: Wie mich mein türkischer Freund in eine islamische Parallelwelt entführte - 285 Seiten, mvg Verlag 2011, 18,50 Euro
Katja Schneidt ist eine junge, moderne, selbstbewusste Frau, die ihr Leben liebt und jede Menge Spaß hat. Bis sie Mahmud kennenlernt. Sie verlieben sich, ziehen zusammen und Mahmud zeigt sein wahres Gesicht - das Gesicht eines Tyrannen. Katja Schneidt wird als Deutsche mitten in Deutschland Teil der türkischen Parallelgesellschaft. Sie darf das Haus nur mit Einwilligung Mahmuds verlassen, muss Kopftuch und lange Kleidung tragen und wird brutal misshandelt. Sie wird immer stärker in einen Abgrund hineingezogen, in dem sie Zeuge von Zwangshochzeiten, Hochzeiten mit minderjährigen Bräuten und schlimmsten Auswüchsen von Gewalt - vor allem gegen Frauen - wird. Erst als sie zum wiederholten Mal halbtot geschlagen wird, sammelt sie all ihren Mut und flieht, um Mahmud anzuzeigen, gegen ihn vorzugehen und damit zur Geächteten zu werden, der bis heute die Blutrache von Mahmuds Familie droht. Die erschütternde Geschichte aus einer islamischen Parallelgesellschaft, in die plötzlich auch deutsche Frauen hineingezogen werden.

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Paul Veyne: "Als unsere Welt christlich wurde. Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht." C.H. Beck Verlag. beck´sche reihe. München 2011, 222 Seiten 13,30 Euro
Was wäre aus der kleinen unterdrückten christlichen Sekte geworden, wenn Kaiser Konstantin nicht diese Religion angenommen hätte? Wäre alles anders gekommen? Gäbe es heute ein Europa, das sich gerne als christlich präsentiert, wäre es säkularer, wäre es islamisch oder heidnisch? Die Fragen, die der große französische Althistoriker Paul Veyne aufgreift, betreffen ein für Europa entscheidendes Jahrhundert: Was machte den christlichen Glauben für den Kaiser so attraktiv? Welche Art von Avantgarde repräsentierten die Christen für ihn? Welche Veränderung durchlief der schon vorhandene heidnische Antisemitismus? Welche Rolle spielte die Idee des Monotheismus? Und nicht zuletzt: Was bedeutete die Frage nach dem "wahren" Glauben, die die Christen mit solcher Vehemenz stellten?
So wenig es die Geburtsstunde des christlichen Abendlandes gab, so wenig gibt es, meint Paul Veyne, das christliche Abendland. Veyne greift hier offensichtlich ein in eine aktuelle Debatte, wenn er konstatiert, dass Europa im Laufe der Geschichte entscheidend von der Aufklärung geprägt wurde. Es hat im Laufe der Epochen viele Entwicklungen aufgenommen, von denen das Christentum eben nur eine war. Und umgekehrt: Die Kirche drückte in ihren vielen Erscheinungsformen eigentlich immer vor allem ihre Zeit aus. Wozu auch gehörte, dass sie zur Zeit Konstantins gegen Sklaverei an sich eigentlich nichts einzuwenden hatte und - viel später - von Menschenrechten erst sprach, als die Philosophen sie längst so eindringlich proklamiert hatten.

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Heiner Jestrabek: FREIDENKERiNNEN. Lehren aus der Geschichte. Porträts & Aufsätze. Freiheitsbaum, edition Spinoza, Reutlingen 2012, 190 S. 14 €,
Darin werden porträtiert: Albert Dulk (1819-1884), der Chemiker, Abenteurer und Dramatiker, 1848er-Revolutionär und Gründer der ersten deutschen Freidenker-Gemeinde; Jakob Stern (1843-1911), der schwäbische Reformrabbiner und Spinozaforscher, der mit der jüdischen Religion brach und zum Freidenker und Theoretiker der Sozialdemokratie wurde; Max Sievers (1887-1944), der kaufmännische Angestellte, der als äußerst fähiger Organisator den Deutschen Freidenker-Verband als eine Massenbewegung organisierte und 1944 als Antifaschist mit dem Fallbeil hingerichtet wurde. In weiteren Aufsätzen werden August Bebel (1840-1913), Josef Schiller (1846-1897), Adolph Hoffmann (1858-1930), Konrad Beißwanger (1869-1934), Rosa Luxemburg (1870/71-1919), August Thalheimer (1884-1948), Peter Maslowski (1893-1983), Susanne Leonhard (1895-1984), Leopold Grünwald (1901-1992), Lina Haag (*1907), Fritz Lamm (1911-1977) und Hellmut G. Haasis (*1942).

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Alfred Binder - Mythos Zen, Alibri-Verlag 2009, 277 Seiten, kartoniert, Euro 18.50
Weltweit sind zurzeit ca. 4.000 Bücher über den Zen-Buddhismus erhältlich. Mythos Zen ist seine erste umfassende Analyse, die sowohl Lehre wie Praxis unter philosophischen, ethischen, historischen und psychologischen Gesichtspunkten kritisch beleuchtet. Sie entzaubert eine Welt- und Lebensanschauung, welche in den vergangenen Jahrzehnten viele Intellektuelle und Künstler faszinierte, die New-Age-Bewegung stark beeinflusste und die christlichen Kirchen "spirituell" anregte. Zen gilt vielen, die sich mit östlichen Religionen beschäftigen, als die "erhabenste Lehre". Seinem Anspruch nach soll es weder eine Religion noch eine Philosophie sein, sondern eine Lehre ohne Lehrinhalt. Zen verspricht nicht nur eine völlige psychische Verwandlung, sondern eine Erleuchtung, die vollkommene Einsicht in die Natur des Universums gewähren soll.
Ausführlich wird dargestellt, dass die populären Behauptungen falsch sind, Zen übersteige die Logik und sei mit dem gewöhnlichen Verstand nicht begreifbar. Auch zeigen die geschichtlichen Fakten die Schwierigkeiten des Zen mit ethischen Prinzipien; dies manifestierte sich besonders im bisher größten historischen "Ausrutscher", der innigen Kooperation der Institution Zen mit dem japanischen Faschismus und die Verwandlung der zen-buddhistischen Philosophie in eine den Faschismus legitimierende Ideologie. Zwar bedeutet das japanische Zen in der Theorie einen Rückfall in schlechte Metaphysik und in der Praxis oft Militarismus, trotzdem kann Zen, jenseits von Mystik und Metaphysik, für den Einzelnen sehr wohl eine therapeutische Funktion haben. Der Autor arbeitet diese genau heraus und zeigt damit den "ursprünglichen Sinn" dieser Praxis auf.

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Claudia Barth - Über alles in der Welt - Esoterik und Leitkultur - Eine Einführung in die Kritik irrationaler Welterklärungen, Alibri Verlag 2006, 2. Auflage, Euro 14,40
Der Band bietet eine systematische Einführung in die wichtigsten Aspekte esoterischer Ideologien und problematisiert ihren Einfluß auf die Gesellschaft. Zunächst wird die Kritik theoretisch fundiert und die historischen Wurzeln des Okkultismus werden dargelegt. Anschließend werden alle zentralen Begriffe der Esoterik erläutert und zahlreiche wichtige aktuell aktive oder von größeren Kreisen rezipierte Personen und Gruppierungen vorgestellt. Besonderes Augenmerk legt die Autorin auf die für Deutschland spezifische Spielart der Esoterik mit ihrem völkischen Einschlag.

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Michael Schmidt-Salomon - Keine Macht den Doofen - 128 Seiten, Piper 2012, Euro 6,20
Finanzakrobaten, die mit Milliarden jonglieren, aber das kleine Einmaleins nicht beherrschen. Politiker, für die nur Stimmen zählen - statt Argumente. Religiöse Fanatiker, die uns mit modernsten Waffen ins Mittelalter zurückbomben wollen: Hinter der globalen Misere steckt, so Schmidt-Salomon in seiner mitreißenden Streitschrift, eine einzigartige, weltumspannende Riesenblödheit. Ein Aufruf zum Widerstand gegen den Irrsinn unserer Zeit.

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Necla Kelek, Chaos der Kulturen. Die Debatte um Islam und Integration, 255 Seiten, Kiepenheuer & Witsch 2012, Euro 10,30
Über das Chaos der Kulturen. Muslime fühlen sich durch Kritik diskriminiert. Deutsche verstehen nicht, was Muslime bewegt. Warum reden wir aneinander vorbei, wenn wir über den Islam reden? Dieses Buch ist ein Versuch, ein Missverständnis aufzuklären. Der Islam ist Leitkultur auch von Millionen in Europa lebenden Muslimen. Was man im Islam unter Freiheit, Gleichheit, Gewissen, Ehre, Anstand, Frauenrechten versteht, folgt einer anderen Ethik als der in Europa üblichen. Ist dies eine Bereicherung oder eine Belastung, und was bedeutet es für das Zusammenleben? Die preisgekrönte Soziologin Necla Kelek ist den Differenzen zwischen den Kulturen auf der Spur und erläutert von Aufklärung bis Zwangsheirat den Stand der Islam- und Integrationsdebatte. Dieser Band enthält ihre besten Artikel, Reden und Beiträge von 2005 bis 2011.

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Thomas Junker von Beck - Die 101 wichtigsten Fragen zur Evolution - 160 Seiten, Beck 2011, Euro 10,30
Wie entstand das Leben? - Stammt der Mensch vom Affen ab? - Warum sterben Arten aus? - Was ist Darwinismus? - Warum gibt es Männer? - Was sagen die großen christlichen Kirchen zur Evolution? - Sind die Gene unser Schicksal? - Diese und viele andere Fragen beantwortet Thomas Junker knapp, kenntnisreich und leicht verständlich. Insgesamt bieten die 101 Fragen und Antworten, die nach Themenbereichen wie "Die Entdeckung der Evolution", "Was Darwin noch nicht wusste" oder "Die Evolution der Menschen" gegliedert sind, eine ebenso umfassende wie kurzweilige Einführung in die Evolution und ihre Erforschung.

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Wolf Schmidt, Jung, deutsch, Taliban, 207 Seiten, Ch. Links-Verlag 2012, Euro 17,40
Seit einigen Jahren etabliert sich in Deutschland eine militante, islamistische Jugendszene. Ihre Mitglieder sind in Deutschland aufgewachsene Muslime oder zum Islam konvertierte Deutsche. Manche von ihnen sind bereit zu Terror und Gewalt im Namen Gottes. Wer sind diese jungen Männer und Frauen? Was hat sie radikalisiert? Warum wollen sie in den Heiligen Krieg gegen den Westen ziehen? Wie kann man der Gefahr vorbeugen? Wolf Schmidt von der TAZ hat jahrelang zu dieser Szene recherchiert und einen packenden Report über die radikalste und verstörendste Jugendbewegung Deutschlands geschrieben.

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Wahied Wahdat-Hagh, Der islamistische Totalitarismus.
Über Antisemitismus, Anti-Bahaismus, Christenverfolgung und geschlechtsspezifische Apartheid in der "Islamischen Republik Iran",
Peter Lang-Verlag 2012, 334 Seiten, Euro 51,20
In diesem Band wird die islamistische Diktatur im Iran behandelt, die ihre eigene Bevölkerung unterdrückt, die iranische Bahai-Gemeinde zerstören will und eine große Barriere für die Gleichberechtigung der iranischen Frauen darstellt. Es geht um eine nicht reformierbare totalitäre Diktatur, die eine antisemitische Ideologie besitzt und den Staat Israel mit Vernichtung bedroht. In den letzten Jahren wurde in der deutschen Wissenschaft und im Journalismus oft geleugnet, dass der iranische Präsident mit der Vernichtung Israels droht. Der Autor weist nach, dass solche Vernichtungsphantasien lange vor der Gründung der "Islamischen Republik Iran" von islamistischen Ideologen propagiert wurden. Er beginnt mit der historischen und der genealogischen Entwicklung der Idee der absoluten Herrschaft des Klerus im 19. Jahrhundert und erklärt, wie die Machthaber des Iran heute im Namen von Gott, Führer und der islamischen Ummat ihre totalitäre Macht durchsetzen wollen.

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Michael Schmidt-Salomon - Anleitung zum Seligsein - 211 Seiten, Alibri Verlag 2011, Euro 16,50
Möchten nicht auch Sie seliggesprochen werden wie Johannes Paul II. oder Mutter Teresa? Michael Schmidt-Salomon gibt in diesem Buch Ratschläge für Scheinheilige (und solche, die es werden wollen), erklärt, warum die Verletzung religiöser Gefühle die Denkfähigkeit verbessert, und deckt auf, weshalb Atheisten nicht notwendigerweise die "besseren Menschen" sind. Ein Sammelsurium religionskritischer Denkanschläge aus den letzten beiden Jahrzehnten.

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Thomas Junker und Sabine Paul - Der Darwin-Code: Die Evolution erklärt unser Leben - 224 Seiten, Beck Verlag 2010, Euro 13,30
Wenn Darwin heute lebte - wie würde er die Rätsel lösen, die unser Verhalten aufgibt? Die Autoren, renommierte Evolutionsbiologen, führen uns auf verständliche Weise und alltagsnah die Reichweite der darwinschen Theorie vor Augen: Sie ist der Schlüssel zu den Problemen unserer modernen Kultur. Warum etwa lieben Menschen fette, süße und salzige Speisen, und warum fällt es so schwer, sich zugleich gesund und genussvoll zu ernähren? Steht die moderne sexuelle Selbstbestimmung der Frauen im Gegensatz zur Evolution oder ist sie Teil der biologischen Natur? Warum und in welchen Situationen opfern sich Menschen für eine Gemeinschaft auf, wie das vieldiskutierte Phänomen der Selbstmordattentate im Extrem zeigt? Warum ist die Kunst so wichtig für das Wohlergehen und Überleben der Menschen - wichtiger vielleicht noch als die Religion? Sabine Paul und Thomas Junker zeigen uns die darwinsche Revolution von ihrer brisanten, aber auch menschenfreundlichen und sinnlichen Seite.

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Detlev Ganten, Thilo Spahl, Thomas Deichmann - Die Steinzeit steckt uns in den Knochen: Gesundheit als Erbe der Evolution - 336 Seiten, Piper Taschenbuch, 4. Aufl. 2011, Euro 10,30
Unsere Körper sind Meisterwerke der Natur. Aber sie sind nicht perfekt. Wir sind der lebende Kompromiss aus unseren evolutionären Vorgängern, den Affen, Amphibien, Fischen. Seit der Steinzeit hat sich unser Körper kaum mehr verändert und passt nun nicht mehr so recht zum modernen Leben. Die Folge sind Einschränkungen und Krankheit. Der Arzt und langjährige Charitᅢhef Detlev Ganten hat mit Thilo Spahl und Thomas Deichmann ein spannendes Buch über einen der wichtigsten neuen Ansätze für gesunde Lebensführung geschrieben: die evolutionäre Medizin.

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Ulla Wessels - Das Gute: Wohlfahrt, hedonisches Glück und die Erfüllung von Wünschen - 244 Seiten, Klostermann Verlag 2011, Euro 20,40
Wie gut oder schlecht ist die Welt? Das hängt allein davon ab, wie gut oder schlecht es den Individuen in der Welt geht. Die Welt ist umso besser, je besser es den Individuen geht. Und wie gut oder schlecht geht es den Individuen? Das hängt allein davon ab, wie wohl sie sich fühlen und in welchem Maße die Wünsche, die sie hegen, erfüllt sind. Den Individuen geht es umso besser, je wohler sie sich fühlen und je mehr oder je stärkere ihrer Wünsche erfüllt sind. Die beiden Thesen bilden den Kern von Ethiken, die als Glück-Wunsch-Ethiken angesprochen werden, als Glück-Wunsch-Ethiken deshalb, weil sie hedonisches Glück und die Erfüllung von Wünschen in den Mittelpunkt rücken. Glück-Wunsch-Ethiken gehören zu den Wohlfahrtsethiken. Dreh- und Angelpunkt ist der Begriff des Wünschens; ihm und der Rolle, die er in Glück-Wunsch-Ethiken spielt, spürt das Buch im Detail nach. Dabei setzt es sich unter anderem mit irrationalen, externen, asynchronen und angepassten Wünschen auseinander und mit Wünschen von Individuen, die es noch gar nicht gibt. Das Buch spannt den Bogen von der theoretischen zur angewandten Ethik und kann als eine Einführung in und zugleich als Beitrag zur Erforschung von Wohlfahrtsethiken gelesen werden.

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Christopher Hitchens - The Hitch: Geständnisse eines Unbeugsamen - 672 Seiten, Karl Blessing Verlag, Euro 23,60
The Hitch: das bewegte Leben eines der einflussreichsten und streitbarsten Denker. Ikonen von ihrem Sockel zu stürzen ist ein Anliegen, das Christopher Hitchens mit der Nonchalance eines Salonlöwen und der Unerbittlichkeit eines Rottweilers verfolgt - wie seine Biografien über Mutter Teresa, Henry Kissinger und Bill Clinton beweisen. Jetzt hinterfragt der Bestsellerautor, Journalist, Bonvivant und Provokateur seinen eigenen, fast schon ikonenhaften Status als (laut "Die Welt) "wahrscheinlich klügster Kopf seiner Generation". "The Hitch" ist die Roadmap für ein Leben, das nichts, wirklich nichts ausgelassen hat, Christopher Hitchens ist am 15.12.2011 verstorben.

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Klaus Huber - Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter: Religionskritik in Zitaten - 208 Seiten, Books on Demand, 2. Auflage 2011, Euro 14,90
Im diesem Sammelband kommen zahlreiche Frauen und Männer zum Thema Religionskritik zu Wort, Menschen aus längst vergangenen Zeiten ebenso wie aus der Gegenwart, Atheisten und Agnostiker, Wissenschaftler und Schriftsteller, aber auch Päpste, Kardinäle und andere Zeitgenossen aus den verschiedensten Ländern und Gesellschaftsschichten. Sie alle haben sich zum Glauben, zur Bibel, zum Atheismus und zum Lebenssinn geäußert. Ihre Zitate sind hier gesammelt und in neun Themenbereiche gegliedert. Eine Besonderheit dieses Buches ist die Tatsache, dass es zahlreiche Kernaussagen aus der aktuellen religionskritischen Literatur wiedergibt. So finden sich unter anderem wichtige Zitate aus Richard Dawkins Der Gotteswahn , Michael Schmidt-Salomons Manifest des evolutionären Humanismus, Sam Harris Brief an ein christliches Land oder Michael Onfrays Wir brauchen keinen Gott . Am Ende wird unter anderem deutlich: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Und natürlich: Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter!

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Heinz-Werner Kubitza: Verführte Jugend. Eine Kritik am Jugendkatechismus Youcat. Vernünftige Antworten auf katholische Fragen. Tectum Verlag 2011, 208 Seiten, Euro 12,95.
Der Jugendkatechismus Youcat soll den Nachwuchs der katholischen Kirche weltweit auf Linie bringen. Und in 25 Sprachen übersetzt soll er für die katholische Kirche besonders unter Kindern und Jugendlichen Menschen fischen. Allein zum Weltjugendtag in Madrid wurde er 700.000-mal verteilt. Was Jugendliche oder Gläubige aber nicht so einfach merken können: Der Youcat ist unseriös. Er ist unseriös, weil er so tut, als wäre man bei seiner Erstellung ernsthaft an einem Gespräch mit Jugendlichen interessiert gewesen. Die katholische Kirche definiert Dogmen, sie diskutiert sie nicht. Er ist unseriös, weil er den Jugendlichen ein Bild von Jesus und den ersten Christen vermittelt, das in der neutestamentlichen Wissenschaft und bei Historikern längst als widerlegtes katholisches Wunschdenken gilt. Und er ist unseriös, weil er offenbar in voller Absicht diese Erkenntnisse der Forschung verschweigt Diese katholischen Nebel versucht das Buch von Kubitza zu vertreiben. Zu den 165 katholischen Fragen des Youcat, die die Grundlagen der katholischen Lehre betreffen, gibt er 165 kritische Antworten. Jugendliche und Erwachsene erfahren, wie fragwürdig und absurd viele zentrale Aussagen der katholischen Kirche sind. Und sie erkennen, was ihnen mit dem Youcat wirklich verkauft werden soll: keine Religion, sondern eine religiöse Ideologie. Dieses Buch wendet sich an alle, die sich für die katholische Kirche engagieren wollen oder dies bereits tun. Niemand sollte dort mittun, der nicht auch die kritischen Einwände kennt. Es zeigt aber auch nichtreligiösen Menschen, mit welchen unlauteren Mitteln und Tricks die katholische Kirche arbeitet, um Menschen zu fischen. Ohne ein Geleitwort des Papstes.

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Axel Meyer: Evolution - Die Entstehung des Lebens -  ZEIT Akademie, 2011, 4 DVDs, Euro 149.-
Warum haben wir fünf Finger? Warum werden Bakterien resistent gegen Antibiotika? Und ist Intelligenz wirklich vererbbar? Im ZEIT Akademie-Seminar Evolution führt der international renommierte Evolutionsbiologe Prof. Dr. Axel Meyer in die Wissenschaft von der Entstehung des Lebens und der Arten ein. Er erzählt ihre Geschichte und verdeutlicht ihre Relevanz für unser heutiges Leben.
DVD I Lektion 1: Was ist Evolution? Lektion 2: Wie hat Darwin unser Weltbild verändert? Lektion 3: Natürliche Selektion - Welche Rolle spielt der Zufall? Lektion 4: Adaptation - Die Kunst der Anpassung
DVD III Lektion 9: Verwandtschaftsselektion - Mit wem teile ich meine Gene? Lektion 10: Stammbäume und Klassifikation: Eine Zeitreise durch die Evolution. Lektion 11: Artenkonzepte - Was ist eigentlich eine Art?
DVD II Lektion 5: Sexuelle Selektion - Wer paart sich mit wem? Lektion 6: Paarungssysteme - Warum die Natur Untreue belohnt Lektion 7: Genetik - Was wird vererbt und was nicht? Lektion 8: Populationsgenetik - Wie verbreiten sich Anpassungen?
DVD IV Lektion 12: Artbildung - Wie entstehen neue Arten? Lektion 13: Evolution im Alltag - Was Darwin noch nicht wusste. Lektion 14: Die häufigsten Irrtümer über die Evolution.

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Winfried Schröder - Athen und Jerusalem - Die philosophische Kritik am Christentum in Spätantike und Neuzeit - Frommann-Holzboog Verlag 2011, 291 Seiten, Euro 69,90
"Athen und Jerusalem" gilt seit jeher als eine identitätstiftende Besonderheit der abendländischen Kultur. Dieser Vorstellung stehen jedoch die Konfrontationen zwischen Philosophie und Christentum in der Spätantike (Kelsos, Porphyrios und Julian Apostata) und in der Neuzeit, insbesondere in der Aufklärung, entgegen. Ihre vergleichende Analyse macht die Zäsuren sichtbar, die das Christentum in der Geschichte der Welt- und Menschenbilder gesetzt hat. Gerade in grundlegenden Fragen der Ethik, Anthropologie und Metaphysik erweist sich jene Vorstellung einer abendländischen Synthese als unzutreffend. Schröder führt vor Augen: Die Symbiose von christlicher Religion und griechischer Philosophie ist Fiktion, er zeigt wie scharf die Kritik der Philosophen bereits in Antike und Spätantike war, von Kelsos über Porphyros bis Kaiser Julian, deutlich wird auch gemacht, wie sehr antike und neuzeitliche Philosophen in ihrer Kritik an christlichen Glaubens- und Wertvorstellungen übereinstimmen.

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Michael Amon - Fromme Begierde - Die literarische Aufarbeitung von Missbrauch und Gewalt In einem Katholischen Internat - Klever Verlag 2011, 218 Seiten, Euro 19,90
Lakonisch berichtet Michael Amon von seinen Jahren im katholischen Internat - über Gewalt, Mißbrauch, religiösen Wahn, falsche Frömmigkeit und hemmungslose Machtausübung. Ein Klerikalfaschist als Internatsleiter, der seine verklemmte Sexualität beim Verprügeln kleiner Kinder auslebt, sadistische Erzieher, sinnlose Strafen bis hin zur körperlichen Folter.
Die Gründerinnen des Internats kamen aus dem Bund Neuland, einer katholischen Erneuerungsbewegung, und hatten die Vision einer neuen Pädagogik und menschennahen Volkskirche. Unter der sichtbaren Oberfläche läuft vieles schief, aber endgültig bricht die Katastrophe aus, als die Schulgründerin stirbt. Ohne Selbstmitleid und teils ironisch schildert Amon die Wiederherstellung der alten Ordnung.
Amon geht es nicht um eine undifferenzierte Aburteilung der Kirche oder einfache Antworten. Aber er beschreibt ein System, in dem nicht einige Einzelfälle, sondern Tausende noch lebende Menschen zu Opfern geworden sind. Er gibt ihnen eine Stimme. Und er nennt Täter beim Namen.

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Horst Groschopp - Dissidenten, Freidenker und Kultur in Deutschland - Tectum Verlag - 536 Seiten - Euro 35,90
In Medien und Politik wird in Deutschland aktuell überreichlich "unsere jüdisch-christliche Kultur" betont. Der Wunsch bestimmt den Gedanken, denn über 35 Prozent der heutigen deutschen Bevölkerung ist konfessionsfrei - früher wurde "konfessionslos" gesagt. In dieser Gruppe finden sich viele Weltanschauungen: Agnostiker, Atheisten, Evolutionisten, freie Christen, säkulare Juden und Muslime, Freidenker, Humanisten oder einfach nur Gott- oder Nichtgläubige.
Diese Menschen nannte man bis 1936 standesamtlich "Dissidenten". Das vorliegende Buch erzählt ihre Entstehungsgeschichte als Kulturvorgang, berichtet, warum und in welchen Variationen sie Glaubensfreiheit forderten, für die Trennung von Staat und Religion sowie von Schule und Kirche eintraten und was ihre Verbände politisch wollten und unternahmen.
Die alten Überlegungen wirken bis in unsere Gegenwart. Sie gingen in die Weimarer Verfassung und von dort ins Grundgesetz ein. Auch lebensweltlich tradieren sie sich, geht es doch auch heute um Ethik-, Lebenskunde- und Religionsunterricht, Sterbehilfe, "geborene Verbrecher", "kulturelle Vererbung", "Hooligans" und um Humanismus. Auch jetzt wird gefragt, was die Interessen der Konfessionsfreien gegenüber den noch mächtigen Kirchen sind und wie sie sich organisieren sollten, um ihren Ansprüchen Gehör zu verschaffen. Da lohnt sich ein Blick in die Zeit, als die Konfessionsfreien noch Dissidenten hießen.

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Güner Yasemin Balci - ArabQueen: oder Der Geschmack der Freiheit - 319 Seiten - S. Fischer Verlag 2010 - Euro 15,40
Mariam führt ein Doppelleben: Zu Hause die folgsame Tochter kurdischer Eltern, in der Welt außerhalb die selbstbewusste "ArabQueen", die mit ihrer deutschen Freundin Lena Tanzen geht und Jungs trifft, dies aber durch Lügen vor ihrer Familie zu verbergen weiß. Als der Vater ihr eröffnet, dass ihr Cousin Walid auf dem Weg nach Deutschland ist, um sie zu heiraten, weiß Mariam, dass sie eine Entscheidung treffen muss, an der sie zu zerbrechen droht. Die Journalistin Güner Yasemin Balci, die selbst jahrelang in einem Mädchentreff in Neukölln gearbeitet hat, erzählt eindrucksvoll am Schicksal Mariams, wie es ist, in zwei unvereinbaren Welten zu leben - für viele junge muslimische Frauen in Deutschland die bittere Realität - und welchen Preis die Freiheit hat.
Güner Y. Balci, geb. 1975 in Berlin-Neukölln, ihre Eltern kamen in den 1960er Jahren als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Güner Y. Balci studierte Erziehungs- und Literaturwissenschaft und arbeitete im Modellprojekt 'Kiezorientierte Gewalt- und Kriminalitätsprävention' im sozialen Brennpunkt Neuköllns, im Rollbergviertel, sowie im Mädchentreff MaDonna mit Jugendlichen aus türkischen und arabischen Familien.

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Güner Y. Balci - Arabboy: Eine Jugend in Deutschland oder Das kurze Leben des Rashid A. - 288 Seiten - S. Fischer Verlag 2009 (3. Auflage) - Euro 9,30
Rashid, Sohn einer libanesisch-palästinensischen Familie, ist weder Deutscher noch Libanese oder Palästinenser, er ist ein "Arabboy", so nennt er sich in den einschlägigen Chaträumen, die er und seine Kumpel mit selbstgemachten Gewalt-Clips versorgen. Sie gehorchen dem Gesetz der Straße, auf der sich jeder sein Recht nehmen muss. Wer das nicht kann, wird zum "Opfer" - er ist dem Lebenskampf nicht gewachsen. Mit Hilfe von Aabid, der es vom Flüchtlingsjungen zum "Mega-Checker" im Rotlichtmilieu gebracht hat, macht Rashid kriminelle Karriere, bis er durch seine Drogensucht die Kontrolle über sein Leben verliert. Ihn rettet seine Verhaftung. Im Gefängnis wartet er auf seine Abschiebung - und Deutschland, das so verhasste Land, wird für ihn zum Inbegriff aller Sehnsüchte.

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Thore D. Hansen - Die Hand Gottes - 560 Seiten - Scorpio-Verlag 2011 - Euro 23,60
SF-Roman, am Supreme Court in Washington steht der größte Prozess aller Zeiten vor der Tür. Auf der Anklagebank: der Papst und der Vatikan. Die Anklage lautet auf Diebstahl geistigen Eigentums vor rund 1700 Jahren - an einem Wissen, das den Menschen einst ein Leben im Einklang mit der Natur ermöglichte. Welche Geheimnisse sind es, die der Vatikan mit allen Mitteln versucht, unter Verschluss zu halten? Der amerikanische Richter Ronald MacClary ist einem ungeheuren Verbrechen auf der Spur: Er glaubt zu wissen, dass die katholische Kirche vor fast 1700 Jahren die keltischen Druiden nicht nur brutal ausgerottet, sondern auch deren Wissen geraubt hat. Gemeinsam mit dem Heiler Adam Shane, der Sprachwissenschaftlerin Deborah Walker und dem Druiden Thomas Ryan beginnt er zu recherchieren. Es kommt zu einem spektakulären Prozess, in dem der Vatikan und der Papst an ihre letzte Grenze stoßen werden. Doch die Mächtigen im Vatikan setzen alle Hebel in Bewegung, um den Prozess zu verhindern. Thore D. Hansens Thriller ist von einer spannungsgeladenen Wucht, der sich kaum ein Leser entziehen kann. Der Autor schickt seine Protagonisten quer durch Irland, Österreich, Italien und die USA, um eines der letzten Tabus unserer Zeit zu lüften - die Verbrechen, die der Vatikan an der keltischen Elite beging, um ihre eigene Macht zu sichern.

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Daniel Knop - Experiment Mensch - Wird der Sieger über Seuchen und Säbelzahntiger zum Opfer der Überbevölkerung? - 264 Seiten - Verlag Natur und Tier 2011 - Euro 20,40
Sind wir Menschen der große Wurf der Evolution? Oder eher ein misslungener Versuch? Über 98 Prozent unserer Entwicklungsgeschichte lebten wir als fellbehangene Steinzeitmenschen mit Wurfspeeren und Faustkeilen in primitiven Hütten. Plötzlich aber schufen wir Hochkulturen, entwickelten Maschinen und bauten Fabriken, begannen Forschung und Medizin zu betreiben. Heute verpflanzen wir Herzen und fliegen zum Mond. Dabei werden wir immer mehr - inzwischen fast sieben Milliarden. Ist das alles Teil des Plans? Gibt es einen solchen Plan? Sieht er vor, dass wir eine gewaltige, fortwährend wachsende Population erzeugen und den Planeten bis in den letzten Winkel bevölkern? Oder ist unsere explosionsartige Vermehrung bloß ein evolutionärer Störfall, eine Entgleisung?

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Thomas Junker - Evolution. Die 101 wichtigsten Fragen. Beck 2011, 160 Seiten, kartoniert, Euro 10,30
Wie entstand das Leben? - Stammt der Mensch vom Affen ab? - Warum sterben Arten aus? - Was ist Darwinismus? - Warum gibt es Männer? - Was sagen die großen christlichen Kirchen zur Evolution? - Sind die Gene unser Schicksal? - Diese und viele andere Fragen beantwortet Thomas Junker knapp, kenntnisreich und leicht verständlich. Insgesamt bieten die 101 Fragen und Antworten, die nach Themenbereichen wie "Die Entdeckung der Evolution", "Was Darwin noch nicht wusste" oder "Die Evolution der Menschen" gegliedert sind, eine ebenso umfassende wie kurzweilige Einführung in die Evolution und ihre Erforschung.

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Friedrich Pirker - ungläubig - ISBN 978-3-8423-8032-5, Books on Demand 2011, Paperback, 120 Seiten, Euro 8,90
Immer noch trifft man auf Erstaunen und Ablehnung, wenn man sich als Atheist outet. Im kompromisssüchtigen Österreich hat man gefälligst höchstens Agnostiker zu sein, wenn man schon nicht der Masse der raunzend unzufriedenen Taufscheinkatholiken angehört. Vernunft und eine gesunde Skepsis sind immer noch wenig angesehen, wenn es um religiöse Belange geht. Aberglauben, dem das Aber fehlt, wird immer noch gehuldigt.
Es gibt heutzutage entgegen früherer Jahrhunderte schon viele Bücher, welche sich gegen diese geistige Welt stellen. Da jedoch die Auseinandersetzung mit den Religiösen intensiv ist, wird meistens versucht eine konziliante Haltung mit einer wasserdichten und einbruchsicheren Argumentation zu kombinieren. Es bleibt nicht aus, dass diese Vorgangsweise nur den Verstand anspricht. Das emotionelle Zentrum im Gehirn ist wenig gefordert. Religiöse Inhalte werden gerade anders herum vermittelt. Mit Zeremonien, Riten und allerlei Psychotricks wird versucht die Gefühle anzusprechen und den Verstand möglichst auszuschalten.
Dieses Buch durchbricht diese Vorgabe der Strategien. Mittels Anekdoten, Beispielen und Vergleichen bekommt der Leser eine Einsicht in die Gefühlswelt eines Atheisten während er mit einem breiten Spektrum an religiösen Ansichten konfrontiert wird. Doch vor allem wird einer humanistisch-atheistischen Weltanschauung ein menschliches Antlitz gegeben. Gleichzeitig wird die Gefühlswelt von teilweise Selbsterlebtem mit messerscharfen Argumenten kombiniert. Die Vermittlung einer menschlichen Seite bedingt jedoch auch, dass Fritz Pirker so schreibt, wie ihm und seiner Umgebung der Schnabel gewachsen ist. Es ist keine reine Mundartprosa, welche die Leser und Leserinnen erwartet, aber ein oberösterreichischer Sprachstil ist ständiger Begleiter.
Fritz Pirker präsentiert das Buch am 12. November 2011 um 19 Uhr in Wien im Amerlinghaus, Stiftg. 8, 1070 Wien

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Ursula Caberta - Schwarzbuch Esoterik, Gütersloher Verlagshaus, 2011, 189 Seiten, 18,50 Euro
Die späten achtziger und die neunziger Jahren waren die große Zeit der ᄁSektenᄁ- und Esoterikkritik. Sodann ist es ruhiger um das Thema geworden. Einerseits schien der Buchmarkt vorerst gesättigt, andererseits etablierte sich die Esoterik in einem Ausmaß in der Gesellschaft, das alle Kritiker als Ewiggestrige erscheinen ließ. Nur: Die Problemfelder, die mit der Aufnahme moderner Esoterik verknüpft sind, blieben bestehen. Daher ist es erfreulich, wenn wieder ein umfassendes, gut lesbares kritisches Buch zur Esoterik erscheint. Die Autorin geht auf die Wurzeln des Esoterikbooms und seine Gründe ein und arbeitet aus heutiger Sicht Prozesse und Trends auf, die vor Jahren noch Schlagzeilen lieferten. Zu einer gelungenen Zusammenfassung vielleicht bekannter Fakten gesellen sich neue Entwicklungen, neue Namen, neue Schatten, die sich hinter so manchen Versprechungen von Licht und Liebe verbergen. Caberta geht auch auf den gewandelten Sektenbegriff ein, nimmt einen problematischen Heilermarkt unter die Lupe und verschweigt auch fanatische, an magische Weltbilder appellierende Strömungen im Christentum nicht. Interessant auch ihre Ausführungen zur Theorie und Praxis der esoterischen Kindererziehung und der damit verbundenen Problematik des Lebens in Parallelwelten. Die große Sorge der Autorin: So manche Strömungen der Esoterik fördern autoritäre Geisteshaltungen und bedrohen so – zumindest indirekt – die Demokratie. Tatsächlich fördern gerade esoterisch verbrämte Weltverschwörungstheorien einen politischen Irrationalismus. Fazit: Das Buch bietet einen verständlichen Überblick moderner esoterischer Strömungen und ihrer Schattenseiten.

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Johannes Kandel - Islamismus in Deutschland: Zwischen Panikmache und Naivität - 224 Seiten, Herder Verlag 2011, Euro 15,40
Spätestens nach der Aufdeckung der Sauerland-Gruppe ist klar: Islamistischer Terror ist in Deutschland längst schon angekommen. Höchste Zeit, einige Fragen zu klären: Wie eng sind Islamismus und Islam verbunden? Wie wahrscheinlich ist die Gefahr terroristischer Anschläge in Deutschland tatsächlich? Welche islamistischen Gruppen gibt es hierzulande? Wo liegen Gefahren für unser Gemeinwesen, wie kann man ihnen begegnen? Wie weit kann und soll der Dialog gehen? Und welche Chancen hat die Integration? Der deutsche Islamismus-Experte klärt die Fakten zu einem brisanten Thema.

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Siegfried Kohlhammer - Islam und Toleranz: Von angenehmen Märchen und unangenehmen Tatsachen. Essays - 199 Seiten, Zu Klampen Verlag 2011, Euro 20,40
Keine andere Religion kann sich einer so weitreichenden und passionierten Verteidigung von staatlicher Seite und in den Medien erfreuen wie der Islam. Weshalb dann sehen sich so viele ihrer Anhänger neuerdings als Opfer eines westlichen Aufklärungsfundamentalismus?Seit der Aufklärung gehört die Kritik am Christentum zum intellektuellen Tagesgeschäft. Einer ähnlich schonungslosen Sicht auf den Islam wird hierzulande jedoch gern die Legitimation abgesprochen. Besonders seit 9/11 werden Politiker und Kolumnisten nicht müde, die grundlegende Friedfertigkeit und Toleranzbereitschaft des Islam zu beschwören. Und sie können sich dabei auf historische Vorbilder berufen, denn schon vor mehr als zweihundert Jahren schwärmten deutsche Dichter und Denker von einem vergangenen Goldenen Zeitalter muslimischer Herrschaft, unter der Christen, Juden und Muslime, einträchtig zusammenlebend, die Gipfel von Kunst und Wissenschaft erstürmten. Siegfried Kohlhammer stellt in seinen Essays unangenehme Fragen: Was motiviert die weitgehende Indifferenz gegenüber den Menschenrechtsverletzungen, die im Namen des Islam begangen werden? Weshalb misslingt insbesondere muslimischen Einwanderern die Integration selbst in der zweiten und dritten Generation und dies, obwohl Migranten nie zuvor in der Geschichte einen ähnlich hohen Grad an Unterstützung erfahren haben? Weil sie unter westlichen Hegemonialansprüchen und Islamophobie zu leiden haben? Indem Siegfried Kohlhammer nüchtern die Legenden von den Fakten scheidet und sich gängigen Tendenzen zur Polarisierung verweigert, beseitigt er einen blinden Fleck im Auge der Aufklärung.

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Karl-Heinz Ohlig - Der frühe Islam. Eine historisch-kritische Rekonstruktion anhand zeitgenössischer Quellen - 666 Seiten, Schiler Verlag, 2. Auflage 2010, Euro 69,90
Karl-Heinz Ohlig: Licht in das Dunkel der Anfänge des Islam Volker Popp: Von Ugarit nach Samarra. Eine archäologische Reise auf den Spuren Ernst Herzfelds Karl-Heinz Ohlig: Hinweise auf eine neue Religion in der christlichen Literatur "unter islamischer Herrschaft"? Karl-Heinz Ohlig: Vom muhammad Jesus zum Propheten der Araber. Die Historisierung eines christologischen Prädikats Christoph Luxenberg: Relikte syrischer Buchstaben in frühen Higasi- und Kufi-Koranhandschriften Ignaz Goldziher: Neu gelesen: Ignaz Goldziher, Islam und Parsismus (Vortrag aus dem Jahr 1900 "Islamisme et Parsisme", übertragen von Werner Müller) Volker Popp: Der Einfluss persischer religiöser Raster auf Vorstellungen im Koran Markus Groß: Neue Wege der Koranforschung aus vergleichender sprach- und kultur-wissenschaftlicher Sicht

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Hermann Detering - Falsche Zeugen. Außerchristliche Jesuszeugnisse auf dem Prüfstand - 243 Seiten, Alibri-Verlag, Euro 19,50
Jesus von Nazaret gilt heute auch selbst vielen Atheisten als historisch belegte Person. Hermann Detering, promovierter Theologe und Pfarrer im Ruhestand, hingegen ist nicht dieser Auffassung. In seinem neuen Buch "Falsche Zeugen. Außerchristliche Jesuszeugnisse auf dem Prüfstand" zeigt er, dass auf die als Belege für die Existenz Jesu herangezogenen antiken Quellen kein Verlass ist!

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Bernd Harder - 2012 oder wie ich lernte, den Weltuntergang zu lieben, Leitfaden für Endzeit-Liebhaber, 197 Seiten, Herder 2011 Euro 15,40
Die Welt ist ja schon oft untergegangen und im Dezember 2012 wird es wieder mal ernst. Dann nämlich endet der Maya-Kalender. Oder zumindest ein Zyklus. Und das bedeutet - naja, da sind sich die Weltuntergangsexperten nicht ganz so einig...
Skeptiker-Redakteur Bernd Harder nimmt die ins Kraut schießenden Spekulationen zum Anlass, die Weltuntergangsszenarien unter die Lupe zu nehmen. Im Zentrum seiner Untersuchung steht der Maya-Kalender, doch er wirft auch einen Blick auf das, was selbsternannte Fachleute aus den Centurien des Nostradamus, den Texten diverser "Volksseher" und der Bibel herauslesen. Diese Aussagen über angebliche Vorhersagen, über kosmische Konstellationen und erstaunliche Leistungen der Maya-Kultur kontrastiert Harder mit dem Kenntnisstand der Wissenschaft. In launigem Tonfall weist er nach, dass die Weltuntergangsexperten offenbar weit mehr Freude daran haben, Thesen aufzustellen, als diese auch zu überprüfen. Letztlich stuft er derlei Geschichten als "gut konsumierbares Produkt aus dem spirituellen Supermarkt" ein. Und deshalb, so scheint's, können wir uns auch nächstes Jahr auf Weihnachtsferien und Silvesterparty freuen.

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Joachim Wagner - Richter ohne Gesetz: Islamische Paralleljustiz gefährdet unseren Rechtsstaat - 240 Seiten, Econ Verlag 2011, Euro 18,50
Friedensrichter klingt nach einem ehrbaren Beruf. Doch unbemerkt von der Öffentlichkeit und sogar der Justiz hat sich in muslimisch geprägten Einwanderervierteln eine islamische Paralleljustiz etabliert. In den Verhandlungen zwischen den Täter- und Opferfamilien geht es oft alles andere als friedlich zu: Um Schulden einzutreiben oder die Gegenseite einzuschüchtern wird erpresst, geprügelt und geschossen und selbst mit Mord gedroht. Sind sich Täter und Opfer einig, wird die Strafjustiz massiv behindert. Richter erleben regelmäßig, dass sich Opfer und Zeugen schlagartig an nichts mehr erinnern, frühere Aussagen bagatellisieren oder Aussagen vor Gericht verweigern. Dadurch wird das Strafmonopol des deutschen Rechtsstaates systematisch unterlaufen. Der ARD-Journalist Joachim Wagner hat intensiv recherchiert. Er hat Strafakten analysiert und ausführlich Kriminalbeamte, Staatsanwälte, Richter, Strafverteidiger, Streitschlichter und Islamwissenschaftler interviewt. Sein Buch ist auch ein Justizkrimi, der in eine verborgene Welt führt: Es schildert die rätselhaften Rituale von Familien- und Stammesfehden und die Machtkämpfe von kriminellen arabischen und türkischen Clans.

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Gudrun Krämer, Demokratie im Islam. Der Kampf für Toleranz und Freiheit in der arabischen Welt, C. H. Beck-Verlag 2011, 220 Seiten, 15,40 €
In Tunesien, Ägypten, Libyen und anderen arabischen Ländern kämpfen Bürger für die Demokratie - aber für welche? Steht am Ende eine "islamische Republik" oder ein säkularer Staat nach westlichem Muster? Ist ein demokratischer Rechtsstaat auf der Basis der Scharia überhaupt denkbar? Gudrun Krämer beschreibt eindrucksvoll, wie Muslime seit Jahren über Demokratie, Toleranz, Menschenrechte und das Verhältnis von Religion, Recht und Staat debattieren und welche Bedeutung diese Debatten für die gegenwärtige Entwicklung in den arabischen Ländern haben. Sie zeigt, welche reformistischen Ansätze es im Islam gibt, und macht mit den aktuellen islamistischen Strömungen bekannt. Das Buch ist ein "Muss" für alle, die die Demokratiebewegungen in den arabischen Ländern besser verstehen wollen.

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Detlef Pollack - Säkularisierung - ein moderner Mythos?: Studien zum religiösen Wandel in Deutschland - 333 Seiten Mohr Siebeck Verlag, Neuauflage 2011, Euro 29,80
Lange Zeit ging man bei der Analyse sozialer Entwicklungen in den westlichen Ländern davon aus, dass es im Rahmen der Modernisierung unweigerlich zu einem Rückgang der Religionen und zu einer Säkularisierung der Gesellschaft komme. Dieser Grundposition stellen Zeitbetrachter seit gut zwanzig Jahren eine andere Auffassung entgegen, wonach von einer Rückkehr der Religionen auszugehen sei. Dem Autor gelingt es durch die Auswertung empirischer Daten und die Präsentation theoretischer Reflexionen souverän, die pauschale Verwerfung der Säkularisierungsthese zu widerlegen. Hierbei geht er ausführlich auf die religionssoziologische Debatte ein und kritisiert diesbezügliche Argumentationsweisen der Anhänger der These von der Wiederkehr der Religionen. Dies geschieht aber keineswegs in der mitunter auch in den Sozialwissenschaften auszumachenden Pauschalität nach dem Motto "Nur eine Position kann richtig sein". Pollack argumentiert differenziert und sachlich. Die Auswertung von Umfragen bringt ihn auch zu der Erkenntnis: "Betrachten wir diese Dimension von Religion, so müssen wir feststellen, dass die Religion im Laufe der 40-jährigen Entwicklung sowohl im Westen als auch vor allen Dingen im Osten Deutschlands ihre integrierende und konsensstiftende Kraft weitgehend verloren hat" (S. 84). Kritikwürdig in diesem Kontext ist allenfalls, dass sich seine Analysen nur auf Deutschland bzw. Europa konzentrieren.

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Detlef Pollack - Rückkehr des Religiösen? Studien zum religiösen Wandel in Deutschland und Europa 2, 367 Seiten, Mohr Siebeck Vlg 2009, Euro 35.-
Angesichts der bleibenden Relevanz des Religiösen auch unter den Bedingungen der Moderne mehren sich die Stimmen, die der bislang weithin als gültig anerkannten Säkularisierungsthese kritisch entgegentreten und den oft behaupteten Zusammenhang zwischen Modernisierung und Säkularisierung bestreiten. Detlef Pollack untersucht, inwieweit es berechtigt ist, die klassische Säkularisierungsthese aufzugeben. Er fragt, welche alternativen Modelle zur Erklärung religiöser Wandlungsprozesse in modernen Gesellschaften den Sozialwissenschaften zur Verfügung stehen und geht erste Schritte, um die Gültigkeit unterschiedlicher theoretischer Modelle empirisch zu testen. Dabei liegt der Schwerpunkt dieser empirischen Analysen auf den gegenwärtig beobachtbaren religiösen und kirchlichen Veränderungen in Deutschland seit 1945, aber auch religiöse Wandlungsprozesse in Westeuropa und in Osteuropa werden ins Auge gefasst.

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Stefan Bonner & Anne Weiss: Heilige Scheiße. Wären wir ohne Religion wirklich besser dran? Bastei Lübbe Taschenbuch, 256 Seiten. EUR 9,30
Jule glaubt an Gott, findet Kirche aber doof. Marc glaubt nicht, dass Dornbüsche sprechen, liest jedoch täglich sein Horoskop. Und Tobias denkt: Wenn Gott uns liebt, warum gibt es dann die Flippers? Wir können mit Religion nichts mehr anfangen und halten ALDI und HOFER für glaubwürdiger als den Papst. Sonntägliche Gottesanbetung passt nicht mehr zum Lifestyle, und Gott hat bei Facebook nur 137 Freunde. Sind wir von allen guten Geistern verlassen? Anne Weiss und Stefan Bonner nehmen Ahnungslose und Erleuchtete unter die Lupe und stellen fest: Immer mehr Menschen finden, dass sie auch als Heidenkinder einen Heidenspaß haben können. Wären wir denn ohne Religion wirklich besser dran?

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John Niven: Gott bewahre - Roman , 400 Seiten, Heyne Verlag, Euro 20,50
"Da kommt Gott - tut so, als wärt ihr beschäftigt." Denn Gott ist stinksauer. Nachdem Er sich im Himmel eine einwöchige Auszeit für einen Angelurlaub gegönnt hat, kehrt Er nach etwa vierhundertfünfzig Jahren (ein Tag im Himmel entspricht siebenundfünfzig Erdenjahren) wieder zurück an Seinen Schreibtisch und muss mit ansehen, wie die Erde in der Zwischenzeit den Bach runtergegangen ist. Umweltsünden, Kriege, moralischer Verfall, kirchliche Hassprediger, skrupellose Kommerzialisierung - die Menschen sind auf dem besten Weg, sich selbst zu zerstören. Und so bleibt Gott nichts anderes übrig, als Seinen Sohn Jesus Christus, dem es im Himmel blendend geht und der mit Jimi Hendrix Gitarre spielt und Joints raucht, wieder auf die Erde zu schicken, um Gutes zu tun und das einzig wahre Gebot SEID LIEB zu predigen. Widerwillig landet Jesus in New York und versucht, zunächst erfolglos, als Sänger und Gitarrist in einer Rockband Gehör zu finden. Derweil schart er seine ersten Jünger um sich - Drogenabhängige, Gescheiterte, Obdachlose, denen er zu helfen versucht. Als seine Mission, die Massen zu erreichen, zu scheitern droht, greift er zum letzten Mittel: Er nimmt an einer Castingshow teil. Damit beginnt eine denkwürdige Odyssee quer durch Amerika.
"Das Buch steckt voller böser, sehr lustiger Ideen, es ist blasphemisch, schamlos, und es entlarvt mit seiner neuen Passionsgeschichte falsche Propheten, Doppelmoral und Kapitalismus." (taz )

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Thore D. Hansen: Die Hand Gottes. Thriller, 560 Seiten, Scorpio-Verlag 2011, Euro 23,60
Am Supreme Court in Washington steht der größte Prozess aller Zeiten vor der Tür. Auf der Anklagebank: der Papst und der Vatikan. Die Anklage lautet auf Diebstahl geistigen Eigentums vor rund 1700 Jahren - an einem Wissen, das den Menschen einst ein Leben im Einklang mit der Natur ermöglichte. Welche Geheimnisse sind es, die der Vatikan mit allen Mitteln versucht, unter Verschluss zu halten? Der amerikanische Richter Ronald MacClary ist einem ungeheuren Verbrechen auf der Spur: Er glaubt zu wissen, dass die katholische Kirche vor fast 1700 Jahren die keltischen Druiden nicht nur brutal ausgerottet, sondern auch deren Wissen geraubt hat. Gemeinsam mit dem Heiler Adam Shane, der Sprachwissenschaftlerin Deborah Walker und dem Druiden Thomas Ryan beginnt er zu recherchieren. Es kommt zu einem spektakulären Prozess, in dem der Vatikan und der Papst an ihre letzte Grenze stoßen werden. Doch die Mächtigen im Vatikan setzen alle Hebel in Bewegung, um den Prozess zu verhindern. Thore D. Hansens Thriller ist von einer spannungsgeladenen Wucht, der sich kaum ein Leser entziehen kann. Der Autor schickt seine Protagonisten quer durch Irland, Österreich, Italien und die USA, um eines der letzten Tabus unserer Zeit zu lüften - die Verbrechen, die der Vatikan an der keltischen Elite beging, um ihre eigene Macht zu sichern.

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Andreas Altmann - Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend - 256 Seiten, Piper-Verlag 2011, Euro 20,50
Das Buch beschreibt Altmanns Kinder- und Jugendzeit im Wallfahrtsort Altötting, einer No-go-Area für jeden von der katholischen Kirche gebeutelten Mitbürger. In diesem Sperrgebiet ist sein Vater DER Devotionalienhändler am Platz, der die Familie tyrannisiert und brutal auf alles einschlägt, was sich ihm in den Weg stellt. Nach außen hin allerdings ist er ein frommer Kirchgänger und angesehener Bürger.
Die Ohnmacht des Kindes wird so brillant beschrieben, dass diese Hilflosigkeit zu Tränen rührt. Man nimmt aufgrund der intensiven Sprache HAUTNAH und in 3D am Debakel in diesem Irrenhauses teil. Man fühlt sich mit ihm verbunden, wenn er als Jungendlicher anfängt sich zu wehren und Strategien fürs Überleben entwickelt. Man atmet auf, als er das Elternhaus verlässt und die Suche nach seinem Platz in der Welt beginnt. Er findet ihn und beginnt zu schreiben.

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D. Evans / H. Selina, Evolution Ein Sachcomic,
Dave Robinson / Judy Groves, Philosophie. Ein Sachcomic,
N. C. Benson, Psychologie Ein Sachcomic,
Dave Robinson / Chris Garratt, Ethik. Ein Sachcomic,
Dan Cryan / Sharron Shatil / Bill Mayblin, Logik. Ein Sachcomic,
Rupert Woodfin / Oscar Zarate, Marxismus. Ein Sachcomic,
Alle u.a.m. TibiaPress-Verlag 2011, jeweils 176 Seiten, Euro 10,30

Sachcomics sind Einführungen in verschiedene wissenschaftliche Disziplinen und in viel diskutierte Themengebiete. Geschrieben sind sie in leicht verständlicher Sprache, die ausgiebigen Illustrationen erleichtern das Verständnis. Wer sich einem der zahlreichen Themen der Reihe informativ nähern will, kann das schnell und preisgünstig machen, ohne dabei Kopfweh zu bekommen.

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Alan Posener - Der gefährliche Papst: Eine Streitschrift gegen Benedikt XVI - 288 Seiten, Ullstein Taschenbuch 2011, Euro 9,20
Die Konfrontation mit der 68er-Bewegung und der "Theologie der Befreiung" machte Joseph Ratzinger zum Hauptvertreter eines kompromisslosen Konservatismus. Seither formuliert er mit großer Radikalität und Beharrlichkeit die Grundsätze eines intellektuellen Rollbacks der Moderne. Als Papst Benedikt XVI. bekämpft er den weltlichen Staat und die Werte der Aufklärung: Pluralismus der Gesellschaft und des Glaubens, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau, Emanzipation der Wissenschaft von der Religion. Mit seiner Rede in Auschwitz revidierte der Papst die Position der katholischen Kirche zum Holocaust; der Ton gegenüber den Juden hat sich ebenfalls verschärft. In ihrem Widerstand gegen die Moderne, so das Fazit dieses Buches, ist die katholische Kirche dem islamistischen Fundamentalismus bereits auf paradoxe Weise nahe gerückt.

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Philipp Blom - Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung - 400 Seiten, Carl Hanser Verlag, 2. Auflage 2011, Euro 25,60
Paris, wenige Jahre vor Ausbruch der Revolution: Im Salon des Barons d'Holbach treffen sich regelmäßig die besten Köpfe Europas. Denis Diderot, David Hume, Laurence Sterne, Jean-Jacques Rousseau und viele andere Denker des 18. Jahrhunderts streiten um eine zeitgemäße Philosophie, die die Religion hinter sich lässt und allein auf die Kraft des Verstandes setzt, aber auch den Leidenschaften angemessenen Platz einräumt. Philipp Blom erzählt ein Kapitel europäischer Geschichte und bringt die radikale Variante der Aufklärung wieder in Erinnerung, die eine Idee von einer wirklich menschlichen Gesellschaft hatte. Ein historisches Meisterstück und philosophisches Plädoyer zugleich.

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Leo Piral - Wer lügt - Gott oder die Kirche? ...oder worüber die Kirche schweigt! - 193 Seiten, Wagner Verlag 2011, Euro 12,10
Dogmen und Glaubenssätze der katholischen Kirche - vergleichend, analytisch und menschlich betrachtet. Dogmen und Glaubenssätze geben den Katholiken vor, was Sie zu denken haben und nicht denken dürfen. Die Besonderheit dabei, verschiedene Glaubensvorgaben widersprechen sich diametral... Ist das Fundament der Kirche auf Betrug aufgebaut?

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Thomas Meyer - Fundamentalismus: Eine Einführung - 163 Seiten, Vs Verlag, Euro 20,50
Fundamentalismus ist eines der bedrückendsten Phänomene der modernen Welt, insbesondere nach dem 11. September 2001. Dieses Buch führt auf knappem Raum in den ganzen Umfang des Fundamentalismus ein. "Fundamentalismus" ist eine der großen Herausforderungen der modernen Welt und zugleich einer der am häufigsten missbrauchten Begriffe. Ein schillerndes Phänomen, aber keine Schimäre: Höchst real im Geist rücksichtsloser Kollektive, die im Namen ihrer selbsterkorenen Gewissheiten unterwerfen und herrschen wollen - nicht selten aber auch ein nach Belieben gehandhabtes Instrument zur vernichtenden Etikettierung missliebiger Ideen. Das vorliegende Buch leistet grundlegende Beiträge zur Klärung der Sache und des Begriffs.

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Holger Reiners - Psychotherapeuten im Visier, 160 Seiten, Diederichs 2011, Euro 15,40
20 Jahre lang ließ sich der bekannte Sachbuchautor Holger Reiners wegen seiner Depression therapieren. Zeit für eine gründliche Abrechnung mit der deutschen Therapeutenszene. Inkompetenz, Anmaßung, Eitelkeit und auch Zynismus gegenüber Patienten sind trauriger Alltag in diesem Land. Oft stehen am Ende nicht nur gedemütigte, sondern auch zermürbte Patienten. Ein aufrüttelnder Report! Die nüchterne Bilanz einer langen Hilfesuche: Therapeuten arbeiten in einem völlig unkontrollierten Raum. Man könnte ihn das Schlaraffenland der Selbstverwirklichung nennen - nur bitte nicht im Umgang mit kranken Menschen. Neben besserer Kontrolle braucht es endlich ein radikales Umdenken im Umgang mit jenen, die seelisch leiden.

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Thorsten Gerald Schneiders (Herausgeber) - Islamverherrlichung: Wenn die Kritik zum Tabu wird - 410 Seiten, Vs Verlag 2010, Euro 41,10
Muss sich unter Muslimen in Deutschland etwas ändern? Viele dürften die Frage mit "Ja" beantworten. Offenbar gibt es genügend Anlass zu "Islamkritik". Leider missbrauchen dies viele als Vehikel für pure Ressentiments. Doch das darf nicht dazu führen, jede Form von Kritik in den Wind zu schlagen und das Bild vom gelebten Islam schön zu färben. Beide Haltungen sind problematisch und daher Inhalt eines umfassenden zweibändigen Buchprojekts. Während der bereits erschienene Band "Islamfeindlichkeit" unterschiedliche Aspekte des europäischen Islamhasses vergangener Jahrhunderte bis zur heutigen Hetze im Internet dokumentiert, zeigt das vorliegende Buch "Islamverherrlichung", wie vernünftige Islamkritik ohne Pauschalisierung, Populismus und Polemik aussehen kann. Ausgewiesene Experten sprechen dazu offen theologische Herausforderungen an und weisen auf Missstände in der muslimischen Gesellschaft Deutschlands hin. Es geht sowohl um brisante Einzelthemen wie Jihad, Antisemitismus oder Kopftuch, als auch um grundlegende Fragen zum Koran, zum Propheten Muhammad oder zur Scharia. Zudem finden sich Auseinandersetzungen mit bekannten Einzelpersonen und Islamverbänden. Mit Beiträgen von Nasr Hamid Abu Zayd, Lamya Kaddor, Ömer Özsoy, Rabeya Müller, Adel Theodor Khoury, Udo Tworuschka, Katajun Amirpur, Hartmut Bobzin und anderen.

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Armin Geus - Die Krankheit des Propheten - Ein pathographischer Essay - Basilisken-Presse 2011, 219 Seiten, Euro 39.-
Eine Art Psychobiographie des Propheten Mohammed versucht Armin Geus im vorliegenden Buch. Die Glaubwürdigkeit des Islam hängt von der Glaubwürdigkeit des Propheten ab. Und mit dieser sieht es schlecht aus. Der Autor geht den zahlreichen Hinweisen nach, die auf eine schwere psychische Erkrankung des Propheten hindeuten. So sieht sich der Koran selbst (81,22) genötigt, darauf hinzuweisen, Mohammed sei "nicht besessen". In Mekka wurde nach der Überlieferung davon gesprochen, dass Mohammed ein Verrückter war, der ärztlich hätte behandelt werden müssen. Armin Geus geht diesen Quellen durch die Jahrhunderte nach, in denen Historiker und andere Forscher über die Krankheit(en) des Propheten spekulieren. Herausgekommen ist eine interessante Schrift, die das problematische Potential des Islam beleuchtet.
Allerdings hätte man sich eine mehr quellenkritischere Annäherung an den Propheten gewünscht. So ist keineswegs sicher, ob Mohammed überhaupt eine historische Person war. Ähnlich wie bei Judentum und Christentum steht vielmehr zu vermuten, dass vieles, wenn nicht alles, was wir vom "Religionsstifter" wissen, Fabrikationen späterer Autoren sind. Von solchen "Zeugnissen" auf einen realen Menschen zu schließen, ist letztendlich gewagt. Wenn sich ein psycho-pathogener Kern in den Schriften und Überlieferungen findet, so reflektiert er eher das gebrochene Verhältnis dieser späteren gläubigen Autoren zur Wirklichkeit, als dass eine schizophrene Persönlichkeit eine neu Variante monotheistischer Religion begründet hat. Armin Geus ist emeritierter Medizinhistoriker.

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David Berger - Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche - 304 Seiten, Ullstein Verlag 2010, Euro 18,50
David Berger ist schwul. Führende Kirchenvertreter nutzten seine sexuelle Orientierung, um ihn auf Spur zu halten. Jetzt deckt der hochrangige Theologe auf, was sich in den erzkonservativen Kreisen der katholischen Kirche abspielt. Ein Buch, das in eine Welt voller Lügen führt und einen Schlüssel zu den gegenwärtigen Skandalen liefert.
David Berger outete sich Anfang 2010 und legte sein Amt als Herausgeber der Zeitschrift Theologisches nieder. Wenige Wochen später wurde ihm wegen dieses öffentlichen Bekenntnisses die Professur an der Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas von Aquin entzogen. Bis dahin hatte er über Jahre eng mit dem einflussreichen erzkatholischen Lager zu tun, das den Anspruch der Kirche als höchste moralische Instanz verteidigt, tatsächlich aber von Doppelmoral geprägt ist. In seinem sehr persönlichen Buch deckt Berger das perfide Unterdrückungssystem scheinheiliger Kirchenoberen auf. Er erzählt, warum sich so viele Schwule von einer Institution angezogen fühlen, die nach außen Homosexualität verteufelt, und warum Gewalt und Missbrauch in der Kirche so viel Platz einnehmen konnten. Ein Insiderbericht, der aufrüttelt.

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Karlheinz Deschner - Das Kreuz mit der Kirche: Eine Sexualgeschichte des Christentums, 520 Seiten, Akzente Verlagshaus 2009, Euro 15,40
Aktuelle Ausgabe des Dauersellers aus den 1970er-Jahren. Karlheinz Deschner geht ausführlich auf die sakrale Sexualität (z.B. die göttliche Mutter oder kultischer Geschlechtsverkehr) ein, auf die Askese und Ihre Ursprünge, auf das Leben und die Aussagen Jesu selbst, auf den Part den die Nonnen und Mönche spielen, den Klerus und seine Macht, die Unterdrückung der Priesterehe, das Zölibat, die Unterdrückung der Frau, Abtreibungen und Verhütung, Erbsünde, Homosexualität, die Moraltheologie, bis zum Lustmord und der Mordlust. Neben der Lektüre der Bibel ist das Lesen dieses Buch vielleicht der beste Weg, Atheist zu werden.

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V. S. Naipaul - Afrikanisches Maskenspiel: Einblicke in die Religionen Afrikas - 349 Seiten, S.Fischer-Verlag, Euro 23,60
V. S. Naipaul, Romancier und Nobelpreisträger, ist einer der großen Weltreisenden der Literatur. Auf seiner Tour von Uganda über Westafrika bis nach Südafrika erkundet Naipaul die Erscheinungsformen und Auswirkungen des Glaubens. Ob animistische Vorstellungswelten, fremde Religionen wie Christentum und Islam, okkulte Riten und Mythen sie alle beeinflussen gesellschaftliche Prozesse, wirken zusammen mit wirtschaftlichen und politischen Fragen und prägen die Wirklichkeit Afrikas. Überall begegnet Naipaul das Magische, und immer wieder verblüfft die Macht, mit der es die Gegenwart durchwirkt.

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Necla Kelek - Himmelsreise: Mein Streit mit den Wächtern des Islam - 320 Seiten, Goldmann Verlag 2011, Euro 10,30
Eine Streitschrift gegen Unfreiheit und Unterdrückung im Namen des Koran. Necla Kelek wendet sich gegen die Verharmlosung des Islams und weist nach, dass er - trotz regionaler Unterschiede - immer Lebenskonzept, Ideologie und Politik zugleich ist. Für die Zukunft Europas wird es jedoch von entscheidender Bedeutung sein, ob es gelingt, die Muslime von der Idee der aufgeklärten demokratischen Bürgerschaft zu überzeugen. Daher ihr Credo: Der Glaube muss vom patriarchalischen Missbrauch befreit und spirituell rehabilitiert werden, damit endlich die Probleme angepackt werden können, die unübersehbar mit Muslimen verknüpft sind - die verweigerte Gleichberechtigung der Frauen und die mangelnde Bildung der Kinder.

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Alex Boese - Viereckige Bonsai-Katzen - Die weltgrößten modernen Mythen, Rowohlt 2011, 350 Seiten, Euro 10,30
Vordergründig versammelt das Buch von Alex Boese Pressemeldungen, Berichte im Internet, kuriose Emails, die zum Schmunzeln anregen. Gefragt wird immer, stimmen diese Meldungen oder sitzen wir hier Zeitungsenten auf, womöglich gar einem kriminellen Schwindel. Beispiele: Stimmt es, dass im Jahr 2002 die Weltgesundheitsorganisation WHO prognostizierte, dass das Gen für blonde Haare innerhalb der nächsten 200 Jahre aussterben werde? Ist es wahr oder falsch, dass Microsoft vor einiger Zeit versuchte, die katholische Kirche zu kaufen? Gibt es tatsächlich ein Computerprogramm, das fliegende Insekten und andere Plagegeister von Ihrem Computer fernhält, während Sie arbeiten? Unzählige solche Meldungen bietet das Buch, nebst der Auflösung, ob sie stimmen oder nicht. Doch das Buch geht über eine kuriose Anekdotensammlung hinaus. Ausführlich wird gezeigt, anhand welcher Methoden und Kriterien noch vor jeder Recherche festgestellt werden kann, ob die Meldung wahrscheinlich falsch oder möglicherweise richtig ist. Wir erfahren von der Leistungsfähigkeit von Bildbearbeitungsprogrammen, dass jede Information nur so gut ist wie ihre Quelle, dass im wirklichen Leben niemand über Zauberkräfte verfügt und auch nicht jede Geschichte ein Happy End hat. Ein Glossar fasst zusammen, worauf man bei der Überprüfung von Nachrichten achten sollte. Von daher ist das Buch nicht nur kurzweilig, sondern lehrt dabei gleichsam spielerisch, die Medien kritisch zu betrachten.

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Simon Akstinat - Bibel vs. Koran - Sie werden nicht glauben, was in den heiligen Büchern steht! Eichborn-Verlag, 2011, 117 Seiten, Euro 10,20
"Manche Bücher kennt jeder, obwohl sie keiner gelesen hat", schreibt Serdar Somuncu im Vorwort. Über andere Bücher spreche die ganze Welt, obwohl sie nur schwer verständlich sind, und über andere streitet man sich bis aufs Blut. Bibel und Koran sind solch facettenreiche Schriften. In einer kommentierten Zitatesammlung stellt Simon Akstinat Aussagen des Koran denen der Bibel gegenüber. Dabei zeigt sich, dass vieles, was wir der einen Seite zuordnen, auch für die andere Seite gilt. Das barbarische Handabhacken und Steinigen für bestimmte Taten fordert nicht nur der Gott des Koran, sondern auch der Gott der Bibel. Angeordnet sind die Zitate zu den Themenkomplexen Krieg & Spiele, Sex & Ehe, Vorschriften & Strafen und Glaube & Irrglaube. Dabei geht der Autor bewusst einseitig vor, die versammelten Zitate werfen nicht gerade ein freundliches Bild auf Christentum und Islam.

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Rita Breuer - Wird Deutschland islamisch? - 190 Seiten, Schiler Verlag 2011, Euro 24,70
Die Reaktionen und Einschätzungen bezüglich der Entwicklung des Islams in Deutschland reichen von Panik vor einer vermeintlichen systematischen Unterwanderung und Islamisierung unserer Gesellschaft auf der einen Seite bis zu hartnäckiger und geradezu beängstigender Realitätsverweigerung auf der anderen Seite. Mit dem Islam hat sich in Deutschland eine Religion dauerhaft etabliert, die ebenso universell und damit missionarisch angelegt ist wie das Christentum. Heutzutage macht sich das in einer zunehmend selbstbewussten und oftmals fordernden Interessenvertretung der hier lebenden Muslime bemerkbar, aber auch in gezielten missionarischen Aktivitäten, die sich an weniger glaubensstrenge Muslime ebenso richten wie an Nicht-Muslime, die für den wahren Glauben gewonnen werden sollen. Nach einer BMI-Studie1 sind etwa 50% der hier lebenden Muslime tendenziell der Ansicht, dass sich der Islam über kurz oder lang weltweit durchsetzen wird. Fast ebenso viele halten es für die Pflicht des guten Muslims, für seinen Glauben zu werben. Auch wenn die realen Erfolge bei der Konvertitenwerbung bislang deutlich hinter der medial inszenierten Massenbewegung der Deutschen zum Islam zurückbleiben, gilt es aufgrund sachlicher Information und reflektiert mit dem Phänomen des missionarischen Islam umzugehen und die Interessenvertreter ebenso wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft mit möglichen Konfliktfeldern zwischen der klassischen islamischen Lehre und hier gültigen Werten, Normen und Grundrechten zu konfrontieren. Auf dieser Grundlage erfolgt eine kritische Betrachtung der Entwicklungen auf politischer, religiöser und gesellschaftlicher Ebene, sowie der schleichenden Veränderungen, die Islam-Verbände hier im Namen des Grundrechts auf Religionsfreiheit einbringen wollen. Zukunftsfähig ist nach Ansicht der Autorin nur ein reformierter, mit der Moderne, dem Säkularismus und den Menschenrechten versöhnter Islam, für den es durchaus Ansätze, derzeit aber wenig Unterstützung gibt.

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Michael Weinrich - Religion und Religionskritik: Ein Arbeitsbuch - 336 Seiten, Utb Verlag 2011, Euro 30,70
Das neuzeitliche Religionsverständnis hat seine Wurzeln im Humanismus der Renaissance und entwickelt sich im 17. Jahrhundert als ein Mittel zur Befriedung der nachreformatorischen Konfessionen. Im Zuge der Aufklärung gerät die Religion dann in den Strudel der Kritik. Philosophische, soziologische und psychologische Religionskritik ergänzen einander und geben eine vernichtende Prognose: Eine vernünftige Bearbeitung der Defizite werde zur Überwindung der Religion führen. Das Buch führt in die Fülle der unterschiedlichen Positionen zu Religion und Religionskritik ein, dokumentiert exemplarische Texte und stellt durch Interpretationen einen Zusammenhang her, der zu weiterer Vertiefung anregen will. Neben Klassikern wie Marx, Nietzsche und Freud werden auch weniger bekannte Positionen von Husserl bis Luhmann vorgestellt. Der Autor ist Professor für Systematische Theologie am Institut für Evangelische Theologie der Freien Universität Berlin.

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Nicholas Goodrick-Clarke - Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus - 261 Seiten, Marixverlag 2004, Euro 10,20
Stand der Nationalsozialismus unter okkulten Einflüssen? Welche Rolle spielten geheimnisvolle Gruppierungen, wie die "Thule-Gesellschaft", Lanz von Liebenfels´ "Neuer Templer Orden", die "Edda-Gesellschaft" oder Guido von Lists "Armanen"? Wer war der seltsame völkische Seher Weisthor, der als "Rasputin Himmlers" galt? Diese "faszinierende Studie" (The Times) gilt international als Standartwerk zum Thema Ariosophie. Für die, die sich über die Hintergründe und Entstehung des Nationalsozialismus informieren möchten: Das Standardwerk zum Thema Ariosophie.

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Franz Wegener - Das atlantidische Weltbild: Nationalsozialismus und Neue Rechte auf der Suche nach der versunkenen Atlantis - 158 Seiten, Kulturförderverein Ruhrgebiet, 2003, Euro 18,30
Der Historiker Franz Wegener arbeitet eine bislang unbekannte Verbindungslinie zwischen Theosophen, Ariosophen, Anthroposophen, Vertretern der Konservativen Revolution, Welteislehre-Anhängern, Nationalsozialisten und Neuen Rechten heraus: Die Suche nach Atlantis im hohen Norden, Heimat einer rassisch reinen Elite: Die Atlantier. Führende NS-Funktionäre - Hitler, Himmler, Wirth und Rosenberg - beschäftigte die Suche nach der versunkenen Insel - und das nicht nur auf SS-Forschungsexpeditionen. Im Effekt entlud sich die suizidale Ideenkraft des Atlantismythos in einem beispiellosen Vernichtungskampf gegen andere - und letztendlich gegen sich selbst. Atlantis - war es das, was die Nationalsozialisten tatsächlich suchten?

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Franz Wegener - Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS - 160 Seiten, Kulturfoerderverein Ruhrgebiet, 2004, Euro 18,30
1937 treffen sich in Berlin zwei Männer: Der Reichsführer SS Heinrich Himmler und der aus Paris kommende Privatgelehrte Gaston de Mengel. Damit trifft ein Anhänger des deutschen Spiritismus auf einen Eingeweihten des französischen Okkultismus. Der Historiker Franz Wegener nimmt diese Begegnung zum Anlass, Himmlers Beschäftigung mit so bizarren Themen wie etwa der "fliegenartigen Seuchenhexe Nasav" auszuleuchten und Himmlers Ängsten bezüglich einer Verschwörung schwarzer Magier gegen die Kräfte des Lichts nachzugehen.

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Franz Wegener - Weishaar und der Geheimbund der Guoten. Ariosophie und Kabbala - 164 Seiten, Kulturfoerderverein Ruhrgebiet 2005, Euro 18,30
1925 bekundete der spätere Reichsführer-SS Heinrich Himmler gegenüber einem Münchner Astrologen, er könne ihm Schriften eines "Bundes der Guten" übersenden, der von einem Mann mit dem Decknamen "Weishaar" geführt werde. Um was für eine Organisation handelte es sich bei diesem mehrere tausend Mitglieder starken "Bund der Guoten", wie er später genannt wurde, und dem ihm angeschlossenen geheimen "Deutschen Herren-Orden"? Der Historiker Franz Wegener hat die Geschichte dieses an die Organisation der Freimaurer angelehnten und nach dem Kriege vollkommen in Vergessenheit geratenen Bundes untersucht und kommt zu überraschenden Erkenntnissen: Der Geheimbund entwickelte aus der jüdischen Geheimlehre der Kabbala rassengnostisch motivierte Menschenzuchtvisionen und begann bereits mit deren praktischer Umsetzung.

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Franz Wegener - Der Alchemist Franz Tausend. Alchemie und Nationalsozialismus - 168 Seiten, Kulturfoerderverein Ruhrgebiet 2006, Euro 18,30
Anfang der Zwanziger Jahre las ein Drogistenlehrling in Hamburg kabbalistische Schriften. Er beschloss, die in den Büchern entdeckten Anweisungen über die künstliche Herstellung von Gold zu befolgen. Sein Name: Franz Tausend. Zahlreiche Investoren sprangen auf den Zug auf. Unter ihnen der Hitler-Vertraute General Erich Ludendorff und Industrie-Größen wie Alfred Mannesmann. Die neu gegründeten Tausend-Gesellschaften konnten schon bald mehrere hunderttausend Goldmark an Ludendorff - und damit auch an die NSDAP - überweisen. Knapp 80 Jahre später wurden zur Jahrtausendwende erstmals die Memoiren Adolf Eichmanns unter dem Titel "Götzen" zur Veröffentlichung freigegeben. Eichmann erinnerte sich auch an einen Alchemisten, der im Auftrag des Reichsführers-SS Heinrich Himmler experimentierte: "Als ich um jene Zeit im SD-Hauptamt war, hatte Himmler einem solchen modernen Alchimisten in dem Park, in dem wir unsere morgendlichen Exerzierübungen absolvierten, ein kleines Laboratorium eingerichtet. Er sollte darin Gold machen. Angeblich konnte er es. Dieser Goldmacher hieß merkwürdigerweise Tausend." Diese neue Äußerung ist für den Historiker Franz Wegener Grund genug, unkonventionellen Versuchen der Goldgewinnung in Weimar und im Nationalsozialismus nachzugehen.

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Franz Wegener - Neu-Vineta: Die Rassesiedlungspläne der Ariosophen für die Halbinseln Darß und Zingst - 148 Seiten, Kulturfoerderverein Ruhrgebiet 2010, Euro 15,20
1933 verortete der österreichische Ariosoph Jörg Lanz von Liebenfels als erster Autor die sagenhafte, untergegangene Stadt Vineta in der Region Barth in Vorpommern. Diese Entdeckung wurde von den zeitgleich veröffentlichten Plänen zur Gründung einer Rassesiedlung auf den Barth vorgelagerten Halbinseln Darß und Zingst begleitet: Im Stile der am Mittelmeer 1933/34 von Mussolinis Architekten erbauten Stadt Sabaudia, die heute als "metaphysische Stadt" gehandelt wird, sollte an der Ostsee auf 80 Hektar Land "etwas ganz Neues, noch nicht Dagewesenes" entstehen. Eine Stadt, in der Arier "künstlich und zielbewußt gezüchtet" werden sollten. Vineta, so der Plan, sollte aus den Fluten wieder aufsteigen. In der vorliegenden Arbeit hat sich der Historiker Franz Wegener dieses wahrscheinlich letzten, von privater Hand betriebenen Realisierungsversuches einer Rassereinzuchtsiedlung angenommen und das Projekt und seine Akteure in den Zeitkontext eingeordnet.

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Michael Schmidt-Salomon, Lea Salomon - Leibniz war kein Butterkeks - Den großen und kleinen Fragen der Philosophie auf der Spur, Pendo-Verlag 2011, 288 Seiten, Euro 18,50
Gibt es einen Grund dafür, dass wir existieren? Warum gibt es so viel Leid in der Welt? Und wie finden wir den Weg zum Glück? Im Gespräch mit seiner Tochter Lea behandelt Michael Schmidt-Salomon die großen und kleinen Fragen des Lebens und eröffnet einen faszinierenden Einblick in die Welt der Philosophie. Philosophie muss weder langweilig noch kompliziert sein - ganz im Gegenteil: Philosophische Fragen haben viel mit unserem Alltag zu tun. Dass dies so ist, beweisen der Autor und Philosoph Michael Schmidt-Salomon und seine 20-jährige Tochter Lea in ihrem gemeinsamen Buch. Angefangen bei der Frage nach dem Sinn des Lebens oder der Existenz eines Gottes erschließen sie im Dialog die philosophische Gedankenwelt auf höchst unterhaltsame und unkonventionelle Weise. Dabei werden abstrakte Begriffe wie Vernunft und Weisheit, Gerechtigkeit und Toleranz ebenso anschaulich erläutert wie die Frage nach dem Traum von einer besseren Welt. Ein unterhaltsames und lehrreiches Buch, das Lust aufs Philosophieren macht - für alle, die es wissen wollen und nicht die Neugier verloren haben, danach zu fragen.

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Michael Schmidt-Salomon - Manifest des evolutionären Humanismus: Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur - 196 Seiten, Alibri Verlag, 2. Auflage 2006, Euro 10,30
Wir leben in einer Zeit der Ungleichzeitigkeit: Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder mehrheitlich noch von Jahrtausende alten Mythen geprägt. Diese Kombination von höchstem technischen Know-how und naivstem Kinderglauben könnte auf Dauer fatale Konsequenzen haben. Angesichts der Gefahren, die aus der Renaissance unaufgeklärten Denkens in einem technologisch hoch entwickelten Zeitalter erwachsen, entwirft das Manifest des Evolutionären Humanismus eine säkulare Gegenposition, die im Einklang mit den häufig desillusionierenden Ergebnissen der (natur-) wissenschaftlichen Forschung steht. Das Manifest liefert auf diese Weise nicht nur eine kompakte Zusammenfassung der Grundpositionen einer "zeitgemäßen Aufklärung", es ist auch ein entschiedenes Plädoyer für eine "alternative politische Leitkultur", die auf die besten Traditionen von Wissenschaft, Philosophie und Kunst zurückgreift, um das unvollendete Projekt der aufgeklärten Gesellschaft gegen seine Feinde zu verteidigen.

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Michael Schmidt-Salomon (Autor), Helge Nyncke (Illustrator) - Die Geschichte vom frechen Hund: Warum es klug ist, freundlich zu sein - 32 Seiten, Alibri Verlag 2008, Euro 12,30
Der Freche Hund wird von allen gefürchtet. Denn vor seinen Frechheiten ist niemand sicher. Aber eines Tages hat der Freche Hund ein Problem... Nach dem provozierenden Ferkelbuch haben Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke nun gemeinsam ein Buch gemacht, das Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren grundlegendes ethisches Verhalten vermitteln soll. Anknüpfend an die Erkenntnisse über die Evolution der Kooperation wird Kindern gezeigt, daß ein fairer Umgang mit anderen letztlich auch Vorteile für einen selbst bringt. Ein Buch für alle Eltern, die ihren Kindern soziales Verhalten vermitteln wollen, ohne dabei auf Konzepte von Schuld oder schlechtem Gewissen zurückzugreifen.

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Christian Lührs - Gut sein ohne Gott: Ethik und Weltanschauung für Kinder und andere aufgeklärte Menschen - 88 Seiten, August von Goethe Literaturverlag 2007, Euro 8,10
Das Buch "Gut sein ohne Gott" versteht sich als Ethik und Weltanschauung für Kinder. Es richtet sich auch an "andere aufgeklärte Menschen". Christian Lührs philosophischer Ansatz ist klar durch die Aufklärung geprägt und kommt gänzlich ohne Gott aus. "Vertraue nicht auf einen Gott. Er wird dir nicht helfen." Gefordert wird dagegen: "Denke selber nach. Mach dir ein Bild. Schreibe deine eigenen Texte." Wohltuend ungeordnet berührt der Hamburger Autor und Diplomingenieur die großen und kleinen Dinge des Lebens. Dabei spricht er von seinen Überlegungen und seinen Anschauungen, wie man ohne Gott verantwortlich den Herausforderungen der Welt begegnen kann. In kurzen, gut lesbaren Abschnitten entwickelt er in einer einfachen Sprache eine Anleitung zu einem besseren Leben. Viele dieser Abschnitte beziehen sich auf das unmittelbare Leben eines Kindes. Sie geben klare Strategien, das eigene Leben besser zu strukturieren. Immer wieder werden sie in den Zusammenhang einer Verantwortung für die ganze Welt gesetzt - "Rettet die Welt". "Gut sein ohne Gott" fordert dazu auf, hinzuschauen, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Leben bewusst und aktiv anzugehen. Es überfordert nicht, aber eröffnet Möglichkeiten und setzt Impulse. "Gut sein ohne Gott" ist bestens geeignet mit älteren Kindern ins Gespräch über philosophische Themen zu kommen. Es macht aber auch Spaß, durch die Brille des Erwachsenen darin zu stöbern.

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Fiona Lorenz - Wozu brauche ich einen Gott?: Gespräche mit Abtrünnigen und Ungläubigen - 224 Seiten, rororo 2009, Euro 9,20
Für viele Menschen scheint ein Leben ohne Gott, Religion und Kirche unvorstellbar. Andere glauben "eigentlich" nicht mehr an Gott, heiraten aber dennoch kirchlich oder bleiben vorsichtshalber Mitglied der Kirche, um einem eventuellen Schicksal in der Hölle zu entgehen oder um soziale und ökonomische Nachteile zu vermeiden, wenn sie in kirchlichen Kindergärten oder Krankenhäusern angestellt sind. Auch in den Medien erhalten die Vertreter der Kirche viel Raum, obwohl es in Deutschland mittlerweile mehr Konfessionsfreie als Menschen mit einer Religionszugehörigkeit gibt. Fiona Lorenz hat sich auf die Spur der Religionskritiker gemacht und zahlreiche Interviews mit Atheisten, Zweiflern und Agnostikern geführt: mit Prominenten wie Janosch, Ralf König, Mina Ahadi und Nina Vorbrodt und "normalen" Menschen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen gegen den Glauben aussprechen. Das Ergebnis dieser Gespräche ist ein intensiver, persönlicher Blick auf die Gründe für die Abkehr von Kirche und Religion. Er soll Mut machen, sich zum eigenen Unglauben zu bekennen, und zeigen, dass es nicht nötig ist, an Gott zu glauben, um ein sinnerfülltes Leben zu führen.

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Barbara Köster - Der missverstandene Koran - Warum der Islam neu begründet werden muss, Verlag Hans Schiler 2010, 270 Seiten, Euro 34,90
Wer dieses Buch lesen will, muss nicht Islamwissenschaften studiert haben. Es ist es keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein Bericht über Wissenschaft. Er stellt Theorien zum frühen Islam vor, die bisher noch als Außenseiterpositionen gehandelt werden. Jedoch ist anzunehmen, dass sich dies ändern wird. Experten fordern, dass europäische Nichtmuslime endlich mehr über den Islam wissen sollten. Zum Lehrplan werden die Epochen von Mohammeds Geburt über sein Wirken in Mekka und Medina bis mindestens zu den Kreuz­zügen und der Kolonisierung plus deren Folgen gezählt. Neue Theorien zur Frühzeit des Islams gewinnen an Einfluss. Auslöser dieser Entwicklung sind Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, die in den letzten Jahren einen völlig neuen Blickwinkel auf die Frühzeit des Islams eröffne­ten. Sie stellen den Islam in einen engen Zusammenhang mit dem Christentum, wobei besonders das frühe syrische Christentum eine Rolle spielt. Auch das Aushängeschild der Islamwissenschaft, die Philologie des Arabischen, bekommt Schrammen. Es sieht so aus, als ob man auch dort Arabisch liest, wo gar kein Arabisch ist. So gilt der Koran als auf Arabisch geschrieben, ja sogar als das arabische Buch schlechthin! Dies ist der fundamentale Irrtum, auf dem alle anderen Irrtümer über den Islam aufbauen. Dieses Buch handelt von einem anderen Blick auf den Islam, der sämtliche herkömmli­chen Vorstellungen vom Islam umkrempelt.

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Karl Albrecht Schachtschneider - Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Islam - 140 Seiten, Duncker & Humblot Verlag 2010, Euro 18,50
Muslime wollen den Islam, ihre Religion, auch in Europa leben. Sie bauen Moscheen und Minarette, welche die Herrschaft Allahs propagieren. Musliminnen kleiden sich wie im Orient. Schon ruft der Muezzin zum Gebet. Die Scharia soll möglichst zur Geltung kommen. Dafür berufen sich die Muslime auf die Religionsfreiheit und werden darin, soweit irgendwie tragbar, von Politik, Rechtsprechung, Medien und Wissenschaft unterstützt.
Das Grundrecht der Religionsfreiheit hat in Europa einen hohen Rang gehoben. Nur gegenläufigen verfassungsrangigen Prinzipien muss das Grundrecht, zu leben und zu handeln, wie es die Religion gebietet, weichen. Die schicksalhafte Dogmatik ist neu zu bedenken, weil der Islam eine verbindliche Lebensordnung ist, die mit westlicher Kultur schwerlich vereinbar ist. Die Säkularität ist ihm fremd. Der aufklärerische Vorrang des Staatlichen vor dem Religiösen ist religionspluralistisch zwingend. Grundrechte, die freiheitliche demokratische Ordnung umzuwälzen, kann es wegen des gegenläufigen Widerstandsrechts nicht geben. Auch die Religionsgrundrechte lassen es nicht zu, dass die Erste Welt, das Diesseits, von Vorstellungen einer Zweiten Welt, des Jenseits, beherrscht wird.
Die Dogmatik der Religionsgrundrechte wirft Fragen nach Meinen, Wissen und Glauben, nach politischer Freiheit und religiöser Herrschaft, nach Diesseits und Jenseits, nach Staat und Religion auf, die Frage nach einer Republik, deren fundamentales Prinzip die Freiheit der Bürger ist, die demokratisch zum Recht finden.

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Rainer Glagow - Allahs Weltordnung - 222 Seiten, Holzheu Verlag 2010, Euro 15,20
Die unaufhaltsam scheinende Expansion des Islam wird die Zukunft Europas schicksalhaft beeinflussen. Nicht seine religiöse Ethik, sondern das Bestreben, die von Allah vorgeschriebene Lebens- und Weltordnung durchzusetzen, lässt den Islam zu einer politischen Religion werden, denn der politische Islam beruft sich ausdrücklich auf die göttlich befohlene Gestaltung der irdischen Verhältnisse. Somit bildet der politische Islam das Gegenmodell zu den westlichen Werten, die sich seit der Renaissance und der Aufklärung entwickelt haben. Wenn die öffentliche Meinung im Westen nur das rein spirituelle Wesen des Islam wahrnehmen will und die aggressive politisch-ideologische Seite hartnäckig verschweigt, wird es gefährlich für unsere freiheitliche Demokratie und die Menschenrechte. Der Autor ist Orientalist und Islamwissenschaftler, er widmet sich den brisantesten Fragen unserer Zeit: Was ist das eigentliche Wesen dieser im 7. Jahrhundert in der arabischen Wüste entstandenen Religion? Welche besonderen Charakteristika unterscheiden den Islam von anderen Religionen? Ist der Islam mit dem Christentum zu vergleichen? Wie können Unduldsamkeit, Hass und Gewalt religiös geboten erscheinen? Wie kann Religion zu einer politischen Ideologie, wie zur Ursache für totalitäres Denken und Handeln werden? Woran scheitert das Konzept der multikulturellen Gesellschaft?

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Thomas Maul - Die Macht der Mullahs: Schmähreden gegen die islamische Alltagskultur und den Aufklärungsverrat ihrer linken Verteidiger - 205 Seiten, Ca Ira Verlag 2006, 14,40
Kulturrelativisten sehen nicht, dass sie, indem sie nichtwestliche Kulturen skrupulös von ihrer Kritik ausnehmen, die Träger dieser Kulturen in ihrer Rückständigkeit einzementieren. Dies geschieht mit den besten Absichten, aber wie bekannt ist der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert. Es handelt sich um Rassismus in Reinform. (Hirsi Ali)

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Dorothea Weltecke - "Der Narr spricht: Es ist kein Gott": Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit - Campus Verlag 2010, 578 Seiten, Euro 51,30
Bis heute gilt das Mittelalter als Zeitalter des Glaubens, in dem Menschen, die an der Existenz Gottes zweifelten, systematisch verfolgt wurden. Dorothea Weltecke weist nach, dass diese Annahme ein Mythos ist, der in der Neuzeit entstand. Sie untersucht die Verwendung der Begriffe "Unglauben " und "Zweifel" in den zeitgenössischen Schriften und belegt: Der Gedanke, dass Gott nicht ist, existierte durchaus. Er wurde in der Beichte geäußert und in der spirituellen Literatur beschrieben. Allerdings waren es nicht, wie oft angenommen, vorrangig die Intellektuellen, die an der Existenz Gottes zweifelten. Denn da der Atheismus theologischen und philosophischen Grundannahmen widersprach, nahmen die Gelehrten ihn lange Zeit nicht ernst. Diese beiden Befunde - dass der Unglaube schon im Mittelalter existierte, aber keineswegs eine Sache der Gelehrten war - eröffnen einen gänzlich neuen Blick auf das Mittelalter wie auf die Geschichte des Atheismus.

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Holger Albrecht / Rolf Frankenberger / Siegfried Frech, Autoritäre Regime. Herrschaftsmechanismen, Legitimationsstrategien, Persistenz und Wandel, Wochenschau-Verlag 2011, 333 Seiten, Euro 17,30
Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, dass autoritäre politische Systeme im 21. Jahrhundert - entgegen der normativen Warte westlicher Demokratieforschung - eine politische Konstante sind. Mindestens ein Viertel aller Staaten werden derzeit autoritär regiert. Dazu gesellen sich Staaten, die einen Transformationsprozess weg vom Autoritarismus zu verzeichnen haben, aber beständige Defizite hinsichtlich der Etablierung einer liberalen Demokratie aufweisen. Der Band diskutiert Beispiele autoritärer Staaten außerhalb der OECD-Welt und analysiert die grundlegenden Herrschaftsmechanismen autoritärer Herrschaft. Im Vordergrund stehen das politische Institutionengefüge und politische Legitimationsstrategien genauso wie Elitenmuster oder Wandlungsprozesse autoritärer Regime.

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Frans de Waal - Das Prinzip Empathie: Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können - 351 Seiten, Hanser Verlag 2011, Euro 25,60
In der Natur tobt ein Kampf ums Überleben, in der Evolution herrscht das Recht des Stärkeren. Zumindest, wenn man Darwins Theorie verkürzt. Frans de Waal, ein wichtiger Vertreter der Biologie und Verhaltensforschung, widerlegt diese These. Seine Beobachtungen an Hunden, Katzen und Schimpansen zeigen: Offenbar erkennen auch Tiere in ihrem Gegenüber eine verwandte Kreatur und zeigen Empathie und Solidarität. Auf den Menschen übertragen, heißt das: Kooperation gehört zu unserer Grundausstattung. Engagiert und anschaulich erklärt de Waal, warum Stärke allein nichts zählt und warum wir uns im richtigen Moment solidarisch verhalten sollten.

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Adam Hieronymos - Letzte Bekenntnisse eines heiligen Ketzers: Muss er dennoch in den Himmel oder deswegen? - 136 Seiten, Books on Demand 2010, Euro 9,80
Das Buch kann bei religiösen Fundamentalisten zu schweren psychischen Störungen führen, bis hin zu bleibenden Bewusstseinsveränderungen und dem Verlust des Selbstwertgefühls! Kann auch im Falle neurotischer Verlustängste tödlich verlaufen, im Suizid enden! Denn es droht die Erkenntnis: Das Universum ist gottfrei! Der Sinn des Lebens liegt nur in ihm selbst! In diesen Aufzeichnungen eines Überlebenden geht es um die Abrechnung eines Todkranken mit dem Leben, mit sich selbst, seinen Weggefährten; insbesondere mit Gott und dem Tod. Es ist ein Plädoyer für Humanität, Aufklärung und Meinungsfreiheit; eine Streitschrift gegen Fundamentalismus und die Schrecken religiöser und politischer Dogmen. In diesem Tagebuch einer Reise in die Mönchsrepublik Athos, die gleichermaßen eine Pilgerreise nach innen ist, gelingt es dem Gottlosen selbstironisch, nachdenklich und mit beißendem Spott über seine Erlebnisse zu erzählen, mit denen er in der fremden Welt der Mönche auf Athos konfrontiert wird. Doch abrupte Wechsel in der literarischen Form sorgen dafür, dass sich keine allzu große Schwermut beim Leser breit macht, trotz des tragischen Stoffes. Zu schnell verändern sich die Perspektiven bis hin zu satirischen Zwischenspielen. Erst die Fähigkeit des Erzählers, Reiseeindrücke, Poesie, Reflexion, Satirisches und Fiktionales miteinander zu verbinden, lässt dieses Buch zu einem außergewöhnlichen literarischen Ereignis werden.

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Stefan Meining, Eine Moschee in Deutschland. Nazis, Geheimdienste und der Aufstieg des politischen Islam im Westen, C. H. Beck-Verlag 2011, 316 S., Euro 20,50
Stefan Meining deckt auf, wie aus alten Waffenbrüderschaften zwischen antisowjetischen Muslimen und Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg in München die erste Keimzelle des politischen Islam im Westen entstand. Bis heute laufen in einer Münchner Moschee die Fäden des westlichen Islamismus zusammen - eine atemberaubende Recherche.
Und eine unglaubliche Geschichte: Ausgediente NS-Bürokraten, Vertriebenenfunktionäre, Geheimdienstler und andere Kalte Krieger päppeln in den fünfziger Jahren in München die Keimzelle des politischen Islam im Westen auf. Muslime, die im Dienst der Wehrmacht und der SS im Zweiten Weltkrieg gegen die Sowjetunion gekämpft haben, sollen nun für Unruhe in den islamischen Sowjetrepubliken sorgen. Aber die Münchner Muslime haben mit dem Kalten Krieg nichts im Sinn: Sie werden zur wichtigsten Filiale von Anhängern der Muslimbruderschaften im Westen und zur Schaltzentrale eines globalen Netzwerkes. Seit Jahrzehnten stehen immer wieder Personen aus diesem Netzwerk unter Terrorverdacht - bis hin zu den Anschlägen vom 11. September. In der islamischen Welt weiß man längst, welche Bedeutung die Moschee in München hat. Meinings aufrüttelndes Buch sagt es nun auch dem Westen.

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Ian Johnson - Die vierte Moschee: Nazis, CIA und der islamische Fundamentalismus - 360 Seiten, Verlag: Klett-Cotta 2011, Euro 23,60

Als der Journalist und Pulitzer-Preisträger Ian Johnson 2003 eine Londoner Buchhandlung betritt, macht er eine sensationelle und unheimliche Entdeckung: Als wichtigste Moscheen werden Mekka, Jerusalem, Istanbul und eine Moschee in München genannt. Warum München? Welche Moschee? Das islamische Zentrum von München wurde seit dem Dritten Reich und dem Kalten Krieg von Nazis, Agenten, gestrandeten Muslimen, islamistischen Fanatikern, von Akteuren aller Couleurs zum Bollwerk gegen die Sowjetunion aufgerüstet. Die CIA und andere Geheimdienste spinnen Intrigen, steuern Machtkämpfe und unterstützen radikale Islamisten der Moslembruderschaft - immer hinter dem Rücken der Öffentlichkeit. Das Drama, das sich in München abspielte, reichte vom politischen Skandal bis zur Schizophrenie der Ideologen und mündet in der jüngsten Zeitgeschichte: In der vierten Moschee wurde der Westen zum Paten des 11. September 2001.

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Olivier Roy - Der islamische Weg nach Westen: Globalisierung, Entwurzelung und Radikalisierung - 368 Seiten, Pantheon Verlag 2006, Euro 13,20
"Das Besondere und Ungewöhnliche an Roys Arbeit besteht in einer spezifischen Perspektive, die von den bisherigen öffentlichen Diskussionen zum Thema abweicht. Roy erweist sich auch in diesem Werk als ausgezeichneter Kenner der Materie. Gerade sein anderer Blick dürfte die öffentliche und wissenschaftliche Debatte beleben und differenzieren. Gleichwohl bleibt sein Buch ein beachtenswertes und wichtiges Werk zum Thema, allein schon aufgrund der Ausführungen zum Weg in den Terrorismus und dem kritischen Blick auf die Entwicklung im Westen selbst." (Zeitschrift für Politik )
"Roy besticht mit einem Meer von scharfsichtigen Beobachtungen, die das Neuartige einer Bewegung wahrnehmen. Er fordert den stereotypen und denkfaulen Islamdiskurs heraus." (Süddeutsche Zeitung )
"Das Klügste, was derzeit über das Verhältnis zwischen islamischer und westlicher Welt zu lesen ist. ... Treffender als Olivier Roy kann man das psychologische Moment, das den einzelnen zum potentiellen Täter macht, nicht beschreiben." (Welt am Sonntag )

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Dan Diner - Versiegelte Zeit: Über den Stillstand in der islamischen Welt - 287 Seiten, List Verlag 2007, Euro 9,20
Der Autor stellt in seinem Buch, auf der Suche nach einer Diagnose für die Dekomposition der politische Ordnung in dem arabischen Teil des islamischen Kontextes, ein Motto von 1930 voran, wo gefragt wird: "Warum sind die Muslime zurück geblieben und warum sind die anderen voran gekommen, beispielsweise die Europäer"? Und wie schon aus dem Titel des Buches hervorgeht kommt er zu dem Ergebnis, dass in der islamischen Welt weitestgehend ökonomisch, finanziell und kulturell Stillstand herrscht.

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Francois Walter - Katastrophen: Eine Kulturgeschichte vom 16. bis ins 21. Jahrhundert - 385 Seiten, Reclam Verlag 2010, Euro 30,80
Naturkatastrophen - Erdbeben, Vulkanausbrüche, Fluten, Stürme, Erdrutsche - sind das schlechthin Sinnlose, das dem menschlichen Geist begegnet und immer unfassbar bleibt. Katastrophen haben keine Geschichte. Unwandelbar, unabwendbar, unberechenbar brechen sie durch die ganze Naturgeschichte hindurch über die Menschheit herein und bleiben unbegreiflich. Kann man aus ihnen lernen? Und wenn ja, was?
Menschen haben unter Aufbietung aller intellektuellen Kräfte immer auf das Erlebnis von Naturkatastrophen reagieren müssen, sie haben immer versucht, doch einen Sinn zu finden: Strafe Gottes, Prüfung der Gottesfürchtigen oder der Gerechten, Ansporn zur Aufbietung aller dem Menschen möglichen Entwicklung technischer oder moralischer Art.
Eine Geschichte der Katastrophenbewältigung, wie sie der Genfer Historiker Fran←s Walter schreibt, steht also weit jenseits von modischem Katastrophismus und schön gruseliger Heraufbeschwörung aller möglichen und unumgänglichen Apokalypsen. Sie erweist vielmehr, dass die Antworten des 16. oder 18. Jahrhunderts auf das Unbegreifliche nicht etwa wertlos oder unbedeutend sind, bloß weil die Naturwissenschaft ein paar Schrittchen weitergekommen ist: Auch der Tsunami zu Weihnachten 2004 bleibt sinnlos.
Allein die abgewogene historische Darstellung dieser Kulturgeschichte lehrt, Naturkatastrophen zu unterscheiden, mit ihnen umzugehen, und vor allem, von diesen Katastrophen die menschengemachten, keineswegs katastrophenmäßig unberechenbar hereinbrechenden Risiken ökologischen Wandels z. B. des Weltklimas im Treibhauseffekt abzugrenzen.

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Anselm Neft (Herausgeber) - Götter, Gurus und Gestörte - 184 Seiten, Satyr Verlag 2009, Euro 12,20
Vom stylishen One God Wonder über praktische Tipps zur Erleuchtung im Alltag bis hin zu ganz persönlichen Erlebnissen mit Kulten aller Art: Dieses Buch enthält die Antworten hochkarätiger SatirikerInnen auf die Frage: Was bedeutet Religion heute? Die einzelnen Stories: Ahne plaudert mit Gott über das Böse in der Welt. Martin Betz findet Gott unter Bauarbeitern. Nico Czaja schickt einen listigen brasilianischen Waldgeist in die Großstadt. Eugen Egner orakelt in einer seiner apokryphen Apokalypsen von Dreck und Kuchen. Horst Evers versucht sich an einem Gottesbeweis. Christian Gottschalk entwickelt sich vom Christen zum Agnostiker zum Nihilisten zum Hedonisten und wieder zurück. Uli Hannemann tut im grimmen Winter ein Werk der Nächstenliebe. Nils Heinrich errichtet der blasphemischen Bärbel ein Denkmal. Jess Jochimsen erlebt sein ganz privates Pfingstwunder. Peter Köhler bittet indische Gurus zum Tanz. Thomas Lienenlüke macht Patchwork-Religiosität zur marktfähigen Geschäftsidee. Sheila Mysorekar und Philipp Schäfer unterziehen größere und kleinere Religionen einem Stiftung Warentest. Talita Oliveira unterhält sich mit Allah über den Kauf von Unterhosen. Jochen Reinecke bastelt Gott. Lea Streisand sucht spirituelle Vorbilder, erlebt aber nur den Fall der Mauer. Volker Surmann lässt sich vom Tod das Leben retten. Lino Wirag präsentiert die wiedergefundenen Annalen des mittelalterlichen Mönches Anselmus.

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Michael Hebeis - Schwarzbuch Kirche: Und führe uns nicht in Versuchung - 288 Seiten, Bastei Lübbe Verlag 2010, Euro 20,50
Seit 2000 Jahren erhebt die katholische Kirche Anspruch auf moralische Führung und geistliche Kompetenz - und wird doch immer wieder von Skandalen erschüttert. Die Reaktion der Kirchenoberen ist stets gleich: Schweigen und Vertuschen. Michael Hebeis zeigt, dass Machtstreben und die Ignoranz der Opfer in der katholische Kirche System hat. Sein "Schwarzbuch" stellt zum ersten Mal das gesamte Sündenregister der katholischen Kirche von Antisemitismus bis Pädophilie dar. Es ist eine schockierende Skandalchronik, die belegt, dass die Kirche seit Jahrhunderten ihre Machtinteressen skrupellos verfolgt und Kritiker ignoriert oder mundtot macht. Eine Pflichtlektüre nicht nur für Kirchenkritiker, sondern für alle enttäuschten Gläubigen.

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Hartmut Krauss (Hrsg.) - Feindbild Islamkritik - Wenn die Grenzen zur Verzerrung und Diffamierung überschritten werden, Hintergrund Verlag 2010, 364 Seiten, Euro 15,40
Parallel zu den zunehmend virulenter werdenden Problemen in Europa, die ein erstarkender Islam mit sich bringt, ist in den letzten Jahren ein bemerkenswertes literarisches Genre entstanden: Veröffentlichungen aus dem akademischen Establishment, in denen ein "Feindbild Islam" heraufbeschworen wird, das der Westler sozusagen mit der Muttermilch einsauge und das seinen Blick auf alles Muslimische von vornherein in einem solchen Maße verzerre, dass seine Sorgen und Bedenken in Bezug auf eine Re-Religiosisierung der Gesellschaft allenfalls als Symptome einer kollektiven Hysterie betrachtenswert erscheinen. Stellvertretend für diese Literatur seien die Namen Kay Sokolowsky und Thorsten G. Schneiders genannt. Das Erfolgsrezept: Der Leser muss sich nicht mit sozialen Wirklichkeiten auseinandersetzen, die brutal, unschön und desillusionierend sein können und darf stattdessen weiter Nabelschau betreiben.
Nun holt mit "Feindbild Islamkritik" eine an der gesellschaftlichen Basis an Fahrt aufnehmende Bewegung zum Gegenschlag aus: Linke, Ex-Muslime, Islamwissenschaftlerinnen, Soziologen, Politikwissenschaftler, Pädagogen, profilierte Namen wie Ralph Giordano und Mina Ahadi, vor allem aber Personen aus der Praxis schreiben aus unterschiedlichen Perspektiven sowohl über den real existierenden Islam als auch über die systematische und teils mutwillige Ignoranz des Establishments. Herausgekommen ist dabei ein bunter und durchaus auch heterogener Strauß an intellektuell anspruchsvollen, emotional-bissigen, sorgfältig recherchierten wie leidenschaftlichen und durchweg lesenswerten Auseinandersetzungen mit einem Thema, das Europa zunehmend bewegt. Der gemeinsame Nenner wurde dabei in einem gelungenen Cover "eingefangen": Das Erbe der Aufklärung und der Einsatz für eine säkulare Gesellschaft und die Freiheit des Individuums.

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Hartmut Krauss - Islam, Islamismus, muslimische Gegengesellschaft - Eine kritische Bestandsaufnahme, Hintergrund Verlag 2008, 455 Seiten, Euro 24,70
Ist der Islam eine Religion des Friedens, der Toleranz und des gleichberechtigten Miteinanders unterschiedlicher weltanschaulicher Bekenntnisse und sich darauf gründender Lebenskonzepte? Oder verkörpert der Islam in seiner orthodoxen Kerngestalt und dominanten Auslegungsform das normative und legitimatorische Gesamtgefüge einer vormodernen Herrschaftsordnung, die den menschenrechtlichen Grundprinzipien der westlich-europäischen Moderne ablehnend bis feindselig gegenübersteht? Ist der Islamismus als religiös-totalitäre Herrschaftsideologie und Bewegung eine perfide Fälschung des "an sich" guten, friedlichen und toleranten Islam? Oder ist der Islamismus die konsequente, wenn auch 'radikale' Formgebung des orthodoxen Islam angesichts der unhintergehbaren Konfrontation mit der westlichen Moderne?
Stellt die Masseneinwanderung streng gläubiger Muslime eine Bereicherung oder eine tendenzielle Gefährdung der säkular-demokratischen Gesellschaftsordnungen Westeuropas dar? Passt sich im Zuge der herrschenden "Integrationspolitik" die Masse der zugewanderten Muslime der "kulturellen Moderne" an? Oder aber begünstigen die westlichen Aufnahmegesellschaften durch einen Mix aus verfehlten Diskursen und nachgiebigen Praxen die Herausbildung muslimischer 'Gegengesellschaften'? Die islamische Herrschaftskultur ist damit spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges zu einer welt- und gesellschaftspolitischen Herausforderung geworden. Der Aufklärung dieses brisanten Problemkomplexes dient die vorliegende Abhandlung.

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Sarrazin - Eine Deutsche Debatte, 238 Seiten, Piper Verlag 2010, Euro 10,30
Thilo Sarrazin hat mit seinen Thesen zur Integration eine Debatte eröffnet, die Deutschland bewegt wie lange keine mehr. Alle wichtigen politischen Kommentatoren, Politiker, Publizisten haben sich geäußert. Von der kühlen Analyse bis zur heißen Polemik, von Zustimmung bis zu scharfer Ablehnung reicht die Palette. Dieser Band vereinigt die wichtigsten Texte und die entscheidenden Autoren: Wer mitreden will, sollte alle Standpunkte kennen. Eines ist sicher: Diese Debatte hat Deutschland verändert - und sie wird weitergehen.Hier sind die wichtigsten Autoren und die entscheidenden Texte versammelt zu einer Debatte, die Deutschland verändert hat. Kritik wie Unterstützung, abwägende Analyse wie Polemik: Wer über dieses entscheidende Thema mitreden will, sollte alle Standpunkte kennen. Texte von: Hamed Abdel-Samad, Götz Aly, Daniel Bax, Mathias Müller von Blumencron, Henryk M. Broder, Thomas Brussig, Constanze von Bullion, Daniel Delhaes/Donata Riedel, Klaus von Dohnanyi, Ralph Giordano, Steffen Hebestreit/Jakob Schlandt, Stephan Hebel, Ulrike Herrmann/Alke Wierth, Hans-Ulrich Jörges, Necla Kelek, Roger Köppel, Berthold Kohler, Andrian Kreye, Karen Krüger, Ahmet Külahci, Gesine Lötzsch, Matthias Matussek, Oswald Metzger, Frank A. Meyer, Nils Minkmar, Robert Misik, Günther Nonnenmacher, Celal Özcan, Stefanie Paul, Gari Pavkovic, Heribert Prantl, Avi Primor, Evelyn Roll, Frank Schirrmacher, Christoph M. Schmidt, Peter Schneider, Eberhard Schultz, Rafael Seligmann, Maram Stern, Oliver Stock, Arno Widmann, Olaf Wilke, Leon de Winter, Feridun Zaimoglu.

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Fritz Mauthner - Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande - Hrsg. von Ludger Lütkehaus, Alibri Verlag 2011, 4 Bände im Pappschuber, zusammen ca. 2.000 Seiten, gebunden, Euro 179.-
Fritz Mauthners monumentale Geschichte des abendländischen Atheismus spannt einen Bogen von der europäischen Antike über Teufelsfurcht und Aufklärung im sogenannten Mittelalter, die Entstehung der Wissenschaften zu Beginn der Neuzeit bis hin zum Materialismus des 19. Jahrhunderts. Geschrieben in den Jahren 1920 bis 1923, ist Mauthners Werk eine fast einzigartige Kulturgeschichte des Abendlandes vom Standpunkt der religiösen Befreiung.
Fritz Mauthner (1849-1923) ging insbesondere als radikaler Kritiker der Sprache in die Geistesgeschichte ein. Bereits sein dreibändiges Werk Beiträge zur Kritik der Sprache (1901/1902) bediente sich einer antimetaphysischen Grundhaltung, die in seiner Geschichte des Atheismus noch einmal verschärft wird. Mauthners Ansatz ist dabei die Befreiung vom Gottesbegriff. Neben den rein negierenden Atheisten werden deshalb auch die Lehrer der Vernunft- oder Naturreligion, die Deisten und die Pantheisten, ebenso einige Reformatoren und andere Ketzer dargestellt: kurz, viele, die zur Befreiung vom "Gotteswahn" beigetragen haben und von anderen Geschichten des Atheismus nicht oder zu knapp behandelt werden. Dabei besticht die Detailfülle ebenso wie das weite Panorama, das Mauthner sprachgewaltig und getragen von souveränem Wissen vor dem Leser ausbreitet.

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Kuno Kruse - Der Mann, der sein Gedächtnis verlor - 253 Seiten, Hoffmann und Campe 2010, Euro 20,50
Wer wissen möchte, was Heimerziehung bedeutet, was Kinder erlebt haben und wie sich diese Erlebnisse auf das Gehirn eines Menschen auswirken, muss dieses Buch lesen. Was passiert mit Gehirnleistungen, hier mit dem Erinnern, unter Stresssituationen. Kuno Kruse setzt sich Jonathan Overfeld auseinander, dem Mann, der sein Gedächtnis verlor. Er begleitet ihn und schreibt seine Wieder-Erinnerungen an sein Leben auf.

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Rolf Bergmeier Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums: Die Legende vom ersten christlichen Kaiser - 350 Seiten, Alibri Verlag 2010, Euro 24,70
Konstantin der Große gilt als der christliche Kaiser, dessen Regentschaft den Beginn des christlichen Abendlandes definiert. Eine Vision vor der Schlacht an der Milvischen Brücke soll ihn zum Glauben an den einzig "wahren" Gott bekehrt haben. Ein ideologisch weniger verklärter Blick auf das frühe 4. Jahrhundert ergibt jedoch ein ganz anderes Bild. Denn Konstantin hat sich nie zum Christentum bekannt, antike Bauwerke und Münzen zeigen ihn als sonnengöttlichen Herrscher. Seine Religionspolitik war in erster Linie geprägt vom Streben nach der Alleinherrschaft. Christliche Einflüsse auf seine Entscheidungen sind nicht nachweisbar. Ohnehin stellte das Christentum damals keine einheitliche geistige Kraft dar, sondern präsentierte sich als ein Bündel sich gegenseitig heftig bekämpfender Konfessionen. Erst 50 Jahre nach dem Tod Konstantins des Großen setzt Kaiser Theodosius die neue Staatsreligion durch, indem die Religionsfreiheit abgeschafft wird.

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Edgar Dahl - Wer zur Hölle will schon in den Himmel?: Ein Brevier für Ungläubige und solche, die es werden wollen - 156 Seiten, Books on Demand, Euro 9,80
Erst kürzlich hat uns Papst Benedikt XVI. noch einmal an die Hölle gemahnt. Sie existiere wirklich. Und jeder, der seine Augen vor Gottes Liebe verschließe, werde sich schon bald darin wiederfinden.Mit seiner ebenso charmanten wie amüsanten Sammlung von Aphorismen zeigt uns Edgar Dahl, dass dies kein Grund zur Sorge ist. Schließlich würden wir uns in der Hölle in weit besserer Gesellschaft befinden als im Himmel. Denn wir würden dort auf Sokrates, Platon und Aristoteles, Holbach, Hume und Schopenhauer, Voltaire, Goethe und Byron, Mozart, Haydn und Beethoven sowie auf Darwin, Freud und Einstein treffen.Dieses kleine Büchlein soll auf die uns bevorstehende Begegnung mit einigen der eminentesten Geister der Menschheitsgeschichte vorbereiten und uns mit deren skeptischen und bisweilen geradezu blasphemischen Gedanken vertraut machen. In diesem Buch zeigt Edgar Dahl, dass die Hölle eine weit bessere Adresse als der Himmel ist.

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Paul Schulz - Atheistischer Glaube: Eine Lebensphilosophie ohne Gott - 287 Seiten, Marixverlag 2008, Euro 15,40
Für einen bekennenden Atheisten ist eine ständige Religionskritik nicht abendfüllend, selbst wenn auf die Untiefen des religiösen Glaubens in Gedanken und Institutionen immer erneut hingewiesen werden muss. Für einen bekennenden Atheisten ist es dennoch viel wichtiger, die Kraft des atheistischen Denkens und Lebens überzeugendsichtbar werden zu lassen für alle, die leichtfertig das Denken und Leben ohne Gott abtun: Ein deutliches Kontra mit scharfen Rückfragen und Beweisführungen für alle, die selbst auf dem Weg sind in ein Leben ohne Gott: Eine Hilfe zur Selbstverantwortung und eigenen Sinnfindung für alle, die in langen Jahren der Auseinandersetzung mit Gläubigen müde geworden sind: Ein Refreshing an Gedanken und damit eine Ermutigung zum Durchstarten und Durchhalten für alle, die einfach einmal hören wollen, was da in der Szene der Ungläubigen so läuft: Ein lockendes Angebot zum Mit- und Weiterdenken in der Solidarität vieler ehrlich und mutig denkender Menschen für alle, die der Aufklärung und Befreiung des menschlichen Geistes immer noch im Wege stehen: Eine Kampfansage gegen jede Bevormundung des mündigen Ich.

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Karlheinz Deschner - Der gefälschte Glaube: Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe - 279 Seiten, Knesebeck Verlag; 5. Auflage 2004, Euro 15,40
Einer der führenden Kirchenkritiker unserer Zeit, Karlheinz Deschner, schildert die Entstehung der christlichen Glaubenslehren vor dem Hintergrund der allgemeinen historischen Entwicklung. Dabei zeigt er, dass alles, was den Gläubigen als angeblich geoffenbarte Wahrheit gepredigt wird, Ausfluss jenes Mischmaschs von Irrtum und Gewalt ist, wie Goethe die Kirchengeschichte einst charakterisierte. Der Autor belegt, dass alle wichtigen Glaubensinhalte (selbst die Christuslehre), Lehraussagen und religiösen Rituale des Christentums - das urchristliche Dogma vom nahen Weltende, die Vergottung Jesu, die Verkündigung des Paulus, Trinität, Taufe, Abendmahl, Beichte, Buße und viele mehr - entlehnt worden sind. Sie stammen aus dem Judentum, altorientalischen Vorstellungen, aus Synkretismen des Hellenismus und anderem antiken Gedankengut. Diese Quellen wurden jedoch später von der Kirche zu heidnischem Teufelswerk erklärt und lange Zeit vergessen. Dass dieses zusammengeklaubte Sammelsurium religiöser Anschauungen zweitausend Jahre überdauern und eine ganze Kultur prägen konnte, ist das wirkliche Mysterium des Christentums. Ein abschließendes Kapitel gilt dem umstrittenen Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit von 1870, das im Gegensatz zu den Lehren aller antiken Kirchenväter steht.

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Sam Harris - Brief an ein christliches Land: Eine Abrechnung mit dem religiösen Fundamentalismus - 128 Seiten, Bertelsmann 2008, Euro 10,20
Entlarvende Analyse des Missbrauchs von Religion am Beispiel des christlichen Fundamentalismus. Religion steht manchenorts hoch im Kurs, aber der Glaube und die spirituellen Bedürfnisse der Menschen werden missbraucht: Weltweit sind die Fundamentalisten auf dem Vormarsch. Ausgehend von der christlich-fundamentalistischen Renaissance in den USA beschreibt Sam Harris die Religionen als tickende Zeitbomben. Mit ihrem Freund-Feind-Denken gefährden sie den inneren Konsens einer Gesellschaft und bedrohen den Weltfrieden. Harris entlarvt Unfriedlichkeit und Vernunftferne des Christentums, die aber jeder organisierten Religion immanent sind. Seine Streitschrift ist von funkelnder sprachlicher Eleganz und bestechend scharfer Argumentation.

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Heinz-Werner Kubitza - Der Jesuswahn - Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung, Tectum Verlag, 380 Seiten, Hardcover, 20,50 Euro
Die Bibel ist das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur, Jesus von Nazareth die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte. Mit solchen Thesen hinterfragt der Autor, selbst promovierter Theologe, die in Europa vorherrschende Weltreligion des Christentums. In gut lesbarer Form und nicht ohne Ironie wird gefragt, ob die Bibel denn tatsächlich ein gutes und ethisch wertvolles Buch sei, wie die Kirchen immer wieder behaupten, oder ob sich im Alten Testament nicht vielmehr ein zorniger Kriegsgott austobt und das Neue Testament für das Ende der Zeiten die Vernichtung aller Ungläubigen ankündigt. "Wer da glaubt und getauft wird, der soll selig werden, wer aber nicht glaubt, der soll verdammt werden." (Mk 16,16). Und es wird gefragt, ob sich die Kirchen denn zu Recht auf jenen Jesus von Nazareth berufen, den sie als Gottes Sohn verkündigen. Denn die wissenschaftliche Forschung hat längst erkannt, dass Jesus ein ganz anderer war und mit dem Jesus der Kirchen fast nichts gemein hat. Das Christentum bewegt sich in der Weltgeschichte ohne Fahrschein. Dieses Buch richtet sich sowohl an Gläubige und Anhänger der Kirchen, die sich nicht scheuen, auch mit unangenehmen Fakten konfrontiert zu werden, als auch an der Kirche Fernstehende, die immer schon vermutet hatten, dass mit dem Christentum etwas nicht stimmen kann.

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Ralf König - Prototyp, 112 Seiten, rororo (2010), Euro 10,20
Ralf König ist der König der Schwulencomics. Aber er hat auch sonst noch allerhand drauf. Sein neuestes Werk behandelt die Schöpfungsgeschichte aus seiner zeichnerisch und wortpointierten Sicht. Die gehörnte Schlange Luz (Luzifer) im Apfelbaum, ein stupider Adam und Gott, der nur als Stimme in Frakturschrift von oben spricht. Das sind die Protagonisten. Im gewohnten zeichnerischen Stil aber ungemein wortwitzig ist seine teilweise schräge und natürlich sarkastisch ironische Darstellung. Und der Apfel der Erkenntnis fällt schon vorher vom Baum und sorgt als verzehrtes Fallobst für Adams - zahlreichen weltbekannten Denkern entliehene - wissenschaftliche und atheistischen Erkenntnisse, die Luz und Gott zum Verzweifeln bringen. Und dann sorgt auch noch eine emanzipierte Eva mit Adam dafür, dass schlussendlich Gott und Luzifer aus dem Garten Eden vertrieben werden. Übrigens: Schwule kommen hier gar nicht vor.

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Ralf König - Archetyp, 144 Seiten, rororo (2010), Euro 10,20
"UND SIEHE, ES IST SEHR GUT, DENN ES IST LUSTIG." DER SPIEGEL Der Mythos ist ja altbekannt: Der HERRGOTT flutete das Land, nur Noahs selbstgestrickte Socken blieben bei der Sintflut trocken! Was man so über Noah weiß, zum Beispiel, dass sein Bart ganz weiß, dass er ein strammes Mannsbild war im Alter von fünfhundert Jahr, das kommt von Ölgemälden, Bildern, welche das Geschehne schildern, und aus dem Testament, dem Alten! Doch was soll man davon halten? Denn was, wenn Noah eher winzig? und nicht fünfhundert, sondern fünfzig? Wenn fusselig sein Bart und dunkel, die Nase knollig wie 'ne Runkel? Was, wenn er seine Frau anbrüllte, wenn die ihr Haar mal nicht verhüllte? Wenn in den Augen Gotteswahn, wie heutzutag' beim Taliban? Warnung: Ab sofort ist Ende mit der biblischen Legende!

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Ralf König - Antityp, 160 Seiten, rororo (2010), Euro 17,40
VOM SAULUS ZUM PAULUS - NEUE HEILSLEHREN UND -GESTALTEN! DIE BIBEL (IM KÖNIG-FORMAT), DRITTER UND LETZTER TEIL. Der Mensch, zumindest in der Bibel, ist voll Verderbnis und von Übel, drum kommt bald einer, um vom Bösen uns arme Sünder zu erlösen, damit der Himmel schließlich siegt! Wie? Hab ich was nicht mitgekriegt? Der Erlöser war schon da? Erlöser war schon da? Aha? Soso … Wie sonderbar … Die Welt, erlöst? Der Mensch ist frei? Braucht's da der Trilogie Teil 3? Doch! Der Heilige heißt diesmal Paul, fällt gleich zu Anfang schon vom Gaul, apostelt durch die Welt, und schon gibt es 'ne neue Religion! Dann fälscht und ändert man noch was, ach Gott, jaja, so schnell geht das. Zum Schluss hat uns die Christenheit von Logik und Vernunft befreit.

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Richard Wiseman - Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern, Fischer, 2010, 365 Seiten, kartoniert, Euro 10,20
Der Titel des Buches lässt an ein typisches Ratgeber- und Selbsthilfebuch denken, in dem ein Autor die Lösung aller persönlichen Probleme verspricht. Tatsächlich aber ist es das gerade nicht. Immer wieder setzt sich Richard Wiseman, Psychologe und zeitweise Präsident der British Association for the Advancement of Science, mit vermeintlich erfolgreichen Selbsttherapien wie "Positives Denken" auseinander, die oft mehr schaden als nützen. Oder der "Yale-Zielstudie", wonach angeblich 1953 ein Forscherteam herausgefunden haben will, dass diejenigen drei Prozent Studenten, die sich spezifische Ziele gesetzt hatten, mehr persönlichen Reichtum angehäuft hätten als die andern 97 Prozent ihrer Klassenkameraden zusammen. Wie oft wird diese Story in Selbsthilfebüchern und -seminaren zitiert. Nur leider gibt es keinen Beweis, dass diese Studie überhaupt je durchgeführt wurde.
Dennoch aber gibt es tatsächlich Techniken, die nachweisbar empirisch untersucht wurden und die helfen. Von ihnen handelt das Buch, das diese Methoden vorstellt und begründet. Das kann so etwas einfaches sein wie sich hinlegen oder eine Topfpflanze im Büro aufstellen, um die Kreativität zu steigern. Die Techniken, die Wiseman beschreibt, drehen sich um Glücksempfinden, die Kunst der Überzeugung, Motivation, Kreativität und vieles mehr. Kleine Tests und Übungen ergänzen das Buch. Alles Dinge, die sich (meist) in weniger als 60 Sekunden erledigen lassen.

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Norbert Hoerster - Was können wir wissen? Philosophische Grundfragen, Beck, 2010, 122 Seiten, kartoniert, Euro 11,30
Im Alltag gehen wir wie selbstverständlich davon aus, dass wir und unsere Mitmenschen Wissen besitzen. Doch, so fragt der Norbert Hoerster, welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass wir mit Recht sagen können, jemand besitze ein bestimmtes Wissen? Dabei wird unter "Wissen" jenes Alltagswissen verstanden, das im Prinzip jeder haben kann. Der Untersuchung dieser Fragestellung schließt der Autor eine Erörterung des "logischen Denkens" an, das vielfach auch "analytisches Wissen" genannt wird. Diesem steht das empirische Wissen gegenüber, das auf der Wahrnehmung unserer Sinne beruht. Doch wie steht es mit dem sogenanten "Induktionsproblem": Liefert uns die Erfahrung über vergangene Ereignisse hinreichend Grund, ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu erwarten? Abschließend fragt der Autor, inwieweit unser Wissen Einfluss auf unsere moralischen Werte hat oder haben kann und ob religiöser Glaube sich auf Wissen gründen kann. Das Buch führt auf verständliche Weise in Grundfragen der Philosophie ein und kann auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

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Norbert Blaichinger - Pater B.: Eine Dokumentation - 180 Seiten, Verlag: edition innsalz 2010, Euro 18,70
Der Benediktiner aus der Erzabtei St. Peter (Salzburg) wurde nach Recherchen des Autors und OÖN-Mitarbeiters Norbert Blaichinger bereits zu dessen Klosterzeiten "verdächtigt, Knaben zu missbrauchen". 1980 kam er als Priester nach Geinberg, sechs Jahre später nach Zell am Moos und Oberhofen. Nach heftigen Protesten zog er nach München, später in den Wallfahrtsort Altötting, wo er heuer starb. Obwohl die Zahl seiner Opfer auf bis zu 100 geschätzt wird, wurde der Pater nie zur Verantwortung gezogen. Es gab anonyme Anzeigen, die Polizei ermittelte, doch damals schwiegen die Opfer, was blieb, war bloß ein Aktenvermerk.
Pater B. wandelte zwischen Klostermauern und Pfarrhöfen und war als beurlaubter Mönch weder für den Erzabt St. Peter noch für die Linzer Bischof richtig greifbar. "Er hat als Amphibium gelebt", beschreibt Blaichinger den Sonderstatus des Benediktiners B. Diese Situation sei ausschlaggebend, dass ihm zu Lebzeiten nie etwas nachgewiesen wurde. Blaichinger befasst sich in seiner Dokumentation aber auch mit der Rolle der katholischen Kirche. "Es wurde viel zu lange zu- bzw. weggeschaut." Es wurde vertuscht, geschoben und versagt. "Von verschiedenen Seiten wurde gelogen, dass der Lügenbaron Münchhausen im Vergleich ein Empiriker ist."

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Peter Seewald: Licht der Welt, Herder-Verlag 2010, 256 Seiten, Euro 20,50
Dass ein Papst ein Buch schreibt, ist weiter nicht ungewöhnlich. Dass aber ein Pontifex für einen Interview-Band zur Verfügung steht, ist in der Geschichte einzigartig. Der deutsche Publizist Peter Seewald, Papst-Biograf und erfahren im Gespräch mit Joseph Ratzinger dank mehrerer Interviews während dessen Zeit als Kardinal, legte mit "Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit" den jüngsten päpstlichen Bestseller vor. Seehofer durfte den Papst im Sommer eine Woche lang in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo jeweils eine Stunde am Tag befragen.
Insgesamt sechs Stunden Interview sind eine Menge Zeit - was aber am eher dürftigen Ergebnis wenig ändert. Wer geglaubt hat, mit Licht der Welt die Erleuchtung in Händen zu halten, wird enttäuscht. Keine Überraschungen zu den "heißen Eisen" Zölibat, Frauenpriestertum, Homosexualität. Nichts Neues zum Thema Missbrauch. Zum verkaufsfördernden Aufreger hat zumindest gereicht, dass Benedikt XVI. im Buch den Gebrauch von Kondomen "in begründeten Einzelfällen" nicht mehr ausschließt. Klarheit hingegen im Fall des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Der Vatikan habe im Januar 2009, als er den Kirchenausschluss von vier Bischöfen der Piusbruderschaft aufhob, nicht gewusst, dass Williamson den Holocaust leugne. Er hätte die Aufhebung nicht unterschrieben, wenn er davon gewusst hätte.
Die Welt hätte dieses Buch nicht gebraucht, aber zumindest wissen wir jetzt, dass der Papst die Uhr seiner verstorbenen Schwester trägt, Don Camillo-Filme mag und seinen Hometrainer grob vernachlässigt. Markus Rohrhofer (Standard)

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David Berger - Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche - 304 Seiten, Ullstein Verlag 2010, Euro 18,50
David Berger ist schwul. Führende Kirchenvertreter nutzten seine sexuelle Orientierung, um ihn auf Spur zu halten. Jetzt deckt der hochrangige Theologe auf, was sich in den erzkonservativen Kreisen der katholischen Kirche abspielt. Ein Buch, das in eine Welt voller Lügen führt und einen Schlüssel zu den gegenwärtigen Skandalen liefert.
David Berger outete sich Anfang 2010 und legte sein Amt als Herausgeber der Zeitschrift Theologisches nieder. Wenige Wochen später wurde ihm wegen dieses öffentlichen Bekenntnisses die Professur an der Päpstlichen Akademie des heiligen Thomas von Aquin entzogen. Bis dahin hatte er über Jahre eng mit dem einflussreichen erzkatholischen Lager zu tun, das den Anspruch der Kirche als höchste moralische Instanz verteidigt, tatsächlich aber von Doppelmoral geprägt ist. In seinem sehr persönlichen Buch deckt Berger das perfide Unterdrückungssystem scheinheiliger Kirchenoberen auf. Er erzählt, warum sich so viele Schwule von einer Institution angezogen fühlen, die nach außen Homosexualität verteufelt, und warum Gewalt und Missbrauch in der Kirche so viel Platz einnehmen konnten. Ein Insiderbericht, der aufrüttelt.

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Peter Henkel - Ach, der Himmel ist leer: Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben - 175 Seiten, Verlag Frieling & Huffmann, 3. Aufl. 2009, Euro 11,20
Das Buch ist ein rationales und unaufgeregtes Plädoyer für den Atheismus. Das erste von sechs Kapiteln ('Gott') legt die inneren Widersprüchlichkeiten der Annahme eines Gottes auseinander. Das zweite ('Das Leid und das Böse') zeigt, dass die Vertreter der Religion keine Antwort auf die Frage haben, warum ein angeblich allmächtiger und gerechter Gott Leid und Verbrechen zulässt, also auf das als 'Theodizee' bezeichnete Problem. (Ratzingers Auftritt in Auschwitz (44-48) illustriert das Scheitern der Theologie an diesem Problem eindrucksvoll.) Im dritten Kapitel ('Die Bibel') werden die Widersprüchlichkeit der 'Heiligen Schrift' und ihre barbarischen und grausamen Seiten herausgestellt. Das vierte Kapitel ('Vernunft und Wissenschaft') zeigt die Unvereinbarkeit von moderner Naturwissenschaft und Gottesglauben, auch wenn die Vertreter der Religion gerne etwas anderes behaupten. Im fünften Kapitel ('Die Gläubigen') wird kritisch dargestellt, dass es intellektuelle Bequemlichkeit und soziale Anpassungsbereitschaft auf seiten der Religionsanhänger ist, welche den Kirchen die Gläubigen erhalten. Das sechste Kapitel ('Ohne Gott leben') plädiert schließlich für ein menschliches Leben unter einem leeren Himmel und weist die These zurück, ohne Gott gäbe es keine Moral. In einem kurzen Abriss werden andere Religionen (Islam, Buddhismus, Hinduismus, Judentum) abgehandelt.

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Richard Wiseman - Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern, Fischer, 2010, 365 Seiten, Euro 10,20
Der Titel des Buches lässt an ein typisches Ratgeber- und Selbsthilfebuch denken, in dem ein Autor die Lösung aller persönlichen Probleme verspricht. Tatsächlich aber ist es das gerade nicht. Immer wieder setzt sich Richard Wiseman, Psychologe und zeitweise Präsident der British Association for the Advancement of Science, mit vermeintlich erfolgreichen Selbsttherapien wie "Positives Denken" auseinander, die oft mehr schaden als nützen. Oder der "Yale-Zielstudie", wonach angeblich 1953 ein Forscherteam herausgefunden haben will, dass diejenigen drei Prozent Studenten, die sich spezifische Ziele gesetzt hatten, mehr persönlichen Reichtum angehäuft hätten als die andern 97 Prozent ihrer Klassenkameraden zusammen. Wie oft wird diese Story in Selbsthilfebüchern und -seminaren zitiert. Nur leider gibt es keinen Beweis, dass diese Studie überhaupt je durchgeführt wurde.
Dennoch aber gibt es tatsächlich Techniken, die nachweisbar empirisch untersucht wurden und die helfen. Von ihnen handelt das Buch, das diese Methoden vorstellt und begründet. Das kann so etwas Einfaches sein wie sich hinlegen oder eine Topfpflanze im Büro aufstellen, um die Kreativität zu steigern. Die Techniken, die Wiseman beschreibt, drehen sich um Glücksempfinden, die Kunst der Überzeugung, Motivation, Kreativität und vieles mehr. Kleine Tests und Übungen ergänzen das Buch. Alles Dinge, die sich (meist) in weniger als 60 Sekunden erledigen lassen.

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Horst Groschopp (Hrsg.) - Humanismusperspektiven, Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Deutschland, Bd.1, Alibri, 2010, 209 Seiten, kartoniert, Euro 16.40
Als Humanisten würden sich wohl (mehr oder weniger explizit) die meisten organisierten Konfessionslosen bezeichnen. Um politisch wirken zu können (z.B. über den Koordinierungsrat säkularer Organisationen), ist es deshalb auch notwendig zu klären, in welchem Rahmen sich das humanistische Selbstverständnis bewegt, wo Abgrenzung angeraten erscheint und in welche Richtung sich ein zeitgemäßer Humanismus entwickeln könnte. Die Tagungen der Humanistischen Akademie bieten solchen Debatten seit langem ein Podium; so geht auch dieser Band auf eine hochkarätig besetzte Veranstaltung im November 2008 zurück. Nach zwei Artikeln zu Geschichte und Vorgeschichte des Humanismus stellen ein Dutzend Autorinnen und Autoren (darunter Joachim Kahl, Julian Nida-Rümelin, Michael Schmidt-Salomon und Frieder Otto Wolf) in kurzen Beiträgen das von ihnen favorisierte Humanismus-Konzept vor. Der Band gibt so facettenreich Antwort auf die Frage "Was ist Humanismus heute?" und schafft eine hervorragende Grundlage, über die Perspektiven des Humanismus weiterzudiskutieren.

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Stephen Hawking, Leonard Mlodinow - Der große Entwurf: Eine neue Erklärung des Universums, 192 Seiten, Rowohlt Verlag, 2010, Euro 25,60
Der neue Hawking! Über das Geheimnis des Seins Die letzten dreißig Jahre seines wissenschaftlichen Lebens verwandte Albert Einstein auf die Suche nach der Weltformel, die alle elementaren Naturkräfte in einer einzigen schlüssigen Theorie erklärt. In "Der große Entwurf" schlägt das Jahrhundert-Genie einen ungewöhnlichen Weg vor, wie sich die widerstreitenden Theorien über Relativität und Quantenphysik zusammenfügen lassen. Für Hawking wäre dann bewiesen, was er heute nur vermuten kann: dass sich das Universum selbst erschaffen hat. Im Lichte von 40 Jahren eigener Forschung und mit Blick auf die bahnbrechenden astronomischen Entdeckungen und theoretischen Durchbrüche der letzten Jahre präsentiert "Der große Entwurf" eine aufregend neue und provokative Theorie über den Ursprung und die Entwicklung des Universums. In seiner klaren, eleganten und bilderreichen Sprache unternimmt es Hawking gemeinsam mit Leonard Mlodinow, uns Antworten zu geben auf die ersten und letzten Fragen unserer Existenz. Wann und wie ist das Universum entstanden? Warum gibt es uns? Warum gibt es überhaupt etwas und nicht einfach nichts? Was ist Wirklichkeit? Warum fallen die Naturgesetze genau so aus, wie es die Möglichkeit unserer Existenz verlangt? Der große Entwurf - müssen wir ihn mit Hilfe eines Schöpfers erklären, oder können die Naturwissenschaften ein anderes Modell anbieten? Im Lichte von vierzig Jahren eigener Forschung und mit Blick auf die bahnbrechenden astronomischen Entdeckungen und theoretischen Durchbrüche unserer Zeit präsentieren Stephen Hawking und Leonard Mlodinow in ihrer klaren und bilderreichen Sprache die jüngsten Antworten der Wissenschaft auf diese Fragen. Ausgehend von Hawkings kosmologischem "Top-down-Ansatz" beschreiben die Autoren, inwiefern wir alle das Produkt von Quantenfluktuationen im frühen Universum sind - eines Universums, das sich, wie viele andere "neben" ihm, spontan aus dem Nichts entwickelt hat. Und sie zeigen, warum wir es sind, die Geschichte hervorbringen, während wir sie beobachten. Was können wir wissen? - Auch auf diese Frage gibt es eine - bemerkenswert pragmatische - Antwort. Das Fazit dieses aufregenden, provokanten und elegant illustrierten Buches: Wir sind, einen überraschenden Perspektivwechsel vorausgesetzt, der "Theorie von allem", der Weltformel, die alle elementaren Naturkräfte erklärt, sehr nahe.

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Jürgen Teichmann - Die überaus fantastische Reise zum Urknall: Astronomie von Galilei bis zur Entdeckung der Schwarzen Löcher - 153 Seiten, Arena Verlag 2009, Euro 15,40
1609, vor 400 Jahren, richtete Galileo Galilei sein Fernrohr auf den Himmel - der Beginn einer unglaublich aufregenden Entdeckungsreise in die Weiten des Weltraumes! Jürgen Teichmann erzählt von den spektakulärsten Entdeckungen der Weltallforscher, von Pulsaren, Quasaren, gefräßigen Schwarzen Löchern, Galaxien, Roten Riesen, dem Echo des Urknalls und warum die Farbe eines Sternes vielleicht seine Geschwindigkeit verraten kann. Astronomie - spannender als jeder Krimi!

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Sandra Aamodt / Samuel Wang - Welcome to your brain - Ein respektloser Führer durch die Welt des Gehirns, dtv 2010, Euro 12,20
Eine Beschreibung, was in unserem Gehirn vorgeht, bieten Sandra Aamodt, Chefredakteurin von Nature Neuroscience, und Samuel Wang, Professor für Neurowissenschaften an der Princeton University. Über 30 Kapitel, die sich um die Aspekte Gehirn und Welt, Gehirn und Sinnesorgane, Gehirn im Lebenslauf, Gehirn und Emotionen, Gehirn und Rationalität sowie Gehirn und andere Bewusstseinszustände drehen, vermitteln den Lesern einen ersten Überblick über unser Denkorgan. Das Buch ist reich bebildert und viele Exkurse zerstören so manchen Mythos, etwa dass wir bestimmte Erinnerungen verdrängen würden (dafür gibt es keine Belege) oder dass Männer Homosexualität erlernen würden.

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Louann Brizendine - Das männliche Gehirn - Warum Männer anders sind als Frauen, Hoffmann und Campe 2010, 319 Seiten, gebunden, Euro 20.60
Als Louann Brizendine, Professorin für Neuropsychiatrie an der University of California in San Francisco, mit anderen darüber sprach, ein Buch über das männliche Gehirn zu schreiben, bekam sie immer wieder den Witz zu hören: "Das wird ein kurzes Buch! Wohl eher eine Broschüre." Nun, ganz so kurz ist ihre Untersuchung nicht geraten, sie ist ähnlich umfangreich wie bereits ihr Buch Das weibliche Gehirn. Schon vom Augenblick der Befruchtung an unterscheiden sich die Gehirne von Männern und Frauen. Jede männliche Zelle enthält ein Y-Chromosom, welches die weiblichen Zellen nicht besitzen. Dieser Unterschied macht sich schon früh bemerkbar, wenn die Gene die Voraussetzung für eine spätere Verstärkung durch Hormone schaffen. Fortschritte in Genetik, Elektrophysiologie, nichtinvasive bildliche Darstellung des Gehirns und zahlreiche weitere Techniken haben in der neurowissenschaftlichen Forschung und Theorie eine Revolution ausgelöst. Das Buch folgt dem Lebenslauf eines Mannes. Zuerst wird das Gehirn des kleinen Jungen behandelt. Wir erfahren u.a, warum Jungen so gerne herumzappeln und wie ihnen das beim Lernen hilft. Das nächste Kapitel wendet sich dem Gehirn des Teenagers zu und wie ein Testosteron-Tsunami das Verhalten in diesem Lebensabschnitt bestimmt. Dem paarungsbereiten männlichen Gehirn, der Liebe und der Lust, ist der folgende Abschnitt gewidmet. Laut Forschungen braucht das Gehirn eines Mannes nur eine fünftel Sekunde, um eine Frau als sexuell attraktiv - oder unattraktiv - zu finden. Wesentlich zu dieser raschen Entscheidungsfindung trägt das "Gehirn unter der Gürtellinie" bei. Das Vatergehirn wird im nächsten Kapitel behandelt. Erläutert wird Papas Versorgungsinstinkt, warum die Zeit mit dem Erzeuger das Selbstvertrauen stärkt und dass ein rauerer Ton Kinder auf die Wirklichkeit vorbereitet. Um das Gefühlsleben der Männer geht es im Abschnitt Männlichkeit. Das letze Kapitel berichtet vom Gehirn des reifen Mannes und dem biologischen Wandel im Leben. Insgesamt gibt das Buch einen guten Überblick über den Stand der Forschung und kann sowohl Männern wie Frauen zur Lektüre empfohlen werden.

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Louann Brizendine - Das weibliche Gehirn- Warum Frauen anders sind als Männer, Hoffmann & Campe, 2007, 359 Seiten, gebunden, Euro 20,60
Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war für Louann Brizedine die Feststellung, daß Frauen deutlich häufiger an Depressionen leiden als Männer, dieser Zustand sich aber offenbar erst nach der Pubertät einstellt. In der Folge stellte die Dozentin für Neuropsychiatrie an der University of California zahlreiche Untersuchungen an, die letztlich darauf hindeuten, daß Hormone starke (vorübergehende) Veränderungen im Gehirn bewirken können. Andere Studien zeigen, daß bei der Lösung bestimmter Probleme bei Männern und Frauen unterschiedliche "Schaltkreise" in Gehirn herangezogen werden und daß diverse Hirnareale verschieden ausgeprägt sind. An diese Erkenntnisse und ihre praktische psychotherapeutische Arbeit anknüpfend, stellt Brizendine das weibliche Gehirn und seine Veränderungen analog den Entwicklungsphasen einer Frau (Jugend/Pubertät, Mutterschaft, Wechseljahre) dar. Dabei führt sie Verhaltensweisen sehr weitgehend auf hirnphysiologische Zustände zurück und mißt gesellschaftlichen Prägungen einen relativ geringen Stellenwert bei. Auch bei ihr spielen Liebe & Sexualität eine große Rolle, doch geht sie über Werke wie zum Beispiel von Helen Fisher hinaus und trifft Aussagen zu weit mehr Lebensbereichen. Indem sie fordert, die Erkenntnisse über das weibliche Gehirn müßten zu einem neuen Gesellschaftsvertrag führen, in dem berücksichtigt werde müsse, unter welchen Voraussetzungen Mädchen ihre angeborenen Begabungen am besten nutzen können, bietet sie auch Anknüpfungspunkte für eine politische Debatte über Frauenförderung.

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Dirk Ritter-Dausend : Scientology. Wissen, was stimmt, Herder Verlag, 2010, 128 Seiten, Euro 9,20
Keine "Sekte" erreicht die mediale Präsenz, die sich Scientology mit negativen Vorzeichen in der Öffentlichkeit erworben hat. Unermüdlich und mit Druck gegenüber den Mitgliedern arbeitet der Psychokonzern an der Expansion und verfährt nicht gerade zimperlich mit Kritikern. Obwohl der ersehnte Mitgliederzuwachs in Europa mehr als mäßig ist, etablierte Scientology in wichtigen Städten Zentralen, die unermüdlich nach neuen Anhängern Ausschau halten. Jugendliche sind dabei in das Zentrum des Interesses gerückt. Während die mediale Kritik und die Analysen des deutschen Verfassungsschutzes eine warnende Sprache sprechen, präsentiert sich die Organisation als verfolgte religiöse Minderheit und klagt in den USA unermüdlich die "bösen" europäischen Regierungen - so auch die jeweils in Österreich und Deutschland amtierenden - an, vergleichbar den Nazis die Religionsfreiheit mit Füßen zu treten.
Der Autor, als Scientologyexperte im Innenministerium Nordrhein-Westfalens tätig, ist erfolgreich bemüht, in gebotener Kürze Tatsachen über Scientology festzuhalten und manche Mythen zu entzaubern. Schockierend ist u.a. die wenig bekannte "grausame Behandlung von Kindern". (S. 65) Das Buch ist übersichtlich gegliedert und gibt auf die wichtigsten, in der Diskussion relevanten Fragestellungen verständliche Antworten. Unmissverständlich wird deutlich, dass die umstrittene Organisation mit ihrem antidemokratischen internen Weltbild nach Einfluss in Wirtschaft und Politik strebt. Information und Aufklärung sind ungebremst wichtig, um Leid zu verhindern. Das vorliegende Buch ist als Grundsatzinformation vorzüglich geeignet. - Roman Schweidlenka

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Simon Schneeberger : Fundamentalismus für Einsteiger, Alibri Verlag, 2010, 197 Seiten, Euro 14,40
Rüttelte in den neunziger Jahren die Sektenproblematik die Gesellschaft auf, so ist es nach der Jahrtausendwende der Fundamentalismus moslemischer und christlicher Prägung. Wobei der letztgenannte weniger bekannt, aber politisch weitaus relevanter ist. Der Autor zeichnet in seinem Buch eine kurze, prägnante Charakteristik fundamentalistischer Strömungen. Seine These: Verletzte religiöse Gefühle sind zur wirksamsten politischen Waffe geworden, effektiver als Maschinenpistolen. Sie sind die Bomben in der politisch korrekten Kultur. Sie zwingen die demokratische Gesellschaft und die aus der Aufklärung resultierenden Werte in die Knie. Vor ihnen zittern Intellektuelle und Politiker. Die freie Meinungsäußerung und auch die Pressefreiheit zerschellen an der Flutwelle der verletzten Gefühle. Religionsfreiheit ohne Rücksicht darauf, welche Werte und Überzeugungen religiöse Gruppen vertreten, wird zur neuen Gottheit, zum obersten Dogma. Intoleranz dringt auf diesem Weg hinter den Kulissen in die Gesellschaft.
Schneeberger zeichnet nicht nur eine bissige Geschichte des Fundamentalismus und seiner Merkmale. Sein Verdienst ist es, immer wieder mit Humor, polemisch, provokativ und satirisch an das Thema heran zu gehen - vielleicht die erträglichste Form, um diesem Rückfall in vergangene Jahrhunderte zu begegnen. Nicht zuletzt erörtert er an Hand von Quellen die fundamental bedeutsame Frage: Wer ist der Antichrist? Barack Obama oder Papst Benedikt XVI.? - Roman Schweidlenka

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Carsten Frerk - Violettbuch Kirchenfinanzen - Wie der Staat die Kirchen finanziert, Alibri-Verlag 2010, 270 Seiten, kartoniert, Euro 16.40
Obwohl die beiden großen christlichen Kirchen heute weniger als zwei Drittel der Bevölkerung organisieren, werden viele ihrer Belange durch die öffentliche Hand finanziert. Und das betrifft keineswegs nur Krankenhäuser oder Sozialstationen, die von der Allgemeinheit in Anspruch genommen werden können. Ob Bischofsgehälter, die Ausbildung kirchlichen Personals oder Missionswerke - konfessionslose und andersgläubige Bürgerinnen und Bürger zahlen alle kräftig mit.
Carsten Frerk gibt einen systematischen Überblick, zu welchen Gelegenheiten der Staat von den Kirchen zur Kasse gebeten wird. Er problematisiert versteckte Begünstigungen wie die steuerliche Absetzbarkeit der Kirchensteuer, erläutert die rechtliche und historische Fragwürdigkeit der so genannten Staatsleistungen und stellt die Frage, warum die Allgemeinheit soziale Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft bezuschusst, obwohl dort die Arbeitnehmerrechte weitgehend außer Kraft gesetzt sind.
Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten: Die Zuwendungen der öffentlichen Hand an die Kirchen übersteigen deren Einnahmen aus der Kirchensteuer bei weitem. Und da die Kirchen steuerbefreit sind, tragen sie nichts zur Finanzierung der gesellschaftlichen Infrastruktur bei, von der sie profitieren.

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"...aber hat nicht gedient" - Junge Menschen verweigern den Krieg - Eine Audioslideshow über Kriegsdienstverweigerer aus Deutschland, Armenien, Israel und der Türkei von Timo Vogt, Alibri-Verlag 2010, DVD, 45 Minuten, mit Booklet, Euro 15.-
Timo Vogt besuchte Kriegsdienstverweigerer in Deutschland, Armenien, Israel und der Türkei. Sie erzählten von ihren Beweggründen und den zuweilen folgenschweren Konsequenzen ihrer Gewissensentscheidung. An der israelischen Sperrmauer, mit der Bundeswehr am Hindukusch, bei Militärparaden in der Türkei oder in den Schützengräben der Front von Nagorny-Karabach entstand die fotografische Begleitung der Geschichten von mutigen Querdenkern.
Die 45-minütige Audioslideshow verbindet Fotografie und Ton zu einem "Film" der besonderen Art. Die verwobenen Aussagen der Kriegsdienstverweigerer werden von Stills visuell begleitet, die Einblicke in die Welt der Kriegsdienstverweigerer geben.

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Christopher Hitchens - Der Herr ist kein Hirte: Wie Religion die Welt vergiftet, 352 Seiten, Heyne Verlag 2009, Euro 10,20
Der Mensch sucht in der Religion Gewissheit über das Jenseits und das dort zu erlangende Seelenheil. Im Diesseits aber werden im Namen der Religion seit Urzeiten Kriege geführt und schwerste Verwüstungen angerichtet. Und deshalb wird auch literarisch mit großem Eifer über das Wohl und das Wehe gestritten, das Religion zu stiften oder anzurichten vermag. Christopher Hitchens gehört dabei zur Fraktion derer, die keine Zweifel daran haben, dass Religion in jeder Form ganz generell "die Welt vergiftet" und wir besser dran wären, wenn wir sie deshalb endlich überwänden.

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Richard Dawkins - Der entzauberte Regenbogen: Wissenschaft, Aberglaube und die Kraft der Phantasie, 416 Seiten, Rororo 2008, Euro 10,20
Warum setzen Dichter und Künstler in ihren Arbeiten die Wissenschaft so oft herab? Und überhaupt -- warum schneiden soviele wissenschaftliche Bücher beispielsweise gegenüber dem Telefonbuch so schlecht ab? Nachdem sich der Biologe Richard Dawkins jahrelang mit Fragen dieser Art befasst hatte, hat er in Der entzauberte Regenbogen -- einer zutiefst humanistischen Untersuchung der Wissenschaft, des Mystizismus und der menschlichen Natur -- die Themen Bedeutung und Schönheit einer weitreichenden Betrachtung unterzogen. Dawkins, auffallend willensstark in einem Berufszweig, der aus Auf-Nummer-Sicher-Gehern und Abwarten-und-Tee-Trinkern besteht, entführt den Leser auf eine Reise durch die Welten der Natur und der Kultur, davon überzeugt, dass "die Wissenschaft, in ihrer besten Form, Raum für Poesie haben sollte". Inspiriert durch die nach der Veröffentlichung seines Buches Das egoistische Gen oft gestellte Frage, "Warum stehen Sie morgens überhaupt auf?", war Dawkins fest entschlossen zu zeigen, dass es einem nicht gleich die Lebensfreude nehmen muss, wenn man die Mechanismen der Natur versteht. Abwechselnd aufschlussreich und zum Verrücktwerden, wird Der entzauberte Regenbogen nachdenkliche Leser ansprechen, seien sie nun großäugige, erstaunte Technikfreaks oder aber mürrische, Hütten bewohnende Maschinenstürmer. Vernichtenden Kritiken von Tageszeitungs-Astrologiekolumnen folgen Zitate von Blake und Shakespeare, die sich wiederum zwischen vor Geist sprühenden, leicht mitzuverfolgenden Diskussionen über Wahrscheinlichkeit, Verhalten und Evolution wiederfinden. In der Welt von Dawkins (und - so hofft er - auch in unserer) ist Wissenschaft Poesie. Er beschließt seine Reise, indem er auf den Autor und das Thema seines Titels hinweist, und dabei behauptet: "Ein Keats und ein Newton, die einander zuhören, können möglicherweise die Galaxien singen hören."

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Richard Dawkins - Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat - 527 Seiten, Ullstein Verlag 2010, Euro 25,60
Richard Dawkins tritt in seinem neuesten Buch den Beweis an, dass die Evolutionstheorie keine bloße Hypothese oder gar Glaubenssache ist, sondern dass sie schlicht und ergreifend stimmt. Überzeugend, lebendig und leicht nachvollziehbar legt er dar, was Darwins Theorie wirklich besagt und wie sie begründet ist. Er erklärt, worauf Fossilien hindeuten, warum Rehpinscher und Rosenkohl Belege für experimentelle Evolution sind und warum Wale Hinterbeine haben. Mit Brillanz und Präzision pariert Dawkins alle Angriffe gegen die Evolutionstheorie. Streitbar, fundiert, mit Leidenschaft und Humor belegt der Bestsellerautor, warum Darwin Recht hat.

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Hamed Abdel-Samad Der Untergang der islamischen Welt: Eine Prognose, 240 Seiten, Droemer/Knaur Euro 18,50
Der Islam: rückwärtsgewandt und unfähig zur Reform. Aus der Misere der islamischen Staaten erwächst eine globale Gefahr. Eine innovationsfeindliche Kultur, eine rapide wachsende, dabei arme und unterdrückte Bevölkerung, zur Neige gehende Erdölvorkommen und klimatische Probleme ergeben ein explosives Gemisch. Der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand und der Zukunft der islamischen Kultur und wagt eine scharfe, zwingende Prognose für deren Zukunft: Die islamischen Staaten werden zerfallen, der Islam wird als politische und gesellschaftliche Idee, er wird als Kultur untergehen.
Die islamischen Länder eint ein Glaube, aus dem sie ein seit Jahrhunderten überholtes Menschen- und Gesellschaftsbild ableiten. Ungeheure kreative und geistige Ressourcen können deshalb nicht genutzt werden. Die politische, wirtschaftliche und soziale Misere der Staaten wird konsequent als Ergebnis "der feindlichen Politik des Westens" gedeutet. Jeder Versuch der Veränderung wird von der islamischen Orthodoxie und der Machtbesessenheit der Herrschenden erstickt. Bildung und Religion beschränken sich darauf, zu Gehorsam gegenüber den herrschenden Regimes zu erziehen
Die Perspektiven für die Länder von Marokko bis Indonesien sind bedrohlich, da die Mischung aus einer innovationsfeindlicher Kultur, einer rapide wachsenden, armen Bevölkerung, zur Neige gehender Erdölvorkommen und dramatischer klimatischer Veränderungen ein hochexplosives Gemisch ergeben.

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SIGI MARON CD-Doppelalbum: "Es gibt kan Gott" monkey. / Hoanzl /Broken Silence, Euro 18.-
Diese CD ist eine kleine Sensation. Denn mit dem atheistischen Kommunisten Sigi Maron, kehrt eine wirkliche Legende auf die Bühne, in die Feuilleton-Spalten und in die noch verbliebenen Plattenläden zurück. Es ist kein Comeback der üblichen, meist rein kommerziell motivierten Art. Krankheitsbedingt ist Maron, die Galionsfigur der heimischen Polit-Singer-/Songwriter-Szene, über fünfzehn lange Jahre nicht aufgetreten. Die Rückkehr des engagierten, impulsiven und geliebt-gefürchteten Schmäh- und Wortführers, der seit seiner Jugend im Rollstuhl sitzt, darf als überaus kräftiges Lebenszeichen gewertet werden. Und nie waren Marons Songs besser, bissiger, brisanter als heute. ...
Es gibt kan Gott - Album: 1 Es gibt kan Gott 2 Panik 3 Stö da fua du bist oid 4 Des Glück is a Fogerl 5 Eisenbaun 6 San aufn Weg 7 Cap Anamur 8 Wer wass des schon 9 Guten Tag Herr Gut 10 Lirum Larum Mischmaschin 11 Rü de la Gack 12 Waun de Hirntoten 13 Bliat da Flieda 14 Es gibt kan Gott (live)
Best Of - Album: 1 Schön is des Leb'n 2 Heite kaun i, heite derf i 3 Mizzitant 4 Hausmasta 5 Warum feiern mia net 6 Andreas 7 Ali Ewadi Zakria 8 Triabes koides Wossa 9 Heut sitz ma 10 Gengan zwa Politika 11 Redn kaun ma boid 12 Ziaglroda Pavillon 13 Geh no net furt 14 Flusslandschaft mit zwa Buchstabn 15 Alles neu 16 Ohne uns geht nix 17 Da Untaschied 18 Ballade von ana hoatn Wochn (Leckts mi aum Oasch)
Die Alben oder einzelne Titel davon können bei http://www.monkeymusic.at/shop_detail_sigimaron.php
entgeltlich downgeloaden werden.
Hier der Album-Titel als YouTube-Clip:

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Andreas Kilian - Die Logik der Nicht-Logik - Wie Wissenschaft das Phänomen Religion heute biologisch definieren kann, Alibri, 2010, 230 Seiten, kartoniert, Euro 17.50
Bis heute gibt es keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Religion. Der Evolutionsbiologe Andreas Kilian nimmt sich dieser Problematik an und erarbeitet eine Begriffsbestimmung, die allein mit naturwissenschaftlichen Kategorien auskommt. Zuerst bietet er einen Überblick darüber, was Theologen, Soziologen, Religionswissenschaftler und Vertreter anderer Fakultäten zum Wesen der Religion gesagt haben. Darauf aufbauend schildert der Autor die biologische "Substanz", die uns zur Religion befähigt: die kognitiven Fähigkeiten, die individuellen Erfahrungen, ihre Synchronisation zu einer religösen überindividuellen Organisierung. Ausführlich geht er auf die Funktionen der Religion im Alltag ein und auf ihren Einfluss auf die Geschichte.
Für Kilian ist Religion ein Verhalten, eine Strategie, eine spezielle Art von Egoismus. Ein wesentlicher Kern von Religion ist ihre Nicht-Logik, der Verweis ihrer Vertreter auf nicht überprüfbare Argumente. Diese Nicht-Logik folgt einer eigenen Evolution, einer eigenen Logik, die für untergeordnete "Beta-Tiere" zahlreiche Möglichkeit bietet, sich Macht und Ressourcen zu sichern und in der gesellschaftlichen Hierarchie aufzusteigen. Die biologische Definition, die Kilian erarbeitet, läuft darauf hinaus, dass Religion ein Verhalten ist, mit Hilfe von nicht-logischen und nicht-überprüfbaren Argumentationsebenen den je eigenen Egoismus mit und gegen die Gruppenmitglieder zu rechtfertigen, durchzusetzen und befriedigen zu können. Anders gesagt: Religion ist eine Vorteilsnahme, die sich unredlicher Argumente bedient.
Tatsächlich kommt Kilian bei seiner Definition ganz ohne Bezug auf "jenseitige" oder "höhere Mächte" aus. Auch gelingt es ihm, Religion einerseits von Spiritualität (die rein individuell ist) und andererseits von Politik, Ideologie und Wahnvorstellungen abzugrenzen. Dabei stützt sich der Autor auf zahlreiche aktuelle Forschungsergebnisse, die allgemeinverständlich dargelegt werden. Religion ist für Kilian evolutiv nicht notwendig und es gibt auch keine "Religionsgene". Die Gesellschaft kann sich von daher von Religion emanzipieren.

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Jose SaramagoJose Saramago: Das Tagebuch, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2010, 208 Seiten, 16,50 EUR
Egal, ob es um Obama, den Papst oder die Wirtschaftskrise geht. Ganz gleich, ob er als Linker die Linke provoziert oder ob er sich mit den Palästinensern solidarisiert und Israel heftig rügt, ob er über Pessoa, Borges und Fuentes schreibt oder darüber, dass politische Demokratie nichts wert ist, wenn sie nicht durch eine ökonomische und kulturelle untermauert ist. In seinen Tagebucheinträgen geht Saramago, der alte Atheist und Bolschewik ins Gericht mit Politik, Kirche, Kultur und Gesellschaft, berichtet aber auch über Dinge, die ihn persönlich berühren.

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Christoph Drösser - Stimmt's? - Das große Buch der modernen Legenden, Rowohlt, 2010, 368 Seiten, gebunden, Euro 12.30
Für eine kurzweilige Lektüre sorgt Christoph Drössers Buch über moderne Legenden. Der ZEIT-Kolumnist. nimmt den Wahrheitsgehalt von etwa 300 dieser Legenden aufs Korn. Legen Hühner jeden Tag ein Ei? Müssen Ärzte heute noch den hippokratischen Eid schwören? Können Mücken Aids übertragen? Stecken Strauße wirklich bei Gefahr den Kopf in den Sand? Diese und ähnliche Fragen werden behandelt. Manchmal kennt man die Antwort, manchmal aber ist sie auch überraschend. Hatten früher Adelige ein "Recht der ersten Nacht"? Auch wenn das "ius primae noctis" sogar in die Weltliteratur Einzug gefunden hat (man denke etwa an Beaumarchais' Geschichte von der Hochzeit des Figaro, der literarischen Vorlage für die gleichnamige Mozart-Oper), so ist es doch nur eine Legende. Es gibt keine Belege dafür. Nur in der kleinen Schweizer Gemeinde Maur wurden Historiker fündig, in der der Bürgermeister früher tatsächlich das Recht hatte, mit jeder Braut der Gemeinde die Hochzeitsnacht zu verbringen. Allerdings glaubt man nicht, dass davon wirklich Gebrauch gemacht wurde. Ansonsten gilt: Ein Privileg des Grundherrn auf Beiwohnung in der Brautnacht einer Grundhörigen hat niemals existiert, sondern ist vielmehr eine nicht auszurottende Männerphantasie.

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James Webb - Das Zeitalter des Irrationalen, Politik, Kultur und Okkultismus im 20. Jahrhundert, Marix, 2008, 608 Seiten, gebunden, Euro 20,50
Trotz seines kurzen Lebens hat James Webb (1946-1980) ein fachlich fundiertes kulturwissenschaftliches Werk zur okkulten Szene des 20. Jahrhundert geschrieben. Okkulte Ideen, Motive und Bewegungen prägten die Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg (dieser Zeitspanne gilt Webbs Hauptaugenmerk) mehr, als der Mainstream der Geschichtswissenschaft bisher zuzugeben bereit ist. Der Autor berichtet von C.G. Jung und dem Monte Verita, bietet Informationen zur okkulten Vorgeschichte des Nationalsozialismus, zum völkischen Rassismus, erzählt die Entstehung der Esoterikszene, schildert die zahlreichen und komplexen Verbindungen der okkulten Grüppchen, Gruppen, und Gemeinschaften. Auch Rudolf Steiner und die Theosophie kommen nicht zu kurz. Darüber hinaus wird der Einfluß "okkultistischer Ideen" und Gruppen auf Literatur, Musik und Kunst dokumentiert. Dabei argumentiert der Autor nicht sensationalistisch, sondern liefert ein profund recherchiertes und gelehrtes Buch ab, das auch unpublizierte Quellen wie Briefe, Tagebücher und Interviews mit heranzieht. Für jeden am Thema Interessierten ein wichtiges Grundlagenwerk.

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Sandra Aamodt / Samuel Wang - Welcome to your brain - Ein respektloser Führer durch die Welt des Gehirns, dtv, 2010, 297 Seiten, Euro 12,20
Eine Beschreibung, was in unserem Gehirn vorgeht, bieten Sandra Aamodt, Chefredakteurin von Nature Neuroscience, und Samuel Wang, Professor für Neurowissenschaften an der Princeton University. Über 30 Kapitel, die sich um die Aspekte Gehirn und Welt, Gehirn und Sinnesorgane, Gehirn im Lebenslauf, Gehirn und Emotionen, Gehirn und Rationalität sowie Gehirn und andere Bewusstseinszustände drehen, vermitteln den Lesern einen ersten Überblick über unser Denkorgan. Das Buch ist reich bebildert und viele Exkurse zerstören so manchen Mythos, etwa dass wir bestimmte Erinnerungen verdrängen würden (dafür gibt es keine Belege) oder dass Männer Homosexualität erlernen würden.

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Bobby Henderson - Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters, Goldmann 2009, 231 Seiten, Abbildungen, kartoniert, Euro 8,20
Nach Judentum, Buddhismus, Hinduismus, Christentum, Islam und ihren unzähligen Ablegern gibt es nun endlich eine Religion, deren Evangelium sich zu lesen lohnt, denn es verspricht höhere Mahlzeit. Prophet Bobby Henderson wurde im Jahre 2005 erleuchtet; seitdem kennt er die Antwort auf die entscheidenden Welträtsel: das Fliegende Spaghettimonster. Täglich sammelt er mehr Pastafarian um sich, die ihrerseits das Evangelium der "kleinen, feinen Qualitätsreligion" in die Welt tragen - jetzt auch in deutscher Sprache, schwarz auf weiß. Wer zum FSM-Anhänger konvertieren will, braucht dieses Buch ebenso wie alle, die sich für die Irrtümer von Aristoteles, Giordano Bruno und Charles Darwin interessieren. Und es verrät, was die Seele öffnet und befreit. Nur die Aufkleber vom Spaghetti-Fisch sind seltsam... - richtig unnudelig...
Das coolste Flugobjekt seit Monty Python's Flying Citrons!

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Anton A. Bucher - Die dunkle Seite der Kirche - 217 Seiten, Galila-Verlag, Euro 22,50
Wie lieb hat die Kirche ihre Schützlinge wirklich? Warum vergehen sich Priester an Kindern? Einst war die katholische Kirche die Quelle für Trost und Hoffnung. Jetzt ist sie zum Garant für Skandale geworden: Kindesmissbrauch und lebenslanges Leid, verleugnete Vaterschaften und Doppelmoral, eine Mauer des Schweigens und massive Kirchenaustritte: Die einst heilige Institution steckt in einem Sumpf aus Misstrauen und Verachtung. Kann man den Kirchenvätern überhaupt noch vertrauen? Und wie könnte eine Religion der Zukunft aussehen? Mögliche Antworten auf viele offene Fragen zu diesen brisanten Themen findet der angesehene Salzburger Theologe Anton Bucher in diesem Buch. Schicht um Schicht legt er die Ursache für die schwerste Krise der katholischen Kirche frei, beschreibt die Problematik des längst überholten Zölibats und liefert einen Erklärungsversuch, warum viele Priester dem verfallen, was sie selbst als verderblich predigen: der Sünde.

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Curzio Maltese - Scheinheilige Geschäfte: Die Finanzen des Vatikans, 160 Seiten, Kunstmann Verlag, Euro 17,40
Nach dem Skandal um die Mafia-Verstrickungen der Vatikanbank in den 1980er Jahren galten die Finan­zen des kleinsten Staates der Welt als zerrüttet. Heute sind dessen Kassen wohl gefüllt: dank Spendenrekorden, einer umfassenden Steuerbefreiung und lukrativen Nebeneinkünften. Topmanager kümmern sich um die Geschäfte. Um die Transparenz ist es weniger gut bestellt: Was der Kirche an Geldern zufließt und wofür sie sie ausgibt, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Curzio Maltese blickt hinter diese Mauer des Schweigens. Gestützt auf Kirchendokumente, fördert seine Recherche Verblüffendes zutage. Entgegen aller Annahmen kommt nur ein Fünftel der Einkünfte aus der Kirchensteuer wohltätigen Zwecken zugute. Die Kirche ist Italiens größter Immobilienbesitzer und Tourismusmanager und zahlt keinen Cent Steuern, wenn sie Hotels betreibt oder einträgliche (Pilger)Reisen organisiert. Der Vatikan, für internationale Anleger ein Steuerparadies, kostet den italienischen Steuerzahler mehr als Staatsverwaltung und Parla­ment zusammengenommen. Doch Kritiker dieses gänzlich undemokratischen Sys­tems bekommen schnell den langen Arm der Kurie zu spüren: In Italien läuft nichts mehr ohne Plazet des Vatikans, der sich immer ungehemmter in die Politik des laizistischen Staates einmischt. Wer wissen will, wie undurchsichtige Finanzsysteme funktionieren und was der Vatikan tatsächlich mit dem Geld seiner Gläubigen macht, kommt an diesem Buch nicht vorbei. "Malteses Buch wirft ein Schlaglicht auf ein intransparentes, ganz und gar anomales Finanzsystem und gibt der Frage nach dem Verhältnis von Religion und Politik, Kirche und Staat eine ganz neue Aktualität." Liberazione.

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Alice Schwarzer - Die große Verschleierung: Für Integration, gegen Islamismus, 318 Seiten, Kiepenheuer & Witsch - Euro 10,20
Die große Verschleierung: ein Buch über die Hindernisse erfolgreicher Integrationspolitik, über die politisch-symbolische Dimension der Verschleierung muslimischer Frauen, aber auch über die Verschleierung der islamistischen Gefahr durch Kulturrelativisten in deutschen Medien. Die Debatten über den wachsenden Einfluss islamischer Kreise nicht nur in Deutschland werden immer heftiger. Alice Schwarzer, die im Jahr 2002 mit ihrem Buch "Die Gotteskrieger" (KiWi 683) Zeichen gesetzt hat, hat sich auch in den folgenden Jahren immer wieder zur islamistischen Gefahr zu Wort gemeldet. "Die große Verschleierung" versammelt nun zahlreiche dieser politischen Interventionen und gibt ein genaues Bild vom heutigen Stand der kritischen Auseinandersetzungen über den Islamismus in Deutschland, in Frankreich und in islamischen Ländern (wie z.B. Algerien). Die Themen reichen vom Schweizer Minarettverbot und der deutschen Kopftuchdebatte bis zu den französischen Diskussionen über die Rolle der Burka in der Öffentlichkeit. Außerdem: die Unruhen in den Pariser Vorstädten, die Strategien islamistischer Agitation z.B. im Internet, die Rolle der Konvertitinnen. Die Grenzlinie zwischen dem Islam als Religion und dem politischen Islamismus bleibt dabei immer im Blick, wenn diese auch zusehends schwerer zu ziehen ist. Alice Schwarzers Texte werden durch Untersuchungen und Berichte zahlreicher Co-Autorinnen von Djemila Benhabib bis Elisabeth Badinter und Necla Kelek ergänzt. Mit Beiträgen u.a. von: Elisabeth Badinter, Djemila Benhabib, Rita Breuer, Cornelia Filter, Carola Hoffmeister, Necla Kelek, Chantal Louis, Khalida Messaouidi-Toumi, Katha Pollitt, Annette Ramelsberger, Gabriele Venzky, Martina Zimmermann.

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Franz M. Wuketits Wie viel Moral verträgt der Mensch?: Eine Provokation - 192 Seiten, Gütersloher Verlagshaus, Euro 18,50
Finanzkrise, Doping-Skandale, Wissenschaftsbetrug, Kriege, Mord und Totschlag - ist es wirklich so, dass die Moral schwindet? Oder ist der Mensch überfordert, weil er möglicherweise weniger Moral verträgt, als er sich selbst verordnet? Wie alle anderen Lebewesen sind Menschen Egoisten, die in erster Linie das Problem des Überlebens zu lösen haben. Dazu benötigt der Mensch Ressourcen, um die er mit anderen im Wettbewerb steht. Von Natur aus ist der Mensch also weder gut noch böse, sondern er macht nur, was ihm sein biologischer Imperativ gebietet. Als soziales Lebewesen ist nun der Mensch auf ein Miteinander mit Artgenossen angewiesen und kann obendrein sein Verhalten und Handeln kritisch reflektieren, was zur Schaffung eines Wertesystems geführt hat. Franz M. Wuketits untersucht Herkunft und Zweck moralischen Verhaltens und macht Vorschläge für eine Werteordnung, die an die Bedürfnisse des Individuums angepasst sein muss, wenn sie in der Realität unserer gesellschaftlichen Verhältnisse eine Chance haben soll.

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Dieter Harmening - Wörterbuch des Aberglaubens, Reclam 2009, 604 Seiten, Euro 12.40
Für das Wörterbuch des Aberglaubens umfasst der Begriff Aberglauben die Bereiche des Wahrsagens und der Zeichendeutung sowie des magischen Wissens und der zauberischen Praxis. Quellen dazu sind Wahrsageliteratur, Zauber-, Segens- und Amulettformeln, astrologische und gelehrte magische Literatur; ferner aus dem kirchlich-theologischen Bereich stammende Schriften wie Buß- und Betbücher , Katechismus- und Predigtliteratur usw. Erst seit dem späten Mittelalter finden sich außerkirchliche Stücke zum Aberglauben häufiger. Der Autor hat zahlreiche dieser Quellen akribisch ausgewertet. Herausgekommen ist ein 1000 Stichwörter umfassendes Wörterbuch, dessen Artikel Sachthemen, biographisches Daten und theoretische Begriffe darstellen. Harmenings Wörterbuch ist zwar nicht das erste seiner Art - es sei nur an das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, dessen letzter Band noch 1942 erscheinen konnte, erinnert -, es ist aber eine der ersten Arbeiten, die nicht mehr der Ansicht anhängt, im Aberglauben könnten Restformen des Heidentums oder oder gar Vorstellungen irgendwelcher alter Germanen erhalten geblieben sein. Quellenkritische Untersuchungen zeigen vielmehr, dass weitgespannte Traditionsvermutungen und Kontinuitätserwartungen nicht haltbar sind, die Geschichte des Aberglaubens vielmehr erst im Spätmittelalter oder in der Neuzeit beginnt. Umfangreiche Quellenangaben runden das Buch ab, das durchaus zum gelegentlichen Schmökern geeignet ist.

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Albert Dulk - Nieder mit den Atheisten - IBDK Verlag, Ausgewählte religionskritische Schriften aus der frühen Freidenkerbewegung, Hrsg. von Heiner Jestrabek, Klassiker der Religionskritik Bd. 3, 156 Seiten, kartoniert
Albert Dulk (1819-1884) gehört zu den wenigen Revolutionären von 1848, die nicht vor dem preußischen Obrigkeitsstaat kapitulierten, sondern sich der sozialistischen Arbeiterbewegung anschlossen. Zeitlebens hörte er nicht auf, politische wie gesellschaftliche Grenzen in Frage zu stellen. Seine Lebensgemeinschaft mit drei Frauen erregte ebenso Aufsehen wie seine antiklerikalen Aktivitäten, die ihn zur Zeit des Sozialistengestzes wegen Religionsschmähung sogar ins Gefängnis brachten. Die vorliegende Sammlung konzentriert sich auf die kürzeren, für die alltägliche politische und ideologische Auseinandersetzung geschriebenen religions- und kirchenkritischen Schriften. Sie veranschaulicht repräsentativ die Argumentation der frühen Freidenkerbewegung. Eine ausführliche Einführung, eine Zeittafel und ein Glossar erleichtern das Verständnis der historischen Texte.

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Helmut Fink (Hrsg.) - Der neue Humanismus - Wissenschaftliches Menschenbild und säkulare Ethik, Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Bayern, Bd. 4 218 Seiten, Alibri-Verlag 2010, Euro 18.50
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse über den Menschen haben Folgen: Sie beeinflussen Grundlagen des Menschenbildes und berühren Grundfragen der Ethik. Das Verhältnis von Humanismus und Naturalismus ist jedoch nicht frei von - tatsächlichen oder empfundenen - Gegensätzen. Dieser Band ist dem Bestreben gewidmet, einen stärker naturalistisch geprägten Humanismus zu etablieren. Zu den behandelten Fragen gehören: Wie sind Entstehung und Funktion des Religiösen von einem säkularen Standpunkt aus zu erklären? Welche Rolle spielt die kulturelle Ebene im Vergleich zur natürlichen Ausstattung des Menschen? Wie weit reicht die Wissenschaft und wo beginnt die Weltanschauung?

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Paul Lafargue - Das Recht auf Faulheit, Widerlegung des "Rechts auf Arbeit" von 1848, um ein Vorwort von Michael Wilk ergänzte Neuauflage, 97 Seiten, Abbildungen, Alibri-Verlag 2010, Euro 10.30
In seiner erstmals 1883 erschienenen Polemik kritisiert Paul Lafargue die Vorstellung von Arbeit als Selbstzweck. Angesichts der zunehmenden Zwangsverpflichtung von Arbeitslosen zu vorgeblich "gemeinnütziger Arbeit", sinkender Reallöhne und immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen kommt seiner Vision von "Muße und Freiheit" große Aktualität zu. Wer nicht länger einsieht, für die Profite der Konzerne den Buckel krumm zu machen, findet im "Recht auf Faulheit" Ansätze, den tradierten Denkmuster zu entkommen. Obschon bereits im 19. Jahrhundert geschrieben, hat der Text auch in der aktuellen Diskussion um die Arbeit und ihre Bedingungen noch immer eine grundlegende Bedeutung.

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Thilo Sarrazin - Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen - 464 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt 2010 - 5. Auflage (1. Aufl. 30.8.), Euro 23,60
Kurzbeschreibung: Thilo Sarrazin beschreibt mit seiner profunden Erfahrung aus Politik und Verwaltung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen Zahlungen wird. Sarrazin sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden. Er zeigt ganz konkret, wie wir die Grundlagen unseres Wohlstands untergraben und so den sozialen Frieden und eine stabile Gesellschaft aufs Spiel setzen. Deutschland läuft Gefahr, in einen Alptraum zu schlittern. Dass das so ist, weshalb das so ist und was man dagegen tun kann, davon handelt dieses Buch.
Die lt. Amazon hilfreichste Kundenrezension: Nach diesem beeindruckend mutigen Buch, wird Thilo Sarrazin einmal mehr als Nestbeschmutzer und gefährlicher Brandstifter bezeichnet. Nachdem ich nun sein Buch gelesen habe, stelle ich fest: Schade, dass dieser Mann aus der Politik verschwunden ist. Er spricht unbequeme Wahrheiten deutlich aus, Wahrheiten die die heutigen politisch Mächtigen nicht sehen wollen, weil sie Angst vor der nächsten Wahl haben.
Über Missstände spricht er. Über einige seiner Formulierungen kann man sich sicher streiten, im Buch jedenfalls habe ich keinen Satz gefunden, den ich nicht mittragen könnte.
Oft wird Sarrazin Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen. Nichts hat dieser Mann gegen Ausländer, die nach Deutschland einwandern, deutsche Gesetze einhalten und hier einfach um der Freiheit willen leben wollen. Sehr wohl hat er etwas gegen Ausländer die nach Deutschland einwandern, auf westliche Demokratien schimpfen und unsere Gesetze missachten. Daran kann ich nichts Schlimmes finden.
Sarrazin macht Nägel mit Köpfen, benennt Tatsachen, belegt sie mit Statistiken und zieht glasklare Analysen. Klar, dass sich an dieser Stelle Meinungen reiben. Vielleicht stimmt es sogar, dass Sarrazin spaltet. Aber dies muss er sogar, nur so kommen die wirklich wichtigen Themen in den Vordergrund der Tagespolitik.
Zu - und Einwanderungspolitik, unsere überalterte Gesellschaft, der Sozialstaat und der Gesundheitszustand unserer Demokratie sind Themen die in Deutschland völlig neu diskutiert werden müssen, damit Deutschland nicht eines Tages auseinander bricht. Thilo Sarrazin hat mit seinem Buch einen wichtigen Beitrag dazu geleistet.

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Gruber / Oberhummer / Puntigam: "Wer nichts weiß, muss alles glauben". Ecowin-Verlag, 240 Seiten, 21,90 Euro
Die unterhaltsamste Art, wissenschaftliche Erkenntnisse zu präsentieren und Scharlatanerie aufzudecken, betreiben derzeit die "Science Busters". Das neues Buch des Trios gehört in jedes gut sortierte Gehirn.
Der eine, Gruber, lehrt Experimentalphysik an der Uni Wien und kocht wie ein Weltmeister. Der andere, Oberhummer, ist emeritierter Professor für Theoretische Physik an der Uni Wien und züchtet Alpakas. Der dritte, Puntigam, ist Österreichs wissenschaftsnächster Kabarettisten. Gemeinsam bilden die drei die "Science Busters" die schärfste Physik-Boygroup seit Albert Einstein und Paul Ehrenfest, oder wie Alfed Dorfer zu sagen pflegt: die "Chippendales der Physik".
Glücklicherweise ziehen sich die modernen Aufklärer nicht aus. Vielmehr reißen sie die Scheuklappen zur Esoterik weg und entkleiden moderne Mythen und Verschwörungstheorien.
Die "Science Buster", bekannt von der Rabenhof-Bühne in Wien und einer Radio-Schiene auf FM4, behandeln außerirdische Themen wie Singularitäten und Schwarze Löcher ebenso wie den perfekten Schweinsbraten oder das feinste Gulasch. Kosmos, Gehirn und Grander Wasser landen unter dem physikalischen Seziermesser. Sämtliche Themen sind mit praktischem Mehrwert ausgestattet, wie etwa ein Blutwunder zum Selberbasteln oder eine Anleitung zum homöopathischen Komasaufen.
Das mag recht salopp klingen - und das ist es auch. Der Text kommt satirisch und leichtfüßig daher, ohne jedoch vom fundierten Fundament der Wissenschaft abzuheben. Darauf lässt sich locker eine Doppeltblindstudie verwetten.
Apropos Wetten: Wetten, den kennen Sie noch nicht? Treffen sich ein belebtes Wasser und ein radiästhetischer Kornkreis in einem Kraftpunkt zur Erstverschlimmerung. Die Pointe? Mit derartigem Schmonzes verdienen Scharlatane auf der ganzen Welt Milliarden, dagegen sind Investmentbanken-Boni bloß Erdnusserl.

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Harder, Bernd - Elvis lebt! Lexikon der unterdrückten Wahrheiten - Herder-Verlag 2010, 190 S., 15,40 EUR
Ob über Elvis oder Michael Jackson, ob über die Freimaurer oder die Illuminaten, ob über Vampire, Schweinegrippe oder den angeblichen Weltuntergang: Es gibt immer mehrere Versionen einer Geschichte. Und nicht selten ranken sich verblüffende Tatsachen und bizarre Spekulationen um einen Kern von Wahrheit. Das »Lexikon der unterdrückten Wahrheiten« stellt sie alle vor - ein buntes Sammelsurium von Verschwörungstheorien.

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Seyran Ates - Große Reise ins Feuer: Die Geschichte einer deutschen Türkin - 256 Seiten, rororo-Verlag; 3. Auflage, 9,20 Euro
Nachdem Seyran Ates mit ihrem Buch die Brücke geschlagen hat zwischen persönlicher Biographie und allgemeingültigem Urteilen, zwischen leidvoller eigener Erfahrung und Formulierung dessen, was in Deutschland insgesamt zur Beschleunigung des Integrationsprozesses getan werden muss - nach diesem riskanten und mutigen Weg, hat sie ihre Eltern und Geschwistern endlich auf ihre Seite gezogen. Es ist zu wünschen, dass ihre Energie ausreicht, auch anderen türkischen Frauen dabei zu helfen, den bestehenden konservativen Rollendruck Stück für Stück abzutragen: das Bedienenmüssen, der Kopftuchzwang, die Zwangsverheiratung. Und auf jene Schizophrenie hinzuweisen: im Schulunterricht, so beschreibt sie in ihrem Buch, wurde sie gelobt - auf dem Schulhof verachtet. das Bestehen einer solchen demoralisierenden Doppelwelt schärfer wahrzunehmen: dafür engagiert sie sich in ihrem Buch. Vielleicht sollte man es zur Pflichtlektüre in den entsprechenden Schulstufen machen ...

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Seyran Ates - Der Multikulti-Irrtum: Wie wir in Deutschland besser zusammen leben können - 288 Seiten, Ullstein Verlag 2008, 9,20 Euro
Die Thesen von Seyran Ates provozieren. Die mutige Juristin, Tochter von Migranten der ersten Generation, kämpft an vorderster Front gegen Zwangsheirat und Ehrenmorde, für Frauenrechte und Integration. In diesem Buch führt sie aus, wie eine verfehlte Integrationspolitik und eine als Toleranz verkleidete Gleichgültigkeit zu Parallelgesellschaften, Ghettoisierung und Gewalt geführt haben. Und sie erläutert, wie es gelingen kann, die Migranten langfristig in unsere Gesellschaft einzubinden.

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Necla Kelek - Himmelsreise: Mein Streit mit den Wächtern des Islam - 266 Seiten, Kiepenheuer & Witsch 2010, 19,20 Euro
Den Glauben aus dem System der Angst befreien. Necla Kelek wendet sich gegen die Verharmlosung des Islam und weist nach, dass er - trotz regionaler Unterschiede - immer Lebenskonzept, Ideologie und Politik zugleich ist. Ihr Credo: Wir müssen den Glauben von seinem patriarchalischen Missbrauch befreien und ihn spirituell rehabilitieren. Und endlich die Probleme anpacken, die unübersehbar mit Muslimen verknüpft sind - die verweigerte Gleichberechtigung der Frauen und die mangelnde Bildung der Kinder. Über vier Millionen Muslime leben in Deutschland. Viele von ihnen sind gut integriert; Religion ist Teil ihrer kulturellen Identität. Sie wollen in dieser Gesellschaft ankommen, ohne von ihrem Glauben zu lassen. Aber es ist eine schweigende Mehrheit. Lauter sind jene, die demonstrativ Zeichen der Abgrenzung gegen die "Ungläubigen" setzen und behaupten, dabei den Gesetzen ihrer Religion zu folgen. Mit diesen islamischen Traditionalisten, die Glauben zu Politik machen und sich zugleich als Opfer der hiesigen Gesellschaft stilisieren, setzt sich Necla Kelek auseinander.
Ihnen stellt sie in einer "kleinen Koranschule" eine aufgeklärte Lesart des Heiligen Buches entgegen, die über Entstehung und Hintergründe des Islam informiert: Auf den Koran kann sich nicht berufen, wer für Kopftuch und fünf Pflichtgebete am Tag plädiert. Sie erkundet Vorzeige- wie Hinterhof-Moscheen, spricht mit Imamen und Vorbeterinnen und nimmt den Streit mit Predigern wie Tariq Ramadan und Fethullah Gülen auf. In der Rubrik "Islam-Deutsch/Deutsch-Islam" diskutiert sie, wie unterschiedlich grundlegende Begriffe wie Anstand, Respekt und Freiheit verstanden werden. Sie durchstreift die Geschichte des Islam in Deutschland und entdeckt Überraschendes wie den weißen Elefanten Karls des Großen und Goethes Kritik an dem letzten Propheten, der das Himmlische seinen irdischen Absichten geopfert habe.

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Necla Kelek - Die fremde Braut: Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland - 288 Seiten, Goldmann Verlag 2006, 9,20 Euro
Zwangsheirat ist kein Randphänomen: Jede zweite Türkin in Deutschland gibt an, ihre Eltern hätten den Ehepartner für sie ausgesucht, jede vierte kannte ihren Mann vor der Hochzeit nicht. Jedes Jahr werden Tausende junger Türkinnen durch arrangierte Ehen nach Deutschland gebracht. Necla Kelek hat, auf eigene Erfahrungen gestützt, mit den "Importbräuten" gesprochen und konfrontiert uns mit Verstößen gegen die Grundrechte türkischer Bürgerinnen, die mitten unter uns leben. Die Soziologin deckt die Ursachen dieses Skandals auf und erzählt zugleich von ihrem eigenen Weg in die Freiheit.

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Necla Kelek - Die verlorenen Söhne: Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes - 256 Seiten, Goldmann Verlag 2007, 9,20 Euro
Hätte eine Deutsche dieses Buch verfasst, von "archaischer Stammeskultur" und dem mangelnden Selbstbewusstein der Deutschen gesprochen, die den Zugewanderten keine klaren Regeln vorgeben, dann hätte es sicherlich einen Aufschrei gegeben -- fremdenfeindlich und rassistisch wäre die Autorin genannt worden.
Nun ist die Verfasserin des Buches türkischstämmig, kennt die Welt jenseits des Bosporus genauso gut wie die Migrantenmilieus in bundesdeutschen Großstädten und verfügt auch noch über das Handwerkszeug empirischer Sozialforschung. Nachdem ihr Buch "Die fremde Braut" das System der Zwangsehe anprangerte, nimmt Sie hier die Väter, Söhne und Brüder ins Visier. Sie geht einzelnen Biografien nach, die im Osten Anatoliens beginnen und mitunter in einem deutschen Gefängnis enden. Sie erzählt die Geschichte von PKK-Aktivisten, Zuhältern und ganz normalen Familienvätern, von starren Gesetzen und einer vorgegebenen Männerrolle, aus der die meisten türkisch-muslimischen Männer nicht herausfinden. In dieser Welt zählen Respekt, Ehre und Schande; und Kelek hat die Mehmets und Yilmaz' interviewt, die für diese Werte töteten, schlugen und zerstörten.
Dabei macht Kelek von Anfang an klar, dass die porträtierten Männer nicht nur Täter, sondern ebenso Opfer eines Systems sind, das die Integration in einem Land wie Deutschland verhindert und nach aufgeklärtem Verständnis normale Familienbeziehungen unmöglich macht. Nicht zuletzt hat sie dieses Buch aus der realistischen Einsicht heraus geschrieben, dass die Emanzipation der türkisch-muslimischen Frauen nicht ohne ein Umdenken der Männer möglich ist.

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Horst Herrmann: Sex und Folter in der Kirche. 2.000 Jahre Folter im Namen Gottes. Bassermann, München 2009, 368 Seiten, 10,20 Euro
Der Autor über sein Buch: Das Christentum, die blutigste aller Religionen. Wenn ich, als früherer Theologieprofessor, ein solches Buch veröffentliche, hat das einen Zweck: Kein Haß, keine Abrechnung, keine Rache (dafür ist mir meine Arbeit zu schade und die heutige Kirche zu unwichtig), sondern notwendige Aufklärung über gewaltbestimmte Tatsachen und Mentalitäten, die noch immer, Jahrhunderte nach Kant, Goethe, Nietzsche, verschwiegen und verdrängt werden. Ein solches Buch, längst ein Bestseller, legt neue Perspektiven auf eine infame Sexualitätsunterdrückung und Blutgier frei - und die Zigtausende, die es unvoreingenommen lasen, wissen, was ich meine. Die anderen, die noch immer im Pferch sind und häufig genug aus bloßem Unsinn Tiefsinn schürfen (weil sie in der sog. Exegese, Kirchengeschichte, Dogmatik nichts anderes hören dürfen), sollen getrost bei ihren Meistern bleiben. An der Tatsache, daß die Kirche tot ist, wir aber die physischen und psychischen Grausamkeiten, für die sie verantwortlich ist und bleibt (weit über das lächerlich verspätete und verkürzte "Schuldbekenntnis" des jetzigen Papstes hinaus), aufarbeiten haben, führt kein Weg vorbei. Ich schreibe aber nicht für Schafe, sondern für Menschen, die auf dem Weg in eine neue Zeit sind und sich zurecht von den Übeln früherer Glaubenswelten verabschieden wollen. Im übrigen: Daß Christen auch heute noch (etwa in Lateinamerika) foltern, scheint keinem von den vielen Theologen und Bischöfen aufgefallen zu sein, die sich in Deutschland aus allgemeinen Steuermitteln (nicht aus der Kirchensteuer!!!) aushalten lassen. Blind sind sie und Führer von Blinden. -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.

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Oda Lambrecht/Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland. Ch. Links, Berlin 2009, 248 Seiten, 17,40 Euro
Sie sind radikal, sendungsbewusst und zunehmend erfolgreich: christliche Fundamentalisten in Deutschland. Die Bibel ist für sie Lebens- und Glaubensgrundlage, andere Religionen lehnen sie ab, alle Nichtchristen wollen sie bekehren. Homosexualität gilt als Sünde, Sex vor der Ehe ist verpönt, die Evolutionstheorie stellen sie in Frage. Nach Schätzungen leben in Deutschland mehr als eine Million von ihnen. Die Autoren haben zahlreiche fundamentalistische Gemeinden und deren Veranstaltungen besucht, mit Anhängern, Aussteigern und Theologen gesprochen, Internetforen beobachtet, Veröffentlichungen der bibeltreuen Christen ausgewertet, unzählige Predigten analysiert. Das Buch zeigt die Arbeit von entsprechenden Vereinen, Missionswerken und Lobbygruppen, informiert über autoritäre Strukturen, angebliche Wunderheilungen und Dämonenaustreibungen. Und es fragt, wie Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland mit diesen radikalen Gruppen umgehen.

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Stephan Holthaus - Die Evangelikalen: Fakten und Perspektiven - 108 Seiten, Verlag: St.-Johannis-Druckerei; 2. Auflage 2009, 6,10 Euro
Seit einiger Zeit machen die sogenannten Evangelikalen von sich reden. Sie selbst sehen sich als gut evangelische (so die eigentliche Bedeutung des Terminus), bibeltreue Bewegung, die die Essentials des christlichen Glaubens hochhält mitunter im Kontrast zu einer in Lehre und Leben teilweise fragwürdigen Kirche und Theologie. Von außen dagegen werden sie zuweilen kritisch beäugt oder gar als rechts, rückschrittlich und fundamentalistisch hingestellt; gerne wird hier etwa auf ihren angeblichen Einfluss auf die US-Politik oder ihre kritische Haltung zur Evolutionstheorie verwiesen. Weniger bekannt ist, dass sie nach der römisch-katholischen Kirche bereits die größte Gruppe innerhalb der Christenheit repräsentieren und gegen den Trend stetig wachsen. Einige Experten behaupten, die Zukunft der Kirche sei evangelikal. Grund genug, die Evangelikalen in den Blick zu bekommen. Der evangelische Theologe Stephan Holthaus Buch bietet dazu komprimiert und leicht lesbar die Fakten.

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Michael Hochgeschwender - Amerikanische Religion: Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fundamentalismus - 316 Seiten, Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag 2007, 20,40 Euro
Zu den Eigenheiten der amerikanischen Gesellschaft zählt ein im Vergleich zu den ebenfalls hochindustrialisierten westeuropäischen Gesellschaften erstaunliches Maß an Religiosität. Dabei nehmen evangelikale, fundamentalistische und aus der Pfingstbewegung stammende Religionsformen eine Sonderstellung ein. Michael Hochgeschwender beschreibt in seinem Essay die Ursprünge und Ursachen der spezifisch amerikanischen Religiosität und die in den letzten 200 Jahren immer wieder auftretenden evangelikalen Erweckungsbewegungen. Vom frühen 19. Jahrhundert an wurde die amerikanische Religiosität als Marktgeschehen begriffen. Dies machte sie zum einen anschlussfähig für gesellschaftliche Reformbewegungen und passte sie zum anderen an eine in hohem Maß kapitalistisch durchgeformte Gesellschaft an. Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts nehmen, im Zusammenhang einer beginnenden Suburbanisierung, Erweckungsbewegungen zu, die sich verstärkt auch in sozialen Fragen, so im Kampf um das Schulgebet oder in der Frage der Abtreibung, und im Streit zwischen Kreationisten und Darwinisten artikulieren. In den culture wars um die kulturelle Hegemonie in den USA zwischen liberals und conservatives haben die Erweckungsbewegungen eine wichtige Rolle gespielt; erst im Lauf der späten siebziger Jahre wurden sie mehrheitlich dem konservativen Lager in den Vereinigten Staaten zugeordnet.

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Uwe Lehnert - Warum ich kein Christ sein will - Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung - 389 Seiten, Teia Lehrbuch Verlag, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2009, 20,40 Euro
Dieses Buch wurde von einem gebildeten Laien geschrieben, der sich gründlich mit Physik, Psychologie, Theologie usw., vor allem aber mit der Bibel beschäftigt hat, so dass er in der Lage ist, zum christlichen Glauben ein kompetentes Urteil abzugeben. Man spürt beim Lesen die Redlichkeit des Verfassers, der sich seit seiner Jugend mit dem Christentum auseinandergesetzt hat und der sehr persönlich und glaubhaft über die Ergebnisse seines Nachdenkens berichtet. Es bleibt zu hoffen, dass auch Christen dieses Buch lesen, denn viele wissen nicht, wem sie da anhängen, nämlich einer Religion, unter deren Herrschaft unsägliche Verbrechen begangen wurden, die jeden wissenschaftlichen Fortschritt erbittert bekämpft hat und weiter bekämpft, deren in der Bibel gepredigte Moral weit unter heutigen Standards gesellschaftlichen Zusammenlebens liegt und die mit ihren Bischöfen und Priestern Leute beschäftigt, deren Beruf es ist, den Menschen, und insbesondere den Kindern, Angst und Schuldgefühle einzupflanzen.

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Wiederholung eines Buchtipps:
Ulli Schauen - Das Kirchenhasserbrevier - Ein verlorener Sohn rechnet ab, Heyne 2010, 304 Seiten, kartoniert, Euro 9,20
Das Buch schildert zwar die Zustände in Deutschland, aber auch in Österreich ist es im Prinzip nicht anders, höchstens schlimmer, weil katholischer. Ulli Schauen schildert in klarer Sprache und umfassend das ganze Elend, das wir mit den Religionen haben. Ein Buch, das jeder Atheist und jede Atheistin lesen soll, muss!

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Fran←s Walter: Katastrophen. Eine Kulturgeschichte vom 16. bis ins 21. Jahrhundert, Reclam Verlag 2010, 385 Seiten, 30,80 Euro
Naturkatastrophen - Erdbeben, Vulkanausbrüche, Fluten, Stürme, Erdrutsche - sind das schlechthin Sinnlose, das dem menschlichen Geist begegnet und immer unfassbar bleibt. Katastrophen haben keine Geschichte. Unwandelbar, unabwendbar, unberechenbar brechen sie durch die ganze Naturgeschichte hindurch über die Menschheit herein und bleiben unbegreiflich. Kann man aus ihnen lernen? Und wenn ja, was?
Menschen haben unter Aufbietung aller intellektuellen Kräfte immer auf das Erlebnis von Naturkatastrophen reagieren müssen, sie haben immer versucht, doch einen Sinn zu finden: Strafe Gottes, Prüfung der Gottesfürchtigen oder der Gerechten, Ansporn zur Aufbietung aller dem Menschen möglichen Entwicklung technischer oder moralischer Art.
Eine Geschichte der Katastrophenbewältigung, wie sie der Genfer Historiker Fran←s Walter schreibt, steht also weit jenseits von modischem Katastrophismus und schön gruseliger Heraufbeschwörung aller möglichen und unumgänglichen Apokalypsen. Sie erweist vielmehr, dass die Antworten des 16. oder 18. Jahrhunderts auf das Unbegreifliche nicht etwa wertlos oder unbedeutend sind, bloß weil die Naturwissenschaft ein paar Schrittchen weitergekommen ist: Auch der Tsunami zu Weihnachten 2004 bleibt sinnlos.
Allein die abgewogene historische Darstellung dieser Kulturgeschichte lehrt, Naturkatastrophen zu unterscheiden, mit ihnen umzugehen, und vor allem, von diesen Katastrophen die menschengemachten, keineswegs katastrophenmäßig unberechenbar hereinbrechenden Risiken ökologischen Wandels z. B. des Weltklimas im Treibhauseffekt abzugrenzen.

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Roberto de Mattei - Die Türkei in Europa: Gewinn oder Katastrophe? - 152 Seiten, Resch-Verlag 2010, Euro 14,30
Jede tiefgreifende Entscheidung bedarf einer sorgfältigen Analyse. Dieses Buch bietet eine solche Analyse. Da nicht nur die wirtschaftlichen, sondern vorallem die kulturellen und damit zivilisatorischen Wirkungen nach einer Entscheidung über den Beitritt der Türkei in die EU sehr langfristig sind, dürfen nicht momentane Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Wie verändert sich Europa und wie verändert sich die Türkei? Gibt es eine Synthese zum Vorteil der beteiligten Völker, oder werden zukünftigen Generationen Probleme überlassen, die sie nicht bewältigen können? Roberto de Mattei lehrt an der Universitᅤuropea die Roma Politikwissenschaft und Geschichte. Er beschreibt aus einer fundierten Sachkenntnis heraus die historischen, geopraphischen, wirtschaftlichen und demographischen Gegebenheiten und versucht Antworten auf die drängenden Fragen zu vermitteln. Dem Wandel in der Türkei beginnend mit Kemal Atatürk bis zu Recep Tayyip Erdogan widmet er breiten Raum. Dieses Buch regt zum Nachdenken an. Es stellt einen unverzichtbaren Beitrag in der EU dar. Nur wer das Pro und Contra sorgfältig abwägt, kann beurteilen, welcher Schritt der richtige ist.

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Olivier Roy - Heilige Einfalt: Über die politischen Gefahren entwurzelter Religionen, 336 Seiten, Siedler Verlag 2010, Euro 23,60
Es gibt keine "Rückkehr" des Religiösen in der modernen Welt, sondern eine Veränderung. Diese Veränderung ist nichts weiter als ein Augenblick, meint der französische Politologe und Islamexperte Olivier Roy. In einer bestechenden Analyse untersucht er die komplexe Beziehung zwischen Religionen und Kultur in gegenwärtigen und vergangenen Zeiten. Die Globalisierung hat einer Trennung zwischen Religion, Nation und Kultur Vorschub geleistet, konstatiert er treffend. Parallel dazu ist Religiosität zu einer individuellen Angelegenheit geworden - zu einer "heiligen Einfalt", einer anti-intellektuellen Haltung eines gefühlsbetonten Heilszugangs.
Dies wieder bilde den Nährboden für Fundamentalismen jeglicher Couleur, die sich freilich aufgrund ihrer kulturellen Entwurzelung als verzweifelte Selbstbehauptungsversuche rasch erschöpfen. Eine moderne demokratische Gesellschaft brauche eine verstärkte Trennung zwischen Staat und Religionen im Sinn einer neutralen, genau definierten Form der Religionsfreiheit.

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Olivier Roy - Der falsche Krieg: Islamisten, Terroristen und die Irrtümer des Westens, 192 Seiten, Siedler Verlag 2008, Euro 20,50
Al Qaida und die Taliban, Hisbollah und Hamas, Syrien und Iran - sie alle bedrohen den Westen. Es wäre allerdings ein gefährlicher Irrtum, diese Kräfte für einen geschlossenen, starken Feind zu halten. Denn durch die islamische Welt geht vielmehr ein tiefer Riss. Doch das ist kein Grund zur Entwarnung, sagt Olivier Roy: Er macht deutlich, dass die eigentliche Gefahr von den Spannungen innerhalb der islamistischen Gruppen ausgeht und zeigt, welche Politik wir ihr entgegensetzen müssen.
Der islamistische Terrorismus stellt eine weltweite Bedrohung dar. Doch der vom Westen propagierte "Krieg gegen den Terror" ist nicht zu gewinnen. Weder ist der Islam ein einheitliches Gebilde, noch sind geopolitische Militäraktionen eine angemessene Reaktion auf deterritorial agierende Selbstmordattentäter. Um zu bestimmen, wie der Westen künftig mit dieser Gefahr umgehen soll, müssen wir erst einmal danach fragen, wie die regionalen und globalen Kräfteverhältnisse wirklich sind, wer denn eigentlich der Feind ist und wie man ihm wirksam begegnen kann.
In seinem Buch deckt der renommierte Islam- und Terrorismusexperte Olivier Roy die politischen Irrtümer des Westens auf, erklärt klar und anschaulich die innerislamischen Verhältnisse und Spannungen und liefert verblüffende Erkenntnisse über die Organisations- und Funktionsweise der Al Qaida.

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Tidiane N'Diaye - Der verschleierte Völkermord: Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels in Afrika - 256 Seiten, Rowohlt Verlag, Euro 20,50
Was man dem franko-senegalesischen Wissenschaftler Tidiane N'Diaye vorwerfen könnte ist, dass er die Zahl der versklavten Afrikaner durch Muslime möglicherweise zu hoch ansetzt. Er hat 17 Millionen verschleppte Afrikaner gezählt. Auch manche außerhalb des Themas liegende Punkte sind faktenmäßig als zweifelhaft anzusehen. Aber das Thema selbst bedurfte längst einer Behandlung, weil bisher der Sklavenhandel hauptsächlich mit dem von Europa und Amerika aus organisierten transatlantischen Handel gleichgesetzt wird. Der Autor bemängelt die Selbstzensur der Forscher, als wenn eine Auseinandersetzung mit dem Sklavenhandel der Araber zu einer Bagatellisierung des transatlantischen Menschenhandels führen würde. Allerdings gilt im Westen der Sklavenhandel längst als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es geht nicht darum, die arabischen Staaten anzugreifen, sondern es geht um eine längst fällige Aufarbeitung eines sehr dunklen Kapitels in ihrer Geschichte. Tidiane N'Diaye hat ein wichtiges Buch vorgelegt in dem endlich der arabo-islamische Sklavenhandel dargestellt wird.

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Mohamed Sifaoui (Autor), Philippe Bercovici (Illustrator) - Bin Laden enthüllt: Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida gebunden, 94 Seiten, Eichborn Verlag 2010, Euro 17,40
Todkomisch und erschreckend echt: Dieser Comic entmystifiziert den Führer von Al-Kaida und zeigt ihn als das, was er wirklich ist: ein übergeschnappter, machtgieriger Terrorist, der Menschen und Religion gnadenlos und zynisch instrumentalisiert. 2016 wird Bin Laden tatsächlich festgenommen -- natürlich nur durch einen glücklichen Zufall. In seiner Vernehmung packt er aus und entpuppt sich als machtgeiler Misanthrop, der über alles und jeden was zu meckern hat. Heiliger Krieg, der islamische Gottesstaat, Selbstmordattentäter? Alles nur in der Welt, um der Eitelkeit des angeblich größten Terroristen der Welt zu schmeicheln. Denn der höchste Zweck seines Kampfes ist mitnichten der Sieg des Islam, sondern das eigene Wohlbefinden. Und je mehr Gotteskrieger er mit immer absurderen Versprechen ins Paradies schicken kann, desto besser seine Laune... Als Bin Laden enthüllt im September 2009 in Frankreich erschien, stürmte er sofort die Bestsellerlisten. Und das Erstaunliche ist: Alle biografischen Details sind authentisch, nur in der Zuspitzung und den witzigen Dialogen liegt die kreative Freiheit der Autoren.

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Karin Jäckel - Er war ein Mann Gottes: Von einem katholischen Geistlichen missbraucht, Taschenbuch 320 Seiten, Verlag Bastei Lübbe 2010, Euro 9,20
Cora O. wächst in einem streng katholischen Elternhaus auf, in dem niemand höhere Achtung genießt als die geweihten Männer der Kirche. Da ist es auch selbstverständlich, dass Cora Messdienerin wird. Die 13-Jährige, die sich von ihrer Familie unverstanden fühlt, genießt die Zuwendung des Kaplans, der sie nach ihren persönlichen Lebenserfahrungen fragt, ihr Rat erteilt und verspricht, immer für sie da zu sein. Cora vertraut dem älteren Mann, und als dieser ihr auf seinem Zimmer Alkohol anbietet, fühlt sie sich geschmeichelt. Das sexuell unerfahrene Mädchen ahnt nicht, welchen perfiden Plan der Kaplan verfolgt und in welche Abhängigkeit es gerät.
Dr. Karin Jäckel, 1948 geboren, hat Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Sie arbeitet als Journalistin und freie Autorin. Bisher sind rund 60 Bücher aus den Bereichen Kinder- und Sachbuch von ihr erschienen.

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Celeste Jones, Kristina Jones und Juliana Buhring - Nicht ohne meine Schwestern: Gefangen und missbraucht in einer Sekte - unsere wahre Geschichte, Taschenbuch 440 Seiten, Bastei Lübbe Verlag; 5. Auflage 2010, Euro 9,30
Kristinas, Celestes und Julianas Familie ist die Sekte "Kinder Gottes", in der sie den Misshandlungen und dem Missbrauch durch erwachsene Sektenmitglieder hilflos ausgesetzt sind. Die Schwestern werden schon früh voneinander getrennt und leben in verschiedenen Missionsstationen der Gemeinschaft. Sie träumen von einem Wiedersehen, fürchten aber den Zorn Gottes, wenn sie sich dem Willen der "Familie" widersetzen. Schonungslos offen erzählen die Schwestern von den seelischen Grausamkeiten und der Gewalt unter dem Deckmantel des Glaubens. Ihre Geschichte ist voller schmerzlicher Erinnerungen, aber auch das Zeugnis einer mutigen Befreiung und dem Weg in ein neues Leben.

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Günther Zäuner - Hirngift und Seelenmord: Die Schattenwirtschaft der Sekten und anderer Glaubensmärkte, gebunden, 448 Seiten, Goldegg Verlag 2009, Euro 24,90
Verlorener Glaube, - Sinnsuche - spirituelle Orientierungslosigkeit und ein Überangebot an Ideologien das sind die Probleme der modernen Gesellschaft!In Zeiten wachsender Unsicherheit sehnen sich die Menschen nach Halt und Verständnis ein leichtes Spiel für Seelenfänger!Die Sekten sind auf dem Vormarsch!Was ist eine Sekte? Zählen alle Glaubensrichtungen dazu, die von den staatlich anerkannten Religionen und Amtskirchen abweichen? Immer mehr Lehren versprechen Heil und Erlösung, locken mit der Wahrheit und einem erfüllten Leben. Wem kann man da noch trauen?Der Autor setzt sich seit vielen Jahren mit der Sektenproblematik auseinander. Schritt für Schritt dringt er in die Geheimnisse der vielfach abstrusen Glaubenslehren ein. Er ergründet die Methoden und Ziele dieser modernen Rattenfänger und Seelenverführer.Ein neuer Report kritisch mit den verschiedenen Ideologien beschäftigt und den gefährlichen Erfolg der vieler Sekten plastisch vor Augen führt.

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Bernd Harder - Das Lexikon der Großstadtmythen - Von Alligatoren in der Kanalisation und andere unglaubliche Geschichten, Piper 2006, 319 Seiten, kartoniert, Euro 8,95
Bernd Harders kurzweiliges Lexikon der modernen Märchen und Mythen. Wir alle kennen die eine oder andere urbane Legende - aus einer unlängst eingegangenen eMail, der Erzählung eines entfernten bekannten, einer im Wartezimmer angelesenen Illustrierten. Während früher die Geschichtenerzähler ihre Schauermärchen von Ort zu Ort trugen, verbreiten sich die modernen Gerüchte über die modernen Medien. Bernd Harder hat sich mehrere Dutzend solcher Großstadtmythen herausgegriffen, erzählt sie und entlarvt sie. Und für alle, die es ganz genau wissen wollen, gibt es zahlreiche Literaturangaben zu Weiterlesen.

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Manuel Kellner - Kritik der Religion und Esoterik: Außer sich sein und zu sich kommen - Broschüre, 239 Seiten, Schmetterling Verlag 2010, Euro 10,30
In der arabischen Welt ist theokratischer Islamismus auf dem Vormarsch, in den U.S.A. grassieren fundamentalistische evangelische Sekten, die Anläufe unternehmen, Darwins Evolutionstheorie durch biblische Offenbarungen zu ersetzen und in den ehemaligen Ostblockländern sind die christlichen Konfessionen auf dem Vormarsch. Angesichts dieser Entwicklungen liegt es nahe, die bisher verwendeten Argumentationsmuster der Religionskritik Revue passieren zu lassen und nachzufragen, ob sie für das 21. Jahrhundert unverändert taugen. Oder haben etwa doch diejenigen Recht, die behaupten, das religiöse Bewusstsein gehöre nun einmal zum Menschen und müsse daher weiterbestehen, solange es Menschen gibt?
Kellner verfolgt deshalb verschiedene Formen der Religionskritik von der Frühscholastik über die Aufklärung und Hegels Ansatz, den personifizierten Gott durch die Logik oder den Weltgeist zu ersetzen. Als Wendepunkt der Religionskritik macht er Feuerbach aus, der die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, für überholt erklärt und sich der Frage widmet, wie Gott in die Köpfe der Menschen kommt. Ein Ansatz, der fast unweigerlich zu Marx führt, der fordert, dass von der Kritik der Religion zur Kritik des Jammertals übergegangen werden müsse, auf dessen Boden Religion gedeihe, und zu Freud, für den religiöse Inhalte Projektionen des menschlichen Familienlebens sind. Schließlich bezieht Kellner wichtige Thesen moralisch motivierter Religionskritiker, wie Bucharin und Most, in seine Überlegungen ein.

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Lawrence Wright - Der Tod wird euch finden: Al-Qaida und der Weg zum 11. September - Taschenbuch, 608 Seiten Goldmann Verlag 2008, 10,20 Euro
Viel hat man schon gelesen über den islamistischen Kulturkrieg der Al-Qaida gegen den Westen und über Osama Bin Laden, mit dessen Namen und Geld das Terrornetz so eng verknüpft ist. Auch an Lektüren über den 11. September 2001 ist im Grunde kein Mangel. Hat Lawrence Wright dem mit Der Tod wird euch finden tatsächlich noch etwas hinzuzufügen? Allerdings! Das zu Recht mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete, glänzend recherchierte, insgesamt bislang vielleicht scharfsinnigste und, nebenbei bemerkt, auch glänzend geschriebene Buch eröffnet völlig neue Perspektiven auf die Vorgeschichte des 11. September und fördert überraschende Details ans Tageslicht.
Hunderte von Interviews hat Wright in den USA und auf seinen Reisen kreuz und quer durch den Nahen und Mittleren Osten geführt und dabei Dinge erfahren, die wir so noch nirgends gelesen haben. Osama Bin Laden etwa erscheint vor dem Hintergrund dessen, was Wright gut belegt über ihn zu berichten hat, weniger als geheimnisvoller Dämon, als vielmehr als gescheiterte Existenz mit massiven psycho-pathologischen Problemen. Auch die großen Führer in seiner Umgebung kommen kaum besser weg. Mancher scheinbar mit militärischer Finesse ausgetüftelter Terroranschlag erweist sich als mehr oder weniger zufälliges Produkt einer beinahe verzweifelten Improvisation.
Fast schon will sich bei der Lektüre eine freilich sehr trügerische Beruhigung einschleichen -- so gefährlich können solche Leute doch eigentlich gar nicht sein --, da drängt sich einem die Frage ins Bewusstsein, wie es denn dann eigentlich zum 11. September hat kommen können. Und die Antworten, die das Buch auf diese Frage bereit hält, sind denn auch alles andere als lustig. Denn auch die Protagonisten des amerikanischen Antiterrorkampfes, von denen Wright berichtet, geben, auch wenn man an manchen Stellen beinahe schon lachen muss, ein eher trauriges Bild ab…

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Seyran Ates - Der Islam braucht eine sexuelle Revolution: Eine Streitschrift - gebundenen, 224 Seiten, Ullstein Verlag 2009, Euro 20,60
Sexualität im Islam ist von Verboten, Ängsten und Gewalt geprägt. Die Folgen sind fatal, und das nicht nur für die Einzelnen, sondern für eine ganze Kultur. Seyran Ates, fordert eine sexuelle Revolution im Islam, denn eine freie Gesellschaft braucht eine freie Lebensgestaltung. Musliminnen, die selbst entscheiden wollen, wen sie lieben, werden mit dem Tode bedroht. Muslime, die sich gegen eine arrangierte Ehe wehren, werden von ihren Familien verstoßen. Wer sich im Islam offen zu seiner Homosexualität bekennt, begibt sich in Lebensgefahr. Dennoch behauptet die islamische Welt, die bessere, die moralischere Religion zu haben. Einige religiöse Fanatiker bekämpfen den vermeintlich dekadenten Westen sogar mit Gewalt. Doch eine Gesellschaft, die freie Selbstbestimmung untersagt, ist in jeder Hinsicht rückschrittlich: In Bildung, Forschung und Wirtschaft sind muslimische Länder dem Westen deutlich unterlegen. Seyran Ates, plädiert für eine sexuelle Revolution im Islam. Genau wie die Frauen und Männer in westlichen Ländern, die in den 60er Jahren erfolgreich für ihre sexuelle Selbstbestimmung gekämpft haben, müssen sich auch die Musliminnen und Muslime ihre Rechte erstreiten. Nur so können Freiheit und Menschenwürde in der islamischen Welt wirklich gelebt werden.

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Hamed Abdel-Samad Mein Abschied vom Himmel: Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland, gebundenen, 320 Seiten, Fackelträger-Verlag 2009, Euro 20,60
Mein Abschied vom Himmel ist die bittere Geschichte eines hochbegabten, während seiner Kindheit missbrauchten muslimischen Mannes. In Ägypten, Japan und Deutschland erhofft sich Hamed Abdel-Samad eine Erklärung für die Gewalt, der er ausgeliefert war und die lange ein Teil seiner Existenz war. Er sucht Orientierung bei ägyptischen Marxisten, fundamentalistischen Muslimbrüdern, Buddhisten und unter dem Druck seiner seelischen Wunden Zuflucht in psychiatrischer Behandlung. In seinem Aufsehen erregenden Buch hält Hamed Abdel-Samad Orient und Okzident gleichermaßen den Spiegel vor und zeigt am Beispiel seines eigenen Lebens Spannungen, Konflikte und Möglichkeiten, die in jeder dieser Kulturen existieren. Heute lebt Hamed Abdel-Samad in München und unterrichtet am Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur.

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Mit Comics wider die Kreationisten

Jens Harder - Alpha: Directions - Carlsen-Verlag, Auflage: 1. Auflage Juni 2010, gebundenen, 352 Seiten, ca. 52,50 Euro
Die eigenständigste und aufsehenerregendste Neuerscheinung dieses Jahres stammt vom Berliner Zeichner Jens Harder. Auf 350 Seiten erzählt er mit einem Minimum an Text 14 Milliarden Jahre Weltgeschichte, vom Beginn des Universums mit dem Urknall bis zum Beginn der Menschheit.
Anhand von Darstellungen aus Fachliteratur, Schöpfungsmythen und Kunstgeschichte gelingt es ihm in detailreichen Bildern und fast ohne Text, Naturwissenschaft und menschliche Vorstellungswelt zu verbinden", so steht es in der Verlagswerbung. Diesem Text kann man ohne Einschränkung beipflichten. In einer fünfjährigen Arbeit 2004-2009 entstand für den französischen Verlag Actes Sud das Album Alpha. In diesem Jahr nun brachte der Carlsen Verlag eine deutsche Fassung des Albums heraus.
Die Welt der Dinosaurier bestimmt die weitaus meisten Seiten dieses Mammut-Werkes über die Entstehung unserer Welt. Angesprochen ist die Generation "Jurassic-Park", die Sauriergestalten und -namen schon mit jungen Jahren in sich aufgenommen hat. Das gilt auch für Jens Harder (1970 in Weißwasser geboren), wurde er doch als früher Dinowelt-Verehrer vom Saurierpark Kleinwelka bei Bautzen geprägt.
Dies ist ein schönes Buch. Zeichnerisch auf hohem Niveau bleibt Jens Harder in der Abschilderung der Zeitalter rational und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere der Evolution, verpflichtet. Aber auch ältere mythologische Zitate erscheinen gleichberechtigt in dieser entwicklungsgeschichtlichen Bilderwelt. Damit zeigt sich der Autor weltoffen und tolerant. Indem er sich seine Welt zeichnend erschließt und wesentlich mit dem Zeichenstift durchdenkt, gelingen ihm einfach überraschende Bilderfolgen. Das erinnert an japanische Manga-Welten, weshalb ich mir für ALPHA...Directions zum Beispiel eine japanische Ausgabe wünschte. Als besonderer Austausch mit jenem fernen Kulturkreis über unsere Entwicklungsgeschichte.
Die einzelnen Erdzeitalter sind verschiedenfarbig voneinander abgesetzt. Kurze Textzeilen komplettieren die Seiten, was ein tieferes Einarbeiten ermöglicht.
Dieser erste Band ALPHA macht neugierig auf BETA, den zweiten Teil zur menschlichen Entwicklung. Dinos dürften hier nicht mehr auftauchen. Statt dessen längst vergangene und gegenwärtige Zivilisationen. Das Großprojekt beschließen wird dann GAMMA mit Visionen wohl zu den verschiedensten Wünschen und Vorstellungen für unsere Zukunft.
Angesichts der gravierenden Veränderungen im Leben der Menschen und ihren Lebensstilen und den starken "Evolutionen" in Gesellschaft, sozialen Strukturen und Werten ist das ein wichtiges Buch für Heranwachsende, für Comic-Leser allgemein und die Freunde von Asterix oder Mosaik. Heike Karg

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Dr. Roman Schweidlenka

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Am 18. Juni 2010 ist Josᅮaramago, Nobelpreisträger für Literatur und portugiesischer Kommunist, im 88. Lebensjahr verstorben. In der allgemein gebräuchlichen Art der christkatholischen Feindesliebe wurde Saramago auch nach seinem Tod von der katholischen Kirche geschmäht. So sei er ein "populistischer Extremist" gewesen, habe als Mensch und Intellektueller keinerlei Metaphysik zugelassen (nona), sei als "unverbesserlicher Kommunist" mit einem bis zuletzt unerschütterlichen Vertrauen in den Marxismus "blockiert" geblieben und habe eine "grundlegend antireligiöse Haltung" eingenommen.

Nach soviel katholischem Lob hat sich Saramago ein paar Buchtipps verdient!

Das Evangelium nach Jesus Christus, rororo 1997, 8. Auflage, Tb 512 Seiten, € 10,30
Jesus als "Mensch unter Menschen" - lebenshungrig und voller Neugierde, sinnenfroh und genießerisch, manchmal aber auch ängstlich und unsicher. Josᅮaramago gibt in seiner bisweilen skandalösen, stets aber glaubwürdigen "Heilandsgeschichte" den bekannten Ereignissen immer wieder überraschende, phantasievolle neue Wendungen. Er rüttelt an den Fundamenten unserer Kultur und stellt mit beeindruckender Radikalität Geschichte, Religion und Legende in Frage. Von der katholischen Kirche wurde das Buch als "blasphemisch" verurteilt.

Der Doppelgänger, rororo, 3. Auflage 2006, Tb 384 Seiten, € 10,30
Ist der Mensch einzigartig? Der Geschichtslehrer Tertuliano M←mo Afonso holt sich zur Ablenkung vom Leben einen Film aus der Videothek. Erwartungsgemäß gefällt ihm der Film nicht. Aber wie groß ist seine Überraschung, als er feststellt, dass ihm eine der Nebenfiguren zum Verwechseln ähnlich ist. Am nächsten Tag beginnt er seinem Doppelgänger nachzuforschen. Zu seinem Schrecken muss er feststellen, dass beide absolut identisch sind. Der große Roman des Nobelpreisträgers. Genial und einfühlsam verbindet er die Elemente des Krimis mit weit ausschweifenden Ausflügen ins Philosophische, lässt neben der Handlung immer wieder kleinere Schauplätze wie kurze Lichter aufblitzen. Gedanken rollen sich auf, gebären neue. Ein Erzähler spricht zum Publikum, Handlung, Reaktionen, Gesten, alles wird gedeutet, erklärt und interpretiert. Nie ist der Leser mit dem Geschehen alleine.

Die Stadt der Blinden, rororo, 21. Auflage, € 10,30
Die Stadt der Blinden ist in vielerlei Hinsicht ein erschreckender Roman. Er liefert eine detaillierte Beschreibung des totalen Zusammenbruchs der Gesellschaft nach einer überaus unnatürlichen Katastrophe. Saramago treibt seine Figuren bis an den Rand der Menschlichkeit und stürzt sie dann in den Abgrund. Seine Charaktere lernen, in unfassbarem Schmutz zu leben, sie begehen Akte unbeschreiblicher Gewalt und erstaunlicher Großzügigkeit, die vor dieser Tragödie für sie unvorstellbar gewesen wären. Die gesamte gesellschaftliche Struktur verändert sich, um sich den neuen Umständen anzupassen -- einer Welt, in der einst zivilisierte Stadtbewohner zu zerlumpten Nomaden werden, die sich auf der Suche nach Nahrung von Gebäude zu Gebäude tasten. Der Teufel steckt im Detail, und Saramago hat sich für uns eine Hölle ausgemalt, in der diejenigen, die auf der Straße erblindeten, niemals mehr ihr Zuhause finden werden, in der Menschen gezwungen sind, Hühner roh zu verspeisen, und Rudel von Hunden auf der Suche nach Leichen über die kotübersäten Bürgersteige streunen.

Die Stadt der Sehenden, rororo, 4. Auflage 2007, Tb 384 Seiten, € 10,30
Die Regierung, unfähiger denn je, steht mit dem Rücken zur Wand, Spitzel werden ausgeschickt. "Das Wort wird aufgenommen und ebenso das Gefühl. Niemand ist mehr sicher." Mit Verhaftungen, Gewalt, und Folter will man die Ursachen für die alle Parteien gleichermaßen betreffende Wahlschlappe herausfinden. Terror ähnliche Machenschaften durchlöchern langsam aber stetig die saubere, als so demokratisch gerühmte Oberfläche. Attentate, auffahrende Panzer, Demonstrationen verunsichern und destabilisieren das bis dahin so sicher geglaubte Leben. Es gibt Tote. Ein Kommissar soll die Schuldigen für das Versagen des Systems finden. Und da gibt es denn auch schon jemanden, der in Frage kommt, bekannt aus Saramagos beeindruckendem Roman Die Stadt der Blinden. Ein Buch, das kein Muss ist, um den neuen Roman über die Zerbrechlichkeit demokratischen Zusammenlebens, über Hochmut und Macht zu verstehen und außerordentlich wertzuschätzen, aber ein ebenso geniales Buch, dessen Lektüre man auf jeden Fall nachholen sollte!

Die Reise des Elefanten, Hoffmann & Campe 2010, geb., 240 Seiten, € 18,50
Salomon ist als Besitz von Johann III. von Portugal nur noch gelitten. Das exotische Tier aus den fernen Kolonien fristet ein trostloses Dasein, bis die Königin auf die Idee kommt, ihn ihrem Vetter dem Großherzog Maximilian aus Wien zum Geschenk zu machen. Mit einem großen Tross wird Salomon samt seinem Mahut auf eine abenteuerliche Reise geschickt, an deren Ende die eindrucksvolle Überquerung der Alpen steht. Unterwegs lernt man nicht nur die Eigenheiten und Vorlieben des Elefanten kennen, sondern auch die der Menschen und der Gesellschaft um ihn herum. Und meistens ist es der indische Mahut, der, Narr und Weiser zugleich, seine Zeitgenossen auf mehr oder weniger charmante Weise demaskiert. Sprachgewaltig und stets mit einem schelmischen Augenzwinkern verknüpft Saramago in seinem Roman Realität und Fiktion.

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Ulli Schauen - Das Kirchenhasserbrevier - Ein verlorener Sohn rechnet ab, Heyne 2010, 304 Seiten, kartoniert, Euro 9,20
"Kirchenhass" - das ist die inhaltsleere, aber wohlfeile Entgegnung, die Kirchenfunktionäre gegen jede Kritik an Macht und Ideologie der Kirchen in Anschlag bringen. Der Journalist Ulli Schauen hat sich denn auch gar nicht die Mühe gemacht, einen möglichst sachlich klingenden Titel zu suchen. Menschenfreundlich ermöglicht sein Kirchenhasserbrevier den klerikalen Beleidigtseinprofis zu schäumen, ohne auch nur einen Blick ins Buch geworfen zu haben.
In den neun Kapiteln des Buches geht es hingegen ganz sachlich zur Sache. Schauen untersucht Felder, auf denen kirchliche Ansprüche mit der säkularen Gesellschaft aneinander geraten. Er gibt einen kurzen Einblick in die kirchlichen Finanzen, erläutert beispielhaft die Verflechtung von Staat und Kirchen in Deutschland, führt uns vor Augen, dass der Bildungssektor das Feld kommender Kulturkämpfe sein wird. Anhand des Medienverständnisses kann Schauen erklären, wie fern die Kirche einer demokratischen Öffentlichkeit steht: sie hat bis heute nicht akzeptiert, dass es einen Unterschied zwischen Journalismus und PR gibt. Zwei Kapitel behandeln die Kirchen als Arbeitgeber, ein anderes erläutert die Funktion des "christlich-islamischen Dialogs" (der eigentlich dieses Wort nicht verdient, da niemand anderes als der Papst deutlich gemacht hat, dass zentrale Voraussetzungen wie Lernbereitschaft auf Seiten der Christen nicht erwartet werden dürfen). Schließlich betont der Autor, dass das Christentum die "Werte" nicht erfunden, dafür aber seine Geschichte fleißig zurechtgebogen hat.
Alles in allem bietet Schauen eine solide Einführung, gewissermaßen ein Brevier der Kirchenkritik; er spricht grundlegende Probleme an und verweist auf aktuelle Entwicklungen. Die journalistische Schreibe macht das Werk zu einer gut lesbaren Einstiegslektüre, die aber auch gut informierten "Kirchenhassern" den einen oder anderen neuen Aspekt eröffnet. Die Behauptungen sind zudem in hunderten von Anmerkungen belegt.

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Werner Gruber - Unglaublich einfach. Einfach unglaublich.: Physik für jeden Tag - 280 Seiten - Heyne TB 2008, 4. Auflage, 9,20 Euro
Was tun mit einer brennenden Bratpfanne? Wie baut man einen perfekten Papierflieger? Was passiert beim Kuscheln - wem wird dabei heiß? Wieso brennt Scharfes zweimal? Physiker und Science Buster Wolfgang Gruber erklärt das und vieles andere, das wir eigentlich noch nie gefragt haben, aber doch endlich wissen sollten.

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Werner Gruber und Thomas Wizany (Illustrator) - Die Genussformel: Kulinarische Physik - Ecowin Verlag; 2008, 8. Aufl., 304 Seiten, 23,50 Euro
Schon im 17. Jahrhundert sorgte ein gewisser Physiker namens Denis Papin in der Royal Society für großes Aufsehen, als seine neue Erfindung - der Druckkochtopf - bei der ersten Vorführung explodierte. Die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie wiederum nutzte die Geheimnisse der Wissenschaft vor allem, um beim Kochen Zeit für ihre Forschungsarbeit zu gewinnen. So könnte man meinen, dass sich Genuss und Physik ausschließen. Nicht so bei Werner Gruber: Denn für den Science-Popstar fängt guter Geschmack dort an, wo er für andere aufhört. Und was so manche Oma als gut gehütetes Küchengeheimnis arglistig mit ins Grab genommen hat, entzaubert der "Marcel Prawy der Physik" mit viel Wissen und noch mehr Humor. Wie gelingt das saftigste und knusprigste Grillhuhn der Welt? Was macht den Semmelknödel erst besonders flaumig? Wie löst man das Wiener Rosinengugelhupfproblem? Welche Speisen gelingen in der physikalischen Blitzküche? Und wie gewinnt man garantiert an jedem Buffet? Der wohlbeleibte Werner Gruber erklärt mit unglaublichem Fachwissen die kleinen chemischen und physikalischen Tricks der großen Köche und räumt dabei gleich mit so manchen populären Kochirrtümern auf.

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Sabine Doering-Manteuffel - Das Okkulte - Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklärung - Von Gutenberg bis zum World Wide Web, Siedler 2008, 352 Seiten, Abbildungen, gebunden, Euro 25,75
Eine Geschichte des Irrationalen, des Okkulten in Europa bietet die Ethnologin Doering-Manteuffel. Ihre These: es gibt einen Zusammenhang zwischen Okkultismus und Medienmacht, neue Techniken (der frühe Buchdruck, Flugschriften, Zeitungen, Enzyklopädien, schließlich das Internet) tragen wesentlich zur Ausbreitung esoterisch-okkulter Ideen und Strömungen bei. Anders als von den Aufklärern erhofft, werden der Bevölkerung durch diese neuen Massenmedien eben nicht nur Bildung und Wissen vermittelt, sondern sie dienen ebenso der Verbreitung von Aberglaube und Irrationalismus. In acht Themenfeldern wird der Bogen gespannt von alchemistischen Heilsversprechungen der frühen Neuzeit bis zum Cyber-Okkultismus heute. Im ersten Kapitel wird erzählt, wie der Buchdruck alchemistisches Wissen in der Volkssprache unter die Leute bringt und wie unzählige Pesttraktate und medizinische Ratgeber materielle und immaterielle Heilkräfte miteinander vermengen zum Zwecke der Weltbemächtigung des einzelnen Menschen. Bis heute schöpft die Esoterik aus diesem Vorgang bei dem Versuch, zwischen "Ganzheitlichkeit" und Wissenschaft zu vermitteln. Die nächsten Kapitel berichten davon, dass je mehr gedruckt wird, um so mehr Okkultes auf den Markt kommt, der Teufels- und Dämonenglaube so wachgehalten wird, die Begriffe Geist und Geistigkeit immer mehr verschwimmen, und diese Verwischung der gedanklichen Konturen zu einer Vermehrung der Geistwesen in ganz unterschiedlichen Lesestoffen beiträgt. In weiteren Kapiteln beschäftigt sich die Professorin für Europäische Ethnologie an der Universität Augsburg mit Wahrsagerei und okkultem Denken vor dem Ersten Weltkrieg, völkischem Okkultismus in Ganzheitslehren des 20. Jahrhunderts, dem Geheimnis der englischen Kornkreise und schließlich mit dem World Wide Web, das gleichsam "Suchmaschinen ins Jenseits" (so die entsprechende Kapitelüberschrift) bereitstellt.

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Thorsten Havener / Michael Spitzbart - Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten - Die Macht der Gedanken, Rowohlt 2010, 255 Seiten, Euro 12.35
Thorsten Havener ist einer der bekanntesten "Gedankenleser". Die Tricks, mit denen er arbeitet, werden in Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten weiter ausgearbeitet. Das Buch enthält zahlreiche Experimente, mit denen die Leser die Macht ihrer Gedanken ebenfalls trainieren können. Wie kann man etwa zusätzliche Informationen aus einem Interviewpartner herauslocken? Eine Methode besteht darin, ein "Vakuum" entstehen zu lassen. Nachdem die Frage beantwortet ist, sollte der Interviewer beharrlich schweigen. Dies nötigt den Gegenüber, mehr zu sagen.
Diese und zahlreiche weitere Tricks schildert Thorsten Havener, wobei der Co-Autor Michael Spitzbart die wissenschaftlichen Zusammenhänge, auf denen die Gedankenleser-Experimente beruhen, weiter auslotet und zusätzliche Informationen über die Arbeitsweise des Denkens bietet. Weitere Themen sind Placebos und Nocebos und Mnemotechniken bzw. wie man sich optimal neue Fakten aneignet. Das Buch ist unterhaltsam und für jeden interessant, der wissen will, wie Menschen ihre Mitmenschen mit kleinen Psychotricks manipulieren.

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Thomas Grüter - Magisches Denken - Wie es entsteht und wie es uns beeinflusst, Scherz 2010, 319 Seiten, gebunden, Euro 19,50
Das Buch von Thomas Grüter nimmt die Leser mit auf eine Reise durch die menschliche Irrationalität. Woher stammen die Dämonen magischen Denkens? Warum denken wir nicht rational? Warum wurden Götter erfunden? Und welcher Grad der Unvernunft ist normal, ab wann beginnt eine Geisteskrankheit? Magisches Denken ist weit verbreit, nicht nur in esoterischen Büchern und Filmen, selbst im deutschen Strafgesetzbuch findet es sich. So verbietet der § 90a die Verunglimpfung staatlicher Symbole, etwa Flaggen, Wappen, Hymnen, und bedroht jeden, der es dennoch wagen sollte, mit bis zu drei Jahren Gefängnis für Taten, durch die niemand zu Schaden kommt oder persönlich beleidigt wird.
Der Autor bietet einen Überblick über magisches Denken. Vom Glauben an Zauberei, Hexen und Magier über magisches Denken in der Medizin bis hin zu Esoterik in den Sozialwissenschaften geht die Darstellung Grüters. Auch das Thema Religion wird nicht ausgespart. Magisches Denken macht Religion erst möglich. Immer im Hintergrund wird dabei auch die Frage verfolgt, warum unser Gehirn magisches Denken hervorbringt. Das Buch ist spannend geschrieben. Es gibt einen umfassenden Überblick über das, was magisches Denken ausmacht und liefert Munition für Diskussionen mit Esoterikern.

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Rainer Bucher - Hitlers Theologie, Vlg. Echter 2008, 228 Seiten, Euro 17,30
Die Frage, ob der Nationalsozialismus eine "gottlose" Ideologie gewesen sei, führt immer mal wieder zu heftigen Diskussionen; insbesondere höhere Kirchendiener stellen die braune Barbarei gerne als Ausgeburt des Atheismus dar. Hitlers Theologie - verfaßt von einem katholischen Theologen und erschienen in einem katholischen Verlag - liefert in einer selten dagewesenen Dichte Gegenargumente gegen derlei Verleumdungen. Dabei geht es Bucher nicht um Hitlers tatsächlichen persönlichen Glauben, der nur sehr schwer rekonstruierbar erscheint, sondern um dessen öffentlichen Äußerungen, also um das Bild, das Hitler diesbezüglich vom Nationalsozialismus entwarf.
Der Professor für Pastoraltheologie (Universität Graz) beschreibt den Nationalsozialismus als keineswegs restauratives Projekt, sondern als Versuch, Elemente der Moderne zu integrieren, um umso erfolgreicher die pluralistische Gesellschaft in eine totalitär strukturierte Gemeinschaft umformen zu können. Ein "identitärer Mythos" tritt an die Stelle des öffentlichen Raums, in dem die politischen Konflikte ausgetragen werden können. Insofern sei der Nationalsozialismus eine "Risikovariante einer säkularisierten Politik". Zugleich greift Hitler in der Herrschaftsbegründung zurück auf religiöse Muster, verwendet die Begriffe "Vorsehung" und "Gott" über den gesamten Zeitraum seiner politischen Karriere hinweg, von den frühen Auftritten bis zur letzten Rundfunkrede. Seit 1933 stellt sich der "Führer" ohne jede Zurückhaltung als mit dem "Segen der Vorsehung" ausgestattet dar (was auch als rhetorische Immunisierungsstrategie gesehen werden kann). Dabei beruft er sich keineswegs auf anonyme Schicksalskräfte, sondern explizit auf Gott: mit "der tiefsten Gottgläubigkeit" gehe er in die Zukunft (Juni 1937), der Nationalsozialismus diene "der Erfüllung eines göttlichen Willens", die Vernichtung der Juden wird als "Werk des Herrn" gerechtfertigt (Mein Kampf, 1925). In den frühen Jahren stellt sich Hitler sogar ausdrücklich in eine christliche Tradition: "Mein christliches Gefühl weist mich hin auf meinen Herrn und Heiland als Kämpfer."
Buchers Ausführungen über "theologischen Totalitarismus" und sein Plädoyer für einen Gott der Gnade dürften Ungläubige weniger ansprechen, sie zielen ebenso auf innerkirchliche Diskussionen, wie seine Darstellung der Position der katholischen Kirche (nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil) zu Menschenrechtsfragen. Seine Ausführungen, wie Hitler seine Macht "theologisch" absicherte und in welch hohem Maße er sich dabei auf einen persönlichen Gott berief, ist hingegen absolut lesenswert.

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Reinhold Miller - Gott, ein Geschöpf des Menschen: Mein Weg vom traditionellen Glauben zur Wirklichkeit ohne Gott, Olms 2008, 293 Seiten, Euro 20,35
"Ich blicke zurück und betrachte meinen bisherigen Glaubensweg. Er war, wenn auch in unregelmäßigen Zeitabständen, eine Aneinanderreihung von Abschieden: von der Hand meines frommen Vaters, vom Priesterseminar, vom Theologiestudium und von der Theologie, von der Kirchenpraxis und Ökumene, von einer christlich geprägten Ehe und schließlich von der Institution Kirche. Seit meinem Kirchenaustritt war mein Glauben, nun außerhalb der Kirche, eine private Gottesbeziehung. Sollte es auch einen Abschied von Gott geben?" Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte eines Mannes, die ihn aus der Geborgenheit einer traditionellen katholischen Glaubenswelt herausführt. In bewegender Offenheit gewährt Reinhold Miller dem Leser Einblicke in Stationen seines religiösen Prozesses, bei dem sein Glaubensfundament zu bröckeln beginnt und schließlich Stück für Stück zerbricht. Vorurteilslos berichtet er, wie er durch überraschende Neuanfänge zu einem mündigen Menschsein ohne Gott gefunden hat.

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Bernd Harder - Warum die Uhr stehen blieb, als Opa starb - Merkwürdige Zufälle und unerklärliche Phänomene, Knaur, 2010, 256 Seiten, kartoniert, Euro 8,20
Der Wissenschaftsjournalist und Skeptiker-Redakteur Bernd Harder hat Erfahrungen mit paranormalen und ungewöhnlichen Behauptungen und Geschehnissen. Er ging über glühende Kohlen, jagte in einem Schloss in Niederbayern "Geister", unterzog sich "Psi-Tests". Im vorliegenden Buch wendet er sich merkwürdigen Zufällen und unerklärlichen Phänomenen zu. Warum blieb die Uhr stehen, als Opa starb? Richard Feynman, der bekannte Physiker, erlebte genau dies , als seine erste Frau verschied: Er bemerkte, dass ihr Wecker auf dem Tisch neben dem Krankenbett genau zu der Minute stehengeblieben war, in der laut Sterbeurkunde seine Frau gestorben war. Feynman forschte nach und stellte fest, dass der Arzt die Todeszeit von jenem Wecker abgelesen hatte, der zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits seit mindestens einer halben Stunde still stand.
Neben solchen Todesomen behandelt das Buch Spukerscheinungen, Gläserrücken, den sechsten Sinn bei Tieren, Vorahnungen, unsichtbare Helfer (wie z.B. Engel), unerklärliche Erlebnisse, nächtliche gruselige Besucher und Ufos. Jedes Kapitel, das diese Phänomene behandelt, ist dabei in drei Teile gegliedert: die "Nachtseite", in der das Rätselhafte, das Unerklärliche geschildert wird; die "Twilight-Zone" beschreibt dann in dramatisierter Form Erlebnisse, die sich scheinbar jeder Erklärung entziehen; und in der "Tagesseite" schließlich werden Erkenntnisse und Theorien aufgezeigt, die möglicherweise etwas Licht in die Schatten bringen.

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Ben Goldacre- Die Wissenschaftslüge - Wie uns Pseudo-Wissenschaftler das Leben schwer machen, Fischer, 2010, 420 Seiten, kartoniert, Euro 10,30
Das Buch des Arztes und Medizinjournalisten Ben Goldacre behandelt die Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft, insbesondere die pseudo-wissenschaftlichen Versprechungen von (Alternativ-)Medizin, Pharma- und Kosmetikindustrie. Worin besteht dieser Unterschied? Vor allem in Beweislage und Methodik. Der Autor beschreibt dazu im ersten Kapitel, woraus ein Experiment überhaupt besteht, wie man Studienergebnisse selber überprüft und dann entscheidet, ob sie mit einer gegebenen Theorie übereinstimmen oder ob eine Alternative überzeugender ist. Vor diesem Hintergrund wendet sich Goldacre dann den verschiedenen, oft von den Medien gepuschten, Heilsversprechungen von Außenseitern, aber auch von renommierten Pharma- und Kosmetikunternehmen zu. Am Beispiel der Homöopathie zeigt der Autor, wie man uns überlisten kann, eine beliebige Behandlung als wirksam zu empfinden, auch wenn sie es gar nicht ist. Ausführlich ist vom Placeboeffekt die Rede. Sodann geht es um "dickere Fische": Ernährungsberater, die eigentlich in die Sparte alternativer Heilkunde gehören, es aber irgendwie geschafft haben, sich als Wissenschaftler darzustellen. Goldacre schildert die rhetorischen Taschenspielertricks, mit denen wir uns immer wieder in die Irre führen lassen, was gesunde Ernährung anbelangt, und uns Pillen und Diäten andrehen lassen. Weiter untersucht der Autor, wie die Medien ein falsches Bild von Wissenschaft zeichnen, behandelt die Machenschaften der Pharmaindustrie, die angeblich krebsschützende Wirkung bestimmter Gemüsesorten und immer wieder das beklagenswerte Niveau des Wissenschaftjournalismus.

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Peter Wensierski - Schläge im Namen des Herrn - Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik, Goldmann, 2007, 254 Seiten, Fotos, jetzt als Taschenbuch, Euro 9,20
Mit teilweise erschütternden Details schildert Spiegel-Journalist Peter Wensierski, wie in den 1950er & 1960er Jahren Kinder in Erziehungsanstalten "erzogen" - geprügelt, gequält, erniedrigt - wurden. Ein großer Teil der Heime lag in kirchlicher Trägerschaft. Doch statt "christlicher Nächstenliebe" erfuhren die Kinder dort eine extrem autoritäre Erziehung nach dem Muster "Zucht und Ordnung". Denn die Ordensbrüder und -schwestern, selbst autoritär konditioniert und in der Regel ohne nennenswerte pädagogische Ausbildung, verstanden unter "Erziehung" in erster Linie, den Eigensinn der eingewiesenen Kinder und Jugendlichen zu brechen.
Doch das Buch führt nicht nur die Leiden der Heimkinder (es waren Hunderttausende) vor Augen, es stellt zugleich den Mythos der Wirtschaftswunderjahre in Frage. Die Einweisung der von "Verwahrlosung" bedrohten Kinder ins Heim war nämlich nicht zuletzt eine Folge der von Kirche und Konservativen geprägten miefigen Atmosphäre der Adenauer-Zeit. Und als "verwahrlost" galt schnell, wer sich nicht der herrschenden Moral unterwerfen wollte. Und noch eins macht das Buch klar: das System christlicher Heimerziehung trug keinerlei Reformpotential in sich. Keine Entschließung einer Bischofskonferenz oder Synode forderte aus eigenem Antrieb, die Verbesserung der Zustände: ein Ende der unterbezahlten Arbeit, die Entlassung prügelnder Erzieher, eine Abschaffung des Arrestes. Es waren vielmehr nicht zuletzt die Aktionen der APO, von Ulrike Meinhof, Andreas Baader und Gudrun Ensslin, die das Ende der autoritären Heimerziehung einläuteten.

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Hans Göpfert - Statt religiöser Erziehung: Welterklärung ohne Gott, tologo, 2009, 97 Seiten, Abbildungen, kartoniert, Euro 13,30
Schulische Bildung sieht Hans Göpfert als Gewöhnung an die Macht; sein Anliegen ist die "Abwehr herrschaftlicher Fremdbeeinflussung" , vor allem wenn es um Kinder geht. Auch religiöse Erziehung beurteilt er unter diesem Gesichtspunkt und dementsprechend kritisch. Denn das Christentum bietet für viele Phänomene des Diesseits keine vernunftbezogenen Erklärungen, vermittelt Kindern dafür aber die Botschaft von "Gott" abhängig zu sein. Göpfert plädiert hingegen dafür, die Welt aus dem in den vergangenen Jahrtausenden angesammelten Wissen heraus zu erklären - so gut es eben geht, Gott aber nicht als Lückenstopfer für (noch) fehlendes Wissen einzusetzen. Wenn Erwachsene an einen Gott glauben wollen, hält der Autor dies für deren Sache, in vielen Fällen sogar für nachvollziehbar. Doch Kindern solle nicht suggeriert werden, daß sie Gott brauchen. Wenn sie nach "Gott" fragen, sollten sie Gelegenheit erhalten, ihren Weg zu finden, sich mit der Idee auseinanderzusetzen und die betreffendeReligion auf ihre Weise kennenzulernen; ein an den kirchlichen Interessen ausgerichtetes Angebot (insbesondere der real existierende Religionsuntericht) erfüllt für Göpfert diesen Zweck nicht. Gerade auch angesichts des ausschließenden Charakters des konfessionellen Religionsunterrichts schlägt er einen gemeinsamen Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler vor, in dem "interkulturelles Verstehen" erst möglich wird, weil die Kinder miteinander diskutieren und sich austauschen statt übereinander zu sprechen.

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Efraim Karsh - Imperialismus im Namen Allahs - Von Muhammad bis Osama bin Laden, DVA, 2007, 400 Seiten, gebunden, Euro 25,65
In bestimmten Kreisen wird der Islam als antiimperialistisches Projekt oder zumindest als Widerstandspotential gegen die Weltbeherrschungsstrategien der USA verstanden. Dass Nahost-Experte Efraim Karsh von der University of London eine andere Perspektive einnimmt, verdeutlichen schon die Zitate, die er seiner Einleitung voranstellt. Denn in diesen spiegelt sich eine imperiale Ausrichtung des Islam, angefangen von der Abschiedsbotschaft Muhammads bis hin zu den Drohungen des Ayatollah Khomeini, die sog. islamische Revolution in alle Welt zu exportieren. Karsh dreht also den Spieß um und schreibt die Geschichte des Islam als Gegenentwurf zur westlichen Zivilisation, als zielgerichtetes Unternehmen, die Welt unter das Recht des Islam zu bringen. Man kann darüber diskutieren, ob seine Argumentation in allen Passagen überzeugend ist; und natürlich ist es legitim, darauf zu verweisen, dass Karshs Perspektive Wasser auf die Mühlen der Falken in Washington leiten könnte (die von Demokratie in einem wirklichen Sinne ebensowenig halten wie Osama bin Laden). Doch jenseits des "cui bono?" stellt sich die Frage, wie ernst es zu nehmen ist, wenn muslimische Intellektuelle davon träumen, zum Beispiel Spanien wieder ins "Haus des Islam" zurückzuholen (das muss nicht zwangsläufig gewalttätig ablaufen, sondern kann über Migration, höhere Geburtenraten und Konversion stattfinden). Und es muss darüber diskutiert werden, ob (bzw. für wen) es zielführend ist, wenn im Prozess der Integration auf eine Stärkung religiöser Strukturen gesetzt wird. Dafür bietet Karshs Buch eine passable Grundlage.

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Udo Ulfkotte - Heiliger Krieg in Europa: Wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht, Heyne-Taschenbuch, 2009, 304 Seiten, Euro 9,20
Heiliger Krieg in Europa zeichnet ein düstereres Bild von der Bedrohung, die insbesondere von der von Ulfkotte mutig als "islamofaschistisch" charakterisierten Muslimbruderschaft nicht nur für "abtrünnige" Muslime oder unliebsame Kritiker, sondern für die demokratische Gesellschaftsordnung in Europa insgesamt ausgeht. Die Lektüre des akribisch recherchierten Berichts über die Macht und die Machenschaften der Muslimbruderschaft, die sich nicht weniger als den Umsturz der bestehenden demokratischen Staats-, Rechts- und Gesellschaftsordnung in Europa auf die Fahnen geschrieben hat, an deren Stelle sie ein islamisches Kalifat unter dem Recht der Scharia errichten will, lässt den Leser immer wieder ungläubig den Kopf schütteln. Doch die gut belegten und für jeden nachprüfbaren Fakten, die der Autor vor uns ausbreitet, sprechen für sich! Vor diesen Fakten aus falsch verstandener Toleranz die Augen zu verschließen, wäre grob fahrlässig!
"Der Islam ist in Europa genauso vielgestaltig wie die Ursprungsländer der Gläubigen. Doch wenn Europa dabei versagt, die muslimischen Einwanderer zu integrieren, dann wird die Religion die Ausgestoßenen als Identitätsstifter verbinden. Und deshalb sollten wir alles unternehmen, um friedfertige, unsere demokratischen Werte befürwortende Muslime zu integrieren, jegliche Radikalität oder gar hasserfüllten Islamismus aber mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen", so der Autor.

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Peter Hertel - Schleichende Übernahme: Das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI - Broschiert: 223 Seiten, Preis 13,90 Verlag: Publik-Forum, überabeitete und erweitete Auflage, ISBN 978-3880951617
Peter Hertel lässt nicht locker. Immer wieder deckt er die Ziele und Wege des Geheimbundes Opus Dei auf, dieser umstrittensten katholischen Organisation der Gegenwart. Nicht allein Kirchenkritiker, sondern vor allem auch treue Gläubige verweisen auf das skandalöse Sündenregister von Opus Dei. Das ficht Benedikt XVI. nicht an, was die Dunkelmänner des Opus Dei Morgenluft wittern lässt. Peter Hertel informiert nachhaltig und zuverlässig über die Ziele und Wege von Opus Dei, die auf die Wiederkehr eines Katholizismus gerichtet sind, der sich autoritär-hierarchisch nach militärischen Denkmustern - umgeben von einer bösen Welt von Feinden, von Kommunisten, Liberalen und Befreiungstheologen - organisiert.
Jetzt vertieft und erweitert Hertel sein Standardwerk, das schon einmal unter dem Haupttitel "Schleichende Übernahme" erschienen ist und sich mit Josemar¢Escrivᅠseinem Opus Dei und der Macht im Vatikan befasste.
Es ist endlich an der Zeit, dass sich die katholische Kirche eindeutig für eine Abkehr dieser Geheimorganisation von ihren Ideen und Methoden erklärt.

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Heiner Boberski, Josef Bruckmoser, Andreas Pfeifer - Geheimnis Vatikan - Taschenbuch, 224 Seiten, Euro 8,95, rororo (1. April 2008), ISBN 978-3499623141
Das Geschehen in der Zentrale der römisch-katholischen Kirche ist oft nicht einsichtig und gibt viele Rätsel auf. Dieses Buch blickt hinter die Mauern des kleinsten Staats der Welt und beleuchtet seine internen Strukturen und Abläufe ebenso wie zwielichtige Finanzierungen und ungeklärte Kriminalfälle im Dunstkreis des Vatikans.

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Jacky Dreksler / Hugo Egon Balder - Wunsch-Bullshit im Universum, Pacific Productions 2007, 160 Seiten, Abbildungen, kartoniert, Euro 17,90
Eigentlich beschreibt bereits der barocke Untertitel den Inhalt des Buch recht treffend: "Die Wünschelwichte sagen: Das Gesetz der Anziehung garantiert jedem Reichtum, Jobs und Gesundheit. Du mußt es dir nur vom Universum wünschen. Wir sagen: Angesichts von Armut, Arbeitslosigkeit und Aids ist das eine Unverschämtheit. (...) Eine Kritik der Wunsch-Bestellungen im Universum von Rhonda Byrne, Pierre Franckh, Bärbel Mohr, Esther Hicks und Kurt Tepperwein - auf dem schmalen Grat zwischen Nicht-mehr-Satire und Noch-nicht-Wissenschaft".
Tatsächlich haben die beiden Fernsehproduzenten keine wissenschaftliche Widerlegung der bereits auf den ersten Blick als reichlich durchgeknallt erkennbaren "Wunschtheorien" vorgelegt, kein weiteres Buch von Skeptikern für Skeptiker resp. Skeptikerinnen. Als Unterhaltungsproduzenten kennen sie sich aus mit Bullshit - und mit Unterhaltung. Folglich setzen sie sich mit dem Wunschbullshit in einer lockeren Schreibweise auseinander, unterhalten uns und bringen uns zum lachen. Es macht Spaß, sich auf diese Weise vorführen zu lassen, wie lächerlich die mystischen Faseleien von Bärbel Mohr & Co sind; und es erfreut, daß die Autoren sich nicht mit launigem Eso-Bashing begnügen, sondern für jene, die den kritischen Anstoß aufnehmen, auch Hintergrundinformationen bieten (z.B. daß Prof. Dr. Kurt Tepperwein weder das eine noch das andere ist). Denn lustig ist die ganze Sache, das wissen auch Balder & Dreksler, nicht wirklich: viele Menschen, die in den Büchern der Wünschelwichte nach Rat suchen, haben echte Probleme, sind tatsächlich verzweifelt - und bekommen Bullshit statt Lebenshilfe.

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Tobias Hürter, Max Rauner - Die verrückte Welt der Paralleluniversen, Piper, München 2009, Euro 15,50, 269 Seiten, ISBN: 978-3-492-05332-7
Was wir vom Weltall erspähen können, ist nur ein winziger Ausschnitt, denn die endliche Lichtgeschwindigkeit und das endliche Alter des Universums begrenzen prinzipiell die Reichweite aller Beobachtungen. Trotzdem spekulieren Kosmologen über die Bereiche jenseits unseres kosmischen Horizonts - und sogar über die Existenz anderer Universen.
Dass es solche anderen Universen geben muss, ist eine zwingende Konsequenz bestimmter physikalischer und kosmologischer Theorien. Mehr noch: Kosmologen wie Alex Vilenkin haben sogar eine schlagkräftige Begründung dafür, dass alles, was physikalisch möglich ist, auch irgendwo stattfindet - und zwar unendlich oft. Jeder von uns hat somit exakte Doppelgänger, aber auch alle möglichen Varianten.
Nach Vilenkins recht anspruchsvollem Buch "Kosmische Doppelgänger" haben nun auch die Wissenschaftsjournalisten Tobias Hürter und Max Rauner die verrückte Welt der Paralleluniversen beschrieben und in eine flott erzählte Geschichte der Kosmologie von den Vorsokratikern bis zur Gegenwart eingebettet. Auch ethische Fragen im Multiversum sprechen sie an. "Muss ich den Müll trennen, wenn mein Doppelgänger in der anderen Welt ohnehin alles in dieselbe Tonne wirft? Muss ich eine Fahrkarte kaufen, während meine Doppelgängerin jeden Tag schwarzfährt?" Die Zahlenangaben im Buch sind allerdings mit Vorsicht zu genießen - da haben sich leider einige ins falsche Universum verirrt.

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Bernhard Kegel - Epigenetik - Wie Erfahrungen vererbt werden, Dumont, Köln 2009, 366 Seiten, Preis: € 20,60, ISBN: 3-8321-9528-1
Warum besitzt der Mensch nicht mehr Erbmaterial als eine Maus? Wie kommt es, dass das Erbgut von Mensch und Schimpanse zu 98 Prozent identisch sind? Warum werden manche Träger bestimmter Krankheits- und Risiko-Gene krank und andere nicht? Antworten verspricht der stark wachsende Forschungszweig der Epigenetik. Molekulare Schalter an den Genen, die Art der Verpackung der Erbmoleküle und allerlei Regulatoren kontrollieren, welche Gene wann und wo aktiv sind. Einige der verantwortlichen Mechanismen wurden erst in den letzten Jahren aufgeklärt. Sie kontrollieren das Genom und sind damit ebenso wichtig wie die Erbinformation selbst.
Im Gegensatz zum Genom ist das Epigenom nicht festgeschrieben - wir können es ändern. Und dieser Teil ist mächtiger, als Fachleute noch vor wenigen Jahren glaubten. Ob und wie viel wir uns bewegen, ob wir rauchen, wie viel und was wir essen und trinken und wie wir unseren Alltag gestalten, all das beeinflusst die persönliche Epigenetik. Doch viele Schalter am Erbgut werden bereits vor, während oder kurz nach der Geburt eines Menschen dauerhaft eingestellt. Rauchen, falsche Ernährung und psychischer Stress der Mutter führen zu Veränderungen beim Kind, die sich später nicht oder nur mit Mühe rückgängig machen lassen. Manchmal sind diese Einflüsse sogar vererbbar.
Die Möglichkeit, dass Erfahrungen und Umweltfaktoren die nächste Generation biologisch beeinflussen, steht im Mittelpunkt des Buchs "Epigenetik" von Bernhard Kegel. Der Biologe und Romanautor wirft einen kritischen Blick auf den Wissenschaftsbetrieb. Dabei geht er hart mit der Genomforschung ins Gericht. Der Fokus auf die Gene habe dazu geführt, das Erbgut als Kontrollinstanz des Lebens wahrzunehmen. Mit dieser verengten Sichtweise räumt Kegel gründlich auf und liefert gute Gründe, das Leben aktiv zu gestalten. Denn wir sind eben nicht die Sklaven unserer Gene.

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Gianluigi Nuzzi - Vatikan AG - Ein Geheimarchiv enthüllt die Wahrheit über die Finanz- und Politskandale der Kirche Ecowin 2010, 356 Seiten, Euro 22,50
In den 1980er Jahren gab es großes Aufsehen, als die Banco Ambrosiano zusammenbrach, in der Folge zwei Bankiers die vorzeitige Reise ins Jenseits antraten und immer deutlicher wurde, dass es um schmutzige Geschäfte ging und dass Geldinstitute des Vatikan in die Sache verwickelt waren. Es erschienen mehrere Bücher zu den Vorfällen, aber da sich der Vatikan mit einer Mauer des Schweigens umgab und insbesondere Erzbischof Marcinkus, der als einer der Drahtzieher galt, sich seiner Verhaftung entzog, zeitlebens keine Aussage machte und von der Kurie gedeckt wurde, blieb vieles Spekulation.
Das Buch des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi ändert dies. 2008 erhält er Zugang zu einem Archivbestand, von dem bis dahin nichts bekannt war. Monsignor Renato Dardozzi hatte in den über 20 Jahren, die er im Vatikan tätig war (u.a. als Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften), über 4.000 Dokumente gesammelt - Briefe, interne Berichte, Bankunterlagen, viele davon mit brisantem Inhalt. Auf diesen Bestand konnte Nuzzis zurückgreifen.
Im ersten Teil bringt Nuzzi Licht in das vatikanische Finanzimperium und dessen Verstrickung in kriminelle Machenschaften. Minutiös führt er vor, wie das System funktionierte, und was mit den Geldern der Gläubigen so alles unternommen wurde. Er nennt Namen, gewährt uns Einblick in die Fraktionskämpfe und zeigt, wie das Werk Gottes und der Eigennutz bestimmter Prälaten manchmal in vollkommener Übereinstimmung waren. Dabei bestätigen die Dokumente viele der immer erhobenen Vorwürfe von Bestechung oder Geldwäsche.
Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Frage, inwieweit der Vatikan mit Geld aus "besonderen" Kassen in den 1990er Jahren Einfluss auf die italienische Politik genommen hat. Insbesondere geht es um die angestrebte Gründung einer Nachfolgepartei der Democrazia Cristiana, die bestimmte Kreise im Vatikan nach Kräften unterstützt haben sollen. Auch wenn hier die "harten" Belege oft fehlen (z.B. Aussagen von "Kronzeugen" herangezogen werden), wird deutlich: es gab im Vatikan bis in die jüngste Vergangenheit ein System der Finanzverwaltung, das dem Papst Mittel in beachtlicher Höhe für politische Interventionen bereitstellte.

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Ernst S. Sandvoss - Aufstieg und Niedergang der Weltreligionen, Shaker 2009, 239 Seiten, Euro 25,50
Religionen, so die These von Ernst Sandvoss im Anschluss an Bertrand Russell, altern. Hunderte von Religionen, von deren Existenz nur noch Experten wissen, sind wieder verschwunden. Und was sind eigentlich Weltreligionen? Keine einzige dieser so genannten Weltreligionen hat es geschafft, trotz Terror, Verfolgung und Mord, die Weltbevölkerung für sich zu bekehren, sondern immer nur Teile derselben, und auch die nicht auf Dauer. Ein weiteres Problem liegt im Verhältnis von "Weltreligion" und Menschenrechten. Christentum und Islam enthalten, mehr oder weniger direkt, den Menschen das Recht auf freie Religionswahl vor.
In zahlreichen Kapiteln wird von Sandvoss die Problematik der Weltreligionen dargestellt. Von Priestern, Mönchen und Propheten ist die Rede, von Weltverbesserern aus Weltunkenntnis, vom Geschäft mit der Angst. Dabei zeigt sich u.a.: In ihren Welt- und Menschenbildern erweisen sich die Weltreligionen, die keinerlei überweltlichen Einfluss erkennen lassen, stark von ihren Stifterpersönlichkeiten abhängig. Zwar bestehen zwischen den asiatischen und den orientalischen oder abrahamitischen Religionen starke Unterschiede, insbesondere im Hinblick auf Schöpfung, Endzeit und Weltgericht, doch alle unterliegen, wie Staaten und Weltreiche auch, der Evolution und damit den Regeln des Aufstiegs und Niedergangs von Machtgebilden. Dabei wurzeln auch säkulare Ideologien wie Kommunismus und Kapitalismus stärker als gedacht im Christentum. Als Forderung stellt der Autor die These auf, dass reformunfähige Religionen (speziell Christentum und Islam) daran gehindert werden sollten, unlösbare Weltkonflikte zu entfesseln und die Menschheit in den Strudel ihres Niedergangs mitzureißen.
Zusammenfassend schreibt der Autor: "Schon einmal kam es Nichtchristen (Heiden) teuer zu stehen, dass sie sich in einen orientalischen Sektenstreit zwischen Juden und Christen hineinziehen ließen. Eine grausame Folge von Religionskriegen und mörderischen inneren Konflikten war die Folge. (...) Das Schlimmste, was den Europäern widerfahren kann, ist, dass sie sich ein zweites Mal in die Optionsfalle orientalischer Großsekten verwickeln lassen. Die Zukunft Europas liegt weder im Christentum noch im Islam, sondern in einer globalen, freiheitlichen und technischen Zivilisation."
Das Buch bietet einen aufschlussreichen Überblick über den Werdegang von Religionen und liefert neue Gesichtspunkte zum Verhältnis von säkularer Emanzipation und religiösen Bevormundungsideologien.

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Josef H. Reichholf - Warum wir siegen wollen - Der sportliche Ehrgeiz als Triebkraft in der Evolution des Menschen, Fischer 2009, 260 Seiten, Euro 10,20
Von allen uns nahe stehenden Tierarten treibt keine Sport um des Sports Willen. Nur Homo sapiens betreibt körperliche Betätigung im Wettbewerb mit Seinesgleichen nur um zu siegen, um Erster zu sein. Die Pose, mit der ein Gewinner die Arme hochreißt, sich gleichsam selbst größer macht als die anderen, ist weltweit verbreitet und mehr als nur eine kulturell erlernte Geste. Der Mensch ist, so der renommierte Evolutionsbiologe Josef Reichholf, seiner Art nach auf Sieg programmiert. Von den Vormenschen bis heute nimmt der Autor die Spur auf, woher es kommt, scheinbar zweckfrei die 100-Meter-Distanz immer schneller als die anderen zu laufen, und sei es auch nur zehntel oder hundertstel Sekunden rascher, nur um zu gewinnen. Dabei zeigt sich, dass der vorzeitliche Marathonläufer sich so einen Vorteil bei der Nahrungsbeschaffung sichern konnte, die Koordination dabei Vorstufen zum Mannschaftssport heute bildete.
Reichholf bietet interessante Einsichten in die Evolution des Menschen. Sicher ist der sportliche Ehrgeiz nur eine Triebfeder Evolution des Menschen, aber wie sportliche Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften zeigen, reichen solche Ereignisse tief in unseren emotionalen Haushalt hinein. Das Buch bietet reichlich Stoff zum Nachdenken.

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Ayaan Hirsi Ali - Adan und Eva - Eine Begegnung mit dem Islam, Piper 2009, 180 Seiten, Euro 15,40
Ayaan Hirsi Ali, geboren 1969 in Mogadischu (Somalia), gilt als eine der bekanntesten Islamkritikerinnen der Welt. Als ihr Vater sie zwangsverheiraten wollte, floh sie in die Niederlande. Später wurde sie holländische Staatsbürgerin, für drei Jahre saß sie als Abgeordnete im Parlament. International bekannt wurde sie 2004 nach dem Mord an Theo van Gogh. Dessen Mörder, ein fundamentalistischer Moslem, hatte am Tatort eine Todesdrohung gegen Ayaan Hirsi Ali zurückgelassen.
Das vorliegende Buch enthält u.a. die Erzählung "Adan und Eva". Adan entstammt einer muslimischen Familie, Eva einer jüdischen. Beide hegen zunächst die von ihren Elternhäusern mitgegebenen Vorurteile gegen die jeweils andere Religion. Trotzdem werden beide Freunde, auch wenn sie sich später wieder trennen müssen.
Neben dieser Erzählung, die zu gegenseitigem Verständnis beitragen soll und etwa zwei Drittel des Buches ausmacht, findet sich eine kurze Biographie zu Ayaan Hirsi Ali, die autobiographische Erzählung "Schwester Aziza und die Juden" (bereits enthalten in Aus meinem Leben der Autorin) und der Essay "Die Notwendigkeit der Selbstreflexion im Islam" (ebenfalls ein Auszug, und zwar aus Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen).
Abgesehen von Teilen des Anhangs ist das Buch kein analytisches. Die Erzählung bietet zahlreiche Zwischentöne und ist eher ein Beitrag zum Verständnis von anderen Kulturen als zu derem gegenseitigen Kampf ↓a Huntington.

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Franz M. Wuketits - Darwins Kosmos - Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt, Alibri 2009, 159 Seiten, kartoniert, Alibri-Verlag, Euro 14.40
Was lässt sich auf die "Sinnfrage" antworten, wenn der Lauf der Welt von Anpassungserfolg und Zufall bestimmt wird? Nach einer knappen Darstellung der Darwinschen Evolutionstheorie zeigt Franz Wuketits zunächst, dass der Evolution selbst kein Sinn innewohnt, dass sie nicht zielgerichtet verläuft. Trotzdem bedeutet das nicht, dass es in Darwins Kosmos unmöglich wäre, sich und seinem Leben einen Sinn zu geben.
Dies ist dann freilich kein "höherer Sinn", sondern ein selbstbestimmter. Wuketits plädiert dabei für einen moralischen Individualismus. Moralische Individualisten benötigen den Rückgriff auf eine "höhere Ordnung" nicht; sie sind sich selbst genug und möchten sich sein Leben nicht vermiesen lassen durch diejenigen, die sich auf eine solche Ordnung berufen und von ihr profitieren.

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Andreas Kilian - Egoismus, Macht und Strategien - Soziobiologie im Alltag, 212 Seiten, kartoniert, Alibri-Verlag, Euro 16.50
Heftig wird darüber gestritten, wie stark unser biologisches Erbe bis heute unser Verhalten beeinflusst. Andreas Kilian geht davon aus, dass es eine große Bedeutung hat, vertritt aber zugleich die Auffassung, dass wir ihm nicht "ausgeliefert" sind, sondern diesen Umstand reflektieren und entsprechend reagieren können.
Er ist überzeugt: eine vernünftige und menschenwürdige Zukunft wird es nicht geben, solange der Mensch nicht erkennen will, warum er sich so verhält, wie er es tut. Das Werk stellt archaische Verhaltensstrategien des Menschen im heutigen Alltag dar. Dabei zeigt sich: Was in der letzten Eiszeit unser Überleben sicherte, macht heute meist keinen Sinn mehr, sondern kann uns im Gegenteil sogar in eine globale Katastrophe führen. Es wird Zeit unser Verhalten, unsere Politik, unsere Wirtschaft und unsere Sozialordnung von Grund auf neu zu überdenken. Denn wir sind erst Menschen, wenn wir aufhören uns zu selektieren.

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Michael Schmidt-Salomon / Helge Nyncke - Susi Neunmalklug erklärt die Evolution - Ein Buch für kleine und große Besserwisser, 40 Seiten, durchgängig vierfarbig illustriert, gebunden, Alibri-Verlag, Euro 13.40
Hat uns der "liebe Gott" erschaffen oder sind wir ein zufälliges Ergebnis der Evolution? Keine Frage für Susi Neunmalklug. Denn Susi ist so schlau wie Superman stark ist und kann so gut denken, wie Spiderman klettern kann. Wie andere Superhelden versteckt auch Susi meist ihre Superkräfte. Nur manchmal, wenn sie etwas richtig Dummes hört, kann sie sich einfach nicht bremsen. So war es auch, als Herr Hempelmann eines Morgens das Klassenzimmer betrat und eine seltsame Geschichte von der Entstehung der Welt erzählte…

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Gerhard Czermak - Religion und Weltanschauung in Gesellschaft und Recht - Ein Lexikon für Praxis und Wissenschaft, 402 Seiten, gebunden, Alibri-Verlag, Euro 39.-
Religion hat im öffentlichen Leben eine erhebliche Bedeutung. Sie begegnet uns als religiös-weltanschauliches Moment in der Schule und anderen Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, in sozialen Institutionen, in der Arbeitswelt, bei der Kirchensteuer, in den Medien und vielen anderen Bereichen, vom Glockenlärm bis zur Friedhofshalle, vom Beamtenrecht über Bioethik bis zum Militär.
Das Lexikon beleuchtet die Rolle der Religion in der Gesellschaft und erläutert das komplexe Verhältnis des Staates zu den Religionsgemeinschaften in tatsächlicher und rechtlicher Sicht. In längeren, alphabetisch sortierten Artikeln werden einerseits Grundlageninformationen geboten, andererseits Themen behandelt, die teilweise kontrovers diskutiert werden. Die großen in Deutschland bestehenden Glaubensrichtungen und weltanschaulich-religiösen Organisationen finden eine detaillierte Beschreibung, ebenso zahlreiche kleinere Gruppierungen, deren Lehren und Praktiken in der öffentlichen Diskussion stehen. Insofern erfüllt das Lexikon eine doppelte Funktion: es ist Nachschlagewerk, das grundlegende Fakten und Zusammenhänge enthält, und zugleich Handbuch, das Interessierte auf den aktuellen Stand der jeweiligen Debatte bringt.

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Ayaan Hirsi Ali - Ich klage an - Plädoyer für die Befreiung der moslemischen Frauen - PIPER-Verlag, 4. Aufl., 213 Seiten, ISBN-10: 3492047939, ISBN-13: 9783492047937
Ob es das skandalöse Drehbuch zu "Submission" ist, ihre eigene Lebensgeschichte oder Ayaan Hirsi Alis Analyse des Islam: Die Texte ihres Buches brechen Tabus und verändern unseren Blick.
Und sie machen deutlich, warum Ayaan Hirsi Ali mitten in Europa nur unter Polizeischutz leben, reden und schreiben kann - aber auch, wie notwendig ihr Kampf für die unterdrückten islamischen Frauen ist.
Das Bild schockte die Welt: Der tote Filmregisseur Theo van Gogh, dem sein Mörder einen Drohbrief an die Brust geheftet hatte. Adressiert an Ayaan Hirsi Ali - eigentlich hätte sie sterben sollen. Sie weiß, daß ihr Kampf für die unterdrückten islamischen Frauen lebensgefährlich ist - aber sie wird, wie dieses Buch beweist, nicht aufgeben. Denn sie weiß, wovon sie redet: Der Zwangsheirat, die ihr Vater für sie arrangiert hatte, konnte sie sich nur durch Flucht entziehen. Der Bruch mit ihrer Familie, ihren Freunden, waren die unausweichliche Folge. Seitdem kämpft sie für ihre Schicksalgenossinnen: damit sie nicht mehr nur "Söhnefabriken" sind, daß sie studieren können, daß sie endlich selber bestimmen können, wie sie leben wollen. Nach dem Attentat ist Ayaan Hirsi Ali von den niederländischen Behörden außer Landes gebracht worden. In ihrem Versteck schrieb sie den letzten Beitrag zu diesem Buch: Der Kampf muß weitergehen. Deshalb kehrte sie jetzt zurück in die Öffentlichkeit. "Ich werde weitermachen und ich muß auf harte Schläge gefaßt sein. Momentan stürzen sich alle Medien auf mich: eine schwarze Frau, die den Islam kritisiert. Aber der Tag wird kommen, wo es wieder Raum gibt für die Sache, um die es geht: die Abhängigkeit der muslimischen Frauen und die Tatsache, daß die Integration hauptsächlich wegen der frauenfeindlichen Kultur und Religion des Islam gescheitert ist."

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Norbert G. Pressburg - Good Bye Mohammed: Wie der Islam wirklich entstand - 168 Seiten, Book on Demand, ISBN: 978-3-8391-9203-0 , Euro 14,80
Von Kritikern wird dieses Buch zwiespältig beurteilt, eine positive Stimme: Wie wir also alle "wissen", hat ein arabischer Prophet Namens Mohammed um das Jahr 600 den Koran verkündet, den Islam gegründet und diese Religion in kürzester Zeit über die halbe damalige Welt verbreitet. Der Autor von "Good Bye Mohammed" ist nun völlig anderer Ansicht. Er beschreibt die Entstehung des Islam als jahrhundertelangen Prozess, als Entwicklung eines streng monophysitischen Christentums bis zur eigenen Religion, wobei man keinen scharfen Schnitt machen könne zwischen "noch Christentum" und "schon Islam". Mekka und selbst der Prophet seien Produkte einer späteren Legendenbildung: "Good Bye Mohammed".

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Bassam Tibi - Die islamische Herausforderung - Religion und Politik im Europa des 21. Jahrhunderts, 182 S., ISBN 978-3-89678-613-5
Nach dem 11. September haben viele Europäer geglaubt, die Anschläge richteten sich gegen die Globalisierung und gegen die USA und seien im Wesentlichen eine Quittung für die Politik Ariel Scharons und George W. Bushs. Von einer islamischen Herausforderung Europas wollte kaum jemand sprechen. Inzwischen hat sich dies grundlegend geändert - alle reden plötzlich vom Islam und Europa. Die Bedeutung des damit verbundenen Konflikts wird jedoch häufig verkannt.
Der Islamexperte Bassam Tibi zeigt, dass dem Islam als Religion ein global vernetzter Islamismus als politische Bewegung gegenüber steht, die zunehmend an Macht und Einfluss gewinnt. Vor diesem Hintergrund fordert der Autor einen Euro-Islam auf der Grundlage einer europäischen Leitkultur, die für alle in Europa lebenden Muslime bindend sein soll: Dazu gehören die strikte Trennung von Religion und Politik, die Bejahung der säkularen Demokratie sowie die Anerkennung der individuellen Menschenrechte.

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Uwe Lehnert - Warum ich kein Christ sein will - Mein Weg vom christlichen Glauben zu einer naturalistisch-humanistischen Weltanschauung - 389 Seiten, Teia Lehrbuch Verlag; 3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2009
Ein Buch für alle, die sich mit Religionen auseinandersetzen wollen. Sehr überzeugend, weil der Autor aus ehemaliger christlicher Indoktrination kommend, intellektuell redlich argumentiert. Die Argumentation bewegt sich auf hohem didaktischen Niveau und analysiert das Christentum stellvertretend für alle transzendenten Religionen. Neben der Darstellung des modernen Weltbildes der Naturwissenschaften wird auch ein ganzes Kapitel der gegenwärtig brisantesten Frage der Willensfreiheit gewidmet. Konsequent werden die tiefgehenden Probleme zu Schuld und Sühne und die strafrechtlichen Auswirkungen diskutiert. Wenn Willensfreiheit eine Illusion ist, tut sich eine neue Sicht auf das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und dem Anderen auf. Als Folge aus seinen Erkenntnissen, beschreibt der Autor ein naturalistisch-humanistisches Welt- und Menschenbild. Dieses Buch ist hervorragend geeignet, als Lehrmaterial in Schulen zu dienen. Es tritt der verstärkten Tendenz der Kirchen entgegen, verlorene Positionen in der Gesellschaft durch vom Staat weitgehend finanzierte konfessionelle Schulen zurück zu gewinnen. Es stellt einen weiteren Baustein zu einer säkularen Verfassung der Gesellschaft und einer längst fälligen wirklichen Trennung von Staat und Kirche dar.

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Siegfried Vollmann - Ohne Gott geht's besser: Atheismus und Humanismus sind die bessere Alternative - 172 Seiten, Verlag: Novum Publishing
Das Buch ist leicht zu lesen, weil es ein eigentlich komplexes Thema ausführlich aber nicht ausschweifend und damit letztendlich kurz aber nicht zu kurz darstellt. Im Gegensatz zu anderen Büchern, die das Thema Atheismus oft auf bestimmte Religionen fokussieren und dabei letztendlich sehr theoretisch und historisch vorgehen, steht dieses Buch in einem direkten Bezug zum realen Leben.
Hervorzuheben ist noch das Kapitel mit dem Selbstcheck über das eigene Bild verschiedener Religionsaspekte (Gottesbild, Schöpfung etc.), das es einem erleichtert, auch sich selbst irgendwo zwischen Gläubigem, Agnostiker und Atheist zurechtzufinden und einzustufen.

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Peter Henkel - Ach, der Himmel ist leer: Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben - 175 Seiten, Verlag: Frieling & Huffmann Gmbh; 3. Auflage 2009
Lauter gute Gründe gegen Gott und Glauben" hat der Journalist und Autor Peter Henkel in seinem ebenso unterhaltenden wie anspruchsvollen Buch "Ach, der Himmel ist leer" zusammen getragen. Die Streitschrift kann für Atheisten, Gläubige und Schwankende als informativer Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Existenz Gottes gelesen werden. Denn sie versteht sich nicht als neue Kirchenkritik, sondern als Auseinandersetzung mit dem Kernthema des christlichen Glaubens.

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Marcus Wegner - Exorzismus heute: Der Teufel spricht deutsch, Gütersloher Verlagshaus 2009, 320 Seiten
Teufelsaustreibungen wie im Mittelalter - Berichte eines Augenzeugen - Die Wahrheit über ein verheimlichtes Phänomen: Es passiert fast jeden Tag in Deutschland: Menschen, die sich verwünscht, verflucht oder besessen fühlen, lassen sich von Exorzisten den Teufel oder andere böse Geister austreiben. Der spektakuläre Tod der Studentin Anneliese Michel im Jahr 1976 war eben nicht der Schlusspunkt einer finsteren, mittelalterlichen Praxis - in aller Verschwiegenheit und hinter verschlossenen Türen treiben auch heute noch verblüffend häufig in der katholischen Kirche, aber auch in evangelischen Freikirchen und Sekten, hunderte Exorzisten ein gefährliches Spiel.
Marcus Wegners Recherchen haben ihn in eine unheimliche, verborgene Welt mitten im aufgeklärten Deutschland sehen lassen. Anhand zahlreicher Fallbeispiele zeigt er hier die unglaubliche Wirklichkeit des Exorzismus im 21. Jahrhundert.

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Gerhard Feldbauer - Der Heilige Vater Benedikt XVI.: Ein Papst und seine Tradition - Papyrossa-Verlag 2010, Neue Kleine Bibliothek 141, 209 Seiten, EUR 15,40, ISBN 978-3-89438-415-9
Das Urteil gegen Galileo Galilei, heißt es aus der Umgebung des Papstes, sei "in Ordnung" gewesen und die "Heilige Inquisition" eine "rationelle Veranstaltung". Aber auch Benedikt XVI., alias Joseph Alois Ratzinger, selbst positioniert sich eindeutig: Von der Seligsprechung geistlicher Anhänger des faschistischen Putsches in Spanien über seine Ausfälle gegen Protestanten und Moslems oder seine Unterstützung für Berlusconi bis zur Rehabilitierung der Piusbrüder mit ihren zweideutigen Verlautbarungen etwa zum Holocaust. Flexibel in der Form, bisweilen leutselig im Ton, knüpft er an eine altbewährte Tradition der Kurie an. In Deutschland mag dafür das Konkordat von 1933 mit Hitler stehen, in Italien die Allianz mit Mussolini. Oder die Verstrickung von Opus Dei in das Mordkomplott gegen Aldo Moro. Das Buch bietet einen Einblick in diese politischen und historischen Zusammenhänge und macht deutlich, dass Benedikt XVI. eine geistige Gegenoffensive fortsetzt, die auf ein Rollback gegen die Aufklärung und die irdische Emanzipation des Menschen abstellt.

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Christine Schirrmacher und Ursula Spuler-Stegemann - Frauen und die Scharia: Die Menschenrechte im Islam Taschenbuch: 320 Seiten, Goldmann Verlag
Mit dem vorliegenden Buch geben die beiden renomierten Wissenschaftlerinnen Schirrmacher und Spuler-Stegemann einen fundierten Einblick in die Schari'a. Die eben entgegen einer weit verbreiteten Ansicht kein kodifiziertes Rechtsbuch darstellt, sondern sich aus den islamischen Quellen Qur'an (Koran) und die als Ergänzung dazu anzusehende Sunna (die Aussagen und Berichte über Handlungsweisen und stillschweigenden Billigungen des Propheten, die man in so genannte "Hadtih-Sammlungen" zusammengefasst hat)speist. Dazu kommen die Auslegungen islamischer Gelehrter.
Trotzdem regelt die Schari'a sowohl die religiösen Aspekte zwischen Muslim und Allah (Ibadat), als auch die rechtlichen Beziehungen und moralischen Vorschriften (Muamalat), womit die Schari'a einen umfassenden Regulator aller Lebensbereiche darstellt.
Es zeigt sich beim Studium des Buches das Hauptproblem der Frage, ob der Islam eine Form annehmen kann, die mit der westlichen Werteordnung komptaibel ist. Denn die Verse und Suren des Koran sind interpretationsfähig. Diese Interpretation wird aber kaum genutzt, so dass heute eine traditionalistische bis fundamentalistische Auslegung für die Majorität der Muslime gilt.
Insgesamt eine zu empfehlende Einführung, die trotz der Kürze die wichtigsten Aspekte der Schari'a anspricht.

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Henryk M. Broder - Kritik der reinen Toleranz - 224 Seiten, Pantheon Verlag
Angeblich bemitleidenswürdige Messerstecher, nachsichtige Richter, dialogführende Psychologen, drohende und mordende gegenwärtige Staatschefs, von der medialen Vordenker-Elite liebevoll mit Aufmerksamkeit bedacht und mit Lob, Ehre und Ruhm zugeschüttet: Damit lohnt sich allemal eine literarische Auseinandersetzung. Toleranz ist das Leitwort schlechthin; hier die verletzten und gekränkten Gläubigen, die gar nicht anders können als Botschaften abzufackeln, um ihre Ehre zu retten, dort die kleinlauten und ewig bussfertigen Relativisten des Abendlandes, die den Dialog der Kulturen als therapeutisches Selbstgespräch inszenieren und dabei die orientalischen Einwanderer als neues Proletariat entdeckt haben, die nun ihr volles Engagement erfordern. Organisiertes Beleidigtsein, verbunden mit Drohungen und vor allem die Angst vor ihrer hemmungslosen Kraft erweist sich als todsicheres Rezept für Verständnis und Unterwürfigkeit. Darin offenbart sich ein Geisteszustand des Westens, der sich immer weiter islamischen Interessen beugt. Während einst die Mord-Fatwa gegen Rushdie noch Empörung auslöste, so steht heute angeblich rassistische Islamskepsis im Fokus jener, die ihre Wunschphantasien der harten Realität vorziehen.
Broder behandelt diese Damen und Herren nur am Rande. Scheinheiligkeit ist schliesslich kein (christliches) Kirchenmonopol. Die Welt, in der uns das Kaffeekränzchen mit Terroristen und das mahnende Erheben des Zeigefingers für jugendliche Schläger als Lösung aller Gewaltprobleme empfohlen werden, unterzieht er schärfster Analyse über all jene, die immer noch meinen und gerne glauben, der politische Islam sei ein Friedensengel. Er schätzt deutliche Worte und harte Polemik, wenn er austeilt, vornehmlich gegen Radikale aller Art, selbstgefällige Gutmenschen, Kerzenhalter und Appeaser. Broder bleibt in diesem gehobenen politischen Kabarett in Buchform in jedem Fall der argumentative Sieger. Humorvoll und trotzdem hoch politisch führt er den Leser in die Abgründe der naiven und von unterschwelligen Drohungen genötigten Seelen, die ihr Entgegenkommen als menschenfreundlich empfinden, angereichert mit viel beissendem Spott und spitzfindigen Vokabular. Man könnte auch mal darüber nachdenken, ob man die Polizei nicht abschaffen sollte, um die Kriminalität effektiver zu bekämpfen" zieht Broder als Fazit.

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Henryk M. Broder - Hurra, wir kapitulieren!: Von der Lust am Einknicken - 176 Seiten, Pantheon-Verlag
Henryk M. Broder, einer der unterhaltsamsten und scharfsinnigsten Köpfe in Deutschland, analysiert in seinem neuesten Essay die gegenwärtige Appeasement-Politik Europas gegenüber einem aggressiven Islamismus, der unsere zerbrechlichen Freiheiten gefährdet. Sein aufrüttelndes Buch ist erhellend, ironisch - und ein leidenschaftliches Plädoyer, unsere freien Gesellschaften unter allen Umständen zu verteidigen.
In den Niederlanden wurde im Namen Allahs ein Filmregisseur ermordet, Muslime zündeten dänische Botschaften an, um gegen die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen zu "protestieren". Die Schweizer Firma Nestl￳chaltete daraufhin Anzeigen in arabischen Zeitungen, in denen sie versicherte, sie werde künftig keine Produkte aus Dänemark mehr verwenden. Europa sucht sein Heil im Appeasement, in der vorauseilenden Selbstaufgabe. Henryk M. Broder widmet sich in seiner neuen Streitschrift der europäischen Reaktion auf die Herausforderungen des Islamismus und gelangt dabei zu einer alarmierenden Einsicht: Wie die Erfüllungspolitik gegenüber Hitler die aggressive Haltung der Nazis nur befördert hat, so laufen die Europäer mit ihrer Beschwichtigungshaltung heute Gefahr, die Transformation Europas in einen islamischen Kontinent zu beschleunigen.

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Michael Schmidt-Salomon - Stollbergs Inferno, Roman, Alibri-Verlag, 240 Seiten, kartoniert, Euro 16.50
Der Religionskritiker Jan Stollberg stirbt während einer Vorlesung und findet sich, zu seinem maßlosen Erstaunen und Entsetzen, in der christlichen Vorhölle wieder, die tatsächlich so aussieht, wie die katholische Kirche es seit Jahrhunderten predigt. Wie er sind dort alle Philosophen gefangen, die aufklärerisches Gedankengut vertreten haben, von Immanuel Kant bis Friedrich Nietzsche, von Karl Marx bis Albert Camus. Der unmittelbar bevorstehende Abtransport Ludwig Feuerbachs zur "Himmlischen Rampe" wird für die gepeinigten Gefangenen zum Anlaß, die höllischen Zustände nicht länger nur zu interpretieren, sondern sie zu verändern — sie planen den Aufstand gegen die Diktatur Gottes...
Stollbergs Inferno ist ein spannender philosophischer Roman, der den Lesern in den Dialogen der gefangenen Philosophen die Erkenntnisse der großen Denker der Menschheit auf unterhaltsame, aber nie verniedlichende Weise näher bringt. Als kritisches Update zu Dantes Göttlicher Komödie gibt der Roman einen rasanten Überblick über 500 Jahre Kulturgeschichte. In gewisser Weise kann das Buch als "Sophies Welt für Erwachsene" gelesen werden — nicht nur wegen Stolbergs amouröser Abenteuer in der "Vorhölle der Unkeuschen", sondern vor allem, weil es um die "letzten Fragen" geht, um den Kampf mit dem Absurden, den letztlich wohl vergeblichen Versuch, der endlichen menschlichen Existenz dauerhaften Sinn zu verleihen.

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Esther Vilar - Die Schrecken des Paradieses - Wie lebenswert wäre das ewige Leben? Nachwort von Michael Schmidt-Salomon, Alibri-Verlag, überarbeitete Neuauflage, 139 Seiten, kartoniert, Euro 13.50
Die Unausweichlichkeit des Todes hat die Menschen seit je umgetrieben und nach Antworten suchen lassen auf die Frage, was denn nach dem Leben komme. Selbst im "aufgeklärten" abendländischen Kulturkreis flüchtet sich ein beachtlicher Teil der Bevölkerung in Vorstellungen von Jenseits, Paradies und ewigem Leben. Um die Eintrittskarte dorthin sicher lösen zu können (ob durch die Vergebung ihrer Sünden oder die Verbesserung ihres Karmas), investieren sie einiges ihrer knappen Lebenszeit.
Eine Verschwendung, meint Esther Vilar. Denn wie wäre es eigentlich, wenn es das Paradies im Jenseits wirklich gäbe? Welches Bild von den himmlischen Welten dürfen wir uns machen? Fragt Esther Vilar und führt uns durch den Himmel, erläutert das Sexualverhalten der Engel, verrät Rezepte aus der paradiesischen Küche, analysiert die jenseitige Medienlandschaft...
Aber selbst wenn "dort oben" die beste aller denkbaren Welten existierte – macht es Spaß auf einer Party, die niemals endet, zu tanzen? Oder liegt das Geheimnis der Freude in ihrer zeitlichen Begrenzung? Für Esther Vilar ist der Fall klar: Die Versicherung der Religionen gegen die Angst vor dem Abschied verstellt uns letztlich den Blick für die Herrlichkeiten des Hierseins. Und es lohnt nicht, das Abkommen "Gehorsam auf Erden gegen Weiterleben im Himmel" zu unterschreiben.

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Ein Dauerseller
Johann Most - Die Gottespest und andere religionskritische Schriften
IBDK,
104 Seiten, kartoniert, Euro 10.30-
Zensiert, verboten, beschlagnahmt; und doch nicht totzukriegen: Die Gottespest ist bis heute der Klassiker der anarchistischen Religionskritik. Beißender Spott, Treffsicherheit und Kompromißlosigkeit zeichnen das Werk des vormaligen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und späteren Herausgebers der Freiheit aus. Anhand der vorliegenden Texte läßt sich zudem erkennen, wie Most seinen zunächst historischen Ansatz radikalisierte und zunehmend die Funktion von Religion und Kirche kritisierte.

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Noch ein Dauerseller:
Friedrich Nietzsche - Der Antichrist - Versuch einer Kritik des Christentums
Insel Verlag, 126 Seiten, kartoniert, Euro 6,80
Den "Einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit" nennt Nietzsche das Christentum in seiner Polemik. Seine Kritik erfolgt von einem vitalistischen Standpunkt aus, er wirft der jüdisch-christlichen Religionstradition die "Entnatürlichung" des Leben vor. Der in seinem letzten Schaffensjahr (1888) entstandene Text zeigt die Brillanz aber auch die Grenzen der Auseinandersetzung dieses - keineswegs durchgängig aufgeklärten Aufklärers- (Hermann Josef Schmidt) mit der europäischen Dominanzreligion. So richtig Nietzsche beschreibt, wie das Christentum die Menschen jahrhundertelang daran gehindert hat, die Realität der Welt wahrzunehmen, so menschenverachtend mutet seine Denunziation von Gleichheit und Solidarität als "racunes aller Niedriggesinnten" an.

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Mina Ahadi - Ich habe abgeschworen - Warum ich für die Freiheit und gegen den Islam kämpfe - Heyne, 2008 271 Seiten
"Ich habe abgeschworen" war der Slogan, mit dem der Zentralrat der Ex-Muslime seine erste, sehr erfolgreiche Pressekampagne startete. Mina Ahadi nimmt diesen ersten Versuch, säkular eingestellt Einwanderer aus muslimischen Ländern zu organisieren, zum Ausgangspunkt ihrer politischen Autobiographie, die sie zusammen mit der Journalistin Sina Vogt verfaßt hat. Sie schildert die Vorgeschichte des Zentralrates, formuliert seine Ziele, freut sich über die große mediale Beachtung, die er gleich nach seiner Gründung im Februar 2007 fand (und verschweigt dezent die Probleme im organisatorischen Bereich). Dann geht sie zurück in die Vergangenheit, nach Teheran, und erzählt, wie es dazu gekommen ist, daß sie heute in Deutschland lebt und für die Freiheit & gegen den Islam kämpft. Sie berichtet von ihrer Jugend und ihrer Abkehr vom Glauben, von der Revolution gegen das Schah-Regime und dem Sieg der islamistischen Kräfte im Iran, von ihrem Kampf im Untergrund und ihrem Engagement für die Arbeiterkommunistische Partei, schließlich von ihrer Flucht nach Wien und neuen politischen Aktivitäten, die bis heute ihr Leben prägen.
Interessant ist das Buch nicht zuletzt, weil es zwei Perspektiven vereint: zunächst eine religionskritische, die sich aus der Erfahrung speist, was es heißt, in einem "Gottesstaat" in der Opposition zu sein. Dabei beobachtet Mina Ahadi nicht nur die in Deutschland aktiven islamischen Vereinigungen (und zeigt, welche tatsächlichen Positionen sich hinter einer auf FDGO getrimmten Rheorik stecken). Sie kritisiert auch die grundsätzliche Privilegierung von Religionsgemeinschaften in Deutschland und insbesondere die Strategie der beiden großen Kirchen, die Ausweitung der Sonderrechte auf den Islam zu unterstützen, um die eigenen dadurch abzusichern. Daneben hat das Buch aber auch eine "migrantische" Perspektive, die verdeutlicht, wie westliche (in diesem Falle österreichische) Bürokraten mit Menschen umgehen, die vor einem Regime geflohen sind, das sämtliche Rechte, die sich der sog. freie Westen gerne auf die Fahnen schreibt, mit Füßen tritt. Da zeigt sich, daß kleine Episoden aus dem Privatleben politische Bedeutung haben: als ihr erstes Kind in Wien geboren wird, muß sich Mina Ahadi im Krankenhaus anhören, daß ihre Tochter den Nachnamen ihres Vaters tragen müsse - weil nach islamischem Recht der Mann das Oberhaupt der Familie sei und die Kinder folglich nach ihm benannt werden müßten, da die iranischen Gesetze auch für sie als Exil-Iranerin Gültigkeit hätten. Nicht nur an dieser Stelle verdeutlicht die Biographie Mina Ahadis schlaglichtartig, daß Integration nicht über die Berücksichtigung vermeintlich durch die Religion vorgeschriebener gesellschaftlicher Regeln erreicht werden kann, sondern nur durch die Gewährung von Selbstbestimmung für jedes einzelne Individuum.
Hier stehen bei Mina Ahadi die Rechte der Frauen im Vordergrund; "erst wenn die letzte Frau frei ist, sind die Menschen frei" heißt bezeichnenderweise ein Kapitel in ihrem Buch. Ihr Einsatz im Komitee gegen Steinigung hat sie weltweit bekannt gemacht und ihr einige ihrer emotional bewegendsten Erfolge eingebracht. Schließlich treffen sich in dieser Frage atheistisches und feministisches Engagement: "Selbst zu denken, zu entscheiden und zu handeln als soziales Wesen mit Verantwortung ist oft schwerer, als die Verantwortung abzugeben und von anderen diktierten Regeln zu folgen, deren Befolgung auch noch als Belohnung das ewige Paradies verheißt. Meine Belohnung sind die Befreiung von Nazanin Fatehi, das eigenständige Denken meiner Töchter, der Zuspruch einer Zuhörerin nach einem Vortrag. Dies gibt mir die Kraft, meinen Kampf für die Freiheit jeden Tag neu aufzunehmen."

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Karlheinz Deschner - "Mit Gott und den Faschisten" - Zwölf Fernseh-Essays zur Politik der Päpste im 20. Jahrhundert, KAOS Kunst- und Video-Archiv, 2005
ca. 110 Min., Video-DVD,
In zwölf knapp zehnminütigen Fernseh-Essays beweist Karlheinz Deschner, daß die "Stellvertreter Gottes" im Vatikan - von Leo XIII. bis Pius XII. - wesentlich zur Herrschaft des Faschismus in Italien, Deutschland, Spanien und Jugoslawien nud damit zu den politischen Katastrophen und zum Völkermord im 20. Jahrhundert beigetragen haben. Auch der deutsche Episkopat und die deutsche Geistlichkeit waren in ihrer großen Mehrheit, damit einverstanden, daß die Nazis Liberale, Sozialdemokraten und Kommunisten verfolgten. Es zeigt sich, daß so mancher, der heute als Widerstandskämpfer gehandelt wird, wie die Kardinäle Faulhaber oder von Galen, keineswegs immer und entschieden gegen die Faschisten eintraten. Und der Kölner Oberbürgermeister und Zentrumsabgeordnete Konrad Adenauer beglückwünschte dereinst einen gewissen Benito Mussolini, sein Name werde "in goldenen Buchstaben in die Geschichte der katholischen Kirche eingetragen werden".
Wer Deschners Darstellung der klerikal-faschistischen Kooperationen mit Quellenangaben versehen nachlesen möchte, kann dies im Band Die Politik der Päpste im 20. Jahrhundert.

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Bill Maher - Religulous - DVD
Organisierte Religion ist dem Standup-Comedian Bill Maher von Kindesbeinen an ein Dorn im Auge: Wenn die Menschheit sich nicht von Religion abwendet, so seine These, die er mit vielen Beispielen unterfüttert, ist sie zum Untergang verdammt. So bereist Maher todesmutig die USA, macht Abstecher nach Holland und die Wiege des christlichen Glaubens, um im Gespräch mit Frömmlern, religiösen Spinnern und vernünftigen Gläubigen herauszufinden, warum das Christentum und der Islam so eine große Anziehungskraft ausüben.

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Michael Schmidt-Salomon - Jenseits von Gut und Böse
Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind.
Moral steht in der aktuellen Wertedebatte wieder hoch im Kurs, und mit unseren Urteilen sind wir meist schnell bei der Hand. Doch setzen wir vielleicht auf das falsche Pferd? Michael Schmidt-Salomon, streitbarer Kämpfer gegen den (Un)-Geist unserer Zeit, entlarvt den freien Willen und die religiös verankerte Aufteilung in Gut und Böse als Illusionen. Aber was bedeutet es, Ernst zu machen mit dem Abschied von der Willensfreiheit? Und was heißt es tatsächlich, die Kategorien Gut und Böse hinter sich zu lassen? Der Autor zeigt nicht nur die fatalen Konsequenzen moralistischer Weltdeutungen auf, sondern vor allem, wie es uns in ihrer Überwindung gelingen kann, eine säkulare und menschenfreundliche Ethik zu entwickeln - mit erstaunlichen lebenspraktischen und gesellschaftlichen Folgen.

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Wolfgang Klosterhalfen - Reimbibel
Die Schreckliche Schrift in Reimen und Versen
Von der Schöpfungsgeschichte bis zur Offenbarung des Johannes wird die Bibel abwechslungsreich in Form von Balladen, kleinen Gedichten, rhythmischen Versen und Zweizeilern präsentiert und gelegentlich kritisch kommentiert.
Klosterhalfens Reimbibel legt man so schnell nicht aus der Hand. Sie ist leichter und vergnüglicher zu lesen als das "Original", zeigt aber auch, dass die Heilige Schrift über weite Strecken eine Gewalt verherrlichende, schreckliche Schrift ist. Man ist erstaunt über die Menge und Scheußlichkeit göttlicher Drohungen und Gräueltaten sowie über die zahlreichen Widersprüche und Absurditäten dieser alten Quelle abendländischen Aberglaubens.

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Gabor Laczko - Die Audienz
Auch bei Gabor Laczko hat der amtierende Heilige Vater ein Geheimnis – nämlich eine Tochter, von der niemand weiß und wissen soll. Sie selbst erfährt erst als Erwachsene von ihrer Herkunft und will sie spektakulär – vor laufenden Kameras - bekannt geben, bei einer Papstaudienz. Die Helfer ihres leiblichen Vaters ahnen etwas von dem Verschwörungsplan und schrecken selbst vor drastischen Mitteln nicht zurück, um ihn zu vereiteln. Die spannende Krimihandlung ist das Vehikel für eine radikale Religionskritik. Überraschende Salti in Neuerzählungen der Geschichten vom Jüngsten Gericht, der Sintflut, der Unbefleckten Empfängnis, dem Turmbau zu Babel und der Erbsünde verraten, dass der Autor sein theoretisches Rüstzeug nebst Theologiestudium bei Darwin, Feuerbach und Freud gefunden hat. Immer wieder geht es um eine Welt voller Gewalt und um die Verzweiflung an einem Gott, der davon weiß. "....spannend, witzig und sehr unterhaltend" (Jahim Aksirab, Zürich)

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Ronald Weinberger - Die Astronomie und der liebe Gott
Frevelhafte Gedanken eines "typischen" Naturwissenschaftlers
Die Menschheit ist ein Zufallsprodukt komplexer, im Grunde kosmischer, Prozesse. Die Naturwissenschaft Astronomie handelt nicht zuletzt vom Ursprung und Werden des Seins, demnach von eben diesen Prozessen. Für deren Verständnis ist die Annahme eines (Schöpfer)gottes weder nötig noch sinnvoll. So nimmt es nicht wunder, dass Astronomen bei jenen anzuecken pfleg(t)en, die im Brustton der religiösen Überzeugung die Existenz von Gott oder Allah behaupten. Der Autor nimmt sich, auf lockere und bisweilen spöttische, jedoch stets sachliche Weise nicht nur des religiösen Glaubens an, sondern behandelt auch die fantastischen Vorgänge im All, hinterfragt Wissen und Glaube samt deren spannungsgeladenem Verhältnis und teilt zudem Seitenhiebe auf Unsachliches und damit Bekrittelnswertes anderen Zuschnitts aus. Als roter Faden zieht sich durch das Buch das Streben (die Sucht?) nach Objektivität. Ronald Weinberger ist Professor am Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck.

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Daniel C. Dennett - Den Bann brechen - Religion als natürliches Phänomen, Insel Verlag 2008, 531 Seiten, Euro 50,40
Religion ist, wie jedes andere menschliche oder nichtmenschliche Phänomen, den Naturgesetzen unterworfen und somit auch naturwissenschaftlich erforschbar. So lautet Daniel Dennetts These. In seiner Untersuchung konzentriert er sich vor allem auf die Gründe und Bedingungen für die Entstehung der Religion, ihre verschiedenen Erscheinungsformen und Ausprägungen sowie auf die Mannigfaltigkeit ihrer Inhalte. Um Handlungsstrategien im Umgang mit religiösen Auswüchsen aller Art entwickeln zu können, muß man zunächst ihre Grundlagen verstehen. Warum hat die menschliche Evolution ein so kostspieliges Phänomen hervorgebracht und am Leben gehalten? Wem nützt die Religion? Ist es wahrscheinlich, daß Religiosität genetisch bedingt ist? Oder sind es eher religiöse »Meme«, die sich erfolgreicher vermehrt haben als ihre Konkurrenten?
Bei dem Versuch, aus Glauben Wissen zu machen, sind einige Hindernisse zu überwinden. So ist die Erforschung für heilig gehaltener Phänomene häufig mit einem Tabu belegt, einem »Bann«, den es zu brechen gilt, auch auf die Gefahr hin, den erforschten Gegenstand damit eventuell zu beschädigen. Die Religion kann, ebenso wie die Politik, die Philosophie oder andere Kulturphänomene, ihre Legitimität nur behaupten, wenn sie sich der wissenschaftlichen Analyse stellt.

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Sam Harris - Das Ende des Glaubens - Religion, Terror und das Licht der Vernunft - Edition Spuren 2007, 342 Seiten, Euro 22,60
Seit Krieg wieder heilig ist und betende Politiker zu Kreuzzügen aufrufen, wird allenorten von einem Wiedererstarken der Religion gesprochen. Sam Harris betrachtet den Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt mit nüchternen Augen. Frei von der weit verbreiteten theistischen Betriebsblindheit untersucht er die Hintergründe des islamistischen Terrors und fordert ein Ende des Glaubens. Hier spricht einer aus, was viele kaum mehr zu denken wagen, endlich ein Autor, der zu unterscheiden weiss zwischen Religion und Spiritualität. Ein Weckruf in glaubensverdunkelte

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Colin Goldner - Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs - Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage, Alibri Verlag 2008 - 733 Seiten, Euro 35,.
Weltweit darf der Dalai Lama zu fast jedem Thema in Mikrophone plappern: ob Menschenrechte oder Abrüstung oder Ökologie. Wer die beflissene Ehrerbietung, die dem "Gottkönig" allerseits entgegengebracht wird, schon immer genervt zur Kenntnis genommen hat, sollte sich das neue Buch von Colin Goldner besorgen. Denn Goldner schreibt eine politische Biographie des Dalai Lama, die gegen den Strich gebürstet ist. Das Buch folgt zum einen den Lebensstationen jenes Mannes, der als kleines Kind als "Reinkarnation" Dalai Lamas "erkannt" und im Kloster auf sein Amt vorbereitet wurde. Es beschreibt den Einmarsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee (der für Tibet, aller westlichen Propaganda zum Trotz, auch einen beachtlichen Modernisierungsschub, zum Beispiel im Bildungs- und im Gesundheitswesen, brachte) und die Flucht des Dalai Lama nach Indien. Und es schildert, wie aus einer Schachfigur im Kalten Krieg ein Friedensnobelpreisträger und Medienstar wird. Noch aufschlussreicher sind die "Exkurse", die sich systematisch mit einzelnen Fragen der tibetischen Geschichte sowie der besonderen Variante des tibetischen Buddhismus befassen. Vor allem, was die Lebensverhältnisse im Alten Tibet angeht, fördert Goldner erschütternde Informationen zutage; auch das Bild des friedfertigen, weisheitsorientierten Buddhismus erhält einige schwere Kratzer, denn durch die Geschichte des Lamaismus zieht sich eine Blutspur, die Dämonologie kann es locker mit der katholischen aufnehmen und die Rolle der Frau lässt sich nur als erniedrigend beschreiben. Ganze Abschnitte seiner Arbeit widmet Goldner, der selbst mehrfach in Tibet und in Dharamsala war, der Menschenrechtsfrage. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass in Tibet diesbezüglich zwar "chinesische Verhältnisse" herrschen, dass die Berichte der Pro-Tibet-Aktivisten jedoch maßlos übertrieben sind. Vor allem Behauptungen, die Militärdiktatur betreibe einen "kulturellen Völkermord" reine Propaganda, haben rund 40 Jahre nach der Kulturrevolution keinerlei sachliche Grundlage mehr. Bis in die jüngste Vergangenheit weist er den manipulativen Einsatz vor allem von Bildern (z.B. durch die Wahl des Ausschnitts oder falsche Bildunterschriften) nach. Insgesamt ist Goldners Buch derzeit einzigartig – was die kritische Perspektive angeht und was die Informationsfülle betrifft.

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Gerald Steinacher - Nazis auf der Flucht - Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen, Fischer Taschenbuch 2010, 384 Seiten, Euro 15,40
Zahlreiche NS-Kriegsverbrecher, unter ihnen Josef Mengele, Adolf Eichmann und Erich Priebke, entzogen sich der drohenden Strafverfolgung nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes durch Flucht nach Übersee. Als Fluchthelfer dienten vor allem internationale Organisationen wie das Rote Kreuz, das vielen ehemaligen Nationalsozialisten neue Identitäten beschaffte. Auch der Vatikan spielte eine entscheidende Rolle bei der Flucht von Kriegsverbrechern nach Südamerika oder in arabische Staaten. Präzise zeichnet Gerald Steinacher die Fluchtwege von NS-Tätern nach, insbesondere die von den US-amerikanischen Geheimdiensten als "Rattenlinie" bezeichnete Fluchtroute über Südtirol nach Rom oder Genua und von dort weiter nach Übersee. Er hinterfragt die Beteiligung der katholischen, aber auch der evangelischen Kirche sowie humanitärer Organisationen und beschreibt die vielfältigen Beziehungsgeflechte, auf die ehemalige Nationalsozialisten auf ihrer Flucht zurückgreifen konnten. Der Band trägt so entscheidend dazu bei, eines der dunklen Kapitel der europäischen Nachkriegsgeschichte zu beleuchten. Der Autor: Univ.-Doz. Dr. Gerald Steinacher ist Zeithistoriker und Archivar am Südtiroler Landesarchiv in Bozen, Mitglied mehrerer Historikerkommissionen in Deutschland und Italien sowie Lehrbeauftragter an den Universitäten Innsbruck und München. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Aufsätze zur Zeitgeschichte Südtirols und zur Geschichte der Geheimdienste veröffentlicht.

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Karlheinz Deschner - Kriminalgeschichte des Christentums Band 9
Mitte des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts. Vom Völkermord in der Neuen Welt bis zum Beginn der Aufklärung
Mitte des 16. Jahrhunderts feiert die Kirche den «Missionsfrühling» in der Neuen Welt: die völkermörderische Eroberung der Indianerreiche Lateinamerikas. In Europa liegen fast alle christlichen Mächte miteinander im Krieg. Dazu flammen neue Konflikte mit dem islamisch-osmanischen Imperium auf. Die Hexenverfolgungen erreichen ihren Höhepunkt, zu Tausenden lodern die Scheiterhaufen. Der Katholizismus festigt sich im Ringen mit der zweiten Generation der Reformatoren, mit Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, dessen Terrorregiment oft schlimmer wütet als die Inquisition. Zur Stütze des Papsttums werden Ignatius von Loyola und der Jesuitenorden Hauptakteure der Gegenreformation; zeitweise scheint ganz Europa «nur von Jesuiten beherrscht» (Cordara SJ). Dieser vorletzte Band von Deschners Opus magnum schließt mit den großen Katastrophen des 17. Jahrhunderts: dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), dem bald ein zweiter (1667 - 1697) folgt – im gesamten Jahrhundert gibt es nur ein einziges gänzlich kriegsfreies Jahr.
Es sind damit jetzt neun Bände von Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" lieferbar

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Colin Goldner - Die Psycho-Szene, Alibri-Verlag 2001, 652 Seiten, Euro 32,90
Ob Astrologie, Ayurveda, Bioresonanz, Farbtherapie, Feng-Shui, Reiki, Tantra, Yoga, Lichtnahrung, Edelsteintherapie, Feuerlauf, I-Ging, Homöopathie oder Nostradamus, Fünf Tibeter, Handlesen, Bachblütentherapie, etc., etc., etc. Colin Goldner gibt Auskunft über den esoterischen Psychomarkt. Die ersten hundert Seiten sind allgemeinen Themen gewidmet. Auf den nächsten 500 werden in alphabetischer Reihenfolge die einzelnen Psychotricks abgehandelt. Auf diese Weise erweist sich das Buch als Schnäppchen, da man sonst wohl an die Hundert Bücher kaufen müsste, um einen ähnlichen Überblick zu bekommen. Zusätzlich müsste man sich durch den Wust an schönfärberischer Literatur durchkämpfen um die wenigen Perlen skeptischer Bücher zu finden. Goldner hat ein Standardwerk der skeptischen Literatur geschaffen. Sehr empfehlenswert!

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Bernd Harder - Geister, Gothics, Gabelbieger - Alibri Verlag 2005, Euro 14,40
66 Antworten auf Fragwürdiges aus Esoterik und Okkultismus
Magie, Okkultismus und Esoterik sind heutzutage alltägliche Erscheinungen. Allerdings stellt sich bei genauerem Hinsehen häufig heraus, dass der Schein trügt. Fast immer lassen sich die scheinbar übersinnlichen Phänomene nachvollziehbar erklären ohne dass der Boden der Tatsachen verlassen werden muss. Bernd Harder, Mitglied im Vorstand der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) und der Redaktion des Skeptikers, zeigt in unterhaltsamer Form, worauf es ankommt, um das vermeintlich Unerklärliche zu durchschauen. Propheten & Wahrsager werde dabei ebenso unter die Lupe genommen wie Berichte über UFOs & Geistererscheinungen oder jugendliche Hexen & in die Jahre gekommene Gabelbieger.

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Ali Dashti - 23 Jahre - Die Karriere des Propheten Muhammad - Alibri Verlag 2003, 337 Seiten, Euro 19.-
23 Jahre dauerte das Prophetentum von Muhammad, dem Begründer des Islam. Ali Dashti (1896-1981) zeichnet die Karriere des Religionsstifters aus einer kritischen Perspektive nach. Er entlarvt die Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten der muslimischen "Offenbarung" und erklärt religiöse Phänomene auf rationale Art und Weise. Darüberhinaus zeigt er zugleich schonungslos das extremistische Potential des Islam auf, das sich heute politisch im "Fundamentalismus" niederschlägt. Ali Dashti setzte sich als iranischer Autor und Journalist für eine säkulare Gesellschaft ein. Aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit bereits unter Vater und Sohn Pahlewi Repressionen ausgesetzt, wurde Dashti nach der "Islamischen Revolution" sofort inhaftiert. Kurz nach seiner Entlassung in ein Krankenhaus erlag er 1981 seinen in der Haft erlittenen Verletzungen.

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