Helmut Ortner - EXIT - Warum wir weniger Religion brauchen - Eine Abrechnung,
Nomen Verlag 2019, 360 Seiten, Euro 24,70
2019 feiert Deutschland 100
Jahre Weimarer Verfassung und 70 Jahre Grundgesetz - und damit indirekt auch
100 bzw. 70 Jahre Verfassungsbruch (Missachtung der von der Verfassung geforderten
weltanschaulichen Neutralität des Staates / Trennung von Staat und Religion
seit 1919 bzw. 1949). Der Band versteht sich als Streitschrift gegen diesen
konstanten Verfassungsbruch.
Welche Rolle soll Religion heute spielen? So
wenig wie möglich - wenn es nach den Autorinnen und Autoren dieses Sammelbandes
geht. Noch immer ist ihr Einfluss auf Politik und Gesellschaft stark und unheilvoll.
Ob als autoritäre Staatsdoktrin oder gesellschaftliches Sinnstiftungsangebot
- es braucht keine Religion für einen furchtlosen Ausblick in die Zukunft.
Essays
u.a. von Hamed Hamel Abdel-Samad, Michael Schmidt-Salomon, Phillip Möller,
Constanze Kleis, Andreas Altmann sowie ein Exklusiv-Interview mit Richard Dawkins.
Nina Scholz - Heiko Heinisch - Alles für Allah - Wie der politische
Islam unsere Gesellschaft verändert - Molden Verlag 2019, 176 Seiten, 20.-
Euro
Konservativ-islamistische Strömungen sind zum Mainstream des
Islam geworden und auch in Europa angekommen. Über ein dichtes Netz an
Vereinen und Organisationen gewinnen sie zunehmend an Einfluss. Nicht nur die
muslimischen Communitys, sondern auch staatliche und zivilgesellschaftliche
Institutionen in Österreich und Deutschland werden so unterwandert. Das
langfristige Ziel dabei ist eine Gesellschaft, die islamischen Vorstellungen
folgt und liberale Errungenschaften infrage stellt.
Nina Scholz und Heiko
Heinisch setzen sich mit den Gefahren dieser Entwicklung auseinander und legen
überzeugend dar, warum dem fundamentalistischen Islam entschlossen entgegengetreten
werden muss, wenn wir Freiheit und Vielfalt in Europa langfristig verteidigen
wollen.
Niko Alm: "OHNE BEKENNTNIS - Wie mit Religion Politik gemacht wird"
- Residenz Verlag 2019, 248 Seiten, 22.- Euro
Wie frei ist die
Politik von Religion? Die Aufklärung hat zwar eine Säkularisierung
versucht, doch die Konkordate des frühen 20. Jahrhunderts legten den Grundstein
für eine Verpartnerung von Religion und Staat. Religion bleibt ein bestimmender
politischer Einfluss, auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Vom
religiös motivierten Terrorismus bis zum Kreuz im Klassenzimmer schafft
das Aufeinanderprallen von Religion und säkularer Gesellschaft Reibungen
in der politischen Debatte. Diskussionen um Burkaverbot oder Beschneidung zeigen
Demarkationslinien in der Gesellschaft auf und sind damit oft auch Gradmesser
für die politische Selbstverortung. Niko Alm analysiert die Instrumentalisierung
von Politik durch Religion und hält ein leidenschaftliches Plädoyer
für Laizität.
Michael Schmidt-Salomon: "Entspannt euch!" Piper Verlag 2019,
, 159 Seiten, Euro 16,50.
Wie findet man zu einem sinnerfüllten,
glücklichen Leben? Der Schlüssel dazu ist laut Michael Schmidt-Salomon
die Überwindung von Schuld und Scham, sowie der Abschied von der Vorstellung
des "grandiosen Ich". Denn um ein gelasseneres Selbst zu entwickeln,
muss man von seinem Selbst lassen können. In seinem Buch zeigt uns der
bekannte Philosoph, wie wir moralische Schuldgefühle überwinden und
zu einer neuen Leichtigkeit des Seins finden, wie wir lernen zu ertragen, was
wir nicht verändern können, und zu verändern, was wir nicht ertragen
müssen. So gelingt es, die eigenen Fähigkeiten zu entfalten und einen
tragfähigen Lebenssinn zu finden.
Ein Weisheitsbuch für das 21.
Jahrhundert - originell, positiv und wohltuend unaufgeregt.
Günter Dedié - Gesellschaft ohne Ideologie - eine Utopie?
- Was die Naturwissenschaft von heute zur Gesellschaftsordnung von morgen beitragen
kann - Tredition-Verlag 2019, 336 Seiten, Euro 24,70
Der Mensch ist ein
soziales, staatenbildendes Lebewesen. Seine individuelle und kulturelle Entwicklung
und die seiner Gesellschaft erfolgt teils spontan selbstorganisiert und teils
aufgrund seiner geistigen und kollektiven Fähigkeiten. Die Menschen sind
dabei sowohl die Elemente der gesellschaftlichen Prozesse als auch die Gestalter
der Strukturen und sozialen Wechselwirkungen. Ausgehend von diesem Modell und
dem Stand der aktuellen westlichen Gesellschaft werden u.a. folgende Probleme
behandelt, zusammen mit Lösungsansätzen dafür: Der Einfluss von
Ideologien auf die Soziodynamik, die Rolle der Parteien, die Rolle Medien und
der Desinformation, die Defekte der Demokratie, der Nutzen des Kapitalismus,
die begrenzte Anwendbarkeit des freien Marktes, der Missbrauch der Finanzsysteme,
der Missbrauch der Globalisierung, der Schwund der Verantwortung, der Missbrauch
von Instinkten und die schleichende Entmündigung der Bürger. Mit der
naturwissenschaftlichen Arbeitsweise ist es möglich, Modelle und Konstruktionsregeln
für die Gesellschaft zu entwickeln, die nicht der Beliebigkeit der Politik
und der Geisteswissenschaften unterworfen sind.
Rutger Booß - WER'S GLAUBT, IST SELIG! Eine kurze Geschichte der
Wunder und warum wir an sie glauben - 280 Seiten - Schwarzkopf & Schwarzkopf
Verlag 2019, Taschenbuch 13,35 EURO
In diesem faktenreichen, schwarzhumorigen
Sachbuch werden in 21 Kapiteln Wunder aller Art vorgestellt und bewertet, u.
a.: Schöpfungswunder von Enuma Elisch bis zum Fliegenden Spaghettimonster
- Buddhismus - Hinduismus - Die biblische Wunderwelt - Jesus-Konkurrenten und
wiedergeborene Jesusse - Die begehrtesten Hinterlassenschaften des Gekreuzigten:
die göttliche Vorhaut, der heilige Rock, Turiner Grabtuch, Kreuzsplitter
usw. - Wie wird man heilig? -̶ Christliche Heilige - Marienerscheinungen: Guadeloupe,
Lourdes, Fatima u. a. - Stigmatisierte und Hungerheilige - Wunder im Islam -
Orte mit Wunderkraft - Orakel, Nostradamus, Hanussen - Politik - Wunderwaffen
- Himmel: elf Millionen Google-Verweise - Hölle - Engel und Teufel - Hexen,
Feen, Elfen und Trolle - Natur und Technik - Fußballwunder. Außerdem
präsentiert der Autor ein frühes #metoo- und Do-it-yourself-Wunder
zum Selbermachen und Genießen.
Michael Ley - TÖTET SIE WO IHR SIE TREFFT - Hintergrund-Verlag 2018,
104 Seiten, 10.30 Euro
Der Islam propagiert eine diesseitige Welterlösung.
Dieser Endsieg-Djihad gilt vor allem gegenüber den Juden: In den Hadithen
- den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten - findet sich die Aufforderung
Mohammeds: "Ihr werdet die Juden bekämpfen, bis einer von ihnen Zuflucht
hinter einem Stein sucht. Und dieser Stein wird rufen: Dieser Jude hat sich
hinter mir versteckt. Töte ihn." (Al-Buhari, Die Sammlung der Hadithe,
Stuttgart 1991, S. 311.) Der - meist übersehene - messianische Djihad des
Islam hat in dieser Version die Vernichtung des Judentums zum Ziel. Die bedrohliche
Radikalisierung des Islam und seine Eroberungen in Europa provozieren möglicherweise
innerhalb von wenigen Jahrzehnten nach der nationalsozialistischen Herrschaft
eine neuerliche "Endlösung der Judenfrage". (Aus dem Vorwort)
Inhalt: Vorwort I. Kapitel: Die theologischen Grundlagen des islamischen Judenhasses
II. Kapitel: Al-Andalus - Zur Vorgeschichte des europäischen Antisemitismus
III. Kapitel: "Allah und Hitler" - Die Muslimbrüder und der Nationalsozialismus
IV. Kapitel: "Treibt sie ins Meer" - Antisemitismus im Nahen Osten
nach der Gründung des Staates Israel V. Kapitel: Das islamische Europa
- Der neue judenfeindliche Totalitarismus VI. Kapitel: Der Untergang der islamischen
Welt Nachwort
Burkhard Hofmann - Und Gott schuf die Angst. Ein Psychogramm der arabischen
Seele, Droemer Verlag München 2018, 288 Seiten - 20,55 Euro
Religiöse
Prägung, überkommene Familien- und Frauenbilder und ein unsicherer
Umgang mit der Sexualität dominieren die Lebenserzählungen aller muslimischer
Patienten, die Burkhard Hofmann aufsuchen. Zweifel sind in ihrer Kultur und
Religion nicht vorgesehen. Bei fast allen führt das zu ausgeprägten
Symptomen von Angst, bei vielen zu einer aggressiven Ambivalenz gegenüber
der westlichen Kultur.
Hofmann zeichnet ein Psychogramm der arabischen Seele,
voller Verständnis für die Leiden seiner Patienten, aber mit wachem
Blick auf deren kulturelle Wurzeln und einem klaren Bewusstsein für die
Freiheiten des einzelnen Menschen in einer aufgeklärten, westlichen Gesellschaft.
Ein bedeutsamer Beitrag zur aufgeheizten Debatte um den Kampf der Kulturen.
"Die
Spannung zwischen religiösen Überlegenheitswünschen und hilfsbedürftiger
Unterlegenheit ist für jeden Flüchtling schwer auszuhalten. Er muss
sich aber für Letzteres entscheiden, weil er sich sonst nicht helfen lassen
kann. Das Erleben der Defizite ist für die stolzen Menschen am Golf kaum
zu ertragen. So wundert es nicht, wie sehr die augenfälligen Mängel
im öffentlichen Leben in der Verantwortung der westlichen Großmächte
gesehen werden. Der reine Opferstatus, den man sich aber dadurch zuweist, proklamiert
letztlich eine unwürdige Ohnmachtshaltung, die der Situation nicht gerecht
wird und den Einzelnen in politische Apathie und Bequemlichkeit versetzt."
Susanne Wiesinger mit Jan Thies - Kulturkampf im Klassenzimmer - Wie der
Islam die Schule verändert – Bericht einer Lehrerin, Edition QVV 2018,
240 Seiten, 24,90 Euro
In Wiener Klassenzimmern entscheidet zunehmend
die Religion, was in der Schule möglich ist und was nicht. Die Scharia
ist für immer mehr Schüler das leitende Wertesystem im Alltag, liberale
Werte treten in den Hintergrund. Doch lautet die Devise des Wiener Stadtschulrats:
Die Integration funktioniert gut. Susanne Wiesinger, Lehrerin an einer Brennpunktschule
in Wien-Favoriten und langjährige sozialdemokratische Gewerkschaftsfunktionärin,
hat andere Erfahrungen gemacht.
"Der offizielle Lehrplan ist an Schulen
mit einem hohen Migrationsanteil nicht mehr einzuhalten. Mit Notenwahrheit hat
diese Leistungsbeurteilung nicht mehr viel zu tun. Würden wir ehrlich benoten,
hätte die Stadt Wien nicht nur ein Schulplatzproblem, sondern ein gewaltiges
Imageproblem."
Wer es aber seitens der Lehrerschaft wagt, Kritik zu
äußern, wird als pädagogisch unfähig und islamophob dargestellt.
"Oft denke ich: Die haben gewonnen und wir haben verloren. In Wirklichkeit
haben aber die Kinder verloren."
Susanne Wiesinger treibt eins an: die
Sorge um ihre Schüler. Denn was soll aus Kindern werden, die selbst in
der Mittelschule nicht genug Deutsch verstehen, um dem Unterricht zu folgen?
Ihre Forderung: das Schweigen brechen und die Probleme endlich ehrlich benennen.
Ein
persönlicher Erfahrungsbericht über eines der drängendsten gesellschaftlichen
Probleme unsere Zeit. Unverzerrt und berührend.
Norbert Walter-Borjans, Steuern - Der große Bluff, Kiepenheuer &
Witsch, KiWi-Paperback 10/2018, ISBN: 978-3-462-05176-6, 288 Seiten,13,40 Euro
Der
frühere NRW-Finanzminister berichtet von seinem Kampf gegen Steuerhinterziehung
und widerlegt die Mythen, die über unser Steuersystem verbreitet werden.
Steuern
sind für die allermeisten ein Buch mit sieben Siegeln. Dieser mangelnde
Durchblick der Vielen ist allerdings die Grundlage für enorme Profite der
Wenigen - zulasten der Allgemeinheit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Daher darf das Thema Steuern nicht denen überlassen bleiben, die vorgeben,
unser aller Interessen zu vertreten, die aber vor allem ihre eigenen Privilegien
sichern und ausbauen wollen - so das Plädoyer von Norbert Walter-Borjans.
Wer
dieses kenntnisreiche und lebendig geschriebene Buch des ehemaligen NRW-Finanzministers
gelesen hat, wird verstehen
- warum Steuertricks und Steuerhinterziehung
unsere Zukunft gefährden
- warum eine gerechtere Steuerpolitik dennoch
immer wieder im Sande verläuft
- welchen Anteil daran die Legenden der
Steuervermeidungslobby haben
- wie wichtig es ist, dass sich alle angemessen
an der Finanzierung unseres Gemeinwesens beteiligen
Kein Politiker hat in
den letzten Jahren so entschieden Klartext geredet, so konsequent gegen die
Seuche des Steuerbetrugs gekämpft und Steuerungerechtigkeiten angeprangert
wie der ehemalige NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans.
Richard Dawkins - Forscher aus Leidenschaft - Gedanken eines Vernunftmenschen
- Ullstein Verlag 2018, 528 Seiten - 26 Euro
In unvernünftigen Zeiten
ist Richard Dawkins‘ unnachgiebiges Plädoyer für die Vernunft aktueller
und dringender denn je. Der Evolutionsbiologe und Bestsellerautor reflektiert
in seinem neuen Buch über die Werte, die Geschichte und die gesellschaftliche
Bedeutung von Wissenschaft. Dabei greift er Themen wie die Wissenschaft als
Religion und die Schönheiten, Grausamkeiten, aber auch Kuriositäten
unserer Welt auf. Von der Evolution der Schildkröte über Jesus und
den Atheismus bis hin zu intelligenten Außerirdischen: Stets legt Dawkins
komplexe Sachverhalte mit poetischer Leichtigkeit dar. Die in diesem Band versammelten
Reden, Aufsätze und Briefe aus den letzten vier Jahrzehnten geben einen
faszinierenden Einblick in das Werk eines überragenden Denkers.
Shams Ul-Haq - "Eure Gesetze interessieren uns nicht!" - Orell
Füssli Verlag, 2. Auflage 2018, Broschur, 256 Seiten, Euro 18,50
Der
Autor ist ein deutscher Terrorismus-Experte und Undercover-Journalist mit pakistanischen
Wurzeln, In der Indoktrination mit islamistischem Gedankengut und antiwestlicher
Hetze spielen bestimmte Moscheen nach wie vor eine bedeutende Rolle. Doch wie
genau funktioniert das System der Radikalisierung? Welche Rolle spielen die
Imame, wer sind die Geldgeber? Welche Aufgaben übernehmen dabei Frauen
und welche Bedeutung hat dabei der Islamunterricht bei Erwachsenen und vor allem
bei den Kindern? In Moscheen recherchieren zu wollen, ist sehr schwierig, da
in der Regel weder die Verantwortlichen noch die Imame offiziell Interviews
geben. Deshalb gibt es nur wenige journalistisch seriöse Berichte aus dem
Inneren der muslimischen Gotteshäuser, da westliche Journalisten normalerweise
keine Chance bekommen, die hierfür notwendigen Kontakte aufzubauen. Diese
Reportage, die unter großem persönlichem Einsatz entstand, zeigt,
wie in einigen Moscheen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz Radikalisierung
betrieben wird, und warum die Schließung einzelner Gotteshäuser allein
nicht ausreicht. Auch diese fast zweijährige Untergrundrecherche war für
Shams Ul-Haq extrem riskant, da er die Verbindungen zwischen Terrororganisationen,
Moscheen und Imamen schonungslos aufdeckt.
Horst Groschopp: Konzeptionen des Humanismus. Alphabetische Sammlung zur
Wortverwendung in deutschsprachigen Texten. Reihe Humanismusperspektiven, Band
4. 314 S. Taschenbuch. Alibri-Verlag 2018. 24,70 Euro.
Nahezu jede Verwendung
des Wortes "Humanismus" erfolgt aus programmatischen Motiven und Überlegungen.
Diese Variationen werden in diesem Kompendium erstmals umfassend dargestellt
anhand exemplarischer Beispiele in wissenschaftlichen Studien, populären
Texten und grundsätzlichen Äußerungen in deutscher Sprache.
Die Vielfalt verdeutlicht den offensichtlichen Reichtum der Anwendungen von
"Humanismus", inklusive die Benutzung als "Hilfswort" bei
unbestimmten Verwendungen, sobald die Sphären der wissenschaftlichen Spezialliteraturen
verlassen werden.
Das alphabetisch geordnete "Handbuch" fragt nach
den Intentionen und Haltungen der sich über "Humanismus" öffentlich
äußernden Subjekte und nach den aktuellen wie historischen Sachverhalten
und "Botschaften", die abgebildet bzw. ausgesandt werden. Erfasst
werden vor allem Differenzierungen im Humanismus, etwa hinsichtlich ihrer differenten
Beziehungen zu Atheismus, Freidenkerbewegung, Laizismus, Religion sowie Religions-
und Kirchenkritik, aber auch zu den verschiedensten weltanschaulichen wie wissenschaftlichen
Phänomenen, die als "Humanismus" bzw. "humanistisch"
argumentieren. Es geht dabei um sachkundige Einführung und Vorstellung
von realen Konzepten des Humanismus per Wortgebrauch.
Wer in der Gesellschaft
mit einem Konzept von Humanismus auftritt oder aufzutreten beabsichtigt oder
dagegen argumentiert, wird sich nach Vorliegen der Publikation dieser Sammlung
bedienen können, um sich zu verorten.
Tilman Nagel - Was ist der Islam? - Grundzüge einer Weltreligion
- Verlag Duncker & Humblot 2018, 695 Seiten, 41 Euro
Der Autor ist
Professor für Arabistik und Islamwissenschaft - Islam bedeutet, das Selbst
vorbehaltlos Allah zu überantworten und allein ihn als gestaltende Macht
anzuerkennen. Unentwegt erschafft Allah den Kosmos und bestimmt alles, was darin
vorgeht, gemäß seinem Ratschluss, den der Mensch nicht zu durchschauen
vermag. Es steht einzig fest, dass Allah für sein fortwährendes Schöpfungshandeln
einen ebenso fortwährenden Dank fordert. Als ein verstandesbegabtes Geschöpf
hat sich der Mensch diesen Sachverhalt bewusst zu machen und folglich Allah
unermüdlich anzubeten. Einzig zu diesem Zweck hat Allah den Menschen erschaffen
(Sure 51, 56).
Tilman Nagel zeigt, wie sich diese im Koran vielfach betonten
Grundlehren des Islams in den muslimischen Auffassungen von Religion und Ritus,
Gesellschaft und Gemeinwesen, von universalem Geltungsanspruch und Machtausübung,
widerspiegeln. Er analysiert das spezifische Gottes- und Weltverständnis
der Muslime sowie die daraus resultierenden innerweltlichen Konsequenzen und
erörtert auch die Schwierigkeiten, die eine nüchterne Bestandsaufnahme
islamischer Überzeugungen dem Westen bis zum heutigen Tag bereitet.
Klaus Woltron - Aufbruch ins Ungewisse. Eine Prognose des Unvorhersagbaren
- Verlag: Independently published - Taschenbuch, 238 Seiten, 19,80 Euro
Seit
es Menschen gibt, erwarten sie den Untergang der Welt. Gilgamesch, vor 3500
Jahren, beschrieb die alles zerstörende Flut. Die alten Germanen raunten
von Ragnarök, dem Tag, da die Midgardschlange alles verschlingen würde.
Christen erwarten das Jüngste Gericht, anlässlich dessen der Herr
die Guten von den Bösen scheiden wird. Seither wurde der Weltuntergang
unzählige Male vorhergesagt, bange erwartet und sodann erleichtert wieder
verschoben. Einige Male schon schrieb sich der Autor seine Ansichten vom Zustand
der Welt von der Seele. Seit der letzten Veröffentlichung in Buchform ist
die Erde wiederum zehnmal um die Sonne gewandert. Der Autor ist ebenfalls um
zehn Jahre älter geworden (was gemessen am Erdalter- Verlauf doch deutlich
stärker ins Gewicht fällt). Vieles ist seither geschehen: Gewaltige
Wanderungsbewegungen setzten ein und brachten das politische Gefüge Europas
ins Wanken. Manche EU-Staaten mussten mit enormem Aufwand finanziell stabilisiert
werden. In den USA agiert ein Präsident, der viele bisher für unantastbar
gehaltene Doktrinen negiert. Großbritannien hat sich von der Europäischen
Union losgesagt. China rückte auf der Liste der wichtigsten Staaten der
Welt immer weiter nach vorne. Unter der Führung der USA wurden Sanktionen
gegen Russland verhängt. Nordkorea stieg zu einer mit Interkontinentalraketen
bewaffneten Atommacht auf. Die Kriege im Mittleren Osten destabilisieren nach
wie vor eine ganze Reihe von Staaten. Immer mehr Traditionen und Althergebrachtes
werden in Frage gestellt, negiert oder bewusst bekämpft. Die Komplexität
des Alltags nimmt zu, der Durchblick des Bürgers schwindet dahin. Alles
zusammengenommen ist die Welt ein risikoreicherer Ort geworden. Spannungen und
Konfliktherde wuchsen und verschärfen sich weiter. Der Optimismus des Autors
hat innerhalb der letzten zehn Jahre deutlich abgenommen. Nur wenige seiner
früher gehegten Hoffnungen erfüllten sich, die meisten wurden enttäuscht,
und etliche zeigen sich als ins Gegenteil verkehrt. Diese geänderte Sicht
der Dinge bildete die Motivation für das vorliegende Werk.
Hannes Hofbauer - Kritik der Migration - Wer profitiert und wer verliert
- Promedia Verlag 2018, 272 Seiten, 20,50 Euro
Hannes Hofbauer gibt einen
historischen Überblick über die großen Wanderungsbewegungen
und ruft die Ursachen dafür in Erinnerung, die von Umweltkatastrophen über
Kriege bis zu Krisen reichen, von denen die allermeisten menschlichen Eingriffen
geschuldet sind. So zeichnen allein von westlichen Allianzen geführte Kriege
für Millionen entwurzelte Menschen verantwortlich, die ebenso ihrer Lebensgrundlagen
beraubt sind wie jene, die von ihrem Land vertrieben werden. Diesen Verwerfungen
ist es geschuldet, dass ganze Generationen junger Menschen im globalen Süden,
aber auch im Osten Europas ihre persönliche Zukunft in der Emigration sehen.
Mit der Massenmigration aus der Peripherie werden die Folgen der weltweiten
Ungleichheit nun auch in den europäischen Zentralräumen - negativ
- spürbar. Deregulierungen am Arbeits- und Wohnungsmarkt erreichen neue
Dimensionen. Eine politische Antwort darauf scheint nur die Rechte zu haben,
indem sie statt einer notwendigen Kritik an der Migration die Migranten zu Sündenböcken
macht. Die Linke hingegen sträubt sich, den strukturell zerstörerischen
Charakter von Wanderungsbewegungen zu erkennen. Eine Kritik am Wesen der Migration
und ihren Triebkräften sowie eine klare Benennung ihrer Opfer und Profiteure
ist überfällig.
Florian Freistetter - Hawking in der Nussschale - Der Kosmos des großen
Physikers, Carl Hanser Verlag 2018, 109 Seiten, Euro 14,40
Kaum jemand
hat so viele Menschen für Astronomie und Physik begeistert wie Stephen
Hawking. Gleichzeitig befasste er sich mit so komplexen Fragen, dass wohl nur
ein dutzend Leser weltweit behaupten können, die "Kurze Geschichte
der Zeit" wirklich verstanden zu haben. Hawkings faszinierende Theorien
über Schwarze Löcher, Urknall und Singularitäten kann man nun
auch ohne Physikstudium verstehen.
Deutschlands erfolgreichster Wissenschaftsblogger,
der Astronom Florian Freistetter, serviert uns Stephen Hawkings Kosmos in der
Nussschale. Leichtfüßig, auf das Wesentliche reduziert und unterhaltsam
macht er uns ein kompliziertes theoretisches Werk zugängig. Ein Buch, mit
dem Sie tief in das gedankliche Universum des berühmten Physikers eintauchen
- ohne den Verstand zu verlieren.
Stephen Hawking - Kurze Antworten auf große Fragen (Orig.: Brief
Answers to the Big Questions) - Klett-Cotta 2018, ca. 240 Seiten, gebunden mit
s/w-Abbildungen, Euro 20,60
Stephen Hawking starb am 14. März 2018
im Alter von 76 Jahren in seinem Haus in Cambridge. In seinem letzten Buch gibt
Stephen Hawking Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit und
nimmt uns mit auf eine persönliche Reise durch das Universum seiner Weltanschauung.
Seine Gedanken zu Ursprung und Zukunft der Menschheit sind zugleich eine Mahnung,
unseren Heimatplaneten besser vor den Gefahren unserer Gegenwart zu schützen.
Zugänglich
und klar finden Sie in diesem Buch Hawkings Antworten auf die drängendsten
Fragen unserer Zeit:
1. Gibt es einen Gott?
2. Wie fing alles an?
3.
Gibt es andere intelligente Lebewesen im Universum?
4. Können wir die
Zukunft voraussagen?
5. Was befindet sich im Inneren eines Schwarzen Lochs?
6.
Sind Zeitreisen möglich?
7. Werden wir auf der Erde überleben?
8.
Sollten wir das All besiedeln?
9. Wird uns Künstliche Intelligenz den
Rang ablaufen?
10. Was hält die Zukunft bereit?
Leïla Slimani (Text), Laetitia Coryn (Zeichnungen) - Hand aufs Herz
- Graphic Novel, avant-verlag 2018, 108 Seiten, 25,70 Euro
Auf einer
Lesereise in Marokko trifft Leïla Slimani auf Nour, eine junge Leserin,
die ohne Tabus über ihre Sexualität und die intimen Tragödien
vieler Frauen aus ihrem Bekanntenkreis erzählt. Ausgehend von dieser bewegenden
Begegnung beschließt Slimani, sich eingehender mit diesem Thema zu befassen.
Sie trifft sich mit einer Reihe verschiedener Frauen und entdeckt durch deren
persönliche Geschichten das Drama einer patriarchalen Gesellschaft, die
das Verlangen nach Freiheit und Gleichberechtigung unterdrückt. Diese Graphic
Novel schildert eindrücklich die komplexe Realität eines Landes, in
dem der Islam die Staatsreligion ist, und dokumentiert den Kampf der Frauen
für ihre Rechte.
Boris Palmer - Wir können nicht allen helfen - Ein Grüner über
Integration und die Grenzen der Belastbarkeit, Hardcover, 256 Seiten, Siedler-Verlag
4. Auflage 2017, 18,50 Euro
Ein grüner Oberbürgermeister spricht
Klartext - Nachdem Angela Merkel hunderttausende Flüchtlinge ins Land ließ,
stellt sich nun die Frage: Wie kann es uns gelingen, die riesige Herausforderung
der Integration zu meistern? Boris Palmer, Deutschlands bekanntester grüner
Bürgermeister, zeigt, dass wir bei aller Hilfsbereitschaft auch offen über
die Grenzen der Belastbarkeit sprechen müssen - etwa über Bildungs-
und Jobchancen, über Wohnungsnot, den Umgang mit Gewalt und Abschiebung
oder Fragen von Ordnung und Sicherheit. Denn nur wenn wir die Probleme offen
benennen, können wir den Rechtspopulisten das Wasser abgraben.
Carlo Rovelli, Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint - Eine
Reise in die Welt der Quantengravitation, Rowohlt Verlag 2016, 320 Seiten, 23,50
Euro
Was ist Wirklichkeit? Existieren Raum und Zeit tatsächlich,
wenn wir uns anschicken, die elementarsten Grundlagen unserer Existenz zu erforschen?
Wie viel davon können wir überhaupt verstehen? Carlo Rovelli beschäftigt
sich seit vielen Jahren damit, die Grenzen unseres Verstehens zu erweitern.
In diesem Buch nimmt er uns mit auf eine Reise, die von dem Realitätsverständnis
der griechischen Klassik bis zur Schleifenquantengravitation führt.
Ein
großer Physiker unserer Zeit macht sich auf, uns ein neues Welt-Bild zu
zeichnen: mit einem physikalischen Universum ohne Zeit, einer Raumzeit, die
aus Schleifen und Körnchen besteht und in der Unendlichkeit nicht existiert.
Einer Kosmologie, die ohne Urknall und Paralleluniversen auskommt und hier zum
ersten Mal von einem ihrer Erfinder für ein breites Publikum einfach und
ausführlich erklärt wird. Ein Buch über die großen Herausforderungen
der gegenwärtigen Naturwissenschaften, die all unser Wissen über die
Natur in Frage stellen!
Thomas Klepsch - Überdruck in der Glaubensblase: Vom eifernden Pastor
zum entspannten Atheisten - Taschenbuch: 368 Seiten, NIBE-Verlag 2017, 20,50 Euro
Thomas Klepsch erzählt in diesem biografischen
Sachbuch von seiner Glaubens- und Lebensreise als evangelikaler Christ. Er war
ordinierter Pastor einer freikirchlichen Pfingstgemeinde und lebte 6 Jahre lang
als Leiter in einer christlichen Wohngemeinschaft. Über 25 Jahre bezeichnete er
sich als bibeltreuen Christ - bis die Glaubensblase platzte! Seinen “Knall in
die Freiheit” bewertet Thomas Klepsch keineswegs als ein traumatisches Ereignis
mit Nebenwirkungen, sondern vielmehr als eine Befreiung aus einem aufgeblasenen
Religionskonstrukt. Sein Buch berichtet über persönliche Glaubensanfänge, über
seine Erfahrungen in der evangelikalen Szene, sowie über die Gründe, die ihn zum
Abschied vom Glauben bewegten.
Ein aufklärendes, aufrüttelndes, aber
auch humorvolles Buch, dass Nichtchristen, Zweifler und Gläubige gleichermaßen
zum Nachdenken anregen soll. Und selbstverständlich auch für Ungläubige
interessant ist....
Zu beziehen direkt beim Verlag, über den Buchhandel und bei Amazon
Rolf Bergmeier: Machtkampf. Die Geburt der Staatskirche, Alibri Verlag,
2018, 205 Seiten, Euro 16,50
Am 28. Februar 380 wird die Grundlage für
eine der folgenreichsten Veränderungen der Welt gelegt: Der römische
Kaiser Theodosius erlässt das Edikt Cunctos populos. Er verbietet die bisherigen
"heidnischen" Religionen und unterwirft damit alle Bürger des
römischen Reiches einer Religion, die er "katholisch" nennt.
Der Erlass verknüpft Staat und katholische Kirche zu einer mächtigen
Einheit und bildet die Ouvertüre zu einer Gesellschafts- und Kulturrevolution
von explosiver Kraft, die Europa grundlegend verändern und die Welt bis
in die fernsten Ecken erschüttern wird.
Ilhan Arsel: "Frauen sind eure Äcker" - Frauen im islamischen
Recht -Aus dem Türkischen übersetzt und herausgegeben von Arzu Toker,
zweite, erweiterte und korrigierte Auflage 2018, Alibri-Verlag, 404 Seiten,
kartoniert, Euro 24.70
Der Autor zeigt auf, wie das islamische Wertesystem
ein friedliches Zusammenleben der Geschlechter behindert. Aus dem Blickwinkel
eines von humanistischen Werten durchdrungenen Bewusstseins stellt er die erniedrigende
Rolle der Frau, wie sie durch den Koran und durch die Überlieferungen in
Gesellschaft und Familie festgeschrieben wird, dar.
Helmut Monreal - Endlich frei von Göttelei: Vernunft braucht keine
Religionen, Verlag tredition 2018, Taschenbuch 336 Seiten, Euro 13,10
In
klaren Worten und anhand zahlloser Beispiele zeigt der Autor in seiner Streitschrift
die inhaltlichen Absurditäten und Diskrepanzen auf, an denen auf einen
Gottesglauben basierende Religionen, insbesondere die römisch-katholische
Kirche, bis heute festhalten. Beschreibungen der von unsäglichen Verbrechen
geprägten Vergangenheit, sowie Missstände und überlebte Traditionen
innerhalb der Institution Kirche verdeutlichen, wie diese einer humanen Entwicklung
der Menschheit im Wege steht. Die Bedrohung der Erde durch eine vom Menschen
beherrschte Umwelt, die Ausplünderung und Vergeudung von Ressourcen, nicht
zuletzt aufgrund von Überbevölkerung, sieht der Autor in einem direkten
Zusammenhang mit dem Ausspruch Gottes: "Wachset und mehret euch, machet
euch die Erde untertan." Lösungsvorschläge bietet der Autor in
Form von Visionen und Utopien an, welche nicht wortwörtlich genommen, sondern
als Leitfäden und Ansätze zum verantwortungsbewussten Denken und Handeln
verstanden sein wollen. Quellenangaben und Zitate namhafter Religionskritiker,
Aufklärer und Philosophen runden das Buch ab und machen es zu einem aufschlussreichen
wie unterhaltsamen Plädoyer für die Vernunft und gegen jeglichen Geisterglauben.
Henry Lewkowitz, "Politik und Religion - Eine philosophische Auseinandersetzung
mit dem Problem ihrer Unvereinbarkeit", bookra Verlag 2016, 130 Seiten,
13,25 Euro
Henry Lewkowitz befasste sich bereits in seiner Masterarbeit
an der Universität Leipzig mit dem Problemfeld einer philosophisch begründbaren
Unvereinbarkeit von Politik und Religion. Heute konstatiert er, dass die politischen
Konsequenzen dieser Problematik in der Öffentlichkeit zunehmen sichtbar
werden und immer breitere gesellschaftliche Sphären betreffen. In Zeiten
zunehmender religiöser Konflikte, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler
Ebene, versucht er nun eine Klärung über die Ursachen und mögliche
Antworten für die Lösung dieses Problems aufzuzeigen. Wie kann eine
säkulare Gesellschaft mit einen nicht diskursiv verhandelbaren "religiösen
Kern" einer Glaubensgemeinschaft umgehen? Wie will und sollte sie den säkularen
Umgang mit Religion und religiösen Einstellungen institutionell gestalten,
ohne der Gefahr von prinzipiellen Bevorzugungen einerseits und Benachteiligungen
andererseits anheimzufallen? Mit welcher Konzeption von "Toleranz"
stellt sie sich dem philosophischen Problem der Unvereinbarkeit von Politik
und Religion?
Snowden
Film USA 2016, DVD oder BluRay (2017), , Regie Oliver Stone,
mit Joseph Gordon-Levitt, Shailene Woodley, Melissa Leo, Nicolas Cage, Zachary
Quinto, Tom Wilkinson u.v.a., 130 Minuten, Preise divergierend, so um die 10
Euro
Ein Oliver-Stone-Film über eine wahre Geschichte: Ed Snowden
arbeitete im paradiesischen O’ahu, wohnte dort mit Freundin Lindsay Mills und
flieht wenig später nach Russland, gejagt von US-Geheimdiensten: Edward
Snowden tauscht seine Arbeit als IT-Spezialist, sein Privatleben und seine Freiheit
gegen das Exil, weil er irgendwann nicht mehr dazu schweigen will, dass die
NSA in Kooperation mit anderen Geheimdiensten das Internet zu einer Sphäre
weltweiter Massenüberwachung pervertierte, unter Duldung der Politik. In
Hongkong trifft Snowden sich mit den Journalisten Glen Greenwald und Ewen MacAskill
sowie der Dokumentarfilmerin Laura Poitras, um sie in die Details eines ausgeklügelten,
abgeschirmten Überwachungssystems einzuweihen, das intimste Daten von Bürgern
absaugt, obwohl die sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Snowden kann
seinen Vorwurf auf hunderttausende Geheimdokumente stützen, die er von
seinem Ex-Arbeitgeber kopiert hat.
Andrew Sayer, Warum wir uns die Reichen nicht leisten können, C.
H. Beck-Verlag 2017, 477 Seiten, 28,75 Euro
Wussten Sie, dass eine nachmittägliche
Spritztour mit einer Wally-Superyacht auf dem Mittelmeer schon einmal 10.000
Liter Sprit verbraucht und der Umwelt mehr Schaden zufügt als ein durchschnittlicher
Afrikaner in seinem ganzen Leben? Oder dass in Bishops Avenue, der zweitteuersten
Straße Londons, ein Drittel der Häuser leer steht? Diese Häuser
gehören reichen Ausländern, die damit zuhause Steuern sparen und zufrieden
zuschauen, wie in London die Immobilienpreise durch die Decke gehen. Während
die soziale Ungleichheit immer größer wird, ist der Reichtum der
Reichen weltweit förmlich explodiert. Die Ursache dafür sind dysfunktionale
Mechanismen des Marktes, die es den 1 Prozent Superreichen ermöglichen,
durch die Kontrolle von Eigentum und Kapital jenen Wohlstand abzuschöpfen,
den andere produziert haben. Andrew Sayer zeigt in seinem Buch, wie das funktioniert
und warum sich eine gerechte Gesellschaft diese Art von Reichtum nicht länger
leisten kann...
Philipp Möller: "GOTTLOS GLÜCKLICH - warum wir ohne Religion
besser dran wären", Fischer Taschenbuch 2017, 320 Seiten, 15,50 Euro.
Bestsellerautor
Philipp Möller glaubt nicht an Gott - und ist damit nicht allein. Knapp
40 Prozent aller Deutschen fühlen sich keiner Religion zugehörig.
Umso erstaunlicher findet es Möller, wie sehr die Religionen dennoch unsere
Gesellschaft beeinflussen. Vom Kirchengeläut bis zum Kopftuch der Kindergärtnerin,
das Religiöse behelligt auch die, die nicht an Gott glauben. Dabei sind
sich heute die meisten Deutschen einig: Religion ist vor allem Privatsache.
Zudem: Alle kostspieligen Großbaustellen der Religionen müssen auch
von den Atheisten mitbezahlt werden. In ›Gottlos glücklich‹ führt
Möller aus, warum Religion und Glauben Privatsache sein sollten. »Ich
möchte zeigen, dass ein Leben ohne Gott für extrem viele Menschen
absolut selbstverständlich und wunderschön ist, und ein Gegengewicht
bieten zu religiöser Werbung, so wie sie heute - im Verborgenen wie im
Öffentlichen - absolut wieder üblich ist.«
Jérôme Segal - Judentum über die Religion hinaus - Edition
Konturen 2017, 168 Seiten, 27,50 Euro
Ein Judentum jenseits der Religion,
gibt es das? Jérôme Segal meint: Ja! Und es hat eine große
Tradition. Der Autor verfolgt die Entwicklung säkularen Judentums von Spinoza
über Aufklärung, Französische Revolution und Zweiten Weltkrieg
bis heute. Er berührt alle wichtigen Aspekte des Judentums und rechnet
mit Biologismus, Rassismus und Sexismus ab. Er zitiert Zeugen wie Voltaire,
Freud, Emmanuel Levinas oder Daniel Cohn-Bendit.
Andreas Fincke: Mit Gott fertig? Konfessionslosigkeit, Atheismus und säkularer
Humanismus in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme aus kirchennaher Sicht - kart.
Reihe Humanismus-Perspektiven Bd. 3. Alibri-Verlag. 2017, 148 Seiten, 16,50
Euro
Die Monographie ist die erste kultursoziologische Gesamtbetrachtung
der "säkularen Szene" in Deutschland und der dort handelnden
atheistischen, freigeistigen und humanistischen Organisationen, ihrer Strukturen,
Ziele und Programme. Die Studie geht von der zunehmenden Zahl von Konfessionsfreien
in der Bevölkerung aus. Die Analyse erfolgt aus kirchennaher, kritischer
Sicht und enthält Vorschläge für einen neuen Umgang der Kirchen
mit den kirchenkritischen Organisationen - und umgekehrt.
Fethi Benslama: Der Übermuslim. Psychoanalyse des Islam - Matthes
& Seitz Verlag 2017, 350 Seiten, Euro 30,85
Ob als Alltagsphänomen
wie der verordneten Verschleierung oder in der gewalttätigen Form des Terrorismus
- fundamentalistische Strömungen im Islam sind auf dem Vormarsch. Doch
wie lässt sich die weltweite Konjunktur des islamischen Extremismus jenseits
kulturkämpferischer und relativistischer Muster erklären? In seiner
bahnbrechenden Studie, die im englisch- und französischsprachigen Raum
längst zum Standardwerk avanciert ist, interpretiert Fethi Benslama den
Islamismus als Zeichen der Krise des Islam in Konfrontation mit der sündhaften
Moderne : Der Leidensdruck durch Verbot von Lust führt zur Aggression gegenüber
Ambivalenzen - bis hin zum Terror. Fethi Benslama füllt eine Lücke
in Sigmund Freuds Werk: Er erklärt das Unbehagen in der muslimischen Kultur,
analysiert die Gründungsmythen und die Glaubenspraktiken des Islam und
weist auf die kritische Stellung der Frau als Quelle der Angst vor Veränderung
und Begehren hin. Eine monumentale Studie und ein unentbehrlicher Beitrag in
der Auseinandersetzung mit dem Islamismus sowie ein erster Schritt in Richtung
seiner Therapierung.
Ronald T. Miscavige - Rücksichtslos: Mein Sohn, der Scientology-Chef
- Mit einem Vorwort der deutschen Scientology-Expertin Ursula Caberta - Kösel-Verlag
2017, 304 Seiten, Euro 20,50
Nach über 41 Jahren verließ Ron
Miscavige 2012 Scientology. Was er nicht wusste: So einfach wollte man ihn nicht
gehen lassen. 2015 berichtete die LA Times von der Festnahme zweier Privatdetektive,
die Ron Miscavige über 18 Monate verfolgt hatten. In ihrem Wagen wurden
mehrere Schusswaffen, über 2000 Schuss Munition und ein selbstgebauter
Schalldämpfer gefunden. Angeblich sollten diese privaten Übungszwecken
dienen. Auftraggeber der Privatdetektive: David Miscavige, Oberhaupt von Scientology
und Ron Miscaviges Sohn. Die Angst davor, dass sein Vater Insiderwissen verraten
könnte, muss groß gewesen sein. »Rücksichtslos«
ist das einzige Buch, das den Aufstieg des heutigen Scientology-Chefs zeigt.
Wie konnte er werden, was er ist? Ron Miscavige schildert die Kindheit seines
Sohnes, seinen eigenen Beitritt zu Scientology und die Folgen, die das für
seine ganze Familie haben sollte. Ein vernichtender Blick auf das Leben in der
Welt der berüchtigten Sekte.
Hartmut Krauss (Hrsg.): Säkulare Demokratie verteidigen und ausbauen
- Grundsatztexte und programmatische Schriften der Gesellschaft für wissenschaftliche
Aufklärung und Menschenrechte (GAM e.V.) - Hintergrund Verlag 2016, 276
Seilten, 19,60 Euro
"Die Gesellschaft für wissenschaftliche
Aufklärung und Menschenrechte GAM e.V. ist die einzige Organisation in
Deutschland, die sowohl in wissenschaftlich-konzeptioneller als auch in politisch-programmatischer
Hinsicht einen Standpunkt vertritt, der drei grundlegende Perspektiven vereinigt:
Erstens
eine gesamtgesellschaftskritische Perspektive
Zweitens eine religionskritische
Perspektive im Allgemeinen sowie
Drittens eine islamkritische Perspektive
im Besonderen.
Betrachten wir die aktuelle politisch-ideologische Situation,
dann stoßen wir auf folgende absurde Konstellation: Sowohl die Herrschenden
als auch die aufklärungsfeindlichen Pseudolinken verharmlosen und verteidigen
den Islam, während rechtskonservative und christlich-fundamentalistische
‚Revierverteidiger‘ wiederum die Muslime als Konkurrenten um die wahre reaktionäre
Leitideologie bekämpfen. Gleichzeitig wird eine fortschrittlich-emanzipatorische
Religionskritik, die sich nicht nur einseitig auf das Christentum fokussiert,
sondern auch den aufklärungshumanistisch ungebändigten Islam als aktuell
bedrohlichster Religionsform einschließt, von den altsäkularen Verbänden
in Deutschland nicht hinreichend vertreten.
Holm Gero Hümmler: "Relativer Qantenquark - Kann die moderne
Physik die Esoterik belegen?", Springer-Verlag, 2017, 233 Seiten, Euro
20.60
Dieses Buch räumt mit der Vorstellung auf, dass esoterische
und alternativmedizinische Konzepte mit der Relativitätstheorie und Quantenphysik
zu begründen wären: "Die Quantenheilung basiert auf den Erkenntnissen
der Quantenphysik", heißt es in Internetseiten, Büchern und
Broschüren zahlreicher Alternativmediziner. Hypnotiseure und Reiki-Meister
folgern aus E = mc², dass Materie aus der Energie der Gedanken entsteht.
"Alles ist vorstellbar", folgt in einem Buch über Schamanismus
aus der Quantenmechanik.
Um zwischen Grenzgebieten der Physik und Quantenunsinn
unterscheiden zu können, nimmt der Autor die Leser mit auf eine Reise durch
die Grundlagen der Quantenphysik und Relativitätstheorie und beschreibt,
welche Hürden diese Theorien nehmen mussten, um als wissenschaftlich anerkannt
zu werden. "Quarkstückchen" zeigen reale Beispiele für Kurioses
und Unwissenschaftliches, das den Anschein erweckt, sich auf Quantenphysik und
Relativitätstheorie zu stützen.
Wer sich auf Einstein, Heisenberg
oder Schrödinger beruft, beansprucht wissenschaftliche Seriosität
und schreckt unangenehme Fragen ab. Was steckt aber wirklich hinter den Theorien
der modernen Physik? Holm Hümmler erläutert die wichtigsten Konzepte
und zeigt auf, wo Wissenschaft nur falsch verstanden und wo sie in Scheinargumenten
missbraucht wird.
Stefan Zenklusen - Islamismus und Kollaboration - Der Beitrag von französischen
und europäischen Linken und Liberalen bei der Errichtung des Islamismus
und Antisemitismus - Hintergrund Verlag 2017, 158 Seiten, Euro 15,50
...
aus dem Vorwort: Die im Zuge der kapitalistischen Globalisierung erfolgte Immigration
insbesondere islamischer Zuwanderer in die europäischen Gesellschaftssysteme
hat nun mittlerweile zu zahlreichen sozialökonomischen und soziokulturellen
Verwerfungen geführt und damit zugleich eine tiefgreifende und destabilisierende
politische Spaltung zwischen proislamischen und islamkritischen Kräften
herbeigeführt. Die islamische Massenimmigration hat sich damit als zentraler
Faktor der spätkapitalistischen Gesellschafts- und Hegemoniekrise herausgestellt.
So
liegt der eigentliche Wesenskern der gesamten konfliktbeladenen Auseinandersetzung
um Zuwanderung, Flüchtlingspolitik, Integration etc. in dem objektiven
Antagonismus zwischen europäischer säkular-demokratischer Lebenskultur
einerseits und orientalischer islamisch-gottesherrschaftlicher Lebenskultur
andererseits. In Gestalt der von den globalkapitalistischen Herrschaftsträgern
geduldeten und im Falle Deutschlands darüber hinaus sogar noch forcierten
unkontrollierten Masseneinwanderungsschübe von hauptsächlich Muslimen
wird dieser Antagonismus enorm verschärft.
Stefan Zenklusen behandelt
im vorliegenden Buch in scharfer und sachkundiger Weise genau diesen doppelten
Aufklärungsverrat am Beispiel Frankreichs, dem "Vaterland der bürgerlichen
Revolution", und zeigt in diesem Kontext eindrucksvoll auf: Sowohl die
globalkapitalistische Bourgeoisie als auch die postmoderne Pseudolinke sind
Verräter und Zerstörer der aufklärungshumanistischen Wertegrundlagen
der säkular-demokratischen Werte- und Lebensordnung.
Renée Schroeder - Ursel Nendzig (Co-Autorin) - Die Erfindung des
Menschen - Wie wir die Evolution überlisten Residenz Verlag 2016, 224 Seiten,
Euro 22,00
Wissenschaftsbuch des Jahres 2017 im Bereich Medizin/Biologie.
Wir
können nicht erwarten, dass sich die Evolution um das Überleben der
Menschen kümmert. Wenn wir überleben wollen, müssen wir das selber
tun. Vor 70.000 Jahren war der Mensch zum ersten Mal in der Lage, etwas zu denken,
was es nicht gibt. Was banal klingt, ist die Geburtsstunde der menschlichen
Kultur und der Startschuss für eine Reihe von Erfindungen, die den Menschen
geprägt und nicht nur zum Besseren verändert haben. Er erdenkt Mythen,
Religionen, erfindet Sprache, Geld und Rassismus. Jetzt steht der Mensch kurz
vor seiner größten Erfindung: sich selbst. Denn die Wissenschaft
ermöglicht es ihm, seine Evolution selbst fortzuschreiben. Renée
Schroeder blickt auf die kurze Zeit, die der Mensch bisher gelebt hat, macht
einen Ausflug in seine Genetik und ruft eine neue Aufklärung aus.
3faltig - Satire mit Christian Tramnitz, Matthias und Michael Schweighöfer,
Roland Düringer, Julia Hartmann, Adele Neuhauser, Alfred Dorfer u.a., Regie
Harald Sicheritz 2010, DVD ab 7,99 Euro
Es ist die Geschichte von Hage
(Christian Tramitz), dessen strahlende Tage als Heiliger Geist nur noch matt
im Antlitz der christlichen Devotionalien glitzern, die er inkognito auf Weihnachtsmärkten
unters Volk bringt. Doch sein irdisches Dasein soll schon bald unter einem besseren
Stern stehen. Hage steht kurz vor der Ur-Aufführung seines Musicals "Holy
Spirit Megastar" in der Tanzbar seines Freundes Friedl (Roland Düringer)
- mit der entzückenden Tänzerin Mona (Julia Hartmann) in der Hauptrolle.
Doch
über seinen Plänen schwebt der Sohn Gottes, der leibhaftig in der
Gestalt von Christl (Matthias Schweighöfer) am Heiligen Abend unerwartet
in sein Leben platzt. Und Christl hat keine frohe Botschaft im Gepäck:
Im Auftrag Gottes (Michael Schweighöfer) soll er die Apokalypse ankündigen,
die für Silvester im göttlichen Kalender steht. Hage ist entsetzt
- am Silvesterabend soll sein Musical Premiere feiern! Er zeigt Christl, wie
schön das Leben ist, und nimmt ihn mit zur Probe für die Aufführung.
Christl ist schwer beeindruckt und verliebt sich in die schöne Tänzerin
Mona. Nun ist auch er überzeugt, dass die Apokalypse aufgehalten werden
muss. Aber lassen sich die Pläne Gottes so einfach durchkreuzen?
Ruud Koopmans: "Assimilation oder Multikulturalismus? Bedingungen
gelungener Integration", Lit Verlag 2017, 261 Seiten, Euro 25,60
Die
Flüchtlingskrise, das Wahlverhalten der türkischen Mitbürger,
die Debatte um die Leitkultur und die Thesen zur Integration haben die Frage
der Zuwanderung aktuell werden lassen. Wovon hängt es ab, ob Zuwanderung
in erfolgreiche Integration oder in segregierte, sozial marginalisierte Parallelgesellschaften
mündet? Was bedeutet Kultur für die Integration? Brauchen wir so etwas
wie eine Leitkultur oder müssen wir uns als multikulturelle Gesellschaft
neu definieren? Was sind die Ursachen von islamischem Fundamentalismus und Extremismus?
Darauf gibt der Autor fundiert Auskunft. Ruud Koopmans ist europaweit bekannt
durch seine Untersuchungen von 2013 über den fundamentalistischen
Islam in Europa.
Rainer M Wolski - Das "Kopftuch-Urteil" des EuGH und seine Auswirkungen
auf die Integration von 6 Mio. Muslimen in Deutschland: Basiswissen Arbeitgeber
Taschenbuch, Verlag CreateSpace Independent Publishing Platform, Juni 2017,
120 Seiten, Euro 15,40
Am 14.03.2017 verkündete der EuGH das Urteil
C-157/15 und ermöglichte Privatunternehmen grundsätzlich die Wahl
zwischen Religionsfreiheit oder unternehmerischer Freiheit am Arbeitsplatz.
Über 22 Mio. Arbeitgeber in 27 EU-Ländern können jetzt eine Neutralitätsregel
aufstellen und ihren Mitarbeitern mit Sichtkontakt zu Kunden der Firma verbieten:
"Am Arbeitsplatz sichtbare Zeichen ihrer politischen, philosophischen oder
religiösen Überzeugungen zu tragen und/oder jeglichen Ritus, der sich
daraus ergibt, zum Ausdruck zu bringen". Die Regierungserklärung der
CDU/SPD-Koalition von 2006, "Der Islam ist Teil Deutschlands und Teil Europas
..." und die, 2015 aus diesem Grund geforderte Umverteilung muslimischer
Flüchtlinge, wurden durch den EuGH damit in praxi beendet. Auch in Deutschland
bestimmen jetzt Unternehmer - und nicht mehr CDU und SPD - ob der Islam Teil
ihrer Firmenkultur ist. Das Tragen von Kopftuch und Vollverschleierung, Moschee-Besuch
am Freitag, bezahlte Gebetspausen und Minderleistung beim Fasten im Ramadan
entscheiden jetzt Arbeitgeber. Für 3,7 Mio. Betriebe werden aus Praktikersicht
erstmals beide Optionen ausführlich beschrieben. Im Falle von Religionsfreiheit
am Arbeitsplatz wird gezeigt, wie nachhaltig religiöse muslimische Mitarbeiter
die Gewinn- und Verlustrechnung beeinflussen. Damit werden im Jahr 2020 ca.
90 % der Firmen eine Neutralitätsregel haben und keine religiösen
Muslime mehr beschäftigen. Sie müssen dann vom Steuerzahler alimentiert
werden. Wird aus der "Willkommenskultur" ein Albtraum per Steuerbescheid?
Egon Flaig - Die Niederlage der politischen Vernunft - Wie wir die Errungenschaften
der Aufklärung verspielen - Zu Klampen Verlag 2017, 416 Seiten, Euro 25,50
Dass
menschenrechtliche Prinzipien universal sein sollen, ist ein Gebot der Vernunft,
das uns die Aufklärung auferlegt hat. Indes, wie sind die Erfordernisse
dieses Universalismus zu erfüllen in der jeweiligen konkreten Weltlage?
Das vermag uns nur eine politische Vernunft zu sagen, welche sich - anders als
Kants praktische Vernunft - in Zeithorizonten bewegt. Aber eben diese Vernunft
verliert heute rasch Terrain an antiuniversalistische Theorien, die kulturelle
Sonderrechte propagieren und verfälschte Vergangenheiten produzieren. Dabei
gerät die gute Gesinnung zum Maßstab des Handelns und die Entrüstung
zum Mittel geistiger Auseinandersetzung. Um zu ermessen, was hierbei auf dem
Spiel steht, verlangt Egon Flaig geistesgeschichtliche Rückbesinnung. Er
fragt zum einen, welche Diskurse eine antiuniversalistische Einstellung legitimiert
und vorangetrieben haben; und er erörtert zum anderen, weshalb die politische
Vernunft auf historische Verankerung angewiesen ist. Denn allein aus einem kulturellen
Gedächtnis heraus, das sich der Aufklärung verpflichtet weiß,
gewinnen wir die Orientierung für politisches Handeln im Geiste eines emanzipatorischen
Universalismus.
Hans Albert - Zur Analyse und Kritik der Religionen, Alibri-Verlag 2017,
171 Seiten, Euro 12.30
In kurzen Kapiteln erörtert der Philosoph
Hans Albert zunächst zentrale Probleme moderner Religionsauffassungen (wie
Lösungsangebote für das Theodizeeproblem oder Entmythologisierungsversuche),
bevor er sich eingehender mit dem Verhältnis von Kritischem Rationalismus
und Religion auseinandersetzt.
Bernd Kammermeier - Der allmächtige Vulkan - zur Evolution des monotheistischen
Gottes? Alibri-Verlag 2017, 250 Seiten, Euro 18,50
Weltweit vertrauen
Milliarden Menschen auf den Monotheismus und dessen abrahamitischen Gott. Doch
der ist nicht nur in drei Hochreligionen - Judentum, Christentum, Islam - gespalten,
auch unzählige Splittergruppen verehren einen einzigen Gott. Angesichts
der vielfältigen, oft widersprüchlichen Gottesbilder, waren und sind
Konflikte unausweichlich. Der Allmächtige Vulkan führt das Lesepublikum
durch all die Jahrtausende - von der neolithischen Revolution bis zum babylonischen
Exil -, in denen diese Gottesbilder entstanden. Dabei werden die vielen Wandlungen
und Umformungen sichtbar, denen sich die Gottesbilder unterziehen mussten. "Gott"
musste, dank wissenschaftlicher Erkenntnisse, häufig umziehen, von einer
Wissenslücke zur nächsten...
Krzysztof Charamsa / Der erste Stein: Als homosexueller Priester gegen
die Heuchelei der katholischen Kirche - 320 Seiten, C. Bertelsmann Verlag 2017
- Euro 20,50
»Wenn jemand homosexuell ist und Gott sucht und guten
Willens ist, wer bin ich, über ihn zu richten?« Diese Worte von Papst
Franziskus ließen die Welt aufhorchen und viele homosexuelle Priester
Hoffnung schöpfen. Doch ein grundlegender Wandel in der Haltung der katholischen
Kirche gegenüber Homosexualität lässt weiter auf sich warten.
Umso mehr Wirbel verursachte das Coming-out des hochrangigen polnischen Priesters
Krzysztof Charamsa im Oktober 2015. Charamsa lehrte an der Gregoriana und war
Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre. Charamsa, der mit einem
Mann zusammenlebt, wählte bewusst den Zeitpunkt kurz vor Beginn der Familiensynode
im Vatikan, um auf das »unmenschliche« Verhältnis der Kirche
zu Homosexuellen hinzuweisen und auf die Tatsache, dass der Klerus in weiten
Teilen homosexuell sei. In seinem Buch berichtet Charamsa von seinem persönlichen
Werdegang und seiner Kirchenkarriere, eröffnet erschreckende Einblicke
in den Alltag von kirchlicher Ausbildung und Klerus, beschreibt die Absurdität
von Doktrinen und Vorschriften wie dem Zölibat. Dabei greift er immer wieder
die homophoben Strukturen der katholischen Kirche an. Sein Coming-out wird für
ihn zur großen Befreiung. Seine persönliche Geschichte ist die Geschichte
"einer Kirche, die besessen ist vom Sex, die der Sex krank macht".
Und: "Auf der Grundlage meiner persönlichen Erfahrungen gehe ich davon aus,
dass ungefähr die Hälfte aller katholischen Geistlichen schwul ist."
Fethi Benslama - Der Übermuslim: Was junge Menschen zur Radikalisierung
treibt - Verlag: Matthes & Seitz 2017, 141 Seiten, Euro 18.50
Warum
radikalisieren sich Jugendliche, die weder aus besonders schwierigen Verhältnissen
stammen, noch als ungewöhnlich religiös bekannt waren, innerhalb kürzester
Zeit zu gewaltbereiten Islamisten und wollen fortan in Syrien oder hierzulande
in den Dschihad ziehen? Warum gelingt es islamischen Fundamentalisten weltweit
so leicht, moderate Muslime unter Druck zu setzen, weil sie nicht islamisch
genug seien? Fethi Benslama, der 15 Jahre in der Pariser Vorstadt mit radikalisierten
Jugendlichen gearbeitet hat, zeigt in seinem wegweisenden Essay, dass weder
theologische noch soziologische Erklärungsansätze ausreichen, sondern
psychologisch gefragt werden muss, welchen seelischen Gewinn die Einzelnen aus
der islamistischen Radikalisierung ziehen: Nur wenn wir begreifen, welcher bis
zur Tötung von anderen und sich selbst treibende Genuss die Täter
motiviert, lassen sich Gegenmittel finden. Benslama demonstriert eindrucksvoll
die Aufklärungskraft der Psychoanalyse und zeigt, wie sich in den muslimischen
Gemeinschaften das Ideal des Übermuslims etablieren konnte, dem man bis
zur völligen Aufopferung nacheifern muss. Er zeigt aber auch, warum die
bloße Deradikalisierung die zugrunde liegenden Probleme nicht beseitigen
wird, und schlägt andere Lösungsansätze zur Überwindung
des Übermuslims vor. Überraschenderweise gibt ihm dafür gerade
der Blick auf den von vielen als gescheitert betrachteten ›Arabischen Frühling‹
Anlass zu einer optimistischen Perspektive.
Michael Ley: Die letzten Europäer - Das neue Europa - Hintergrund-Verlag
2017 - Euro 10,30
Inhalt: I. Der Leviathan: Säkularität und
moderne Rechtsstaatlichkeit II. Die letzte europäische Utopie: Die europäische
Union III. Von der Utopie zur Dystopie: Multikulturalismus, Postdemokratie und
Islamisierung als europäische Vision IV. Islamischer Djihad und die Politik
der Kollaboration V. Die Hidschra des Jahres 2015 - Die islamische Kolonisierung
Europas VI. Die Viségrad-Staaten - Das Fundament einer neuen europäischen
Föderation VII. Die Zukunft des Kontinents. Eine gnadenlose Abrechnung
mit der rezenten europäischen Politik.
Florian Freistetter: "Newton - Wie ein Arschloch das Universum neu
erfand", Carl Hanser Verlag, München 2017, 206 Seiten, Euro 16,50
Der
Science Buster Florian Freistetter über den genialen Egomanen Isaac Newton
- eine Biographie, wie es sie noch nicht gegeben hat. Im 17. Jahrhundert war
es höchste Zeit, dass ein Genie auftauchte und Schneisen ins Dickicht des
Unwissens schlug. Isaac Newton war dieses Genie. Und ein Arschloch. Science
Buster Florian Freistetter zeigt, wie intrigant und hinterhältig Newton
wirklich war und dass sein Hass auf Robert Hooke und Gottfried Wilhelm Leibniz
keine Grenzen kannte. Gleichzeitig beweist er, dass Newton die Physik niemals
revolutioniert hätte, wenn er nicht solch ein Kotzbrocken gewesen wäre.
Wenn Genialität auf Streitsucht trifft - und dabei ein kosmisches Arschloch
herauskommt, davon erzählt Freistetters Buch mit schonungslosem Humor.
Dr. Nathan Emery: "Bird Brain. Vögel mit Köpfchen. Die
Erforschung gefiederter Intelligenz", National Geografic, München
2017, 192 S. 30.90 Euro
Eitler Pfau, diebische Elster, Friedenstaube.
Alles mögliche schreiben wir Vögeln zu - außer Intelligenz.
Dabei steckt in vielen dieser Tiere ein kleiner Einstein. Dieser naturwissenschaftliche
Bildband belegt, dass Vogelhirne hoch entwickelt und zu phänomenalen Leistungen
imstande sind: abstrakte Aufgaben lösen, sich selbst im Spiegel erkennen,
Erfahrungen sammeln. Spannende Storys aus der Forschung mit pfiffigen Krähen
und raffinierten Raben.
Heinz-Werner Kubitza - Der Glaubenswahn - Von den Anfängen des religiösen
Extremismus im Alten Testament - ISBN 978-3-8288-3849-9 - 350 Seiten, Hardcover
- Tectum Verlag 2017, Euro 19,95
Der Gott des Alten Testaments ist ein
Problem. Denn der biblische Jahwe ist nicht der friedliebend barmherzige Vater,
als den ihn die Kirchen gerne verkünden. Stattdessen tritt er – für
Gläubige irritierend – immer wieder als Kriegsgott auf, als gnadenloser
Rachegott und übler Ausländerfeind, ja sogar als Massenmörder
oder sexueller Gewalttäter. Ein Gott mit fast schon faschistoiden Zügen.
Bei
seinen Expeditionen in die Untiefen des Alten Testaments und die moderne Forschungslage
liefert Heinz-Werner Kubitza Antworten auf die Frage, wer diesen Gott so grausam
gemacht hat. Und macht plausibel, dass die von den Kirchen wie Helden verehrten
Propheten als die ersten historisch greifbaren Vertreter eines religiösen
Extremismus gelten müssen.
Kubitza zeigt: Kirchen und Gläubige
blenden mit den dunklen Seiten ihres Gottes im Alten Testament auch die Anfänge
des religiösen Extremismus aus.
Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza ist
Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlags in Marburg. Mit diesem Band beschließt
er seine religionskritische Trilogie (Der Jesuswahn, 2011; Der Dogmenwahn, 2015).
Kubitza ist Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung, die sich für
Aufklärung und eine humanistische Ethik einsetzt, und gefragter Vorträger
und Interviewpartner zu religionskritischen Themen.
Sean Michael Wilson (Autor), Hunt Emerson (Illustrator) - Goodbye Gott?
- Wissenschaft contra Religion. Eine illustrierte Auseinandersetzung. Tibia-Verlag
2016, 120 Seiten, Euro 16,50
"Was Sie über meine religiösen
Überzeugungen gelesen haben, war natürlich eine Lüge, und zwar
eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen
personalen Gott und habe das auch nie geleugnet, sondern es deutlich zum Ausdruck
gebracht. Wenn etwas in mir ist, das als religiös bezeichnet werden kann,
dann ist es die uneingeschränkte Bewunderung für die Struktur der
Welt, soweit unsere Wissenschaft sie offenbaren kann." (Albert Einstein)
Der
Glaube an einen Gott, an das Paradies kann trösten. Aber der Preis, der
dafür gezahlt werden soll, ist oft sehr hoch. Die Drohung, dieses Paradies
zu verpassen, treibt Menschen zu den wahnwitzigsten Handlungen. - Jede monotheistische
Religion ist im Kern intolerant und "Ungläubige" ausschließend.
Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung Andersgläubiger, ob direkt
von der Kirche oder im Namen der Kirche, haben Millionen von Opfern gefordert.
Auch wissenschaftliche Erkenntnisse und Welterklärungen rühren an
das Fundament des Glaubens, "setzen sich an Gottes Stelle". Wissenschaftler
sind bis heute keine besten Freunde der Gottesleute, sondern eher Konkurrenten
in Fragen der Welterklärung.
Nicht durch Scheiterhaufen und Bücherverbrennung
aber mit scharfer Argumentation setzt sich dieses Buch mit den Angriffen gegen
die Evolutionstheorie, mit der Vermischung von Gläubigkeit und Wissen und
mit religiös-fundamentalistischem Wahn auseinander. Ein aufgeklärter
Sachcomic.
Dagmar Fenner - Religionsethik: Ein Grundriss (Ethik – Grundlagen und
Handlungsfelder) Verlag Kohlhammer, 304 Seiten, Euro 30,85
"Religionsethik"
befasst sich wie alle anderen Disziplinen der Angewandten Ethik (wie z. B. "Medizinethik"
oder "Wirtschaftsethik") mit einem spezifischen Handlungsfeld: Ihr
Gegenstand ist der Bereich religiöser Praxis. Sie erörtert unabhängig
von konkreten Glaubensinhalten und Wahrheitsansprüchen verschiedener Religionen
ethische Fragen im Zusammenhang mit der Religionsausübung: Was können
Religionen zum persönlichen guten Leben (Individualethik) und zum gerechten
Zusammenleben (Sozialethik) beitragen? Sind religiöse Menschen glücklicher
als nichtreligiöse und inwiefern ist unsere Gesellschaft auf Religion als
moralische Ressource angewiesen? Dürfen der Religionsfreiheit Grenzen gesetzt
werden, wenn Religionen gesellschaftliche Probleme und Konflikte (mit) verursachen?
Das Buch analysiert die verschiedenen Argumente bezüglich Fundamentalisierung,
Burkaverbot, Schwangerschaftsabbruch und Religions- oder Ethikunterricht, und
hilft, aktuelle gesellschaftliche Diskussionen zu strukturieren.
Samuel Schirmbeck - Der islamische Kreuzzug und der ratlose Westen: Warum
wir eine selbstbewusste Islamkritik brauchen - 288 Seiten, Verlag Orell Füssli
2016, Euro 20,50
»Der Umgang mit Muslimen war bislang eher neurotisch
denn normal. Islamkritik bedeutet aber mitnichten, Muslime anzugreifen, sondern
Schutz vor seinen menschenverachtenden Auswüchsen, die sich gegen Frauen,
Homosexuelle, eigenständig Denkende und sogenannte Ungläubige richten
? also auch gegen Millionen von Musliminnen und Muslimen.« Samuel Schirmbeck
Radikale
Islamkritik tut sich hierzulande schwer, wird sie doch des Rassismus und des
Fremdenhasses verdächtigt. Der Autor findet diese Haltung unbegreiflich,
ja skandalös. Dieses Buch ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem
gegenwärtigen Islam und eine scharfzüngige Abrechnung mit der Linken,
die allzu oft jede Islamkritik des Rechtspopulismus verdächtigt. Zudem
ist es eine offene und selbstkritische Auseinandersetzung eines renommierten
Nordafrika-Korrespondenten mit dem Islam, dessen langjähriger Aufenthalt
in arabischen Ländern ihn langsam zum Islamkritiker werden ließ.
»Die
Islamisten haben die absolute Waffe gefunden: den Vorwurf der Islamophobie.
Wenn wir uns dagegen nicht wehren … werden wir wie stumme Schafe, die man ins
Schlachthaus führt. Deshalb sollte dieses Buch gelesen werden.« Boualem
Sansal (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2011)
Horst Groschopp: Pro Humanismus. Eine zeitgeschichtliche Kulturstudie.
Mit einer Dokumentation. Reihe Humanismusperspektiven, Bd. 1. Alibri 2016. 287
Seiten, kartoniert, Euro 20.50
Die Monographie ist die erste umfängliche
Kulturstudie zum Humanismus in der "säkularen Szene" und über
den Humanistischen Verband. Vorgestellt werden die Diskussionen am Beispiel
einiger Streitfragen wie Säkularisierung, Weltanschauung, Bekenntnis, Freidenkertradition,
Ethik, "Konfessionalität", Demokratie, Pazifismus und Verbandspolitik.
Der Band enthält eine umfängliche Dokumentation.
Hamed Abdel-Samad - Der Koran. Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses.
Droemer Knaur Verlag 2016. 240 Seiten, 20,60 Euro
Die Bürgerkriege
innerhalb der islamischen Welt und die Konfrontation mit dem Westen sind die
Grundkonflikte unserer Zeit. Im Koran selbst liegen die Wurzeln dieser Auseinandersetzungen,
denn einerseits birgt er eine Botschaft der Toleranz und des Mitgefühls,
andererseits ist er ein religiöser Text, der Brutalität und Mord legitimiert.
Dieser Widerspruch rührt von der Person und dem Leben Mohameds her, dem
anfangs friedlichen Prediger und späteren Warlord. Hamed Abdel-Samad stellt
zentrale Suren vor, leitet sie ein und kommentiert sie mit Blick auf Entstehungsumstände
und Rezeption. Er zeigt, warum sich friedliebende Muslime ebenso auf den Wortlaut
des Korans stützen, wie dies gewalttätige Islamisten tun, und welche
Konflikte daraus erwachsen.
Michael Schmidt-Salomon - Die Grenzen der Toleranz - Warum wir die offene
Gesellschaft verteidigen müssen - Piper, 2016, 224 Seiten, kartoniert,
Euro 10.30
Die offene Gesellschaft hat viele Feinde. Die einen streiten
für "Allah", die anderen für die Rettung des "christlichen
Abendlandes", letztlich aber verfolgen sie das gleiche Ziel: Sie wollen
das Rad der Zeit zurückdrehen und vormoderne Dogmen an die Stelle individueller
Freiheitsrechte setzen. Wie sollen wir auf diese doppelte Bedrohung reagieren?
Welche Entwicklungen sollten wir begrüßen, welche mit aller Macht
bekämpfen? Michael Schmidt-Salomon erklärt, warum grenzenlose Toleranz
im Kampf gegen Demagogen auf beiden Seiten nicht hilft und wie wir die richtigen
Maßnahmen ergreifen, um unsere Freiheit zu verteidigen.
Gerhard Vollmer - Im Lichte der Evolution: Darwin in Wissenschaft und
Philosophie - Verlag Hirzel 2016, 616 Seiten, Euro 40
Evolution ist überall.
Viele wissenschaftliche und philosophische Disziplinen wurden durch den Evolutionsgedanken
wesentlich bereichert; das wird in diesem Buch an mehr als 50 Disziplinen deutlich.
In den Wissenschaften reicht das Spektrum von Evolutionären Algorithmen
bis zur Frage nach einer Evolutionären Theologie, in der Philosophie von
der philosophischen Anthropologie über die Evolutionäre Erkenntnistheorie
bis zur Zukunft des Menschen. Allerdings ist der Bezug zur Evolution dabei nicht
immer derselbe: Es kann sich um biologische Evolution handeln, aber auch um
Evolution in einem weiteren Sinne, manchmal sogar nur im Sinne einer Metapher.
Die
einzelnen Kapitel dieses Sachbuchs sind für jeden Interessierten, also
auch für Fachfremde lesbar. Es ist ein Buch zum Schmökern, in dem
man unendlich viel Wissenswertes, Überraschendes, manchmal auch Kurioses
erfährt.
Rennee Schroeder und Ursel Nendzig - Die Erfindung des Menschen - wie
wir die Evolution überlisten, Residenz-Verlag 2016, 224 Seiten Euro 22.60
Vor
70.000 Jahren war der Mensch zum ersten Mal in der Lage, etwas zu denken, was
es nicht gibt. Was banal klingt, ist die Geburtsstunde der menschlichen Kultur
und der Startschuss für eine Reihe von Erfindungen, die den Menschen geprägt
und nicht nur zum Besseren verändert haben. Er erdenkt Mythen, Religionen,
erfindet Sprache, Geld und Rassismus. Jetzt steht der Mensch kurz vor seiner
größten Erfindung: sich selbst. Denn die Wissenschaft ermöglicht
es ihm, seine Evolution selbst fortzuschreiben. Renée Schroeder blickt
auf die kurze Zeit, die der Mensch bisher gelebt hat, macht einen Ausflug in
seine Genetik und ruft eine neue Aufklärung aus.
Richard Dawkins - Der Gotteswahn - Ullstein Hardcover 2007,
seit 2016 als Ullstein Taschenbuch, 592 Seiten, Euro 12,30
"Religion ist irrational,
fortschrittsfeindlich und zerstörerisch"
Richard Dawkins, einer der
einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart, zeigt, warum der Glaube an
Gott einer vernünftigen Betrachtung nicht standhalten kann - brillant und bei
aller Schärfe humorvoll.
Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat nach
Das egoistische Gen erneut ein Buch geschrieben, das bestehende Weltbilder grundsätzlich
in Frage stellt. In diesem leidenschaftlichen Plädoyer für die Vernunft zieht
er gegen die Religion zu Felde: Der Glaube an eine übernatürliche Macht kann
keine Grundlage für das Verständnis der Welt sein und schon gar keine Erklärung
für ihre Entstehung. Wenn wir die Kritik an den Religionen zum Tabu erklären,
laufen wir Gefahr, von Fundamentalisten jedweder Couleur dominiert zu werden.
Der Glaube an ein göttliches Wesen ist vielfach die Ursache von Terror und Zerstörung,
wie die Weltgeschichte von der Inquisition bis zu den Anschlägen auf die Twin
Towers zeigt.
Ein wichtiges Buch, das zu einem brennend aktuellen Thema
eindeutig und überzeugend Position bezieht.
Heinz Oberhummer, Martin Puntigam, Werner Gruber - Das Universum ist eine
Scheißgegend - Wissenschaftlich fundiert und voller schwarzem Humor erklären
die Science Busters das Weltall, Hanser Verlag 2015, 328 Seiten, Euro 20,50
Das
Universum riecht komisch, klingt komisch und ist so gut wie leer. Fast überall
wird man entweder verstrahlt, bekommt keine Luft oder verbrennt. Und das sind
noch die schönsten Plätze. Mit anderen Worten: Das Universum ist eine
Scheißgegend. Oder, um mit Gerhard Polt zu sprechen: "Dort fahren
wir nicht mehr hin." In diesem Buch geben die Science Busters - die beiden
Physiker Prof. Heinz Oberhummer und Werner Gruber sowie der preisgekrönte
Satiriker Martin Puntigam - eine Reisewarnung und erklären, warum der Kosmos
kein Streichelzoo ist, wo man gegen außerirdische Bakterien unterschreiben
kann, was sich Sternschnuppen wünschen, wenn sie einen Menschen sehen,
wie das Universum endet - und wer das dann alles zusammenräumen muss.
Die Bilder des Zeugen Schattmann - das Schicksal jüdischer Bürger
im faschistischen Deutschland - 4 Teile, DDR 1971, ca. 330 Min, Box mit zwei
DVDs 2015, ab ca. 17.- Euro
Nach dem autobiographischen Roman von Peter
Edel. 1963 - Frank Schattmann soll vor dem Obersten Gericht der DDR in der Verhandlung
gegen Hans Globke aussagen, der eng mit der Umsetzung der gegen die Juden gerichteten
Nürnberger Gesetze befasst und in der BRD als Staatssekretär tätig
war. Frank Schattmann lässt sein Leben Revue passieren - das Jahr 1942:
Seine große Liebe und Frau Esther, die letzte Sabbatfeier der Familie,
aktiver Widerstand, Deportationen bis zum KZ Auschwitz. Durch das Wiedererleben
seiner unerträglichen Erlebnisse in der Nazizeit findet er nach einer Zeit
von knapp 20 Jahren zu sich selbst.
Macht ohne Kontrolle - Die Troika, Doku-Film von Harald Schumann, Arpad
Bondy und Axel Schneppat, 90 min, Edition Salzgeber 2015, ab Euro 9,80
Die
Armen werden ärmer und die Reichen reicher. Ist das Europas Politik? Leidenschaftlich
fordert Wirtschaftsjournalist und Bestseller-Autor Harald Schumann mehr Transparenz
und Verantwortung für ein soziales Europa. Die Technokraten der drei Institutionen
IWF, EZB und Europäische Kommission - der Troika - agieren ohne parlamentarische
Kontrolle. Sie zwingen Staaten zu Sparmaßnahmen, die das soziale Gefüge
gefährden. Harald Schumann reist nach Irland, Griechenland, Portugal, Zypern,
Brüssel und in die USA, und befragt Minister, Ökonomen, Anwälte,
Bänker, Betroffene. "Wer Geld hat, lebt, wer kein Geld hat, stirbt",
sagt der Arzt Georgios Vichas. Genauso absurd wie die Gesundheitspolitik ist
die Mindestlohnpolitik, die die Troika den verschuldeten Ländern abverlangt.
Dass Sparen so nicht funktionieren kann, erklärt der Nobelpreisträger
Paul Krugman. Nach dem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten Film "Staatsgeheimnis
Bankenrettung" fragen Árpád Bondy und Harald Schumann nun:
Was passiert mit Europa im Namen der Troika?
Boualem Sansal - 2084: Das Ende der Welt - Merlin Verlag 2016, 288 Seiten,
Euro 24,70
In Abistan, einem riesigen Reich der fernen Zukunft, bestimmen
die Verehrung eines einzigen Gottes und das Leugnen der Vergangenheit das Herrschaftssystem.
Jegliches individuelle Denken ist abgeschafft; das Eingeschworensein auf ein
allgegenwärtiges Überwachungssystem steuert die Ideen und verhindert
abweichendes Handeln. Offiziell heißt es, die Bevölkerung lebt einvernehmlich
und im guten Glauben.
Doch Ati, der Protagonist dieses Romans, der ausdrücklich
anknüpft an Orwells Klassiker "1984", hinterfragt die vorgegebenen
Direktiven: Er macht sich auf die Suche nach einem Volk von Abtrünnigen,
das in einem Ghetto lebt, ohne in der Religion Halt zu suchen ...
Während
George Orwell in seinem Zukunftsroman das totalitäre Regime Stalins vor
Augen hatte, entwirft Boualem Sansal in seinem Roman das Szenario eines Regimes,
das auf der religiösen Überhöhung einer Ideologie beruht. Es
ist ein Regime, das sich die gegenwärtige Vereinzelung des Individuums
auf der Suche nach persönlichem Glück und Wohlergehen auf erschreckende
Weise zunutze und zum Motor der Gemeinschaft macht. In Abistan sind Fragen oder
Diskussionen gänzlich überflüssig geworden: Eine kleine Gruppe
von Herrschenden sorgt für die Gemeinschaft ebenso wie für das Wohlergehen
des Einzelnen, wobei den Regeln des Staates folgend das Streben nach spiritueller
Erleuchtung den Alltag eines jeden Bürgers diktiert.
Richard Dawkins - Die Poesie der Naturwissenschaften - Autobiographie,
Ullstein-Verlag 2016 - 730 Seiten, gebunden, Euro 39.-
Richard Dawkins
erzählt die Geschichte seines Lebens — von der Kindheit im kolonialen Afrika
über sein Studium in Oxford bis zur Karriere als einer der einflussreichsten
Wissenschaftler weltweit. Er berichtet von seiner Ankunft im Flower-Power-Kalifornien
der 60er Jahre, von der Party zum 42. Geburtstag seines Freundes Douglas Adams,
den freundschaftlichen Streitgesprächen mit dem Erzbischof von Canterbury,
von bahnbrechenden Erkenntnissen in der Evolutionsbiologie und seiner großen
Liebe zur Lyrik. Richard Dawkins ist nicht nur ein herausragender Naturwissenschaftler,
er ist auch ein begnadeter Erzähler. Anhand seines weitverzweigten Familienstammbaums
erklärt er die Vererbungslehre, und die Entwicklung der Theorie des egoistischen
Gens wird bei ihm zum Wissenschaftsthriller. Wenn er beschreibt, wie er vom
Gläubigen zum Atheisten wurde, versteht man, welche Rolle Religion für
den Menschen spielt.
Hamed Abdel-Samad / Mouhanad Khorchide - "Zur Freiheit gehört,
den Koran zu kritisieren" - Ein Streitgespräch, Herder 2016, 127 Seiten,
gebunden, Euro 15,40
Das erste Buch der neuen Reihe im Herder Verlag
enthält ein muslimisches Religionsgespräch zwischen dem Islamkritiker
Hamed Abdel-Samad und dem Professor für Islamische Religionspädagogik
Mouhanad Khorchide, der für einen liberalen Islam einsteht. Dabei gehen
sie in Kapiteln auf verschiedenste Fragestellungen und Aspekte ein, zum Beispiel,
ob der Islam ein Gewaltproblem hat, welche Rolle der Prophet Mohammed und der
Koran im Islam spielen oder spielen sollten und wie dem "Islamischen Staat"
ihrer Meinung nach zu begegnen ist. Darüber hinaus wird der Islam auch
in seiner Einbettung in eine deutsche, demokratische Kultur betrachtet und die
Frage aufgeworfen, ob ein liberaler Euro-Islam in Europa eine Chance hat.
Wilfried Stütz - Die Fraglichkeit von Religion und Moral - Eine systematische
Untersuchung und eine kurze Geschichte moderner Ethik, Tectum Verlag 2015, 552
Seiten, Paperback, Euro 25,70
Es ist das Dilemma der Philosophie, dass
es so viele unterschiedliche Philosophien gibt. Und gerade auf dem Gebiet der
praktischen Philosophie ist die Vielfältigkeit, ja Widersprüchlichkeit
der philosophischen Positionen unverkennbar. Sollten wir also deshalb auf eine
Klärung der Grundlagen unseres Handels verzichten? Wilfried Stütz
antwortet mit einem klaren Nein. Sein Buch bietet einen verständlichen
und anregenden Einstieg in die Geschichte der neueren ethischen Konzeptionen
von Kant bis Peter Singer. Dabei gilt sein Interesse vor allem auch der Frage,
welche Berechtigung und Bedeutung die Religion und eine religiös bestimmte
Moral haben und haben dürfen. Stütz ist davon überzeugt, dass
wir auch in religiösen und moralischen Fragen sehr viel mehr Klarheit gewinnen
können als allgemein angenommen. Und er erklärt einleuchtend, wie
es zur Vielzahl ethischer Entwürfe kommen konnte. Dadurch vermittelt sein
Buch ein echtes Verständnis philosophischen Denkens.
Sahra Wagenknecht, Reichtum ohne Gier. Wie wir uns vor dem Kapitalismus
retten, Campus-Verlag 2016, 292 S., 20,50 Euro
Sahra Wagenknecht ist
eine der letzten marxistischen Linken, sie sagt, es ist Zeit, sich vom Kapitalismus
abzuwenden. Denn der Kapitalismus ist längst nicht mehr so innovativ, wie
er sich gibt. Bei der Lösung der großen Zukunftsfragen - von einer
klimaverträglichen Energiewende bis zu nachhaltiger Kreislaufproduktion
- kommen wir seit Jahrzehnten kaum voran. Für die Mehrheit wird das Leben
nicht besser, sondern härter.
Sahra Wagenknecht fordert
- eine andere
Verfassung des Wirtschaftseigentums,
- die Demokratisierung des Zugangs zu
Kapital und
- die Entflechtung riesiger Konzerne, deren Macht fairen Wettbewerb
und Demokratie zerstört.
- Talent und echte Leistung zu belohnen und
Gründer mit guten Ideen ungeachtet ihrer Herkunft zu fördern.
Mit
ihrem Buch eröffnet Wagenknecht eine politische Diskussion über neue
Eigentumsformen und die vergessenen Ideale der Aufklärung. Sie legt eine
scharfsinnige Analyse der bestehenden Wirtschaftsordnung vor und zeigt Schritte
in ein demokratisch gestaltetes Gemeinwesen, das niemandem mehr erlaubt, sich
zulasten anderer zu bereichern.
In ihrer Partei, der LINKEN, ist sie umstritten,
weil dort hat man sich auch zum almosenverteilenden Herz-Jesus-Sozialismus degeneriert.
Was auch wiederum den Rechtspopulisten hilft, weil die erwecken zumindest den
Anschein von Opposition...
Richard Dawkins: Die Poesie der Naturwissenschaften. Autobiographie. Ullstein
2016, 731 Seiten, 40,20 Euro
Richard Dawkins erzählt die Geschichte
seines Lebens - von der Kindheit im kolonialen Afrika über sein Studium
in Oxford bis zur Karriere als einer der einflussreichsten Wissenschaftler weltweit.
Er berichtet von seiner Ankunft im Flower-Power-Kalifornien der 60er Jahre,
von der Party zum 42. Geburtstag seines Freundes Douglas Adams, den freundschaftlichen
Streitgesprächen mit dem Erzbischof von Canterbury, von bahnbrechenden
Erkenntnissen in der Evolutionsbiologie und seiner großen Liebe zur Lyrik.
Richard Dawkins ist nicht nur ein herausragender Naturwissenschaftler, er ist
auch ein begnadeter Erzähler. Anhand seines weitverzweigten Familienstammbaums
erklärt er die Vererbungslehre, und die Entwicklung der Theorie des egoistischen
Gens wird bei ihm zum Wissenschaftsthriller. Wenn er beschreibt, wie er vom
Gläubigen zum Atheisten wurde, versteht man, welche Rolle Religion für
den Menschen spielt.
Martin Urban / Ach Gott, die Kirche!: Protestantischer Fundamentalismus
und 500 Jahre Reformation, Taschenbuch, 272 Seiten, dtv Verlagsgesellschaft
2016, 15,30 Euro
Das ist kein atheistisches Buch, Martin Urban stammt
aus einer evangelischen Theologenfamilie. Die Austrittszahlen steigen bei den
seit Jahren, der Kirche laufen die Menschen davon. Und daran, so Urban, ist
die evangelische Kirche auch selbst schuld: Sie hat vergessen, dass sie eine
Kirche der Aufklärung ist. Stattdessen wird sie immer konservativer und
fundamentalistischer. Immer mehr Intellektuelle kehren ihr den Rücken,
womit jeglicher intelligente Dialog verloren geht. Doch nicht nur die Protestanten
bekommen ihr Fett ab, Urban rechnet mit den Kirchenoberen beider großen
Konfessionen in Deutschland ab. Er entlarvt die Rückwärtsgewandten
und die Evangelikalen weltweit und beschreibt deren Einfluss bis in die höchsten
Kreise der Politik. Anhand vieler Beispiele und Zitate zeigt er auf, wie weltfremd
und hanebüchen sich Kirchenvertreter oft verhalten, und ruft zu ideologischer
Selbstkritik auf.
Elias
Hirschl - Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir
mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt. Roman Taschenbuch, 200 Seiten,
Milena Verlag 2016, Euro 18,40
Sonst ist es hier nicht üblich, die
Bücher abzubilden, bei diesem Buch ist es notwendig. Als in einem riesigen
Red-Bull-Sport-Event die Weltformel errechnet wird, stürzt die Welt in
totale Unlogik. Sämtliche Thesen des Philosophen Johannes Getting stellen
sich als wahr heraus, die Terrorgruppe IRF (Ironisch Revolutionäre Fraktion)
verwüstet auf möglichst kreative Weise die Wiener Innenstadt, Germanistik
wird plötzlich zu einem prestigeträchtigem Studium und wildgewordene
Zeitreisetouristen stürmen in Massen nach Braunau, um Adolf Hitler zu töten.
Überhaupt werden Zeitreisen zum neuen Volkssport: Die einen wollen Jesus
besuchen, die anderen Shakespeare (haben die beiden überhaupt gelebt? Elias
Hirschl gibt darauf geniale Antworten). Und während die Welt schön
langsam im Chaos versinkt, versucht Sandra Virtanen ruhig zu bleiben und ihre
Bachelorarbeit über Thomas Bernhard zu vollenden. Ebenfalls unter Zuhilfenahme
von Zeitmaschinen der österreichischen Methode der Geschichtsaufarbeitung...
Gernot
Beger - Die zehn größten Irrtümer des Neuen Testaments - Tectum
Verlag 2016, 249 Seiten, Paperback, österr. Preis 18,50 Euro, ISBN 978-3-8288-3711-9,
auch direkt beim Verlag erhältlich
Die
christlichen Kirchen behaupten, die alleinige Wahrheit zu besitzen. Sie berufen
sich dabei auf das Neue Testament. Aber sind diese Schriften denn überhaupt
verlässlich?
Gernot Beger hinterfragt mit viel historischem Sachverstand
den Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften. In zehn Kapiteln begleitet sein
Buch den biblischen Jesus von seiner Geburt bis zu seinem Tod am Kreuz. Dabei
kommen aus kritischer Sicht ernüchternde Ergebnisse zutage: Dem christlichen
Glauben brechen reihenweise die Fundamente weg.
Aufgelockert wird Begers
kundige und seriöse Darstellung durch seine ungewöhnliche Co-Autorin
und sprechende Hündin Chaka, die mit einer Prise Humor oftmals die entscheidenden
Fragen stellt.
Sepp Rothwangl / Endzeit: Die Geschichte der christlichen Jahreszählung
(Religion kontrovers) - broschiert, 232 Seiten, Verlag: edition innsalz 2015,
19,80 Euro
In diesem Buch klärt der Kalenderexperte, Archäoastronom
und Kirchenkritiker Sepp Rothwangl über die Hintergründe verschiedener
Zeitrechnungssysteme auf. Der Waldbauer und Autodidakt liefert hier das Opus
Magnum zur Anno Domini Zeitrechnung ab. Wie rechneten die frühen Christen
die Zeit und haben sie auf Grund von Weltuntergangsphantasien und alten Weltanschauungen
nach tatsächlichen Gestirnskonstellationen manipuliert? Und wie kann ein
Kalender ohne Religion funktionieren? Das Buch öffnet mit einer Vielzahl
von Originalzitaten und zahlreichen Bildern die Augen und macht den Blick offen
für eine neue Epoche der Zeitrechnung.
"Beeindruckend, wie sich
der Autor auch als Zeit-Forscher betätigt, denn er bringt gänzlich
neue, unerwartete Aspekte und Erkenntnisse in das Zeitwesen ein. Die Zeit, genauer
gesagt die Zeitrechnung, geht uns alle an. Dieses wichtige Werk beschreibt einen
grundlegenden, unverzichtbaren und unentrinnbaren Teil unseres Lebens. Es bietet
nicht bloß ein vermutlich namhaft erweitertes Wissen darüber, wie
sich die Menschen den Zeitenlauf erschlossen haben, sondern auch mannigfache
bisweilen sogar etwas verstörende Informationen darüber, auf welch
tönernen Füßen die heute von uns angewendete Zeitrechnung steht."
- Univ.-Prof. Dr. Ronald Weinberger, i. R., Astronom und Schriftsteller
Amer Albayati: Auf der Todesliste des IS - broschiert oder als ebook,
Seifert-Verlag 2016, 232 Seiten, 19,95 bzw. 9,99 Euro
Auf die Todesliste
des IS brachte Amer Albayati sein Eintreten gegen Radikalismus und Terror, für
Freiheit, Menschenrechte und einen liberalen Islam europäische Prägung.
Dennoch verfolgt er trotz 15 Morddrohungen unbeirrt sein Ziel. Seine Geschichte
rüttelt auf. Sie ist ein Aufruf zu Wachsamkeit und ein mutiges Bekenntnis
zu Aufklärung, Demokratie und Friedfertigkeit. Dieses Buch zeigt uns nicht
nur die Wurzeln des Dschihadismus und Terrors, sondern auch Auswege aus dem
Dilemma der westlichen Welt.
Terrortote. Terrorangst. Terror, ausgehend vom
Islamischen Staat (IS). Wie ein Flächenbrand das bestimmende Thema der
Medien. Amer Albayati hat gelernt, damit zu leben. Mit bisher 15 polizeilich
angezeigten Morddrohungen durch die Schergen des IS mit tausenden gefährlichen
Anhängern in Europa wurde der Autor zu einer der bestgeschützten Personen
Österreichs. Immer wieder führt er ein Leben auf der Flucht, wechselt
Quartiere und Gewohnheiten. Für wen ist dieser Mann so gefährlich?
– Für die radikalen Islamisten, die Muslimbrüder und ihre vielfach
dubiosen Organisationen in Österreich. Amer Albayatis Engagement für
einen liberalen Islam europäischer Prägung ist für sie Grund
für eine Kriegserklärung. Aber Albayati geht unbeirrbar den Weg der
Aufklärung. Seine Geschichte ist informativ, sie ist spannend – und sie
ist heute in Europa aktueller denn je. Dieses Buch lehrt uns Verständnis
für die Wurzeln des Dschihadismus und Terrors und zeigt Auswege aus dem
Dilemma, das Europa in seinen Werten, seiner Offenheit und seiner Vision zu
sprengen droht. Die Gefahr der radikalen Islamisten ist nämlich längst
mitten unter uns.
Peter Kamleiter - Der entzauberte Glaube - Eine Kritik am theistischen
Weltbild aus naturwissenschaftlicher, philosophischer und theologischer Sicht,
Tectum Verlag 2016, Paperback, 370 Seiten, Euro 20,50
Während schon
vor fast 50 Jahren Menschen zum Mond geflogen sind, sind im 21. Jahrhundert
noch mehr als zwei Milliarden Menschen Anhänger eines christlichen Gottes-
und Menschenbildes, das in seinen Ursprüngen bis weit in die Antike zurückreicht.
Wie plausibel kann aber das christliche Weltbild noch sein, angesichts der Erkenntnisse
der modernen Natur- und auch Geisteswissenschaften? Wirkt ein transzendenter
Schöpfergott nicht wie ein Fremdkörper in einer Welt, deren Geheimnissen
man immer mehr auf die Spur kommt?
Ohne eine radikal-atheistische Position
zu vertreten, versammelt Peter Kamleiter die Erkenntnisse von Kosmologie, Evolutionsbiologie,
Hirnforschung, der Philosophie, ja sogar einer mittlerweile auch selbstkritischen
Theologie, um die Unvereinbarkeit althergebrachter Mythen und Vorstellungen
mit moderner Wissenschaft zu belegen. Und Kamleiter fragt: Welche Existenzberechtigung
und welcher gesellschaftliche Einfluss darf Kirche und Religion in Schulen,
Medien und Politik beispielsweise in Fragen der Moral überhaupt noch zugestanden
werden?
Der Autor: Dr. Peter Kamleiter hat in Würzburg Philosophie,
Musikwissenschaft und evangelische Theologie studiert. Seine Auseinandersetzung
mit Erkenntnistheorie, Kosmologie und Hirnforschung brachte ihn zu einem agnostischen
Naturalismus. Mit seinen Vorträgen und Veröffentlichungen sucht er
die freiheitlichen Ideen der Aufklärung gegen einen alten und neuen Irrationalismus
zu stärken.
Andreas Edmüller - Die Legende von der christlichen Moral: Warum
das Christentum moralisch orientierungslos ist - Tectum Verlag 2015, 250 Seiten,
Euro 18,50
Sind Kirchen und christliche Religion tatsächlich moralisch
so kompetent, wie sie immer behaupten? Ist das nicht Wunschdenken? Denn wie
kann es sein, dass zu fast jeder moralisch wichtigen Frage durchaus gläubige
wie kompetente Christen so gut wie jede mögliche Antwort ernsthaft vertreten
und vertreten haben: Christen plädieren für Pazifismus und Kriegsbereitschaft,
für Sozialismus und Kapitalismus, für die Gleichberechtigung und die
Unterordnung der Frau, für und gegen gleichgeschlechtliche Liebe und homosexuelle
Ehe, Empfängnisverhütung und Sterbehilfe. Wie ist diese moralische
Orientierungslosigkeit einer Religion zu erklären, die sich hartnäckig
immer wieder selbst als Hüterin der Moral versteht? Andreas Edmüller
kommt in seinem Buch zu einem überraschenden Ergebnis: Eigentlich verfügt
das Christentum über keinerlei ernstzunehmende Morallehre. Denn was man
findet, ist lediglich ein in sich unstimmiges und unsystematisches Konglomerat
an Geboten und Verboten, Gleichnissen und biblischen Erzählungen, sind
Appelle an Autoritäten, antike Präzedenzfälle, Missverständnisse
und oft kaum haltbare Interpretationen der angeblich heiligen Schriften. Und
selbst wenn da mehr wäre – es ließe sich nicht vernünftig begründen.
Das ganze Gebilde der christlichen Moral hängt wie eine esoterische Pseudo-Lehre
in der Luft. Edmüllers Fazit: Die moralische Relevanz des Christentums
ist im Rahmen verantwortungsvoller und vernünftiger Diskussion vernachlässigbar,
ja oft genug sind christliche Positionen sogar schädlich.
Helge Bergmann - Trübes Wasser: Der esoterische Wassermarkt, Alibri-Verlag
2015, 173 Seiten, Euro 15,50
Wasser ist eine unverzichtbare Lebensgrundlage,
es gilt auch im übertragenen Sinne als Urquell des Lebens. Alle Menschen
teilen das Interesse, Zugang zu Wasser in bester Qualität zu haben. Heute
gibt es zahlreiche Angebote, die Wasserqualität im eigenen Haushalt zu
verbessern. Wasser soll Informationen speichern oder durch bestimmte Verfahren
"vitalisiert" oder "energetisiert" werden können. Dadurch,
so wird versprochen, wirke Wasser positiv auf unsere Gesundheit.
Helge Bergmann
hat die wichtigsten Methoden, normales Trinkwasser angeblich in ein Wunderelixier
zu verwandeln, unter die Lupe genommen. Sachlich und leicht verständlich
erörtert der Autor, ob die behaupteten Wirkungen tatsächlich auftreten
oder sich als leere Versprechungen herausstellen. Das Buch ermöglicht,
mit mehr eigenem Wissen und damit kritischer an die Fragen rund um esoterisches
Wunderwasser heranzugehen.
Carsten Frerk - Kirchenrepublik Deutschland - Christlicher Lobbyismus.
Eine Annäherung, 303 Seiten, kartoniert, Alibri Verlag 2015, Euro 18,50
Dr.
Carsten Frerk, langjähriger Leiter des Humanistischen Pressedienstes (hpd),
beschreibt, wie die Kirchen in Deutschland systematisch Einfluss auf die Politik
nehmen. Dabei zeigt sich, dass katholische und evangelische Stellen in einer
Weise in Gesetzgebungsverfahren eingebunden sind wie keine zweite zivilgesellschaftliche
Kraft.
Das Buch untersucht - erstmalig für Deutschland - die Arbeit
der kirchlichen Büros und ihre Kontakte in die Ministerialbürokratie.
Dabei stößt es auf interessante personelle Überschneidungen
und Karriereverläufe. Es stellt dar, über welche Kanäle die Kirchen
ihre Informationen erhalten und welche Strukturen begünstigen, dass politische
Entscheidungen im Sinne der Kirchen ausfallen.
Als Fazit kommt Carsten Frerk
zu der Einschätzung, dass die Kirchen - wo es um ihre ureigenen Belange
als Organisationen geht - die erfolgreichsten Lobbyisten der Republik sind.
Das
Buch schafft Problembewusstsein für Ämterverquickung und "Seitenwechsler".
Es fordert Befangenheitsregeln für Parlamentarier und thematisiert den
durch die Kirchen "gekaperten Staat".
Michael Ley - Der Selbstmord des Abendlandes - Die Islamisierung Europas,
Hintergrund-Verlag Osnabrück 2015. Paperback, 254 Seiten, Euro 19.50
Aus
der Einleitung: Die Diskussionen um den Islam in Europa nehmen geradezu groteske
Formen an: Auf der einen Seite steht eine unerbittliche intellektuelle Phalanx,
die die Utopie einer multikulturellen bzw. diversen Gesellschaft als zukunftsweisende
Überwindung von Nationalismus und Rassismus propagiert und auf der anderen
Seite werden in der Gesellschaft die Ängste vor einer zunehmenden Islamisierung
stetig größer. Die Eliten der Gesellschaft werden nicht müde,
große Teile ihrer eigenen Bevölkerung des Rassismus und der Xenophobie
zu bezichtigen, während große Teile der Bevölkerung längst
das Vertrauen in die vermeintlichen politischen und medialen Vordenker verloren
haben. (..) Die politischen und intellektuellen Eliten stehen den Integrationsproblemen
hilflos gegenüber und würden den Scherbenhaufen, den sie angerichtet
haben, am liebsten verschweigen. Eine öffentliche Debatte über die
Zukunft der europäischen Einwanderungsländer wird von ihnen deshalb
so weit wie möglich vermieden.
Michael Lüders - Wer den Wind sät: Was westliche Politik im
Orient anrichtet - 175 Seiten, C.H.Beck 2015, Euro 15,40
Wer den Wind
sät, wird Sturm ernten - Michael Lüders beschreibt die westlichen
Interventionen im Nahen und Mittleren Osten seit der Kolonialzeit und erklärt,
was sie mit der aktuellen politischen Situation zu tun haben. Sein neues Buch
liest sich wie ein Polit-Thriller - nur leider beschreibt es die Realität.
Eine Geschichte erscheint in unterschiedlichem Licht, je nachdem, wo man beginnt
sie zu erzählen. Und wir sind vergesslich. Das iranische Verhältnis
zum Westen versteht nur, wer den von CIA und MI6 eingefädelten Sturz des
demokratischen Ministerpräsidenten Mossadegh im Jahr 1953 berücksichtigt.
Ohne den Irakkrieg von 2003 und die westliche Politik gegenüber Assad in
Syrien lässt sich der Erfolg des "Islamischen Staates" nicht
begreifen. Wer wissen will, wie in der Region alles mit allem zusammenhängt,
der greife zu diesem Schwarzbuch der westlichen Politik im Orient.
Philippe Buc - Heiliger Krieg: Gewalt im Namen des Christentums - 432
Seiten, Verlag Philipp von Zabern 2015, Euro 41,10
'Wer nicht mit uns
ist, ist gegen uns': Mit dieser biblischen Paraphrase suchte George W. Bush
Verbündete hinter sich zu versammeln und seinen Angriff auf den Irak zu
legitimieren. Ist er damit ein heiliger Krieger? Der Historiker Philippe Buc,
ausgewiesener Experte auf dem Gebiet mittelalterlicher religiös motivierter
Gewalt, nimmt in seinem großen historischen Essay eine ungewohnte und
provozierende Perspektive ein. Er untersucht, wann und unter welchen Bedingungen
Konflikte christlich geprägter Gesellschaften zu manichäischen Kriegen
wurden, zur Konfrontation von Gut und Böse. Die theologisch motivierte
Legitimation von Terror und Krieg lädt Konflikte nicht nur auf, sie erschwert
oder verhindert auch die Möglichkeiten von Friedensschluss und Versöhnung.
Philippe Buc deckt mit großer Quellenkompetenz und ausgeprägtem Aktualitätsbezug
die historischen Wurzeln des Geflechts der gegenwärtigen weltpolitischen
Verwerfungen auf - ein gänzlich neuer Ansatz.
Sabatina James - Scharia in Deutschland, Knaur Taschenbuch 2015, Paperback,
144 Seiten, Euro 13,40
Sabatina James (Pseudonym) wird 1982 als Muslimin
in Pakistan geboren und wächst in Österreich auf. In ihrer Familie
erlebt sie psychische und physische Gewalt. Als sie vor der Zwangsheirat mit
ihrem Cousin flieht und zum Christentum konvertiert, wird 2001 über sie
von ihrer Familie ein Todesurteil ausgesprochen. Seitdem lebt die Autorin an
geheimem Ort und wird von der Polizei beschützt. Mit ihrer Organisation
Sabatina e. V. hilft sie Frauen aus islamischen Ländern, wenn sie aus Angst
vor einer Zwangsehe oder gar einem Ehrenmord vor ihrer Familie fliehen müssen.
Islamunterricht an deutschen Schulen. Öffentliche Aufrufe zum Mord an Andersgläubigen.
Forderungen, auch in Deutschland die Scharia einzuführen. Greifen radikale
Islamisten immer mehr unsere demokratische Ordnung an? Sabatina James, Aktivistin
und Publizistin, warnt vor den Folgen grenzenloser Toleranz und erklärt,
warum genau das gravierende Folgen haben kann.
Horst Herrmann - Befreit Gott von den Gläubigen! Eine Liebeserklärung
an Gott, 328 Seiten, Paperback Tectum Verlag 2015, Euro 19,50
Der Ankündigungstext
des Verlages: Dieses Buch ist eine kleine Sensation. Horst Herrmann ist
einer der bekanntesten und profiliertesten Religions- und Kirchenkritiker Deutschlands.
Doch in seinem neuen Buch bekennt er sich, für viele überraschend,
zu einem positiven Gottesbild. Und kann sogar von Gottesfreundschaft sprechen.
Mit dem "Amtsgott" der Kirchen, einem patriarchalen Herrscher- und
Kontrollgott, der seinen Sohn blutig am Kreuz opfert, hat dieser Gott jedoch
nicht das Geringste zu tun.
Der Autor plädiert in seinem außergewöhnlichen
Buch für einen konsequenten Paradigmenwechsel und fordert ein befreites
wie befreiendes Gottesbild, das Gott als Freund und Freundin auf Augenhöhe
erkennt. Gott muss von seinen Verwaltern wie auch von seinen Gläubigen
erlöst werden.
Herrmanns provokantes Werk Befreit Gott von den Gläubigen!
ist die Liebeserklärung an einen lebendigen Gott. Es ermutigt, sich kritisch
mit sich und seinem Glauben oder Nicht-Glauben auseinanderzusetzen.
So
einfach ist das also: man schöpft sich einen neuen Gott und diesmal
vorsichtshalber einen guten! Das
ist zwar schon längst Standard in den meisten Christenkirchen, Stellen
im Evangelium wo der böse Jesus die Leute zum Heulen und Zähneknirschen
ins ewige Höllenfeuer schmeißt, werden nimmer gepredigt oder zumindest
bei der Auslegung umgedeutet oder kurzerhand ignoriert. Hermann deklariert 85
% der Jesusworte für erfunden, darunter sind wohl alle bösen Worte.
Den 75-jährigen Horst Herrmann drückt möglicherweise seine kindliche
religiöse Abrichtung und er bastelt sich darum seinen privaten neuen Jesus.
Gemildert wird das durch die Ansicht, die Menschen sollten bibelfrei aufwachsen,
aber seinen lieben Privatgott nimmt er ernst, er hat jetzt also auch seinen
unsichtbaren Freund
Harvey und will damit anscheinend Menschen zu kirchenfreien Götterschöpfereien
motivieren. Wer sich für solche Spintisierereien interessiert, mag das
Buch lesen. Für Atheisten macht das keinen Sinn.
Tania Kambouri - Deutschland im Blaulicht: Notruf einer Polizistin, 224
Seiten, Piper Paperback 2015, Euro 15,40
Tania Kambouri hatte genug.
Wieder einer dieser Einsätze, bei denen ihr kein Respekt entgegengebracht,
sondern sie stattdessen wüst beschimpft und beleidigt wurde. Der türkischstämmige
Mann, der die Polizei um Hilfe gerufen hatte, war empört: Was wollte diese
»Bullenschlampe« von ihm? Warum kam eine Frau - und kein Mann -
zum Einsatzort? Vorkommnisse dieser Art erleben Polizisten im Einsatz immer
öfter. Als Polizistin und Frau griechischer Abstammung ist Tania Kambouri
den Angriffen auf der Straße besonders häufig ausgesetzt. Jetzt setzt
sie sich zur Wehr: »Ich will den Finger in die Wunde legen, auch wenn
mir bewusst ist, wie explosiv das Thema ist«.
CHARB - Brief an die Heuchler und wie sie den Rassisten in die Hände
spielen, Klett-Cotta 2015, broschiert, 96 Seiten, Euro 12,30
Das politische
Vermächtnis des Chefredakteurs von Charlie Hebdo. CHARB beendete diese
Streitschrift am 5. Januar 2015, zwei Tage vor seiner Ermordung. Als Chefredakteur
leitete er Charlie Hebdo, die wichtigste Satirezeitschrift Frankreichs. Charb
schuf als Zeichner nicht nur Zerrbilder, er gab selbst das beste Feindbild für
radikale Muslime ab. Aber auch für Andersgläubige, und an die adressierte
er seine letzte Streitschrift. Ihr Titel lautet "Brief an die Heuchler
und wie sie den Rassisten in die Hände spielen". Das französische
Original bezeichnet die Adressaten des Briefs genauer als "escrocs de l’islamophobie"
(Islamophobie-Schurken), und es ist dieses Phänomen, dessen sich Charb
in seiner Philippika annimmt. Islamophobie ist für ihn eine Schimäre,
die allein der Stimmungsmache dient. "Warum stellen Leute, die aufrichtig
gegen den Rassismus zu kämpfen scheinen, eine Zeitung wie 'Charlie Hebdo'
als rassistisch dar? Eine Zeitung, die für das Wahlrecht der Einwanderer
eintritt, die für eine Legalisierung der Situation von Ausländern
ohne Aufenthaltspapiere kämpft und für antirassistische Gesetze eintritt
... Müssten wir nicht Seite an Seite stehen? Gewiss, aber dabei gerät
in Vergessenheit, dass sich diese Leute nicht wirklich für den Kampf gegen
den Rassismus interessieren, sondern für die Förderung des Islams."
Manfred Clauss: Ein neuer Gott für die alte Welt. Die Geschichte
des frühen Christentums, 544 Seiten, Rowohlt 2015, Euro 35,90
Als
vor Jerusalem ein Wanderprediger am Kreuz starb, ahnte niemand, dass damit ein
neues Zeitalter anbrach. Vier Jahrhunderte später wurde das christliche
Bekenntnis zur römischen Staatsreligion. Manfred Clauss erzählt die
aufregende Geschichte dieses frühen Christentums - von den versprengten
Urgemeinden bis ins 6. Jahrhundert - und entwirft ein überraschendes, archaisch-schillerndes
Panorama: Da wird aus heidnischen Sonnwendfeiern das Weihnachtsfest, Märtyrer
sehnen sich nach dem Tod, ein neues, prägendes Lebensideal der Askese bildet
sich heraus. Streiter für ihre Kirche wie Paulus und Augustinus propagieren
ihre Lehre, schreiben gegen falsche Propheten an - und Gruppierungen wie Arianer
und Doketisten bekämpfen sich bis aufs Blut. Denn es war nicht nur die
Liebesbotschaft des Evangeliums, die den Erfolg brachte: Das Christentum, wie
wir es heute kennen, ist nicht zuletzt das Ergebnis von Eifer, Gewalt und politischem
Kalkül. Manfred Clauss zeichnet ebenso mitreißend wie gelehrt ein
neues Bild unserer abendländisch-christlichen Anfänge. Die Wiederentdeckung
eines verschütteten Ursprungs, der uns heute in vielem fremd ist.
Jörn Seinsch - Ein Gott der Liebe? - Wie Theologen die Bibel verfälschen
- Tectum-Verlag 2015, 314 Seiten, broschiert, Euro 20,60
Jörn Seinsch
lenkt den Blick auf die unbekannten und dunklen Seiten der Bibel, über
die in den Kirchen nicht gepredigt wird und die auch sonst gerne totgeschwiegen
werden. Und mehr noch fragt der Autor danach, was Professoren der Theologie
in ihren Bibelkommentaren aus solch inhumanen Zeilen machen, denn sie müssen
sich ihnen ja irgendwie stellen. Wie sie dies tun, zeigt der Autor in diesem
Buch kundig und entlarvend. Er weist nach, dass es nicht bei Strategien der
Verharmlosung, vagen Entschuldigungen und wortreichem Umdeuten bleibt. Wenn
Gott es befiehlt und der Aufruf dazu in der Heiligen Schrift steht, wird Mord
und Gewalt in den Kommentaren sogar gerechtfertigt.
Leo Prothmann - Kirche - Konten - Konkordat: Ansichten und Einsichten
Taschenbuch, 222 Seiten, Paracelsus Verlag 2015, Euro 19,85
Bekannte
Autoren aus Kunst und wissenschaftlichen Bereichen beleuchten den Einfluss der
Kirchen auf Politik und Gesellschaft. Ihre Appelle richten sich an die soziale
Verantwortung des Staates, seine Bürger vor den Übergriffen des institutionalisierten
Glaubens zu schützen. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit
obskuren religiösen Lehren und den Zwang zur Finanzierung durch die Allgemeinheit.
Karl Hepfer, Verschwörungstheorien. Eine philosophische Kritik der
Unvernunft, Transprict-Verlag 2015, 189 Seiten, Euro 25,70
Ob Mondlandung,
Illuminati und 9/11, ob Bielefeld-Verschwörung oder Kennedy-Attentat -
wie funktionieren Verschwörungstheorien? Karl Hepfers Analyse legt zum
ersten Mal die erkenntnistheoretischen Strukturmerkmale des Verschwörungsdenkens
frei. Mit den Mitteln der Erkenntnistheorie und anhand zahlreicher Beispiele
erhellt sie, was Verschwörungstheorien von unseren »normalen«
Theorien unterscheidet und wie es ihnen oft meisterhaft gelingt, alle unsere
Filter für unsinnige Erklärungen zu umgehen. Dabei zeigt das Buch,
warum Verschwörungstheorien gerade heute hoch im Kurs stehen, und schärft
zugleich den Blick für Argumentationsformen, die uns im Alltag auch an
vielen anderen Stellen begegnen.
Von jetzt an kein zurück - Liebe Beats und Repression, DVD 2015,
109 min, Regie Christian Frosch, Preis zurzeit ab 14 Euro
Dramatische
Liebesgeschichte über ein junges Paar in den Sechzigerjahren, das auseinander
gerissen und in Erziehungsanstalten untergebracht wird. Die BRD im Jahr 1967:
Die Schüler Martin (Anton Spieker) und Ruby (Victoria Schulz) verlieben
sich Hals über Kopf. Beide wollen aus den starren Gesellschaftsstrukturen
ausbrechen und ihren Idealen folgen. Martins Wunsch ist es, Schriftsteller zu
werden und mit seinen Texten die Welt zu verändern, während Ruby -
eigentlich Rosemarie - leidenschaftlich gerne singt. Die beiden treffen sich
heimlich, denn für Rubys streng katholischen Vater (Ben Becker) verkörpert
Martin alles, was seiner Tochter an Schlechtem widerfahren könnte. Das
Paar beschließt, die Provinz hinter sich zu lassen und nach Berlin durchzubrennen.
Der Traum scheitert aber bald an der Realität. Ruby wird in ein Kloster
gesteckt und Martin muss in ein Erziehungsheim.
Jahre später scheinen
die Erfahrungen das Paar gebrochen zu haben. Martin musste einige Zeit im Gefängnis
zubringen und hat sich in einen selbstzerstörerischen und zur Gewalt neigenden
Mann entwickelt. Ruby hat es zwar geschafft eine mehr oder weniger erfolgreiche
Sängerin zu werden, der schöne Schein trügt aber, da sie immer
wieder auf Alkohol und Pillen zurückgreift. Martin und Ruby verbindet noch
immer eine starke - wenngleich unmögliche - Liebe und kurz vor einem Auftritt
wird Ruby von ihrer Vergangenheit eingeholt...
Hamed Abdel-Samad - Mohamed - Eine Abrechnung, Verlag Droemer Knaur 2015,
240 Seiten, 20,60 Euro
Die Biographie Mohameds wurde 200 Jahre nach
dessen Tod verschriftlicht - mit politischer Intention: Muslimische Fürsten
suchten ihre Position zu sichern und dem christlichen Jesus eine eigene, die
Herrschaft legitimierende Erlöserfigur entgegenzusetzen. Dennoch hat sich
das ambivalente Bild eines sich radikal verändernden und unter psychischen
Problemen leidenden Menschen erhalten. Hier der milde, dort der gewalttätige
Mohamed. Hamed Abdel-Samad zeichnet in seiner biographischen Skizze nach, welche
bis heute verhängnisvollen Folgen aus diesen Traditionen erwachsen - und
weshalb radikale Islamisten mit demselben Recht den »Propheten«
zitieren wie laizistische und integrierte Muslime.
Die WELT schrieb dazu:
"Der deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad will Unruhe stiften,
sagt er. Er fordert die Menschen auf, sich kritisch mit ihrer Religion auseinanderzusetzen,
ihre als sakrosankt empfundenen Strukturen und Fundamente zu hinterfragen, sie
auf die heutigen Lebensverhältnisse umzudeuten und zu adaptieren. Das hat
ihm viel Ärger und viele Feinde eingebracht."
Ulrike Margarethe Salome Röhl - Macht Religion krank? Die Frage nach
den "ekklesiogenen Neurosen" - Paperback 164 Seiten, Tectum Verlag
2015, Euro 20,60
Schon lange stellt vor allem die Psychologie die Frage,
ob Religion bzw. Religiosität als Ausdruck von Krankheit verstanden werden
kann. Denn zweifellos werden viele psychische Krankheiten durch den dominanten
und einengenden Einfluss des Glaubens und der Kirche verursacht. Man spricht
in diesem Zusammenhang von "Gottesvergiftung", von "ekklesiogener
Neurose" oder "toxischem Glauben". Kann und darf man aber wirklich
von Religion als Krankheit sprechen? Und welche Rolle spielt der Glaube bei
psychisch erkrankten Menschen? Ist der Glaube ein Indikator für das Entstehen
und Fortschreiten von psychischen Krankheiten? Oder ist Religion eher ein Stabilisator,
der den Genesungsprozess von psychisch Kranken beschleunigen kann?
Bernd Galeski - Die Welt des konservativen Katholizismus - am Beispiel
Joseph Ratzingers: Sind Glaube und Vernunft wirklich vereinbar? - Tectum Verlag
2014, 192 Seiten, Euro 20,50
Ein Leben ohne Gott führt zu nichts
- jedenfalls zu nichts Gutem. Wenn Sie nicht glauben, sind Sie fast schon kriminell.
Und ohne Gott verliert sich die Menschheit in Chaos, Anarchie und Gesetzlosigkeit.
Solche und ähnlich verstörende Thesen werden heute immer noch von
konservativ-katholischer Seite vertreten. Joseph Ratzinger, Papst im Ruhestand
und bedeutender katholischer Theologe, ist ein Hauptexponent dieser weltfremden
und selbst auf viele Katholiken antiquiert wirkenden Denkrichtung. Bernd Galeski
folgt in seinem Buch den Spuren dieses stark ideologisch geprägten Denkens
und legt die Wurzeln einer Weltsicht frei, die von Ratzinger und anderen ernsthaft
als Heilmittel für eine bessere Welt verkauft wird. Dabei untersucht er
die Frage, wieso Ratzinger und andere in ihrem Denken fehlgehen und warum deren
Weltsicht in ihrem Kern unvernünftig ist.
Hubertus Mynarek - Papst Franziskus - Die kritische Biografie - 336 Seiten,
Hardcover, Tectum Verlag 2015, Euro 20,50
Die Begeisterung für Papst
Franziskus scheint kaum Grenzen zu kennen. Seine im Vergleich zu seinem
Vorgänger ungezwungene und sympathische Art nötigt selbst Kirchenfernen
eine gewisse Bewunderung ab. Und Gläubige wollen in ihm einen Reformator
oder gar einen religiösen Revolutionär sehen. Wo bleiben da
die kritischen Stimmen? Hubertus Mynarek bietet mit seinem Buch eine echte Alternative
zu den zahlreichen unkritischen Papstbüchern. Ausgehend vom Werdegang
Franziskus’ fragt Mynarek: Wer ist und woher kommt dieser Papst? Was denkt
er und was ist von ihm zu erwarten? Und finden sich bei ihm wirklich Ansätze
zu einer Veränderung? Oder ist dieser Papst doch nur ein Kind der Medien
und von Wunschbildern, die Gläubige nach der eher spröden Amtszeit
von Benedikt XVI. an ihn herantragen? Mynareks Antworten auf diese Fragen
machen sein Buch über Franziskus zu einer spannenden, ehrlichen und
echten Alternative zu den vielen Lobeshymnen auf diesen Papst.
Siegfried R. Krebs: Problemfall Priesterkaste - Religions- und kirchenkritische
Rezension 2011-2015. 224 S. kart. edition Spinoza im Verlag freiheitsbaum. Reutlingen
und Heidenheim 2015. 15,50 Euro. ISBN 978-3-922589-59-4 (Direktbestellung: ed.spinoza@t-online.de)
Religion versus Vernunft: Es gibt ein nahezu unübersichtliches Spektrum
an angebotenen Medien, das sich kritisch mit den Phänomenen Dogmenwahn,
Klerikalismus, Fundamentalismus, Religions- und Kirchenkritik auseinandersetzt.
Siegfried
R. Krebs, der diplomierte Kultur- und Theaterwissenschaftler arbeitet als freier
Journalist in Weimar. Von Hause aus Atheist, ist er seit 2008 in freigeistigen
Organisationen tätig und betreibt seit Ende 2010 das Internet-Portal www.freigeist-weimar.de.
Erschienen sind hier seine meisten Rezensionen. Sie wurden aber auch vielfach
von anderen Webseiten übernommen, so z. B. von www.hpd.de, www.humanismus-aktuell.de,
www.wissen-bloggt.de oder www.nicsbloghaus.org.
Die Zahl seiner bereits
veröffentlichten Rezensionen ist beachtlich. Er hat für edition Spinoza
die kirchen- und religionskritische Online-Rezensionen von Januar 2011 bis zum
Mai 2015 in einer Auswahl zusammengestellt. Den geneigten Leserinnen und Lesern
sei dieses Kompendium als Kompass zur Orientierung im Dschungel der vielfältigen
modernen Aufklärungsliteratur wärmstens anempfohlen.
Leo Prothmann (Herausgeber) - Kirche - Konten - Konkordat: Ansichten und
Einsichten - Paracelsus Verlag Salzburg 2015, 222 Seiten
Bekannte Autoren
aus Kunst und wissenschaftlichen Bereichen beleuchten den Einfluss der Kirchen
auf Politik und Gesellschaft. Ihre Appelle richten sich an die soziale Verantwortung
des Staates, seine Bürger vor den Übergriffen des institutionalisierten
Glaubens zu schützen. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit
obskuren religiösen Lehren und den Zwang zur Finanzierung durch die Allgemeinheit.
Harald Specht - Das Erbe des Heidentums - Antike Quellen des christlichen
Abendlands - 700 Seiten, Paperback Tectum Verlag 2015, Euro 23,60
Das
"Abendland" hat sich aus uralten, längst vergessenen Quellen
entwickelt. Der Sieg des Christentums über heidnische Kulte, Mysterienbünde
und gnostische Religionsgemeinschaften, aber vor allem die unheilige Liaison
von Staat und Religion führten zu einem jähen Bruch mit vielen
dieser antiken Traditionen.
Was okkulte Bruderschaften oder mysteriöse
Orden wie Alchimisten, Rosenkreuzer und Freimaurer als "Arcanum"
hüteten oder man als Geheimnis der Tempelritter vermutete, wurde
aber seit der Antike unauffällig auch in den Werken der Wissenschaft,
Literatur und Kunst als heidnisches Erbe tradiert. Künstler und Gelehrte
der Renaissance und Vordenker der Aufklärung wurden so zu den wahren
Hütern dieses Vermächtnisses.
Die verborgene Symbol-Sprache
ihrer Werke enthält unerwartete Hinweise auf einen lang gehüteten
Wissensstrom, der die Entwicklung des Abendlands begleitete und unterschwellig
die heidnischen Weltbilder und deren kosmologische, philosophische, naturwissenschaftliche
und kulturelle Traditionen weiterführte. Doch welche Geheimnisse
wurden über die Jahrhunderte bewahrt, um diese uralten Weisheiten
und Erkenntnisse vor Vergessen und Vernichtung zu retten?
Was hat antike
Himmelskunde mit Religion und biblischen Figuren wie Jesus, Johannes oder Maria
zu tun?
Welche heidnischen Wurzeln verbergen sich hinter unserem abendländischen
Gedankengut bis hin zu den christlichen Feiertagen?
Was verraten uns versteckte Botschaften in alten Kunstwerken, wie etwa im
scheinbar harmlosen Schäferidyll "Et in Arcadia ego" des
genialen Malers Nicolas Poussin?
Eine Fülle ähnlicher Fragen führt Harald Specht auf eine spannende
Reise von der Antike bis hin zum aufgeklärten Europa.
Norbert Lachner - Vernunft, Logik und Wissenschaftlichkeit im Islam
- Paperback, Books On Demand 2014, ISBN-13: 978-3735727626, 506 Seiten,
Euro 36,-
Dieses Buch geht den Fragen nach, - inwieweit Vernunft, Logik
und Wissenschaftlichkeit grundlegende Bestandteile des Islams bilden; - wie
sich die Auslegung des Islams durch die Jahrhunderte hindurch entwickelt hat;
- welche Bedeutung für die islamische Praktizierung der Rechtsgelehrsamkeit
zukommt; - welchen Stellenwert philosophische Denkprinzipien im Islam einnehmen;
- welchem Ziel die angestrebte mystische Vereinigung im Sufismus letztlich gilt;
- ob der Islam eine Religion wie andere oder vielmehr eine allumfassende Lebensordnung
ist; - welches Gottes- und Menschenbild der Islam vermittelt; - welche Inhalte
die islamische Lehre mit den biblischen Religionen gemeinsam hat und in welchen
Bereichen sie sich von ihnen unterscheidet; - wie sich die religiöse Lehre
des Islams zum Judentum und zum Christentum verhält; - welche Darstellung
und Beurteilung des Judentums und des Christentums der Islam beinhaltet und
welche Haltung gegenüber ihren jeweiligen Anhängern er vorschreibt.
Karin Leukefeld - FLÄCHENBRAND Syrien, Irak, die Arabische Welt und
der Islamische Staat - Verlag PapyRossa 2015, 230 Seiten, Euro 15,30
Bis
vor wenigen Jahren war Syrien ein aufstrebendes, heute ist es ein verbranntes
Land. Millionen Menschen haben alles verloren, die Gesellschaft ist tief gespalten.
Der von außen angeheizte Krieg, die politische Isolierung und die Sanktionen
von USA und EU haben ebenso die aufblühende Ökonomie zerstört
wie die syrische Reformbewegung. Nicht besser sieht es im Irak aus. Gesellschaftlich
zerrüttet, konfessionell zerrissen, wirtschaftlich am Boden, von Terrorismus
überzogen, so lautet das Ergebnis der US-geführten Militärintervention
und Besatzungspolitik. Nichtstaatliche Akteure wie der »Islamische Staat«
und andere Kampfverbände bestimmen hier wie in Syrien das Geschehen. Der
Krieg mit seiner Flüchtlingskatastrophe destabilisiert aber auch zunehmend
die Nachbarländer. Das Buch erläutert, wie und warum die Region des
»Fruchtbaren Halbmondes« - die Wiege der Zivilisation - in Flammen
aufgeht, welche Auswirkungen dies auf die betroffenen Staaten und ihre Gesellschaften
hat und welche Perspektiven sich abzeichnen.
Christoph Reuter, Die Schwarze Macht. Der "Islamische Staat"
und die Strategen des Terrors, Deutsche Verlags-Anstalt 2015, 352 S., Euro 20,60
Nach
seinem brutalen Eroberungszug im Jahr 2014 herrscht der "Islamische Staat"
heute über mehr als fünf Millionen Menschen und eine Fläche von
der Größe Großbritanniens. SPIEGEL-Korrespondent Christoph
Reuter zeichnet den präzise geplanten Aufstieg der Dschihadisten nach und
stößt zu den Wurzeln des Terrors vor - im zerfallenden Irak, im syrischen
Bürgerkrieg und in den vielfältigen Konflikten der Region, die die
Strategen des Terrors geschickt für ihre Zwecke zu nutzen wissen. IS, der
"Islamische Staat", ist weit mehr als die gefährlichste Terrorgruppe
der Welt. Er ist eine Macht, die ein zuvor ungekanntes Maß an Perfektion
zeigt - in seinem Handeln, seiner strategischen Planung, seinem vollkommen skrupellosen
Wechsel von Allianzen und seiner präzise eingesetzten Propaganda.
Heiner Jestrabek (Hrsg.): Glossar Humanistisches Freidenkertum. Reden
wir mal über Begriffsbestimmungen. 44 S .m.Abb. brosch. Edition Spinoza
im Verlag Freiheitsbaum 2015, Euro 5,00. Bestelladresse: ed.spinoza@t-online.de
Begriffsunklarheiten,
gewollte Begriffsverwirrungen dienen den ökonomisch, politisch und medial
Herrschenden immer dazu, das Wesen ihrer Herrschaft zu verschleiern und so möglichst
ungetrübt über Menschen und deren Köpfe bestimmen zu können.
Deshalb sollten, ja müssen, alternative Kräfte, egal ob sozialistisch
gesonnen und/oder religionsfrei, sich über die "gängigen"
Begriffe im Hier und Heute Gedanken machen und deutlich über deren Bestimmungen
und Inhalte reden. Und nicht das nachplappern, was ihnen "von oben"
vorgesetzt wird.
Thomas Bäumler - Priester, Neffe, Tod: Gerti Zimmermann recherchiert
- Krimi zum katholischen Kinderschändermilieu - Größenwahn Verlag
2015, 200 Seiten, Euro 22,50
Georg Hornberger - geachteter Theologe,
Prälat und Ehrenbürger seines oberfränkischen Heimatortes - wird
brutal ermordet aufgefunden. Nicht nur die Polizei steht vor einem Rätsel.
Die angehende Journalistin Gerti Zimmermann, die ein Volontariat bei der Heimatzeitung
absolviert, beginnt zu recherchieren. Ihre Ermittlungen, die sie bis nach Prag
führen, lassen ihr keine Ruhe. Im Tagebuch des Junkies Josef, des Neffen
des Ermordeten, findet sie einen erstaunlichen Hinweis: Josef wurde als Jugendlicher
von seinem Onkel sexuell missbraucht. Gerti erforscht die Familiengeschichte
des Ermordeten und entdeckt Geheimnisse, deren Lüftung vielen Beteiligten
ein Dorn im Auge zu sein scheint. Werden ihre Ermittlungsergebnisse Gehör
finden? Ist die Redaktion der Zeitung bereit, die Wahrheit zu drucken? Thomas
Bäumler kreiert den ersten Fall der blutjungen Gerti Zimmermann, die noch
am Anfang ihre Karriere steht. Auf der Bühne dieses ländlich geprägten
fränkischen Umfeldes durchlebt eine katholische Familie ihre Tragödie.
Eine sozialkritische Kriminalgeschichte mitten in Deutschland um Medienmacht,
Meinungsfreiheit und Glauben. Und über sexuellen Missbrauch.
Thomas Suddendorf - Der Unterschied - Berlin Verlag 2014, 464 Seiten,
€ 23,70
Was unterscheidet den Menschen von den übrigen Tieren? Wie
kam es zur Entwicklung seiner besonderen Fähigkeiten? Und worin genau bestehen
diese überhaupt? Der renommierte Entwicklungspsychologe und Primatenforscher
Thomas Suddendorf zeigt: Nicht unsere Intelligenz an sich, erst unsere Phantasie
und unser Bedürfnis, diese mit anderen zu teilen, machen den Menschen zum
Menschen. Von der Psychologie und Verhaltensbiologie über die Evolutionsgeschichte
bis hin zu den Neurowissenschaften verknüpft er erstmals die jüngsten
Erkenntnisse aller relevanten Wissensgebiete. Suddendorf zeigt, dass die Alleinstellung
des Menschen dadurch entstand, dass wir andere menschenähnliche und sogar
eindeutig menschliche Spezies ausrotteten. Verblüffend ist, dass offenbar
alle einzigartigen Eigenschaften des Menschen auf nur zwei grundlegende Besonderheiten
zurückgehen: unsere unbändige Imaginationskraft und das Bedürfnis,
unsere Gedanken mit anderen zu teilen.
Raif Badawi - 1000 Peitschenhiebe: Weil ich sage, was ich denke - Ullstein
Verlag 2015, 64 Seiten, Euro 5,10
Raif Badawi, saudi-arabischer Blogger,
teilte im Internet seine Gedanken über Politik, Religion und Freiheit.
Dafür wurde er zu 1000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt.
Diese Streitschrift versammelt die zentralen, verbotenen Texte Badawis. Sie
zeigen die Spannungen zwischen einer traditionellen Auslegung des Islam und
dem Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben in der Gegenwart. Badawi fordert
Liberalismus, Toleranz, Pluralität, Meinungsfreiheit und Menschenrechte
- weil sonst die arabisch-islamische Welt verloren ist. Mit einem aktuellen
Text, den Raif Badawi für dieses Buch über sein Leben im Gefängnis
geschrieben hat.
Wilfried Buchta, Terror vor Europas Toren. Der Islamische Staat, Iraks
Zerfall und Amerikas Ohnmacht, Frankfurt/M. 2015, 413 Seiten, Euro 23,60
Der
Vormarsch der Milizen des selbsternannten Islamischen Staats gehört derzeit
zu den beherrschenden Nachrichtenthemen. In ihm zeigt sich eine neue Qualität
des Terrors, der mit dem Export des Heiligen Kriegs, des Dschihad, auch nach
Europa überzuschwappen droht. Doch wie konnte es zu dieser bedrohlichen
Entwicklung kommen? Wilfried Buchta zeichnet die fatalen Ereignisse im Nahen
Osten nach. Er beleuchtet dabei die Rolle der wichtigsten Akteure und Machtfaktoren
und erklärt, welche Handlungsoptionen dem Westen heute noch bleiben. Wilfried
Buchta ist promovierter Islamwissenschaftler. 2005 bis 2011 arbeitete er als
politischer Analytiker für die UN-Mission im Irak. Als Zeitzeuge hat der
Kenner der Region und ihrer Geschichte die politischen Ereignisse, die zum Erstarken
der Terrormiliz Islamischer Staat geführt haben, täglich hautnah miterlebt.
Ayaan Hirsi Ali - Reformiert euch!: Warum der Islam sich ändern muss
- Albrecht Knaus Verlag 2015, 304 Seiten, Euro 20,50
Ihre eigene Biografie
und intime Kenntnis der islamischen Gesellschaften und Kultur sowie ihre Forschungen
machen die aus Somalia stammenden Ayaan Hirsi Ali zu einer der wichtigsten Stimmen
in der Debatte über den Islam. Ihr neues, von Optimismus getragenes Buch,
kommt im richtigen Moment: Es nimmt die Terroranschläge in Paris zum Ausgangspunkt,
bietet Einordnung und Hintergründe, vor allem aber bezieht Hirsi Ali klar
Stellung: gegen einen erstarrten Islam und dessen Tolerierung durch den Westen.
Und für eine Reformation ihrer Religion durch die Muslime!
Heinz-Werner Kubitza - Der Dogmenwahn: Scheinprobleme der Theologie. Holzwege
einer angemaßten Wissenschaft - Tectum Verlag 2015, 398 Seiten, Euro 20,50
Dogmatische
Theologie ist heutzutage auch "Wissenschaft" wider besseres Wissen;
Richtschnur sind wie seit Jahrhunderten allein Bibel und Bekenntnis. Doch wie
passen religiöser Glaube und moderne Wissenschaft überhaupt zusammen?
Und womit beschäftigen sich eigentlich hochdotierte Theologen an unseren
Universitäten, wenn nicht einmal der Gegenstand ihrer Forschung bestimmt
ist? Wie sachdienlich können ihre "Forschungsergebnisse" sein,
wenn zum Beispiel die seit über einem Jahrhundert tiefgründig diskutierten
Fragen zur Historizität Jesu gar nicht zur Kenntnis genommen werden? Was
ist dran, an den schwülstig gedrechselten Aussagen und Erkenntnissen, die
von verschiedenen Vertretern zahlreicher "theologischer Schulen" über
Suchende, Fragende und Studierende ausgegossen werden? Und Erkenntnis und Wahrhaftigkeit
sind doch Ziel aller Forschung? Oder? Diesen und ähnlichen heiklen Fragen
geht Heinz-Werner Kubitza, bekannt als Verfassern von "Der Jesuswahn",
penibel auf den Grund.
Jean Ziegler und Ursel Schäfer - Ändere die Welt!: Warum wir
die kannibalische Weltordnung stürzen müssen - Bertelsmann Verlag
2015. 288 Seiten, Euro 20,50
"Der Kapitalismus setzt die Warenbeziehung
als universelle Beziehung durch". Das ist einer der Kernsätze Zieglers
und genau jene "Kannibalisierung der Welt" durch das neo-liberale
Verständnis des Kapitalismus, welches Ziegler als durchgehend "an
der Macht" kennzeichnet. Eine Entäußerung aller sozialer und
individueller Freiheiten und Möglichkeiten, die im Lauf der letzten Jahrhunderte
teuer gerade in Europa erkauft wurden und in den letzten Jahren, seit dem Zusammenbruch
des "realen Sozialismus" als Teil eines "bipolaren Systems"
1991 rasant voranschreitet. Während zu Zeiten der "Blöcke"
noch eine gewisse Angst und Zurückhaltung auf Seiten des enthemmten Kapitals
herrschte (es bestand ja die Gefahr der Revolution zum "anderen System
hin"), entfällt dieses (mangelhafte, aber vorhandene) Korrektiv seit
1991 nun.
Mit weitreichenden Folgen. Die Ziegler ruhig und sachlich beschreibt.
Eine reine Funktionalisierung des "Faktors Mensch" auf den Faktor
"Waren- Produktionszeit", das menschliche Sein durchdekliniert im
Sinne der Wirtschaft auf seinen "Tauschwert". Bis hin zu durchgehend
weiterer "Drängelei", alles zu "privatisieren" und
damit als Gewinnmöglichkeit zu sichern, was nur denkbar ist. Die "beschleunigte
Akkumulation und die kontinuierliche Profitmaximierung" entfremdet "alles
von allem und jeden von jedem". Womit Ziegler wie nebenbei auch die Folgen
für die "Besitzer der Produktionsmittel" selbst herausstellt.
Aktuell
am Niedrigzins zu erkennen ist, wie ein Finanzsystem sich in dieser Hinsicht
so gut wie selber zerlegt, weil die Firmen aufgrund der Rücklagen keine
Kredite mehr benötigen und damit selbst "Geld" als "reale
Ware" kaum mehr gefragt ist und nur noch der virtuellen Vermehrung eines
abstrakten Profits zugeführt wird. Und der Mensch, die Menschheit, zunächst
die ärmeren Teile der Welt, zunehmend aber auch die "Kernzonen"
des Wohlstandes bleiben auf der Strecke.
Massenarbeitslosigkeit, die Wertlosigkeit
des eigenen Lebens im Sinne eins "Tauschmittels", zunehmend Mangel,
realer Hunger, sich auflösende Sozialgemeinschaften, all das kennzeichnet
Ziegler als Folge der "modernen" Auffassung von "Leben als Gewinnstreben"
und neo-liberaler "Entgrenzung" des Marktes.
Da diese Seite schon sehr lang geworden war, wurde sie geteilt, hier geht es zu den älteren Buchtipps!