Jeden Sonntag predigen die Pfarrer in der Kirche über die im aktuellen Kirchenjahr vorgesehene Stelle in der Bibel. Sogar Menschen, die nie in die Kirche gehen, können diese Predigten in der Heiligen Kronenzeitung nachlesen, denn dort predigt Kardinal Schönborn eigenhändig. Was ihm allerdings nicht viel Arbeit macht, weil seine Predigt eh auf der Homepage der Diözese Wien steht, die besorgen sich die Kronenzeitungsmacher per copy & paste ohne besonderen Aufwand.

Aber gerade das reizt auch Atheisten. Zu den Bibeltexten fällt einem nämlich oft ganz was anderes ein als dem Herrn Schönborn. Darum wird hier auf ATHEISTEN-INFO recht häufig auch ein Wort zum Sonntag ausgelassen.




Teil 6 - Wegen der Länge der Dateien werden diese regelmäßig geteilt
Teil 6 - Nr. 151 bis 180

Die Sonntagsworte von Juli 2010 bis Juni 2011 sind auf sonntag1_30.html zu finden, von Juli 2011 bis Februar 2012 auf sonntag31_60.html, von Februar bis September 2012 auf sonntag61_90.html, von September 2012 bis März 2013 auf sonntag91_120.html, von März bis Oktober 2013 auf sonntag121_150.html, von Oktober 2013 bis Mai 2014 hier und von Mai bis November 2014 auf sonntag181_210.html, von Ende November 2014 bis Mai 2015 auf sonntag211_240.html, von Mai 2014 bis Ende 2015 auf sonntag241_270.html, von Dezember 2015 bis Ende Mai 2016 auf sonntag271_300.html, von Anfang Dezember 2016 bis Ende Mai 2017 auf sonntag331_360.html. Die aktuellen Sonntagswort sind auf sonntag.html.


180. Wort zum Sonntag, am 18. Mai 2014

Joh 14,1-12: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

Bemerkenswert wie hier geschildert wird, dass die Jünger vom Jesus dem Jesus seine Geschichtchen nicht so recht glauben wollten. Nachdem diese unter dem Namen "Johannesevangelium" bekannte Schrift Jahrzehnte nach dem angeblichen Geschehen verfasst wurde, ist diese Predigt natürlich nicht an die Jesus-Jünger, sondern ans damals lebende Publikum gerichtet. Aber klarerweise wird dadurch nichts glaubwürdiger, speziell wo doch der jüdische Wanderprediger Jeschua ben Josef seine ganze Lebenszeit lang nie was davon gehört hat, dass er ein Gottessohn wäre. Johannes gibt ihm nun einen schönen Leitsatz, über den heute der Kardinal Schönborn jubilieren kann: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben".

Wörtlich beim Schönborn:
"Die Antwort Jesu auf die zweifelnde Frage des Thomas ist eines der stärksten Worte, die Jesus gesagt hat: 'Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.' Viele Weise haben gesagt: Ich zeige euch einen Weg zur Wahrheit und zum Leben. Keiner hat gewagt, von sich zu sagen: Ich BIN das alles! Nicht irgendein Weg, sondern DER Weg. Entweder ist das eine verrückte Anmaßung - oder es stimmt. Jesus will niemanden nötigen, ihm das abzunehmen. Er sagt nur eines: Glaubt mir! Vertraut mir! Darauf kann ich nur antworten: Ja, Jesus, ich vertraue dir. Und ich bin nie enttäuscht worden."

Ach Schönborn! So viele Propheten und Verkünder sind durch die Länder gezogen, ein jeder davon hat seine Wahrheit zur wahrsten Wahrheit aller wahren Wahrheiten befördert. Nimm z.B. nur den Islam! Der ist doch noch viel wahrer als das Christentum! Weil der Allah hat dem Mohammed seine Offenbarung gemäß der Lehre offenbar direkt diktieren lassen! Da muss doch alles eins zu eins sein und nicht wie bei den Evangelien alles erst vierzig bis achtzig Jahre später niedergeschrieben. Hilft aber auch nichts. Auch die muslimische Lehre ist nicht der Weg, die Wahrheit und das Leben!

Jeder Krämer preist seine Ware an und hat das bessere Angebot. Wer auf Werbung hereinfällt, ist selber schuld - speziell wenn das angebotene Produkt nicht einmal ausprobiert werden kann. An etwas zu glauben, dass erst nach meinem Tod bestätigt werden soll, braucht schon ein großes Ausmaß an heiliger Einfalt. Im Christentum hat sich diesbezüglich die Lage ja schon lange verbessert. Im Islam ist ein solcher Glaube noch weitaus besser verankert, dort kommt man noch mittels einer Sprengstoffgürtelexplosion direkt in den Himmel!

Aber das ist keine Frage der Glaubenslehre, sondern eine Frage des Grades der religiösen Einfalt. Und diese liegt im Christentum - zumindest im Vergleich mit dem Islam - inzwischen doch deutlich tiefer und sinkt immer weiter noch ab. Hier wird nicht mehr auf Zuruf geglaubt und den Weg und die Wahrheit und das Leben gestalten sich die Leute viel lieber ohne altertümliche Vorstellungen einer altertümlichen Religion. So ist das und ein Zurück ist nimmer möglich. Amen.


179. Wort zum Sonntag, am 11. Mai 2014

Joh 10,1-10: In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter, und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen. Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Das Bild vom Hirten und der Herde ist ein sehr zutreffendes! Seltsamerweise ruft diese Degradierung der Menschen zu Schafen in der christlichen Kirche keinen Widerspruch hervor. Die Hirten führen Herden von dummen Tieren. Das Wort "schafsdumm" wird zwar heute im Alltag wenig verwendet, aber die Allegorie von Schafen für die Dummheit war lange im Gebrauch. In "Brehms Tierleben", einem berühmten Buch aus dem 19. Jahrhundert, hieß es: "Das Hausschaf ist ein ruhiges, geduldiges, sanftmütiges, einfältiges, knechtisches, willenloses, furchtsames und feiges, mit einem Wort ein höchst langweiliges Geschöpf."

Das ist jedenfalls eine gute Beschreibung wie sich Hirten ihre Schafsherde ersehnen. Bischof Schönborn predigt heute etwas differenzierter über seine Schafe als sonst bei ihm üblich. Er zitiert nämlich aus einem Brief eines Priesters, der bei Schönborn studiert und der in seiner Jugend tatsächlich echte Schafe gehütet hatte. Dieser schrieb u.a., dass der Hirte nicht immer der Herde vorausgehen soll, weil sonst könnten sich am Herdenende Schafe verlaufen oder zurückbleiben, aber wenn den Schafen der Hirte nicht vorausginge, könnten sie einen falschen Weg einschlagen. Er habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Schafe gangbare Wege selber finden würden.

Dass Schafe von den Hirten nicht betreut würden, damit sie ein schönes Schafsleben hätten, spielt bei beiden keine Rolle. Schafe werden ja deswegen gehütet, um von den Schafsbesitzern als Woll- und Fleischlieferant genutzt zu werden.

Schönborn schließt jedenfalls mit:
"Der Hirt geht nicht immer nur voran. Er kann auch manchmal einfach der Herde folgen, im Vertrauen, dass sie ein sicheres Gespür dafür hat, wo eine gute Weide ist. Als Hirte muss ich nicht immer alles besser wissen. Wichtig ist nur, dass ein gegenseitiges Kennen und Vertrauen besteht. Und dass klar ist, dass Jesus der eigentliche Hirte ist. Nur er kennt wirklich jeden einzelnen. Nur seine Stimme weckt Vertrauen. Nur er schenkt volles Leben."

Wann der Jesus die Schafe schert und schlachtet, wird nicht angesprochen. Weil der Jesus hält die Schafe zu derem Schafsvergnügen. Das zu glauben bedarf wohl eines entsprechenden Schafsbewusstseins. Da es ein solches immer weniger gibt, werden auch die Herden immer kleiner, die sich von den Hirten tatsächlich führen lassen.


178. Wort zum Sonntag, am 4. Mai 2014

Joh 21, 1-14: offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Heute haben wir wieder einmal eine Schlamperei auf der Wiener Diözesan-Homepage, offenbar weiß dort der eine nicht, was der andere tut. Weil heute gibt's im Messbuch zwei Evangelien, der Schönborn predigt auf der Homepage und in der Kronenzeitung über die Stelle bei Johannes, auf der Homepage steht aber die Stelle von Lukas. Aber das wieder nur nebenbei.

Heute tut der auferstandene Jesus ein Wunder, er lässt die Fischer viele Fische fangen und füttert sie außerdem noch mit mitgebrachten Fischen. Aber das ist nicht die Bibelstelle, wo der Jesus seine Jünger Petrus und Andreas zu "Menschenfischern" ernennt (das ist Mt 4,19).

Was soll also die ganze obige Geschichte? Was meint der Schönborn dazu? Er redet davon, dass der auferstandene Jesus nimmer mit seinen Jüngern durch die Gegend zieht, sondern nur manchmal erscheint. Und dann fasst er zusammen: "Nach einer erfolglosen Nacht, in der sie nichts fingen, steht ein Fremder am Ufer und spricht sie an. Er rät dazu, es noch einmal zu versuchen. Und es wird ein gewaltiger Fischfang. Und sie erkennen, wer der Fremde ist. Und sie begreifen, dass nicht einfach ihr bisheriges Leben weitergeht, sondern ihr Leben mit Jesus. Ihr Weg mit Jesus ist nicht zu Ende. Er beginnt eigentlich erst jetzt richtig. Sie werden aufbrechen und in die ganze Welt gehen, von ihm Zeugnis zu geben."

Und was macht der Schönborn selber? "In dieser Zeit nach Ostern stelle ich mir oft die Frage: Wie ist es bei mir? Geht mein Leben einfach weiter? Oder hat mein Glauben an die Auferstehung Jesu etwas für mich geändert? Ist Ostern ein Neuanfang? Ist die Auferstehung Jesu nur eines der Dinge, die man eben zu glauben hat? Paulus sagt: 'Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist unser Glaube leer.' Geht mein Leben nach dem Osterfest einfach weiter? Heuer ist mir besonders bewusst geworden, dass es für mich doch einen großen Unterschied macht, glauben zu dürfen, dass Jesus lebt, und da ist, und mit mir geht, alle Tage meines Lebens! Es ist schön, dass dieses Leben weitergeht!"

Nu, wenn der österreichische Oberkatholik nicht an die Auferstehung glauben täte, das täte dem Glauben sicher nicht gut. Also bleibt ihm sowieso gar nix anders übrig, als sich jedes Jahr über die Auferstehung zu freuen und über einen mit ihm marschierenden Jesus. Er darf das ja glauben, weil wir haben in Österreich Religionsfreiheit. Amen.


177. Wort zum Sonntag, am 27. April 2014

Joh 20,19-31: Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Die Geschichte vom "ungläubigen Thomas" kommt nur im am weitesten von einem möglichen tatsächlichen Geschehen abgehobenen Evangelium des Johannes vor. Der Sinn dieser Geschichte war es klarerweise, von der Christengemeinde Glaube statt Wissen zu verlangen. Thomas tut das in einer Doppelfunktion, er glaubt nicht und will wissen, dann führt ihm der Jesus seine Wundmale vor und die neue Funktion des Apostel Thomas ist es dann, Glauben ohne Wissen zu verlangen.

Dabei müsste ein allmächtiger Gottessohn ja wohl in der Lage sein, regelmäßig unter den Menschen erscheinen zu können, um sich und seinen Glauben fortgesetzt vorzuführen. Die Geschichte vom ungläubigen Thomas ist dafür ein sehr dürftiger Ersatz. Aber anders geht es eben nicht. Die Geschichte vom ungläubigen Thomas ist eine real lesbare Geschichte, der Gottessohn Jesus ist eine irreale Sagengestalt. Dass diese Sagengestalt real wäre, weil es Geschichten darüber gibt, ist wiederum irreal. Weil sonst müsste es den Rübezahl und den Winnetou auch geben.

Womit langweilt heute Bischof Schönborn die Kronenzeitungsleser? Er freut sich über den "barmherzigen Jesus", den in den 1930er-Jahren eine polnische Nonne und seit 2000 Heilige namens Faustyna Kowalska erfunden hat und nach deren privaten Offenbarungen (der Jesus erschien ihr dauernd) das nebenstehende Bild (Quelle: Wikipedia) weltweit verbreitet wurde. Der heutige Sonntag heißt deswegen auch "Sonntag der Barmherzigkeit". Ein barmherziger Jesus wird ja heute sehr propagiert, der Originaljesus, der Sünder und Ungläubige ins ewige Höllenfeuer warf, ist kein Verkündigungsobjekt mehr. Darum lässt Schönborn seine Leser heute wissen, Schwester Faustyna habe vom Jesus die Botschaft bekommen, "sag den Menschen, dass meine Barmherzigkeit ohne Grenzen ist".

Ein grenzenlos barmherziger Jesus ist mit dem biblischen Jesus nicht kompatibel und hilft auch der Kirche nicht. Weil wenn der Jesus eh grenzenlos barmherzig ist, dann brauchen auch die Anhänger der Pascalschen Wette nimmer so vorsichtig zu sein, dass sie doch noch ein bisschen religiös sind, falls es eine Hölle und ein jüngstes Gericht gäbe, wo der Jesus die Lebenden und die Toten richte. Weil ein grenzenlos barmherziger Jesus würde dann eh alle in den Himmel führen, falls es doch so einen Himmel geben sollte.

Schönborn freut sich jedenfalls über diese herzigen göttlichen Barmherzigkeiten und die Vorgangsweise des Jesus beim Thomas, Schönborn schreibt, "dem Zweifler Thomas, der nur glauben will, was er sehen und angreifen kann, kommt Jesus mit Güte und Geduld entgegen: 'Sei nicht ungläubig, sondern gläubig'. Und Thomas findet zu dem Wort voller Vertrauen: 'Mein Herr und mein Gott'."

Die Finger in die Wundmale Christi hat der Schönborn nie gelegt, aber er glaubt dem Evangelisten Johannes natürlich die obige Bibelstelle, weil ein Gottessohn wird ja seine Jünger nicht anlügen. Der Rübezahl hat auch nicht gelogen und Karl May war wirklich Old Shatterhand, weil es in den Karl-May-Büchern so geschrieben steht und das Bild rechts in Wikipedia unter "Karl May" zu finden ist...


176. Wort zum Ostersonntag, am 20. April 2014

Joh 20,1-18: Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Häufig beginne ich meine Sonntagsworte mit kleinlicher Kritik an Schlampereien auf der Homepage der Diözese Wien, wo manchmal das falsche Evangelium oder keine Schönbornpredigt online stehen. Letzten Sonntag ist es mir gelungen, ähnlich zu handeln. Auf der Startseite meiner Homepage waren die Sonntagsworte für den 13.4. angekündigt und auf der Sonntags-Seite standen dann bloß die Worte bis zur Woche vorher. Ich hatte vergessen, meine Predigt online zu stellen, schaltete den PC aus und sah erst am Abend - weil sich Sitebesucher per Mail darüber beschwert hatten - dieses Versäumnis. Nu, was die Diözese Wien zusammenbringt, bring ich auch zusammen!

Heute haben wir wieder die jährliche Osterstory von der Auferstehung, die Auferstehung ist das Wesentliche am Christenglauben, allerdings glauben auch unter den Christen immer weniger daran. Laut einer dieser Tage vom "Standard" veröffentlichten Umfrage glauben in Österreich zwar 55 % daran, dass Jesus Christus gekreuzigt wurde, gestorben ist und begraben wurde. Was ja keine Kunst ist, Gestorbene werden eben begraben. Aber nur noch 31 % glauben daran, dass Jesus in das Reich der Toten hinabgestiegen und am 3. Tage wieder auferstanden ist. Aber 62,4 % der österr. Bevölkerung sind Mitglied der kath. Kirche! Und was hat der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief 15,14-17 zur Auferstehung gesagt?: "Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube hätte keine Grundlage. Mit Recht könnte man uns dann vorwerfen, wir seien Lügner und keine Zeugen Gottes. Denn wir behaupten doch: Gott hat Christus auferweckt. Das kann ja gar nicht stimmen, wenn mit dem Tod alles aus ist! Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei."

Dieser Wahrheit möchte ich mich anschließen: der christliche Glaube ist nichts als Selbstbetrug und die Kirchenmitglieder sind von keiner Schuld frei, bloß weil sie den Kirchenbeitrag zahlen. Ihr, die Ihr nicht an die Auferstehung glaubt, aber trotzdem Kirchenmitglied seid, Ihr könnt beruhigt aus der Kirche austreten, weil es ist eh bloß schade ums Geld für die Mitgliedschaft. Das hat Euch schon der Apostel Paulus verkündet, folgt seinem Wort. Amen.

PS: Der Schönborn sieht das natürlich anders, weil zu Ostern wird bei ihm die Hoffnung durch die Auferstehung zur Gewissheit. Und das jedes Jahr! Wann dann im Laufe des Kirchenjahrs die Gewissheit wieder zur bloßen Hoffnung schrumpft, führt er leider nicht an.


175. Wort zum Palmsonntag, am 13. April 2014

Mt 21, 1-11: Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: Wer ist das? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

Heute gibt's wieder einen gewissen Evangeliendurcheinander. In der Kronenzeitung steht als Evangelium für den heurigen Palmsonntag Matthäus 21, 1-11, auf der Diözesan-Homepage jedoch Mt 26,14-75.27,1-66. Dieser Text ist so lang, dass er in der Sonntagsausgabe der Krone wohl eine ganze Seite verbrauchen würde. Ein Nachschlag im "Schott" (Messbuch der katholischen Kirche) zeigte dann aber, das Evangelium ist die kurze Geschichte vom Einzug des Jesus in Jerusalem, die lange Geschichte steht im Schott unter dem Tagesordnungspunkt "Passion" (darin geht es von der Verrätergeschichte des Apostels Judas Iskariot über die Kreuzigung bis zur Grablegung Jesu, das Evangelium kann das klarerweise nicht sein, da hat in der Diözese Wien wieder einer gemurkst. Wenigstens ist heute der Schönborn-Text online).

Die Eselin-Geschichte ist wieder einer dieser Jesus-Gags mit denen der Messias bewiesen werde soll, indem man alte Prophetenzitate verwendet und den Eselsritt als deren Erfüllung vorführt. Am 17. April 2011 hatten wir hier im Wort zum Sonntag Nr. 21 schon einmal diesen Text, am 1. April 2012 gab es im Sonntagswort Nr. 66 die Textvariante aus Mk 11, 1-10 dazu, am 24. März 2013 in der Nr. 120 die dritte Variante der Eselsgeschichte aus Lk 19, 28-40.
Die Propheten-Geschichte mit der Eselin geht so: Sacharja 9:9,10, "Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen abtun von Ephraim und die Rosse von Jerusalem, und der Streitbogen soll zerbrochen werden; denn er wird Frieden lehren unter den Heiden; und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende."

Diese Bibelstelle wird gerne von den Anhängern der Theorien über jüdische Weltverschwörungen zitiert, weil damit die Herrschaft Zions bis ans Ende der Welt angekündigt würde. Aber das passt einerseits irgendwie zur Eselsgeschichte und andererseits könnte man es als christliche Weltverschwörung betrachten. Weil schließlich hat ja das Christentum der Welt ihr Joch auferlegt und es wird noch eine Weile dauern bis sich die Menschheit davon endgültig befreit hat. Auch wenn das in Europa schon eine sehr gute Perspektive erkennen lässt.

Aber das nur nebenbei. Was predigt heute der Schönborn? Nu, was wird er schon sagen, er freut sich auf Ostern und die Auferstehung und lobt den bescheidenen Eselaufmarsch seines Gottes. Wörtlich so: "Und doch war sein Einzug in Jerusalem auf einer machtlosen, armseligen Eselin letztlich erfolgreicher als alle Heere der Großen. Sie können Länder erobern, aber keine Herzen. Sie können ihre Macht spüren lassen, aber die Liebe der Menschen können sie mit keiner Gewalt gewinnen."

Das ist aber wieder einmal eine gelungene Heuchelei! Demnach hätte das Christentum ihre weltumfassende Macht durch die Liebe gewonnen!
Bitte, wo und wann ist das passiert? Wurde nicht zwecks Einführung der christlichen Staatsreligion im viertem Jahrhundert die römische Religionsfreiheit abgeschafft und das Christentum zur Pflicht gemacht? Haben danach nicht die Herrscher bestimmt, was ihre Völker zu glauben hatten? Wurden die fremden Kontinente nicht dadurch von der Stärke des Christengottes überzeugt, weil Schießgewehre und Kanonen durchsetzungsfähiger als Pfeil und Bogen waren? Sind Inquisition, Hexen- und Ketzerverbrennungen, Gegenreformation und Klerikalfaschismus Ausdrücke der christlichen Liebe gewesen? War die Verkündigung der ewigen Verdammnis im Feuer der Hölle für alle der Christenlehre nicht folgenden Menschen liebreich?

Auf der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Florenz (1438ᄁ1445) wurde das folgende Dogma verkündet: "Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche - weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod der Kirche anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt."

Liebevoll, gelt ja! Die katholische Kirche beruft sich zwar heute nicht mehr auf dieses Dogma, aber es wurde nie aufgehoben.

Schönborn schließt mit: "Jesus kommt als König, 'um zu dienen und sein Leben hinzugeben'. Wie weit gelingt es uns, die Mach und Autorität, die wir haben, nicht dazu zu verwenden, um über die anderen zu herrschen, sondern ihnen zu dienen? Bei den Palmzweigen, die heute gesegnet werden, sollten wir auch daran denken."

Ja, denkt einmal darüber nach! Bisher dachte die katholische Kirche ja nur an ihre Macht und Herrlichkeit. Weil diese in der alten weltlichen Form großteils verschwunden ist, versucht man sich langsam als Umdenker. Papst Franz plädiert etwa für mehr Almosen an die Armen - soweit es keine Kirchengelder sind (siehe z.B. Info Nr.1702). Und zwecks Imagekorrektur werden auch Feudalkleriker wie Bischof Tebartz außer Verkehr gesetzt.

Und? Erlöst deshalb der Herr Jesus irgendwen von irgendwas? Falls die katholische Kirche ihre bisherige feudale Pracht und Herrlichkeit ein bisschen zeitgemäßer macht: den dahingeschmolzenen Glauben wiederbelebt das trotzdem nicht. Wenn nächsten Sonntag der Jesus seine jährliche Auferstehung begehen darf, wird das in den aufgeklärten Gegenden genauso unwichtig bleiben, wie es inzwischen längst Gewohnheit geworden ist. Ganz egal was die Prediger darüber durch die Gegend heucheln ...


174. Wort zum Sonntag, den 6. April 2014

Joh 11,1-45: Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten. Maria ist die, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihrem Haar abgetrocknet hat; deren Bruder Lazarus war krank. Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Die Jünger entgegneten ihm: Rabbi, eben noch wollten dich die Juden steinigen und du gehst wieder dorthin? Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lazarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. Da sagte Thomas, genannt Didymus (Zwilling), zu den anderen Jüngern: Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen. Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.

So, heute haben wir zwei Probleme, erstens ein endlos langes Evangelium, zweitens hat sich heute wieder einmal der Site-Betreuer vom Schönborn verschlafen und die heutige Schönborn-Predigt ist nicht online und ich muss die Zitate wieder abtippen.

Der Evangelist, der unter dem Namen "Johannes" firmierte, hat seine Texte erst im 2. Jahrhundert verfasst, er hat also schreiben können, was er wollte, weil einen Zeitzeugen, der einen Jesus noch selber gekannt haben könnte, hat es da sicher nimmer gegeben. Darum ist das Johannes-Evangelium deutlich noch abgehobener als die drei anderen.

Was überrascht heute? Dass bloß "viele" derer, die die Totenerweckung gesehen hatten, zum Glauben kamen. Mein Lieber, wenn da einer daherkommt und einen lebendig aus dem Grab holt, der schon nach Verwesung riecht, da müsste doch eigentlich nicht bloß "viele", sondern "alle" zum Glauben gekommen sein.

Aber das nur nebenbei. Was erzählt uns heute Bischof Schönborn? Einleitend freut er sich über Freundschaften. Weil er hat auch Freunde, die nicht bloß Freunde sind, weil er österreichischer Oberbischof ist. Dann freut er sich über die Gewissheit der Auferstehung am jüngsten Tag, an die Martha, die Schwester vom Lazarus glaubt. Weiter: "Jesus aber tut mehr, er geht zum Grab seines Freundes (..) Jesus lässt den Grabstein entfernen und ruft den Toten heraus. Er ruft ihn aus dem Tod ins Leben zurück. (..) Die Auferweckung des Lazarus, des Freundes Jesu, ist eines der stärksten Wunder."

Predigt die katholische Kirche nicht, das Ziel des Lebens sei das ewige Leben nach dem Tode im Paradies? Und da zehrt der Jesus seinen Freund Lazarus (der übrigens nicht identisch ist mit dem berühmten armen Lazarus, der vor der Tür des reichen Prassers liegt) wieder ins Leben zurück und missgönnt ihm den Paradiesaufenthalt?

Wie üblich der schönbornsche Predigtschluss: da in 14 Tagen Ostern ist, wo der Jesus wie jedes Jahr stirbt und aufersteht, verweist er auf diesen Vorgang. Das Lazaruswunder habe die Wut der Jesusfeinde verstärkt, "Wenige Tage später werden sie ihn ans Kreuz bringen. Er aber wird den Tod besiegen. Er lebt. Und er bietet seine Freundschaft an, bis heute."

Früher hatten viele Leute den bösen Jesus, der häufig vom ewigen Höllenfeuer und vom Heulen und Zähneknirschen redete, mangels Bildung und eigener Einsichtsmöglichkeit gefürchtet und waren zumindest ein bisschen christlich, damit man für den Fall, es gäbe das christliche Strafgericht wirklich, nicht in Ewigkeit im Höllenfeuer landete. Heute lassen die Kirchen den Jesus keine Hölle mehr verkaufen, sondern seine Freundschaft. Und sowas interessiert die Leute immer weniger, Pech für Schönborn & Co, amen.


173. Wort zum Sonntag, den 30. März 2014

Joh 9,1-41: (auch heute ist das Evangelium wieder überlang und wurde deswegen etwas zusammengestrichen) In jener Zeit, sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so daß er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! (..) Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn (..) fragten (..) ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden? (.. er erzählte es ihnen ..) Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. (.. er erzählte es auch dort, es war Sabbat..) Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. (...) Da riefen die Pharisäer den Mann(..) und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann. (..) Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt. Der Mann antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? (..) damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

Heute haben wir wieder eine langweilige Sache. Schönborn fragt zwar einleitend, warum sein guter Gott Leid zulasse und ob eine Behinderung eine Gottesstrafe sei, meint aber dann - ohne die Frage zu beantworten - man solle nach vorne schauen und im Behinderten "soll das Wirken Gottes offenbar werden".

Also eine interessante Variante: da hat Gott den blinden Bettler geschaffen, damit Jesus ein Wunder tun konnte. Warum dann sein Gott heute immer noch Behinderte "schafft", obwohl kein Jesus unterwegs ist, der "Wunder" tut und auch an den einschlägigen Wallfahrtsorten es kaum noch gewagt wird, "Wunderheilungen" zu behaupten, thematisiert er nicht.

Schönborn wurschtelt sich aus diesem Dilemma mit einer Anekdote heraus: "Ich denke bei diesem Evangelium an liebe Freunde, deren letztes, fünftes Kind, mit Down Syndrom, Trisomie 21, zur Welt kam. Sie sagen immer: Dieses Kind ist unser Sonnenschein. Und tatsächlich ist es so. Seine Eltern und Geschwister fragen sich nicht: Hat Gott uns gestraft? Sie sehen, wie sehr ihr Leben durch dieses Kind bereichert wurde." Dass Familien so reagieren können, ist natürlich möglich, sowas kann den Pflegeinstinkt wecken und dadurch Erfolgserlebnisse hervorbringen. Ob man nicht doch lieber ein gesundes Kind ohne Funktion eines Pflegesonnenscheinchens gehabt hätte, die Frage wird nicht gestellt.

Schönborn fasst zusammen: "Jesus will mit der Heilung des Blindgeborenen etwas zeigen, das für alle gilt: Jeder geht mit Lasten und Bürden durchs Leben. Auch die Gesunden haben ihre Wunden, seelischer Art. Körperliche Gesundheit ist kostbar, aber nicht alles. Jesus hat nicht nur dem Blinden die Augen geöffnet. Er will auch uns ein neues Sehen schenken. Er möchte, dass wir das Wirken Gottes auch in unserem eigenen Leben entdecken."

Na, vielleicht kriegt der Herr Kardinal mal ein schönes Leiden, an dem er das Wirken Gottes in seinem Leben entdecken und sich darüber freuen kann? So nach der Art: Oh, heut tut mir der Ischiasnerv wieder einmal sowas von weh, jede Sekunde spüre ich Gott von meinem Rücken bis hinunter in die Ferse. Oder so. Das würde bestimmt Schönborns Glauben noch mehr stärken, wenn eine Glaubensstärkung bei einem Erzbischof überhaupt noch möglich ist...


172. Wort zum Sonntag, den 23. März 2014

Joh 4,5-42: (Da das heutige Evangelium Überlänge hat, wurden einige Verse entfernt, die nebensächlich zur Haupthandlung waren, Jesus ist in Samarien, die Juden und die Samariter verkehren nicht miteinander, trotzdem bittet Jesus eine Samariterin um Wasser) (..) Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? (..) Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. (..) Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen. Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her! Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. (..) Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte (..). Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht. (..) Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias? Da liefen sie hinaus aus dem Ort und gingen zu Jesus. (..) Ich aber sage euch: Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, so dass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen. Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät, und ein anderer erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr erntet die Frucht ihrer Arbeit. (..) Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. (..) Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.

Heute ist wieder so ein göttlicher Abfütterungstag. Die Jesusspeisen machen für die Ewigkeit satt. Aber zwecks Konsums des ewigen Lebens muss man zuerst einmal tot sein. Dass ein mumifizierter Pharao nicht aufersteht, ist inzwischen doch allgemeines Wissensgut. Aber ein eingegrabener Christ, der hat das ewige Leben. Eine wahrnehmbare Menge von Menschen glaubt das tatsächlich noch. Und es ist ein Glaube, der ewig unnachprüfbar bleibt, weil ein Toter glaubt nichts mehr, weiß nichts mehr und beschwert sich darum nicht über ungehaltene christliche Versprechungen.

Was meint der Herr Kardinal und Erzbischof Schönborn heute über die obige Samariterabfütterung? Es sei eine der bewegensten Szenen im Evangelium! Warum? Weil der Jesus dem jüdischen Gebot nicht folgt, die Samariter zu verachten, nein der Jesus nimmt es auf sich, sich von einer Samariterin bedienen zu lassen. Welche Gnade! Noch dazu von einer, die schon fünf Männer hatte, igittigitt! Aber der Jesus ist heute gut aufgelegt und verzeiht ihr alles, an anderen Bibelstellen hätte er einen Verbrauch von fünf Männern als fortgesetzten sündigen Ehebruch verurteilt.

Bischöflicher Schlussabsatz: "Jesus sagt ihr, wie es um sie steht. Aber ohne sie zu verurteilen. Sie muss sich von ihm angenommen gefühlt haben, anders als von ihren vielen Männern. Und so läuft sie in den Ort und ruft die Leute zusammen: 'Da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe.' Die Leute im Ort haben das auch getan, aber voll Verachtung, als Tratsch und Gerede. Jesus hat es ihr so gesagt, dass sie sich nicht verachtet fühlte. Und das hat sie frei gemacht. Und so führt sie den ganzen Ort zu Jesus. Sie hat den Mann gefunden, der sie nicht gebraucht, nicht missbraucht, nicht verurteilt, obwohl er weiß, wie missglückt ihr Leben war. Sie hat Jesus gefunden. Er hat ihre Sehnsucht nach Liebe verstanden. Er hat ihr das Wasser des Lebens geschenkt."

Vom ewigen Leben sagt der Schönborn gar nix, auch nicht vom angebeteten Vater und vom Messias, nicht einmal als "Retter der Welt" wird der Jesus vom Schönborn gerühmt. Bloß dass er eine Frau mit schlechtem Umgang mit Männern aus der verachteten Sekte der Samariter nicht niedergebrüllt hat, deswegen berühmt er heute seinen Gott.

PS: Die Samariter sind eine jüdische Sekte, die sich im 5. vorchristlichen Jahrhundert von der israelischen Glaubensgemeinschaft abspaltete und nur die fünf Moses-Bücher als heilige Schriften akzeptiert. Zurzeit gibt es nur noch einige hundert Anhänger dieser gut 2400 Jahre alten Sekte.


171. Wort zum Sonntag, den 16. März 2014

Mt 17,1-9: In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Die heutige Bibelstelle ist zum Teil wortgleich mit Mk 9, 2-10, diese Stelle fand ihren Platz bei den Sonntagsworten in Folge 62 vom 4.3.2012. Und weil es bequem ist, hier nochmals der Gag von vor zwei Jahren:

Der obigen Bibelstelle ist allerdings zu entnehmen, Persil hat Jesus nicht erfunden, weil seine Wäsche blieb nicht strahlend weiß!

Aber das nur nebenbei. Was sagt der Wiener Bischof heute in der Kronenzeitung und auf der Diözesan-Homepage seinen Gläubigen dazu? Schauen wir nach!

Zuerst freut er sich einmal über die Fastenzeit.
Weil wer katholisch ist, soll leiden. Also nicht fasten, weil er/sie zu dick ist, sondern weil das Hungerleiden ein Verdienst ist! Aber was sind schon vierzig Fasttage? Schönborn: "Das jüdische Volk zog nach seinem Auszug aus Ägypten vierzig Jahre durch die Wüste und musste viele Prüfungen und Konflikte bestehen. Unser Lebensweg gleicht oft mehr einem Wüstenzug als einem gemütlichen Spaziergang." Wir gehen also fallweise auch vierzig Jahre durch die Wüste.

Beim Herrn Kardinal hat sowas jedoch wunderbare Folgen: "Das Ziel unseres Lebens ist die große Verwandlung. Es ist wie ein mühevoller Aufstieg, eine beschwerlicher Wüstenweg. Am Ende aber steht nicht das große Nichts, das endgültige Aus, sondern das helle Licht der endgültigen Heimat. Dann dürfen auch wir die Stimme hören, die damals am Berg von Jesus sagte: Das ist mein geliebter Sohn. Du bist mein geliebtes Kind!"

Ist das nicht niedlich? Ein angenehmes Leben auf Erden kann für einen echten Katholiken kein Lebensinhalt sein. Denn der Schönborn hört nicht zu existieren auf, wenn er stirbt, nein, bei ihm geht dann das Leben erst richtig los! Im Paradies! Beim strahlend weiß leuchtenden Jesus! Für unsereinen ist es immer wieder seltsam, zu sehen, zu lesen, zu hören, dass es tatsächlich Leute gibt, die solch kuriose Märchen und Sagen für wahr zu halten scheinen!

Wozu man wieder einmal in der Meinungsumfrage vom April 2012 nachschlagen kann, die zeigen wie zukunftslos die Predigten des Herrn Schönborn und seiner Kollegen sind. Demnach glauben von den Unterdreißigjährigen nur noch drei Prozent, dass man durch die Gnade Gottes in den Himmel kommen kann. In dreißig Jahren wird vom Christenglauben nimmer viel da sein ...


170. Wort zum Sonntag, den 9. März 2014

Mt 4,1-11: In jener Zeit wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt. Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.

Das heutige Evangelium ist wieder besonders skurril und zeigt den Entwicklungswiderspruch des Neuen Testamentes auf: weil der Jesus war ja bloß ein jüdischer Sektenprediger, der die amtierende religiöse Fraktion der Pharisäer nicht mochte und zu Reformen bzw. zur Rückkehr zum traditionellen Glauben aufforderte, so recht klar wird das aus den Bibeltexten nicht. Nach seinem Tode wurde er von hinterbliebenen Anhängern als Messias und schließlich gar als Gottes eigener Sohn aufgebaut.

Dass ein Sohn eines allmächtigen Weltenschöpfers und Falte eines dreifaltigen Gottes sich vom Teufel, der theologisch ja ein von diesem Gott geschaffener und hochmütig gewordener und deshalb von Gott gestürzter Engel sein soll, in Versuch führen lassen könnte, ist doch eine sehr unproportionale Geschichte.

Sinn macht die obige Versuchungsgeschichte nur, wenn sie sich ohne die "Sohn Gottes" Betitelung an die ursprüngliche Gestalt des jüdischen Sektenpredigers Jeschua ben Josef wendet. Als "Sohn Gottes" und damit als dreifaltiger Gott braucht der Jesus doch nicht vom Teufel auf seine göttliche Allmacht aufmerksam gemacht zu werden, im Kontext gesehen, ist das doch zutiefst albern. Aber so ist das christliche Theologengebräu nun mal und die Kleriker müssen es ernst nehmen, auch wenn es lachhaft ist.

Nebenbei bemerkt: für zunehmende Teile des hypothetischen Publikums der Jesus-Lehre ist es nicht einmal mehr lachhaft, sondern einfach uninteressant, man gibt sich damit gar nicht mehr ab (siehe "Missionierungen sind zwecklos").

Aber was erzählt uns der Wiener Bischof dazu? Er redet davon, dass Versuchungen an die Menschen herantreten. Und für einen christlichen Prediger ist unter "Versuchung" die Hinleitung zu einer Sünde zu verstehen. Ein Christ hat sich davor zu fürchten, dass er der Versuchung unterliegt, ein angenehmes Leben zu führen. Alles was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, verboten oder macht dick, so lautet Murphys Gesetz Nr. 8 und dieses Gesetz ist offenbar in christlicher Umwelt entstanden.

Und was tut ein braver Christ wie der Schönborn gegen diese sündhaften Versuchungen? Er macht's wie der Jesus und der hat laut Schönborn jeweils das gewählt, was wirklich glücklich macht. Nach der obigen Bibelstelle lebte er somit vom Wort Gottes statt vom Brot, versuchte Gott (also sich selber) nicht und warf sich vor Gott (vor sich selber!) nieder und diente ihm. Dafür dienten ihm dann die Engel. Ob dem Schönborn wegen seines Widerstandes gegen die Versuchung auch schon die Engel dienen oder ob er auf diese Dienstleistungen bis nach seinem Tode warten muss, wurde nicht erklärt. Sein Lehrsatz lautet jedenfalls, glücklich wird man, wenn man der Versuchung entsagt, also das nicht macht, was man gerne machen möchte.

Das ist wieder eine schöne Zusammenfassung der größten christlichen Tugend: der Heuchelei.
Weil wo und wann haben die Christenherren auf Macht, Reichtum und Wohlleben verzichtet? Das haben nur ein paar psychisch Verwirrte gemacht, welche heuchlerische Predigerworte ernstgenommen haben, ihre Zahl ist abzählbar, ihr Schicksal tragisch.

Schönborns Predigt ist mit "Der trügerische Glanz der Versuchung" betitelt und damit sollen irdische Freuden herabgesetzt und durch total trügerische Jenseitshoffnungen ersetzt werden. Wozu wieder einmal mein religiöser Lieblingswitz passt: wir kommen beide nicht in den Himmel: ich nicht, weil ich nicht glaube, Schönborn nicht, weil es keinen Himmel gibt. Amen.


169. Wort zum Sonntag, den 2. März 2014

Mt 6,24-34: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern : Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wieviel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

Anscheinend hat man jetzt auf der Wiener Diözesan-Homepage eine Umstellung vorgenommen und die Schönbornpredigt wird erst jeweils eine Woche später online gestellt. Was heißt, ich muss heute schon wieder was aus der Kronenzeitung abtippen statt copy & paste! Der HErr straft meine Sünden!

Aber dafür ist die heutige Bibelstelle wieder lustig. Der allwissende Gottessohn Jesus redet heute wieder einen erbärmlichen Schmarrn daher, von Ornithologie hat er nicht den Funken einer Ahnung: wenn ein Kardinal soviel arbeiten müsste wie ein Vogel, der würde sich schön anschauen! Zum Zwitschern würde der gar nimmer kommen.

Abgesehen von diesem völlig missglückten Gleichnis über die angeblich vom "himmlischen Vater" ernährten Vögel, ist auch der Rest des heutigen Evangeliums gänzlich weltfremd.

Denn es ist das grundlegende Prinzip von allen christlichen Parteien, dem Mammon zu dienen
, die ÖVP (für ausländische Site-Besucher: das ist die österr. Variante von CDU/CSU) vertritt die Interessen der Banken, Konzerne, Großagrarier, Multimillionäre und Spekulanten. Traditionell christlich sind die ÖVPler am Sonntag, wenn sie dem Pfarrer zuhören, wenn der von den Almosen für die Mühseligen und Beladenen redet, am Montag kümmern sich die traditionellen christlichen Praktiker wieder darum, den Sozialstaat zu verunglimpfen und auf seine Reduzierung zu drängen, weil der Sozialstaat ist viel zu teuer, schmälert die Profite doch ein bisschen, christliche Almosen wären einfach billiger.

Aktuelles Schlagwort dazu: Lohnnebenkostenreduzierung, was nur heißen kann, dass die Firmen weniger Beiträge für die Sozialversicherungen, für die Familienbeihilfe zahlen wollen. Zu den Lohnnebenkosten gehören z.B. auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, die Insolvenzversicherung u.a., das im Interesse der arbeitenden Menschen eingeführt wurde.

Als die Welt noch wirklich christlich war, war Not und Elend für die breite Masse quasi der Normalzustand und die reichen Prasser wurden von der Christenkirche hingebungsvoll unterstützt, weil das entsprach ja der göttlichen Ordnung: Jeder stand an seinem Platz, wo ihn Gott hingestellt hatte. Und für die Mühseligen und Beladenen hatte man ja das ewige Leben im Paradies...


Das obige Bild ist eine Illustration zu "Oliver Twist"
(Erstausgabe von 1838), die Bildunterschrift lautet "Oliver bittet um mehr": das Essen im christlichen Waisenhaus ist derartig elendig, dass die Kinder ständig hungern müssen und sich beim Sterben nicht schwer tun, die Bitte um ein "Mehr" wird selbstverständlich streng bestraft. Oliver Twist flieht aus dem Heim und findet ein besseres Leben in einer Verbrecherbande. Der Schluss des Buches von Charles Dickens ist ein deus ex machina, Oliver ist das verlorene Kind einer reichen Familie - das christliche Elend bleibt: bis es durch die Kämpfe der Arbeiterbewegung gegen das christliche Mammon-System abgemildert wird.

Was quacksalbert der Schönborn heute zu den Vögeln und den Lilien? Zuerst meint er, "was immer in meinem Leben an höchster Stelle steht, das wird mein Gott". Das ist sicherlich richtig erkannt, wie schon angeführt: der Gott der christlichen Parteien ist der Mammon.

Schönborn schließt mit, "oder es geht uns als oberstes Ziel um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Dann werde ich aber alles tun, was in meinen Kräften steht, dass Menschen nicht verhungern und verelenden. Und dann werde ich erleben, dass Gott wirklich für uns sorgt, wenn wir mitsorgen und ihm vertrauen."

Warum machen die Christen als gesellschaftliche Institution das dann nicht? Warum tun die christlichen Parteien genau das Gegenteil und kümmern sich mit aller Vehemenz darum, dass die Reichen noch reicher werden und Gewinne privatisiert und Verluste verstaatlicht werden? Einfache Antwort: weil das seit vielen Jahrhunderten die christliche Hauptaufgabe ist: Alles für die reichen Prasser und ein paar billige Almosen für die ganz Armen. Denn die Christenherrscher lieben den Mammon und verachten die Arbeitenden, die ihn für sie schaffen müssen. So war es, so ist es, aber so wird es nicht unbedingt bleiben müssen ...


168. Wort zum Sonntag, den 23. Februar 2014

Mt 5,38-48: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Heute hat sich der Predigtenbetreuer der Wiener Diözesanhomepage wieder einmal verschlafen, um zehn Uhr ist immer noch keine Schönbornpredigt online. Mich straft heute der HErr wieder einmal für meine unkatholische Tätigkeit und lässt mich die Schönborn-Zitate abtippen, statt sie mittels copy & paste zu behandeln.

Die obige Bibelstelle hatten wir bereits am 20.2.2011. Damals hab ich gepredigt: "Diese Bibelstelle ist gleichsam das Monument der christkatholischen Heuchelei. Niemals in ihrer Geschichte hat die katholische Kirche freiwillig was Substanzielles aus ihrem Besitze hergegeben oder auf eine Attacke mit dem Hinhalten der anderen Wange reagiert. Unverdrossen und ausnahmslos hat man zurückgedroschen." Solange man die Macht dazu hatte, hat man wohl auch als erster zugedroschen.

Ein Kardinal sieht solche Kleinigkeiten natürlich nicht, in seiner Zusammenfassung individualisiert er das Thema und spricht von was anderem: "Jesus stellt uns eine einfache Frage: Was hast du von der Rache? Sie bringt dir vielleicht im Moment eine gewisse Befriedigung. Aber was ist damit gewonnen? Bildlich gesprochen: Der andere hat dir ein Auge ausgeschlagen. Du rächst dich - maßvoll und schlägst ihm auch ein Auge aus. Dann fehlen zwei Augen. Wie viel besser ist es, du gewinnst den andere indem du nicht zurückschlägst. Was für ein Gewinn, wenn du deinen Gegner zum Freund machst! Ihr seid dann beide Gewinner, und rund um euch wächst Eintracht, wo sonst die Rache neue Zwietracht sät. Es ist also gar nicht so unsinnig was Jesus da vorschlägt. Es ist Wagnis. Aber einer muss anfangen: Ich selbst!"

Also da kommt jemand zum Schönborn und schlägt ihm ohne jeden Anlass ein Auge aus. Der Schönborn sagt dazu, bitte schlage mir noch das zweite Auge aus, ich werde dich dafür lieben, weil mein Jesus hat ja gesagt, ich muss die andere Backe auch hinhalten und meine Feinde lieben. Oder hab ich da was missverstanden? Oder hat der Schönborn den Jesus zensiert und lässt vorsichtshalber die heutige Hauptpointe des Evangeliums, die unterwürfige Feindesliebe, weg. Weil so deppert ist schließlich niemand, nach einer Attacke um eine weitere Attacke nachzusuchen.

Aber so ein Verhalten wie im heutigen Evangelium geschildert, wäre eine prachtvolle Einrichtung für eine kriminelle Gesellschaft. Für jedes gestohlene Hemd gäbe es noch einen Mantel als Draufgabe. Über so einen Schwachsinn traut sich Kardinal Schönborn verständlicherweise nicht zu reden, da predigt er lieber um drei Ecken und am Thema fast vollständig vorbei. Setzen, nicht genügend!


167. Wort zum Sonntag, den 16. Februar 2014

Mt 5, 20-22a 27-28 33-34a 37: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: (..) Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; (..) Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (..) Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, (..) Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

Heute haben wir wieder einmal eine lustige Evangeliumszensur, die zwar bei der Predigt vom Schönborn in der Kronenzeitung funktionierte, aber nicht auf der Diözesan-Homepage. Weil dort ist das heutige Gesamtevangelium zu finden: Matthäus 5,17-37, bei Schönborn fehlt 17-19, 22b-26, 29-32, 34a-36. Zum Teil, weil es unnötiges Geschwafel ist, zum Teil, weil dort der Jesus wieder einmal der abgeschaffte böse Jesus ist. Weggelassen wurden z.B. die Worte, mit denen Jesus es verbietet, die jüdischen Gottesgesetze auch nur im Kleinsten zu verändern. Dann fehlt der komplette Teil, wo mehrfach mit der Hölle gedroht wird. Auch beim Zürnen auf den Bruder wurde der Vers "wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein" gestrichen. Heute ist das Evangelium wieder eine Plage für die Kleriker: wie zensiere ich mir einen mit der UN-Menschenrechtscharta kompatiblen Jesus zurecht?! Schließlich ist heute Foltern verboten.

Aber dafür kann der Herr Kardinal wieder einmal mit roten Päckchen und himmelgedrehten Augen die zehn christlichen Gebote preisen!
Du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen, du sollst nicht ehebrechen. Er tut dabei so, als habe der katholische Gottvater diese Vorschriften entdeckt und erstmals auf die Erde hernieder gebracht. Demnach wäre seinerzeit außerhalb des Nahen Ostens bei allen Völkerschaften Mord und Diebstahl erlaubt gewesen, das Lügen eine Selbstverständlichkeit und überall hätte Promiskuität geherrscht. Aber dann ist der Gottvater gekommen und hat das alles verboten und seither gäbe es eine Moral auf der Welt.

Eine höchst sonderbare Betrachtungsweise, weil es schon bei allen Völkern der Urzeit bindende Vorschriften für das Verhalten in der Gemeinschaft gegeben hat. Sicherlich wurden auch mancherorts außerhalb des Verbreitungsgebietes vom alten Jehova-Glauben Pflichten gegenüber der Gemeinschaft als göttliche Vorschriften deklariert. Aber der Schönborn tut so, als würde es ohne seine zehn Gottesgebote heute noch kein Strafgesetzbuch geben.

Nebenbei bemerkt: das obige Christusgebot, nicht zu schwören, wird von der katholischen Kirche völlig missachtet.
Im Gegenteil: in Österreich ist es immer noch gesetzlich festgelegt, dass man den Gerichtseid mit "ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden" beginnen und mit "so wahr mir Gott helfe" beenden müsse, was Richter allerdings religionsfreien Schwörern meist erlassen. Das Gesetz stammt aus dem Jahr 1868, eine gesetzliche Säkularisierung der Eidesformel wurde bisher von Kirchen und ÖVP schon jeweils im Vorfeld verhindert. Diese Idiotie zu bereinigen, wäre übrigens eine schöne Aufgabe für die österreichischen Säkularisten!

Bemerkenswert übrigens, dass Schönborn in seiner Predigt die ersten drei Gebote gar nicht erwähnt:
du sollst an einen Gott glauben, du sollst den Namen Gottes nicht verunehren, du sollst den Tag des Herrn heiligen. Also er weiß es: an Gott glauben zu müssen, nicht fluchen zu dürfen und am Sonntag in die Kirche gehen zu müssen, sind schon längst keine gesellschaftlich durchsetzbaren Forderungen mehr, das hat es in Österreich letztmalig beim Dollfuß und beim Schuschnigg in der klerikalfaschistischen Zeit 1933/34-38 gegeben.

Was verkündet der Wiener Bischof heute konkret? Der Schlussabsatz: "Die Zehn Gebote sind unerlässliche Lebensregeln. Aber sie halten nicht, wenn sie nicht aus innerster Überzeugung gehalten werden. Als äußere Regeln, wie bloße Verkehrsregeln, sind sie nicht tragfähig. Sie müssen wirklich Herzensregeln sein."

Ohne es zu sagen, meint er also doch, es sei auch Pflicht, von Herzen an die drei katholischen Götter zu glauben, nicht "Himmel-Herrgott-Kruxifix-noch-einmal" zu rufen und am Sonntag in die Kirche zu gehen. Seltsamerweise tun z.B. das Letztere über neunzig Prozent der katholischen Kirchenmitglieder nicht, sie heiligen den Tag des Herrn nicht. Der alte Gott der zehn Gebote hatte für diese Sünde noch die Steinigung vorgesehen und laut den in der Bibel gesammelten Sagen war er außerdem als Massenmörder, der seinen Anhängern den Holocaust an anderen Völkern befahl und selber mittels Sintflut die gesamte Menschheit bis auf die Familie Noah ersäufte, ein leidenschaftlicher Gebotsmissachter. Was bestätigt unsereinem das heutige Evangelium wieder einmal? Religion ist eine höchst seltsame Sache.


166. Wort zum Sonntag, den 9. Februar 2014

Mt 5,13-16: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Das Dumme an der heutigen Bibelstelle ist, dass Salz (Natriumchlorid) seinen Geschmack gar nicht verlieren kann. NaCl ist eine feste Verbindung, die nicht oxidiert und bei Auflösung im Wasser ihren Geschmack behält, Meerwasser ist bekanntlich salzig und nicht schal. Das Salz wird in Europa überwiegend aus Salzgestein (Steinsalz) in den Bergen gewonnen, wo es seit Millionen Jahren liegt, ohne schal geworden zu sein. Eine Suppe schmeckt nur dann schal, wenn man sie nicht gesalzen oder irrtümlich zum Salzen ein anderes weißes Material verwendet hat. Die obige Bibelstelle zeigt bloß die völlige chemische Ahnungslosigkeit eines allwissenden Gottessohnes. Da damals Salz recht teuer war, werden vermutlich betrügerische Salzhändler spezielle Mischungen mit recht wenig Salz fabriziert haben und die Leute haben dann geglaubt, das Salz hätte seinen Geschmack verloren, sei schal geworden.

Aber das obige Gleichnis passt trotzdem zum heutigen Christentum. Weil das Christentum hat keine feste Verbindung zu den Menschen mehr. Solche feste Verbindungen hat es geschichtlich in drei Aspekten gegeben: der wichtigste Aspekt war die kirchliche Macht, mit der das Christentum - wie andere diktatorische Ideologien - zwangsverbreitet wurde, der zweite Punkt war der Psychoterror von der ewigen Verdammung für Nichtgläubige und der dritte Aspekt das menschliche Bedürfnis, in hoffnungslosen Notlagen eine höhere Macht um Hilfe zu bitten. Not lernt bekanntlich beten, ein erträgliches Leben in einer gut organisierten Gemeinschaft, sprich Sozialstaat, verhindert Notsituationen und macht die Beterei vom Bedarf aus betrachtet weitgehend überflüssig (von der Wirkung her gesehen, ist beten klarerweise immer überflüssig). Die ewige Verdammnis zu verkünden, haben viele der christlichen Gruppen - einschließlich der katholischen Kirche - inzwischen selber aufgehört, weil ein Christengott, der Sünder und Ungläubige mit ewiger Folter im ewigen Höllenfeuer bestraft, der wäre doch noch weitaus bösartiger als der schlimmste Diktator. Und die kirchliche Macht, die Leute zur Religion zwingen zu können, ist in vielen Ländern schon vor längerer Zeit beseitigt worden, das gibt's im Prinzip nur noch im Islam.

Religion war nie ein Salz, Religion war einerseits ein Bedürfnis von hilflosen Menschen in Notlagen, wenn sie keine andere Hilfe mehr wahrnehmen konnten und andererseits ein Herrschaftssystem. Und diese Punkte sind schal geworden, Religion würzt nichts mehr und schmeckt darum nicht mehr.

Der Schönborn hat heute wieder einmal sein Lieblingsthema, das Licht des Glaubens, sein Schlussabsatz:
"Jesus spricht aber auch eine Ermutigung aus: Lasst das Licht des Glaubens leuchten, versteckt es nicht, denn dazu ist es nicht da. Ich glaube nicht, dass Jesus hier zum Prahlen mit den eigenen guten Werken einlädt. Gutes tun ist etwas Schönes, und wenn andere daran Freude haben, dann sollen sie spüren, dass Gott selbst die Ursache dieser Freude ist."

Was tut die katholische Kirche Gutes mit dem sie leuchten könnte? Die Caritas geht ein bisschen sammeln für Wohltaten im In- und Ausland und steuert mit den gesammelten Almosen ungefähr 0,03 % (in Worten: dreihunderstel Prozent) zum österreichischen Sozialstaat bei. Und Gott ist laut Schönborn die Ursache der Freude, die das österreichische Volk über diese 0,03 % hat. Dummerweise würde es niemandem auffallen, wenn die Caritas gar nichts sammeln täte. Weil was die Caritas und sonstige kirchliche Betriebe im Sozial- und Gesundheitswesen tun, zahlt eh alles die öffentliche Hand.

Das Licht der katholischen Kirche leuchtet nicht, aber die katholische Propaganda versucht, so zu tun als gäbe es "gute Werke". Es gibt eine Menge was die Steuerzahler unfreiwillig für die r.k. Kirche tun müssen, was von der Kirche an die Allgemeinheit zurückkommt, ist der berühmte "Lercherlschas": Der Furz eines Vogels mit 40 Gramm Körpergewicht. Amen.


165. Wort zum Sonntag, den 2. Februar 2014

Lk 2,22-40: Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, daß in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penu￳, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Ziemlich am Anfang baut Bischof Schönborn gleich einen elementaren Fauxpas in seine Sonntagspredigt ein, er schreibt nämlich: "Wir dürfen nie vergessen, Jesus ist das jüdische Kind jüdischer Eltern. Maria und Josef haben sich genau an die Gesetze und Regeln ihrer Religion gehalten."

Das ist zwar sehr real gesehen, widerspricht jedoch der Christenlehre in ihrem wesentlichen Grundelement: der christliche Jesus ist nämlich gemäß dieser Lehre der Sohn von Gott Vater und nicht vom Josef, der ist bloß "Nährvater" in dieser Patchwork-Familie, denn der weibliche Elternteil hat ein Kind aus der früheren Beziehung mit Gott Vater in die neue Familie eingebracht, so lehrt uns das die Bibel!

Allerdings ist auch Gott Vater jüdischer Herkunft, denn ebenfalls laut Bibel hat er die Welt ja für die Juden geschöpft. Woher dann die anderen Völkerschaften gekommen sind, wird in der Bibel allerdings nicht wirklich erklärt. Das Dumme bei der ganzen Sache war im Laufe der späteren Geschichte nur, dass die Juden schlau genug waren, dem zum Gottessohn beförderten Jesus nicht zu folgen und wir leider das Schicksal erlitten, dass ein paar regierende Spinner im römischen Reich des 4. Jahrhunderts das Imperium Romanum Christianum errichteten, darunter leidet die Welt noch heute!

Eine Rückkehr zu den möglichen geschichtlichen Tatsachen, dass es einen Jeschua, den Sohn des Josefs und Enkel des Jakobs gegeben habe, der nach seinem Tode von seinen Sektenbrüdern zum Gottessohn ausstaffiert wurde, brächte das Christentum auf eine reale Ebene und zur rascheren Entsorgung. Aber vermutlich hat Bischof Schönborn das leider nicht so gemeint. Denn er wiederholt zwar sogar ausdrücklich nochmals "Maria und Josef haben ihr Kind Gott anvertraut", faselt aber dann davon, dass "dieses Kind (..) so vielen Menschen Licht und Hoffnung bringen sollte".

Dieses religiös missbrauchte Kind diente als symbolische Grundlage für die Erschaffung des finsteren Mittelalters, es musste dafür herhalten, dass die geistige Entwicklung der Menschheit für mehr als tausend Jahre stillgelegt wurde und die dabei angerichteten Schäden bis heute fortwirken. In Europa wird es noch etwa hundert Jahre dauern, bis die letzten Spuren dieses Menschheitsunglückes verschwunden sein werden, aber anderwärts wird das möglicherweise noch länger dauernd. Aber wir dürfen hoffnungsfroh sein! Amen.


164. Wort zum Sonntag, den 26. Jänner 2014

Mt 4,12-23: Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.

Heute freut sich Schönborn, dass der Jesus und der Petrus und noch ein paar Kollegen ganz klein angefangen und dabei die riesengroße katholische Kirche und noch ein paar andere Christenkirchen geschaffen haben. Die oben geschilderte Partie hatte natürlich keiner Ahnung gehabt, was aus ihren sonderbaren Bemühungen für ein Schaden herauskommen könnte, die wollten wohl bloß ein bisschen die zuwenig gläubig gewordenen Juden zu mehr Glauben anhalten. Die Juden waren nicht dumm genug, darauf hereinzufallen und darum modifizierten die nächsten Christengenerationen diese Jesus-Geschichten in passender Weise und versuchten sie im außerjüdischen Umfeld unterzubringen.

Was einen gewissen Erfolg hatte, die Christen wurden zu einer wahrnehmbaren Sekte. Aber es dauerte noch lange bis aus dieser Sekte eine Großreligion wurde. Unter dem fürchterlichen römischen Kaiser Konstantin wurden die Grundlagen gelegt und seine Nachfolger schafften dann die im römischen Reich etablierte Religionsfreiheit ab, machten das Christentum im vierten Jahrhundert zur alleinigen Staatsreligion (Imperium Romanum Christianum) und danach konnte diese geistige Seuche allen greifbaren Menschen aufgedrängt werden. Hilfreich war dazu vor allem auch der größte Fälschungsbetrug der Menschheitsgeschichte, die "Konstantinische Schenkung", mit der die katholische Kirche durch gefälschte Urkunden immense Besitztümer ergaunerte.

Das ist der wahre Hintergrund, warum das tausendjährige finstere christliche Mittelalter entstehen konnte, mit dem Jesus und seinen Jüngern hatte das konkret gar nix mehr zu tun. Eine der größten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte, die europäische Aufklärung, konnte und musste schließlich - an den Errungenschaften des Antike anknüpfend - die Überwindung der geistigen und materiellen christlichen Knechtung einleiten. Heute sind wir darum in der glücklichen Lage, dass zumindest in Europa das Ende des Christentums als gesellschaftsrelevante Einrichtung immer absehbarer wird.

Für Schönborn ist seine Kirche aus dem von seinem Jesus gepflanzten Senfkorn erblüht, er sieht das Dahinwelken seiner Institution, aber ist trotzdem optimistisch:
"Lebendig ist das Christentum, wenn es nahe an Christus bleibt. Wo es sich von Jesus Christus entfernt, wird es unglaubwürdig, ja, zum Zerrbild, sogar zur Gefahr. Dann braucht es wieder Menschen, die die Christen an ihren Ursprung erinnern, zu ihrem Gründer zurückführen. So einer war der Arme von Assisi, Franziskus. So einer ist jetzt Papst Franziskus. Er zeigt durch Worte, mehr noch durch Taten und deutliche Zeichen, wie die Christenheit sich wieder auf Jesus besinnen kann."

Ja, dann besinnt Euch, liebe Christenfunktionäre, freut Euch mit Eurem Jesus. Aber die breite Massen der Menschen wird das ständig zunehmend immer abnehmender interessieren, dagegen helfen auch keine neuen Fränze, Menschenfischer seid ihre keine, weil mit Gewalt fangen dürft ihr nimmer und Leute, die sich freiwillig einfangen lassen, gibt's nur in recht geringer Zahl. Amen.


163. Wort zum Sonntag, den 19. Jänner 2014

Joh 1,29-34: In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekanntzumachen. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Schönborn konzentriert sich in seiner Predigt auf "das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt". Nachdem alle Sünden der Welt auch 2000 Jahre später immer noch vorhanden sind, hat wohl diese gottessöhnliche Sündenwegnahme keine praktischen Auswirkungen auf das Menschengeschlecht gehabt. Wie redet sich Schönborn aus diesem absoluten Widerspruch zwischen Evangelium und Wirklichkeit heraus?

"Jesus war inzwischen 'wie ein Lamm geschlachtet worden', wehrlos am Kreuz gestorben. (..) Was hat Jesus damit erreicht? Gibt es nicht weiter Gewalt, Mord und Totschlag in unserer Welt? Ja, es gibt sie immer noch. Aber eines hat Jesus bewirkt: Menschen zu bewegen, statt auf die Gewalt auf die Güte zu setzen, statt auf den Hass auf die Versöhnung. Und tausendmal hat sich gezeigt: Nur die Liebe schafft es gegen die Macht des Bösen. Denn sie ist stark wie das Lamm!"

Laut Schönborn hat also der Jesus bewirkt, dass statt auf Gewalt auf Güte gesetzt würde. Durch die ganze Kirchengeschichte war davon nichts zu bemerken. Von der Gewalt hat sich die katholische Kirche erst abgewandt, nachdem sie ihre jahrhundertelang ausgeübte absolute weltliche Macht abgeben musste, nachdem auch der letzte klerikalfaschistische Staat untergegangen war, weil seither geht's mit Gewalt meistens nimmer, darum verlagerte man sich mehr auf gütiges Geseire und Gelaber. Aber Machtworte spricht man auch weiterhin, wenn man erwarten kann, dass die Politik gütigst und untertänigst den kirchlichen Wünschen nachgibt ...

Und wo hat sich gezeigt, dass "nur die Liebe es gegen die Macht des Bösen schafft"?
Wenigstens ein Beispiel sollte man zu einer solchen Behauptung schon anführen können, wenn sich das angeblich eh tausendmal gezeigt haben soll. Wurde der Faschismus von der Liebe besiegt oder der katholischen Kirche ihre böse Macht per Liebe entrissen? Macht sich das Finanzkapital die Welt durch christliche Liebe untertan? Hilft die Liebe gegen islamistische Sprengstoffgürtelmärtyrer? Und ganz banal: bewahrt christliche Liebe vor Diebstählen, Überfällen, Betrug, Körperverletzung? Bisher hat sich noch keine Bank vor Bankraub mittels Kreuz und christlich-gütigen Worten der Liebe zu schützen getrachtet, man nimmt Alarmanlagen und Versicherungen als Schutz. Aber das Lamm Gottes hat die Sünde von der Welt hinweggenommen. Heute kein "amen", sondern in selbstgestricktem Hebräisch "amen 'al" (amen: so ist es, amen 'al: so ist es nicht).


162. Wort zum Sonntag, den 12. Jänner 2014

Mt 3,13-17: Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Schönborn stellt zum heutigen Evangelium sogar einmal die richtigen Fragen. Unter dem Titel "Wozu die Taufe?" fragt er zuerst, wofür die Taufe gut sein soll und dann noch sogar, warum Babys getauft werden und nicht Erwachsene.

Die Antworten, die er gibt, sind natürlich voll katholisch. Die Taufe wasche die Sünden vom Menschen. Laut Schönborn ist sie das "Zeichen der Reinigung, der Bereitschaft, sein Leben zu ändern und wie neugeboren aus dem Wasser aufzutauchen". Was bei Säuglingen, die bloß einige Tage alt sind, auch wenn man das religiös betrachtet, wohl nicht so sehr viel Sinn machen kann. Dass dafür von der katholischen Kirche die "Erbsünde" erfunden wurde, erwähnt er nicht, die Lehre von der Erbsünde stammt ja auch nicht vom Jesus, sondern wurde erst im vierten Jahrhundert unter Berufung auf einige Zeilen in einem Paulus-Brief über den Tod, der durch den sündigen Adam ins Menschengeschlecht gelangte, erfunden. Was alleine dadurch schon ein hirnrissiger Blödsinn war, weil der Mensch ja nicht von Gott aus Lehm geformt worden ist, sondern sich aus dem Tierreich entwickelte und der Mensch und alle seine Vorfahren immer gestorben sind und nie unsterblich im Paradies gelebt haben. Aber das nur nebenbei.

Zur Frage, warum Babys getauft werden und nicht Erwachsene, die sich aus eigenem Entschluss dazu melden, kann Schönborn selbstverständlich auch nicht die einfache Wahrheit sagen, dass ohne Babytaufe die katholische Kirche rasch zu einer kleinen Sekte schrumpfen würde, weil wieviele Erwachsene würden sich heute freiwillig taufen lassen!?

Er redet sich so heraus:
"Warum aber Taufe schon als kleines Kind? Ist das nicht viel zu früh? Jesus war dreißig Jahre alt, als er sich taufen ließ. Manche meinen, man solle mit der Taufe warten bis es zu einer eigenen bewussten Entscheidung kommen kann. Sonst haben wir zu viele Taufscheinchristen. Ich bin da anderer Ansicht. Als Jesus aus dem Jordanwasser wieder auftauchte, von Johannes getauft, 'öffnete sich der Himmel' und es war die Stimme Gottes zu hören: 'Das ist mein geliebter Sohn'. Für mich ist das Schöne an der Taufe der Kinder, dass da Gott zu diesem kleinen Menschen für immer gültig sagt: Du bist mein geliebtes Kind! Das kann man doch nicht früh genug gesagt bekommen!"

Das kleine Kind kann nicht gefragt werden und kein Himmel öffnet sich bei der Taufe und keine göttliche Stimme sagt irgendwas. Aber der Mitgliederbestand wird auf diese Weise gesichert. Weil die Getauften müssen aus der Kirche austreten, obwohl sie nie eingetreten sind. Damit hält derweilen die katholische Kirche in Europa ihren Mitgliederbestand noch zusammen. Aber wenn die Entwicklung so weiter geht wie in den letzten zwanzig Jahren, wird in hundert Jahren r.k. Kirche auch in Österreich zur Sekte geschrumpft sein. Das sind gute Aussichten! Amen.


161. Wort zum Feiertag, den 6. Jänner 2014

Mt 2, 1-12: Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

"Licht für die Welt" übertitelte Kardinal Schönborn seine Kronenzeitungspredigt zum 6. Jänner. Dieses Licht sollte wohl der Jesus sein. Bemerkenswert ist, dass die Zeit, in der der Christenglaube seine völlige und vollständige Entfaltung über Europa hatte, den Beinamen das "finstere Mittelalter" trägt, tausend lichte Jahre wurden der Menschheit dadurch geraubt.

Lustig ist im obigen Evangelium die Position des Sternes, der über dem Jesus-Geburtsort stehen bleibt. Was hatten die Leute damals für Vorstellungen von Sternen? Sie glaubten, diese stünden irgendwo in den höheren Luftschichten und könnten dadurch irdische Orte markieren. Und noch heute entblöden sich Klerikaner nicht, diesen Stern irgendwie zu deuten, von der speziellen Positionierung von Planeten bis zur Supernova recht dazu das Erklärungsangebot. Dabei müsste doch der größte Dummkopf wissen, dass kein Stern über irgendeinem ganz konkreten Erdenpunkt, wie eben dem Stall in Bethlehem stehe kann. Das hätte höchstens mit einer Art Luftballon funktionieren können. Der Stall kommt übrigens nur beim Lukas vor, beim Matthäus ist es ein Haus. Dafür fehlen beim Lukas die drei Könige. Irgendwie schlecht synchronisiert, die Bibel.

Zur Sage mit den heiligen drei Königen gibt's den alten Witz, ob die drei Könige (oder "Weise" oder "Magier" wie sie auch noch genannt wurden) wirklich gelebt haben, weiß man nicht, historisch gesichert ist nur, dass sie im Kölner Dom begraben sind.

Warum drei "Weise aus dem Morgenland" einem neugeborenen "König der Juden" ihre Aufwartung machen sollten, dafür enthält die biblische Geschichte keinen Erklärungsversuch. Außer in den obigen Versen kommen die Drei nirgendwo vor. Sie sind wohl in der religiösen Tradition ein Produkt des Volksaberglaubens mit dem seinerzeit andere mythische Gestalten aus den Naturreligionen (Kobolde, Zwerge, Gnome, Trolle, Feen) den christlichen Gebräuchen angepasst wurden. Was sich u.a. ja daran zeigt, dass die sogenannten "Sternsinger" sowohl im Brauchtum als auch bei den heutigen katholischen Haussammlungen keine Geschenke bringen, sondern um Spenden betteln, es also ein "Heischebrauch" ist ("heischen" ist ein heute ungebräuchliches Wort mit der Bedeutung "fordern"). Lustig übrigens, dass sich die Kronenzeitung nicht entblödet, in der Ausgabe vom 5.1. allen Ernstes die "wahre Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland" zu verkünden, es wird selbst die alberne Geschichte vom Grab im Kölner Dom ernsthaft präsentiert. 1164 wurden im Zuge einer damaligen sehr verbreiteten Gaunerei, nämlich dem Reliquienhandel, etliche Knochen als Gebeine der Hl. 3 Könige nach Köln gebracht und in einen Sarkophag gelegt. Demnächst könnte die Kronenzeitung vielleicht auch einen Bericht über die heilige Vorhaut Jesu bringen, weil die wird in dreizehnfacher Ausfertigung in diversen katholischen Tempeln als Reliquie verwahrt (siehe dazu "Die Vorhaut des Herrn Jesus" ), das ist eine noch dümmere Geschichte als die der Kölner Knochen.

Und was sagt heute der Schönborn dazu? Der redet von der "Erscheinung des Herrn", eine solche gab's gemäß der katholischen Lehre dreimal, einmal der Stern, der 3 Weise zum Jesus führt, dann wurde Jesus im Jordan getauft und hat auf der Hochzeit in Kanaan Wasser in Wein verwandelt. Und das alles jeweils am 6. Jänner. Schönborn: "Gemeinsam ist diesen drei Momenten des Lebens Jesu, das hier jedes Mal sichtbar wurde, wer Jesus eigentlich ist. In ihm zeigt sich immer wieder mitten in seinem armen, bescheidenen Leben, etwas von der Gegenwart Gottes in ihm."

Ein seltsames Gebaren eines Gottes, da hätte ihm was Wirkungsvolleres einfallen müssen, um die Leute zu überzeugen, ein bisschen Weinpantscherei, dazu muss man kein Gottessohn sein. Lassen wir es damit genug sein und gedenken wir in Ergriffenheit der heiligen Einfalt der Leute, denen diese Jesus-Geschichtlein als was Wahrhaftes erscheinen, amen.


160. Wort zum Sonntag, den 29. Dezember 2013

Matthäus 2,13-15.19-23: Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes gestorben war, erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, daß in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

Bemerkenswert: der "Kindermord" des Herodes (Mt 2, 16-18) wird in der heutigen Messbuch-Präsentation weggelassen, schließlich gibt es keinerlei historische Hinweise darauf, dass es sowas gegeben hätte. Das war auch nur eine zusätzliche Gruselgeschichte um den lieben Jesus größer zu machen: sogar einen Massenmord an Kleinkindern hätte die Geburt des Jesus ausgelöst, so hätten die Mächtigen sich vor ihm gefürchtet. Und außerdem war das wieder ein Bezug auf eine Prophezeiung, der Prophet Jeremias hatte dies im Zusammenhang mit dem "Messias" angekündigt und im Neuen Testament hatten solche Vorhersagen Erfüllung zu finden, wie oben die Berufung aus Ägypten und auch das mit dem "Nazoräer". Das Problem lag in der Weiterentwicklung der Geschichte, weil der Jesus hatte in seiner Urgemeinde ja nur den Status des prophezeiten - "Messias" genannten - jüdischen Volksbefreiers gehabt und nicht den eines "Gottessohnes" und "Menschheitserlösers", aber in den Evangelien fanden beide Versionen ihren Niederschlag, samt den sich daraus ergebenden Widersprüchen.

Was schreibt der Schönborn dazu? Er erzählt vom Flüchten, weil seine Familie nach dem 2. Weltkrieg zu den vertriebenen Volksdeutschen gehört hatte, er erzählt von der Heimkehr und er erzählt vom hl. Josef bei dem die heilige Familie geborgen gewesen wäre. Man sollte daher den Josef entsprechend um Hilfe bitten.

Also auch heute wieder einmal: nix Unterhaltsames in der Sonntagspredigt. Amen.


159. Wort zum "Christtag", am 25. Dezember 2013

Joh 1,1-18: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Die verkehrte Welt der Religion findet sich exemplarisch im heutigen Evangelium. Weil dass am Anfang das "Wort" gewesen wäre und nicht die Welt, ist der elementare Unsinn, der das verkehrte Denken, die Verwechslung von Ursache und Wirkung aufzeigt. Aber wenn man einen Schöpfergott als Weltursache verwendet, dann ist eben der Gedanke über die Welt vor der Welt und nicht eine Folge der Welt. Nicht fragen dürfen sich die Religiösen allerdings, woher das "Wort" gekommen und was vor dem "Wort" gewesen wäre. Weil Gott darf keine Ursache haben. Und damit disqualifiziert sich die religiöse Welterklärung von selbst, siehe Bertrand Russell: "Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das ebenso gut die Welt wie Gott sein, so dass das Argument bedeutungslos wird."

Soweit zum "geistigen" Inhalt des Evangeliums. Und nun zu Kardinal Schönborn und seiner Feiertagspredigt in der Feiertagskronenzeitung. Er berichtet von Schulbesuchen, die er absolviert und von Schülerfragen. Er führt als Beispiel an: "Was sagen Sie einem Atheisten? Was für Argumente haben Sie, um zu glauben, dass es Gott gibt? Ich antwortete ganz spontan: Der Tod! Wenn es keinen Gott gibt, dann ist der Tod das totale Ende, das endgültige Aus."

Nach Schönborn ist also sein Gott die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Zitieren wir dazu wieder Russell: "Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst. Teils ist es die Angst vor dem Unbekannten und teils, der Wunsch zu fühlen, dass man eine Art großen Bruder hat, der einem in allen Schwierigkeiten und Kämpfen beisteht. Angst ist die Grundlage des Ganzen - Angst vor dem Geheimnisvollen, Angst vor Niederlagen, Angst vor dem Tod. Die Angst ist die Mutter der Grausamkeit, und es ist deshalb kein Wunder, dass Grausamkeit und Religion Hand in Hand gehen, weil beide aus der Angst entspringen."

Somit ist die Antwort Schönborns an den Atheisten: weil ich mich vor dem Tod fürchte, darum gibt es Gott. Zum Evangelium hat er auch was zu sagen: "Wenn es keinen Gott gibt, dann fällt nicht nur das Leben nach dem Tod weg, dann ist auch der Anfang reiner Zufall. Zufällig ist dann mein Leben, mein Dasein in dieser Welt. Ja, dann ist das Dasein dieser Welt selbst Zufall. Kein Plan, keine Absicht, kein Schöpferwille steht dahinter. Alles ist ein blindes Spiel von willkürlichen Kräften. Der Ursprung des Alls, die Entstehung der Sonne, das Werden unseres Planeten, die Entwicklung des Lebens auf dieser Erde, bis hin zu uns Menschen: Alles reiner Zufall. Und daher alles ohne Sinn. So mein Argument auf die Frage dieses Schülers."

"Reiner Zufall" kommt in der Natur nicht vor. Alles folgt aus den materiellen Bedingungen, im Marxismus gibt es dazu drei Gesetzmäßigkeiten:
1. Das Gesetz von der Einheit und vom Kampf der Gegensätze (Die Triebkraft der Entwicklung ist der Widerspruch zwischen dualen Polen, der natürlichen und sozialen Prozessen grundsätzlich inhärent ist und aus deren Kampf eine neue Lösung hervorgeht.)
2. Das Gesetz von der Negation der Negation (Die Entwicklung auf eine höhere Ebene bewahrt die positiven Elemente der vorhergehenden. Sie negiert in ihrer Weiterentwicklung die vorhergehende Ebene also nicht als Ganzes.)
3. Das Gesetz vom Umschlagen von einer Quantität in eine neue Qualität (Nach einer Kumulation quantitativer Veränderungen über längere Zeit kommt es zu einer sprunghaften qualitativen Veränderung.)
Dazu braucht man keine Götter und bekommt darum aber auch kein ewiges Leben.

Schönborn versucht in der Folge den religiösen Unsinn zu bekräftigen:
"Im Ursprung war der Sinn", verkündet er seine teleologische Weltsicht, es wäre also für alles ein vorgegebener Sinn vorhanden auf den hingestrebt wird. Weil dazu braucht man auch wieder einen Gott, der diesen "Sinn" vorgibt. Und der Sinn der Existenz des Schönborns ist es, beim Herrn Jesus im Paradies ewig zu leben. D.h. er müsste sich eigentlich aufs Sterben freuen, weil dann hätte er erst den wirklichen Sinn seines Lebens erreicht.

Der Schlusssatz aus der Predigt lautet: "Das Kind in der Krippe, Jesus, ist in Person dieses Wort, das schon im Anfang war; der Sinn, der hinter allem steht; das Licht, das jedes Menschenherz erleuchtet; das Leben, das kein Tod zerstören kann. Das Christkind ist die Antwort auf die Frage, ob es Gott gibt! So nahe ist uns Gott."

Also auch zu Weihnachten der übliche Zirkelschluss, Gott gibt es, weil es Gott geben muss und geben muss es Gott, weil es Gott gibt. So richtig überzeugend klingt das wohl nicht ....


158. Wort zum Sonntag, den 22. Dezember 2013

Mt 1,18-24: Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, daß sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloß, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

Heut' hamma wieda a fade G'schicht'! Die komplizierte Menschwerdung des Christengottes ist ja auch nur aus der damaligen Situation zu verstehen. Die Falte "Sohn" des dreifaltigen Gottes konnte nicht plötzlich als selbsterschaffener erwachsener Mensch seine göttliche Botschaften predigen. Denn der Prediger Jeschua ben Josef hatte ja eine persönliche Lebensgeschichte gehabt, er war nicht aus dem Nichts aufgetaucht oder vom Himmel gefallen, sondern hatte Vater, Mutter und Geschwister. Gottessohn wurde er erst viel später, aber unter seinen älteren Anhängern war seine echte Biografie nicht unbekannt.

Daher fügte man in den heiligen Schriften des Christentums auch die obige Passage ein, damit der Vater des Jeschua, römisiert "Jesus" geheißen, nicht als ein für damalige Zeiten Volldepperter dastand. Er gehorchte ja dem göttlichen Engel und akzeptierte für das Jesuskind einen außerehelichen Vater. Das passt zwar überhaupt nicht zur christlichen Moral, aber Götter dürfen auch mit Frauen verkehren, die anderweitig gebunden sind.

Aber halten wir uns damit nicht lange auf. Was schreibt der Herr Kardinal Schönborn heute in der Kronenzeitung? Er lässt wissen, dass ihm der Hl. Josef immer sympathischer geworden sei und bedauert es, dass es in der katholischen Kirche zuwenig Josefsverehrung gebe.

Und dann freut er sich über den Josef, weil dieser der Botschaft des Engels gefolgt und zu seiner fremdbegatteten Verlobten gestanden sei. Aber lassen wir das. Schade um die Zeit, die man mit diesem Schmarrn vertut, amen.


157. Wort zum Sonntag, den 15. Dezember 2013

Mt 11, 2-11: In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.

Der liebe Jesus lässt also dem armen Johannes, der seiner Hinrichtung entgegensieht, ausrichten, was er derweilen für wunderbare Wunder tätigt. Den Johannes wundert er allerdings nicht aus der Todeszelle. Was heute den Bischof Schönborn in der Kronenzeitungspredigt wieder einmal die Theodizee-Frage stellen lässt: "Wenn es einen Gott gibt, wie kann er das zulassen? Diese Frage höre ich oft. Manchmal bewegt sie auch mich. Wenn mir jemand großes Leid anvertraut, kommt mir die Frage: Mein Gott, warum hast du das nicht verhindert? Wo warst du, als dieses Schreckliche geschehen ist? Schaut der gute Gott zu, wenn Menschen Böses widerfährt? Warum greift er nicht ein? Will er nicht? Kann er nicht?"

Dazu kann man als Atheist den Gläubigen einfache tröstende Worte spenden: Euer Gott ist kein sadistischer Bösewicht, er existiert bloß real nicht, sondern ist nur ein von Menschen geschaffenes Fantasieprodukt, das die menschliche Ohnmacht ausgleichen soll. Da heutzutage die menschliche Ohnmacht im Alltag wesentlich geringer geworden ist gegenüber den alten Zeiten, ist auch die Gottesvorstellung von geringerer Bedeutung. Die seinerzeitigen Blinden, Lahmen, Aussätzigen usw. brauchten Wundergeschichten, weil es gab keine Behandlungsmöglichkeit für viele Krankheiten und nicht einmal eine menschenwürdige Versorgung von Behinderten.

Was sagt der Schönborn, warum sein Gott nicht eingreift? Eine Ausrede muss er ja wohl haben! Er hat aber sogar die völlig richtige Antwort: "Mich erschüttert diese Frage. Es ist der schmerzende, nagende Zweifel: Habe ich mich in meinem Leben getäuscht? Habe ich die falsche Wahl getroffen? Habe ich alles auf Sand gebaut? In solchen Momenten droht das ganze Lebensgebäude wie ein Kartenhaus zusammen zu fallen. Das sind dunkle Stunden."

Aber ein katholischer Bischof darf die Wahrheit nicht akzeptieren. Wenn ihm die helle Wahrheit leuchtet, redet er von "dunklen Stunden". Selbstverständlich ist das Lebensgebäude eines Bischofs auf Sand gebaut und das Leben wurde sinnlos verschwendet, einer Schimäre geopfert. Und darum biegt der Herr Kardinal von der Wirklichkeit weg und redet sich seine Welt schöner: "Hat Jesus eine Antwort auf die Frage, warum Gott so viel Leid zulässt? Jesus sagt: 'Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht!' Heilungen aller Art können sie erleben. Ja, es gibt sie auch heute. Immer wieder geschehen Wunder. Aber Johannes blieb im Gefängnis. Und bald danach wurde er enthauptet."

Er tröstet sich also damit, dass nicht jeder enthauptet, sondern mancher auch gesund wird. Allerdings werden die Leute nicht durch wandernde Wunderheiler gesund, sondern durch medizinische Behandlung. Dass es heute "Wunderheilungen" geben soll, ist natürlich genauso eine Sage wie dass es solche vor 2000 Jahren gegeben hätte. Im berühmtesten Wunderort, in Lourdes hat es schon seit mehr als 20 Jahren keine anerkannten "Wunder" mehr gegeben und der für Lourdes zuständige Bischof hat sich vor einiger Zeit darüber beklagt, dass wegen der von der heutigen medizinischen Wissenschaft gesetzten Anforderungen nicht mehr gelinge, ein "Wunder" durchzubringen. Darum versucht man sich jetzt aus alten Fällen neue "Wunder" zu basteln, die aber selbst von medizinischen Laien mit ein bisschen Googeln zu enttarnen sind.

Aber wie drückt sich Schönborn aus seinem Dilemma heraus? Er verlagert das Geköpftwerden zum Unwichtigen: "Es kommt nicht darauf an, dass dir alles Leid erspart bleibt. Wichtiger ist, dass du in guten wie in bösen Zeiten ein gerader Mensch bleibst. Das war Johannes der Täufer. Nicht einer, der sein Fähnchen nach dem Wind hängt. Nicht einer, der sich nur in Markenkleidern wohlfühlt. Ein Gerader, den kein Unrecht beugen konnte. Darauf kommt es an. Gott gibt dazu die Kraft."

Also, ein gerader Atheist bin ich! Und noch dazu aus eigener Kraft! Amen.


156. Wort zum Sonntag, den 8. Dezember 2013

Gen 3, 9-15.20: Nachdem Adam vom Baum gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach: Wo bist du? Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe? Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und so habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt, und so habe ich gegessen. Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse. Adam nannte seine Frau Eva - Leben -, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen.

Schönborn nimmt am 8. Dezember gerne statt des Evangeliums (Mt 3,1-12, eine Verdammungsdrohung) die erste Lesung der Messe. Der 8.12. ist in Österreich ein Feiertag, heuer fällt er auf einen Sonntag. Als Feiertag geht es um die "unbefleckte Empfängnis" der "Gottesmutter Maria": sie wurde nämlich laut kirchlicher Sage am 8.12. gezeugt (und ist am 8.9. geboren). Bei dieser Zeugung unterblieb die zentrale Grundlage besonders der katholischen Glaubenslehre, die Weitergabe der "Erbsünde".

Und um diese Verbindung zur "Erbsünde" herzustellen, nimmt Schönborn die obige Lesung statt des Evangeliums als Grundlage seiner Predigt.
Die "Erbsünde" ist wohl das perverseste Konstrukt der christlichen Kirchenlehre, weil sich Adam und Eva verführen ließen, vom verbotenen Baum zu essen, sind per Sippenhaft alle Nachkommen mit der "Erbsünde" belegt.

Laut katholischem Katechismus ist Adam die "Quelle der Sünde" und Jesus die "Quelle der Gnade" (KKK 388), die Menschen bräuchten also den Jesus, um aus dem sündhaften Leben nach dem Tode gnadenhalber in die sündenfreie Ewigkeit zu kommen. Mit diesem Unsinn hat man durch viele Jahrhunderte die Menschen hirngewaschen und sie dem katholischen Diktat unterworfen, ohne dafür auch nur das Geringste zu liefern, Toter im Himmel ist kein Ausgleichsangebot für die katholische Hölle auf Erden.

Was schreibt der Herr Kardinal heute? Zuerst lobt er seinen Gott, weil er Himmel und Erde so gut geschaffen hat, dass sich sein Gott selber über das Gelingen recht freute. Aber Gott hätte den Menschen die Freiheit gegeben: sie sollten ihren Schöpfergott freiwillig lieben und nicht deshalb, weil sie Gott gottliebend erschaffen hätte. Schönborn: "Aber wo Freiheit ist, da gibt es auch Missbrauch der Freiheit. Liebe kann angenommen oder abgelehnt werden. Freundschaft braucht Vertrauen und Gemeinsamkeit."

Wozu mir ein Gleichnis einfällt, das ich schon mehrfach verwendet habe: Vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) gibt es folgende Anekdote: Er verfolgte einmal einen Juden, der vor ihm davongelaufen war, als der König ihn eingeholt hatte, entschuldigte sich der Jude, er sei deshalb weggelaufen, weil er sich vor der großen Strenge des Königs gefürchtet habe. Da prügelte ihn der König mit seinem Stock und schrie dabei in einem fort: "Lieben soll er mich, nicht fürchten."

Die Lehre des Christengottes ist der Lehre des Preußenkönigs sehr ähnlich, sie ist genauso dumm. Die Freiheit, jemanden zu mögen, zu achten, zu lieben, kristallisiert sich an den Beteiligten aus. Den Preußenkönig nicht zu lieben, war ebenso wenig ein Missbrauch der Freiheit, wie den Christengott nicht zu lieben. Gefährlich war beides.

Allerdings ist es heutzutage weitgehend gefahrenfrei, die drei christlichen Gottesfalten zu missachten, sogar für Leute, die keine Atheisten sind: die meisten christlichen Kirchen trauen sich nämlich nimmer, die alte Lehre von der ewigen Verdammung der Nichtgotteslieber ins Feuer der Hölle zu verkünden.

Interessant, dass laut Bibel die Menschen nicht wussten, was "Nacktsein" ist, bevor sie die verbotene Frucht vom "Baume der Erkenntnis" (1.Mose 2,9) gegessen hatten. Dann wussten sie, es gehört sich nicht, nackt zu sein, sie legten sich Lendenschurze an. Diese Lendenschurze sind in der katholischen Kirche immer noch die Grundausstattung der Sittlichkeit.

Schönborn schreibt zu diesem Punkt: "Die Schlange hat in das Herz des Menschen Misstrauen gesät: Gott will euch gar nicht gut! Er will euch dumm und klein halten! Wenn ihr von dem Baum esst, werdet ihr wie Gott sein. Das taten sie, aber sie wurden nicht wie Gott, sondern bloß nackte Menschenkinder."

Damit sagt er heute einmal was Wahres: die Menschen klein und dumm zu halten, das war der praktische Grundauftrag für die Erziehung des Christenvolkes, unterwürfige Dummköpfe, das brauchte man, um ein katholisches Christenreich voll kirchlicher Macht und Herrlichkeit errichten zu können. Heute sind die Leute nimmer dumm genug dafür, Dummheit als Herrschaftsinstrument funktioniert nur noch im Islam. Dort lassen sich Menschen noch überreden, sich als Selbstmordattentäter einen Platz im Paradies zu sichern. Im Christentum war das in Zeiten der Kreuzzüge auch Glaubenslehre gewesen, allerdings technikbedingt noch ohne Sprengstoffgürtel. Es ist immer wieder eine große Freude, wahrzunehmen, wovon uns die europäische Aufklärung befreit hat. Die Dummheit ist trotzdem noch lange nicht ausgestorben, die freiwillige intensive Anwendung der Dummheit hat jedoch heute eher Esoterisches als Inhalt und nicht die Christenlehre.

Pow, 49 Zentimeter am 19-Zoll-Schirm, das war heute wieder einmal eine viel zu lange sonntägliche Antipredigt, danke fürs Lesen, amen.
PS: Siehe die PDF zur Erbsünde!


155. Wort zum Sonntag, den 1. Dezember 2013

Mt 24,37-44: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noah war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Letzten Sonntag hab ich wieder einmal pausiert, ich bin kein schließlich kein Pfarrer! Und letzten Sonntag war sowohl die Bibelstelle als auch der Gebrabbel vom Schönborn ohne Unterhaltungswert.

Heute ist wieder einmal eine der ganz bösartigen Bibelstellen dran. Jesus redet vom "Menschensohn" und vermutlich vom Weltuntergang. Dass der "Menschensohn" keine dritte Person ist, sondern der Jesus selber, ergab sich wohl erst aus der späteren Entwicklung der Christenlehre, in Wikipedia heißt es dazu: "Der Begriff Menschensohn (..) stammt aus der Hebräischen Bibel. Er bezeichnet dort zunächst einen Angehörigen der Gattung Mensch im Sinne von 'Jemand' oder 'Einer', später einen bestimmten transzendenten Heilsmittler der Endzeit. Im Neuen Testament (NT) spricht Jesus (..)so vom Menschensohn, dass er mit diesem eins erscheint." Für kathpedia ist die Gleichung Menschensohn = Jesus eine Selbstverständlichkeit.

Also: Der böse Menschensohn kommt und macht so eine Art ultimativen Holocaust, die Hälfte wird ersäuft, die andere Hälfte mitgenommen. Und die Menschen werden auf diesen Weltuntergang nicht lange warten müssen, weil ein paar Zeilen vorher steht (Mt 24,34) "Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft." Da die Generation der Zeitgenossen des Jesus schon lange vergangen ist, brauchten sich die Jesus-Anhänger schon seit ca. 1900 Jahren keine Sorgen mehr machen über die "Ankunft des Menschensohnes", der große Ersäufer kommt nicht.

Was schreibt heute Bischof Schönborn dazu? Wie üblich ignoriert er die jesuischen Drohungen.
Er redet von Frühwarnsystemen bei Katastrophen und von Unglücken aus heiterem Himmel. Dass die Wiederkunft des Menschensohnes gemäß der obigen Bibelschilderung eine katastrophales Unglück wäre, schreibt er natürlich nicht. Dann schreibt er über Versicherungen gegen alle möglichen Unglücke und weiter: "Wir haben keine absolute Absicherung gegen Unvorhergesehenes. Es gibt nur einen Weg, mit der Unsicherheit des Lebens gut umzugehen: Mein Heute, mein Morgen, mein Alles immer neu in Gottes Hand zu legen: 'Seid wachsam', das heißt: Seid wach, habt Vertrauen in den, der allein Geborgenheit schenken kann in aller Ungewissheit dessen, was auf uns zukommt." Also Schönborn sieht die heutige Bibelstelle nicht als die Weltuntergangsdrohung, die sie sein soll, er ist bloß für Wachsamkeit, "wir wissen, nicht was kommt. Auf Gott vertrauen können wir allemal."

Lustig ist es in der obigen Bibelstelle, dass der Jesus sich in der Form des "Menschensohns" mit einem unvermutet in der Nacht kommenden Dieb vergleicht. Weil Einbrecher kommen auch unerwartet. Dass ein vor knapp 2000 im Nahen Osten aufgetretener Weltuntergangsprediger in den heutigen Zeiten noch eine weltweite Rolle spielt, ist eine der großen Seltsamkeiten der menschlichen Hervorbringungen. Aber wir haben ja auch noch den Allah, das buddhistische Wiedergeburtskarma und andere geistige Widersinne, welche die vernünftige menschliche Entwicklung beeinträchtigt haben, beeinträchtigen und auch noch einige Zeit beeinträchtigen werden. Aber nicht auf ewig, diese Hoffnung dürfen wir haben. Amen.


154. Wort zum Sonntag, den 17. November 2013

Lk 21,5-19: In jener Zeit als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

Über klerikale Prachtbauten (einst in Jerusalem, heute z.B. in Limburg) redet der Schönborn heute nicht, weil der Hauptinhalt der obigen Bibelstelle ist wieder einmal eine gefährliche Drohung, der liebe Christengott verspricht eine Serie von Katastrophen. Darüber freut sich der Herr Kardinal, denn der Jesus sagte damit die Zerstörung von Jerusalem durch die Römer im Jahre 70 voraus: "Was Jesus voraussagte, traf auch tatsächlich ein: Im Jahre 70 kam es zum Aufstand der Juden gegen die römischen Besetzer. Die römische Armee unter Titus schlug den Aufstand nieder und zerstörte den Tempel bis auf die Grundmauern."

Nachdem der Evangelist Lukas sein Evangelium nach dem Jahre 70 verfasst hat, war diese Voraussage des Jesus kein großes Kunststück, ich kann z.B. auch die richtigen Lottozahlen der Ziehungen vom Sonntag und vom Mittwoch am Montag und am Donnerstag ganz richtig voraussagen.

Jesus droht mit Erdbeben, Hungersnöten und darauf folgend mit Christenverfolgungen. Die Verfolgungen sollten offenbar durch die Juden geschehen, weil ja nur von den "Gerichten der Synagogen" die Rede ist, also von einem innerjüdischen Religionskampf im ersten Jahrhundert. Darauf geht der Bischof überhaupt nicht ein.

Er schließt gegenwartsbezüglich mit: "Christenverfolgung hat weltweit erschreckend zugenommen,
vor allem in islamisch geprägten Gegenden, aber nicht nur dort. Selbst in Europa wird Christsein zunehmend Anlass zur Ausgrenzung. Jesus kündigt schwere Zeiten an. Und doch macht er keine Zukunftsangst. Seine Hilfe wird in aller Bedrängnis bei uns bleiben. An uns liegt es, standhaft zu bleiben. Und auf Gott zu vertrauen."

Die Zahlen, die von katholischen Propagandastellen etwa über die jährlichen bei Christenverfolgungen ermordeten Menschen genannt werden, sind gigantische Hausnummern. Auf Kathpedia wird allen Ernstes behauptet, es würde "alle drei Minuten ein Christ wegen seinem Glauben umgebracht". Das wären pro Jahr 175.000. Seltsamerweise werden davon so gut wie keine Namen bekannt und auch keine Angaben, wo das passieren soll. Pro Tag fast 500 Christen umzubringen und das in keiner Weise lokalisieren und personifizieren zu können, das gibt es nicht, diese Zahlen sind Propagandalügen.

Dass auch in Europa Christen nicht immer bejubelt werden, hängt mit ihrem Verhalten zusammen.
Da kann es dann z.B. einem Bischof schon passieren, dass er ausgegrenzt wird. Wie z.B. der Bischof Krenn oder der Beinahebischof Wagner oder aktuell der Bischof Tebartz. Und fanatische Christen gehen normalen Menschen eben oft auf die Nerven und sie gehen auf Distanz, das gehört zu den Menschenrechten, niemand muss lästige Christen lieben!

Bischof Schönborn kann standhaft bleiben, er hat ja einen schönen Posten. Jedoch wenn die meisten Christen in Europa längst keine praktizierenden mehr sind, dann nicht, weil sie verfolgt werden und die geforderte Standhaftigkeit deshalb verloren haben, sondern weil ihnen die Christenlehre einfach wurscht ist. Amen.


153. Wort zum Sonntag, den 10. November 2013

Lk 20,27-38: In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.

Schon wieder eine besonders alberne Geschichte. In der Bibel ist kaum was Konkretes über die Vorstellungen von einem ewigen Leben im Paradies zu finden, eine der wenigen Stellen gibt auch nix Bedeutsames wieder, Lukas 16,22-23 beschreibt den armen Lazarus und den reichen Prasser im Jenseits: "Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß." Da werden also dann wohl auch die Witwe und ihre sieben Ehemänner in Abrahams Schoß getragen worden sein. Diese Aussicht schaut zwar nicht sehr freudeerregend aus, aber immerhin in Abrahams Schoß wird man nicht gefoltert. Das ist doch auch schon was.

Lustig übrigens auch oben die Stelle "Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind." Was ist mit den Frauen? Müssten die nicht zu " Töchtern Gottes" werden? Oder werden Frauen im christlichen Himmel zu Männern? Aber wahrscheinlich ist das nur die übliche christliche Frauenverachtung.

Aber um auch diese fade Sonntagsgeschichte rasch zu einem Ende zu bringen, hier der Schlussabsatz vom Schönborn: "Wann immer ich mich als lebendig erlebe, Lebensfreude erfahre, Lebendigkeit spüre, bin ich sozusagen 'am Puls des Lebens'. Weil Gott selber der Lebendige ist, ist alles echte, volle Leben eine Ahnung des Ewigen Lebens, ein wirklicher Vorgeschmack."

Schönborn braucht sich eh keine Sorgen ums Jenseits machen, ob er dort dann ein frischer Jüngling oder ein alter Mann ist usw. Denn auch der katholische Gott ist wie alle anderen Götter ein Hirngespinst und kein lebendiger Gott und das ewige Leben für die Toten ist eine schlichte Dummheit, die sich in der Menschheitsgeschichte gebildet hat, weil die eigene Nichtexistenz als letzte Bedrohung gesehen wurde: selber sterben zu müssen, durfte nicht erlaubt sein, der letzte Kampf ums eigene Dasein führte zur nachdrücklichen Einbildung von der ewigen eigenen Existenz. Aber auch ein toter Kardinal wird nicht mehr lebendig sein.

der Mann von Tollund - eine berühmte bestens konservierte Moorleiche aus Dänemark. Der Mann ist ungefähr seit 2300 Jahren tot und tot wird er auch bleiben. Und das in Ewigkeit, amen.


152. Wort zum Sonntag, den 3. November 2013

Lk 19,1-10: Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen mußte. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muß heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Heit' hamma wieda amoi a Büwestö, de ned so b'sundas untahoitsam is. Erlaube mir daher hier einen Link zur Info Nr. 1658, "Selig sind die Armen im Geiste" zu setzen, das ist bestimmt lustiger als diese Zachäus-Geschichte und handelt auch von der Bibel.

Zum reichen Zächäus, der sein halbes Vermögen verschenkt, fällt mir eigentlich nur die einzige Geschichte ein, wo ein Unternehmer seinen Betrieb verschenkt hat. Der steht nicht in der Bibel, er hieß Hannsheinz Porst (1922-2010), seine Firma war "Photo Porst", er verschenkte 1972 diese Firma an seine Angestellten. Er tat das nicht, weil ihm der Jesus erschienen oder weil er ein Christ war. Er tat es, weil er Kommunist war, er vergesellschaftete seine Privatfirma. Ein christlicher Unternehmer, der sein Vermögen verschenkt hätte, ist mir nicht bekannt.

Das katholische Gesülze vom Schönborn spare ich mir heute. Amen.


151. Wort zum Sonntag, den 27. Oktober 2013

Lk 18,9-14: In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Die heutige Bibelstelle ist die Grundlage für die katholische Heuchelei. Den Satz, "denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden", hat der Philosoph Nietzsche ganz pragmatisch umgekehrt: "wer sich selbst erniedrigt, will erhöht werden". Damit ist dazu eigentlich schon alles gesagt.

Das nervende katholische Selbsterniedrigungsgewinsel ist eines der widerlichsten Objekte der katholischen Lehre. Natürlich will sich kein Mensch selbst erniedrigen! Und wenn er es trotzdem tut, dann weil er erwartet, dafür erhöht zu werden. Wenn jemand im weltlichen Bereich zu einer von ihm geleisteten Arbeit sagt, "ich weiß nicht, ob mir das entsprechend gut gelungen ist", dann sagt er das in der Erwartung der Antwort, "das passt, das hast du gut gemacht". Also genau wie es der Nietzsche sagt. Weil wenn er wirklich einen Murks zusammengebaut hat, wird er den Mund halten und hoffen, dass es keiner merkt!

Aber der Herr Schönborn, der kann sogar erniedrigt dreinschauen, hier eine kleine Montage aus seiner heutigen Predigtseite auf der Wiener Diözesan-Site:


"Klag dich selber an!" hat er seine Predigt übertitelt und er schaut auf dem Foto drein wie ein händeringender schuldbewusster Angeklagter kurz vorm Geständnis. Aber wahrscheinlich sieht er sich auf diesem Bild als entsprechend kleingemachter Christ, der hofft unter den Letzten zu sein, um zu den Ersten zu gehören.
Dieser angestrengt unsichere Demutblick tut dem Betrachter fast körperlich weh! Aber wahrscheinlich übt Schönborn das vor der Predigt vorm Spiegel.

Das genügt für heute, die Predigt vom Schönborn spar ich mir.

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