Jeden Sonntag predigen die Pfarrer in der Kirche über die im aktuellen Kirchenjahr vorgesehene Stelle in der Bibel. Sogar Menschen, die nie in die Kirche gehen, können diese Predigten in der Heiligen Kronenzeitung nachlesen, denn dort predigt Kardinal Schönborn eigenhändig. Auf der Homepage der Diözese Wien ist die Predigt ebenfalls zu finden.

Solche Sonntagspredigen reizen auch Atheisten. Zu den Bibeltexten fällt einem nämlich oft ganz was anderes ein als dem Herrn Schönborn. Darum wird auf ATHEISTEN-INFO fast immer auch ein Wort zum Sonntag losgelassen.


Wegen der Länge der Dateien werden diese regelmäßig geteilt
Teil 8 Nr. 211 bis 240

Die Sonntagsworte von Juli 2010 bis Juni 2011 sind auf sonntag1_30.html zu finden, von Juli 2011 bis Februar 2012 auf sonntag31_60.html, von Februar bis September 2012 auf sonntag61_90.html, von September 2012 bis März 2013 auf sonntag91_120.html, von März bis Oktober 2013 auf sonntag121_150.html, von Oktober 2013 bis Mai 2014 auf sonntag151_180.html, von Mai bis November 2014 auf sonntag181_210.html, von Mai 2014 bis Ende 2015 auf sonntag241_270.html, von Dezember 2015 bis Ende Mai 2016 auf sonntag271_300.html, von Ende Mai bis Anfang Dezember 2016 auf sonntag301_330.html, von Anfang Dezember 2016 bis Ende Mai 2017 auf sonntag331_360.html. Die aktuellen Sonntagsworte sind auf sonntag.html.


240. Wort zum Sonntag, den 17. Mai 2015

Johannes 17,6a.11b-19: In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Die fehlenden Verse 6b bis 11a wurden heute nicht aus Zensurgründen (Verdammungsdrohungen) weggelassenen, sondern weil sie noch leereres Stroh waren als der Rest des Textes, wo der Jesus hin und her heiligt.

Schau'n wir gleich was den österreichischen Chef der katholischen Kirche bewegt, gemäß Schönborn bringt der obige Text die letzten Wünsche vom Jesus an seine Anhänger.
Und er fängt mit heftigen Geschichtsverfälschungen an:
Weil der Jesus habe ja die Lehre vertreten, sein Reich sei nicht von dieser Welt, darum sollten seine Jünger kein weltliches Reich, keinen "Gottesstaat" gründen. Dass trotzdem ein Gottesstaat gegründet wurde, ein tausendjähriges Reich der katholischen Kirche, das erst durch Reformation und Aufklärung abgebaut werden konnte und partiell bis ins 20. Jahrhundert durch katholisch-klerikalfaschistische Staaten aufrecht blieb, dazu kommt dem Kardinal kein Ton aus. Ohne diesen mittelalterlichen Gottesstaat wäre der Ausbau der katholischen Weltkirche absolut unmöglich gewesen, mit bloßer Mission und bloßem freiwilligen Beitritt gäbe es in unseren Breiten nicht mehr Katholiken als Buddhisten. Bis heute halten gottesstaatliche Traditionen etwa in der Form der katholischen Babytaufe und der allein für die Kirche nützlichen Verquickung von Religion und Staat an.

Aber der Weg führt weiter in den Säkularismus. Was sich beispielsweise auch in den Sonntagspredigten auf dieser Homepage zeigt: wieviele eingeschriebene Katholiken werden sich so intensiv Sonntag für Sonntag um das Sonntagsevangelium kümmern wie der Site-betreibende Atheist? Das ist sicherlich eine Umwertung der früheren allgemein verpflichtenden katholischen Werte! Weg mit den immer noch agierenden Überresten des katholischen Gottesstaates, den es laut Herrn Schönborn eigentlich gar nie gegeben hätte! Weil es ihn heute in seiner alten Form nimmer gibt, darum hat es ihn auch früher nicht gegeben? Eine typische geheiligte katholische Wahrheit!

In seinem weiteren Text befasst sich der Wiener Bischof mit den obigen Bitten vom Jesus und zählt sie auf:
1. "Bewahre ihnen ihre Einheit".
Da hat der Jesus schon einmal ein Pech, weil das Christentum zerfällt ganz uneinheitlich in viele Fraktionen, sogar die katholische Kirche hat aufgehört, sich selber öffentlich als "alleinseligmachend" zu deklarieren, obwohl das immer noch ein gültiges Kirchendogma ist (Kirchenversammlung zu Florenz 1438-1445, "Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche - weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod der Kirche anschließt".)
2. "Freude in Fülle". Dazu bedauert Schönborn, so oft herrsche "Missmut und Freudlosigkeit unter uns". Das passiert auch anderen Leuten, sogar Betreiber atheistischer Homepages sind bisweilen missmutig und freudlos und meinen, es sei schade um die Zeit, die sie damit verscheißen.
3. "Vor dem Bösen bewahren". Oje, da hat sich der liebe Gottvater nicht sehr angestrengt, die Kirche vor dem Bösen zu bewahren, siehe dazu, Karlheinz Deschner, "Kriminalgeschichte des Christentum"!

4. "In der Wahrheit heiligen". Dazu meint Schönborn, "ich verstehe das so: Jesus bittet Gott, dass die Seinen in der Wahrheit leben, ehrlich und gerade." Warum machen das dann gerade die katholischen Kirchenfunktionäre nicht? Es wird nicht viele Organisationen geben, wo soviel geheuchelt wird wie im katholischen Bereich, z.B. heucheln hier seit 1000 Jahren reihenweise die Zölibatäre sexfreie Lebensweisen. Allein schon der Ton: wenn mit himmelwärts gewandten Blick die Stimme süßsäuselnd wird. Hier ein wahres Bild gelungener intensiver katholischer Heuchelei: eine Medjugorje-Seherin sieht die heilige Maria:

Ihr Gesicht ist voll echter, wahrhafter Freude - aber im Vergleich zum rechten Bild fehlt doch der göttliche Funke - der rechts im Bild sieht gerade den wahrhaften dreifaltigen katholischen Gott und strahlt voller Begeisterung. Da ich das jedoch selber bin, sieht man, dass strahlende Freude über die Wahrheit keine großen Anstrengungen beim Heucheln braucht, gleich das erste Selfie hat gepasst...


239. Wort zu Christi Himmelfahrt am 14.5.2015

Erste Lesung: Apostelgeschichte 1,1-11: Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er (in den Himmel) aufgenommen wurde. Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen. Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.

Die Internet-Seite mit den Predigten von Kardinal Schönborn heißt zwar "gedanken-zum-evangelium", aber es ist nicht immer das Evangelium zu dem Schönborn seine Gedanken äußert. Weil heute wäre eigentlich Mk 16,15-20 dran und dort geht's gleich so los: "In jener Zeit erschien Jesus den Elf und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden."

Sowas mag der Wiener Bischof nicht, weil seinem lieben Jesus hat er das Verdammen entzogen!
Darum verwendet er heute für seine Predigt nicht das Evangelium, sondern die sogenannte "Erste Lesung" mit der die heutige Feiertagsmesse eröffnet wird. Dieser Text ist moralisch unverfänglich und passt zum Feiertag "Christi Himmelfahrt". Aber zu diesem Feiertag hätte auch das Evangelium gepasst, denn es schloss mit "Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ."

Lustig in den obigen Zeilen aus der Apostelgeschichte ist wieder einmal die Größe der Welt. Von der Größe des Universums hatte man damals natürlich keinen Funken einer Ahnung, auch dem Jesus hat sein Vater, der ja das 100 Milliarden Galaxien große Universum geschöpft haben müsste, davon nix erzählt. Beim Jesus liegt das "Ende der Erde" irgendwo hinter Judäa und Samarien, die Erde war eben bei den Evangelisten nur eine Scheibe im Nahen Osten und wie hier ständig kundgetan wird: Götter und Gottessöhne sind immer gleich dumm und unwissend wie ihre Verkünder. Aber das wisst Ihr alle ja eh schon lange!

Was erzählt uns Schönborn heute konkret? Schönborn sieht in "Christi Himmelfahrt" den Beginn der weltweiten christlichen Schadensstiftung, der Herr Bischof schreibt: "Von da an beginnt die Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden sich über die ganze Welt auszubreiten."
Die entscheidende Ausbreitungsmaßnahme mit großer Wirkung war das gräuliche Dreikaiseredikt von 380 mit dem die altrömische Religionsfreiheit abgeschafft und die obligate Christenpflicht (Staatsreligion!!) eingeführt wurde. Der Menschheit wurde das tausendjährige finstere Mittelalter mit Ausbeutung, Terror, Not und Tod gebracht, die Fortentwicklung in Kultur und Wissen wurde abgebrochen, die Aufklärung musste beim Ende des Altertums neu beginnen ("Neue Zeit").

Schönborn schließt mit:
Christi Himmelfahrt "erinnert mich daran, dass auch mir eine 'Himmelfahrt' bevorsteht. Einmal wird auch meine Erdenzeit zu Ende gehen. Einmal muss auch ich alles hier in dieser Welt zurücklassen. Wohin geht dann mein Weg? Was kommt nach diesem Leben? Jesu Himmelfahrt bedeutet seine Heimkehr. Dort, wohin er gegangen ist, wartet auch auf uns ein guter Gott, ein Zuhause, das ewige Leben. Auch wenn wir es uns nicht vorstellen können. Es ist uns versprochen, es ist uns zugesagt."

Und was ihm sein eingebildeter Gott zugesagt haben soll, das glaubt der Wiener Kirchenfürst. Für unsereinen bleibt dazu immer als Ärgernis: Dummerweise wird ein toter Schönborn nie erfahren, dass er sein ganzes Leben einem Trugbild geopfert hat, weil Tote haben nicht nur kein ewiges Leben, sondern auch keine Wahrnehmung mehr....


238. Wort zum Sonntag, den 10. Mai 2015

Johannes 15,9-17: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Ah, das Versprechen, Gottvater werde den Jesus-Freunden alles geben, um das dieser im Sohnesnamen gebeten wird, stand ähnlich schon im Evangelium von der letzten Woche, der Jesus wiederholt sich also, aber er will dafür, dass die von ihm Auserwählten Früchte bringen.

Darum freut sich über das heutige Evangelium auch der Wiener Bischof. Weil er ist ja bestimmt ein Freund vom Jesus! Hat er in Jesu Namen Gottvater schon um was gebeten?

Offenbar nicht. Weil er schreibt nix darüber, sondern begeistert sich als Zölibatär wieder einmal darüber, dass er auch Beziehungen haben darf. Freundschaftliche. Hauptsächlich zum Jesus.

Er schließt mit:
"Das Unglaubliche, Große und Schöne ist aber, dass Jesus uns zu wirklichen Freunden machen will. Darum liebe ich dieses heutige Evangelium so sehr. Es sagt uns etwas Unfassbares: Zwischen Gott und Menschen, zwischen Christus und mir kann es eine echte, gegenseitige Freundschaft geben, 'auf Augenhöhe'. Das ist nur möglich, weil Gott dazu einlädt. 'Ich nenne euch Freunde.' Er fängt an. Er schenkt uns seine Freundschaft. Er vertraut uns, und vertraut sich uns selber an. Und wir können das annehmen und so seine Freunde werden. Und wie in jeder echten Freundschaft ist es auch hier: Sie will gepflegt sein. Sie braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Jesus schenkt seine Freundschaft. An uns liegt es, mit Ihm Freunde zu werden und Freunde zu bleiben."

Die katholischen Kleriker sind wahrhaft arme Hunde. Das sieht man am obigen Text wieder einmal auf sehr bedrückende Weise: im realen Leben darf ihm niemand wirklich ganz nahe stehen, darum begeistert er sich voller Seligkeit an seiner Fiktion der Freundschaft mit dem katholischen Gottessohn. Dabei kann er ihm nicht einmal auf die Schulter klopfen oder die Hand drücken. Aber ohne diese Illusion wäre er wohl trübsinnig geworden und müsste dreimal täglich Amitriptylin o.ä. gegen seine Depressionen einnehmen.


237. Wort zum Sonntag, den 3. Mai 2015

Johannes 15,1-8: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Von Weinstöcken hat der allwissende Gottessohn Jesus auch nicht allzu viel gewusst, weil Weinreben werden nicht nur weggeschmissen und verbrannt, sondern können auch als Stecklinge zur Aufzucht neuer Weinstöcke verwendet werden, hab ein bisschen gegoogelt und u.a. diese Kurzanleitung gefunden: "Jungpflanzen lassen sich relativ leicht durch Stecklinge ziehen. Hierfür einfach nach dem Schnitt sogenannte Augensteckhölzer, d.h. junge Triebe mit ca. 3-4 Knoten abtrennen, bestmöglich einen mittleren Teil eines Triebes nehmen und das untere Stück mit einem langen, schrägen Schnitt abschneiden". In unseren Breiten ist es allerdings wegen der Rebläuse notwendig, neue Stöcke durch Aufpfropfen der gewünschten Sorte auf reblausresistente Unterlagen zu ziehen.

Aber das nur nebenbei. Heute haut der Jesus wieder einmal alle, die sich vom katholischen Weinstock lösen, ins Feuer, neue Weinstöcke zu züchten fällt ihm gar nicht ein. Aber die katholischen Weinstöcke sind inzwischen schon ziemlich alt geworden und speziell in den alten Setzgebieten tragen sie zunehmend weniger Früchte und sogar die vatikanischen Rebenzüchter fangen schon an, darüber nachzudenken, was sie bei der Weinrebenzucht falsch machen. Seit der europäischen Aufklärung und in ihrer Folge der Religionsfreiheit ist ja die ideologische Weinstockzucht kein katholisches Monopol mehr.

Speziell lustig ist auch der obige Satz "Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten". Nu, dann bittet, Ihr Katholiken bittet um alles, was ihr wollt! Und dann wundert Euch, wieviel davon Ihr erhalten werdet! Hin und wieder kann es ja passieren, dass sich etwas so entwickelt, wie man darum gebeten hat, aber meistens wird man vergeblich bitten. Wie etwa um mehr Priester, darum gibt's ja jedes Jahr drei Wochen nach Ostern den Weltgebetstag für geistliche Berufungen und die ganzen Weltgebete bringen keine reiche Frucht, der HErr liefert keine neuen Priester.

Was meint Schönborn dazu? Er ist ja zwangsläufig zölibatsbedingt selber ein Single, meint aber trotzdem: "Umso trauriger ist das Lebensmodell des Single-Daseins, das heute oft als die große Freiheit angepriesen wird." Vermutlich weil er ja seinen Jesus hat - eh schon wissen: seine Variante vom unsichtbaren Freund Harvey.

Und auch Schönborn hat keinen Ahnung vom Weinstock: "Wenn wir nicht mit Christus verbunden sind, dann können wir genauso wenig leisten wie ein Rebzweig, der vom Weinstock abgeschnitten ist. Er kann keinerlei Trauben tragen. Er kann nur als dürres Heizmaterial verwendet werden."

Ja, ein Rebzweig, der selbständig ausgetrieben ist, das ist der Schönborn nicht, allerdings verabsäumt er es, allen nicht zum katholischen Weinstock gehörende Reben zu sagen, dass sie verbrannt werden. Weil der liebe Jesus darf ja heutzutage niemanden mehr verdammen.

Er rühmt jedenfalls seinen Weinstockgott: "Von Ihm habe ich das Leben. Von Ihm kommt alles, was mein Leben möglich macht. Denn er ist der Schöpfer von allem, Er erhält alles im Dasein, schenkt allem Leben und Wirken. Ohne Gott kann ich nicht sein, auch wenn ich lange Zeit gar nicht an Ihn denken sollte. Ich bin immer mit Gott verbunden, wie der Rebzweig mit dem Weinstock."

Nein, lieber Herr Bischof, das Leben hat der Schönborn durch elterlichen Geschlechtsverkehr erhalten. Und ohne Gott kann man sein, man kann dann sogar gottlose Homepages machen und über die Naivität der Gottesgläubigen den Kopf schütteln und lachen.

Vor so etwas fürchtet sich der Herr Kardinal: "Wenn ich mich um meine Verbindung mit Gott gar nicht kümmere, dann verkümmere ich. Dann kann ich zwar viel tun, ständig werken, aber ich 'vollbringe nichts', es bleibt leere Geschäftigkeit, unfruchtbares Dahinleben. Gott will aber, 'dass ihr reiche Frucht bringt'."

Ja, das ändert nichts an der Wirklichkeit, ein Kardinal vollbringt nichts, er lebt unfruchtbar (auch im Wortsinn!) dahin und seine Kirche ist längerfristig ebenfalls am Verkümmern. Weil die Leute sind heute kein Trieb auf einem vorgegebenen Weinstock mehr, sie dürfen selber denken und selber leben, ohne Harvey und ohne Jesus, Wotan, Teutates, Allah oder Quetzalcoatl. Amen.


236. Wort zum Sonntag, den 26. April 2015

Johannes 10,11-18: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Die Allegorie, Kleriker als "Hirten" zu bezeichnen, sollte eigentlich auch den Klerikern als sehr seltsam erscheinen. Weil kein Hirte hütet seine Schafe oder seine Kälber aus Tierliebe, sondern weil die gehüteten Tiere als Woll-, Fell- und Fleischlieferanten Erträge bringen sollen. Und es kommt ja nicht von ungefähr, dass "Schaf" oder "Kalb" auch als Bezeichnung für dumme Menschen verwendet werden. Das obige Evangelium verkündet den guten Hirten, der die Schafe vorm Wolf schützt. Aber wer schützt die Schafe vorm Scheren oder Abschlachten? Diese Frage nicht zu stellen, braucht wohl eine gewisse Schafsdummheit.

Kardinal Schönborn beginnt seine Predigt damit, dass er den Satz, "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen" als seinen Lieblingspsalm bezeichnet.
Er stammt aus dem sechs Verse langen Psalm 23: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch / vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit."

Auch hier steht nix davon, wozu ein Hirte seine Schafe hütet. Dass die biblische Ordnung Hirte-Schaf eine Unterordnung zum Nutzen des Hirten ist, darauf darf ein Kleriker gar nicht kommen! Allerdings ist es in heutigen Zeiten so, dass immer weniger Leute glauben, sie bräuchten einen Hirten. Weil das Fell wird ihnen sowieso ständig über die Ohren gezogen.

Schönborn setzt einen Gegenwartsbezug: "Heute ist das für uns Menschen so lebenswichtige Miteinander vielfach noch durch die Haustiere erfahrbar: die Katze, der Hund, der Kanarienvogel, der Hamster."
Ihm fällt dabei gar nicht auf, dass Katze, Hund, Vogel usw. ja keine Nutztiere sind, sondern dass diese Haustiersorten zum Teil symbiotisch mit den Menschen zusammen leben. Der Vogel und der Hamster im Käfig werden vielleicht auch nicht so begeistert von ihrem Lebensglück sein, Hund und Katze haben gegen über den Lämmern und Kälbern immerhin der Vorteil, dass sie ihnen das Fell nicht geschoren oder abgezogen wird, dass sie nicht gefressen werden, sondern dass sie als Objekte der Unterhaltung und Zuneigung oft auch ein schönes Dasein haben. Aber das steht nicht in der Bibel! Diese Art von Haustier findet dort keine Erwähnung, dort hüteten die Hirten nur Nutzvieh.

Kirchenbeitragszahler könnten und sollten darüber nachdenken!


235. Wort zum Sonntag, den 19. April 2015

Lukas 24,35-48: Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.

Noch bis Christi Himmelfahrt wird auch heuer die katholische Kirche ihren Sonntagsmessbesuchern mit Auferstehungsanekdoten nachlaufen. Lustig am obigen Text ist der Satz "kein Geist hat Fleisch und Knochen", der Jesus glaubte also an Gespenster. Was kommt da jetzt wieder für ein Satz? Er wurde auf dieser Site bisher 14mal verwendet: Götter sind immer genauso dumm wie die Leute, die sie erfunden haben.

Sowas darf man jedoch eigentlich in Österreich gar nicht schreiben, weil das verstößt gegen den § 188 des Strafgesetzbuches, Herabwürdigung religiöser Lehren:
"Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft bildet, oder eine Glaubenslehre, einen gesetzlich zulässigen Brauch oder eine gesetzlich zulässige Einrichtung einer solchen Kirche oder Religionsgesellschaft unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen."

Zweifellos wird im obigen ersten Absatz eine Person, die Gegenstand der Verehrung einer Kirche ist, herabgewürdigt und die kirchliche Lehre verspottet: Jesus ist so dumm wie seine Erfinder. Es steht jetzt zum 15mal auf dieser Site, angezeigt hat das bisher aber noch niemand, obwohl diese Formulierung unter Christusgläubigen doch das vom Gesetzgeber zugebilligte "berechtige Ärgernis" erregen müsste. Oder hält die auf der Startseite angeführte Warnung "Wer an religiösen Gefühlen leidet, sollte diese Homepage meiden - das Leiden könnte sich verschlimmern!" alle Ärgernisberechtigten vom Sitebesuch tatsächlich ab?

Aber das nur nebenbei. Der Schönborn freut sich auch heute immer noch über die Auferstehung von seinem Jesus und im Schlussabsatz bekräftigt er seine Glaubensgrundlage: "Jesus ist vielen Zeugen erschienen. Sie haben ihn gesehen, berührt, gesprochen. Und sie haben verstanden, dass er lebt, nicht als Geist, nicht als bloße Seele, sondern in einem Leib, der ganz neu und ganz lebendig ist. Weil die ersten Christen Jesus als den Auferstandenen erlebt haben, glaubten sie und glauben wir bis heute an die Auferstehung."

So einfach funktioniert der Glaube. Weil's in einer alten Sammlung religiöser Anekdoten so steht, darum ist es wahr und darum hat der Schönborn seinen Glauben. Laut einer Meinungsumfrage vom Frühjahr 2014 glauben nur noch 31 % an den Satz des christlichen Glaubensbekenntnisses, dass "Jesus in das Reich der Toten hinabgestiegen und am 3. Tage wieder auferstanden ist". Aber mit dem Glauben an die Auferstehung hat ja schon Paulus, der wahre Gründer des Christentums, Probleme gehabt, er hatte im 1. Korintherbrief im Kapitel 15, Vers 12-15 geschrieben: "Wenn aber verkündigt wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos."

Diese realistische Osterbotschaft sei auch 2015 wiederholt, denn so ist es: der christliche Glaube ist leer und sinnlos - aber das zu schreiben müsste ja eigentlich schon wieder ein Verstoß gegen den § 188 sein!


234. Wort zum Sonntag, den 12. April 2015

Johannes 20, 19-31: Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Die seltsame Sage von der Auferstehung ließ sich auch seinerzeit offenbar nicht so leicht verbreiten, darum erfand man den ungläubigen Thomas, dem der auferstandene Jesus zur handgreiflichen Begutachtung zur Verfügung gestellt wird. Denn der liebe Jesus hatte offenbar die einfachste Methode, um aus Ungläubigen Gläubige zu machen, nicht angewendet, er trat nicht in der Allgemeinheit auf. Der Bibelkritiker Reimarus hatte schon im 18. Jahrhundert geschrieben, "Wollte Gott Jesum zum Wunder aller Welt erwecken, warum sollte er es nicht bei Tage, vor aller Welt Augen tun; warum sollte er die Sache so veranstalten, dass, wenn einer auch noch so frühe zum Grabe käme, derselbe schon das Grab offen und ledig fände, und nicht den geringsten Unterschied merkte, als wenn der Körper heimlich aus dem Grabe gestohlen worden sei?" (man lese dazu "Der Koloss auf tönernen Füßen" in "Vom Zwecke Jesu und seiner Jünger", Seite 7ff).

An der Geschichte von der Undercover-Auferstehung zu zweifeln, das passiert nach eigenem Bekenntnis sogar einem Kardinal, Schönborn schreibt in seiner Sonntagspredigt: "Wem kommen nicht manchmal Fragen wie: Stimmt das alles? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wird es eine Auferstehung geben?" Aber er beruhigt sich gleich wieder, weil wenn er zweifelt, dann kann er ja seine Kirche gleich zusperren. Heute hat er glaubensbezüglich ja überhaupt ein anderes Problem, junge Leute zweifeln gar nicht, ihnen ist die Religion überhaupt egal - mit oder ohne Auferstehung.

Schönborn schreibt dann noch vom Fit-Sein und vom Sehen der Wunden der Mitmenschen und schließt darum mit "Thomas will die Wunden Jesu nicht nur sehen. Er will sie berühren. Er will sich also von Jesus berühren lassen, von seinem Leid, seinen Schmerzen. Er will nicht einen Jesus finden, der keine Wunden mehr hat. Nur so kann er sich eine Freundschaft mit Jesus vorstellen. Und als er dann tatsächlich Jesus sehen und berühren konnte, sagt er dieses wunderbare Wort zu Jesus: 'Mein Herr und mein Gott!' Und damit sagt uns Thomas, der Zweifler und Suchende, etwas Entscheidendes: Du findest Gott nur, wenn du dich nicht von den Wunden der anderen abwendest! Ich kann nicht Gott bekennen und vom Leid des Nächsten wegschauen."

Das ist wieder ein wunderschöner katholischer Heuchlerspruch, weil die gesellschaftlich immer weniger mächtige Kirche kann ja heute nimmer die jahrhundertelang so wirksame Methode anwenden, den Menschen Leid zuzufügen, damit sie sich wenigstens formal zum katholischen Gott bekennen. Das geht in einem Land mit Grund- und Freiheitsrechten nimmer, das geht heutzutage noch im Islambereich, aber nicht einmal mehr in Polen, Irland oder Malta. Jetzt muss auch ein Bischof die Leiden der Menschen befrömmeln, weil für ihn unleidliche Menschen kann er ja nicht einmal mehr verbal verdammen! Weil dem bösen Jesus hat man in den letzten Jahrzehnten sogar die Reißzähne gezogen. Der existiert nur noch, um uns alle zu lieben und der Schönborn wundert sich, dass das den Leuten immer gleichgültiger wird.


233. Wort zum Ostersonntag am 5. April 2015

Johannes 20, 11-18: Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Heute sei mit einem Wort des Apostel Paulus begonnen, er sagte zur Auferstehung im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 12-15: "Wenn aber verkündigt wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos."

Damit ist eigentlich alles über die christliche Lehre gesagt, sie ist leer und der Glaube sinnlos.
In der damaligen Bevölkerung haben offenbar nicht einmal alle Jesus-Anhänger an diese Geschichte geglaubt, dass es von fast allen Juden abgelehnt wurde, an die "Auferstehung" des hingerichteten jüdischen Wanderpredigers Jeschua ben Josef zu glauben, zeigt einfach das reale Geschehen auf. Jesus ist immer noch tot, so tot wie Dietrich von Bern und Theoderich der Große und andere Sagenfiguren mit möglichen Realitätsbezügen.

Aber Sonntagsprediger Schönborn ist natürlich von der Wahrheit seiner biblischen Geschichten überzeugt, schließlich hat ja der Evangelist Johannes die obige Geschichte niedergeschrieben, allerdings frühestens 70 Jahre nach dem angeblichen Geschehen, das muss aber für Schönborn trotzdem wahr sein, weil der Johannes wurde bestimmt vom Heiligen Geist erleuchtet, weil Zeitzeugen hat er keine mehr fragen können.

Gerade darum bekräftigt Schönborn die historische Belegung der Auferstehung seines Gottes. Die Maria von Magdala hätte zwar zuerst den Jesus für einen Gärtner gehalten, aber sie hätte ihn dann an der Stimme erkannt und der Herr Kardinal schließt deshalb mit: "Wir können viel von Jesus wissen: Was in der Bibel über ihn steht, über sein Leben, seine Worte. Aber all das könnte einfach ferne Vergangenheit sein. Dass Jesus lebt, das wissen wir vor allem von denen, die er beim Namen genannt hat, die sich von ihm persönlich angesprochen wissen, die zu ihm eine lebendige Beziehung haben. Und die wissen: Er fragt auch heute: Warum weinst du? Und geht nicht an unseren Tränen und unserem Schmerz vorbei. Das ist für mich die Botschaft des Ostermorgens."

Der auferstandene Jesus kümmert sich also um die Tränen vom Schönborn - darum glaubt Schönborn an die Auferstehung. Aber weiß er deswegen was vom Jesus? Ja, wir können z.B. viel von Theoderich dem Großen wissen, aber nicht unbedingt dadurch, dass wir die Sagen über Dietrich von Bern lesen. In Wikipedia heißt es dazu: "Die Sagenbildung stellt dabei die historischen Tatsachen geradezu auf den Kopf". Was anderes machen auch die Evangelien nicht. Ein gescheiteter Prediger, der mit den herrschenden religiösen Funktionären in Konflikte geraten und auch den Römern unbequem war, wurde liquidiert, aber einigen seiner Anhänger gelingt es, eine Sekte zu bilden, welche die Geschichte von der Auferstehung verbreitet und sich damit in Existenz halten kann.

Bis es schließlich den römischen Herrschern im Jahre 380 als opportun erscheint, mit dem Dreikaiseredikt die römische Religionsfreiheit abzuschaffen und die christliche Religion als verpflichtende Staatsreligion zu proklamieren: Wohl weil durch die jenseitige christliche Heilsbotschaft irdische Begehrlichkeiten leichter gezähmt werden konnten. Schließlich war ja danach die ganze Feudalzeit davon bestimmt, dass sie gottgewollt war und sich die ausgebeuteten und unterdrückten Volksmassen widerstandslos zu fügen hatten. Welch wunderbare Zeit für die Herrschenden!

Die Auferstehung erfolgte in der Neuen Zeit: Bauernkriege, Reformation, Aufklärung, Arbeiterbewegung, Menschenrechte: dadurch ist die Menschheit aus christlicher Finsternis auferstanden und konnte neue menschliche Wege einschlagen. Das Problem der heutigen Zeit ist nicht mehr das Christentum, sondern die Finsternis des Islam, daran wird die Menschheit noch länger zu kiefeln haben...


232. Wort zum Karfreitag am 3. April 2015

Johannes 19,17-30: Jesus trug sein Kreuz und ging hinaus zur so genannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus. Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.

Auch zur Kreuzigung fügte man ins Evangelium Anekdoten ein, um alte Prophezeiungen zu erfüllen, in Psalm 22, Vers 19 steht: "Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand." Es geht dabei um das Gejammer eines Gottesverlassenen, der doch noch zum Heil gelangen möchte. Das "mich dürstet" kommt auch bei Johannes vor, siehe 7. 37: An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke".

Die Durstigen gehen also nicht zum Wirten, sondern zum Jesus und werden alkoholfrei umnebelt. Aber das nur nebenbei, was plagt am Karfreitag den Herrn Oberbischof Schönborn?

Heute nimmt der Herr Kardinal den 1943 hingerichteten Undercover-Zeugen-Jehova Franz Jägerstätter als Predigtobjekt.
Jägerstätter war der einzige Katholik gewesen, der in der NS-Zeit wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet worden war, er stand in engem Kontakt zu einer Tante und einem Cousin, die bevor die Zeugen Jehovas in Österreich 1935 durch den katholischen Klerikalfaschismus verboten worden waren, den "Zeugen" angehörten. Er machte also das, wofür zahlreiche echte, offizielle Zeugen Jehovas vom NS-System ebenfalls umgebracht wurden. Und schon gut sechzig Jahre nach dem Untergang des 3. Reiches rühmte sich die katholische Kirche dieses Leihheldens und sprach ihn selig.

Schönborn über Jägerstätter: "Er war überzeugt, dass er nicht Christus und dem Führer dienen konnte".
Die katholische Kirche hatte da weniger Probleme, 1933 schloss man mit dem Nazireich ein Konkordat ab und nach 1945 verhalf der Vatikan einer Menge NS-Kriegsverbrecher zur Flucht nach Übersee. Zu rühmen begann man Jägerstätter erst, als der Großteil der Katholiken, der für Führer, Volk und Vaterland seinerzeit anstandslos die Pflicht erfüllt hatte, von hinnen nach dannen gegangen war.

Aber Bischof Schönborn freut sich, dass nach einem "langen Karfreitag", den die Witwe von Jägerstätter dadurch erleben hatte müssen, 2007 die katholische Kirche den Wehrdienstverweigerer doch noch ehrte. Laut Konkordat von 1933 hatte die katholische Kirche ja die Verpflichtung gehabt und getreulich erfüllt, sonntags für das Wohl des Dritten Reiches zu beten. Darüber redete man nach 1945 nicht mehr und zu Jägerstätter schwieg man solange es noch führertreue Volksgenossen gab. Frau Jägerstätter konnte warten...

Feige Heuchler!


231. Wort zum Palmsonntag am 29. März 2015

Markus 11,1-11: Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe! Und er zog nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Betanien hinaus.

Zuerst wieder als Erklärung für Konkretes: Warum muss der Jesus auf einem Esel nach Jerusalem reiten? Der Grund steht bei Sacharja 9:9,10, denn dort heißt es: "Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen abtun von Ephraim und die Rosse von Jerusalem, und der Streitbogen soll zerbrochen werden; denn er wird Frieden lehren unter den Heiden; und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende."
Sacharja war einer der sogenannten "kleinen Propheten" im "Alten Testament", in den Evangelien werden gerne Bezüge auf solche Prophezeiungen gelegt, um Jesus als "Messias" zu bestätigen. Man erfand daher beim Schreiben der Evangelien solche Anekdoten wie die Eselsgeschichte.

Aber wie immer: das nur nebenbei. Denn heute wird es noch lustiger. Schönborn beruft sich in seiner heutigen Sonntagspredigt auf eine Gestalt, die vom Vatikan seinerzeit nicht gewürdigt, sondern bekämpft wurde: auf den brasilianischen Bischof und Genossen Befreiungstheologen Dom Helder Camara. Aber nicht wegen dessen berühmtesten - auf dieser Site schon einige Male zitierten - Ausspruchs "Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten."

Nein, Schönborn zitiert diesen Camara-Sager: "Jesus, ich möchte der Esel sein, auf dem Du zu den Menschen kommst" denn er sei ein etwas störrischer Esel, aber Jesus habe nun einmal einen Esel und nicht ein stolzes Pferd erwählt, um zu den Menschen zu kommen. Warum Jesus auf den Esel kam, ist ja oben schon zu lesen gewesen, Schönborn schließt mit: "Zwei Jünger sollten den Esel für Jesus holen mit der einfachen Begründung: 'Der Herr braucht ihn!' Er selbst habe diesen Ruf Jesu vernommen, schreibt der Pfarrer (= Camara): 'Ich brauche dich.' Und seither sei es seine Freude, so ein Esel sein zu dürfen, der Jesus zu den Menschen trägt. Und wenn die Menschen Christus zujubeln, dann wisse er, dass er in der richtigen Richtung unterwegs sein. 'Ich möchte dieser Esel sein …' Ein schönes Bild für das, was jeder sein kann, der mit Jesus unterwegs ist zu den Menschen!"

Ja, da wollen wir heute dem Herrn Kardinal und Erzbischof gar nicht widersprechen, sondern bloß anmerken, dass sein Wunsch wohl schon längst in Erfüllung gegangen sein könnte. Helder Camara hatte allerdings als Esel des Herrn eine etwas andere Botschaft, er wollte für die Mühseligen und Beladenen - statt des bloßen Versprechens einer Besserung nach ihrem Tode im Paradies beim Jesus - ein besseres Leben auf Erden. Wofür er gemaßregelt wurde, wie in Wikipedia zu lesen ist: "Am 2. April 1985 trat Camara aus Altersgründen von seinem Amt des Erzbischofs zurück. Als sein Nachfolger wurde Dom José Cardoso Sobrinho ernannt, ein Mann der Konservativen, der zuvor zwanzig Jahre lang Professor für Kirchenrecht in Rom gewesen war. Camara musste erleben, dass sein Nachfolger beauftragt war, seine Pastoral zu korrigieren. Sobrinho beendete die sozialen Projekte und bekämpfte den Einfluss der Befreiungstheologie in Brasilien."


230. Wort zum Sonntag, den 22. März 2015

Johannes 12,20-33: In jener Zeit traten einige Griechen, die beim Osterfest in Jerusalem Gott anbeten wollten, an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht auf die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Das Weizenkorn stirbt nicht, es treibt aus, wenn es auf fruchtbaren Boden fällt. Jesus vergleicht das Weizenkorn mit dem Menschenleben: wenn sich aber ein Mensch fortpflanzt, braucht er dazu einen zweiten Menschen, um sozusagen ein befruchtetes Menschenkorn zu erzeugen. Bei Tieren und Menschen läuft das etwas anders ab als in der Botanik, aber ein allwissender Gottessohn kann ja nicht mehr wissen als die Leute, die den allwissenden Gottessohn erfunden haben. Dass ein Bischof zwangsweise von seiner Kirche in die Lage gebracht wird, seinen Samen nicht zwecks Befruchtung oder für sonst irgendwas verwenden zu dürfen, bewegt Schönborn nicht. Schließlich ist er ja auch schon siebzig und da werden ihn die Hormone nimmer so drücken. Reiche Frucht bringt jedoch ein europäischer Bischof auch kirchlich nicht mehr, weil zwingen kann er niemanden mehr und freiwillig folgen ihm immer weniger Leute.

Aber das wieder nur nebenbei. Heute verkündet das Evangelium wieder einmal das ewige Leben und verlangt für dessen Gewinnung das wirkliche Leben gering zu schätzen und es für eine Illusion zu vertun. Dramatisch untermalt wird das durch den Schöpfergott und Jesusvater, der vermutlich gerade in seiner 100 Milliarden Galaxien großen Schöpfung sonst nix zu tun hat: er spricht zu Jesus plus Andreas, Philippus und der Menge, die dabei steht. Gottvater verherrlicht seinen Namen, was immer auch das sein mag, wenn ein Gott seinen Namen verherrlicht. Und der Jesus droht mit dem Zeitenende, "jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt, jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden". Hinausgeworfen wurde niemand und Gerechtigkeit wurde keine hergestellt, dass das bleibt, darauf achten besonders auch die christlichen Parteien.

Was meint Schönborn? Er schließt mit: "Jesus gibt auch den Schlüssel, um das zu verstehen: 'Wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.' Wer nur an diese Welt denkt, wird sich schwertun, loszulassen, auf manches zu verzichten um der Anderen willen. Ich muss in diesem Leben nicht schon alles haben. Es wartet noch die Ewigkeit auf mich. Dann macht es Freude, Jesus nachzufolgen, der von sich sagt, er sei nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben für uns hinzugeben. Jesus selber ist dieses Weizenkorn, das sterben muss, um nicht allein zu bleiben. Seine Hingabe wurde unglaublich fruchtbar. Bis heute zieht sie an und bewegt viele Menschen, seinen Spuren zu folgen."

Ja, so ein Gottessohn hat es schön, er stirbt für den Schönborn und die anderen Christen und nach drei Tagen feiert er Auferstehung: das könnte er eigentlich jedes Jahr vor möglichst viel Publikum machen, für einen Gottessohn wäre sowas doch ein Klacks. TV-Übertragung weltweit und jährlich eine DVD davon, das würde die Menschen überzeugen!

Aber dummerweise ist das ganze nur eine alte Geschichte, erfunden von den Hinterbliebenen einer kleinen jüdischen Sekte aus dem ersten Jahrhundert, die durch widrige geschichtliche Umstände zu einer Weltmacht wurde. Und die heute immer noch Menschen dazu bringt, ihr Leben sinnlos einer Schimäre zu opfern, weil sie es nicht wagen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen und tatsächlich an ein Leben nach dem Tode als Sinn ihres Daseins glauben. Solche Menschen wie Schönborn haben allerdings das Glück, dass sie nicht enttäuscht werden können: ein Toter weiß ja nicht einmal, dass er je gelebt hat...


229. Wort zum Sonntag, den 15. März 2015

Johannes 3,14-21: In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

Eigentlich braucht man dazu eh gar nix mehr schreiben, der Text des heutigen Evangeliums reicht ja aus! Aber der Herr Schönborn hat in seiner Sonntagspredigt auf der Diözesan-Site und in der Kronenzeitung wieder einmal die Gelegenheit, dem bösen katholischen Gott auszuweichen.

Weil der Text könnte im Koran stehen:
wer nicht an Jesus glaubt, der ist schon gerichtet, also verdammt, dem geht es so wie allen, die nicht an Allah glauben. Zu blöd, dass man nirgendwo erfahren kann, ob es nun der Jesus oder der Allah ist, dem wir glauben müssen, um nicht gerichtet zu werden!

Unsereiner hat es da allerdings leichter, weil wir glauben nicht, wir wissen: wir wissen nämlich, dass wir an keine Götter glauben. An keinen Osiris, Zeus, Wotan, Teutates, Jehova, Jesus, Allah oder Quetzalcoatl! Es ist schön im Licht des Wissens zu leben und einem armen Theologen zuzuhören, der auf ein Kreuz starren muss, damit er eine Freude im Leben hat.

Wie gesagt, kein Wort vom Schönborn, dass alle schon gerichtet sind, die nicht an den Sohn vom Jehova glauben, er sieht das nur positiv, weil er glaubt ja und er freut sich, wenn er den Jesus am Kreuz hängen sieht.

Warum? Hier das Schönborn-Resümee:
"Ich gestehe, das ist mit dem Verstand nicht leicht zu verstehen. Wie soll der grausame Tod Jesu ein Beweis der Liebe Gottes sein? Wie soll das Kreuz Zeichen der Rettung für uns Menschen sein? Was dem Verstand nicht einleuchten will, kann das Herz verstehen. Es ist nicht nur meine persönliche Erfahrung, dass ein Blick auf das Kreuz oft helfen kann. Viele Menschen haben es erlebt: Ein einfaches Aufschauen zum Kreuz, zu Jesus am Kreuz, kann tiefen Trost und Heilung mancher Wunden schenken. Jesus sagt, dass der Glaube hilft und heilt. Glauben hat viel mit Vertrauen zu tun. Wenn ich schlicht darauf vertraue: Jesus hat aus Liebe zu mir die Arme am Kreuz ausgebreitet, dann ist das wie damals in der Wüste, als die Verletzten zur kupfernen Schlange des Mose aufblickten und von ihren Wunden geheilt wurden. Daher ist es gut, wenn das Kreuz auch öffentlich sichtbar bleibt!"

Und wenn der Herr Bischof dann durch die Stadt geht und überall den Jesus hängen sieht, dann heilen seine Wunden und sein Herz freut sich. So schlicht müssen Christen geschnitzt ein, damit sie mit der christlichen Sagenwelt was anfangen können, ein Bischof und Kardinal denkt eben mit dem Herzen und sein Großhirn schlummert vor sich hin, damit er nicht irre im Glauben wird...


228. Wort zum Sonntag, den 8. März 2015

Exodus 20,1-17: In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg Sinai alle diese Worte: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinem Stadtbereich Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Mond gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. Du sollst nicht morden. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.

Heute wäre als Evangelium eigentlich die Geschichte dran, wo Jesus im Tempel den Geldwechslern das Geld verschüttet und die Händler vertreibt, "Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!" Aber Schönborn nimmt die "Erste Lesung" der heutigen Messe als Thema. Weil dort geht es um die berühmten "Zehn Gebote". Was allerdings eigentlich ein Problem bringen müsste, weil das ursprüngliche biblische Gebot "Du sollst dir kein Gottesbild machen" wurde ja von den Christen aus den göttlichen Geboten gestrichen und es wimmelt in allen Kirchen und an anderen Orten von Gottesbildern. Meistens sind es Kruzifixe, also der ans Kreuz genagelte Gottessohn Jesus, den man trotz des ausdrücklichen göttlichen Verbotes darstellt.

Was sagt der Herr Kardinal in seiner Sonntagspredigt in der Kronenzeitung zur christlichen Gebotsstreichung? Natürlich gar nichts, er tut so als stünde der Vers 4 des Exodus-Kapitels 20 gar nicht in der Bibel: "Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde." Wenn man dieses Gebot wörtlich nähme, wäre sogar das Fotografieren verboten, denn sogar ein Selfie mit Schönborn wäre eine Darstellung von irgendetwas.

Hier ein Selfie-Beispiel aus Wikipedia:

Bill Nye schießt im Weißen Haus ein Selfie von Barack Obama und Neil deGrasse Tyson - das wäre laut Jehova eine schwere Sünde! Die Christen dürfen das jetzt, weil sie haben die unmittelbar göttlichen Gebote von vier auf drei reduziert, dafür wurde das 10. Gebot zweigeteilt, damit es wieder zehn werden.

Es sind in den zehn göttlichen Geboten ja auch noch andere seltsame Sachen, wie etwa die Selbstverständlichkeit mit der die Existenz von Sklaven abgehandelt wird und dass Frauen - wie Esel und Rind - als Eigentum der Männer deklariert werden. Die Regelung des Arbeitsverbotes am Sabbat (bei den Christen: Sonntag) umfasste übrigens viermal soviele Zeichen wie die heutigen Formulierungen der Gebote Nr 5 bis 8 (Du sollst nicht töten. Du sollst nicht Unkeuschheit treiben. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht lügen).

Abgesehen davon, was predigt Schönborn konkret? Er findet, dass die zehn Gebote "Wege in die Freiheit" bieten, denn: "Dafür habe ich einen ganz einfachen Beweis: Stellen wir uns eine Gesellschaft vor, in der keines der Zehn Gebote gelebt wird. In ihr wird gelogen und gestohlen, was das Zeug hält. Es gibt keine Treue in den Beziehungen. Das Leben des anderen ist keinen Groschen wert. Mord ist an der Tagesordnung. Respekt vor den Eltern, den Älteren? Ein Fremdwort! Das Gut des Nächsten? Freibeute! Die Frau des Nächsten? Freiwild! Möchte ich in einer solchen Gesellschaft leben? Sicher nicht."

Aha, die Verbrechensrate hängt also von den zehn Geboten ab? Ohne die zehn Gebote wären wir alle lauter Diebe und Mörder? Und ich Depp habe immer geglaubt, es wäre das Strafgesetzbuch, das unser diesbezügliches Zusammenleben regelt? Dabei ist es bloß der Glaube mit seinen zehn Geboten!

Ach du heilige Einfalt! Dabei müsste jedoch ein studierter Theologe, ein Erzbischof und Kardinal doch wissen: sogar in den alten Gesetzesvorschriften für die jüdische Gemeinschaft gab es nicht zehn Gebote, sondern bereits 613!! Diese Vorschriften regelten für dieses altertümliche Volk sowohl die Abläufe der Gottesverehrung als auch das, was heutzutage im Strafgesetzbuch und im bürgerlichen Gesetzbuch steht. Zum Beispiel stand als Strafe auf Verstöße gegen das oben gründlich dargelegte Arbeitsverbot am Sabbat die Steinigung. Heute müssen diese Regelungen allerdings umfassender sein und alle Lebensbereiche betreffen. Und gesteinigt wird nur noch in Weltgegenden, wo die islamische Scharia, eine Art verspätete Neuvariante der alten biblischen Gottesgebote herrscht...

Schönborn braucht jedoch keine zeitgemäßen Gesetze, denn er schließt mit: "Wir leben in einer Zeit der Überregulierung. Eine wahre Gesetzesflut. Der Wahn, alles bis ins Einzelne genau absichern zu wollen. Da kommt mir schon oft der Gedanke: Würden die Zehn Gebote nicht oft genügen? Wenn wir uns an sie halten, dann brauchen wir nicht tausend Einzelregeln. Und wenn uns die Zehn Gebote noch zu viel sind: Jesus hat sie in zwei zusammengefasst: Liebe Gott und deinen Nächsten. Das genügt!"

Ja, schaffen wir z.B. die Straßenverkehrsordnung ab und regeln wir ab nächstem Ersten den Straßenverkehr per Gottes- und Nächstenliebe! Allein schon die Parkplatzsuche würde dadurch viel einfacher! Oder vielleicht doch nicht?


227. Wort zum Sonntag, den 1. März 2015

Markus 9,2-10: In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.

Diese Geschichte von der strahlend weißen Jesus-Verklärung gehört zum zweiten Fastensonntag, sie wird also jedes Jahr verwendet und jedes Jahr wird hier auf dieser speziellen Sonntagsseite derselbe strahlend weiße Gag eingebaut:


Persil hat Jesus somit nicht erfunden, weil seine Wäsche blieb nicht strahlend weiß! Bemerkenswert ist wieder das Redeverbot für die Jünger: nachdem diese Geschichte im wahren Jesusleben natürlich nicht passiert ist und die späteren Evangelienschreiber einen Grund dafür brauchten, dass unter den noch lebenden möglichen Zeitzeugen niemand diese Geschichte kennen konnte, brauchten sie dafür das Verbot als Begründung. Denn zum "geliebten Sohn" vom Jehova wurde der Jesus ja erst nach seinem Tode, davon hat er selber nicht gewusst...

Und was erzählt uns heute der Herr Kardinal und Erzbischof zu Wien?

Er redet über den Wandel im Laufe des Lebens.
Kinder kommen ja als Atheisten auf die Welt, Götter werden ihnen von ihrer Umwelt eingebaut oder auch nicht. Dem Schönborn ist der dreifaltige Christengott eingebaut worden, ich blieb frei von Göttern. Beide haben wir uns nicht gewandelt, obwohl bei mir die Bedrängung zum Wandel sicherlich ungleich größer war. Weil in meiner Jugendzeit gab es noch keine wirkliche Religionsfreiheit, damals trauten sich die meisten religionsfreie Menschen noch nicht, öffentlich als solche aufzutreten, darum wurde ich in der Schule zwölf lange Jahre katholisch-religiös terrorisiert. Das war eine wesentliche Motivation, dass ich nun als alter Mann diese antireligiöse Homepage mache.

Wie hat sich nun Schönborn gewandelt? Er schildert das so: "Ich war dieses Baby, und ich bin dieser alternde Mensch. Ich war der Jugendliche, der Erwachsene, und jetzt der zu den Senioren Zählende. Ich bleibe derselbe, und wandle mich doch ständig."

Er hat sich jedoch offensichtlich nicht gewandelt, er ist bloß gealtert. Da hab ich in meinem Leben sicherlich mehr Wandlungen durchgemacht, meine Interessen sind zwar zum Teil gleich geblieben, ich bin zum Beispiel seit knapp 65 Jahren ein Fan von Stan Laurel und Oliver Hardy und besitze auch die gesammelten Werke von Carl Barks, die ich schon als Kind verschlungen habe. Aber sonst gab es auch wechselnde Interessen, wechselnde Engagements und wie lange es mir noch Spaß macht, mich über Religionen zu ärgern, kann ich auch nicht voraussagen.

Was für ein Resümee zieht der Herr Bischof heute? Er schließt mit: "Das heutige Evangelium will Mut zu dieser Verwandlung machen. Wie kommt sie zustande? Nicht von außen! Jesu Verwandlung auf dem Berg Tabor kam von innen. Was in ihm war, begann nach außen zu leuchten. Äußerlich werden wir jeden Tag älter. Aber innerlich können wir uns jeden Tag erneuern. Darum geht es in der Fastenzeit. Wenn Gott in unserem Herzen wohnt, wird uns das auch äußerlich verwandeln. Dafür gibt es keine Altersgrenze. Dazu braucht es keine Kosmetik. Das bewirkt allein ein liebendes Herz."

Und irgendwann leuchtet dann auch Christoph Schönborn? Er sollte es lieber einmal mit Immanuel Kant probieren: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"

Das ist für alle wahrhaft religiöse Menschen wohl ein ganz vergeblicher Appell, sie sichern ja ihre Existenz als religiöse Menschen dadurch, sich NICHT des eigenen Verstandes ohne fremde Anleitung zu bedienen!


226. Wort zum Sonntag, den 22. Februar 2015

Markus 1,12-15: In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!

Lustig, dass der Satan den Jesus, der als zweite Falte des Christengottes allmächtig ist, in Versuchung führen will. Wie hat er das gemacht? Hat er ihm in die trockene Wüste ein Sechsertragerl nachgetragen? Bei Lukas wird das im Kapitel 4 genauer ausgeführt, da verlangt der Satan, vom Jesus angebetet zu werden und bietet ihm dafür ein Weltreich an. Es hat ja längere Zeit ein katholisches Weltreich gegeben, das war tatsächlich in weitem Bereich satanisch. Aber unsereiner glaubt ja nichts, weder an Götter, noch an Dämonen, unsereiner geht vom Menschenwerk aus und Menschenwerke sind eben oft sehr teuflisch.

Aber das nur nebenbei. Schönborn geht auf die Versucher ein und erinnert sich an das Buch von Vance Packard, "Die geheimen Verführer", das 1957 in den USA und 1958 auf deutsch erschien und davon handelte, wie die Werbung Menschen manipuliert, das Buch ist schon lange nicht mehr neu aufgelegt worden, ich muss es irgendwo in meiner Bibliothek noch haben. In derselben Zeit kam auch "Parkinsons Gesetz" heraus, kann mich erinnern dass ich sie in den 1960er-Jahren gelesen habe und mir beide sehr gefielen, weil sie gesellschaftliche Realitäten darstellten und sich gegenseitig irgendwie ergänzten.

Was bewegt den Herrn Kardinal konkret? Er jammert sich zuerst einen herunter, es wäre schlimm, vierzig Tage alleine in der Wüste zu sein, aber der tapfere Jesus hätte das überstanden (nona, als allmächtiger Gottessohn, siehe oben).

Und welche Botschaft richtet er an seine Katholiken? Er schließt nach einigem weiteren Gebrabbel über das Buch von Packard mit: "Ob wir wollen oder nicht: Wir sind im Alltag von Werbung umgeben. Das gehört zu einer freien Gesellschaft, in der jeder seine Waren und Ideen anpreisen darf. Wo aber ist die Grenze zwischen fairer Werbung und den 'geheimen Verführern'? Die vierzig Tage der Fastenzeit sind eine gute Gelegenheit, hier wachsamer zu werden. Wo liegen meine eigenen Versuchungen? Wo manipuliere ich selber andere, werde für sie zum Versucher? Und wo werbe ich für die gute Sache? Denn auch Jesus hat geworben: für das Evangelium! Für ein neues Leben! Für die Umkehr und den Glauben an Gottes Liebe."

Schade, es kommt heute keine richtige Pointe. Man kann daher nur anführen: heute muss sogar die katholische Kirche werben, weil Religion ist nimmer angeordnetes Schicksal, niemand muss heute mehr katholizieren, wenn er nicht will. Und darum werden die Kirchen immer leerer und all die Werbung nutzt nicht mehr viel, weil das ganze Produkt von der Substanz her immer unverkäuflicher wird. Und das ist recht erfreulich!


225. Wort zum Sonntag, den 15. Februar 2015

Markus 1, 40-45: In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Die heutige Stelle im Evangelium gibt wieder einmal nicht viel her. Darum plag ich mich auch nicht, am 12.2.2012 war derselbe Text der Predigtinhalt, also mach ich das heute zum Teil mit copy&paste:
Heute heilt also der liebe Jesus, laut christlicher Lehre allmächtiger und allgütiger Gottessohn, einen Leprakranken. Diese Krankheit wird (ähnlich wie bei der Tuberkulose) von einem Mycobacterium ausgelöst, die Behandlung mit Antibiotika ist auch heute noch relativ kompliziert und langwierig, an der weltweiten Ausrottung der Krankheit wird immer noch gearbeitet. Warum der liebe Gott das Mycobacterium leprae erschaffen hat, erklärt die Kirche nicht. Und der liebe Jesus? Statt dass er sich um diesen Bock in der göttlichen Schöpfung kümmert und allmächtige Antibiotika verbreitet, verbietet er dem Kranken, von der Heilung zu erzählen und läuft davon! Trotzdem erzählt der angeblich Geheilte seine Heilung herum und die Kranken laufen dem armen Jesus nach. Wer wird dem Herrn Schönborn in seiner Predigt heute leid tun? Der von Heilsuchenden bedrängte Jesus oder die nichtgeheilten Leprakranken?

Die Antwort lautet wie 2012: weder - noch! Heute macht der Bischof von Wien aus dem Leprakranken einen verallgemeinerten Aussätzigen: einen Ausgegrenzten. Er schließt mit: "Wo sind heute unsere Aussätzigen? Wen grenzt unsere Gesellschaft aus? Wen meide ich, weil ich Abscheu empfinde, Kontakt fürchte? Sind das die Armen unserer Tage? Obdachlose und Asylanten? Oder ein Arbeitsloser aus meiner Bekanntschaft? Oder Mühsame, Belastete? Was sagt mir Jesu Haltung dem Aussätzigen gegenüber?"

Der Bibeltext sagt uns aber, dass Jesus vor den Aussätzigen/Ausgegrenzten weggelaufen ist und sich zu verstecken trachtete, dass er weitere Aussätzige geheilt hätte, steht nicht in der Bibel, der nächste Geheilte im nächsten Kapitel ist ein Gelähmter.

Als realen Hintergrund der obigen Bibelgeschichte kann man vermuten, dass sich der Wanderprediger Jesus einen Ruf als Austreiber von Dämonen bei epileptischen Anfällen erworben hat (siehe Nr. 224, dort treibt er solche "Dämonen" aus - nachdem solche Anfälle ja von selber wieder aufhören können, ist das keine sehr große Kunst) und ihm nun auch die Leprakranken nachliefen, die er klarerweise nicht einmal scheinheilen konnte, da musste er türmen. So einfach kann das biblische Jesusleben gesehen werden!


224. Wort zum Sonntag, den 8. Februar 2015

Markus 1,29-39: In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Dass der Jesus Anfallskrankheiten wie Epilepsie und Huntingtons Chorea für dämonische Besessenheiten hielt, ist der übliche Beleg dafür, dass Götter immer genauso dumm oder gescheit sind wie die Zeitgenossen, von denen sie erschaffen werden. Lassen wir die Dämonen daher beiseite.

Die heutige Predigt von Kardinal Schönborn enthält ein merkwürdiges Element. Denn es heißt an einer Stelle: "Von einer anderen Intimität Jesu ist dagegen oft die Rede: von seiner innigen Beziehung zu Gott, den er seinen Vater nennt."

Der katholische Gott ist bekanntlich dreifaltig und besteht aus den Falten Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligergeist. Und da schreibt der Schönborn in seiner Sonntagspredigt im Internet und in der Kronenzeitung, der Jesus NENNT Gott seinen Vater? Laut Christenlehre IST die Gottesfalte "Gottvater" ja der Vater der Gottesfalte "Gottsohn". Glaubt Schönborn nimmer daran?

Uns Schüler hat in der Mittelschule ein Religionslehrer des öfteren "Kinder Gottes" genannt, aber nicht, weil er damit sagen wollte, unsere Mütter hätten was mit Gottvater gehabt, sondern weil er alle Leute als "Kinder Gottes" sah, mit eingehauchter Seele und so. Für ihn war es selbstverständlich, dass sich Christen an die erste katholische Gottesfalte mit der Anrede "Vater hilf mir" oder so ähnlich wenden würden.

Und jetzt meint der Schönborn, der Jesus NENNT seinen Gott bloß Vater!

Aber dieser kleine Scherz - wie gewohnt - nur nebenbei. Was ist heute der Hauptinhalt der Schönbornpredigt? Er rühmt die Frauen!
Er stellt fest, die Apostel waren meistens verheiratet und als sie in die Welt hinausgingen, um das Christentum zu verkünden, hätten ihre Frauen sie begleitet und dabei geholfen. Da Schönborn ja schon siebzig war, wird er jetzt wohl damit keinen persönlichen Nachholbedarf signalisieren wollen, aber vielleicht soll in fünf Jahren, wenn er das Pensionsalter für Bischöfe erreicht hat, sein Nachfolger seine Arbeit zusammen mit der Frau Bischöfin machen? Ist die Frauenrühmung die Äußerung einer dezenten Hoffnung auf eine Zölibatreform?

Denn schließlich ist der Zölibat ja in der Bibel eigentlich nur für Kastrierte vorgesehen, in Mt 19,12 heißt es in einer Debatte über die Ehelosigkeit: "Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe so geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!"

Wer es nicht fassen kann, der muss es nicht fassen! Da die Priesterkaste in der katholischen Kirche in unseren Breiten ohnehin kurz vor dem Aussterben steht, weil die Zahl der katholisch-religiösen Verschnittenen zu klein ist, wird ja dem Vatikan in absehbarer Zeit gar nichts anderes übrig bleiben, als den diversen heutigen Aposteln die Verehelichung wieder zu gestatten. Was allerdings die größte katholische Tugend, das Heucheln, schädigen könnte. Weil alle Priester, die geschlechtliche Beziehungen haben, dann nimmer lügen müssten.

Aber Schönborn führt dieses Thema natürlich nicht wirklich aus, er freut sich im Abschluss seiner Predigt über den betenden Jesus und darüber, dass ein Alleinstehender ja seinen Gott hat und deshalb nie alleine ist. Auch Schönborn hat seinen Freund Harvey immer um sich.


223. Wort zum Sonntag, den 1. Februar 2015

Mk 1,21-28: In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle, und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Kardinal Schönborn titelt seinen Predigttext heute mit "Der Teufel schläft nicht..." und er meint einleitend u.a.: "Wie oft gibt es Situationen, in denen Menschen Böses widerfährt, Gemeinheiten, Verleumdung, Übervorteilung, Benachteiligung, Ungerechtigkeit, Verletzungen an Seele und Leib. Wer entkommt jemals völlig den Angriffen des Bösen?"

Und dann macht er sich auf die Suche nach dem Teufel in den heutigen Zeiten. Zwar meint er vorerst, ob der Teufel (der "unreine Geist" in der obigen Bibelstelle) nicht in den damaligen Zeiten seelische Krankheiten aus Unwissenheit dem Teufel zugeschrieben worden wären. Er geht auf diese vernünftige Erklärung aber nicht ein. Klarerweise hielt man seinerzeit epileptische Anfälle für Besessenheit und wenn die Anfälle aufhörten, dann war der eingefahrene böse Geist wieder ausgefahren. Bis zum nächsten Anfall.

In der Kronenzeitung ist der Predigttext Schönborns mit einem Bild des Eingangs des KZ Auschwitz "geschmückt", hier nicht das schöne Farbbild von heute aus der Sonntagskrone, sondern eine Originalaufnahme aus der Betriebszeit:


Der Auschwitz-Bezug, wohl angeregt durch den 70. Jahrestag der KZ-Befreiung, war ein unpassender "Schmuck" der Sonntagspredigt. Weil Adolf Hitler war bis zu seinem Tode Katholik, er ist weder ausgetreten, noch wurde er exkommuniziert, in "Mein Kampf" hatte er geschrieben: "So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn".

Die heilige katholische Kirche hatte 1933 mit Nazideutschland ein Konkordat geschlossen, in welchem es hieß: "An den Sonntagen und gebotenen Feiertagen wird in den Bischofskirchen sowie in den Pfarr-, Filial- und Klosterkirchen des Deutschen Reiches im Anschluss an den Hauptgottesdienst, ein Gebet für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes eingelegt." Und sogar nach Hitlers Selbstmord hielt man sich noch an den "Führer", so gab Kardinal Bertram, Fürstbischof von Breslau, allen Pfarrämtern seiner Erzdiözese die Anweisung, ein feierliches Requiem im Gedenken an den Führer und allen im Kampf für das deutsche Vaterland gefallenen Angehörigen der Wehrmacht zu halten. In der Nachkriegszeit verhalf der Vatikan zahlreichen Nazi-Kriegsverbrechern zur Flucht nach Übersee. An Auschwitz waren offenbar auch eine Menge katholischer Teufel beteiligt...

Was predigt der Herr Kardinal sonst noch über die unreinen Geister, die uns hin und her zehren? Hier der Schlussabsatz:
"Ich kann aus eigener Erfahrung, aus inzwischen doch langen Jahren der Seelsorge sagen: Der Teufel schläft nicht! Es gibt das Böse und es gibt den Bösen. Vor allem aber: Es gibt den, der uns vor dem Bösen schützt und von dem Bösen befreit. Was damals, ganz am Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu geschah, ist heute noch aktuell. Auch heute brauchen wir die Hilfe gegen so manche Not des Bösen. Jesus hat damals Menschen durch sein Wort, seine Kraft und seine Liebe aus Fesseln des Bösen befreit. Wie viele Fesseln gibt es heute, die Menschen binden und gefangen halten: Sucht und Gier, Streit und Unfrieden, Stolz und Eifersucht. Jesus kann daraus befreien. Und er tut es, auch heute. Dazu ist er gekommen."

Zu schade, dass der HErr Jesus uns vom Bösen befreien könnte und es offenbar nie tut. Denn am Anfang seines Textes hatte Schönborn gemeint: "es gab wohl in der Menschheitsgeschichte kein Jahrhundert, in dem so viel Schreckliches geschah, so massives Böses wie im vergangenen Jahrhundert. Nein, da hat er Teufel wirklich nicht geschlafen…"

Aber sein Jesus, der hat offenbar geschlafen, tief und fest!
Aber sein Jesus hat ein Alibi, er ist schließlich nur ein christliches Hirngespinst, ein Geist in Menschenköpfen und der kann die Wirklichkeit nicht zum Guten wenden. Darum hat z.B. der Vatikan seinerzeit auch dem Organisator des Holocaust, Adolf Eichmann, 1946 zu einer falschen Identität und einem falschen Pass des Roten Kreuzes verholfen. Aus Adolf Eichmann wurde ein Südtiroler namens Richard Klement:

Dieser Pass verhalf dem Massenmörder bis 1960 zu einem Leben in Freiheit - dann wurde er vom israelischen Geheimdienst gefunden, entführt und 1962 in Israel hingerichtet. Viele andere geflüchtete Täter wurden nie ergriffen.

Teuflisch, die kirchliche Massenmörderhilfe, für die sich der Vatikan bis heute nicht einmal entschuldigt hat, sondern immer noch versucht, das Geschehen kleinzureden! Aber knapp siebzig Jahre später den Leuten antifaschistischen Widerstand vorheucheln, das geht! 2015 ist man für das Gute.


222. Wort zum Sonntag, den 25. Jänner 2015

Mk 1,14-20: Nachdem man Johannes den Täufer ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

Schönborn beginnt seine Predigt mit einem Zitat aus der Zweiten Lesung der heutigen Messe: "Die Zeit ist kurz", dieser Satz aus einem Paulusbrief beschäftigt ihn. Allerdings sah sich der Jesus ja als Endzeitprediger und hat seinen Zuhörern das Ende der Welt mehrmals als Ereignis zu deren Lebzeiten prophezeit. Darum war damals die Zeit kurz, weil das Ende der Welt nahe war. Inzwischen wissen wir alle, so nahe kann das Weltenende damals noch gar nicht gewesen sein!

Es wird 2000 Jahre später immer noch daran gearbeitet! Bewegen tut den Herrn Kardinal allerdings, dass er schon siebzig Jahre alt ist und dass diese siebzig Jahre so schnell vergangen sind. Er hat nämlich vor drei Tagen Geburtstag gehabt. Ich werd heuer erst 68, mir geht's also um zwei Jahre besser. Aber dass die Zeit immer schneller vergeht, je älter man wird, ist klar: es kommen mit zunehmenden Alter immer weniger weltbewegende Eindrücke hinzu, man hat irgendwie schon alles erlebt und wenn was Neues passiert, ist es meistens nix Angenehmes. Unsereiner staunt über nichts mehr und gefreut hat man sich früher auch leichter über irgendwas, weil einem dabei nicht gleichzeitig der Rheumatismus zwickte. Aber immerhin: ich bin in Pension, der Schönborn hat mindestens noch fünf Dienstjahre vor sich.

Im weiteren Text wendet sich Schönborn der "erfüllten Zeit" zu. Über ein erfülltes Leben zitiert er den Psalm 90 der Bibel: "Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei."

Ein erfülltes Leben ist es wohl eher, wenn's nicht nur Mühsal und Beschwer war, ein säkularer Mensch sieht das so und wird sich um ein vernünftiges Dasein mit weniger Mühsal und Beschwer und mit mehr Freude am Leben bemühen. Denn den Notausgang vom Schönborn hat unsereiner ja nicht: "Aber Jesus spricht noch von einer anderen 'erfüllten Zeit': Von der Nähe des Reiches Gottes. Was meint er damit? Ich glaube, es ist die Erfahrung, dass Gott mitten in unserem vergänglichen, dahineilenden Leben gegenwärtig ist. Und diese Erfahrung macht die Zeit ganz lebendig und erfüllt."

Nein, da versteht der Bischof den Bibeltext falsch: Jesus war ein Endzeitprediger, mit der "Nähe des Reiches Gottes" meinte er das Weltenende, den Jüngsten Tag und die danach folgende ewige Glückseligkeit im Paradies, also das Leben, das ein islamischer Sprengstoffgürtelträger erhofft und ersehnt, wenn er die Sprengladung zündet.

Die Evangelikalen in den USA erwarten das Ende der Welt und die Wiederkunft des HErrn in absehbarer Zeit. Denn gemäß Mt 24:34 soll der Jesus gesagt haben: "Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft". Seither sind schon rund 8000 Generationen vergangen, würde also langsam Zeit, dass der Menschensohn kommt: Mt 24,29-31 "Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen. Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern."

Darauf bezog sich nämlich das Paulus-Zitat "Die Zeit ist kurz". Aber als Nichtchrist kann ich der Christenheit Trost spenden: so schnell kommt der Menschensohn noch nicht, die Sterne werden nicht vom Himmel fallen, aber die Sonne wird uns verschlucken, freilich erst in etwa 900 Millionen Jahren: dann wird jedoch kein Mensch noch irgendwas vom Jesus wissen. Es kann natürlich auch sein, dass den Menschen vorher die Selbstausrottung gelingt, dann werden in 900 Millionen Jahren die Ameisen untergehen und auch ihnen wird kein Menschensohn samt Posaunenschall erscheinen. Amen.

Das Jüngste Gericht von Michelangelo


221. Wort zum Sonntag, den 18. Jänner 2015

Joh 1,35-42: In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus.

Gleich am Anfang muss ich Kardinal Schönborn einmal recht geben, er schreibt nämlich: "Man kann viel aus Büchern lernen. Aber mehr lernen wir aus Erfahrung. Studieren ist nützlich und notwendig. Aber nichts kann das eigene Erleben ersetzen. Vieles können wir überhaupt nur durch das Tun lernen. (..) Das heutige Evangelium, eine meiner besonderen Lieblingsstellen in der Bibel, zeigt, dass Jesus eben diese Methode angewendet hat, um Menschen mit sich und seiner Lehre vertraut zu machen."

Genauso ist es mir mit meiner Ausbildung zum Christen gegangen! Ich habe im Religionsunterricht die "Biblischen Geschichten" lesen müssen und fand das Ganze albern und uninteressant. Wenn sonst nichts gewesen wäre, hätte ich das alles schon längst vergessen und diese Homepage hier gäbe es nicht. Aber ich wurde per Staatsgewalt angehalten, mitgehen zu müssen, um durch TUN das Christentum zu erlernen. Zwölf Jahre musste ich in der damaligen Zeit, in der es in Österreich noch keine wirkliche Religionsfreiheit gab und Religion - zumindest im ländlich-dörflichen Bereich - noch Schicksal war, so TUN als wäre ich katholisch. Ich musste mich demütigen, ich musste heucheln und lügen, tatsächlich an einen abstrusen Blödsinn zu glauben, der mich schon in der ersten Klasse Volksschule nervte! Und darum bin ich heute noch ein aktiver aggressiver Krawallatheist!

Warum das bei mir so kam, schreibt auch der Schönborn: "Für die meisten Menschen geschieht die Vermittlung des Glaubens nicht durch Bücher, auch nicht durch den Religionsunterricht (auch wenn ich beiden viel verdanke), sondern durch das Erleben des Glaubens der Eltern oder Großeltern. Wie oft höre ich: 'Meine Oma war eine tiefgläubige Frau!'"

Ja, ich hatte das große Glück, keine einfältige tiefgläubige Oma zu haben, die Gelegenheit gehabt hätte, mir als Kleinkind durch religiöse Gehirnwäsche einen bleibenden religiösen Gehirnschaden zuzufügen! Und ab der Volksschule war ich gegen alle Versuche, diese fehlende Gehirnwäsche im Religionsunterricht nachzuholen, bereits immun, dagegen hatten mich meine Eltern geimpft. Bei meinen Kindern war das dann viel einfacher. So wuchsen religionsfrei heran und kamen nie in die Lage, sich damit auseinandersetzen zu müssen. Sie sind religionsfrei und es geht ihnen nichts ab.

Das verbreitet sich immer mehr, immer mehr Kinder wachsen ohne diese frühkindliche Indoktrination durch religionsvernagelte Vorfahren heran und leben (oft trotz Religionsunterricht) schadensfrei in einer säkularen Welt! Auch Schönborn wird immer weniger den Satz hören, "meine Oma war eine tiefgläubige Frau!" Ist das nicht schön?


220. Wort zum Sonntag, den 11. Jänner 2015, ergänzt am 13.1.

Mk 1,7-11: In jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Heute wird im Evangelium wieder einmal der bekannte Bußprediger Johannes erniedrigt. Weil im wirklichen Leben war er wohl ein Konkurrent des Bußpredigers, der nach seinem Tode als "Jesus" durch die Welt geschickt und vom Prediger über den Messias zum Gottessohn befördert wurde. Der vor Jesus getötete Johannes musste herabgestuft werden, um den Jesus zu erhöhen, was gelang, Johannes hatte offenbar keine funktionierende Glaubensgemeinde hinterlassen.

Lustig ist heute der Satz, den Gottvater zu Gottsohn sagt: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden". Weil gemäß der christlichen Lehre ist ja der ewige Christengott ein dreifaltiger Gott, er besteht aus den Falten Gottvater, Gottsohn und Gottheiligergeist. Die drei sind eins und darum wohl auch gleichberechtigt, da bräuchte eigentlich die eine Falte nicht die andere Falte zu loben. Und wenn der dreifaltige Gott in Ewigkeit existiert wie es die Christen lehren, wieso kam die erste Falte erst vor 2000 Jahren drauf, dass sie Wohlgefallen an der zweiten Falte gefunden habe? Hatte Gottvater in den Ewigkeiten davor kein Wohlgefallen an Gottsohn?

Aber das wieder nur nebenbei über die Logik des Christenglaubens. Was meint der Herr Kardinal zum heutigen Evangelium? Er freut sich über den Regenbogen! Es kommt allerdings im Evangelium gar keiner vor, auch in den Versen davor und danach nicht und auch nicht in den Stellen bei Matthäus und Lukas, die auch die Taufe von Jesus behandeln. Aber soll er sich freuen über den "Regenbogen Gottes über unserem Leben". Schließlich ist ein Regenbogen nur eine Lichtbrechung in Wassertröpfchen und hat außer Schauwert nichts zu bieten. Hier ein Regenbogen aus Wikipedia (engl. Version):


Worüber freut sich Bischof Schönborn noch? Zum Beispiel über die "immer zahlreicheren Menschen, die als Erwachsene um die Taufe bitten und sich nach gründlicher Vorbereitung meist zu Ostern taufen lassen". Schauen wir in der katholischen Statistik der Erwachsenentaufe nach: die aktuellsten Zahlen sind von 2012, da ließen sich 247 Über14jährige taufen, 2011 waren es 237 gewesen, 2010 sogar 271 und 2009 mit 253 auch mehr als 2012. Und sieht man: immer zahlreicher!? Komischerweise sieht man das aber nicht einmal, wenn man diese kleinen Zahlen mit der Lupe anschaut. Auch in der Diözese Wien gab es keinerlei steigende Zahlen bei den Erwachsenentaufen, sie liegen seit Jahren geringfügig über 70.

Nachtrag am 13.1.2015: Die katholischen Statistikzahlen für 2013 wurden heute online gestellt, daher als Ergänzung zu den obrigen Angaben: 2013 gab es 322 Taufen von Personen über 14, also von Personen, die nicht auf elterliche Veranlassung getauft wurden, in Wien waren es 81 Personen (gegenüber 72 im Jahre 2012). Es steht daher zu vermuten, dass aus dieser Vermehrung um 75 in ganz Österreich und in Wien um neun Anlass für Schönborns Aussage war, Erwachsenentäuflinge würden immer zahlreicher.
Die Gesamtzahl der Taufen belief sich 2013 auf 48.098, 2012 waren es mit 48.645 um 547 mehr gewesen, da hilft auch die Vermehrung bei den Erwachsenen um 75 nicht wirklich. Aber immerhin kann festgehalten werden, dass der am 11.1. hier vermerkte Satz: "Bevor Schönborn solche Behauptungen aufstellt, sollte er sich lieber die richtigen Zahlen besorgen, weil sonst glaubt noch wer, er lügt die Leute vorsätzlich an!" unzutreffend war, Schönborn hatte die Zahlen schon, mir fehlten sie leider noch, weil sie erst zwei Tage später allgemein bekannt gegeben wurden. Sensationell zahlreiche 322 Erwachsene ließen sich also 2013 taufen. Vermutlich werden da wie jedes Jahr viele darunter gewesen sein, die wegen Einheirat in eine sehr katholische Familie so handeln wollten oder mussten. Ende des Nachtrages.

Die Zahl der Täuflinge lag 2011 auf 49.275, 2010 auf 48.781, 2009 waren es 49.892 und etwas weiter zurück, 2003, allerdings noch 54.492. Katholische Begräbnisse gab es 2003 mit 59.104 bereits mehr als Taufen, 2012 waren es mit 53.136 auch um ca. 4.500 mehr Tote als Getaufte.

Schönborn weiter: "Seit den ersten Anfängen haben die Christen getauft. Um Christ zu werden muss man wie Jesus die Taufe empfangen. Sie ist das Eintrittstor ins Christsein. Seit Jahrhunderten ist es üblich geworden, schon die Kinder bald nach ihrer Geburt durch das Wasser der Taufe ins christliche Leben hineinzunehmen. So ist es bis heute. Selbst Eltern, die aus der Kirche ausgetreten sind, wünschen erstaunlich oft für ihre Kinder die Taufe. Was bewegt sie dazu?"

Die Kindstaufe wurde mit schauerlichem Gesinnungsterror eingeführt: verstorbene ungetaufte Kinder mussten als eine Art armselige Geister durch die Welt ziehen, siehe z.B. die Sage von der "Frau Perchtl". Mit der Kindstaufe wurde abgesichert, dass die christlichen Eroberungsgebiete strukturell gefestigt christlich bleiben. Das funktioniert bis heute!

Was bewegt manche Konfessionslose, ihre Kinder taufen zu lassen? Ich hab dazu einigemale bei Betroffenen nachgefragt. Die Antworten waren gleich: damit sich die gläubige Oma nicht grämt und vor allem: damit die Kinder in der Schule keine Probleme bekämen! Was im ländlich-schwarzen Bereich wohl immer noch einen realen Hintergrund hat. Etwa in Niederösterreich wo die Landesregierung fallweise konfessionslose Kinder zwingt, im Schulunterricht religiöses Liedgut lernen zu müssen. Aber außerhalb der hintersten Winkel des ganz schwarzen Herrschaftsbereich brauchen Kinder wegen der Schule heute keine Taufe mehr!


219. Wort zum Feiertag am 6. Jänner 2015

Mt 2,1-12: Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Dass die katholische Kirche den Aberglauben, also den Glauben an nichtchristliche Glaubenselemente nicht billigt, ist ja bekannt, das war ja schließlich eine Konkurrenz! Hier ein paar Zeilen aus einem berühmten Predigtmagazin aus dem Jahre 1841, verfasst vom Prediger der Augsburger Domkirche, Franz Anton Heim, die zeigen, dass Sterndeuter zum Aberglauben zählten:

Wenn der im 2. und 3. Jahrhundert wirkende Kirchenvater Tertullian Sterndeuter als Geschäftemacher mit dem Aberglauben beurteilt, wieso preist dann heute die katholische Kirche die Sage von den Jesus in der Geburtskrippe besuchenden Sterndeutern? Aber passt das nicht wiederum wunderbar dazu? Als Extraaberglaube im Aberglauben.

So wie immer nun der jährliche Gag zu den drei heiligen Königen: Dafür dass sie wirklich gelebt haben, gibt es keinerlei Belege, dass sie in Köln bestattet sind, ist jedoch sicher, wie das Bild vom Schrein mit ihren Gebeinen im Kölner Dom beweist:

Allerdings gibt es Leute, die meinen die Heiligendreiköniggebeine sind nur ein Produkt des jahrhundertelang funktionierenden Reliquienbetruges, da haben sich damals einfallsreiche Leute auf Kosten diverser Einfaltspinsel enorme Gelder verdient. Schade, dass der christkatholische Aberglaube heute nimmer so weit geht, sonst hätte ich z.B. einen Furz vom heiligen Josef anzubieten gehabt.

Aber das wiederum nur nebenbei. Was erzählt uns der Wiener Bischof heute in der Kronenzeitung über die Sterndeuter? Er fängt mit den Sternsingern an, die in diesen Tagen von Tür zu Tür ziehen und Geld sammeln für Missionsprojekte in der Dritten Welt. Auf diese Weise kann sich die katholische Kirche wieder eigenes Geld sparen und dann weit weg irgendwo die christliche Mildtätigkeit zwecks Bekehrung von armen Leuten aufleuchten lassen. Bevor ich für sowas Geld geben täte, würde ich es im Klo hinunterspülen.

Was sagt der Herr Schönborn noch? Er schließt mit: "Die Heiden suchen eifrig Gottes Wege, und wir sind 'Gewohnheitschristen' geworden. Die Sterndeuter waren 'von sehr großer Freude erfüllt', als sie den Stern von Bethlehem sahen und Jesus fanden. Wir sind allzu oft griesgrämige Christen, die keine Freude ausstrahlen. Da kann es uns gut tun, den Eifer von Menschen anderer Religionen zu erleben, ihr Gebet, ihre Ehrfurcht vor dem Heiligen, ihre Frömmigkeit. Wenn wir müde Christen geworden sind, können uns Menschen anderer Religionen zu neuer Freude am eigenen Glauben aufwecken. Und etwas ganz besonders Bewegendes ist es, zu erleben, wie manche von ihnen ein ähnliches Erlebnis haben wie die Sterndeuter: Wenn sie Jesus entdecken und zum Glauben an ihn finden."

Ja, in anderen Religionen gibt's Leute, die viel aktiver für ihren Glauben eintreten. Sich z.B. für Allah und Mohammed in die Luft sprengen, um die Zahl der Ungläubigen zu reduzieren. Vorbildlich so viel Frömmigkeit! Es ist zwar möglich, dass diese Art von hingebungsvollem Glauben nicht unmittelbar gemeint war. Die Hl. 3 Könige sieht Schönborn jedenfalls als Angehörige einer anderen Religion, die dem neuen "König der Juden" ihre Aufwartung machen. Der Hintergrund dieser Dreikönig-Sage ist allerdings wieder einmal der Bezug zu alten Texten in den jüdischen Schriften, wo fremde Fürsten mit Gaben dem jüdischen König huldigen, Gold, Weihrauch und Myrrhe sind zudem passende Geschenke für den kommenden "Messias", Gold für die hohe Persönlichkeit, Weihrauch für den neuen Hohepriester und Myrrhe als Symbol der Arznei, die der messianische Erlöser seinem Volke bringt.

Die Juden haben das Messiasmärchen nicht geglaubt, in unseren Breiten wurde dieser Glauben mittels Staatsmacht verbreitet. Die Ursache des Christentums war schließlich das Dreikaiseredikt der römischen Kaiser Theodosius I., Gratian und Valentinian II. "Cunctos populos" vom 28. Februar 380: "Alle Völker, über die wir ein mildes und maßvolles Regiment führen, sollen sich, so ist unser Wille, zu der Religion bekehren, die der göttliche Apostel Petrus den Römern überliefert hat, wie es der von ihm kundgemachte Glaube bis zum heutigen Tage dartut und zu dem sich der Pontifex Damasus klar bekennt wie auch Bischof Petrus von Alexandrien, ein Mann von apostolischer Heiligkeit; das bedeutet, dass wir gemäß apostolischer Weisung und evangelischer Lehre eine Gottheit des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes in gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben. Nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, sollen, so gebieten wir, katholische Christen heißen dürfen; die übrigen, die wir für wahrhaft toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande ketzerischer Lehre zu tragen. Auch dürfen ihre Versammlungsstätten nicht als Kirchen bezeichnet werden. Endlich soll sie vorab die göttliche Vergeltung, dann aber auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch himmlisches Urteil übertragen worden ist."

Wir leben allerdings jetzt in Zeiten, wo Religion kein Schicksal mehr ist, das mittels staatlicher "Strafgerechtigkeit" verbreitet wird, wir dürfen frei von Religion sein und diese Freiheit wird von Jahr zu Jahr mehr. Hurra!


218. Wort zum Sonntag, den 4. Jänner 2015

Joh 1,1-18: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Gleich eine Richtigstellung zum Evangelium, denn die Wahrheit ist ganz einfach: Am Anfang war kein Wort und kein Gott und unsere Welt ist wortlos entstanden, alles wurde ohne das Wort und ohne Gott. Der Mensch hat dann das Wort entwickelt und die Dinge damit benannt und zu erklären versucht. "Gott" ist ein Wort, das der Mensch erfunden hat, die Ursache für Gott ist der Mensch.

Gott war eine Hilfskonstruktion: für das Unerklärbare und für alles, das sich der Menschen Macht entzog. Die Ohnmacht der Menschen schuf allmächtige Götter. Marx: "die Religion (ist) das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat". Wenn ich meine Position im Leben nicht finde, dann lege ich mein Leben in andere Hände. In die Hände einer Ideologie, einer Religion, eines Gottes.

Für Schönborn beginnt es damit, dass all das Existierende nicht per Zufall entstanden sein kann, sondern alles von Gott gewollt sein muss. Die Unterstellung, Ungläubige meinten alles so durch Zufall entstanden, ist bei den Religiösen sehr beliebt. Entstanden ist das Existierende durch das Zusammenwirken aller materieller Bedingungen, also gesetzmäßig. Dass z.B. die Erde um die Sonne kreist, ist kein Zufall, sondern der offenbar ab und zu auftretende Umstand, dass Himmelskörper im Gleichgewicht zwischen Fliehkraft und Anziehungskraft eines anderen Körpers sind. Die Planeten und ihre Monde zeigen das: sie stürzen nicht ab, sie stoßen nicht zusammen, sie fliegen nicht davon: das haben wahrscheinlich eine Menge anderer durchs All fliegender Körper gemacht, aber manche bleiben eben im Gleichgewicht hängen: Nicht geplant und nicht per Zufall, sondern weil es sich aus den Bedingungen so ergeben hat. Sogar ein Kardinal könnte sich z.B. die Entstehung des Sonnensystems per Wikipedia erklären lassen! Und für alles anderen Existierende gilt dasselbe Prinzip: es ist das Ergebnis des Möglichen und Wahrscheinlichen.

Aber für einen Religiösen muss ja alles einen vorgebenen Sinn haben: Wenn das Wort am Anfang bei Gott war, dann hat dieser Gott Sinn gestiftet. Schönborn stellt wieder die drei berühmten religiösen Sinnfragen: Wo komm ich her, wo geh ich hin, was ist der Sinn? Die Frage, woher das am Anfang stehende "Wort" gekommen wäre, stellt er natürlich nicht. Antworten auf die drei bischöflichen Fragen waren auf dieser Site schon öfter zu finden.

Darum als Wiederholung: Kommen tun wir aus dem Hodensack und dem Eierstock unserer Eltern. Wohin? Das steht im Psalm 90,10: "Unser Leben währet siebenzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre; und wenn's köstlich gewesen ist, so ist's Mühe und Arbeit gewesen; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon." Ja, dann hätten wir schon auch den Sinn dazu: das Leben soll nicht nur Mühe und Arbeit, sondern auch Freude gewesen sein, das wäre schon ein schöner Sinn des Lebens!

Beim Schönborn ist das natürlich nicht so banal, er schließt mit:
"In dieses Dunkel hinein spricht die Botschaft von Weihnachten. Sie lautet: 'Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.' Gott hat diese Welt nicht nur sinnvoll geschaffen, sondern hat diesen Sinn sichtbar gemacht. Dieser Sinn hat ein Gesicht, hat Fleisch und Blut und einen Namen. Er heißt Jesus, und er ist Gottes Sohn, der für uns Mensch geworden ist. Allen, die dieses Kind im Herzen aufnehmen, die ihm vertrauen und ihm glauben, 'gab er Macht, Kinder Gottes zu werden'. Das ist der Sinn von Weihnachten. Das ist der tiefste Sinn des Lebens."

Da hat dem Schönborn sein Gott ein 100 Milliarden Galaxien großes Universum geschaffen, damit die Erdenmenschen zuerst wegen der Sünde, vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben, aus dem Paradies vertrieben und mit der Erbsünde ausgestattet werden konnten, damit dann dieser böse Gott seinen Sohn Mensch werden lassen kann und die Menschen das Jesuskindlein lieben müssten, bzw. heutzutage lieben könnten, weil "müssen" geht nimmer. Und das soll dann der "Sinn des Lebens" sein? Ach du heilige Einfalt!


217. Wort zum Feiertag am 1. Jänner 2015

Lk 2,16-21: So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.

Heute hab ich wieder ein Problem: In der heutigen Kronenzeitung ist die Predigt vom Schönborn zu finden, auf der Homepage der Wiener Diözese steht sie nicht. Zumindest noch nicht, wahrscheinlich schlafen sich die Sitebetreuer um 11h50 immer noch ihre Silvestertrunke aus. Das heißt, ich muss statt copy&paste von der Homepage heute wieder aus der Zeitung abtippen!

Die Schönbornpredigt fängt recht lustig an! "Ein neues Jahr hat begonnen. Das Jahr 2015. Das zweitausendfünfzehnte Jahr 'unserer Zeitrechnung', wie heute gerne gesagt wird. Vielleicht weil man Scheu hat, zu sagen 'nach Christi Geburt'. Doch es ist eine Tatsache, dass unsere Jahre, Jahrzehnte und inzwischen schon zwei Jahrtausende von Jesu Geburt an gezählt werden."

Nein, lieber Schönborn, das ist keine Tatsache. Wenn es einen historischen Jeschua ben Josef, lateinisiert "Jesus" genannt, als konkrete Einzelperson je gegeben hat, dann weiß kein Mensch, wann der geboren ist. Eigentlich müsste es auch ein Jahr "null" geben, es gibt in der christlichen Zeitzählung jedoch nur "vor Christi Geburt" und "nach Christi Geburt", es gibt kein Jahr "Christi Geburt" (für die astronomische Jahreszählung wurde aus Gründen der Symmetrie so ein Nullerjahr eingeführt, im sonstigen Bereich ist dies das Jahr 1 v.u.Z).

Erfunden wurde die christliche Jahreszählung ohne Nullerjahr vom Mönch Dionysius Exiguus (ca. 470-540) im Jahre 525, die Null war damals noch keine gebräuchliche Zahl. Seine Zeitrechnung wurde jedoch erst ab dem Jahre 1060 von der katholischen Kirche selber verbindlich in Gebrauch genommen. Falsch war sie außerdem, weil die biblischen Bezüge zum Herrscher Herodes dem Großen eine Jesusgeburt während dessen Regierungszeit vorgeben. Ein tatsächlich geborener Jesus müsste vier bis sieben Jahre vor seiner Geburt geboren worden sein.

Es wäre darum wohl sogar für die katholische Kirche vernünftiger von "unserer Zeitrechnung" zu sprechen.
Die Negativjahre "vor unserer Zeitrechnung" werden mit v.u.Z. abgekürzt, ein "u.Z." anzugeben, ist wohl nur im Nahbereich der Zeitenwende sinnvoll, zum Beispiel lebte der römische Kaiser Augustus von 63 v.u.Z. bis 14 u.Z.

So, jetzt wurde hier auch endlich einmal de Jahreszählung durchgenommen, passt ja am 1. Jänner zum Datum!

Womit plagt sich heute der Wiener Bischof ab?
Es geht ihm um das "Heil", ob 2015 "ein Jahr des Heils" werden wird, aber jetzt Schönborn-Sprüche abzutippen, freut mich echt nicht. Unheil haben wir eigentlich eh schon reichlich genug, aber Steigerungen sind noch bestimmt noch möglich! Wünsche allen Leuten, die die Sonntagsseite besuchen, ein gutes Neues Jahr. Nutzen tut das Wünschen klarerweise eh nix, aber man tut es traditionell!


216. Wort zum Sonntag, den 28. Dezember 2014

Lukas 2,22.39-40: Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen. (hier fehlen die Verse 23 bis 38 in denen ein gewisser Simeon und eine Hanna den Jesus als Messias prophezeien) Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Das Evangelium wäre heute 19 Verse lang, Schönborn wählte die auf drei Verse zusammengestrichene Kurzfassung, obwohl im weggelassenen Teil gar nix vom Heulen und Zähneknirschen im ewigen Höllenfeuer vorkommt, das er sonst immer weglässt. Im weggelassenen Teil geht's um zwei Propheten, die den Jesus als "Messias" begrüßen,

Wie immer: das nur nebenbei. Was macht der Herr Bischof von Wien heute mit den paar verbliebenen Zeilen in seiner Predigt in der Kronenzeitung? Er redet von der Familie. Speziell von der heiligen Familie, die ja sehr den heutigen Familien ähnelt, Vater, Mutter und nur ein Kind.

Aber das ist nicht Schönborns Hauptthema. Er erwähnt sogar Bibelstellen in denen die Geschwister des Jesus aufgezählt werden: "Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns?" Das geht natürlich nicht, weil die Jungfrau Maria hat ja nur ein Kind, den vom Heiligen Geist jungfräulich gezeugten Jesus, die diversen Brüder und Schwestern sind laut üblicher Christenlehre entweder Cousins und Cousinen oder Kinder aus Josefs früheren Ehen. Passiert sind diese Geschwister wohl dadurch, dass man diverse frühe Erzählungen über den Jesus in den Evangelien stehen ließ: als er noch kein Gottessohn und seine Mutter noch nicht zur Jungfrau rückbefördert worden war. Auf aramäisch hieß der Bruder jedenfalls Ahuno und der Cousin z.B. Abre Ammo (Sohn des Onkels), was man wohl schwer verwechseln kann. Und mit den Kindern aus früheren Ehen des Josefs wäre der Jesus ja gar nicht verwandt, weil der Josef gemäß Christenlehre gar nicht sein Vater war.

Aber das nur als die übliche Stichelei über Widersprüche in der heiligen Bibel. Hier der Schlussabsatz vom Schönborn: "Was bedeutet heute 'die heilige Familie'? Jesus wollte eine möglichst weite, große Familie. Nicht im leiblichen Sinn, sondern sozusagen 'durch Adoption'. Er sagte: 'Wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter.' Wer an ihn glaubt, gehört zu seiner Familie. Jesus ist nicht nur der Herr und Meister, sondern unser Bruder. Und er will allen Menschen Bruder sein und dass alle Menschen Brüder und Schwestern werden, die große Familie Gottes. Die kleine heilige Familie ist das Herz dieser Großfamilie. Sie kann manche Wunden unserer oft so verletzten Familien heilen. Darum dürfen wir heute die heilige Familie bitten, Jesus, Maria und Joseph!"

Ja, so ist das im Christentum! Jahrhundertelang wurde die Lehre von der heiligen Christenfamilie unter dem Slogan verkündet: "Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein". Im Christentum geht das schon länger nimmer, das ist heute die wesentliche kulturelle Bereicherung, die der Islam zu bieten hat, dort wird das mit ständig steigendem Eifer dargeboten.

In unseren Gegenden ist aber die heilige Glaubensfamilie stark im Schrumpfen, die Mitglieder werden ständig weniger und noch rascher schrumpfen die Brüder und Schwestern, die sich sonntags in der Kirche versammeln, dort sitzen heute hauptsächlich Omas und Opas. Und das wird so weitergehen. Bis auch die Omas und Opas aufgebraucht sind. Amen.


215. Wort zum Sonntag, den 21. Dezember 2014

Lukas 1,26-38: Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dirSie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Schau'n wir zuerst einmal nach, in welchen Kontext ist die obige Bibelstelle eingebettet. Das Lukas-Evangelium beginnt mit "Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren." Also müsste es gemäß Lukas Augenzeugen des obigen Geschehens geben. Zu allermindest müsste die Maria die Geschichte selber weitererzählt haben. Etwa ihrem Verlobten oder ihren Eltern. Aber davon ist in der Bibel nirgendwo die Rede, es fehlt also eine Quellenangabe.

Das macht auch dem Schönborn zu schaffen, er hat das nämlich bemerkt und schriebt dazu: "Der kritische Zeitgenosse sagt: Das ist alles eine fromme Legende. Ein besonders kritischer Geist wird wohl auch weiterfragen: Woher kennt der Autor des Evangeliums diese Geschichte? Ist sie historisch glaubwürdig? Wer war dabei? Wer war Zeuge dieser Begegnung zwischen dem Engel und Maria? Und woher wissen wir, dass wirklich diese Worte gesprochen wurden? Der Fromme mag darauf dem Kritiker antworten: 'Lass mir meine schöne Geschichte von der Verkündigung an Maria! Schau dich um in den großen Werken der Kunst: Wie oft wurde von den Meistern der Malerei mit inniger Zartheit diese Szene dargestellt! Ich lasse sie mir von deiner Kritik nicht verderben!' Wie oft habe ich dieses Evangelium gehört und gelesen! Und immer noch hat es seinen unvergleichlichen Zauber, rührt es das Herz an. Für mich ist klar: Nur Maria selber konnte von diesem Moment in ihrem Leben berichten. Nur sie hat ihn erlebt, und er hat ihr Leben von Grund auf verändert. Mir hilft dabei der Vergleich mit einer meiner Lieblingsheiligen, Bernadette von Lourdes. Als ihr 1858 die Muttergottes erschien, war sie 14 Jahre alt, das Alter, das Maria wahrscheinlich hatte, als ihr der Engel erschien."

Eine köstliche Argumentation! Die Verkündigung ist wahr, weil auch die Geschichte von der Marienerscheinung in Lourdes wahr ist?

Schönborn bekräftigt:
" Bernadette war die einzige Zeugin der Marienerscheinungen. So wie Maria allein die Erscheinung des Engels bezeugt hat. Bernadette hat bis zu ihrem Tod immer wieder erzählt, wie ihr Maria erschienen ist und was sie zu ihr gesagt hat. Unvergesslich hatte sich ihr jedes Wort der Muttergottes eingeprägt. Vor allem aber: Bernadette war glaubwürdig. Sie überzeugte durch ihre Einfachheit, Klarheit und Bescheidenheit. Und Maria bestätigte das durch viele Zeichen und Wunder, die seither in Lourdes geschehen sind."

Dummerweise steht im Polizeiprotokoll von 1858 ganz was anderes über die erste "Erscheinung" der Maria vor der damals 14-jährigen Bernadette: "Wann hast du die Heilige Jungfrau gesehen?" – "Ich habe nie gesagt, dass ich die Heilige Jungfrau gesehen habe." – "Also, was hast du denn gesehen?" – "Ich habe etwas in Weiß gesehen." – "Und was war das?" – "Die Gestalt eines Mädchens." – "Und hat es gesagt: Ich bin die Heilige Jungfrau?" - "Nein, hat es nicht."

Und das letzte der bisher anerkannten 69 "Wunder" stammt von 1989 und wurde 2013 - also 24 Jahre später - von einem italienischen Bischof anerkannt. Warum die "Wunder" so ausgedünnt sind und warum zwischen Anerkennung und dem angeblichen Geschehnis lange Zeiträume liegen, hat der bis 2012 für Lourdes zuständige Bischof Jacques Perrier vor einigen Jahren offenbart: Wunder durchzubringen, gelinge wegen der von der heutigen medizinischen Wissenschaft gesetzten Anforderungen nicht mehr.

Eine der zwar sehr selten, aber doch immer wieder auftretenden Spontanheilungen ein Vierteljahrhundert später zu einem "Wunder" zu befördern, bedarf wohl großen Glaubens, ist jedoch medizinisch völlig unglaubwürdig. So wie viele der angeblichen Wunder aus früheren Jahren, deren Wunderlosigkeit bei späteren Nachprüfungen der Unterlagen nachgewiesen werden konnten, etwa bei wundergeheilten TBC-Kranken, die nie TBC-krank gewesen waren, wie sich bei nachträglichen Röntgenuntersuchungen herausstellte. Heute fahren pro Jahr bis zu sechs Millionen Wundergläubige nach Lourdes und kehren ungeheilt heim. Mag sein, dass in einem oder anderen Fall zeitweise Placeboeffekte auftreten, aber kirchlich anerkannte Wunder gibt's keine.

Der Medizingeschichtsprofessor Karl-Heinz Leven über "Wunderheilungen" in Lourdes: "Die äußerst seltenen Heilungen ließen sich auch als Spontanheilungen deuten, die in der medizinischen Weltliteratur in den vergangenen Jahren übrigens wesentlich häufiger beobachtet werden als Heilungen in Lourdes". Aber diese Geheilten waren wohl nicht in Lourdes und darum sind es keine Wunder.

Diese Ausführungen sollen zeigen, wie wunderbar die Verkündigung der Marienschwangerschaft ist: Schönborn hängte sie selber mit den Lourdeswundern zusammen und machte die Verkündigung damit zu dem biblischen Märchen, das es ist. Götter zeugen häufig Kinder mit Jungfrauen (siehe Abbildung zu den Sonntagsworten Nummer 214), aber eben nur in den religiösen Sagenwelten.

Schönborn lernt jedenfalls aus dem heutigen Evangelium, dass man in Problemfällen, wenn wir keine Lösung wissen, so handeln sollen: "Die Antwort bekommen wir, wenn wir wie Maria Gott zutrauen, dass bei Ihm nichts unmöglich ist. Glauben und vertrauen wir, dass Gott wirklich in unserem Leben da ist und wirkt? So wie Maria geglaubt hat!"

Ja, da gibt's dann immer zumindest zwei Möglichkeiten: das Problem wird gelöst, dann hat Gott geholfen. Oder es wird nicht gelöst, dann sind die Wege des HErrn unergründlich. So einfach ist das für einen religiösen Kopf. Dabei gibt's dazu sogar ein vernünftiges religiöses Sprichwort: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott". Wenn du religiös bist, kannst du dir das zumindest danach einbilden, wenn du dir selbst erfolgreich geholfen hast...


214. Wort zum Sonntag, den 14. Dezember 2014

Johannes 1,6-8.19-28: Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. (...) Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

Die fehlenden Verse 9-18 handeln überraschenderweise heute nicht vom Heulen und Zähneknirschen in der Hölle, die Schönborn sonst immer weglässt, sondern von Jesus. Da es aber heute um die Erhöhung des Jesus durch die Erniedrigung des Johannes geht, kann man das weglassen. Denn in der damaligen Realität war dieser Bußprediger Johannes eindeutig der Bekanntere, er fand in "Jüdische Altertümer" Band 18 von Josephus Flavius Erwähnung, während Jesus dort erst nachträglich von fremder Hand in spätere Abschriften dieses Historikes eingefügt wurde.

Aber wie immer: das nur nebenbei. Was macht der Schönborn? Er freut sich! Weil der heutige Sonntag heißt "Gaudete", das ist die Befehlsform von "gaudere", sich freuen und das heißt daher: "freue dich". Das Hauptwort dazu heißt "Gaudium", bei uns als volkstümlich gewordenes Fremdwort, als "Gaudi" unterwegs. Die emsigen Christen haben jedes Jahr dieselbe Gaudi, weil jedes Jahr ihr Gott am 25.12. Geburtstag hat, am selben Tag wie andere Götter, z.B. der Physikgott Isaac Newton oder der Filmgott Humphrey Bogart. Aber hier eine Tafel mit diversen weiteren Göttern mit einem Geburtstag zur Zeit der Wintersonnenwende:


Über den Jesus dürfen sich kalendermäßig die gläubigen Christen zweimal im Jahr freuen: am 25, Dezember, dann müssen sie am Karfreitag wegen der Kreuzigung trauern und am Ostersonntag dürfen sie sich wegen der jährlichen Auferstehung noch einmal freuen.

Was freut den Schönborn heute sonst noch? Er freut sich, dass die Tage wieder länger werden! So ein Glück aber auch, dass das jedes Jahr passiert! Das hat dem Jesus sein Vater, der alte Schöpfergott, wunderbar geplant!

Zuerst hat er urgeknallt und dann hat er die Sternlein alle auf den richtigen Platz gestellt und punktgenau Kreisbahnen inklusive Jahreszeiten verordnet!

Um was geht es sonst heute noch? Der Herr Kardinal verkündet:
"Es wird wieder heller! In der ersten Lesung der heutigen Sonntagsliturgie heißt es so hoffnungsvoll beim Propheten Jesaja: Denn wie die Erde die Saat wachsen lässt und der Garten die Pflanzen hervorbringt, so bringt Gott, der Herr, Gerechtigkeit hervor!"

Eiderdaus, Gott bringt Gerechtigkeit hervor! Wieso merkt dann niemand was davon? Warum wehrt sich dann z.B. die christliche ÖVP so sehr gegen ein etwas gerechteres Steuersystem und kämpft vehement für ihr biblisches Prinzip gemäß Mt 13,12: "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat."

Um dieses christliche Prinzip überall durchzusetzen, dazu haben wir bekanntlich die EU, wo es den besoldeten Sprechern der Finanzwirtschaft immer noch gelingt, die Besteuerung der Umsätze von Finanzspekulationen zu verhindern. Und kein Gott sorgt für Gerechtigkeit. Aber nein, das stimmt ja gar nicht! Der christliche Gott sorgt sehr wohl für Gerechtigkeit! Auf Erden lässt er es den reichen Prassern äußerst wohlergehen, noch wohliger geht's gar nimmer! Aber dann nach dem Tode, da werden die reichen Prasser in der Hölle schmoren und die nach Mt 13,12 schlecht Behandelten, die kommen ins Paradies! So gerecht ist das Christentum seit Anbeginn! Weil auch alle Sklaven und Leibeigene sind im Himmel und alle Feudalherrn in der Hölle und dort kommen auch alle Finanzspekulanten und Konzernherrn hin!

Aber das verkündet der Wiener Bischof heute gar nicht, weil er wird vermutlich vermuten, dass das die Leute viel eher ärgern als hoffnungsfroh stimmen würde, weil die Geschichte vom ausgleichenden Jenseits ist schon länger obsolet.

Also wegen was freut er sich dann, der Schönborn: er freut sich darüber, dass sich Johann es der Täufer klein macht und den Jesus groß macht. Dass die Christen dem toten Johannes solche Sätze in den Mund legten, damit ihr Gott größer wurde, auf diese banale Wahrheit kommt er natürlich nicht. So, das ist eh schon wieder viel zu lange, meine Sonntagsworte sind heute fast um ein Viertel länger als die kardinale Sonntagspredigt! Ungeheuer meine Geschwätzigkeit!


213. Wort zum Feiertag am 8. Dezember 2014

Lk 1,26-38: In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Heute ist der seltsamste katholische Feiertag, nämlich "Maria Empfängnis". Das ist nicht der Tag - wie aus dem obigen Evangelium zu vermuten wäre - an dem die Maria den Jesus empfangen hätte, sondern der Tag an dem die Eltern Marias die Maria gezeugt hätten. Das Empfängnis der Maria im Leib ihrer Mutter ist nach katholischer Lehre "unbefleckt", in Wikipedia heißt es dazu: "Die unbefleckte Empfängnis (lateinisch immaculata conceptio) ist ein Dogma der Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche, nach dem die Gottesmutter Maria vor jedem Makel der Erbsünde bewahrt wurde. Damit habe Gott Maria vom ersten Augenblick ihres Lebens an vor der Sünde bewahrt, weil sie die Mutter Gottes werden sollte."

Womit wir wieder einmal bei einem der absurdesten Elemente der katholischen Glaubenslehre sind, nämlich bei der "Erbsünde". Diese Erbsünde sei dadurch entstanden, dass im Paradies Adam und Eva das Gebot Gottes nicht eingehalten hätten, nicht vom "Baum der Erkenntnis" zu essen, Gott wies die beiden deswegen aus dem Paradies, belegte sie mit einer Art spirituellem Gendefekt, einer vererbbaren Sippenhaftung: alle Kinder kommen seither mit der "Erbsünde" zur Welt, sie erben also die Sündhaftigkeit.


Von dieser Erbsünde steht allerdings nirgendwo was in der Bibel, sie wurde erst im fünften Jahrhundert vom Kirchenlehrer Augustinus eingeführt, der sich dabei auf Paulus und dessen Römerbrief 5,12 berief: "Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten." Von einer Sündenvererbung steht allerdings nirgendwo was und dass die Menschen in Form eines vorerst unsterblichen Menschenpaares in einem Paradies gelebt hätten, hat die r.k. Kirche anthropologisch auch nicht belegen können, schließlich haben sich die Menschen aus dem Tierreich entwickelt und wurden nicht aus Lehm geformt und von Gott mit Leben behaucht, wie die Bibel verkündet.

Die Erbsünde war in ihrer Entstehungszeit ein Instrument mit dem bei der Ausbreitung des Christentums als neue römische Staatsreligion die Menschen überzeugt werden sollten, dass sie die Taufe brauchten, um von der Erbsünde befreit zu werden. Maria brauchte nicht getauft zu werden, weil sie war ohne Erbsünde. Verkündet wurde das Dogma von der unbefleckten Empfängnis allerdings erst 1854 von Papst Pius IX., demselben Papst, der auch die päpstliche Unfehlbarkeit erfunden hat.

Als gesetzlichen Feiertag gibt es den 8. Dezember allerdings nur in Österreich, Liechtenstein und den katholischen Kantonen der Schweiz, in Argentinien, Spanien, Chile, Nicaragua, Portugal, Italien und Malta.
Um den (christlichen?) Weihnachtshandel nicht zu behindern, wurde 1995 in Österreich das Öffnen der Geschäfte gegen Überstunden mit Feiertagszuschlag erlaubt.

Was meint heute der Herr Kardinal in Wien zum Evangelium und zum Feiertag? Er weist einleitend darauf hin, dass der Feiertag nichts mit dem heutigen Evangelium zu tun hat, weil es nicht um einen unbefleckten Empfang des Jesus im Mutterleib der Maria ging, sondern eben den Empfang der Maria im Mutterleib der Mariamutter Anna. Er weiß also, dass den Menschen in Österreich der Anlass für diesen Feiertag von Herzen egal ist und erklärt darum alles genau: "8. Dezember - Empfängnis Mariens! Neun Monate später: 8. September - Maria Geburt. 25. März - Empfängnis Jesu! Neun Monate später: 25. Dezember - Christi Geburt."

Schönborns Schlussabsatz lautet: "Gott hat sie vom ersten Moment ihres Daseins davor bewahrt, in alle die Verwicklungen von Schuld und Sünde hineingestellt zu sein, in denen wir alle seit Adam und Eva, seit Urzeit der Menschen verstrickt sind. Maria war von Anfang an durch Gottes Gnade frei von allem Bösen. Daher frei für alles Gute. Ganz offen für Gott - und für uns alle. Die Freude darüber ist der Grund des heutigen Festes."

Woher die Erbsünde gekommen sei, erklärt er natürlich nicht. Und warum die Taufe von der Erbsünde befreien soll und alle Leute trotzdem ständig sündigen, hat auch noch kein Theologe erklärt. So einen Unsinn kann man klarerweise gar nicht erklären. Amen.


212. Wort zum Sonntag, den 7. Dezember 2014

Markus 1,1-8: Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Heute zahlt sich das Sonntagswort echt nicht aus. Der Beginn des Markus-Evangeliums ist am ersten Sonntag des neuen Kirchenjahres dran, weil dieses Kirchenjahr den Markus als Hauptevangelisten hat. Markus ist zwar in der Reihung in der Bibel als Zweiter dran, aber ist der früheste der vier Evangeliumsschreiber, er schreibt am knappsten und ist des öfteren noch eher an der Überlieferung von Teilen eines möglichen Geschehens dran.

Kirchlicherseits wird behauptet, Markus habe mit Paulus und Petrus zusammengearbeitet, was aber von der seriösen Forschung zurückgewiesen wird, weil sein Evangelium keinerlei Bezüge auf die Lehren von Paulus aufweist. Diese Zuordnung erfolgte erst im 2. Jahrhundert und sollte dem Evangelium sozusagen apostolische Weihen eines Zeitzeugen geben. Das Evangelium wurde in griechischer Sprache verfasst, der Autor konnte aber wohl auch Aramäisch, weil er entsprechende Zitate richtig übersetzte, entstanden dürfte es um das Jahr 70 sein, also vierzig Jahre nach den darin geschilderten angeblichen Geschehnissen.

Der obige Bibeltext verwendet wieder einmal Zitate aus dem Alten Testament, um damit die Messias-Eigenschaften des Jesus zu begründen: Jesus wäre eben der prophezeite Erlöser, auf den die Juden jedoch heute noch warten. Außerdem wird auch der damals wohl sehr bekannte Prediger Johannes zu einem Jesus-Propheten deklariert, real wird dieser Johannes wesentlich bekannter als der Jesus gewesen sein, darum erniedrigt Markus ihn und erhöht seinen Jesus.

Was schreibt heute der Schönborn? Er lässt natürlich all die Markus-Sagen los, die von der Wissenschaft nicht mehr akzeptiert werden, er erklärt dann auch noch die Doppelbedeutung von "Evangelium": als Sammelbegriff für die vier Schriften im Neuen Testament und als Bezeichnung für die "Lehre Christi".

Schönborn fragt dann: "Oft wurde die Frage gestellt: Sind die Evangelien glaubwürdig? Begegnet uns hier wirklich Jesus - oder vielmehr die Vorstellungen, die die Menschen sich damals von Jesus machten?" Und antwortet darauf, dass das knappe Markus-Evangelium "schlicht und direkt" einen "unmittelbaren Eindruck von Jesus" wiedergibt. Er versteigt sich im Vergleich zu den drei anderen Evangelisten dann aber sogar zu Behauptung, "Johannes hat aus eigenem Erleben mit Jesus Kostbares hinzugefügt". Dazu müsste dieser jedoch über hundert Jahre alt geworden sein, weil es frühestens um 130 entstanden sein kann. Es weicht deshalb so von den anderen drei Evangelien ab, weil es eben eine neue Dichtung über die Jesusgeschichte war.

Die Glaubwürdigkeit der Evangelium ist außerhalb der Gläubigen schon lange entschwunden und die seriöse Bibelwissenschaft behandelt die Evangelien längst schon nicht mehr anders als irgendwelche andere Göttersagen. Aber das soll für heute genug sein. Amen.


211. Wort zum Sonntag, den 30. November 2014

Mk 13,24-37: Jesus sprach zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Heute nimmt Schönborn in seiner Sonntagspredigt nicht die Kurzversion des Evangeliums, die erst bei "Seht euch also vor und bleibt wach!" beginnt. Weil in der Langversion kommt die Hölle nicht vor, da traut er sich drüber.

Lustig ist heute wieder die völlige Ahnungslosigkeit des allwissenden Gottessohnes Jesus über die physikalische Wirklichkeit. Die Zeilen "die Sterne werden vom Himmel fallen" und "aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels" zeigen, dass der Evangeliumstext davon ausgeht, dass die Sterne an das die Erde überwölkende Firmament geheftete Leuchtkörper von geringer Größe sind und die Erde eine Scheibe ist, an deren Enden Erde und Himmel sich berühren.

Was kommt dazu jetzt für ein Spruch von mir: jawohl, allwissende Götter wissen immer genauso viel wie ihre Erfinder, in diesem Fall wieder einmal:

So sah man damals die Welt, auch der Sohn des Schöpfers wusste es nicht besser, weil es die Menschen damals eben nicht besser wussten.
Darum zog auch der Vater vom Jesus mit seinem auserwählten Volk der Israeliten jahrelang durch die Wüste, weil die Erdenscheibe umfasste ja nur den Nahen Osten und - wie an der obigen Zeichnung deutlich erkennbar - das Universum bestand noch nicht aus 100 Milliarden Galaxien.

Aber das wieder einmal nur nebenbei. Was predigt der Herr Kardinal heute? Er erklärt zuerst einmal den Advent, das Wort bedeutet "Ankunft" und es ginge um eine dreifache Ankunft:
1. um die Geburt Jesu zur Wintersonnenwende (die Zeit der wieder länger werdenden Tage war ein beliebtes Geburtsdatum für Götter - bei den Römern etwa feierte Sol Invictus - der unbesiegte Sonnengott - auch am 25.12. Geburtstag)
2. um "das Kommen Jesu in unserer Zeit, seine Gegenwart in unserer Mitte"
3. um den endgültigen Advent, um das Kommen vom Jesus in Herrlichkeit anlässlich des Weltuntergangs.

Zum Punkt 3 wird Schönborn selber auch apokalyptisch: "Jesu kündigt in diesem Bild an, dass Zeiten kommen werden, in denen alles unsicher wird, in denen uns die Fixsterne verloren gehen, an denen wir uns in der Nacht unseres Lebens orientieren können. Eine Zeit, in der uns das Licht des Tages und die Leuchte der Nacht verloren gehen, weil alles drunter und drüber geht. Und manches an unserer orientierungslosen Zeit erinnert an die Ansage Jesu."

Die US-Evangelikalen sehen auch die Apokalypse nahen. Denn die auch gerade in den USA immer wieder auftretenden Naturkatastrophen haben nix mit dem Klimawandel zu tun, sondern sind Erscheinungen des bevorstehenden Weltuntergangs. Darum braucht man nix gegen den Klimawandel tun, weil der Jesus, der Menschensohn ist mit großer Macht und Herrlichkeit auf dem Weg zur Erde.

Und die Orientierungslosigkeit kommt natürlich von der Religionsfreiheit. Das schreibt er zwar nicht, aber das ergibt sich aus der schönbornschen Logik, es würden die Lichter verloren gehen. Dabei verlöschen bloß langsam in den aufgeklärten Gebieten die religiösen Irrlichter.

Den Rest erspar ich mir, weil die Geschichte wird sonst wieder viel zu lange und der echte Untergang der Erde wird in etwa 900 Millionen Jahre durch die Entwicklung der Sonne in Richtung "Rotem Riesen" vor sich gehen. Aber der Klimawandel gibt auch gute Chancen zur Selbstvernichtung zumindest großer Teile der Menschheit. Usw.

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