"Wie kann die Botschaft besser verbreitet werden?"

.. ließ der österreichische Katholikenführer Schönborn vom 22.-24.10.2009 in Wien 1.200 Geistliche und Laien erörterten. U.a. ging es darum, "blinde Flecke" zu entdecken. In einer Missionswoche im Jahre 2010 soll das Besprochene in die Tat umgesetzt werden.
Diese Tagung hat den katholischen "blinden Fleck" sicherlich nicht entdeckt: Man hat nämlich nicht erkannt, dass an und für sich an der christlichen Lehre die überwältigende Masse der Menschen kaum noch interessiert ist. Die Furcht vorm strafenden Herrgott hat man nach den Gräueln des Zweiten Weltkrieges ja zwangsläufig abbauen müssen. Denn was wäre selbst ein KZ Auschwitz im Vergleich zum ewigen Heulen und Zähneknirschen im höllischen Feuer (siehe z.B. Matthäus 13:42) gewesen?

Gott mutierte daher zu einem immer lieberen Jesus, der vor Barmherzigkeit und Menschenliebe zerschmilzt. Fürchten braucht man diesen Gott nimmer, auf ihn achten ebenfalls nicht, um göttliche Hilfe zu beten, wird auch immer weniger notwendig. Die Leute sind schließlich krankenversichert, die Medizin wird immer besser, Gesundheit oder andere Hilfen von Gott zu erflehen (etwa schönes Wetter für die Getreideernte), darum ein ständig sinkendes Bedürfnis.

Schönborn stellt sich die "Wiener Stadtmission 2010" als eine Art Umgebungsmissionierung durch aktive Christen vor: Dass wir wenige sind, soll uns nicht schrecken. Jeder, der glaubt, steht für viele. Niemand glaubt für sich alleine, wie auch niemand für sich alleine lebt. Als aktive Minderheit in unserer Gesellschaft (und selbst unter den treu ihren Kirchenbeitrag leistenden Getauften), wird es immer wichtiger, dass wir das Prinzip "Stellvertretung" leben und annehmen: Wir tragen im Glauben, in unserem Beten und Feiern viele andere mit: Sagen wir es ihnen auch gelegentlich! Wenn Du am Sonntag in die Kirche gehst und der Nachbar gerade Rasen mäht, sag ihm: 'Ich bete auch für dich!' 'Ich nehme deine Sorgen und anliegen mit in die Messe! Ich gehe für dich!'

Was wird sich der Anmissionierte dabei über seinen Nachbarn denken? Dass dieser immer sonderbarer wird? Dass dieser jetzt vielleicht bei einer Sekte ist? Oder wird er zum Rasenmähen aufhören (was übrigens sonntags fast überall verboten ist, aber solche reale Details begegnen einem Kardinal ja nicht), seinen Hut aufsetzen und mit in die Kirche gehen? Die dritte dieser drei angedachten Möglichkeiten ist sicherlich mit Riesenabstand die unwahrscheinlichste.

Schönborn sagte übrigens: Die unter dem Namen "Apostelgeschichte 2010" laufende Aktion sei ein "Wendepunkt der Hoffnung". Gibt er die Hoffnung auf, wenn 2010 die Missionierung nichts bringt? Die "Zeugen Jehovas" missionieren in Österreich Tag für Tag vermutlich seit rund 100 Jahren und haben zurzeit 20.000 Mitglieder. Was wird da eine Missionswoche in Wien der katholischen Kirche bringen?