Konfessionsfreie gründen rechtliche Vertretung

Zentralrat der Konfessionsfreien hat sich konstituiert, Heinz Oberhummer Vorsitzender

Die etwa 1,8 Millionen Konfessionsfreien in Österreich haben endlich eine rechtliche Vertretung. ASm 22.12.2009 hat sich der Zentralrat der Konfessionsfreien konstituiert. Der Verein soll Menschen ohne religiöses Bekenntnis vertreten und ihnen helfen, ihre Bedürfnisse nach außen zu artikulieren.


Zum Vorsitzenden wurde der emeritierte Physikprofessor
Heinz Oberhummer
aus Niederösterreich gewählt.

Wenn es um die Diskussion um einen verpflichtenden Ethikunterricht geht oder um Kreuze in Schulklassen und Kindergärten, werden Religionsgemeinschaften wie selbstverständlich um eine Stellungnahme gebeten. Die ca. 1,8 Millionen Menschen ohne religiöses Bekenntnis werden nicht gefragt. "Diesem unhaltbaren Zustand wollten wir mit der Gründung des Zentralrats Rechnung tragen", sagt Zentralratsvorsitzender Heinz Oberhummer. "Wenn man sich die Debatte um den Ethikunterricht ansieht, reden sehr viele Menschen mit, ohne die eigentlich Betroffenen zu fragen. Das sind die Konfessionsfreien. Es sind deren Kinder, die den Großteil der SchülerInnen ausmachen, die nicht in den konfessionellen Religionsunterricht gehen." Eine politische Entscheidung, wie sie gerade in Vorbereitung sei, sei eine Entscheidung über den Kopf der Betroffenen hinweg. "Das ist, als ob man einen Männerbund um Rat bitten würde, ob eine Frauenquote eingeführt werden soll." Mit dem Verein gebe es eine einheitliche Vertretung für Konfessionsfreie in Österreich. "Ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung", zeigt sich Oberhummer überzeugt. "Das fängt bei Kreuzen in Schulklassen an und endet bei den finanziellen Privilegien von Religionsgemeinschaften. Die wenigsten Menschen ohne religiöses Bekenntnis etwa wissen, dass sie mit ihren Steuern 1,25 Milliarden Euro jährlich allein an Bundesausgaben zugunsten der Religionsgemeinschaften mitfinanzieren."

Der Zentralrat wird von den Vereinen AG-ATHE, AHA, und Freidenkerbund getragen.

Der Zentralrat soll frischen Wind in die Debatte in Österreich bringen. Wie verstaubt die ist, zeigten nicht zuletzt die Reaktionen auf die Verfassungsklage gegen das niederösterreichische Kindergesetz. Als erste "Amtshandlung" stellt sich Oberhummer demonstrativ hinter den Vater, der den Verfassungsgerichtshof angerufen hat um die verpflichtende religiöse Erziehung von Kindern aus dem nö. Kindergartengesetz streichen zu lassen. "Religion darf niemandem aufgezwungen werden. Vor allem nicht Kindern", sagt er.

Dem Zentralrat können sich alle weiteren Vereine anschließen, die sich für die Anliegen von Konfessionsfreien, AtheistInnen und AgnostikerInnen einsetzen.