Wieder einmal versucht eine katholische Einrichtung das
Märchen von den christkatholischen Sozialleistungen unters Volk zu bringen.
Anlässlich der Budgetvorlage der Erzdiözese Köln ließ der Finanzdirektor dieser
Diözese, ein gewisser Hermann Schon, über die dortige Kirchenzeitung
verbreiten, eine Abschaffung der Kirchensteuer würde hohe Kosten für den Staat
nach sich ziehen. Allein für den Bereich des Erzbistums Köln wären das Kosten
in Höhe von rund 80 Millionen Euro jährlich.
Nun nimmt allerdings die Kölner Diözese im Jahr laut Angaben
desselben Herrn Schon 722 Millionen Euro ein, die der Staat gegen eine geringe
Gebühr als Zuschlag zur Lohn- und Einkommenssteuer über die Finanzämter
einhebt. Da in der BRD die Kirchensteuer vom steuerpflichtigen Einkommen
abgezogen werden kann, liegt alleine der Schaden, der dadurch dem Staat
entsteht, jenseits von 200 Millionen Euro. Wenn man dann die anderen
Staatsleistungen für die katholische Kirche rechnet, wie den völlig auf
Staatskosten abgehaltenen Religionsunterricht und die immensen Zahlungen aus
alten Zeiten (es werden immer noch hohe Entschädigungen für vor zweihundert
Jahren erfolgte Enteignungen kirchlichen Eigentums bezahlt), dann sind die von
diesem Schon angeführten 80 Millionen vergleichsweise ein Klacks.
Außerdem: Was will der Herr Finanzdirektor mit der These von
der Abschaffung der Kirchensteuer? Kein Mensch hat diese Frage zur Debatte
gestellt. Zu debattieren wäre die staatliche Einhebung, aber dass
Kirchenmitglieder Kirchenbeiträge entrichten, ist voll gerechtfertigt, warum
sollte man das abschaffen? Wer katholisch ist, der soll dafür gefälligst
zahlen, er ist ja schließlich selber daran schuld, wenn er in diesem Verein
Mitglied ist und bleibt.
Abschaffen soll man aber alle staatlichen Zahlungen an
die Kirchen. Um das dadurch ersparte Geld könnten von staatlicher Seite
Kindergärten und Altenheime massenhaft ausgebaut werden, ohne dass katholische
Wichtigtuer ihre Kirche als Sozialleistungsverein vorführen müssten. 3,9
Milliarden zahlt die BRD jährlich für die kirchlichen Kindergärten, so
vergleichsweise läppische Beträge wie die 80 Millionen Eigenfinanzierung in der
Diözese Köln, machen das Kraut nicht fett und ließen sich durch die Streichung
der staatlichen Leistungen an die Kirchen um ein Vielfaches ersetzen. Mit
solchen Wortmeldungen wie vom Kölner Finanzdirektor will man bloß katholische
Propaganda für angebliche Sozialfunktionen der Kirchen machen. Wie man am hier
Geschilderten sieht: es gibt diese Funktionen nicht.
In Österreich
ist die Situation im Prinzip ähnlich, auch hier werden von kirchlichen Einrichtungen
geleistete Sozialdienste weitaus überwiegend aus öffentlichen Mitteln, Krankenkassengeldern
und Nutzerbeiträgen finanziert und bloß vernachlässigbare Kleinbeträge von den
Kirchen beigesteuert. Auch hierzulande käme es deutlich billiger, von kirchlichen
Einrichtungen geleistete Sozialdienste an anderweitige Institutionen zu vergeben
oder staatlich zu betreiben und dafür den Kirchen den staatlichen Geldhahn abzudrehen!