Aus dem STANDARD vom 26. Jänner 2010:
Es war ein Schock fürs politische Establishment, als vor knapp zwei Monaten
die Schweizer einem Minarettverbot zustimmten: Entgegen dem Antrag von Regierung
und Parlament, aber auch entgegen den Meinungsumfragen, stimmte das Volk mit
57 Prozent sehr deutlich dafür, den Bau von Minaretten zu verbieten.
Nun
liegt die wissenschaftliche Analyse des Volkswillens vor: Das Institut für Politikwissenschaft
der Uni Bern befragte 1000 Stimmberechtigte nach ihren Motiven. Das Fazit: Die
Wähler der politischen Mitte waren entscheidend. Denn die Linken stimmten mit
großer Mehrheit gegen das Minarettverbot, die Rechten fast geschlossen dafür.
Die Mitte-Wähler nahmen das Minarettverbot im Verhältnis zwei zu eins an, obwohl
sich die Parteien der bürgerlichen Mitte (die liberale FDP und die christdemokratische
CVP) gegen das Verbot aussprachen.
Die Autoren der Studie kommen zum Schluss,
"dass auch von denjenigen, die sich für die Chancengleichheit zwischen
Schweizern und Ausländern aussprechen und die sich für eine weltoffene und moderne
Schweiz einsetzen, rund 40 Prozent für das Minarettverbot stimmten." Ein
symbolischer Entscheid: "Bei den Motiven der Befürworter wurde am häufigsten
die Absicht genannt, ein Zeichen gegen die Ausbreitung des Islam und des von
ihm propagierten Gesellschaftsmodells zu setzen." Viele gaben an, dass
Minarette nichts mit der Religionsausübung zu tun hätten. Konkrete Kritik an
den in der Schweiz lebenden Muslimen hingegen gaben nur 15 Prozent der Ja-Stimmenden
als Motiv an.
Zum Downloaden: die
vollständige Analyse.