Johannes Mayer, ein Priesterstudent in der Diözese Augsburg, hat es klar
berechnet: es gibt in Deutschland keinen Priestermangel, sondern eher einen
Überschuss. 1960 habe es 15.500 Priester gegeben, 2008 nur noch 8.100. Aber
in derselben Zeit seien die Sonntagsmessbesucher von zwölf Millionen auf drei
Millionen zurückgegangen. Die Dienste der Kirche würden jedoch gerade von diesen
regelmäßigen Kirchgängern in Anspruch genommen, sie wären die praktizierenden
Katholiken. Dadurch kämen jetzt weniger Gläubige auf einen Priester als 1960,
es ergibt sich sogar zirka eine Halbierung der Gläubigenzahl pro Priester. Daher
gebe es keinen Priestermangel,
sondern schon eher einen "Priestersegen".
Auch die Zukunft schaut
rosig aus: "Man kann natürlich trefflich einwenden, dass in den nächsten
Jahren und Jahrzehnten eine große Anzahl von Priestern pensioniert wird. Ja
sogar ein Großteil der Priester. Dem ist sicher so. Es gilt aber auch zu beachten,
dass meist Menschen im Pensionsalter auch den überwiegenden Anteil der Gottesdienstbesucher
ausmachen. Man kann also mit Recht annehmen, dass die Abnahmen auf beiden Seiten
sich die Waage halten werden. Somit sollte sich keine deutliche Änderung der
Versorgung der praktizierenden Katholiken mit Priestern in naher Zukunft ergeben."
Priesterstudent
Mayer fasst zusammen:
"Aufgrund der verfügbaren Priester besteht kein Grund
zur Klage. Wir haben genügend Priester, um die praktizierenden Katholiken bestens
zu versorgen - auch wenn dies momentan so nicht wahrgenommen wird. Pfarreien,
die der Anzahl praktizierender Katholiken angepasst sind, wären meines Erachtens
nach die anzuzielende beste Lösung."
Aha! Das Problem ist
also nicht der Priestermangel; sondern der Gläubigenmangel! Ein freimütiges
Bekenntnis! Die berühmten "Taufscheinchristen"
brauchen keine Priester. Wobei man noch bedenken muss, dass 1960 die Beichtpflicht
bestand, den "Leib des HErrn" durfte man nur im gebeichteten Zustand
verzehren. Jetzt hat man schon lange das evangelische System übernommen, dass
die Kommuniongeher ihre Sünden sich sozusagen selber bekennen und vergeben können,
Priester zu sein, ist also heute eine recht kommode Arbeit. Die Säkularisierung
setzt sich fort: Keine Gläubigen brauchen keine Priester und die paar Pensionisten
bei der Sonntagsmesse kann man ja vielleicht mit dem Bus in einen Zentraltempel
kutschieren.
Gute Aussichten!
PS: Die von Mayer angebenen Zahlen
über Priester dürften falsch sein, laut anderen Quellen fiel deren Zahl von
1960 bis 2008 von ca. 25.000 auf 15.000. Aber diese Differenz dürfte von den
Ordenspriestern kommen, die einmal mitgerechnet wurden und einmal nicht.
Und weiters von der Zahl der Priester im Ruhestand, die aushilfsweise
vielfach noch aktiv sind.