Kopf ab wegen Wahrsagerei
Ali
Hussain Sibat ist Libanese, 46 Jahre alt und fünffacher Familienvater, 2008
pilgerte er nach Mekka in Saudi-Arabien. Dort wurde er von der Religionspolizei
verhaftet und im November 2009 einem Scharia-Gericht in Medina wegen "Hexerei"
zum Tod verurteilt. Sibat präsentierte nämlich auf dem in Beirut stationierten
arabischen Satellitenkanal Scheherazade eine Art Esoterik-Sendung, er bot Anrufern
Lebensberatungen an und sagte ihnen die Zukunft vorher.
Horoskope
und Wahrsagerei gelten im Islam als "schwarze Magie", siehe Koran
2, 102: "(..) es waren die Aufrührer, die Ungläubige waren und das Volk
Schwarze Magie lehrten. (..) Und sie wussten sicherlich, dass einer, der sich
solches erhandelt, keinen Anteil am Jenseits haben kann; und fürwahr, um Schlimmes
verkauften sie ihre Seelen (..)."
Ein Berufungsgericht empfahl der ersten Instanz, das Urteil zu überprüfen und dem Angeklagten die Möglichkeit zu geben, seine "Tat" zu bereuen. Am 10. März 2010 bestätigte das Gericht in Medina das Todesurteil. Dieses soll nun vollzogen werden - wie in Saudi-Arabien üblich durch Enthauptung mit dem Schwert.
Der
Saudi-Henker zeigt sein Arbeitsgerät
Sibats Anwältin appellierte an den libanesischen Regierungschef Saad Hariri und an Staatspräsident Michel Suleiman, sich für Sibat einzusetzen. Auch Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen haben sich des Falls angenommen: Sie verlangen vom saudischen König Abdullah, dass er die Hinrichtung stoppt. Ali Sibat sei einzig "für die friedliche Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung verurteilt worden", stellte Amnesty fest.
Ob die Hinrichtung wirklich bevorsteht, ist zurzeit unklar. Der libanesische
Botschafter in Riadh sagte, er sei nicht informiert worden, der Fall liege
immer noch bei Gericht.
In Saudi-Arabien liegen die heiligen Stätten
des Islam, das Land ist dadurch sowas wie der Vatikan des Islam. Bei uns ist
Esoterik auch strafbar, denn wer hierzulande esoterische Dienste konsumiert,
wird
quasi automatisch bestraft: er zahlt für seine Dummheit Geld an den esoterischen
Dienstleister.
Im Islam kann die Sache für beide Seiten gefährlich werden, für
den Esoteriker sogar lebensgefährlich. Daher wieder einmal zur Erinnerung:
Der Islam tritt immer wieder als finstere Wiederkehr des finsteren Mittelalters
auf, das soll man nie vergessen!
PS vom 26.Juni 2012: Ein Versuch
im Internet etwas über das weitere Schicksal des libanesischen Esoterikers zu
erfahren, blieb ohne Ergebnis, seit Herbst 2010 waren dazu nirgendwo Meldungen
zu finden.