Der interessante Bericht der OÖN über die Reformation in Oberösterreich hat
wieder einmal aufgezeigt, welches Unheil religiöser Eifer in der katholischen
Kirche in der Gegenreformation hunderten, fleißiger Bürgern, Handwerkern und
Bauern in unserem Lande gebracht hat. Blühende Handels- und Gewerbezentren wurden
zerstört und tausende Menschen verloren über Nacht Hab und Gut, weil sie ihre
Heimat wegen ihres Glaubens verlassen mussten. Diese Untaten reihen sich nahtlos
an unzählige andere, in den vor- und nachgehenden Jahrhunderten.
Man sollte
meinen, dass die katholische Kirche aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt,
aber dem ist nicht so. Bis in unsere Zeit haben Angehörige dieser Kirche in
sogenannten, wohltätigen Organisationen auf der ganzen Welt (z. B. Irland, USA
, etc.) aber auch in unserem Lande, durch Gewalt und Missbrauch unsägliches
Leid über ihr anvertraute, hilflose Menschen, darunter auch viele Kinder, gebracht.
Was
mich dabei am meisten betroffen macht, ist die Tatsache, dass die Kirche bis
heute versucht hat, diese Untaten unter den Teppich zu kehren und dabei noch
die Schuldigen der öffentlichen Gerechtigkeit zu entziehen. Erst der ungeheure
Druck der öffentlichen Meinung beginnt, ein zögerliches Umdenken zu bewirken.
Eine
Organisation, die seit Jahrtausenden die Gottes- und Nächstenliebe zu ihrem
höchsten Glaubensgut erklärt, hat damit für mich und viele andere jegliche Glaubwürdigkeit
verspielt. Der dramatische Anstieg der Kirchenaustritte ist ein beredtes Zeichen
dafür.
F. Michalicka
Wenn man in den OÖN vom 25. Mai als kritischer Katholik in der Rubrik "Betrifft"
die Stellungnahme von F. Michalicka ("Reformation") liest, ist man
an das legendäre Wort Bruno Kreiskys erinnert: "Lernen Sie Geschichte".
Der
religiöse Eifer der Reformation und Gegenreformation hatte seinen tieferen Grund
darin, dass damals - vor der späteren Trennung von Religion und Staat - die
Religion als Grundlage des Staates galt. Der Abfall der einen zur anderen Konfession
wäre bei heutigen Verhältnissen vergleichbar mit der völligen Auflehnung gegen
den Grundwert Demokratie.
Wenn jemand die "sogenannten wohltätigen Organisationen"
mit der Etikette "Kriminalgeschichte" versieht, dann frage ich mich,
wer wohl unser Spitalswesen erfunden hätte, wenn die Christlichen Bruderschaften
und Frauenorden nicht die Krankenpflege zu einem gesellschaftlichen Wert erhoben
hätten; was wohl aus unserem Schulwesen und den Universitäten ohne die Mönchsklöster
geworden wäre. Dasselbe ließe sich bezüglich Bildung, Musik und Kunst fragen.
Gott sei Dank haben diese der christlichen Nächstenliebe entsprungenen Initiativen
"weltliche" Nachfolge gefunden.
Ich bin jetzt im neunten Lebensjahrzehnt.
Ich habe den Humanismus und die Weltanschauungen ohne Gott am eigenen Leibe
erfahren. War Zwangsarbeiter, habe die Heimat verloren. Als ausgeplünderter
Flüchtling habe ich in der katholischen Bahnhofsmission in Wien Aufenthalt und
eine Bahnkarte bekommen. Ein katholischer Pfarrer hat mich mutig über die Zonengrenze
nach Oberösterreich gebracht.
Es gibt auch die glaubwürdige Kirche. Ich habe
sie erlebt.
Dr. Georg Wildmann, per E-Mail
Lernen wir vom Herrn Dr. Wildmann Geschichte: Die Zeit der katholischen
Hochherrschaft in der die katholischen Grundwerte herrschten, ist mit den heutigen
Verhältnissen mit dem Grundwert der Demokratie vergleichbar. Wer damals nicht
katholisch sein wollte, der war also sowas Ähnliches wie heute ein antidemokratischer
Neonazi.
Dafür hat beim Wildmann die katholische Kirche das Spitalswesen
erfunden. Vorher hat man Verletzte und Kranke anscheinend nicht behandelt. Zwar
hat es auch bei den einfachsten Völkerschaften schon in der vorkatholischen
Steinzeit "Medizinmänner" gegeben. Ganz ohne christliche Nächstenliebe.
Auwei! Bildung, Musik und Kunst waren auch katholische Erfindungen, die alten
Ägypter, Babylonier, Juden, Griechen, Römer kannten das alle nicht, das kam
erst durch die katholische Kirche über uns? Auch ist es im Geschichtebild des
Herrn Wildmann nicht wahr, dass die allgemeine Schulpflicht eine Einführung
der Aufklärung war.
Wie sich die katholische Nächsten- und Feindesliebe
seit der Abschaffung der Religionsfreiheit durch das Dreikaiseredikt Cunctos
populos im Jahre 380 entwickelte, müsste selbst einem Katholiken im neunten
Lebensjahrzehnt bekannt geworden sein. Kreuzzüge, Gesinnungsterror, Glaubenskriege,
Ketzer- und Hexenverfolgung, Ausbeutung und gnadenlose Unterdrückung der Menschen.
Bei
Herrn Wildmann alles Grundwerte wie die heutige Demokratie. Er hat schließlich
in der katholischen Bahnhofsmission genächtigt und eine Fahrkarte bekommen,
damit war für ihn das katholische Mittelalter bewältigt und er ist für die Grundwerte
der Gegenreformation. Gut, dass diese Gegenreformatoren keinerlei Möglichkeiten
mehr haben, uns wieder "katholisch zu machen", weil das Abendland
nimmer in dieser grauslichen Christenhand ist. Worüber - vielleicht abgesehen
vom HC "Christenhand" Strache und Herrn Wildmann - die Menschen froh
und glücklich sind!