Missbrauchsopferzwischenbilanz

Am 9. Juni 2010 ließ die katholische Opfertante Waltraud Klasnic wissen: 193 Opfer kirchlichen Missbrauchs und kirchlicher Gewalt haben sich bisher bei der vom Täteronkel Schönborn eingerichteten katholischen Missbrauchsopferkommission gemeldet. 120 Fälle betreffen Männer, 65 Frauen, die restlichen acht Opfer scheinen unbekannten Geschlechts zu sein. Für einige wenige der Betroffenen werden Therapien bezahlt, Frau Klasnic hat mit 19 Opfern persönlich gesprochen und 250 Telefongespräche geführt. Bis Jahresende will man einen "groben Überblick" haben. Über kirchliche Entschädigungen gibt es keine fassbaren Angaben, man will Therapien bezahlen und meint, die kirchlichen Entschädigungen sollten "großzügig" sein. Der frühere Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche", Hubert Feichtlbauer, sagt dazu: "ich erwarte von der Bischofskonferenz, dass sie präzisiert, woher die Mittel kommen". Außerdem sollte die Kommission Vorschläge für strukturelle Änderungen in der Kirche machen.

Einige Mitglieder der Kommission fordern nun die Einrichtung staatlicher Stellen zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Wobei man sich allerdings auf ähnliche Vorfälle außerhalb der katholischen Kirche bezieht. Ob man nicht überhaupt mit der Klasnic-Kommission irgendwie den Bock zum Gärtner gemacht hat, darüber denkt in der Kommission aber einstweilen anscheinend noch niemand laut nach.

Die kirchenunabhängige Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt hat bis heute 260 Opfermeldungen entgegengenommen und betreibt weiterhin Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 die Hotline 0699 10 369 369. Seitens der Plattform wird kritisiert, dass man keinerlei öffentliche Unterstützung bekommt und alle Tätigkeiten ehrenamtlich und auf eigene Kosten ausgeübt werden müssen. Dafür hat man allerdings auch mehr zu bieten: eine von Täteronkel Schönborn und Opfertante Klasnic unabhängige Opferbetreuung. Es ist ja wahrlich grotesk, dass die schuldtragende Organisation die in ihrem Bereich geschehenen Untaten selber "bewältigen" darf. Damit werden die Opfer neuerlich gedemütigt.

Siehe dazu auch Info Nr. 125, Info Nr. 136, Info Nr. 137, Info Nr. 158 und Info Nr. 163!