Wie auf dieser Site ja schon einige Male in verschiedenen Beiträgen erwähnt
(siehe Info Nr. 1, Info Nr.
111, Info Nr. 188 und Nr.
196), hat die Erzdiözese Wien eine Aktion "Apostelgeschichte 2010"
ablaufen lassen. Dazu wurden im Herbst 2009, im Frühjahr 2010 und im Oktober
2010 sogenannte "Diözesanversammlungen" abgehalten, wo sich jeweils
über tausend Kleriker und aktive Gläubige versammelten, eine eigene Homepage
zur "Apostelgeschichte" wurde ebenfalls angelegt (apg.at).
Die ersten beiden Diözesanversammlungen hatten als Hauptthemen die
Vorbereitung einer Missionswoche, die (nach Pfingsten) vom 25. bis 30. Mai 2010
ablaufen sollte. Auf apg.at ist Vorbereitungsmaterial
für diese Woche zu finden, auch auf der Site der Erzdiözese waren eine Menge
Beiträge zur "Missionswoche" auffindbar. Nach dem 30. Mai hätte man
sich nun eigentlich erwarten sollen, dass die katholische Kirche in Wien
und dem östlichen Niederösterreich (die dortigen Pfarren gehören auch zu Wien
und nicht zu St. Pölten) ausführlich von dieser Missionswoche berichten könnte. Allerdings waren auf der Apostelgeschichte-Site
dazu nur zwanzig Berichte
aus den 660 Pfarren der Diözese zu finden und diese Berichte waren ziemlich
inhaltslos. Es ging um Infostände und verteilte Flugblätter, auf Fotos sah man
jeweils einige Leute herumstehen, in keinem einzigen Beitrag war irgendeine
Art von Erfolgsbericht zu finden.
Im Oktober fand die 3. Diözesanversammlung
statt. Es war abzuwarten, was diese Versammlung für ein Resümee dazu zog.
Wie die entsprechend vervollständigte apg.at zeigt: Seltsamerweise
gar keines. Die "Missionswoche" fand keine Erwähnung. Wenn
man nun im Suchprogramm der Homepage der Diözese Wien das Wort "Missionswoche"
eingibt, erhält man nur zwei Fundstellen (vor der "Missionswoche"
waren es Dutzende). Die eine verweist auf ein APA-Interview mit Kardinal Schönborn,
dort kommt das gesuchte Wort vor: "In den letzten zehn Jahren hat es
in Wien vielversprechende Ansätze für einen neuen missionarischen Aufbruch gegeben
- natürlich in vollem Respekt vor der Freiheit, dem Gewissen und der Würde der
Menschen, die nicht, noch nicht oder nicht mehr zur Gemeinschaft der katholischen
Kirche gehören. Ich denke an den roten Faden, der u.a. das Symposion Großstadtseelsorge,
die große Stadtmission, die alljährliche Erfahrung der "Langen Nacht der
Kirchen", die Missionswoche heuer zu Pfingsten verbunden hat: Die Kirche
macht ihre Türen auf, sie geht aber auch dorthin, wo die Menschen sind und lädt
ein zum Gespräch über 'Gott und die Welt', zum Dialog über die drei Fragen,
die letzten Endes jeden Menschen umtreiben: Woher komme ich, wohin gehe ich,
wozu ist mein Leben?" Also einige Allgemeinplätze wie sie Schönborn
sowieso bei jeder Gelegenheit sagt, aber nichts Konkretes zur "Missionswoche"
im Mai.
Die zweite Erwähnung war in einem Beitrag mit dem Titel "Neues
ausprobieren", hier kam das Wort so vor: "Am Samstag, 16. Oktober
2010, ging mit der dritten Diözesanversammlung auch der Prozess der Apostelgeschichte
2010 (APG 2010) in der Erzdiözese Wien zu Ende. 'Die Idee von an Beginn war,
dass wir uns in unserem Glauben und Kirchesein, in unserer Lust, als Getaufte
auf die Welt zuzugehen, erneuern', sagte Veronika Prüller-Jagenteufel, Theologin
und Mitglied des Organisationsteams, vor Journalisten. (..) 'Es war auch in
dieser Versammlung hörbar und spürbar, dass da sehr viel gewachsen ist. Die
Menschen haben sich in der Missionswoche und anderen Aktionen etwas Neues getraut,
sich beispielsweise in der Fußgängerzone einmal hingestellt oder ihre Kirchen
geöffnet. Beeindruckt hat mich ein Zeugnis einer Frau, die am Stammtisch im
Gasthaus über ihren Glauben gesprochen hat', erzählte Prüller-Jagenteufel."
Eine
Frau, die im Wirtshaus vom Glauben redet, war also bereits ein "beeindruckendes
Zeugnis". Was diese Missionierung sonst noch gebracht haben soll, fand
keinerlei Erwähnung. Offenbar haben sich in den 660 Pfarren nur ein paar
Dutzend Leute hingestellt, irgendwelche Zettel verteilt, ohne irgendein berichtbares
Echo hervorzurufen, der allergrößte Teil der Pfarren dürfte entweder gar
nichts gemacht haben oder nichts, was irgendwo eine Erwähnung verdienen täte.
Das Stichwort "Missionswoche" förderte auch bei Google nur Vorschauberichte
vor dieser Woche zutage und nichts nachher. Die "Apostelgeschichte 2010"
wurde somit praktisch ohne Ergebnis zu Ende geführt. Auf der Apostelgeschichte-Site
wurde in der letzten Oktoberwoche von der 3. Diözesanversammlung berichtet,
kein Wort über die Missionswoche, kein Bericht über irgendeine Art von erreichter
Außenwirkung.
Bloß zwölf "Erfahrungsberichte",
die auf der 3. Diözesanversammlung vorgetragen worden sein dürften, wurden auf
apg.at dokumentiert, sie lesen sich alle etwa so: "Erfahrungsbericht von
Christine Mühlbacher, Pfarre Purkersdorf, PGR-Mitglied, Pfarrhelferin - Ein
'neues' Bewusstsein dafür, dass wir alle Kirche sind und der Ruf der Nachfolge
für uns alle gilt, die wir durch Taufe und Firmung zum gemeinsamen Priestertum
berufen sind. Wobei es wichtig ist, dass wir unseren Glauben nicht nur bekennen,
sondern ihn auch, mit Christus als unserer Mitte, leben."
Passt
schon so, lebt mit Eurem Jesus in Eurer Mitte und lasst die anderen Leute damit
in Ruhe. Das Missionieren können die Zeugen Jehovas weit besser und die
machen damit auch keinen Riss. Obwohl sie seit hundert Jahren Tag für Tag von
Tür zu Tür gehen, haben sie in Österreich nur gut 20.000 Mitglieder. Wenn die
katholische Kirche nicht in der glücklichen Lage einer immer noch vorhandenen
Massentradition wäre (ein großer Teil der Babys wird immer noch getauft) und
ihre Anhänger durch die Mission gewinnen müsste, die katholische Kirche wäre
eine Sekte.
So schaut's aus und das ist gut! Die "Apostelgeschichte
2010" war eine Kurzgeschichte, der Probelauf für die so oft angekündigte
"Neuevangelisierung Europas" ein Flop.
Nachtrag vom 20.11.2010:
Eine
Art Lichtbildervortrag mit Klavierbegleitung ist dazu jetzt auf YouTube aufgetaucht.
Wer den Nerv hat, kann sich gut elf Minuten lang anschauen, wie man religiös-poetisch
die Apostelgeschichte 2010 zusammenfassen könnte. Fromme Menschen in verschiedener
Ausführung und Ergriffenheit, einfältig & fröhlich, ergriffen & ernst,
himmelsgewandt, irdisch vernetzt, begleitet von Klaviergeklemper. Dass die "Apostelgeschichte
2010" irgendeine Art von Außenwirkung gehabt haben könnte, stellt die Bilderschau
nicht dar. Als Atheist freut man sich, vom Kreuz und vom HErrn Jesus nicht heimgesucht
worden zu sein und daher ein normales Leben auf Erden führen zu können, unbeeinträchigt
von absurden Fantastereien! Freut Euch des Lebens und freut Euch der Glaubenslosigkeit,
wir sind nicht so wie jene dort: