Unternehmerfinanzierte Christgewerkschafter

In Deutschland hatte es im Bereich der Leiharbeit "Christliche Gewerkschaften" gegeben, die in der Leiharbeiterbranche berechtigt zum Abschluss von Kollektivverträgen gewesen waren. Diese Verträge zeichneten sich vor allem durch ihre hohe Dienstgeberfreundlichkeit aus. In vergangenen Zeiten nannte man solch im Interesse der Unternehmer agierende Pseudointeressensvertretungen "gelbe Gewerkschaften". Diesen christlich-gelben Gewerkschaften in Deutschland wurde im Dezember 2010 durch ein Urteil des Bundesarbeitsgerichtes die Berechtigung zum Abschluss von Kollektivverträgen entzogen, da diese Vertragswerke durch Dumpinglöhne den Interessen der Beschäftigten schadeten.

Nun flog auch noch auf: die von diesen "Gewerkschaften" behaupteten Mitgliederzahlen waren falsch: die Mitglieder wurden von den an einer schlechten Vertretung der Beschäftigten interessierten Unternehmern zustande gebracht.

Frontal21-ZDF-Bericht vom 8.3.2011: "Die Artos-Unternehmensgruppe mit Sitz in Dortmund hat den Christlichen Gewerkschaften jahrelang Leiharbeiter als Mitglieder zugeführt - häufig ohne Wissen der Betroffenen. Frontal21 liegt eine Mitgliederliste der Christlichen Gewerkschaften mit rund 1.500 Leiharbeitern aus dem Ruhrgebiet vor. Bei einer Stichprobe stellten Frontal21-Reporter fest: von 100 Befragten wussten nur vier von ihrer Mitgliedschaft. "Offensichtlich hat sich das Unternehmen mit den künstlichen Gewerkschaftsmitgliedern den Haustarifvertrag zahlen lassen", urteilte Professor Peter Schüren, Arbeitsrechtler an der Universität Münster. Die Artos-Unternehmensgruppe ist an mehreren Zeitarbeitsfirmen beteiligt und hat 2004 einen Haustarifvertrag mit den Christlichen Gewerkschaften abgeschlossen, der Dumping-Stundenlöhne von 4,81 Euro ermöglichte. Es gebe einen starken Verdacht auf schwere Wirtschaftskriminalität; dem müsse nun nachgegangen werden."

Was lernt man daraus: wenn wo "christlich" draufsteht, dann sollte man besonders vorsichtig sein. Es könnte schließlich nicht Nächstenliebe und Solidarität, sondern Wirtschaftskriminalität dahinterstecken.