Der Teufel ist wieder da

Die katholische Kirche hat nach dem 2. Vatikanischen Konzil den Teufel weitgehend aus ihrer Verkündigung gestrichen.
Knappe 2000 Jahre war es der wesentliche Schwerpunkt der christlichen Lehre gewesen, die Menschen mittels Gottesfurcht furchtbar zu terrorisieren, zu verblöden, zu beherrschen und auszubeuten. Beim Versuch der wirklichen Welt etwas näher zu kommen, hat man wohl auch bemerkt, dass der verdammende Gott, der die Sünder in aller Ewigkeit in der Hölle quälen und foltern lässt, keine charakterlich besonders hochwertige Figur ist. Wenn zum Beispiel der Hitler Juden und politische Gegner in den KZs foltern und umbringen ließ, so hatte das zumindest in der Gaskammer oder beim Felssturz im Steinbruch ein Ende. Der liebe dreifaltige Christengott verordnete den Verdammten aber ein Auschwitz auf ewig. Also war man in der katholischen Kirche in den 1960er-Jahren einsichtig und entsagte der Verdammungslehre. Allerdings auf die übliche heuchlerische Art: Man redete kaum noch davon und konnte sich auch gar nimmer erinnern, es früher getan zu haben.

Aber wirklich vom göttlichen Folterknecht "Teufel" hat man doch nicht lassen können. Der Teufel feiert unter Papst Ratzinger ganz vorsichtig sein Comeback! Zwar ist es auch weiterhin üblich, dass die Ewige Verdammnis verdammt selten in den Predigten vorkommt, aber den Teufel gibt's auf vatikanische Anordnung wieder in allen Diözesen. Der Vatikan bietet jetzt verstärkt Exorzismuskurse an. 2004 wurde in Mexiko die erste "internationale Exorzismuskonferenz" durchgeführt, auf der beschlossen wurde, verstärkt gegen den "Okkultismus" vorzugehen. Im September 2005 wandte sich Papst Ratzinger an die Teilnehmer des Nationalkongresses der italienischen Exorzisten und forderte sie auf, "mit ihrem wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren". Die päpstliche Universität Regina Apostolorum in Rom bittet seither wieder Lehrkurse in Teufelsaustreibung an. Es wird angestrebt, in jeder Diözese einen Teufels- und Dämonenaustreiber, einen Exorzisten zu installieren (siehe dazu z.B. Standard vom 1.4.2011).

Die Diözesen sind zum Teil nicht unbedingt begeistert von dieser Rückkehr in den altertümlichen Aberglauben. In Österreich haben bisher nur die Diözesen Wien, St. Pölten und Linz einen abgerichteten Teufelsaustreiber und sie schweigen darüber in der Öffentlichkeit. Aber bei Bedarf sind sie bereit, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen mittelalterlichen Narren und Scharlatanen auszuliefern.

Nach dem bürgerlichen Recht ist die Behandlung von Kranken durch medizinisch nicht entsprechend Ausgebildete verboten: § 184 StGB Kurpfuscherei. Wer, ohne die zur Ausübung des ärztlichen Berufes erforderliche Ausbildung erhalten zu haben, eine Tätigkeit, die den Ärzten vorbehalten ist, in bezug auf eine größere Zahl von Menschen gewerbsmäßig ausübt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen zu bestrafen.

Aber die Justiz wird sich natürlich nicht trauen, religiöse Narren daran zu hindern, psychisch Kranke zu misshandeln. Die Exorzisten bräuchten jedoch offensichtlich selber medizinische Hilfe. Wer an die Besessenheit, an Teufel und Dämonen glaubt, braucht psychiatrische Betreuung! Vielleicht sollte man Papst Ratzinger und seine Exorzisten zum Amtsarzt vorladen und Verfahren zur Bestellung von Sachwaltern einleiten?

Lest die aktuelle katholische Gebrauchsanweisung zum Teufelsaustreiben!