Der Missbrauch geht weiter

Papst Ratzinger hatte versucht damit zu protzen, dass die katholische Kirche vorbildlich sei im Umgang mit der Bewältigung der Kindesmissbräuche, ja er meinte sogar, die katholischen Methoden sollten auch im säkularen Bereich angewandt werden (siehe Info Nr. 665).

Wenn ich religiös wäre, schriebe ich jetzt: da sei Gott davor! Mangels an Göttern ist jedoch niemand davor, wie ein Bericht im Spiegel zeigte, daraus einige Beispiele zur katholischen Methoden im Missbrauchsumgang:

Gleich einleitend eine Frohbotschaft: "Zwei Millionen Amerikaner sind aus der katholischen Kirche ausgetreten" - weniger frohsinnig die Fortsetzung des Satzes: "weil immer neue Fälle sexuellen Missbrauchs bekannt werden". Und der nächste Satz zeigt, wie typisch katholisch es zuging: "In Geheimarchiven fanden Online-Aktivisten nun Beweise, dass auch Bischöfe die Vorfälle systematisch vertuschten - und die Täter so schützten." Es folgen eine Reihe von Beispielen, wie Opfer ignoriert und die Täter beschützt wurden. Deshalb wurde in den USA eine Organisation gegründet: BishopAccountability.Org (Bischöfliche Verantwortlichkeit), diese Organisation will erreichen, dass die schuldtragenden Bischöfe persönlich zur Verantwortung gezogen werden.

Obwohl die katholische Kirche in den USA nach den jahrelangen Strafverfahren und Verfahren wegen Entschädigungszahlungen im Mai 2011 stolz verkündet hatte, die Probleme wären bereinigt, geht es immer noch weiter, auch aktuell fliegen wieder neue Straftaten auf und pädophile Kleriker stehen wieder vor Gericht. In Philadelphia ist jetzt im Zuge eines Verfahrens ein geheimes Vertuschungsarchiv entdeckt worden, unter den mutmaßlichen Tätern ist erstmals auch ein Bischof. Solche Geheimarchive wurden von BishopAccountability.Org online gestellt.

Ein konkretes Beispiel aus dem Spiegelbericht: "In Kansas City entdeckte ein Computertechniker im Dezember 2010 sexuell aufreizende Fotos von kleinen Mädchen auf dem Laptop eines Priesters, sogar bei der Ostereier-Suche soll er Aufnahmen von Kindern gemacht haben. Doch statt den Geistlichen anzuzeigen, legten seine Vorgesetzten ihm lediglich nahe, Kontakt mit Minderjährigen zu meiden. Er war jedoch weiterhin Stammgast bei Kinderpartys. Erst im Mai informierte der zuständige Bischof die Behörden - obwohl er in einem Prozess gegen 47 Priester seiner Diözese vor drei Jahren gelobt hatte, jeden Verdacht künftig umgehend zu melden."

Befürchtet wird nun, dass die katholische Kirche daraus lernen könnte, aber nicht so, wie man es als Anhänger des Rechtsstaates vermuten würde, sondern so, dass Missbrauchsfälle in Hinkunft nicht mehr dokumentiert würden, sondern nur noch mündlich geregelt. Die katholische Kirche, seit Jahrhunderten Weltmeister im Lügen und Heucheln, wird sich auch in Zukunft zu helfen wissen, ihre durch den Zölibatszwang vorausgewählten perversen Sexualtriebtäter zu schützen. Im Namen Anonymen der katholischen Kirche in Ewigkeit, amen.