Hinaus aus der Volkskirche ...

... hinein in die Entscheidungskirche!

Der katholische österreichische Oberbischof Schönborn verkündete am 22.12.2011 vor Weihnachten nochmals sein hier schon mehrfach erwähntes Reformprogramm. Es werden hier dazu Versatzstücke aus der diesbezüglichen Meldung aus religion.ORF.at verwendet und mit einigen neckischen Anmerkungen ergänzt.

ORF: Kardinal Christoph Schönborn setzt auf einen "Neustart" in der Kirche. In der gegenwärtigen Umbruchssituation von einer Volkskirche hin zu einer Entscheidungskirche überzeugter Christen seien bereits erste Anzeichen einer neuen Gestalt der Kirche wahrnehmbar.

Ist doch schön! Die alte Volkskirche ist schon einige Jahrzehnte bedingt durch den Klimawandel in Österreich im langsamen Dahinschmelzen. Bis die katholische Kirche ganz geschmolzen ist, wird es aber noch dauern. Aber Schönborn hat schon das neue Projekt. Die Entscheidungskirche!
Schönborn jammert dann ein bisschen über die Pfarrerinitiative, akzeptiert sogar, dass es Probleme gibt, aber er hat andere Lösungswege als seine Pfarrerrebellen! Einen Reformkurs, der von einer missionarischen Grundhaltung geprägt ist! Die Weihnachtsbotschaft lautet "Hoffnung"!

ORF: Trotz aller Sorgen wolle er den Menschen zu Weihnachten Mut und Hoffnung machen, so der Kardinal. Auch die Menschwerdung Gottes sei in einer schwierigen Zeit in schwierige soziale Verhältnisse hinein erfolgt. Trotzdem würden diese Probleme von der Botschaft der großen Freude überstrahlt. So wolle er gerade zu Weihnachten den Menschen die Gegenwart Gottes ans Herz legen und sagen: "Es gibt viele Gründe zur Sorge aber es gibt noch viel mehr Gründe zur Hoffnung."

Der arme Jesus war zwar nur ein jüdischer Endzeitprophet, der weder eine neue Kirche gründen wollte, noch jemals auf die Idee kam, ein Gottessohn zu sein. Das haben alles seine Nachlassverwalter inszeniert (siehe dazu: Der Jesus-Wahn). Was ein Schönborn 2000 Jahre später meint, dass der Jesus irgendwem ins Herz legen gewollt hätte, davon hat der arme jüdische Prediger, der sich mit dem damaligen Establishment auf sehr ungesunde Weise angelegt haben dürfte, nie was gesagt.
Hoffnung könnte allerdings durch eine Politik gemacht werden, die sich weniger um Börsenkurse als um die Interessen der arbeitenden Menschen kümmert. Aber das gibt's zurzeit nicht in Österreich. Maximal Almosen für den armen Lazarus, damit dem reichen Prasser genug für die nächste Spekulationsblase bleibt. Die Leute, die die Arbeit machen, bekommen seit 20 Jahren Reallohnkürzungen.
Aber sowas ist dem Herrn Kardinal sowieso von Herzen wurscht. Er macht sich lieber Sorgen wegen der Pfarrerinitiative.

ORF: (Man) müsse man auch sehen, dass die Pfarrer-Initiative mit ihrem "Aufruf zum Ungehorsam" der katholischen Kirche in Österreich "innerhalb der katholischen Milieus weltweit geschadet" habe. International seien nur die negativen Schlagzeilen hängen geblieben, dass die Kirche in Österreich in der Krise stecke bzw. vor einer Spaltung stehe. Das sei besonders ärgerlich, weil es auch einige ermutigende innerkirchliche Initiativen gebe, so der Wiener Erzbischof, etwa den in der Erzdiözese Wien gestarteten Reformprozess. Sowohl der Hirtenbrief als auch der gesamte Reformprozess hätten internationale Beachtung gefunden, besonders auch in Deutschland, so der Kardinal.

Leider steht dann im ORF-Text nicht, was genau solche Beachtung aus seinem Reformprozess gefunden hätte. Daher musste in kathpress nachgeguckt werden, dort stand das dann ganz konkret:
Kathpress: In drei Projektgruppen werde derzeit gearbeitet. Allem zugrunde liege die Frage, "was bedeutet es heute, Christ zu sein und bei Jesus in die Lebensschule zu gehen?" Die erste Projektgruppe arbeite an diesem Projekt der "Jüngerschule". Zentral bei deren Überlegungen sei eine missionarische Haltung: "Zur eigenen Überzeugung stehen und sie in offener Weise anderen anzubieten ist etwas ganz Selbstverständliches" (..). Mission gehöre zum "Grundauftrag der Kirche". Die zweite Projektgruppe beschäftige sich mit Strukturfragen (..): "Wir haben heute genausoviele Pfarren in Wien bzw. sogar einige mehr als vor 50 Jahren. Zugleich hat sich die Katholikenzahl halbiert. Da ist allen klar, dass es Veränderungen geben muss". Welche, werde derzeit erarbeitet. Die dritte Projektgruppe beschäftige sich schließlich mit Ressourcenfragen. Es gehe darum, wie die begrenzten und zurückgehenden personellen und finanziellen Ressourcen am sinnvollsten eingesetzt werden können, so dass auch Platz für Neues möglich ist. Die Erzdiözese habe dabei einen enormen Vorteil etwa im Vergleich zum Staat, so Schönborn: "Wir sind schuldenfrei." Schließlich gebe es auch genug konkrete "Hoffnungszeichen" für die Kirche. Als ein Beispiel erwähnte der Kardinal das "Jungfamilientreffen" vom Juli im oststeirischen Pöllau: Hier habe man die "Kirche der Zukunft" spüren können: "Junge Familien, die mit Mut und Zuversicht ihr Ja zu Kindern und zum Glauben leben."

Na dann ist ja der Weg geebnet! Die schuldenfreie Kirche baut sich in eine Entscheidungskirche um, schmeißt alle Taufscheinchristen hinaus, sperrt einen großen Teil der Pfarren zu und werkt weiter! Offensive Jünger lernen beim Jesus und verkünden dann die eigene Überzeugung! Dann gibt's überall Jungfamilientreffen und Jüngerfeste, keinen Priestermangel und keine Pfarrerinitiative. Man kann sich auf die Leute konzentrieren, die wirklich und wahrhaftig vollkatholisch sind.
Ja, macht das! Eine Superidee! Die Volkskirche ist untergegangen, wie der Phönix aus der Asche erhebt sich eine frei entscheidende Bekenntniskirche! Die hat bestimmt mehr Mitglieder als die Zeugen Jehovas und vielleicht sogar mehr als die Protestanten. Aber lauter bekennende Jünger! Zu schade, dass dieses Wegschmelzen und Neuaufbauen noch eine Weile dauernd wird, aber wir Säkularisten werden voller Wohlwollen zuschauen. Nur noch echte Entscheidungskatholiken und viel mehr Konfessionsfreie!