In Info Nr. 948 wurde hier über die aktuelle
Entwiclung in der von der katholischen Kirche in Indien gestartete Verfolgung
des Rationalisten Sanal Edamaraku berichtet, in Deutschland gab es dazu nun
einen Protestbrief an die indische Botschaft:BERLIN.
(hpd Meldung Nr. 13734 vom 11.7.2012) In einem Offenen Brief hat die Präsidentin
des Dachverbands Freier Weltanschauungsgemeinschaften an die Botschafterin Indiens
in Deutschland appelliert, das Recht auf Meinungsfreiheit in Indien zu verteidigen
und Sanal Edamaraku einen fairen Prozess zu ermöglichen.
In einem Vorort
von Mumbai, Vile Parle, hatte Sanal Edamaraku, Präsident der Indian Rationalist
Association, auf Einladung eines TV-Senders in einer katholischen Kirche
das Kruzifix begutachtet, da dort seit einigen Tagen Wassertropfen zu sehen
waren, die an dem Körper des Gekreuzigten wie Tränen herabliefen. Die katholische
Geistlichkeit bewertete die Tränen als Wunder, Tausende kamen, staunten und
die Priester verkauften die aufgefangenen und abgefüllten Tränen als Heilmittel.
Edamaruku
suchte und fand den verstopften Abwasserkanal eines Waschsalons, dessen Wasser
sich nun neue Wege suchte und am Kreuz austrat. Wunder? Keines. Die Kirchenvertreter
drohten, ihn zu verklagen, was sie dann auch taten.
An Ihre Exzellenz, Frau Botschafterin Sujatha Singh
Botschaft von Indien,
Tiergartenstraße 17, 10785 Berlin
Sehr geehrte Frau Singh, Ihre Exzellenz,
mit
Bestürzung verfolgt der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften die
Bestrebungen der katholischen Kirche in Indien, die Meinungsfreiheit und die
Grundrechte auf einen fairen Prozess von Sanal Edamaraku zu behindern. Unterstützt
wird sie dabei leider von den Behörden Indiens.
Sanal Edamaraku nahm sein
Recht auf Meinungsfreiheit wahr, als er ein angebliches Wunder in einer katholischen
Kirche als technisches Problem entlarvte und er handelte dabei im Sinne der
indischen Verfassung, die alle Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich verpflichtet,
"eine grundsätzliche Neigung zur Wissenschaft, Humanismus und den Geist
der Forschung und Erneuerung zu entwickeln."
Statt stolz darauf zu sein,
dass ein Mensch sachlich und fachlich korrekt "Wunder" prüft ganz
im Geiste der Verfassung seines Landes, werden seine Handlungen als Blasphemie
dargestellt. Damit wird auch sein Recht auf Meinungsfreiheit und Religionskritik
beschnitten. Der indische Staat bekennt sich zu der allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte der VN. Darin ist dieses Recht klar enthalten.
Wir appellieren
daher an Sie als Vertreter der indischen Regierung, alles zu tun, damit zum
einen die Anklagen kritisch auf ihre Berechtigung nach indischem Gesetz geprüft
werden und zum zweiten in jedem Falle ein fairer Prozess ohne Vorverurteilung
in der Öffentlichkeit garantiert wird.
Mitgliedsverbände des Dachverbandes
stehen in enger Verbindung zu indischen Organisationen und fördern seit Jahren
einen Jugendaustausch. So werden auch in diesem Jahr wieder eine Gruppe Jugendlicher
aus Indien zu Gast in Deutschland sein und im September Vertreter der Verbände
nach Indien reisen. Wir verfolgen daher im Sinne der Verbundenheit aufmerksam
alle Entwicklungen bezüglich der Meinungsfreiheit und der Grundrechte in Ihrem
Land.
Mit freundlichen Grüßen - Renate Bauer