Glockenschallerbach

Im Juli 2012 weilt der englische Fußballmeister Manchester City auf einem aufwändig und kostspielig eingerichteten Sommertrainingslager in Seefeld, Tirol. Fast alle Wünsche der Engländer wurden erfüllt, was nicht so sehr überraschte, schließlich gibt der Verein dafür gut 250.000 Euro aus. Nur fast alle Wünsche, ein Wunsch blieb unerfüllt, der Pfarrer ließ sich nicht erweichen, es zu unterlassen, des morgens in aller Frühe um sieben Uhr mittels Kirchenglocken-Bim-Bam-Bum die Spieler vorzeitig aus den Betten zu läuten. Geläutet wird zur Frühmesse und zur Ehre Gottes, die Gäste aus dem so gar nicht katholischen Britannien haben sich eben den falschen Ort ausgesucht. Bim-bam-bum und amen.

Die Daily Mail hatte vorerst geglaubt, in Tirol wäre man am Fremdenverkehr orientiert und nicht am religiösen Fanatismus:


Heute berichtete:

In der Schweiz unterhielt die Blick-Meldung die Leute:


Auch die Welt schrieb darüber:

So einen schönen Umsatz mit Fußball wird das Seefelder Hotel möglicherweise nächstes Jahr nimmer machen und womöglich empfinden auch andere Gäste frühmorgendliches Kirchengeläute als entbehrlich und fahren woanders hin.

Das Läuten der Kirchenglocken hatte irgendwann in grauer Vorzeit den Zweck, die Menschen zur Messe zu rufen, Kirchenglocken waren also so eine Art katholischer Muezzin. Später hatten Kirchenglocken auch noch eine zivile Bedeutung: das Schlagwerk der Kirchturmsuhr informierte die noch weitgehend uhrlosen Leute über die Uhrzeit und mindestens dreimal am Tag wurde ganz fest und laut geläutet, morgens, mittags und abends. Das Geläute verkündet lautstark die Anwesenheit der göttlichen Kirche und ihre lautstarke Herrschaft über Zeit und Raum.

Was nicht unbedingt jeden, der in der Nähe einer Kirche wohnen muss, in anhaltende Begeisterung versetzte und versetzt. Im Fremdenverkehr ist es für die Beherbergungsbetriebe sicherlich nicht unbedingt umsatzfördernd, wenn die Gäste um sechs oder sieben in der Früh aus den Betten gebimbambumt werden.

Das hat einstens schon das Kabarett beschäftigt. Im Jahre 1960 gab es das Programm "Hackl vorm Kreuz" von und mit Gerhard Bronner, Helmut Qualtinger, Kurt Sobotka, Peter Wehle u.a.m.

Der Song "Der Glöckner von Notre Untam" berichtet von einem Fremdenverkehrsort namens Glockenschallerbach, wo fallweise Urlaubsgäste vor lauter Glockengeläute narrisch werden!

(zum Abspielen der mp3 wird Quick-Time-Plug-In o.ä. benötigt - die Titel des Programms "Hackl vorm Kreuz" und andere klassische österreichische Kabarettnummern können bei Preiser Records als Downloads erworben werden)