Rosenberger zur Wirksamkeit des Betens: "In dem Moment, wo es
beweisbar wäre, dass Gott durch ein Eingreifen in die natürlichen Abläufe etwas
bewirkt hat, wäre Gott nicht mehr Gott. Denn er ist von der Definition her der
Unbegreifliche, den keine Wissenschaft dingfest machen kann. Wir können nur
sagen: Ich selber glaube, dass Gott mir geholfen hat. Das ist anderen nicht
beweisbar, sondern eine ganz persönliche Überzeugung."
Seltsamerweise
steht jedoch in der Bibel, Markus 11:24: "Darum sage ich euch: Alles,
was ihr im Gebet verlangt, glaubt, dass ihr es empfangen habt, so wird es euch
zuteil werden!" Demnach müsste dann jedem Einbeinigen, der fest daran glaubt,
das Gebet bringe ihm den zweiten Fuß wieder, diesen erhalten. Seltsamerweise
ist sowas noch nie geschehen. Hat der Jesus seine Jünger angelogen?
Die
letzte OÖN-Frage lautete: Ein Atheist könnte aber sagen: Da es Gott nicht gibt,
ist beten von vornherein sinnlos.
Rosenberger: "Ein vernünftiger
und vorurteilsloser Atheist müsste eigentlich anerkennen, dass das Beten einen
Menschen menschlicher machen kann. Einem Menschen, der mit dem Gespür für das
Geheimnis des Lebens, für Glaube, Liebe, Hoffnung, Vertrauen, Zuneigung betet,
hilft das Gebet zu mehr Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität."
Nu, es gibt viel, was einen Menschen menschlicher machen kann. Z.B., dass
er sich selber hilft, statt auf Gott zu warten. Es ist bei entsprechend
schlicht strukturierten Gemütern sicherlich nicht auszuschließen, dass sie in
der tiefen Einfalt ihres Glaubens versunken tatsächlich was Gutes tun, sowas
gibt's wirklich! Aber in der Regel sind die Gläubigen ÖVP-Wähler und machen
sich darüber Sorgen, dass sie zuviel Steuern zahlen. Eine Spende fürs Kinderdorf,
fürs Rote Kreuz, die Kirchturmrenovierung und die Feuerwehr ist dann schon eine
wahre Ausgeburt an Menschlichkeit.
Ein vernünftiger und vorurteilsloser
Theologe könnte auch einmal versuchen, sich Gedanken über seinen Glauben zu
machen, über den spurenlosen Gott, über
Widersprüche, über Handlungen von diversen Christen und wie sie diese mit ihrem
Glauben in Einklang bringen. Bischof Helder Camara hat einst gesagt: "Wenn ich den Hungernden
Brot gebe, bin ich ein Heiliger. Wenn ich frage, warum sie hungern, bin ich ein Kommunist."
Ein vernünftiger und vorurteilsloser
Theologe könnte über diese Aussage nachdenken. Weil sie beschreibt intensiv
das heilige christliche Handeln.
Aber Vorsicht. Ein Theologe, der tatsächlich
versucht, vernünftig und vorurteilslos zu denken und zu handeln,
könnte recht bald Glaubensprobleme bekommen, ein Atheist braucht viel weniger
Befürchtungen zu haben, wieder gläubig zu werden ...