Der
grüne Bundesrat Efgani Dönmez nahm am 23. 1. 2012 zum "Dialogforum Islam"
Stellung, das von Integrationsstaatssekretär Kurz und Fuat Sanac, dem Präsident
der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), an diesem
Tag gestartet wurde.
Damit soll in Österreich ein institutionalisierter
Dialog mit Muslimen etabliert werden, heißt es aus dem Staatssekretariat, Efgani
Dönmez ist gänzlich anderer Meinung, er sieht dieses "Forum" als kapitalen
Fehler:
Um die Relationen wieder ins Bewusstsein zu rücken: Die Islamische
Glaubensgemeinschaft, dessen höchster Repräsentant Fuat Sanac einer international
vernetzten Gruppierung Namens Milli Görüs angehört, welche offen antisemitisch,
frauenfeindlich und nationalistisch-fundamentale Ansichten anhängt und vom deutschen
Verfassungsschutz unter Beobachtung steht, vertritt von den 518.000 MuslimInnen
in Österreich nur 27.000, welche bei der letzten Wahl der IGGiÖ überhaupt teilgenommen
haben.
(Anmerkung Atheisten-Info: Wahlberechtigt waren
nur Personen, die außer der kostenlosen Registrierung auch einen Mitgliedsbeitrag
an die IGGiÖ entrichtet hatten. Als "Muslime" haben sich insgesamt
bei der IGGiÖ um
die 125.000 Personen registrieren lassen, der Großteil der - nach ihrer Herkunft als Muslime definierten -
von Dönmez angeführten 518.000 ist
rechtlich gesehen ohne Bekenntnis, um die kümmert sich offenbar auch kein Staatssekretär
Kurz, speziell sind unter diesen Nichtregistrierten auch Massen von religiös
Uninteressierten, die dem aufgeklärten Europa am Nächsten stünden, jedoch überhaupt
keine Beachtung finden).
Staatssekretär Kurz begeht einen kapitalen Fehler, wenn er
versucht, jene Minderheit mit Ansichten aus dem vorigen Jahrhundert als die
Vertreter der Muslime in Österreich auch der Mehrheitsbevölkerung zu verkaufen.
Hier biedert er sich an jene Kräfte an, welche sich als die Vertreter der Muslime
in Österreich verkaufen lassen, die überwiegende Mehrheit der ÖsterreicherInnen
hat aber kein Interesse an einem falsch verstandenen Dialog und die aufgeklärten
MuslimInnen noch weniger. Mit der Strategie, islamische Strömungen wie jene
von Milli Görüs und deren Vertreter salonfähig zu machen, werden weder die ÖsterreicherInnen
noch die säkular eingestellten MuslimInnen eine Freude haben.
Wir werden
die ÖVP und deren PolitikerInnen immer wieder mit der doppelbödigen Politik,
welche sie betreiben, konfrontieren: So wurde auch das saudische Institut,
trotz massiver Proteste, mit federführender Unterstützung der ÖVP in Österreich
gegründet. Bei Helal-Zertifizierungen droht sich ebenfalls eine von der ÖVP
und WKO unterstützte Parallelgesellschaft und große Konkurrenz für die ansässige
Wirtschaft zu etablieren, welche auch die bestehenden politischen Machtstrukturen
Richtung Saudi Arabien verschieben wird. Im Bereich der Förderungen werden bedenkliche
Gruppierungen und Institutionen mit schweigender Mitwirkung der ÖVP finanziell
unterstützt.
Der ÖVP droht ein Fiasko, wenn sie sich weiter auf diesem
Kurs bewegt. Im Wahljahr 2013 wird ihr die Rechnung dafür präsentiert werden,
wenn sie weiterhin fundamentale Gruppierungen salonfähig macht, unter dem Deckmantel
des falsch verstandenen Dialoges.