Die größte Würgeschlange der Welt hört auf den
schönen Namen "Anakonda". So heißt auch das Manöver, mit dem die NATO in
Polen gerade beinahe die Russen besiegt. Denn die, so geht das Drehbuch
der militärischen Zusammenrottung, überfallen gerade Polen. Und der
tolle neue polnische Präsident Andrzej Duda dekliniert schnell den
Ernstfall: "Wir bereiten uns auf einen Überfall vor". Und weil der Russe
in dieser Inszenierung vor den Toren steht, haben sich die Polen
militärische Verstärkung aus Georgien und der Ukraine geholt. Diese
Länder gehören zwar nicht offiziell zur NATO, aber gegen den Russen ist
dem Westen jede noch so dumme Provokation gerade Recht
Die neue polnische Regierung würgt zur Zeit die
polnische Demokratie. Da wird ihr historischer Verdauungsprozess von
der NATO mit mehr als 30.000 Soldaten unterstützt. Deshalb fällt der
polnischen Führung auch nicht auf, dass der Beginn des Zweiten
Weltkrieges auch mit einer Überfall-Inszenierung begann: SS-Truppen
attackierten in polnischer Uniform den Sender Gleiwitz und "spielten"
Angriff auf Deutschland, um selbst mit einem Überfall auf Polen das
bekannte Inferno auszulösen.
Ähnlich geschichtsvergessen wie die polnische
Regierung sind die deutschen Begleitmedien: Wohin man auch liest oder
hört, flugs wird die Notwendigkeit der NATO-Vorbereitungen mit dem immer
noch schwelenden Ukrainekrieg erklärt. Und der ukrainische Botschafter
in Berlin, Andrij Melnyk, gießt noch Benzin ins Feuer wenn er in einem
Interview die Lösung des "frozen conflict" in seinem Land verlangt und
von der EU fordert "Mut und Härte zu zeigen". So läßt der Mann erkennen,
dass die ukrainische Regierung immer noch weit von einer friedlichen
Lösung des Konfliktes entfernt ist.
Während die NATO-Schlange noch tapfer versucht
die Russen zu schlucken, hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen der
Ukraine jüngst seine Sendungen für eine Minute unterbrochen und strahlte
während dieser Zeit die Aufnahme einer brennenden Kerze aus. War denn
schon Weihnachten? Nein, feierlich erinnerte man an den ehemaligen
Kriegsminister und Präsidenten der Ukraine Symon Wassyljowytsch
Petljura. In dessen Amtszeit – 1919 bis 1920 – wurden in Pogromen
ungefähr 50.000 ukrainische Juden umgebracht. Dass ein Staat, der
sentimental an einen Judenschlächter erinnert, im Herzen der NATO einen
Vorzugsplatz einnimmt, mag in deutschen Medien nicht berichtet werden.
In diesem schrillen NATO-Konzert möchte die
deutsche Bundesregierung gern die erste Geige spielen. Auch wenn der
Dirigent natürlich immer aus den USA kommen wird, steht doch im neuen
"Weißbuch" des Verteidigungsministeriums, dem Entwurf des
Strategiedokumentes, dass Deutschland in der Verantwortung steht, "die
globale Ordnung aktiv mitzugestalten". Bei Auslandseinsätzen der
Bundeswehr sei Deutschland deshalb bereit, innerhalb eines Bündnisses
Führungsverantwortung zu übernehmen. Bundespräsident Gauck ist kaum weg,
schon soll die von ihm erfundene neue "Deutsche Verantwortung" in einem
verbindlichen Dokument verankert werden.
Angesichts der Ukraine, die offenkundig in den
NATO-Plänen eine feste Rolle spielt, ist die im "Weißbuch" festgelegte
"Bündnissolidarität als Teil deutscher Staatsräson" eine Unvernunft der
wilden Expansions-Lüste, wie sie seit langem von der NATO ausgelebt
wird. So wird Staatsräson auf Staatsräson gestapelt: Die deutsche Räson
der israelischen Sicherheit fügt sich, scheinbar nahtlos, zum Bündnis
mit einem Land, in dem Judenmördern Feierstündchen eingerichtet werden.
Schlangen haben ein Problem: Sie können nicht
kauen. Deshalb kommen Riesenschlangen manchmal durch zu große Beute um.
Dieser gewaltige Appetit schadet dann der Schlange selbst. Wer versuchen
möchte Russland zu schlucken, wird sich einem Erstickungsanfall
aussetzen, dessen Zuckungen die ganze Welt erschüttern würden.