Obwohl es sich bei der Bundespräsidentenwahlwiederholung klar herausgestellt
hat, dass es nicht wahr ist, dass Gott der FPÖ hilft, obwohl FPÖ-Kandidat
Hofer das auf allen Wahlplakaten verkündet hatte,
macht
die FPÖ in diese Richtung weiter.
Vor Kurzem forderten ÖVP-Vertreter die Einführung der Kreuzpflicht
in steirischen Klassenzimmern. In den Bundesländern Oberösterreich,
Tirol, Vorarlberg und Salzburg gibt es bereits entsprechende Regelungen. In
der Steiermark sieht das Pflichtschulerhaltungsgesetz bisher vor, dass in jenen
Schulklassen, in denen die Mehrzahl der Schüler einem christlichen Religionsbekenntnis
angehört, ein Kreuz anzubringen ist. Leider ist es keine Seltenheit mehr,
dass es eine muslimische Mehrheit gibt. Die Freiheitlichen bringen nun auf Landesebene
einen Antrag ein, die gesetzlichen Grundlagen abzuändern, um die Anbringung
des Kreuzes auch künftig in allen steirischen Klassenzimmern und Kinderbetreuungseinrichtungen
sicherzustellen. "Das Kreuz ist nicht nur als religiöses Symbol zu
sehen, sondern vor allem auch als Ausdruck für bestimmte Traditionen und
Werteordnungen, die für die Kultur dieses Landes identitätsstiftenden
Charakter besitzen. Wir leben in einer aufgeklärten christlich-abendländisch
geprägten Gesellschaft und sollten die damit verbundenen Zeichen nicht
aus steirischen Schulen verschwinden lassen", so FPÖ-Landesparteiobmann
Mario Kunasek.
Auch im offiziellen Hoheitsabzeichen der Steiermark befindet
sich das Kreuz deutlich sichtbar an der obersten Stelle des steirischen Wappens.
Es ist schlichtweg Ausdruck einer Leitkultur, die sich im Laufe der Geschichte
auf Basis der Aufklärung, des Humanismus, christlicher und anderer Einflüsse
herausbildete und für die Identität des Landes von zentraler Bedeutung
ist. "Wir Freiheitliche treten für eine säkulare Gesellschaft,
in der Kirche und Staat unabhängig voneinander agieren, ein. Nichtsdestotrotz
müssen wir gerade in Zeiten der unkontrollierten Massenzuwanderung aus
aller Herren Länder unser christliches Wertefundament entsprechend betonen",
erklärt Kunasek.
Das Steiermärkische Pflichtschulerhaltungsgesetz
sowie das Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz könnten mit einfacher Mehrheit
abgeändert werden, womit dem Verlangen der beiden ÖVP-Vertreter Franz
Gosch und Kurt Hohensinner nach einer generellen Kreuzpflicht Rechnung getragen
werden würde. "Nachdem die ÖVP schon lange keine konservative
Politik mehr betreibt, bleibt abzuwarten, ob sie zumindest ihrer christlichen
Tradition treu bleibt. Ansonsten ist es tatsächlich so weit, dass sich
die inhaltliche Ausrichtung der Volkspartei im Machterhaltungsdrang erschöpft",
so Kunasek abschließend.
Soweit die FPÖ-Verkündigung.
Man setzt also auf eine Art christlichen Widerstand gegen muslimische
Zuwanderer, alle Kinder sollen sehen, wir leben im Christenland und nicht im
Sultanat oder so. Dass Menschen den Islam ablehnen, muss jedoch keinesfalls
etwas mit einer Hinwendung zum Christentum zu tun haben, ja ganz im Gegenteil!
Denn in langem Widerstand gegen die christliche Terrorherrschaft über
Europa ist es letztlich gelungen, dass nicht mehr die katholischen Muftis die
Gesellschaft dirigieren, sondern dass Grund- und Freiheitsrechte, inklusive
des Rechtes auf Religionsfreiheit die Existenz eines aufgeklärten säkularen
Staates anzeigen.
Jetzt gegen eine immer noch in tiefem voraufklärerischen
Zustand befindliche Religion mit einem Herrschaftszeichen einer überwundenen
Epoche Zeichen setzen zu wollen, ist eine mehr als hirnrissige Idee, einen Kreuzzug
zu starten, um den steigenden Einfluss einer gestrigen Ideologie einzudämmen,
wird nichts bewirken!
Denn einerseits werden es tatsächlich noch
praktizierende Christen als unpassend empfinden, ihr Symbol auf diese Art zu
verwenden und andererseits versucht die FPÖ wieder ihre 2009 bei den EU-Wahlen
so danebengegangene Wahlkampagne "Abendland in Christenhand" neu zu
starten: Wenn in staatlichen Bereichen wie es Schulen eben sind, überall
das christliche Herrschaftszeichen unabdingbar zu hängen hat, dann ist
das in erster Linie ein Angriff auf den Säkularismus! Mit vorgestrigen
Religionen muss man sich nicht im Wege einer vor noch nicht sehr langer Zeit
ebenso vorgestrig gewesenen anderen Religion auseinandersetzen, sondern auf
der Basis der Errungenschaften der europäischen Aufklärung und des
Säkularismus! Der Widerpart zur islamischen Welt ist nicht das Christentum,
sondern die Aufklärung, die Religionsfreiheit!
Aber das zu begreifen,
sind wohl die FPÖler zu dumm! Sie bilden sich immer noch ein, Österreich
sei voller eifrig-religiöser Katholiken und wollen deswegen erreichte partielle
Fortschritte in Sachen Trennung von Kirche und Staat zurücknehmen und den
Islamfundis als Christenfundis entgegentreten, um einen alten Christenspruch
zu verwenden, somit den Teufel mit dem Beezlebub austreiben.
Im Aussendungstext
heißt es: "Es ist schlichtweg Ausdruck einer Leitkultur, die
sich im Laufe der Geschichte auf Basis der Aufklärung, des Humanismus,
christlicher und anderer Einflüsse herausbildete und für die Identität
des Landes von zentraler Bedeutung ist."
Die Abfolge ist völlig
falsch, Aufklärung und Humanismus bildeten sich im Widerstand gegen
das christliche Herrschaftssystem heraus, für die europäische
Leitkultur hat die Christenideologie wenig Bedeutung, weil die substanziellen
Elemente in unserer Gesellschaft nicht nur keinen christlichen Hintergrund
haben, sondern gegen den Widerstand speziell der katholischen Kirche durchgesetzt
werden mussten!
Wenn es dann noch heißt, "wir Freiheitliche
treten für eine säkulare Gesellschaft, in der Kirche und Staat unabhängig
voneinander agieren, ein", dann konterkariert die FPÖ ja ihre eigene
Forderung! Im Erziehungsbereich dem islamischen Fundamentalismus tatsächlich
entgegenzutreten, bedeutet den islamischen Religionsunterricht aus den Händen
der islamischen Fundis zu nehmen!