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Archives de la Cohérie Boris Vian, PD Wikipedia - CC BY-SA 3.0
Gelesen hat meinereiner seinerzeit die Bücher von Vian erst nach
dessem frühen Herztod, denn sie erschienen damals in deutscher Sprache erst ab 1964 im
Verlag Karl Rauch, hier meine drei Lieblingsbücher von Vian:
1946
erschien sein heute bekanntestes Werk, der Roman L'Écume des jours (dt.
Der Schaum der Tage), auf deutsch hieß der Roman im Rauch-Verlag nach
der weiblichen Hauptfigur "Chloé", der Originaltitel wurde
erst in späteren Auflagen verwendet, auch in der Variante "Die Gischt
der Tage". Das Buch zählt in Frankreich zu den 100 wichtigsten
Romanen, es schildert eine surreale Liebesgeschichte. Der junge Dandy Colin
widmet sich den schönen Dingen des Lebens, wozu für ihn neben der
Liebe und exquisitem Essen die Musik von Duke Ellington gehört. Auf einem
Fest lernt er die schöne Chloé kennen - und verliebt sich unsterblich.
Ihre Hochzeit feiern sie mit einem rauschenden Fest, aber das Glück ist
nicht von Dauer. Chloé wird von einer rätselhaften Krankheit befallen:
Eine Seerose wächst in ihrer Brust. Das Große an diesem Buch ist,
dass die veränderten Lebens- und Beziehungsverhältnisse sich als Veränderungen
der Umwelt manifestieren, Gefühle, Ängste, Hoffnungen werden zu einer
surrealen Realität im Sein, meinereiner traut sich auch Jahrzehnte nach
der Lektüre des Buches zu sagen, dass diese Verschiebungen und Umkehrungen
der Wirklichkeit unglaublich faszinieren...
Das Buch wurde mehrmals verfilmt, zuletzt 2013:
Jacquemort
ist Psychiater, er fühlt sich selber leer und versucht sich daher mit den
Wünschen und Sehnsüchten von anderen zu füllen, sein Mangel an
Patienten führt dazu, dass er seine Katze psychoanalysiert - dann wird
er doch noch anderweitig gebraucht. Im Haus am Steilhang ist eine Geburt im
Gang; und kein Arzt weit und breit. Nachdem die Drillinge geboren sind, will
die Mutter erst nichts mit ihnen zu tun haben - und schon gar nichts mehr mit
dem Vater. Jacquemort wird mit diversen Aufgaben betraut; so macht er sich immer
wieder auf den Weg in das Dorf, um alles Nötige für die Kinder zu
besorgen. Dieses Dorf ist jedoch ein Kapitel für sich; Lehrlinge sind ein
Verschleißartikel, alte Leute werden auf dem Markt versteigert, Zuchthengste
gekreuzigt, weil sie Unzucht betrieben haben, Katzen können sprechen und
auch psychoanalysiert werden, und für das Schamgefühl bezahlt man
eigens einen Mann. Jacquemort, der Psychiater, versucht, zumindest einiger Seelen
habhaft zu werden, die er analysieren kann - und sich somit selber füllen.
Doch außer einer Katze findet er nur noch einen, der dazu bereit ist -
und ausgerechnet dessen Platz muss er dann auch übernehmen...
Der
Romantitel passt zu Vian, denn das Buch spielt weder im Herbst noch in Peking.
Amadis Dudu will wie jeden Morgen den Bus zum Büro nehmen, landet jedoch
unfreiwillig in der Wüste Exopotamien. Er nistet sich im einzigen Hotel
ein und plant den Bau einer Eisenbahnlinie. Seine Firma schickt Material und
Mitarbeiter: die Ingenieure Angel und Anne, deren Freundin Rochelle, Professor
Frißfrist, einen Arzt und Modellflugzeugbauer, sowie einen wenig geschätzten
Vorarbeiter. Verzwickte Beziehungen bahnen sich an: zwischen Menschen und beißenden
Stühlen, zwischen Sekretärinnen und Päderasten, Eremiten und
Negerinnen, Brimmen und Bummern. Also wieder eine verrückte, surreale Welt...
1954 verursachte Boris Vian mit dem Lied Le déserteur einen großen Skandal:
ein pazifistisches Lied, in dem er angesichts der französischen Niederlage in der Schlacht von Đin Biên Ph während des Indochinakrieges und der Teilmobilisierung der französischen Armee für den Algerienkrieg zur Fahnenflucht aufrief, womit er den Zorn der Nationalisten und der Justiz auf sich zog. Le déserteur wurde 1955 verboten.
Hier
die deutsche Version des Liedes von Zupfgeigenhansel:
Und als Abschluss Trompetenmusik von Boris Vian, "Sheikh of
Araby":