Domradio: Gott will anders gefunden werden, als wir es bisher tun,
diagnostizieren die Theologen Matthias Sellmann und Thomas Arnold. In einer
"post-christlichen" Gesellschaft müssten Christen neu lernen,
sich zurechtzufinden.
Atheistische Anmerkung: Gott kann gar nicht
gefunden werden wollen, weil dazu müsste es Götter geben! Dass heute
die Religion in vielen Gegenden nimmer von oben verordnet werden kann, dass
macht aber sicherlich die Religion anders!
Domradio: Kirche muss sich nach den Worten von Theologen vor allem
angesichts "säkularer Errungenschaften" bewähren. "Denn
wenn es seismografisch stimmt, dass Gott dabei ist, sich zu verfremden, sich
unerkennbarer macht, in die Abwesenheit geht, dann ist Säkularität
keine Großschadenslage der Religionsgeschichte, sondern der neue Weltraum,
in dem es Gott neu zu suchen gilt", schreiben Matthias Sellmann, Leiter
des Zentrums für angewandte Pastoralforschung an der Ruhr-Universität
Bochum, und Thomas Arnold, Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen,
in einem Gastbeitrag für das Internetportal katholisch.de.
Atheistische
Anmerkung: Die Säkularität wird in den entwickelten Staaten mit
gutem Sozialrecht von Jahr zu Jahr mehr zu einer allgemeinen Selbstverständlichkeit,
Götter und deren Hilfe werden im säkularen Dasein eben maximal in
Ausnahmefällen glaubensmäßig noch wirklich benötigt! Gott
verfremdet sich nicht, sondern die Leute haben sich weiterentwickelt!
Domradio: Hintergrund ist eine Tagung in Dresden am Freitag und
Samstag unter anderen mit Bischof Heinrich Timmerevers und dem Prager Soziologen
Tomas Halik. Die Veranstaltung trägt den Titel "Was und wie, wenn
ohne Gott. Geistliches Leben im Verschwinden der Gottessicherheit". Die
beiden Theologen stellen fest: "Für viele hat Gott keine Relevanz
mehr, wenn sie nach Antworten nach dem Woher und Wohin suchen. Die naturwissenschaftlichen
und technischen Erkenntnisschübe machen uns selbst immer mehr zu Schöpfern
der Welt."
Atheistische Anmerkung: Das Woher ist ja wohl
schon länger klar, individuell kommen wir mittels Geschlechtsverkehr ins
Leben und die Menschen sind das Produkt der Evolution und keine aus Lehm geformte
und behauchte göttliche Schöpfung (Gen 2,7: Da formte Gott, der Herr,
den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem.
So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.). So einen Blödsinn glauben
die Leute heute eben nimmer! Und wenn wir sterben, gehen wir nirgendwo hin,
sondern sind nichtexistent wie vor der Geburt...
Domradio: Religiosität in einer post-christlichen Gesellschaft
- Sie weisen zugleich darauf hin, dass Menschen ohne ein "aktives oder
passives Gottesleben" - etwa in Ostdeutschland - keine "Außerirdischen"
sind. "Scheinbar lässt sich ohne Gott gut und anständig leben.
Es verbietet sich, diese Menschen als schlechter zu disqualifizieren. Wer es
ernst meint mit dem Gespräch mit Religionslosen, begegnet ihnen respektvoll
und wertschätzend." Heute sei es anders, mit Gott zu leben als noch
vor wenigen Jahrzehnten. "So richtig der Synodale Weg ist, um rasch strukturelle
Defizite abzustellen, werden Christen deswegen nicht umhinkommen, sich in der
entwickelnden Kirchen- und religionsfreien Umgebung zurechtzufinden."
Atheistische
Anmerkung: Ja, das ist eine Freude, wenn Religiöse wahrnehmen, dass
man religionsfrei anständig leben kann! Aber im obigen Satz steckt die
übliche Heuchelei, denn dort steht das Wort "scheinbar", wo "anscheinend"
stehen müsste! Sich in der religionsfreien Umgebung zurechtfinden tun sich
Religionsfreie. Religiöse erleben diese Umgebung als fremdes Land!
Domradio: Gott ziehe sich offenbar zurück, schreiben Sellmann
und Arnold. Er verändere den "Modus seiner Anwesenheit" so, dass
er Menschen immer abwesender vorkomme. "Jedenfalls mit den Augen von gestern
und heute wird man ihn morgen nicht mehr erkennen. Oder anders: Ganz offenbar
will er, dass wir ihn anders suchen und anderswo finden, als wir es bisher gewohnt
sind." Die Lage werde mehr und mehr "post-christlich".
Atheistische
Anmerkung: Gott zieht sich nicht zurück, weil dazu müsste es Gott
geben. Der Modus seiner Anwesenheit war früher allgemein der Ausdruck des
Aberglaubens in einer unerklärten Welt, da donnerte der Donnergott und
der Sonnengott ritt jeden Tag über den Himmel! Das gibt's heut' nimmer!
Die Zahl der Gottsucher ist ständig am Schrumpfen, aber es schrumpft
nicht Gott hinweg, sondern der Glaube an Göttern!
Und dagegen lässt
sich nix machen! 1950 waren in Österreich noch 90 % der Einwohner Mitglieder
der katholischen Kirche, 1991 waren es 78%, 2001 73,6 %, 2011 64,3 % und 2020
waren es nur noch 54,9%, der Messbesuch am Sonntag ging von 2009 bis 2019 um
ein Viertel zurück, er liegt jetzt bei etwa zehn Prozent der Kirchenbeitragszahler,
wir wandern eben immer weiter ins postchristlich Zeitalter und unsereiner
kann sich darüber herzlich freuen!