Was sind das? Wie gewohnt weiß Wikipedia das natürlich genau: "Eine Reliquie (von lateinisch reliquiae, 'Zurückgelassenes', 'Überbleibsel') ist als Gegenstand kultischer religiöser Verehrung ein irdischer Überrest der Körper oder Körperteile von Heiligen oder ein Überbleibsel des jeweiligen persönlichen Besitzes."
Reliqien - Im Christentum waren Reliquien seit jeher ein wichtiger Bestandteil
des Glaubens. Reste wie Knochen, Blut, Öl, Schweiß, Haare, Zähne, Muttermilch
(Marias), Tücher, Federn und Eier, die Vorhaut Christi und andere Hinterlassenschaften
von göttlichen Personen bzw. Heiligen wurden als wundertätig und segensreich
angesehen. Ob sie echt sein könnten oder nicht, spielte wenig Rolle. Unter
manchen Altären in katholischen und orthodoxen Kirchen befinden sich bis heute
Knochen oder andere Leichenteile von heiligen Personen, wobei auf den Altären
die Heilige Messe gefeiert wird. Bei dieser Messe werden Fleisch und Blut eines
Gottes verspeist.
Den Gläubigen scheint gar nicht aufzufallen, wie makaber das eigentlich ist.
An die Wunderkraft solcher Reliquien glauben Christen bis heute. So wurde am
Höhepunkt der Coronapandemie das Grabtuch von Turin ausnahmsweise gezeigt.
Im Jahr 2019 pilgerten in Moskau eine Million Menschen zu einem Knochen des
Heiligen Nikolaus, der in einer Kirche im Kreml gezeigt wurde.
Reliquien wurden schon im frühen Christentum verehrt. Eine wahre Reliquienflut
kam aber mit den zurückkehrenden Kreuzfahrern aus dem Heiligen Land nach Europa.
Trotzdem konnte man so die Nachfrage nicht befriedigen und es entstanden in
Rom und anderswo Produktionsstätten für Reliquien. Reliquie in der Karmelitenkirche
Linz Reliquie in der Minoritenkirche Linz
Giovanni Boccaccio (1313-1375) nahm im Decameron in der 10. Novelle
den Glauben an Reliquien aufs Korn. Bruder Cipolla kam mit einer Feder des
Erzengels Gabriel nach Certaldo in der Toscana, um dort die einfachen und weltfremden
Bauern - Boccaccio nennt sie ausdrücklich "die Dummen" - abzukassieren.
Am nächsten Morgen sollten sich die Menschen versammeln, denn Bruder Cipolla
wollte diese Feder den Gläubigen präsentieren. Während aber Bruder Cipolla
beim Abendessen saß, schlichen sich zwei Burschen in sein Quartier und tauschten
die Feder, die eine Papageienfeder war, gegen ein paar Holzkohlen aus. Am nächsten
Morgen, als Bruder Cipolla am Höhepunkt seiner Predigt den Reliqienbehälter
öffnete, hielt er Holzkohlen in der Hand.
Weit davon entfernt, in Verlegenheit zu geraten, erklärte er die Kohlen für
die Originalkohlen, auf denen der Heilige Laurentius einst geröstet worden
war und so sein Martyrium erlitt. Gegen Entgelt zeichnete Bruder Cipolla Kreuze
mit den Kohlen auf die Kleider der Gläubigen und erzielte so reiche Einnahmen.