Im Mai 2023 veröffentlichte das King’s College London, eine der angesehensten
Hochschuleinrichtungen der Welt, die Ergebnisse der vom World Values Survey
durchgeführten Studie über
Glaube und Religion im Vereinigten Königreich. Bei den Briten ist der Glaube
an Gott und an den Himmel erheblich zurückgegangen, aber der Glaube an ein
Leben nach dem Tod und der Hölle blieb seit den 1980er Jahren praktisch unverändert.
Was ist das World Values Survey?
World Values Survey (WVS) ist ein internationales Forschungsprogramm,
das sich der wissenschaftlichen Untersuchung sozialer, politischer, wirtschaftlicher,
religiöser und kultureller Werte von Menschen auf der Welt widmet. Es wird
von
einem internationalen Forscherteam geleitet und hat seinen Hauptsitz in Stockholm.
Das WVS möchte anderen Wissenschaftlern - wie auch politischen Entscheidungsträgern
- dabei helfen, Veränderungen in den Überzeugungen, Werten und Motivationen
von Menschen auf der ganzen Welt zu verstehen. Das Hauptforschungsinstrument
des Projekts ist eine repräsentative vergleichende Sozialbefragung, die seit
1981 alle 5 Jahre weltweit in "Wellen" durchgeführt wird. Die letzte
Welle Nr. 7 lief von 2017 bis 2022 und wurde in 90 Staaten (ohne Österreich
und Schweiz) durchgeführt.
Zu den Ergebnissen der Studie im Vereinigten Königreich
Im Vereinigten Königreich (VK) konnten knapp über 3000 Erwachsene
befragt werden.
Die Daten wurden nach Region, Bildung und Alter gewichtet und mit dem Geschlecht
verknüpft, um eine landesweite Repräsentativität zu gewährleisten.
Die Auswertung der Befragung hat u. a. zu folgenden Ergebnissen geführt:
49 % der Briten sagten aus, dass sie an Gott glauben, 1981 waren es noch 75
%. Obwohl also knapp die Hälfte der Briten noch an einen Gott glauben wollen,
gaben aber deutlich weniger Briten an, dieser Gott spiele eine Rolle in ihrem
Leben (23 %). Noch weniger Menschen räumten ein, täglich zu beten (16 %) oder
wöchentlich einen Gottesdienst zu besuchen (11 %).
Es sind jüngere Menschen weniger religiös als ältere Menschen, sie neigen
aber eher dazu, an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Im Jahr 2022 gaben die
Mehrheiten der Generation Z (51 %), der Millennials (53 %) und der Generation
X (52 %) an, an ein Leben nach dem Tod zu glauben, sohin deutlich mehr als der
Anteil der Babyboomer (35 %) und der Vorkriegsgeneration (39 %). 47 % der Briten
vermuten, es gibt einen Himmel, aber nur 27 % glauben an die Hölle. 21 % deklarierten
sich ausdrücklich als Atheisten, wobei in der Generation Z mit 31 % der Prozentsatz
am höchsten war.
Bemerkenswert: 72 % der Menschen im Vereinigten Königreich meinen, dass
religiöse Autoritäten die Gesetze in einer Demokratie letztlich nicht interpretieren
sollten. Lediglich 4 % fordern ausdrücklich, dass dies der Fall sein müsse.
Und das in einem Land, wo in einer Kammer des Parlaments, im Oberhaus, aktuell
26 Erzbischöfe und Bischöfe der Church of England sitzen...