Die Bibel: Ein Gott oder zwei Götter?

Am 29. Februar 2024 wurde auf der Site jesus.de diese Frage gestellt, hier dieser Text von Pieter Lalleman mit atheistischen Anmerkungen:
Dr. Pieter Lalleman war Dozent für Neues Testament am Spurgeon’s College, London, ist nun Pastor der Knaphill Baptist Church, England, und zudem Herausgeber der Europäischen theologischen Zeitschrift.

Lallemann: Begegnet uns im Alten Testament ein anderer Gott als im Neuen Testament? Der Theologe Marcion sprach von zwei gegensätzlichen Göttern, die Apostel sahen diesen Gegensatz nicht.
Viele von uns sehen einen Gegensatz zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Das Alte Testament ist dieser Ansicht nach streng und distanziert, während das Neue Testament von der Liebe eines Gottes spricht, der uns nah ist. Ich bestreite nicht, dass es in dieser Hinsicht tatsächlich Unterschiede zwischen dem Alten und dem Neuen Testament gibt, aber es ist ein Missverständnis zu glauben, dass von einem anderen Gott die Rede ist.
Im Neuen Testament lernen wir Gott als den Vater des Herrn Jesus kennen. In Jesus offenbart sich Gott tiefer, als er es bis dahin getan hat. Johannes betont in seinem ersten Brief, dass Gott Licht und Liebe ist (1. Johannes 1,5 und 4,16), und Paulus singt sein Loblied auf die Liebe Gottes in 1. Korinther 13. In Jesus hat sich Gott so deutlich offenbart wie nie zuvor. Wer wissen will, wie Gott ist, der muss Jesus anschauen. Und doch ist der Vater von Jesus derselbe Gott, den wir im ersten Teil der Bibel kennenlernen.
Atheistische Anmerkung: Das erklärt sich alles ganz leicht! Götter gibt es keine, die Götter wurden von den Menschen schon in alten Zeiten erschaffen, weil man hatte ja noch keine Wissen über den Ursprung und die Entwicklung des Universums und der Erde, mit den Göttergeschichten versuchte man diese Fragen zu stellen und damit Universum und Welt zu erklären! Das war ein vergebliches Bemühen, weil das Universum und das Menschenleben auf unserer Erde lassen sich nur gottlos erklären!

Lallemann: Der Erste, bei dem wir das Missverständnis von zwei unterschiedlichen Göttern begegnen, ist Marcion, ein Christ aus dem zweiten Jahrhundert. Er war der Meinung, dass der Gott des Alten Testaments eifersüchtig und rachsüchtig gewesen sei, während der Gott des Neuen Testaments liebevoll sei. Er empfand auch einen starken Gegensatz zwischen den Gesetzen des Alten Bundes und dem Evangelium der Gnade.
Atheistische Anmerkung: Das waren ja nicht dieselben Leute gewesen, welche die Texte des alten und des neuen Testaments verfasst hatten, das alte Testament mit dem jüdischen Stammesgott Jehova war eben die Stammesreligion der Hebräer, weil seinerzeit gab es ja rund um die Erde eine Vielzahl von Religionen bei den Völkern! Man hatte seinerzeit zum Beispiel noch keinerlei Wissen über elektrische Spannungen und Entladungen, darum hatten etwa die alten Briten einen Donnergott namens "Thor" und die alten Germanen einen Donnergott namens "Donnar", die beide als "Thursday" und "Donnerstag" immer noch ihren Wochentag haben! Und als anno 380 im Römerreich das Christentum als Zwangsreligion für alle eingeführt wurde, blieben die Wochentage weitgehend bei ihrem Namen, im englischen Bereich ist der Mittwoch immer noch Wednesday, also der "Wotanstag", bei uns heißt er religionsfrei "Mittwoch"! Klarerweise hatte es keine Blitz- und Donnergötter und auch keinen dreifaltigen Gott in einer Person namens Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist gegeben!

Lallemann: Aussagekräftige Reihenfolge
Es trifft zu, dass im Alten Testament viel von Gottes Strenge und seiner Strafe sichtbar wird, aber das ist nie der wichtigste Aspekt. Das Alte Testament beginnt sehr positiv mit der Erschaffung einer wunderbaren Welt. Die ersten Menschen hören nicht auf Gott, aber er vernichtet sie nicht, wie ein rachsüchtiger Gott es tun würde. Stattdessen verspricht er unmittelbar darauf, dass ein Erlöser kommen wird (1. Mose 3,15). Als es danach mit den Menschen nicht gut läuft, beruft er Abram und macht ihn zum Stammvater eines neuen Volkes, dem er seine Liebe erweist. Die Reihenfolge, in der Gott handelt, ist wichtig: Zuerst formt er das Volk Israel und befreit es aus der Sklaverei in Ägypten – und danach gibt er seinem Volk seine Lebensregeln. Aus diesem Grund sind 2. Mose 20,2 und 5. Mose 5,2-3 so wichtig: Gott macht den ersten Schritt. Er beweist zuerst seine Liebe, und erst danach erwartet er von den Menschen eine positive Antwort. Die Regeln, die er gibt, sind übrigens sehr gut und hilfreich. Sie bieten den Schwachen in der Gesellschaft Sicherheit und schützen vor Diktatur und richterlicher Willkür.
Atheistische Anmerkung: Wer hat dann das Volk der Ägypter geformt? Das müsste dann wohl ein ägyptischer Gott gewesen sein! Dass es Sozialstaaten gibt, die sich um die Leute kümmern, die Hilfe brauchen, davon steht nichts in der Bibel, weil den Sozialstaat hat ja kein Gott (es gib ja schließlich keine Götter), sondern die real existierende Arbeiterbewegung erschaffen!

Lallemann: Hoher ethischer Anspruch – durchgängig
Das Neue Testament beschreibt die Gnade, die Jesus bringt, und schildert, wie wir durch den Glauben an ihn gerettet werden. Aber es ist ein Missverständnis zu denken, dass es nun keine Regeln mehr gäbe. Selbst Paulus, der doch schreibt, dass wir allein durch den Glauben gerettet werden, gibt regelmäßig Anweisungen für ein gutes Leben, zum Beispiel in Römer 12 bis 14 und Galater 5,13 bis 6,10. Jakobus widerspricht einem Missverständnis, das offenbar in seiner Zeit bereits aufkam, und sagt, dass der Glaube ohne Werke (d.h. ohne ein gutes Leben) tot ist (Jakobus 2,14-26, vor allem Vers 17). Auch Jesus selbst legt die Latte für unser Verhalten hoch, zweifellos ebenso hoch wie das Alte Testament – vor allem in den Worten, die wir die Bergpredigt nennen (Matthäus 5 bis 7). Seiner Ansicht nach können wir ebenso wenig wie im Alten Testament behaupten, dass wir Gott liebhaben, wenn wir den Armen nicht helfen und uns nicht für Gerechtigkeit einsetzen (Lukas 14,13; 18,22; vgl. auch Paulus in Galater 2,10).
Es ist ein Missverständnis, dass Gott im Neuen Testament nur als „lieb und nett“ beschrieben wird. Jesus tut das sicher nicht. Niemand in der Bibel spricht so viel über die Hölle wie Jesus, und ihm zufolge haben schlimme Sünden auch eine harte Bestrafung zur Folge (Matthäus 5,29-30; 18,6). Das Buch der Offenbarung macht deutlich, dass Gott die Bosheit „der Könige der Erde“ (6,15; 17,2; 18,3 und 19,19) streng bestrafen wird. Wir müssen unsere Vorstellung davon, was Licht und Liebe ist, kritisch unter die Lupe nehmen. Ja, Gott liebt uns Menschen und hat seinen Sohn für uns gegeben, aber er hasst das Böse. Und das Böse ist leider eine Realität, in unserer Zeit vielleicht noch deutlicher als je zuvor. Gott will und kann uns davor beschützen, aber das heißt natürlich, dass er eindeutig Stellung bezieht gegen alle, die Böses tun und zum Bösen verführen. Das sieht man schon in 2. Mose 34,6-7, einer der wichtigsten Aussagen Gottes im Alten Testament: Er ist barmherzig und gnädig, geduldig und treu, aber gegen Sünder tritt er mit aller Härte auf.
Atheistische Anmerkung: Ja, der Jesus haut die Sünder in die Hölle, bei ihm lebt ja jeder ewig im Himmel oder in der Hölle. Dass Tote tot sind, das kommt in der Bibel nicht vor, weil tote Leute brauchen ja keine Götter, die wissen ja schließlich als Tote nicht einmal, dass sie gelebt haben! Wir haben vor der Geburt nicht existiert und nach dem Tod tun wir das dann auch nimmer! Aber immerhin: wir sind gegenüber den Göttern im Vorteil, weil wenn wir leben, dann leben wir wirklich, Götter existieren nur in geheiligten Büchern und geheiligten Rednereien! Und in heutigen Zeiten werden Götter bei immer mehr Menschen unwichtig!

Lallemann: Roter Faden zwischen den Bibel-Teilen
Dass es keinen wirklichen Gegensatz gibt zwischen den beiden Teilen der Bibel, sieht man auch an den engen Verbindungen zwischen beiden. Das Alte Testament sieht das Kommen eines Erlösers voraus, und ein Höhepunkt dieses Ausblicks ist Jesaja 53. Dieses Kapitel beschreibt, wie der Knecht des Herrn aus Liebe zur Menschheit sein Leben hingibt. Umgekehrt weist das Neue Testament immer wieder darauf hin, dass das Auftreten von Jesus und der ersten Christen die Erfüllung dessen ist, was schon im Alten Testament versprochen wurde. Gott macht einen neuen Anfang, aber er ist noch derselbe Gott. Genau das bekennt Maria in ihrem Loblied über ihn in Lukas 1,46-55.
In Christus hat Gott auf neue Weise gehandelt, wir lernen ihn also besser kennen – aber er ist derselbe Gott. Die Menschen in der Bibel – Jesus, Paulus, Johannes, Jakobus – sehen nicht diesen Gegensatz, der Marcion so gestört hat.
Atheistische Anmerkung: Realitäten: 2022 traten 90.975 Leute in Österreich aus der katholischen Kirche aus, zehn Jahre früher waren es 54.845 gewesen, der Jesus wird von Jahr zu Jahr den Leuten wurschter, Gott gibt es nicht! 1951 waren 89% der Einwohner Österreichs katholische Kirchenmitglieder, 2022 waren es nur noch 51,9%! 2024 werden es bestimmt weniger als die Hälfte sein...

PS: Die richtige Antwort auf die Frage in der Überschrift lautet: Kein Gott