Wie erkennt man Psychopathen?

Aussendung von Peter Ripota vom 9.3.2024 - Notizen 539

Manche Frauen (und gelegentlich auch Männer) scheinen eine Neigung zu haben, sich freiwillig vom jeweiligen Partner unterdrücken zu lassen. Woher kommt das?

Der Grund:
Sie geraten an einen Psychopathen, und kommen nicht mehr los.
Aber warum?

Lassen wir erst die Wissenschaft zu Wort kommen. Ein Psychopath zeichnet sich aus durch:
Psychopathischer zwischenmenschlicher Stil bezeichnet Egoismus, Gefühllosigkeit und das erbarmungslose Ausnutzen anderer. Menschen mit diesem Charakterzug zeichnen sich durch ein oberflächliches Gefühlsleben, oberflächlichen Charme, Manipulationsfähigkeit und einen Mangel an Einfühlungsvermögen aus.
Psychopathischer Lebensstil zeigt eine Tendenz zu einem chronisch instabilen, unsozialen und sozial abweichenden Lebensstil. Andere Elemente dieses Stils sind Sensationsgier, Verantwortungslosigkeit, die Unfähigkeit, einen normalen Job zu haben und/oder die Unfähigkeit, nicht-funktionale Beziehungen zu pflegen.
Offenkundige antisoziale Merkmale umfassen reaktive Wut, Kriminalität und mangelnde Impulskontrolle. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die in dieser Dimension hoch bewertet werden, sich bessern werden, ist gering.
Das hilft wenig im Alltag. Wie kann man/frau am besten erkennen, ob ein Psychopath vor einem steht? Hier sind einige Punkte, die auffallen sollten ("er" kann auch durch "sie" ersetzt werden):
1. Er ist sehr charmant und sehr selbstbewusst.
2. Er sieht dich an, als wärst du die einzige Person auf der Welt, die es wert ist, angeschaut zu werden. Er gibt dir das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.
3. Er möchte dich von etwas überzeugen, das seiner Meinung nach das Wichtigste auf der Welt ist, und er ist in seinen Bemühungen sehr beharrlich.
4 Wenn er meint, eine Sache (eine Kleinigkeit) steht ihm zu, du sie ihm aber verweigerst, wird er ausrasten, bis zur Gewalttätigkeit, und das kann gefährlich werden.
5. Er tut das, was alle Sektenführer machen: Er isoliert dich. Erst merkst du nichts, ganz langsam vereinsamst du sozial, bis du sogar den Kontakt zu Familienangehörigen abbrichst.
6. Alles, was er will – und braucht – ist Macht über dich. Er kennt also genau jeden Fehler und jede Schwäche von dir und ist ein Meister darin, dir Scham- und Schuldgefühle zu vermitteln.
7. Er ist sich niemals irgendeiner Schuld bewusst. Schuld an allem sind immer die anderen.
Möglicherweise ist er sogar ein sehr erfolgreicher Mensch!

In dem spannenden Buch "Bad Boys: Wie man sie erkennt, wie man sie liebt und wie man sie wieder loswird" beschäftigen sich die beiden Autorinnen Carole Lieberman und Lisa Collier Cool mit zwölf Männertypen, die von manchen Frauen offenbar besonders geliebt oder gar begehrt werden, was ihnen aber nicht besonders gut tut.
Der harmloseste davon ist das Muttersöhnchen, der gefährlichste ein Serienmörder. Wie wir wissen, bekommen letztere im Gefängnis oft Heiratsanträge von Frauen, die sie gar nicht kennen (ihre Taten aber schon). Bestes Beispiel:
der Serienmörder und Pseudosektenführer
Charles Manson.
Zudem gibt es ein Phänomen, das vielleicht manchem schon aufgefallen ist und das eine der beiden Autorinnen aus eigener Erfahrung bestätigt: Selbstbewusste, intelligente, attraktive Frauen ordnen sich irgendeinem dahergelaufenen Machotypen unter, lassen sich von ihm demütigen, bedienen ihn, versorgen ihn, behaupten: Sie lieben ihn. Und er sie. Was für eine Art von Liebe ist das? Die Autorinnen fragen zu Recht:
"Warum sollte sich jemand mit einem solchen Fanatiker abgeben, der die absolute Kontrolle ausüben will? Es ist fast paradox, dass viele Frauen, die am Arbeitsplatz nie eine Benachteiligung auf Grund ihres Geschlechts tolerieren würden, in einer Beziehung oft bereitwillig zulassen, dass der Mann die Oberhand behält. Und was in diesem postfeministischen Zeitalter noch mehr überrascht: Viele Frauen glauben tatsächlich, ihr Partner sei nicht gebieterisch genug!"
Das erzählte mir auch eine gute Bekannte, deren Partner ein wirkliches Ekel war (was nicht nur ich so empfand). Als ich sie mal fragte, was sie denn an ihm fände, erklärte sie mir: Er sagt mir, wo's lang geht.
In einem TV-Bericht über dieses Thema erzählt eine junge Frau, wie ihr psychopathischer Partner sie langsam fertig macht, mit all den Mitteln, die oben beschrieben wurden, bis hin zur Gewalttätigkeit. Die Frau war durchaus attraktiv. Mehr noch: Um sich vor den bösen Männern zu schützen, machte sie Selbstverteidigungskurse. Geholfen hat's ihr nicht - sie unterwarf sich ihm und merkte gar nicht, was los ist. Als ihr Bruder, entsetzt von ihrem Zustand, ihr dringend riet, sich von dem Typen zu trennen, da tat sie das, was eine attraktive, selbstbewusste, verteidigungsfähige Frau in einer solchen Situation eben tut: Sie brach den Kontakt zu ihrem Bruder ab. Zum Bruder; nicht etwa zum Psychopathen!
In der Tangoszene begegneten wir zwei offenbar psychopathischen Typen, einem Mann und einer Frau. Tests haben wir keine gemacht, das Verhalten aber stießt uns sofort höchst seltsam auf. Der Mann machte auf einer Tangoveranstaltung Musik, abwechselnd mit uns. Als der Veranstalter uns für einen Abend ein paar Euro mehr gab (weil wir länger geblieben waren) und der andere das erfuhr, rastete er aus. Das stehe uns nicht zu, er müsse genauso viel, jetzt gehen wir gemeinsam zum Boss, unverschämt, nicht akzeptabel, das wird Folgen haben. Wochenlang ließ er nicht locker.
Die Frau, die wir auf einer Tangotanzveranstaltung öfter sahen und beobachteten (den ganzen Abend tanzen schaffen wir nicht mehr - bleibt nur zuschauen), himmelte ihren Partner an, tanzte nur mit ihn, ließ allerdings auch nicht zu, dass er mit anderen tanzte, wie es im Tango üblich ist. Meist saßen sie allein an einem Tisch und suchten keine Kontakte. Als er es einmal dennoch wagte, mit einer anderen Frau zu tanzen, rastete sie aus. Erst beschimpfte sie den Musikaufleger ("Dieses Stück steht nur mir und meinem Partner zu!"), dann die Dame an der Bar ("Wann kommt endlich der Kaffee?"), dann die Dame, mit der er getanzt hatte ("Unverschämtheit!).
Der große Sprachkünstler und Psychologe William Shakespeare hat das seltsame Verhalten mancher Frauen gegenüber machtgeilen Macho-Männern in seiner Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" exemplarisch dargestellt. Wer sich das Original anschaut, muss mit Schrecken zur Kenntnis nehmen: Die selbstbewusste, schöne, intelligente, schlagfertige Katharina lässt sich von dem arroganten Nichtstuer Petruccio auf eine Weise demütigen, dass man sich fragt: Wie ist so etwas möglich?
Wenn man nur vorher wüsste, wie sich ein Mensch entwickeln kann. Ob das helfen würde?

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