Manche Frauen (und gelegentlich auch Männer) scheinen eine Neigung zu haben, sich freiwillig vom jeweiligen Partner unterdrücken zu lassen. Woher kommt das?
Lassen wir erst die Wissenschaft zu Wort kommen. Ein Psychopath zeichnet
sich aus durch:
Psychopathischer zwischenmenschlicher
Stil bezeichnet Egoismus, Gefühllosigkeit und das erbarmungslose Ausnutzen
anderer. Menschen mit diesem Charakterzug zeichnen sich durch ein oberflächliches
Gefühlsleben, oberflächlichen Charme, Manipulationsfähigkeit und einen Mangel
an Einfühlungsvermögen aus.
Psychopathischer Lebensstil
zeigt eine Tendenz zu einem chronisch instabilen, unsozialen und sozial abweichenden
Lebensstil. Andere Elemente dieses Stils sind Sensationsgier, Verantwortungslosigkeit,
die Unfähigkeit, einen normalen Job zu haben und/oder die Unfähigkeit, nicht-funktionale
Beziehungen zu pflegen.
Offenkundige antisoziale Merkmale umfassen reaktive Wut, Kriminalität und mangelnde
Impulskontrolle. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die in dieser Dimension
hoch bewertet werden, sich bessern werden, ist gering.
Das hilft wenig im Alltag. Wie kann man/frau am besten erkennen, ob ein Psychopath
vor einem steht? Hier sind einige Punkte, die auffallen sollten ("er"
kann auch durch "sie" ersetzt werden):
1. Er ist sehr
charmant und sehr selbstbewusst.
2. Er sieht dich
an, als wärst du die einzige Person auf der Welt, die es wert ist, angeschaut
zu werden. Er gibt dir das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.
3. Er möchte
dich von etwas überzeugen, das seiner Meinung nach das Wichtigste auf der Welt
ist, und er ist in seinen Bemühungen sehr beharrlich.
4 Wenn er meint,
eine Sache (eine Kleinigkeit) steht ihm zu, du sie ihm aber verweigerst, wird
er ausrasten, bis zur Gewalttätigkeit, und das kann gefährlich werden.
5. Er tut das,
was alle Sektenführer machen: Er isoliert dich. Erst merkst du nichts, ganz
langsam vereinsamst du sozial, bis du sogar den Kontakt zu Familienangehörigen
abbrichst.
6. Alles, was
er will – und braucht – ist Macht über dich. Er kennt also genau jeden
Fehler und jede Schwäche von dir und ist ein Meister darin, dir Scham- und
Schuldgefühle zu vermitteln.
7. Er ist sich
niemals irgendeiner Schuld bewusst. Schuld an allem sind immer die anderen.
Möglicherweise ist er sogar ein sehr erfolgreicher Mensch!
In dem spannenden Buch "Bad Boys: Wie man sie erkennt, wie man sie liebt
und wie man sie wieder loswird" beschäftigen sich die beiden Autorinnen
Carole Lieberman und Lisa Collier Cool mit zwölf Männertypen, die von manchen
Frauen offenbar besonders geliebt oder gar begehrt werden, was ihnen aber nicht
besonders gut tut.
Der harmloseste davon ist das Muttersöhnchen, der gefährlichste ein Serienmörder.
Wie wir wissen, bekommen letztere im Gefängnis oft Heiratsanträge von Frauen,
die sie gar nicht kennen (ihre Taten aber schon). Bestes Beispiel:
der Serienmörder und Pseudosektenführer Charles
Manson.
Zudem gibt es ein Phänomen, das vielleicht manchem schon aufgefallen ist
und das eine der beiden Autorinnen aus eigener Erfahrung bestätigt: Selbstbewusste,
intelligente, attraktive Frauen ordnen sich irgendeinem dahergelaufenen Machotypen
unter, lassen sich von ihm demütigen, bedienen ihn, versorgen ihn, behaupten:
Sie lieben ihn. Und er sie. Was für eine Art von Liebe ist das? Die Autorinnen
fragen zu Recht:
"Warum sollte sich jemand mit einem solchen Fanatiker abgeben, der die
absolute Kontrolle ausüben will? Es ist fast paradox, dass viele Frauen, die
am Arbeitsplatz nie eine Benachteiligung auf Grund ihres Geschlechts tolerieren
würden, in einer Beziehung oft bereitwillig zulassen, dass der Mann die Oberhand
behält. Und was in diesem postfeministischen Zeitalter noch mehr überrascht:
Viele Frauen glauben tatsächlich, ihr Partner sei nicht gebieterisch genug!"
Das erzählte mir auch eine gute Bekannte, deren Partner ein wirkliches Ekel
war (was nicht nur ich so empfand). Als ich sie mal fragte, was sie denn an
ihm fände, erklärte sie mir: Er sagt mir, wo's lang geht.
In einem TV-Bericht über dieses Thema erzählt eine junge Frau, wie ihr psychopathischer
Partner sie langsam fertig macht, mit all den Mitteln, die oben beschrieben
wurden, bis hin zur Gewalttätigkeit. Die Frau war durchaus attraktiv. Mehr
noch: Um sich vor den bösen Männern zu schützen, machte sie Selbstverteidigungskurse.
Geholfen hat's ihr nicht - sie unterwarf sich ihm und merkte gar nicht, was
los ist. Als ihr Bruder, entsetzt von ihrem Zustand, ihr dringend riet, sich
von dem Typen zu trennen, da tat sie das, was eine attraktive, selbstbewusste,
verteidigungsfähige Frau in einer solchen Situation eben tut: Sie brach den
Kontakt zu ihrem Bruder ab. Zum Bruder; nicht etwa zum Psychopathen!
In der Tangoszene begegneten wir zwei offenbar psychopathischen Typen, einem
Mann und einer Frau. Tests haben wir keine gemacht, das Verhalten aber stießt
uns sofort höchst seltsam auf. Der Mann machte auf einer Tangoveranstaltung
Musik, abwechselnd mit uns. Als der Veranstalter uns für einen Abend ein paar
Euro mehr gab (weil wir länger geblieben waren) und der andere das erfuhr,
rastete er aus. Das stehe uns nicht zu, er müsse genauso viel, jetzt gehen
wir gemeinsam zum Boss, unverschämt, nicht akzeptabel, das wird Folgen haben.
Wochenlang ließ er nicht locker.
Die Frau, die wir auf einer Tangotanzveranstaltung öfter sahen und beobachteten
(den ganzen Abend tanzen schaffen wir nicht mehr - bleibt nur zuschauen), himmelte
ihren Partner an, tanzte nur mit ihn, ließ allerdings auch nicht zu, dass er
mit anderen tanzte, wie es im Tango üblich ist. Meist saßen sie allein an
einem Tisch und suchten keine Kontakte. Als er es einmal dennoch wagte, mit
einer anderen Frau zu tanzen, rastete sie aus. Erst beschimpfte sie den Musikaufleger
("Dieses Stück steht nur mir und meinem Partner zu!"), dann die Dame
an der Bar ("Wann kommt endlich der Kaffee?"), dann die Dame, mit
der er getanzt hatte ("Unverschämtheit!).
Der große Sprachkünstler und Psychologe William Shakespeare hat das seltsame
Verhalten mancher Frauen gegenüber machtgeilen Macho-Männern in seiner Komödie
"Der Widerspenstigen Zähmung" exemplarisch dargestellt. Wer sich
das Original anschaut, muss mit Schrecken zur Kenntnis nehmen: Die selbstbewusste,
schöne, intelligente, schlagfertige Katharina lässt sich von dem arroganten
Nichtstuer Petruccio auf eine Weise demütigen, dass man sich fragt: Wie ist
so etwas möglich?
Wenn man nur vorher wüsste, wie sich ein Mensch entwickeln kann. Ob das helfen
würde?
Ich freue mich immer über Kommentare, am besten über meine Privatadresse.