Am 26. Februar 2010 trat in Österreich eine neue Organisation von Nichtgläubigen
an die Öffentlichkeit:
Der Zentralrat
der Ex-Muslime
Nur ein Teil der etwa 400.000 in Österreich
lebenden so genannten "Muslime" sind tatsächlich im Sinne des Islams
gläubig. Eine nicht geringe Zahl müsste eigentlich zu den Konfessionsfreien
gezählt werden und sollte daher auch nicht durch die Islamlobby repräsentiert
werden. Bisher gab es in Österreich keine direkte Mitgliedererfassung für Muslime.
Muslim war man durch Geburt, eine Registrierung bei einer Glaubensgemeinschaft
war nicht vorgesehen. Seit Dezember 2009 gilt jedoch auch für Muslime, dass
sie von ihrer Glaubensgemeinschaft individuell erfasst werden (müssen).
Entsprechende
Anmeldungsformulare wurden verteilt, wieviele Menschen sich registrieren
lassen, muss abgewartet werden.
Mit der Gründung der Ex-Muslime werde
in Europa ein wichtiger Prozess in Gang gesetzt, der dahin zielt, dass die Prinzipien
der Aufklärung auch den Islam erreichen können, sagte dazu Heinz Oberhummer,
Vorsitzender des "Zentralrats der Konfessionsfreien". "Man darf
nicht vergessen, dass erst vor weniger als 400 Jahren das Licht der Aufklärung
uns alle von den althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen, Vorurteilen
und Ideologien des damaligen Christentums befreit hat.
Das hat uns in Europa
erst Demokratie, Toleranz, Freiheit und die Menschenrechte gebracht." Dass
das gegen den teilweise erbitterten Widerstand der Kirche geschah, ist allgemein
bekannt. "Auch das europäische Christentum konnte nur dank der Aufklärung
gezähmt werden. Es bedurfte schon der entschiedenen Absage des damaligen Christentums
von außen, dass auch die innerkirchlichen Reformen eine Chance hatten, sich
durchzusetzen. Mit dieser Doppelstrategie sollte es möglich sein, auch die Reformbestrebungen
im Islam selbst zu unterstützen."
Weiters sagte Oberhummer: "In
den Reihen der Ex-Muslime findet man häufig jene ganz besonderen Menschen, die
obwohl es unbequem und gefährlich ist, sich für die Prinzipien der Aufklärung
und gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzen." Sollte es Einschüchterungsversuche
geben, würden sich die Konfessionsfreien vor die Betroffenen stellen und versuchen,
öffentlichen Druck auf jene aufzubauen, die glauben, mit Angst und Drohungen
diesen Emanzipationsversuch stoppen zu können. "Das gleiche gilt auch,
wenn man versucht, die Ex-Muslime für rassistische Stimmungsmache zu vereinnahmen".
Ex-Muslime und Konfessionsfreie stimmen in folgenden Punkten überein:
In unserer Gesellschaft sollte jeder Mensch das Recht haben seine Meinung
offen sagen können und ein freies Leben führen dürfen, das nicht durch überkommene
Regeln der Religionen beschränkt ist. Das muss selbstverständlich auch für jene
gelten, die zufällig in eine islamische Familie hinein geboren werden.
Wir dürfen auf Menschenrechtsverletzungen und demagogische Hetze gegen die
Werte der Aufklärung nicht mit "falscher Toleranz" reagieren. Daher
muss man auch gläubigen Muslimen abverlangen, dass sie die Regeln der Demokratie,
Aufklärung und des Rechtsstaats akzeptieren.
Bislang wurde die Islamkritik von der rechten Szene und vom fundamentalen
Christentum vereinnahmt. Das sollte nach der Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime
nicht mehr so leicht möglich sein.