APOSTELGESCHICHTE 2010 nannte man in der Erzdiözese Wien die schon
seit längerer Zeit geplante "Missionswoche" in Wien. Im Oktober 2009
hatten um die 1.200 Geistliche und Laien sich versammelt, um diese Woche vorzubereiten,
im März 2010 tagte man abermals und formulierte als Hauptpunkt: Glaube könne
keine Privatsache sein, Glaube brauche Gemeinschaft, das authentische Lebenszeugnis
sei sowohl für die Gemeinschaft als auch für jeden einzelnen Christen entscheidend.
Was konkret heißen sollte, gläubige Katholiken sollten ihren Glauben in ihrer
Umwelt vorführen. Dazu sollten von den einzelnen Pfarren organisierte Hausbesuche
und Glaubensgespräche, Straßen- und Frühstücksaktionen, Talkrunden in Cafes,
soziale Aktivitäten für Arme und Randgruppen abgehalten werden. Eine eigene
Homepage wurde eingerichtet.Am
24. Mai begann diese Missionswoche. Ein Blick auf diese Homepage am Vormittag
des 25. Mai lässt davon nicht recht viel wahrnehmen. Auf der Homepage ist unter
"Veranstaltungen" keine einzige Veranstaltung aufzufinden, die Missionswoche
steht als Datum dort, ist aber nirgendwohin verlinkt. Unter "Material"
kann man sich eine "Missionsmappe" herunterladen. Darin werden die
o.a. Punkte (Hausbesuche etc.) aufgezählt und jeweils mit Bild und ein paar
Zeilen erläutert.
Auf der Homepage
der Erzdiözese Wien sind zwei Veranstaltungen angeführt: die Klöster machen
am 26. Mai einen Art "Tag der offenen Tür", in Laa an der Thaya wurden
am 25.5. an Pendler "Himmelsbriefe" verteilt. Um doch noch etwas mehr
Konkretes zu finden, wurden eine Reihe von Internet-Stichproben bei Wiener und
niederösterreichischen Pfarren, die zur Wiener Diözese gehören, gezogen. In
keinem Dechanat, in keiner Pfarre (außer Laa an der Thaya) wurde auch nur der
geringste Hinweis auf weitere Veranstaltungen in der "Missionswoche"
gefunden. Die bevorstehende jährlich abgeführte "Nacht der Kirchen"
wird angeführt, aber die "Apostelgeschichte 2010" fand bei den gezogenen
Stichproben keinerlei Niederschlag. Aber vielleicht werden diese Hausbesuche,
Glaubensgespräche, Straßen- und Frühstücksaktionen außerhalb von Laa an der
Thaya undercover abgehalten?
Auf der abendlichen Pfingstmesse vom
24. Mai im Stephansdom hatte Schönborn aber durchaus so gesprochen, als wäre
die Missionswoche im Laufen. Er meinte u.a. in Österreich sei zwar die Meinung
selbstverständlich, dass es "etwas Höheres geben muss". Aber zugleich
gebe es eine große Scheu, den Namen Jesu zu nennen, obwohl es in einem traditionell
christlichen Land wie Österreich so viele Hinweise auf ihn gebe, angefangen
vom Stephansdom und vielen anderen Gotteshäusern. Möglicherweise liege das Motiv
für diese Scheu darin, dass Jesus "jemand Konkreter" ist, "mit
einem Gesicht, einem Namen, jemand, der gelebt, gesprochen und zur Freundschaft
mit ihm eingeladen hat".
Halten es die meisten Pfarren für günstiger,
im Jahr der katholischen Kinderschänder eher nicht so sehr aufzufallen? Trauen
sich gläubige Katholiken nicht wirklich, "Jesus zu nennen" und z.B.
wie die Zeugen Jehovas den Nachbarn herauszuläuten und mit ihm über etwas Höheres
zu sprechen, das es angeblich geben müsse, und das Jesus heißen soll.
Am
Ende dieser Missionswoche wird man ja nachschauen können, wie erfolgreich
diese lange vorbereitete Aktion gewesen ist, wie sehr der christkatholische
Glaube in der Erzdiözese Wien Proselyten gewonnen und kirchenferne Kirchenmitglieder
wieder in die Kirchennähe geführt hat.
Wahrlich, wahrlich, ich sage
Euch, ich bin kein Prophet, aber die Erfolge dieser Missionswoche werden sich
nur mit dem Mikroskop verfolgen lassen...
PS: am 27.5. konnte die
Erzdiözese einen weiteren Missionserfolg melden: im 5. Wiener Gemeindebezirk
gab es in einer Pfarre für Passanten Kaffee und Semmeln!
PPS: am 28.5. waren
die Missionsmeldungen noch reichhaltiger! Schönborn habe vor seinem Palais
in der Rotenturmstraße gestanden und Hände von Passanten geschüttelt! Und die
Katholische Hochschulgemeinschaft verteilte am 26.5. Einladungen für
eine Veranstaltung am 27.5.!
PPPS: Im 22. Bezirk haben Pfarrfunktionäre mit
Passanten gesprochen! Sensationell wie breit diese Missionswoche abläuft!