Der
Fall Anneliese Michel liegt schon lange zurück. Die in einer streng
katholischen Familie Herangewachsene ist 23-jährig an den Folgen
zahlreicher "Teufelsaustreibungen"
gestorben, im Bild links als
junges Mädchen, rechts nach zahlreichen exorzistischen "Behandlungen"
(siehe dazu eine ausführliche Dokumentation).
Die
Eltern und der Exorzist wurden 1978 wegen fahrlässiger Tötung
durch Unterlassung von Hilfeleistung zu jeweils sechsmonatigen Bewährungsstrafen
verurteilt. Der
Exorzismus musste in unseren Breiten durch diesen Skandal zurückgenommen werden, verschwunden
ist er dennoch nicht.
Die katholische Kirche hat durch die Veränderungen
des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) auf den bis dahin wichtigen
Glaubensbestandteil über Hölle, Teufel und ewige Verdammnis im Allgemeinen verzichtet,
"Sünden fürchten" muss man sich als Katholik nimmer, weil der liebe
Jesus wird eh alle retten. Hin und wieder treten allerdings auch heute noch
Vertreter des strengkatholischen Fraktion in Erscheinung, die daran erinnern,
dass Hölle und Teufel ernst genommen werden sollten. Leute wie Beinahebischof
Wagner oder Weihbischof Laun sind nicht auf der Linie des lieben Jesus, der
eh alles gut macht. Sie sehen den Teufel werken und sie lassen die Gläubigen
wissen, dass es im Jenseits nicht nur den Himmel, sondern auch die Hölle gibt.
Und
der Teufel ist keine Allegorie, er ist leibhaftig. Kann also auf Erden herumrennen
und fallweise Menschen in Besitz nehmen, die sind dann vom Teufel besessen.
Diese Besessenen leiden vielleicht darunter - wie die oben erwähnte Anneliese
Michel - oder sie arbeiten für den Teufel. Zum Beispiel in einer Klinik für
Schwangerschaftsabbrüche. Weil es muss der Teufel dahinter stecken, wenn Frauen
eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen lassen.
2008 hat man daher versucht,
den Teufel aus der Klinik Gynmed auszutreiben, wie auf einem Videoclip
des strengkatholischen Gloria-TV zu sehen ist.
Geholfen hat die Teufelsbeschwörung offenbar nichts, es sind keine Teufel und
Dämonen aus dem Klinikgebäude ausgefahren und die Firma gibt es immer noch.
Vermutlich fehlen den Priestern heute einfach die entsprechenden Fertigkeiten.
Im Mai 2008 schrieb die deutsche Welt: "Der Exorzismus gilt in der katholischen
Kirche als heiliges Zeichen. Die Kirche beruft sich dabei auf die in der Bibel
geschilderten Dämonenaustreibungen Jesu. Der "Große Exorzismus" wurde
1614 im Auftrag des Trienter Konzils als liturgisches Buch herausgegeben. Unter
Papst Benedikt XVI. und seinem Vorgänger Johannes Paul II. wurden und werden
Exorzisten ausgebildet. Angaben zufolge will Papst Benedikt XVI. 3000 neue Exorzisten
ausbilden lassen."
Wieso hört man nichts vom Wirken dieser 3000 Exorzisten? Der Teufel kann
sich ungehindert austoben, befällt die Geschlechtsorgane von Priestern und zwingt
die geistlichen Herren zu teuflischen Taten, die teuflischen Massenmedien fallen
auf teuflische Weise über die katholische Kirche her und der Teufel und seine
Dämonen treiben Kirchenmitglieder zum Kirchenaustritt.
Und niemand sagt den armen Menschen, dass ohne die alleinseligmachende römisch-katholische
Kirche die Erlösung nicht möglich ist! Sogar in den Briefen, die von den Bischofsbüros
an die Austreter geschrieben werden, werden nur irdische Austrittsfolgen erwähnt,
die religiöse Hauptfolge, der Verlust der "Ewigen Seligkeit", findet
keine Erwähnung. Sitzt der teuflische böse Feind schon in den Bischofspalais?
Bischofsbrief:
keinerlei Jenseitsstrafen für Kirchenaustritt!
Papst Paul VI. hat den Teufel noch genau gekannt, er sagte 1972: "Die
Taufe ist der erste Akt, die Vorsehung des Herrn, mit dem er diesen tödlichen
Feind entfernt, Satan, der der Feind des Menschen ist. Warum? Weil er, seit
dem Fall Adams beim ersten Ursprung des Menschen, die Hauptperson ist; der Teufel
erwarb eine gewisse Herrschaft über den Menschen, von der uns nur Christus befreien
kann. Und das ist Geschichte, die noch immer andauert, denn die Erbsünde ist
ein Erbe, dass sich nicht durch Schuld oder zufällig verbreitet, sondern durch
Zeugung. Die Geborenen stehen zunächst wohl eher unter der Herrschaft des Teufels
als unter der Herrschaft Gottes. Die Taufe kauft uns aus dieser Sklaverei los
und macht uns frei und zu Gotteskindern. Somit ist der Teufel der Feind Nummer
eins."
Auch heute wissen Fachleute noch um die Teufelsgefahr, wie eiin Bericht aus dem Jahre 2008 in Spiegel-TV
zeigt:
Der römische Pauliner-Pater, Gabriele Amorth spricht von einer
Zunahme der Besessenen, er weiß alles darüber: "Wir
Exorzisten, die wir den Bösen bekämpfen, sind nur wenige, um dem Satan entgegenzutreten
genügt Weihwasser und ein Kruzifix, aber um ihn endgültig zu besiegen, kann
es 14 Jahre dauern. (..) Von 1986 bis heute, haben sich 12.000 Personen an mich
gewandt."
Wie erkennt man Besessenheit? "Die Hauptschwierigkeit besteht darin,
ein dämonisches von einem psychischen Leiden zu unterscheiden. Hier müsste man
weit ausholen. In einigen Fällen kann beides im Spiel sein. Das bedeutet, dass
die Person sowohl den Exorzisten als auch den Psychiater braucht. Vereinfachend
können wir sagen, dass das einleuchtendste Symptom der Besessenheit die Abneigung
gegen das Heilige ist. Wenn eine Person, obwohl sie es möchte, nicht zur HI.
Messe gehen kann, wenn jemand auf heilige Bilder aggressiv reagiert, dann sind
das erste Hinweise. Man kann eine Person auch testen, indem man ihr, ohne dass
sie es weiß, einen Kaffee oder eine Suppe mit exorziertem Wasser zubereitet.
Wenn die Person aufspringt oder die Speise ablehnt, besteht Verdacht auf Besessenheit.
Oder man bereitet den Salat mit exorziertem Salz oder exorziertem Öl und prüft,
ob die Person ausfällig wird und das Essen ablehnt. Ein anderer Hinweis kann
eine medizinisch nicht diagnostizierbare Krankheit sein. Es kommt vor, dass
bei einer Person nicht einmal der unmittelbare Effekt eines Medikamentes eintritt.
Man versucht z.B. einen Kranken mit hohen Dosen von Schlaftabletten zu beruhigen,
ohne dass sich bei ihm eine Wirkung zeigt. Auch die Tatsache, dass jemand an
einer spiritistischen Sitzungen etc. teilgenommen hat, muss sehr ernst genommen
werden. Um die Besessenheit einer Person zu erkennen, ist Verschiedenes zu berücksichtigen.
Letztlich kann aber nur der Exorzismus eine eindeutige Diagnose liefern. Deshalb
ist es wichtig, die Reaktion einer Person während und nach dem Exorzismus zu
beobachten. Der Exorzismus kann nach einigen Tagen gewalttätige Reaktionen,
Augenrollen oder Trancezustände auslösen. Oder es kann einer Person für einen
Tag schlecht gehen und anschließend wieder gut, bis das Übel nach einigen Tagen
erneut eintritt. Um eine mögliche Einbildung auszuschalten, ist es wichtig,
die Verhaltensweisen des Bedrängten während einer Reihe von Exorzismen aufzuzeichnen.
Erst dann kann festgestellt werden, ob eine Besessenheit tatsächlich vorliegt
oder nicht."
Exorzismus-Beschwörungsformel: "Im Namen Jesu
Christi, unseres Gottes und Herren, und durch die Fürsprache der unbefleckten
Jungfrau und Gottesmutter Maria, des heiligen Erzengels Michael, der heiligen
Apostel Petrus und Paulus und aller Heiligen, und gestützt auf die heilige
Gewalt unseres Amtes, gehen wir voll Zuversicht daran, die arglistigen
teuflischen Angriffe abzuwehren."
Trotzdem
hört man wenig vom Exorzismus, in der deutschen Zeitschrift "Skeptiker"
wurde allerdings im Februar 2010 berichtet: "Auch im 21. Jahrhundert wirken noch Exorzisten
in Deutschland, obwohl seit dem Tod von Anneliese Michel im Jahr 1976 behauptet
wird, das Phänomen komme nicht mehr vor. Exorzisten bieten ihre Dienste in der
katholischen Kirche ebenso an wie in freikirchlichen oder evangelikalen Gemeinden
oder auch in der esoterischen Szene mit freiberuflichen Heilerinnen und Heilern.
Nach dem Muster von Angebot und Nachfrage treffen sich dabei die Interessen.
(..) In Deutschland finden, rein statistisch gesehen, etwa vier bis fünf Exorzismen
pro Tag statt. In den Reihen der katholischen Kirche kann man von etwa einer
Teufelsaustreibung pro Tag ausgehen. (..) Es scheint einen organisierten Kreis
von Eingeweihten zu geben, denn unter der Hand werden Namen und Telefonnummern
von geeigneten Priestern weitergereicht."
Wie schaut es in Österreich
aus?
Msgr. Dr. Larry Hogan, Professor für Altes Testament am Internationalen Theologischen
Institut Gaming, ist seit Februar 2001 der von Kardinal Christoph Schönborn
offiziell beauftragte Exorzist der Erzdiözese Wien. Er führt nach eigenen Angaben
in seiner Diözese jährlich rund 50 große Exorzismen durch. Sonst ist in Österreich
nur noch Christian Sieberer, Pfarrer in Wien-Penzing, als Exorzismusfachmann
bekannt.
Die Welt ist schlecht. Der katholischen Kirche geht es schlecht. Vermutlich,
weil es zuwenig Exorzismus gibt. Es ist erschütternd, dass man sich als
Atheist dafür einsetzen muss, der kirchlichen Lehre über das Böse in der Welt
wieder den rechten Platz zu geben. Aber sonst kümmert sich ja keiner drum! Und
auf einmal hat dann der Teufel alle geholt und dann sitzen sie in der Hölle
und müssen heulen und zähneknirschen. Aber die Atheisten können nix dafür! Die sind
für mehr Teufelsaustreibungen. Weil das hilft vielleicht auch bei der weiteren
Vertreibung von Kirchenmitgliedern ...